Reisebericht: Wanderreise Italien – Ligurien und Cinque Terre

21.05. – 28.05.2016, 8 Tage Wandern in der Cinque Terre in Ligurien mit Sestri Levante – Punta Manara – Levanto – Monterosso – Vernazza – Corniglia – Manarola – Riomaggiore – Insel Palmaria – San Fruttuoso – Portofino (35/43 Wanderkilometer)


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Der Küstenstreifen zwischen Genua und La Spezia bietet nicht nur für Wanderfreunde eine Herausforderung, sondern stille und verträumte Gassen und Plätze warten darauf, entdeckt zu werden.
Ein Reisebericht von
Betina Marinov
Betina Marinov

Ligurien für Genießer und Wanderfreunde ~ 21.05. – 28.05.2016

Reisebericht von: Betina Marinow • 31.05.2016

1. Tag: Anreise

Mit easyJet starteten wir in Berlin Schönefeld und landeten pünktlich in Pisa am frühen Nachmittag.
Italien begrüßte uns mit Sonnenschein und auf der Fahrt zum Hotel nach Sestri Levante konnten wir schon einen ersten Eindruck von der malerischen Landschaft bekommen: die Städte und Dörfer Liguriens machen Lust auf mehr... Wie sich die Dörfchen in die Landschaft einpassen und harmonisch verschmelzen, das wollten wir uns genauer ansehen.
Unser Hotel „Due Mari" liegt direkt zwischen der Stillen Bucht und der Märchenbucht - benannt nach Hans Christian Andersen, der 1832 in Sestri Levante verweilte. Jährlich wird ein Kinderliteraturpreis zu Ehren des Schriftstellers verliehen.
Zur Begrüßung gab es einen Welcome-Drink und Snacks auf der Terrasse.

2. Tag: Wanderung zum Hausberg Punta Manara in Sestri Levante

Nach einem ausgiebigen Frühstück starteten wir zum Grand Hotel dei „ Castelli". Auf dieser schmalen Landzunge wurde 1145 begonnen, eine Zitadelle zu errichten. Diese wurde im Laufe der Jahrzehnte ständig ausgebaut und erweitert. Im Park um das Grand Hotel dei „ Castelli" steht der Marconi-Turm, auf dem Marconi erste Versuche mit der Kurzwellenübertragung durchführte. 1909 erhielt er zusammen mit dem deutschen Physiker Ferdinand Braun den Nobelpreis für Physik.
Anschließend unternahmen wir einen Stadtrundgang, beginnend an der Baia delle Favole „Märchenbucht". Dort sahen wir ein altes Segelschiff am Fischerstrand, mit dem Anfang des 19. Jh. der abgebaute Schiefer per Schiff bis nach Sardinien transportiert wurde. Damals war der Schiefer ein wichtiges Exportgut. Heute ist es der Tourismus, der die Region belebt.
Die Fußgängerzone ist gesäumt von prächtigen Palästen, z.B. die „Villa Balbi", das Rathaus auf dem Platz „Matteotti" und das Gebäude von Don Luigi.
Unser Wanderweg führte uns nach einer Stunde zum Aussichtspunkt Punta Manara. Dort genossen wir in fröhlicher Runde einen Limoncello. Der Ausblick auf die zerklüftete Küste und das azurblaue Mittelmeer mit der Landzunge war beeindruckend. Ein herrlicher Küstenweg ließ uns die Mittelmeer - Maccia besser kennen lernen und so manche kleine Eidechse sonnte sich auf den Kalksteinen. Der gelbe Ginster, Pechsamenstrauch, rote Spornblume und die weiß blühende Baumheide waren unsere Wegbegleiter.

3. Tag: Wanderung von Levanto nach Monterosso

In Levanto (Einwohner 5.600) unternahmen wir erst einen Rundgang und durchquerten die „Via Garibaldi". Vorbei an dem alten Marktplatz erreichten wir die schöne Kirche „S. Andrea" XIII aus dem 13.Jh. Elegant sieht die Kirche von außen und innen aus, mit dem Streifenmuster von weißem Marmor und grünem Serpentin ein gutes Beispiel der ligurischen Gotik. Eine elegante Rosette aus weißem Marmor schmückt das Eingangsportal.
Hier begann schließlich der Wanderweg nach Monterosso. Über Stufen und einen gut ausgebauten Weg bahnten wir uns den Weg nach oben. Die Vegetation ist äußerst abwechslungsreich: Baumheide, Erdbeerbäume, Feigenbäume, Lorbeer, Terpetinpistazie und vieles mehr entdeckten wir. Der weitere Weg führte durch alten Steineichenwald bis wir schließlich hoch über dem Meer entlang liefen mit einem wunderbaren Blick auf die Küste! Wir genossen die wärmenden Sonnenstrahlen und wanderten weiter zur Ruine Sant'Antonio. Damit war der höchste Punkt unserer Tour erreicht: Punta Mesco 319 m.
Der Abstieg war beschwerlich, da die Stufen teilweise hoch und uneben waren. Durch die herrliche Vegetation und die Ausblicke wurde unsere Mühe belohnt. In Monterosso hatten wir Zeit für die obligatorische Tasse Cappuccino.

4. Tag: Freier Tag: Fahrt nach Portovenere

Mit dem Zug ging es nach La Spezia und weiter per Bus nach Portovenere.
Allein schon die Hafeneinfahrt von Portovenere ist überwältigend. In römischen Zeiten „Portus veneris" - Hafen der Venus - genannt, wurde der Ort ab 1113 als genuesische Hafenfestung ausgebaut.
Auf einem Felsvorsprung erhebt sich die Kirche San Pietro, die auf den Resten eines römischen Venustempels gebaut wurde (4.-5.Jh.).
Mächtig thront das Castello „Doria" , welches im 16.Jh. zur vollendeten Burg ausgebaut wurde. Die Ausmaße der Burg sind gewaltig und somit war man immer in der Lage, den Golf von La Spezia gut zu verteidigen.
Im Schatten der gewaltigen Burgmauer schmeckte unser Picknick besonders gut und der Ausblick auf La Palmira war fantastisch.
Portovenere wurde in das Verzeichnis der UNESCO Weltschätze aufgenommen. Die Insel Palmira liegt verträumt in der nur 150 m breiten Meerenge und ist auch ein beliebtes Ausflugsziel.
Nach einem Stadtbummel in der Altstadt ging es per Schiff nach Monterosso und von dort per Zug nach Sestri Levante. Ein ereignisreicher Tag ging zu Ende und der Vino della Casa schmeckte noch besser.

5. Tag: Genießertag in Portofino

Da für diesen Tag Streik der Eisenbahner angesagt war, hatten wir Glück und bekamen mit Verspätung doch noch einen Zug in Richtung Genua. In Santa Margherita angekommen bestaunten wir die herrliche Strandpromenade mit ihren herrschaftlichen Häusern aus dem 17./18. Jahrhundert. Geschichtlich ist dieser Ort von großer Bedeutung, denn hier wurde im Hotel „Imperial" der „Vertrag von Rapallo" 1924 unterzeichnet. Damals gehörte Santa Margherita noch zu Rapallo.
Die Columbusstatue an der Promenade zeigte uns den Weg und wir spazierten durch einen liebevoll angelegten Park zum Palazzo Durazzo - ein Ensemble von stilvollen Villen mit einem zauberhaften Blick auf den Ort und die weite Bucht.
Der prunkvollen Barock - Kirche statteten wir einen Besuch ab. Etwas aktiv wollten wir schließlich auch am Genießertag sein und wanderten am Meer entlang bis nach Paraggi. In den Hügeln mit den gepflegten Gärten strahlt eine Villa schöner als die Andere. Zur Cappuccino Pause kehrten wir in ein hübsches Strandrestaurant in Paraggi ein und waren somit gestärkt für den weiteren Weg nach Portofino. Weit auf dem Meer erblickten wir zahlreiche Segelboote. Der mondäne Ort Portofino lag uns zu Füßen, die Häuser schmiegten sich eng an die Marina und viele Restaurants laden zum wohl teuersten Kaffee der Reise ein. Im Hafen von Portofino liegen neben zahlreichen Booten und Yachten auch kleine Fischerboote. Wir wollten hoch hinaus und spazierten durch die engen Gassen der Stadt zur kleinen Kirche. Allein schon der Ausblick auf die gesamte Hafenbucht von Portofino ist ein Erlebnis.
Zurück im Ort fuhren wir per Schiff nach Santa Margherita und von dort weiter nach Rapallo. Wir passierten die herrliche breite Strandpromenade von Rapallo und unser Weg führt wie immer zum Bahnhof. Mit Sonnenstrahlen und blauem Himmel neigte sich ein herrlicher Genießertag dem Ende entgegen. Da die Züge immer noch nicht fuhren, nahmen wir den Bus bis Sestri Levante.

6. Tag: Wanderung von Monterosso nach Vernazza

Von Sestri Levante fuhren wir mit dem Zug nach Monterosso (Einwohner 1.500) - hier startete unsere Tour nach Vernazza (Einwohner 1.080).
Per Taxi fuhren wir zur Klosteranlage Nostra Signora di Soviore. Den fantastischen Ausblick nach Monterosso nutzte auch eine Malgruppe aus England, die konzentriert an ihren Aquarellen arbeitete. Nach einer kurzen Besichtigung des Klosters startete unsere Tour. Die Aussichtspunkte entlang des Weges waren fantastisch. Nach einigen Abstiegen erreichten wir die nächste Wallfahrtskirche, Santuario - Madonna di Reggio, gegründet 1248. Unsere Picknick Pause war gesichert. Im Schatten hoher Platanen sammelten sich schnell wieder unsere Kräfte. Ein Wallfahrtsweg führte bergab nach Vernazza. Ganz malerisch lagen die farbenfrohen Häuser in der Bucht. Die Fischerboote auf der Piazza und ein Gewimmel von Menschen bot kaum ein Durchkommen. Das Castello thronte über dem Städtchen - ein Anblick wie aus einem Bilderbuch entsprungen.
Wir bummelten ein wenig durch Vernazza und kehrten in einer urigen Vinothek ein. Nach einem Aperol - Spritz war die Anstrengung wie verflogen.
Mit dem Zug ging es schließlich wieder zurück nach Sestri Levante, aber unsere Gedanken waren immer noch in den verwinkelten Gassen von Vernazza.

7. Tag: Cinque Terre – Corniglia, Manarola und Riomaggiore

Unsere erste Station mit dem Zug war Riomaggiore. (1.600 Einwohner)
Die Häuser schmiegen sich rechts und links im Tal des Rio Maior entlang bis zum alten Fischerhafen. In jahrhundertlanger Arbeit haben die Menschen eine einzigartige Kulturlandschaft mit Terrassen aus Trockenmauern geschaffen, um Wein, Zitronen und Oliven zu kultivieren. Schon im 8. Jh. wurde Riomaggiore gegründet. Seit den letzten Jahren hat der Fremdenverkehr an Bedeutung gewonnen und hat daher die Landwirtschaft und den Fischfang teilweise als Einnahmequelle ersetzt.
Da der Küstenweg gesperrt war, sind wir mit dem Zug nach Manarola gefahren.
Manarola (660 Einwohner). Diese Ortschaft zieht sich von einem Felsvorsprung bis zur Küste hin. Schmale, steingepflasterte Gassen mit steilen Treppenaufgängen prägen das Gesicht Manarolas. Von dem Bronze Denkmal „Madonna della uva" - die Weintrauben Dame, bot sich ein unverfälschter Blick auf den malerischer Ort Manarola.
Am Bahnhof beginnt auch die „Via dell'Amore", der wohl populärste Weg in Italien. Dieser Küstenweg verbindet die Orte Manarola und Riomaggiore. Diesen konnten wir nicht gehen, da er nicht passierbar war.
Weiter ging es mit dem Zug nach Vernazza.
Von dort nach Corniglia sind ca. 200 Höhenmeter zu überwinden, wobei sich der Wanderweg an unzähligen Trockenmauern entlang schlängelt. Der gut markierte Weg ist gesäumt von meterhohen Opuntien, Agaven und alten Olivenbäumen. Das schwarz-graue Schiefergestein gibt einen schönen Kontrast zu dem farbenfrohen und sattem Grün der Pflanzen. Wir passierten die typischen Trockenmauern - insgesamt sollen sie etwa 8.000 km Länge haben! Die Rebstöcke und unzählige Olivenbäume auf den mühevoll angelegten Terrassen waren unsere ständigen Begleiter. Viele Zitronenbäume warten noch auf die Ernte.
Unser letztes Ziel ist das schöne Dörfchen Corniglia (250 Einwohner), es ist der kleinste der fünf Orte und liegt als einziger ca. 100 m hoch über dem Meer.  Ein kleiner Marktplatz bildet das Zentrum von Corniglia und es kam uns gerade recht, dort in unsere wohlverdiente Pause zu gehen.
Die Kirche San Pietro oberhalb des Marktplatzes wurde schon 1334 errichtet. Die Ortschaft liegt am Rand einer mit Weinbergen bebauten Talsenke auf einem steil zum Meer abfallenden Felsvorsprung. Der Ortskern hat sich noch so unverfälscht erhalten, dass man sich in vergangene Zeiten zurückversetzt glaubt.
Ab Corniglia gingen wir die 293 Stufen hinunter zum Bahnhof und fuhren zurück nach Sestri Levante.


8. Tag: Heimreise

Leider hieß es Abschied nehmen von Ligurien und den 5 Dörfchen der Cinque Terre.
Es sind nur 16 km ligurische Küste, an der schon seit der Antike Wein angebaut wurde.
Jedoch die verwinkelten Gassen, die schmalen Wanderwege mit silbergrünen Olivenhainen und die ausgezeichneten Gaumenfreuden der ligurischen Küche werden uns noch lange in Erinnerung bleiben. Seit 1997 gehören die Cinque Terre zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Ich würde mich sehr freuen, den einen oder anderen Wanderfreund bei den nächsten Touren wieder zu treffen.
Eure Betina Marinow
Wanderführerin

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