Reisebericht: Wandern auf Sardinien – zweitgrößte Insel im Mittelmeer

10.10. – 17.10.2024, 8 Tage Wanderreise auf der Insel Sardinien / Italien: Olbia – Alghero – Punta Giglio – Vulkanküste – Bosa – Gallura – Monte Limbara – Nurra – Isola Rossa – Castelsardo – sardische Auvergne (ca. 53 geführte Wanderkilometer)


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Ich höre Menschen sagen, die aus ihren Urlaubsländern zurückkehren,…
“schön war es, aber ein Zweitesmal muss ich dort nicht mehr hin, ist sowieso wieder das Gleiche….“
Aber ist es das wirklich?
Nein, ist es nicht. Oberflächlich betrachtet – ja, aber wenn man öfter an die gleichen Orte kommt, merkt man mehr und mehr, wie die Insel jemanden verändern kann.
Wenn du „reif für die Insel“ bist, wird sie sich dir öffnen, dich einladen und dir ihre Geheimnisse zeigen.
Sardegna -Terra di Amare – ein Land das dich liebt und das du lieben wirst, wenn du es betrittst.
Ein Reisebericht von
Michael Rass
Michael Rass

Der erste Eindruck

Keine Spur vom „Goldenen Oktober“ hier in Bayern, Regen in München. Wir schauten durch riesige Glaspanoramafenster hinüber zum Hangar. Stolz und mächtig, 2 riesige Vögel. Wohin wird wohl ihre Reise gehen?
Unsere war klar, nicht so weit, nur bis zum Mittelmeer.
Und trotzdem muss wohl die ein oder andere Luftstraße im Himmel gesperrt gewesen sein, oder die Ampeln auf Rot geschaltet, denn unser Kranich landete verspätet und in Folge natürlich verzögerte sich auch unser Start.
Die beste Lösung ist, wenn man sich nicht in den Geschäften im Terminal 2 tummeln wollte, eine gemütliche Einkehr zwischen den Kupferkesseln des Airbräus, der hauseigenen Brauerei, oben im 1. Stock. Urig bairischer Wirtshausflair mit zünftigen Schmankerln konnten die Wartezeit sehr verschönern.

Zwischen bairischen Schmankerln und sardischen Spezialitäten lagen nur etwa 180 Minuten.
24 Grad, leichter Wind und Sonne. Il Signore Salvatore stand bereit, diesmal mit blauem Mercedesbus und chauffierte uns über die Insel, hinein in einen goldenen Sonnenuntergang. Ein romantisches Bild, das sofort an Caspar David Friedrich erinnerte, „Das Riesengebirge“. Und hier, Sardinien im Abendschein.
Es war bereits dunkel, als wir unser Hotel erreichten. Und heute gabs etwas, was es noch nie gab, ein Social-Event unter freiem Himmel – ein sardisches Aperitifo.
Kalte und warme Gaumenfreuden, freundlich serviert mit Cannonau, dazu der Duft des Holzfeuers und der Spanferkel - genau die richtige Einstimmung für einen wunderbaren Wanderurlaub.

Sardinien ist nicht Italien

Wir sind auf Sardinien - und Sardinien ist eigen. Sardinien ist nicht Italien.
Das erste was man auf Sardinien schnell lernen sollte ist Pazienza – Geduld und
das Zweite, das nicht immer alles nach deutscher Vorschrift ablaufen muss und wird.
Wer sich damit arrangieren konnte, bekam einen wundervollen Urlaub geschenkt.

Es ist schon immer eine unbeschreibliche Stimmung am Morgen, so am Übergang von der Nacht in den Tag, wenn man hinuntergeht zum Meer und legt sich in die warmen Wellen. Über einem das Sternbild des Orion und im Osten beginnt die Dämmerung.
Das Hotel noch schlummernd, nur im rechten Flügel brannten die Lichter und die Servicemitarbeiter bereitete das Frühstück vor.

Aus organisatorischen Gründen beschlossen Carlo und ich heute mit unserer Gruppe die Nurra zu erkunden, anstatt in die Limbaraberge zu gehen. Mancher wird sich anfänglich gefragt haben warum….aber im Laufe der Woche kam das Verständnis für diese kleine Planänderung.
Man hatte ja schließlich Urlaub und nach einem mehr oder weniger langen Anreisetag, wollte man doch morgens gerne etwas länger schlafen und ausgeruht und mit vollen Kräften auf Wanderschaft gehen.
Salvatore brachte uns hinüber nach La Pedraia. Eine eher einsame Gegend mit ein paar Häusern und der kleinen Kirche, Nostra Signora di Fatima. Vor der Kirche ein riesiger Edelstahltank, gefüllt mit Trinkwasser für Wanderer und Einwohner.
Noch ein grandioser Ausblick hinunter aufs Meer und dann führte uns Carlo auf einer spannenden Wanderung hinein in die Unwegsamkeit einer unberührten Landschaft mit mannshohen Macchiagewächsen. Mastixbeeren, Wacholderbäume, Wolfsmilch, eine Wanderung hinein in die Düfte Sardiniens.
Schmale Pfade entlang steiler Hänge, umrahmt von hohen Felsen und Klippen. Unter uns das schäumende Meer mit der Cala di Punta Agliastroni.
Über uns die Gleitschirmflieger in der Sonne und die Sträucher und Bäume trotzten dem Wind und neigten sich flach die Berhänge hinauf. Eine wundervolle, wilde und überwältigende Natur - die Nurra.
Nur ein kleiner, aber faszinierendes Strand, der Strand La Frana. Nicht jeder ging den steilen Weg hinunter, aber die, die ihn gingen wurden reich belohnt. Erinnert ihr euch noch an die kleinen Kunstwerke unten am Strand. Die kleinen Bilder auf Stein gemalt, die deutsche Speisekarte und an das kleine rote Herz, das sagt…“ich hab dich lieb“?
Wandern macht hungrig und kein Wunsch war größer, als schnell irgendeine Bar zu finden, wo man den Magen beruhigen konnte.
Zum Glück war gleich in der Nähe die „Geisterstadt“ Argentiero. 10 Einwohner, aber die Bar im Zentrum hatte geöffnet. Welch ein Glück.
Soviel Zeit blieb aber allemal, dass man noch seine „heißen Füße“ im Meer erfrischen konnte.
Und wenn man schon eine Touränderung macht, dann aber richtig, denn es blieb noch genügend Zeit für einen Besuch in der spanischen Enklave Alghero. Carlo gab uns 1 Stunde Zeit, so konnte jeder auf eigene Faust die „Stadt der roten Korallen“ erkunden.
Zum Beispiel die „Kathedrale der unbefleckten Empfängnis“, oder die Kirche des Heiligen Michael - dem Schutzpatron der Stadt. Für Schleckermäuler ein Muss – ein köstliches Eis bei den Katapulten an der Bastion Marco Polo oder Christoph Columbus. Für Shopping-Queens ist Antonio Marras ein Muss.
Viele weitere kleine Geheimnisse ließen sich auf der Tour durch die engen Gassen entdecken.
Selbst die wilden Katzen von Alghero finden hier ein Zuhause und fühlen sich sichtlich wohl. Eine kleine „Katzenstadt“ am Stadtrand. Jede/r hat sein eigenes Häuschen, es gibt ein kleines Zentrum in der Mitte, eingerahmt von Felsen zum Verstecken, Spielen oder einfach nur als Schattenspender. Von irgendjemand bekommen sie täglich frisches Futter und Wasser und die Tiere haben ein Rumdum-Sorglos-Paket mit Vollpension. Auch ein Zeichen, wie lieb die Insel mit wilden Tieren umgeht. In der Stadt Alghero wird man keine streunende Katze finden

Ein Tag voller Erlebnisse

Wieder so ein schöner Sonnentag, der die Herzen erfreute, auch wenn man ein paar Minuten früher aufstehen musste, als vielleicht gewollt. Aber der kleine Abstecher hinüber zum Capo Cacca hat sich doch gelohnt, wie man aus der Reaktion in der Gruppe gemerkt hatte. Denn das Morgenlicht hat die Landschaft in eine ganz besondere Stimmung getaucht.

Belvedere, der berühmte Aussichtspunkt hinüber zur Insel La Foradada im Westen und im Osten der Blick auf die Bucht und den Naturhafen Porto Conte.
Und natürlich auf unser heutiges Wanderziel Punta Giglio.

Eine ganz entspannte und gemütliche Wanderung erwartete uns heute.
Zunächst am Meer entlang mit bizarren Gesteinsformen und kleinen Höhlen, hin zu einer Bunkeranlage aus dem 2ten Weltkrieg, bei der nie ein Kampf stattgefunden hatte. Gott sei Dank.
Es ging bergauf, vorbei an den Resten der deutschen Radarstation Freya,an blühenden blauen Rosmarinsträuchern und hinüber zur ehemaligen Kaserne, die mittlerweile völlig neu renoviert wurde. In dem ehemaligen Gebäude befindet sich heute eine moderne offene Küche und die ehemaligen Soldatenkammern sind zu wunderschönen und modernen Zimmern umgestaltet worden. Mit 7 Zimmern gilt es noch als Gasthaus, mit 8 wäre es als Hotel gelistet mit mehr Auflagen.
Nur die patriotischen Gemälde im Restaurant sind im Original zur Erinnerung an jene Zeit des Donners erhalten geblieben.
Credere-Obbedine-Combattere – Glaube-Gehorche-Kämpfe
oder Vincere i vinceremo – Gewinnen und wir werden gewinnen.
Aber wie gesagt, der Krieg war kurz auf Sardinien, nach der Bombardierung von Cagliari und Alghero gab man auf. Die Sarden sind keine großen Kämpfer. Ihr Kampf gilt dem Kampf ums Überleben in der kargen Natur.

Auf dem Rückweg konnte man noch einen Blick auf das Eingangsloch der Tropfsteinhöhle von Dasterru machen, bevor uns Carlo heute um den Gipfel Monte Rudedu „scheuchte“. Ein schöner Umweg in einer bezaubernden Landschaft, die etwas Meditatives in sich barg.
Es ist Herbst, und so man konnte die Pilze beobachten, wie sie ihren Weg durch den Waldboden bahnten. Felder von blau blühendem Rosmarin, langstielige Gänseblümchen, blühender Aronstab und natürlich Oleander, durften nicht fehlen.

Die Nuraghe Palmavera ist vielleicht nicht die Schönste, aber eine der best erhaltensten von den großen Nuraghen, wo auch einige Häuser herumgebaut wurden und so wie ein Dorf wirkte. Hier konnte man sich einen Eindruck verschaffen, wie das Volk der Nuragher einst gelebt hatten und mit ihrem Dasein die Insel prägten.

Aussicht, Wandern, Hunger, Durst…. Große Sehnsucht jetzt nach dem Weingut Leda di Ittiri, zur Wein- und Olivenölverkostung. Sardinien soll mit allen Sinnen genossen werden, damit das Geheimnis der Insel offenbar wird.
Valerija empfing uns herzlich und führte uns bei einem kleinen Rundgang durch die Weinfelder zum Olivenhain. Mit Ihrem Wissen wären wir schon fast ausgebildete Wein- und Olivenbauern geworden, wenn wir uns alles gemerkt hätten. Man merkte ihr die Liebe und ihre Begeisterung an, mit welcher Hingabe sie uns durch ihr kleines Reich führte und alle offenen Fragen beantwortete.
Ein Genuss und große Freude für den Gaumen, die köstlichen Weine dieses kleines Weingutes zu verkosten, deren Weine es nirgends zu kaufen gibt. Ebenso die besondere Machart ihrer eingelegten Oliven und das fruchtige, nach Zitronen schmeckende und leicht scharfe Olivenöl.
Bei „Annamaria“, wie das Weingut umgangssprachlich genannt wird, konnte man es durchaus länger aushalten.
Aber morgen war auch noch ein Tag und zudem Sonntag und da wollten sich einige doch noch im Supermarkt mit Wasser für die nächsten Tage eindecken.
Bevor es zum Abschluss des Tages noch ins erfrischende Meer ging, vorher also noch zum Supermarkt in Fertilia.
Zufrieden und glücklich klang der Tag aus.

Wandern zwischen den Welten

Carlo, unser Wanderführer der letzten Tage, hat uns heute verlassen und musste sich um eine Gruppe schweizer Radfahrer kümmern.
Dafür kam die quirlige Fiammetta und zeigte uns die restlichen Tage ihr Sardinien.
Und wenn wir schon beim „Verlassen“ sind, heute verließen wir auch die Region Sassari und die Nurra – die Welt der Nuraghen und traten ein in die Welt der Vulkane.
In der Region Ortisano erwartete uns die Vulkanküste mit ihren bizarre Formen aus Basalt und Trachyt.
Aber bevor wir unser Ziel erreichten, erhielten wir von Fiammetta noch eine kleinen Botanikunterricht über sardische Pflanzen und erlebten die Flüge der Gänsegeier über unseren Köpfen zur Melodie von Ennio Morricone.
Ein spezielles Wetterphänomen erlaubte uns einen seltenen Blick vom Capo Cacca bis hinunter zur Küste der Region Calgliari mit der Insel Mal di Vendre, was übersetzt „böser Wind“ bedeutet.
Ein bisschen Amore gehört auf Sardinien auch dazu, ist ja nicht weit von Italien, und so wurde unsere Gruppe Zeuge einer Hochzeit zwischen zwei „Mäusen“.

Was sich so alles tut und verändert, weiß man erst, wenn man öfter auf die Insel gekommen ist. Im April noch nicht, aber jetzt schon. Unser Zugang zum Wanderweg war mit Stacheldraht, Eisentor und Vorhängeschloss versperrt. Einen regulären Zutritt gab es nicht. Salvatore, unser Capo di Macchina, trat kurzerhand den Zaun nieder und ermöglichte uns so, den Beginn einer grandiosen Wanderung.
Zunächst ein leichter Anstieg und dann ein prachtvoller Abstieg hinunter zum Meer und hinein in eine sagenhafte „Mondlandschaft“ aus weißer Vulkanasche. Bei dem Anblick konnte man nur noch staunen und denken, „was ist der Mensch“

Der alte Sarazenenturm, Silberturm genannt, weil er in der Abendsonne silbern schimmert, hat über die Jahrhunderte Vieles erlebte und könnte uns so manche Geschichten erzählen. Schönes und Nicht-so-Schönes, doch heute saßen wir friedlich zu seinen Füßen und genossen den Ausblick aufs Meer, ohne Feinde.

Die Sonne schien, es war warm, wir schwitzten alle. Noch ein bisschen durchs Gestrüpp, vorbei an den scharfen Dornen des gelben Ginsters und da lag er vor uns …. der kleine geheime Strand von Cumpoldito. Türkisblau das Wasser und glasklar. Ich denke, mehr brauch ich dazu nicht schreiben. Jeder hat die Zeit dort auf seine Weise genossen und vielleicht gespürt, wie die Insel einen lieb haben kann.

Aus der Ferne gesehen, ein Gemälde am Felsen. Entstanden aus einer Notlage. Um den verarmten Ort wieder sichtbar und attraktiv zu machen malte man die Häuser mit bunten Farben an. Der einst reiche Ort am Fluß Temo ist heute wieder eine Attraktion und Heimat der Häkelkunst, bei der Motive der verschiedenen Kulturen verwendet werden, die einst auf Sardinien lebten.
Die Rede ist von Bosa, wo wir unser Mittag hatten und Fiammetta uns in die geheimen Winkel der Stadt führte. Wunderbare Innenhöfe, manchmal etwas kitschig gestaltet, aber immer bunt und einladend. Eine kleine verträumte Märchenwelt.

Zum Abschluss eines (ent-)spannenden Wandertages musste natürlich auch der kulinarische Sinn noch aktiviert werden. Nur Wasser trinken den ganzen Tag geht auch nicht. Bosa´s Gold – der Malvasia di Bosa, einst aus Griechenland importiert, lange gereift, goldgelb im Glas, süß im Abgang. Vanna Mazzon führte uns während der Verkostung in die Geheimnisse der Weinveredelung ein. Das spezielle Mikroklima und die salzhaltige Luft schützen den Wein vor Krankheiten und machen ihn so einzigartig und zu einer geschützten Marke.

In der Heimat des Gockels

Nach der Nurra und der Vulkanküste gings heute in den Osten der Insel. Ins Hochgebirge der Gallura. Deshalb heute wieder früher aus den Betten, denn Salvatore braucht etwa 2 Stunden bis Vallicciola.
Bei Sassari, die auf Meeresboden gebaute Stadt, verließen wir die Nurra im Westen und betraten Logudoro im Osten. Auffällig und ganz bekannt, die romanische Kirche Santissima Trinitata di Saccaragia mit ihren roten und weißen Steinen.
Unweit davon die eher unscheinbare gotische Kirche San Michele.
Korkeichenwälder entlang unseres Weges hinüber zur Gallura. Sie können bis zu 150 Jahre alt werden. Wie wir erfuhren, ist der Kork in den ersten Lebensjahren eines Baumes wertlos (Maskulin). Mit zunehmendem Alter verändert sich der Kork und wird weiblich.
Alle 10 Jahre muss er geerntet werden, erntet man nicht, wird der Kork wieder wertlos.

Kurze Pause zur Wasserversorgung und eine kleine Stärkung mit Cafe gab es noch in Tempio Pausania, bevor es endgültig hinauf nach Vallicciola auf 1063m ging.
Wunderbares Herbstwetter, einfach ein goldener Oktobertag. Die Kastanienwälder leuchteten golden. Pilze schossen aus dem Boden, sogar der kleine Bach führte diesmal Wasser und bei seiner der Überquerung half man sich gegenseitig. Der Weg war schattig mit leichtem Anstieg. Immer wieder wurden die Handys gezuckt um irgendwelche Pflanzen zu bestimmen. So entdeckte man hier die korsische Pfingstrose.
Und irgendwann lichtete sich der Wald und bizarre Granitgesteinsformen kamen zu Vorschein. Ein Zeichen, das wir dem Ziel nahe sind. Kein Gipfel, aber eine große Fläche unterhalb der Gipfel, die hier bis zu 1400m hoch sein können.
Bestens geeignet zur Rast und diesmal mit einem sagenhaften Ausblick. Das Wetter war so klar, dass man nicht nur Korsika sehen, sondern dort sogar noch die Berge im Hinterland erkennen konnte. Ebenso ein Blick an die Costa Smeralda, jenem Soceitydomizil, das in den 1960iger Jahren durch Aga Kahn aufgebaut wurde.
Unter uns das ehemalige Banditendorf Ajus, wo bis vor Kurzem noch Blutrache zwischen 2 Familien herrschte. 200 -300 Tote konnte man im Laufe der Jahrhunderte beklagen.
Gegenüber von uns der Teufelsberg. Der Sage nach soll der Mistralwind einen Ton erzeugen, der das Böse im Menschen wecken sollte. Außerdem bewegte sich während des Sturmes ein Stein mit dem Wind, der den Ton noch verstärkte.
Ob der Mistral heute noch den Ton erzeugt ist mir nicht bekannt, der Stein bewegt sich auf jedenfall nicht mehr, bedingt durch fortgeschrittene Erosion.
Und hinter uns passte "König Enzo di Svevia" auf uns auf, dass uns der Teufel nicht holte.
Zwei der zwölf künstlichen Stauseen Sardiniens sind ebenfalls zu erkennen, die als Wasserversorgung für die Städte dienen.

Spätestens jetzt konnte jeder verstehen, warum wir die Tour in den Limbarabergen nicht am ersten Tag gemacht hatten. Es lag an der Organisation des Picknicks.
Das Naturhotel Vallicciola, mitten im Wald, verwöhnte unsere Mägen mit sardischem Käse, Wurst, Salami, Weiß- und Rotwein, und der echten gallurischen Spezialität - Mazzafrissa, eine mit Mehl gekochte Sahne, das man am besten mit dem knusprigen Pane Canasau genießt.

Frisch gestärkt stand einer Stadtführung durch Tempio Pausania nichts mehr im Wege. Sogar der Bahnhof war geöffnet und gewährte spannende Einblicke in die Zeit der Anfänge des vorigen Jahrhunderts.
Ein kurzer Besuch in der gotische Rosenkranzkapelle, in der Kathedrale zum Heiligen Petrus, und natürlich das berühmte Atelier von Anna Grindi durften nicht fehlen.
Auf der Heimfahrt präsentierte uns Fiammetta drei weltbekannte Lieder. Das sardische Volkslied der Bergvagabunden und das lustige Lied „Meine Brunetta ist schön“.
Der Marsch der Sassari-Brigade, sollte aktuell an die Soldaten erinnern, die derzeit im Libanon stationiert sind und gegen Israel kämpfen.

Innerer Schweinehund und sardische Gastlichkeit

Nach unserem gestrigen Ausflug ins Hochgebirge verschlug es uns heute wieder an Meer. Doch bevor uns Salvatore hinüber zum Ausgangspunkt nach La Marinedda brachte, die obligatorische Kaffeepause mit Gelegenheit zum Toilettengang im Zentrum der Stadt Isola Rossa.
Das Problem bei solchen Ausflügen ist nicht der Schwierigkeitsgrad einer Wanderung, sondern der innere Schweinehund.
La Marinedda ist der Strand. Feinster Sandstrand, türkises kühlendes Wasser, Sonne pur, 30 Grad, die Stimmes des Meeres, das ruft, „Komm herein!!!“, Menschen, in der Sonne liegend und die das Dolce vita genossen. Die Strandbar mit kulinarischen Köstlichkeiten und wir, vollgepackt in Wanderschuhen und schwitzend in der Sonne stehend.
2 Gäste haben sich abgemeldet und genossen herrliche Stunden am Strand während der Rest der Gruppe sich doch auf eine interessante Wanderung begab und an den Felsen entlang, über staubige Sandwege und durch Pinienwälder bis zum Strand von Canneddi vorkämpfte.
Und hier begann die eigentliche Wanderung. Der schönste Teil. In der Sonne die leuchtend roten Felsen der Cala Leone mit ihren grandiosen Felsformationen, geschaffen durch Erosion in tausenden von Jahren. Man konnte sich kaum sattsehen, so faszinierend war, was die Natur hier geschaffen hatte. Staunend kletterten wir hinauf zum Gipfel der Halbinsel li Cannetti und genossen einen herrlichen Ausblick und den Wind, der sich um die Mittagszeit dreht und landwärts zieht.
Irgendwie war die Verlockung des Meeres aber doch sehr groß, oder war es eventuell der Magen, der sich bei Einigen meldete? Auf jedenfall ging der Rückweg schneller und schon war die Gruppe verteilt. Man fand sie im Wasser, im Sand lliegend und in den Strandbars.
Wenn doch bloß nicht so straffes Programm wäre, dann wäre man noch länger geblieben, aber Castelsardo stand noch auf der To-do-Liste. Die Zeit war schon knapp, beim „Elefanten“ gab es nur einen japanischen Fotostopp.
Ein Shuttlebus brachte uns hinauf zur Burg und von dort führte uns Fiammetta durch die Stadt, die 1102 von der genuesischen Familie Doria gegründet wurde und lokal kurz Caldettu genannt wird.
Die Altstadt eingerahmt von einer majestätischen Stadtmauer, erkundeten wir auf gepflasterten Wegen den Campanile, die Kathedrale St. Antonia Abate, das Haus der letzten Richterin Eleonore Arborea, das Rathaus, in dem einst spanische Eroberer und Genuesen die Geschicke der Stadt prägten und die Festung selbst. Weltbekannt ist Castelsardo für seine Flechtkunst.
Zum Abschluss eines schönen Wandertages wurde unsere Gruppe von Mostra Mercato Artigianato zu einer Mirtoprobe eingeladen. Ein Mirto, speziell gemacht für das Haus und den es nur dort gibt. Zum Mirto durften die typischen sardischen Kekse und so manche Salami nicht fehlen.
Mancher mag dies als Marketingstrategie auslegen, damit die Besucher hier ihr Geld lassen, andere sahen diese Geste als ein wunderbares Zeichen der Gastfreundschaft und ein Zeichen, „Du bist willkommen auf der Insel“.
Die Rückfahrt verlief still und jeder war vermutlich in der Verarbeitung der Erlebnisse der letzten Tage.

Nicht alles geht nach Plan

Hatten wir am ersten Tag eine Planänderung, so so sollte sie uns verfolgen bis zum letzten Tag und man konnte sich heute wieder nicht nach den Reiseunterlagen richten. Sardinien hat eigene Regeln.
Auf Grund starker Regenfälle in den letzten Tagen im Gebiet der Nuoro, wo wir heute hin wollten, wurde die Straße wegen Erdrutsch gesperrt. Wir konnten unser eigentliches Ziel gar nicht anfahren. Und zum Zweiten, hatte auch der Besitzer des Grundstücks, das wir durchqueren mussten, auf Grund des Regens und der daraus folgenden Unfallgefahr, den Durchgang verboten.
Fiammetta bot als Alternative den Lago di Baratz an, dem einzigen natürlichen See Sardiniens und zugleich Naturschutzgebiet.
Anfänglich mit etwas Skepsis betrachtet, waren am Ende des Tages doch wieder alle zufrieden mit dem Erlebten. Und so sollte es sein.
Das Wetter war heute bewölkt und wir hofften, dass kein Regen kam.
Das ruhig gelegene Feuchtbiotop wird von einem dichten Piniengürtel umgeben. Ornithologen haben ihre große Freude. Vogelgezwitscher und der Ruf der Blässhühner begleiteten uns den ganzen Weg. Libellen finden hier geradezu paradiesische Bedingungen. Blühende Erdbeerbäume, ich hoffe, ihr habt die reifen Früchte probiert - ein Genuss. Wilde Oliven, Eukalyptusbäume und reife Mastixbeeren. Eine griechische Landschildkröte kreuzte unseren Weg – auch ein seltener Anblick und entdeckt von Mario.
Einst reichte die Meeresbucht von Porto Ferro bis zu diesem See, sie versandete jedoch und schnitt den Baratz-See vom Meer ab.
Durch ein ehemaliges Flussbett verließen wir das Biotop und gingen hinüber zu Porto Ferro und landeten am Torre Bianco. Wieder so ein herrlicher Sandstrand, der zum Baden einlud. Zum Glück hatte keiner Badesachen dabei. So blieb nur, die Schuhe ausziehen, die Hosen hochkrempeln und die Füsse ins Wasser.
Die Strandbar öffnete gerade als wir ankamen, nicht besseres konnte passieren, als eine kleine Stärkung mit Cafe. Dabei der Melodie des Meeres lauschen und die Ruhe am Strand genießen.
Aber wieder drängte die Zeit etwas. Ursprünglich wollten wir ja heute bei den Tafelbergen im Landesinneren wandern gehen und anschließend bei den Hirten essen.
Das Essen ließen wir natürlich nicht ausfallen. Salvatore stand bereit, lud uns in den Bus und bei Abfahrt begann ein leichter, aber kurzer Regenschauer.
Salvatore liebt sein Sardinien und das zeigt er uns und das sagt er uns auch immer wieder. Und wenn er es zeigt, leuchten seine Augen. Und heute zeigte er es uns im Rahmen seiner Möglichkeit. Er entschied sich, mit seinem Bus auf einem alten Weg hinüber nach Thiesi zu fahren. Der Weg führte uns in das wirklich ursprüngliche Sardinien, so wie es einst war, als es vor Jahrmillionen aus dem Meer entstiegen war. Monumentale Tafelberge – erloschene Vulkane, Monumente aus Basaltgestein, Höhlen, Domus de Janas, Nuraghen. Beeindruckend und unvergesslich diese Fahrt.
Pünktlich zum „Mittagessen“ kamen wir bei den Hirten an deren Bauernhof Sa Tanca de Santa Ainzu an. Das Empfangskomitee, bestehend aus 2 Hunden, erwartete uns bereits und begrüßte uns lautstark. Die Katzen verhielten sich ruhig und beobachteten die Lage.
Ein wahrlich traumhaftes Mittagessen wurde uns serviert. Pane Canasau mit frischem Ricottakäse, saftig gekochtes Schaffleisch mit Gemüse und Kartoffeln, gegrilltes Spanferkel und zum Schluß noch eine schöne Nachspeise. Serviert mit Cannonau und zum krönenden Abschluss Cafe.
Hunde und Katzen hatten natürlich auch Hunger und versuchten höflich von dem ein oder anderen etwas zu bekommen. War dieser Versuch erfolglos, sprang schon mal eine Katze auf den Tisch und nahm sich ein Stück vom Teller, wenn man gerade nicht aufgepasst hatte. Naturinstinkt - wir waren beim Hirten in der Natur und nicht im Nobelviertel eines Sternerestaurant.
Musikalisch wurde der Nachmittag gestaltet von 3 Musikern mit Gitarre, Akkordeon und Sänger mit einer wahnsinns Stimme.
Wir hatten viel Spaß und man merkte die Herzlichkeit unserer sardischen Gastgeber. Beim Tanz machten viele mit und sogar das Servicepersonal tanzte und sang mit unserer Gruppe. Eine wahrlich „goldene“ Einlage kam von 2 Gästen. Wie es der Zufall wollte, konnten sie heute ihre „Goldene Hochzeit“ im wahrsten Sinne des Wortes vorfeiern, nur halt auf sardisch und in entsprechender Tracht.
Komisch war nur, dass der Herr des Öfteren die Hose verlor und das nach so vielen Jahren Ehe. Wer da wohl Zuhause die Hosen anhat? (Kleiner Spaß)

Schade, dass alles so schnell zu Ende ging. Kaum war man angekommen, drehte sich ein paarmal um, war es auch schon wieder vorbei.
Auf der Rückfahrt waren schon einige Voraus und versuchten sich einzuchecken. Diejenigen, die Probleme hatten, wurde geholfen.
Ein letztes Abendmahl, ein gemütliches Beisammensein auf der Terrasse, dabei den Wellen des Meeres lauschend und im Hintergrund spielte wie jeden Abend der Pianospieler leise Töne zur Untermalung.

....Und es war doch schön

Früh klingelte bei 3 Gästen schon der Wecker zur Verabschiedung. Mit einem Lunchpaket ausgestattet brachte sie Salvatore zum Flughafen und kehrte später wieder zu uns zurück.
Einige Stunden der Ruhe, die uns noch blieben, für Unternehmungen in der Umgebung, einem Bad im Pool oder im Meer, für nette Gespräche auf der Terrasse beim Kaffee, oder einfach nur die Seele baumeln lassen, sich erinnern an die schönen Stunden und das Erlebte verarbeiten.
Irgendwann kam dann doch der Abschied vom Meer, vom Hotel, von Menschen, die wir lieb gewonnen hatten und von der Insel im türkisblauen Wasser.

Noch war die Stimmung am Flughafen in Olbia gut und man nahm die „Seele Sardiniens“ innerlich bei einem Abschiedsbierchen auf.
Doch bald kamen die ersten Veränderungen. Flüge wurden verschoben. Der Münchner sogar 3 x, bis der Flieger letztendlich um 18.45 Uhr abhob. Grund war hier zum einen eine verspätete Ankunft des Fliegers und zum zweiten ein Gewitter, das über Olbia zog und bei Gewitter darf keine Verladung im Flugzeug stattfinden.
Schlimmer traf es die Wanderer mit Weiterflug nach Dresden.
Die 1 Stunde Verspätung in Frankfurt konnte man gerade noch verkraften, aber der Flug nach Dresden wurde von der Airline annulliert. Anfangs herrschte etwas Ratlosigkeit wie es denn wohl weiterginge, aber das Team hinter Eberhardt-Travel in Zusammenarbeit mit dem Arrangement eines Reisegastes machte das Beste aus der Sache. Danke Norbert – Danke Eberhardtteam
Die vom Lufthansamanger in Olbia versprochene Kofferausgabe für die gestrandeten Gäste in Frankfurt klappte auf meine Nachfrage hin leider nicht. Die Übernachtung im Flughafenhotel war gesichert und am nächsten Morgen sollte es mit dem Zug dann Richtung Heimat gehen. Eberhardt-Travel organisierte für jeden noch ein gesichertes Nachhause kommen und die Koffer sollten von Lufthansa ebenfalls an die jeweilige Heimatadresse gebracht werden.

Schlusswort

Wer bei Eberhardt-Travel diese Wanderreise Sardinien bucht, erlebt Sardinien auf die eindrucksvollste Weise.
Erst das Wandern führt dich zu unberührten Schönheiten und Geheimnissen.
Eine Woche Wandern - wandern in ursprünglichster Landschaft, wandern zwischen den Welten, wandern im Reich der Düfte und wandern zwischen Einsamkeit und Verbundenheit.
Welche Wanderung war wohl die Schönste? Antwort: ……..

Meine lieben Gäste, es war schön mit euch.
Und an dieser Stelle nochmal ein großes Dankeschön an Alle für die gegenseitige Hilfe in anspruchsvollen Situationen.
Es würde mich sehr freuen, wenn ich den ein oder anderen auf irgendeiner Reise wieder begrüßen darf.

Auf bald, euer Michael

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