Reisebericht: Wanderreise Italien – Ligurien und Cinque Terre

26.05. – 02.06.2024, 8 Tage Wandern in der Cinque Terre in Ligurien mit Sestri Levante – Punta Manara – Levanto – Monterosso – Vernazza – Corniglia – Manarola – Riomaggiore – Insel Palmaria – San Fruttuoso – Portofino (35/43 Wanderkilometer)


  Bildergalerie   Druckversion (PDF)   Kommentare   zur Reise
 
Horizonte erweitern und einfach mal treiben lassen...

Das konnten wir spüren in Sestri Levante und in den kleinen Dörfchen der Cinque Terre.
Ein Reisebericht von
Betina Marinov
Betina Marinov

26.05.2024 Sonntag, Anreise

Mit LH starteten wir in Dresden und landeten pünktlich in München. Dort sammelte sich unsere Gruppe und gemeinsam flogen wir nach Genua. Italien begrüßt uns mit Sonnenschein und so streiften unsere Blicke die Küste von Portofino, bevor der Landeanflug auf den Airport Genua begann. Auf der Fahrt nach Sestri Levante konnten wir schon einen ersten Eindruck von der malerischen Landschaft bekommen: die Städte und Dörfer Liguriens machen Lust auf mehr... Wie sich die Dörfchen in die Landschaft einpassen und harmonisch verschmelzen, das wollten wir uns genauer ansehen. Unser Hotel „Due Mari" lag direkt an der Stillen Bucht. Den Nachmittag nutzten wir für einen Spaziergang an der Strandpromenade und ein erstes italienisches Eis wurde probiert. Die Fußgängerzone war gesäumt von prächtigen Palästen, z.B. die „Villa Balbi", das Rathaus auf dem Platz „Matteotti" und das Gebäude von Don Luigi (Restaurant), um nur einige zu nennen.

27.05.2024 Montag, Wanderung von Sestri Levante zum Punta Manara

Nach einem ausgiebigen Frühstück starten wir den Stadtrundgang an der Märchenbucht. Den Namen erhielt sie durch Hans Christian Anderson (1805 -1875) der einige Monate in Sestri Levante verweilte. Jährlich wird ein Kinderliteraturpreis, der “ Premio Andersen“ verliehen. Kinder aus ganz Italien schicken ihre selbst geschriebenen Märchen nach Sestri Levante und werden dort bewertet. Weiter ging es zum Fischerstrand in die stille Bucht. Die Kirche Cappuccini befindet sich oberhalb der Bucht mit einem fantastischen Blick auf Portobello. Unser Wanderweg führte uns nach einer Stunde zum Aussichtspunkt Punta Manara. Der Ausblick auf die zerklüftete Küste und das azurblaue Mittelmeer mit der Landzunge war beeindruckend. Ein herrlicher Küstenweg ließ uns die Mittelmeer - Maccia besser kennen lernen und so manche kleine Eidechse sonnte sich auf den Kalksteinen. Der Pechsamenstrauch duftete, die Baumheide, Erdbeerbaum und die Pinien waren unsere ständigen Wegbegleiter.

28.05.2024 Dienstag, Wanderung Levanto – Punta Mesco – Monterosso

In Levanto (Einwohner 5.600) unternahmen wir erst einen Rundgang und durchqueren die „Via Garibaldi". Vorbei an dem alten Marktplatz erreichten wir die schöne Kirche „S. Andrea" XIII aus dem 13.Jh. Elegant sah die Kirche von außen und innen aus, mit dem Streifenmuster von weißem Marmor und grünem Serpentin, ein gutes Beispiel der ligurischen Gotik. Eine elegante Rosette aus weißem Marmor schmückt das Eingangsportal. Dort begann unser Wanderweg stetig bergauf nach Monterosso. Über Stufen und einen gut ausgebauten Pfad bahnten wir uns den Weg nach oben. Die Vegetation ist äußerst abwechslungsreich: Baumheide, Erdbeerbäume, Feigenbäume, Lorbeer, Terpentinpistazie und vieles mehr entdecken wir. Der weitere Weg führt durch alten Steineichenwald bis wir schließlich hoch über dem Meer entlang liefen mit einem wunderbaren Blick auf die Küste! Die Tour war anstrengend bis zum höchsten Punkt: Punta Mesco 319 m. Die Belohnung war der fantastische Blick auf Monterosso und die weiteren Dörfchen der Cinque Terre. Unsere Picknick Pause an der Ruine Sant'Antonio tat allen gut. Beim Abstieg, da die Stufen teilweise hoch und uneben waren, mussten wir schon sehr aufpassen. Durch die herrliche Vegetation und die Ausblicke fiel uns der Abstieg nicht so schwer. In Monterosso hatten wir Zeit für unseren Mittagsimbiss, den wir direkt am Strand genießen konnten.

29.05.2024 Mittwoch, Wanderung Monterosso – Vernazza

Von Sestri Levante fuhren wir mit dem Zug nach Monterosso (Einwohner 1.500) - hier startet unsere Tour nach Vernazza (Einwohner 1.080). Nach einem kurzen Bummel durch die Altstadt schlängelte sich der Weg stetig bergauf mit Blick auf das Meer. Es sind alte Pass Wege, die die Dörfchen miteinander verbinden. Die Aussichtspunkte entlang des Weges waren fantastisch. Wir durchquerten einen weiteren Anstieg bis ganz malerisch die farbenfrohen Häuser in der Bucht zu erkennen waren. Der Abstieg durch die Häuserfront von Vernazza, mit seinen unzählig schmalen Gässchen, bereitete uns keine Schwierigkeiten. So facettenreich wie die Piazza mit den Fischerbooten auch war, das Gewimmel von Menschen bot kaum ein Durchkommen. Das Castello thronte über dem Städtchen - ein Anblick wie aus einem Bilderbuch entsprungen. Wir bummelten ein wenig durch Vernazza, der alte Charme war deutlich zu spüren. Beim Rundgang durch das Dörfchen waren die unzähligen Weinstöcke nicht zu übersehen, die sich sanft ins Tal hinab schlängelten. In mühevoller Handarbeit wurden die Trockenmauern erhalten, die der Erosion jahraus - jahrein standhalten müssen. Im Anschluss fuhren wir nach Sestri Levante zurück, aber unsere Gedanken waren immer noch in schmalen Gassen von Vernazza.

30.05.2024 Donnerstag, Vernazza – Corniglia – Manarola

Von Sestri Levante aus fuhren wir mit dem Zug nach Vernazza - hier startete unsere Tour nach Corniglia. (Einwohner 245). Durch akkurat angelegte Weinstöcke schlängelte sich der Weg stetig bergauf mit Blick auf das azurblaue Meer. Es sind alte Pass Wege, die die Dörfchen miteinander verbinden. Die Aussichtspunkte entlang des Weges waren fantastisch. Nach ca. 1 Std. erfreuten wir uns am Anblick von den vielen ineinander geschachtelten Häuser und die Anstrengung war wie verflogen. Wir durchquerten einen weiteren Anstieg bis ganz malerisch die farbenfrohen Häuser auf dem kleinen Plateau zu erkennen waren. Auf der Aussichtsterrasse von Corniglia schweifte unser Blick bis Monterosso in westlicher und nach Manarola in östliche Richtung. Ein wenig schlenderten wir durch die Gassen von Corniglia, die wahrhaftig ihren alten Charme bewahrt haben. Die 234 Stufen abwärts zum Bahnhof meisterten wir in Windeseile, denn wir wollten den nächsten Zug nach Manarola nicht verpassen. Da es regnete, konnten wir den Wanderweg über Volastra nicht nehmen. In Manarola angekommen ließ der Regen nicht nach, so dass uns nur ein trüber Blick über das brausende Meer blieb. Im Anschluss fuhren wir nach Sestri Levante zurück, um den Tag in Ruhe ausklingen zu lassen.

31.05.2024 Freitag, La Spezia – Portovenere – Wanderung auf der Insel Palmaria

Mit dem Zug ging es nach La Spezia und weiter per Fähre nach Portovenere. Allein schon die Hafeneinfahrt von Portovenere war überwältigend. In römischen Zeiten „Portus veneris" - Hafen der Venus - genannt, wurde der Ort ab 1113 als genuesische Hafenfestung ausgebaut. Auf einem Felsvorsprung erhebt sich die Kirche San Pietro, die auf den Resten eines römischen Venustempels errichtet wurde (4.-5.Jh.). Mächtig thront das Castello „Doria", welches im 16.Jh. zur vollendeten Burg ausgebaut wurde. Die Ausmaße der Burg sind gewaltig und somit war man immer in der Lage, den Golf von La Spezia gut zu verteidigen. Portovenere wurde in das Verzeichnis der UNESCO Weltschätze aufgenommen. Die Insel Palmaria liegt verträumt in der nur 150 m breiten Meerenge und ist auch ein beliebtes Ausflugsziel. Mit dem Wassertaxi erreichten wir in wenigen Minuten unser Wanderziel. Die einstige militärische Funktion wurde schnell deutlich, da bis in den 90iger Jahren diese Insel militärisches Sperrgebiet war. Jetzt wird sie durch Wanderer erobert und es geht recht beschaulich zu. Unser Rundweg zum Leuchtturm war schon etwas anstrengend, da wir auf diesem Anstieg keinen Schatten hatten. Aber unsere Mühe wurde belohnt, der Picknick Platz lag im Schatten und freilaufende Ziegen gesellte sich zu uns. Die Insel Palmaria, sowie die Insel Tino sind begehrte Brutgebiete der Meeresvögel. Der Abstieg zu unserem Ausgangspunkt verlief ohne Anstrengung durch Laub- und Nadelwälder und überwiegend im Schatten.
Nach einer Cappuccino Pause am Strand fuhren wir per Wasser Taxi wieder nach Portovenere. Durch die schmalen Gassen von Portovenere führte der Weg zum Castello „Doria". Ein Eis oder eine kalte Erfrischung durfte nicht fehlen, bevor es mit der Fähre wieder zurück nach La Spezia ging. Von dort fuhren wir mit dem Zug nach Sestri Levante. Ein ereignisreicher Tag ging zu Ende und Portovenere wird uns noch lange in Erinnerung bleiben.

01.06.2024 Samstag, Portofino

Unser letzter Tag führte uns mit dem Zug in Richtung Genua. In Santa Margherita angekommen bestaunten wir die herrliche Strandpromenade mit ihren herrschaftlichen Häusern aus dem 17./18. Jahrhundert. Geschichtlich ist dieser Ort von großer Bedeutung, denn hier wurde im Hotel „Imperial" der „Vertrag von Rapallo" 1922 unterzeichnet. Damals gehörte Santa Margherita noch zu Rapallo. Die Columbus Statur an der Promenade weist uns den Weg zur Fähre, die uns nach San Fruttuoso brachte. Der Klosterkomplex in San Fruttuoso entstand im frühen 10. Jahrhundert und war Stammsitz der Familie Doria. Es führt keine Straße dort entlang. Lediglich die Fähren oder der Wanderweg des Monte di Portofino ermöglichen der Benediktinerabtei einen Zugang. Nach einem Rundgang durch die Abtei schenkten wir unsere Aufmerksamkeit nur noch dem stetig steigenden Wanderweg des Monte di Portofino. Eingebettet in den Golfo Paradiso blickten wir von oben auf den gewaltigen Klosterkomplex. Fast immer im Schatten schlängelten wir uns Meter um Meter hinauf im National Park von Portofino. Die herrliche Vegetation mit ihren unzähligen Grüntönen tat Geist und Seele richtig gut. So meisterten wir die 460 Höhenmeter . An einer schönen Picknickstelle war die Anstrengung schnell verflogen und wir setzten unseren Weg in Richtung Portofino fort. Später lag uns der mondäne Ort zu Füßen, die Häuser schmiegten sich eng an die Marina und viele Restaurants luden zum wohl teuersten Cappuccino der Reise ein. Im Hafen von Portofino liegen neben zahlreichen Booten und Yachten auch kleine Fischerboote. Allein schon der Ausblick auf die gesamte Hafenbucht von Portofino ist ein Erlebnis. Es waren einfach nur zu viele Menschen in dieser kleinen Bucht, die wir gar nicht richtig genießen konnten. Im Anschluss fuhren wir per Schiff nach Santa Margherita und von dort weiter nach Rapallo. Wir passieren die herrliche breite Strandpromenade von Rapallo und unser Weg führt wie immer zum Bahnhof. Mit Sonnenstrahlen und blauem Himmel neigt sich unser herrlicher Genießertag dem Ende entgegen.
Der Arrivederci Vino in der Stillen Bucht bildete den Abschluss einer wunderschönen Wanderwoche. Die Lichter spiegelten sich sanft in der Bucht und die Boote schmiegten sich im Rausch der Wellen.

02.06.2024 Sonntag, Abreise

Leider hieß es Abschied nehmen von Ligurien und den 5 Dörfchen der Cinque Terre. Am Vormittag wurden wir vom Hotel abgeholt und nach Genua gefahren. Die Cinque Terre sind nur 16 km ligurische Küste, an der schon seit der Antike Wein angebaut wurde. Jedoch werden die verwinkelten Gassen, die schmalen Wanderwege mit silbergrünen Olivenhainen und die ausgezeichneten Gaumenfreuden der ligurischen Küche uns noch lange in Erinnerung bleiben.

Seit 1997 gehören die Cinque Terre zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Ich würde mich sehr freuen, den einen oder anderen Wanderfreund bei den nächsten Touren wieder zu treffen.

Eure Betina aus Leipzig
Wanderführerin

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht