Reisebericht: Italien – Rundreise Südtirol

19.09. – 26.09.2011, 7 Tage Busreise Südtirol mit Bozen – Meran – Schloss Trauttmansdorff – Dolomiten Panoramafahrt – Südtiroler Weinstraße mit Weinprobe – Sarntaler Alpen mit Bierprobe


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Südtirol, heute eine autonome Provinz Italiens, gehörte bis 1918 zusammen mit dem Teil von Tirol nördlich des Alpenhauptkammes zur österreichisch-ungarischen Monarchie und hat eine bewegte Geschichte und daher viele Sehenswürdigkeiten.
Ein Reisebericht von
Dr. Bernhard Rink

Reisebericht

Südtirol, heute eine autonome Provinz Italiens, gehörte bis 1918 zusammen mit dem Teil von Tirol nördlich des Alpenhauptkammes zur österreichisch-ungarischen Monarchie und hat eine bewegte Geschichte und daher viele Sehenswürdigkeiten. Vor allem aber hat es eine grandiose Natur, die durch hohe Berge und tief eingeschnittene Flusstäler geprägt ist. Im Etschtal, unweit von Sterzing, gleich hinter dem legendären Brenner liegt Freienfeld und dort unterhält die Familie Wieser seit 500 Jahren einen Gasthof (jawohl - ein halbes Jahrtausend), der, wie es sich gehört, gleich bei der Kirche liegt. Dort sollten wir für sieben Nächte im goldenen Herbst - denn auch das Wetter stimmte bei unserer Reise - Quartier beziehen; mit allem Komfort inklusive Schwimmbad und Sauna im Keller, versteht sich. Was die Verpflegung angeht, so wurden wir mit allen regionalen Spezialitäten (darunter auch ein Grillmenü, serviert in der Riesenpfanne) verwöhnt, die größtenteils vom angeschlossenen eigenen Bauernhof stammten. Allein schon das köstliche nach Anis duftende Brot zum Frühstück --- mmmh. Joachim, der Wieserwirt, machte mit uns am vorletzten Tag eine Wanderung durch das weitläufige Dorf, die zu einer kleinen Wallfahrtskapelle führte. Dort, in romantischer Umgebung, gab es ein zünftiges Picknick, bei dem wir uns zum Wein den berühmten Tiroler Speck (wovon auch jeder ein Stück mit nach Hause nahm) und Käse munden ließen. Wer freiwillig noch eine kleine Schleife und ein paar Dutzend Höhenmeter dranhängte, landete in den Bergen bei einem idyllischen Weiher an einem wahrhaft verzauberten Fleckchen Erde. Diese Natur wurde uns aus kundigem Mund bei einem Diavortrag nähergebracht.
Unser Besichtigungsprogramm begann in Meran, das in einem Talkessel liegt, über dem das namensgebende Schloss Tirol thront. Der Stadtkern ist noch ganz mittelalterlich geprägt, wovon u.a. die Lauben und die dem heiligen Nikolaus geweihte Pfarrkirche Zeugnis ablegen. Die Promenade an der Passer und das Stadttheater jedoch atmen die Eleganz des exklusiven Kurortes der späten Donaumonarchie. Auch die Kaiserin Elisabeth „nahm hier die Kur“. Ihr Domizil war bei diesen Gelegenheiten das über der Stadt malerisch gelegene Schloss Trauttmannsdorff. Mit diesem hat es seine doppelte Bewandtnis: es beherbergt heute zwei ganz besondere Attraktionen, zwischen denen der Besucher seine Zeit teilen muss. Im restaurierten Schlossgebäude das Touriseum - wie der Name schon sagt, ein einzigartiges Museum, das der Entwicklung des Fremdenverkehrs und Tourismus in der Region gewidmet ist - und auf dem ausgedehnten Areal drumherum einen großartigen botanischen Garten mit thematischen Abteilungen.
Schon die Fahrt mit der Seilbahn auf die Seiser Alm ist ein besonderes Erlebnis. Oben angekommen kann man dann zu Fuß oder mit der Kutsche je nach Lust und Leistungsfähigkeit sich in die verschiedensten Richtungen ergehen - immer beherrscht von der Kulisse des Schlern. An seinem Fuße liegt Kastelruth, in dessen intaktem Dorfkern man neben der gewaltigen klassizistischen Peter-und- Paulskirche noch manches zinnengeschmückte Haus finden kann.
Ein besonderer Höhepunkt dieser Reise ist die Dolomitenrundfahrt. Unser einheimischer Führer dabei, war früher Lehrer und kennt die ganze Gegend buchstäblich wie seine Westentasche. Über Bruneck und Toblach mit Rast am Misurinasee, weiter über Cortina d’Ampezzo und den Falzarego und das Pordoijoch. Wenn man sich vorstellt, dass hier von 1915 bis 18 erbittert gekämpft wurde … Allein die Namen all der Dutzende von Gipfeln und bei jeder Straßenbiegung ein anderes Panorama. Hier merkt man, wie klein der Mensch im Vergleich zur Natur des Hochgebirges ist. Eigentlich wollten wir in Sankt Ulrich, dem Zentrum der ladinischen Sprachinsel, dem Grab von Luis Trenker einen Besuch abstatten, aber der einzige für Busse geeignete Parkplatz im Ort war wegen Bauarbeiten geschlossen. Uns so haben wir statt dessen noch einen kleinen Aufenthalt in Klausen angehängt, das jahrhundertelang eine wichtige Durchgangs- und Handelsstadt war, wo man heute aber eigentlich auf der modernen Autobahn immer nur vorbeifährt. Ähnliches gilt für Brixen, das aber als Bischofssitz noch ungleich bedeutender war, was sich durch die bischöfliche Hofburg manifestiert, in der man tönerne Kopien der Innsbrucker „schwarzen Mander“ findet. Auch hier die mittelalterliche Struktur der Stadt komplett erhalten und in ihrem Zentrum der Dom, zu dem noch ein Kreuzgang gehört, wo man gotische Fresken im Original (und gratis!, wo doch heutzutage in Italien fast jede Dorfkirche schon Eintritt verlangt) bewundern kann.
Nahebei liegt die aus der Zeit des Tiroler Aufstands unter der Führung Andreas Hofers berüchtigte „Sachsenklemme“ und die gewaltige Franzensfeste, die in ihrem Ausbau mit auf unterschiedlichen Niveaus gelegenen separaten Werken den Höchststand der  Fortifikationskunst des 19. Jahrhunderts darstellt und seit erst wenigen Jahren besichtigt werden kann. Eine Gruppe von sehr engagierten jungen Leuten macht dort die Führungen.
Bozen ist die Verwaltungshauptstadt von Südtirol und hier hat der älteste Tiroler, der „Ötzi“ im ehemaligen Sparkassengebäude seine endliche Heimstatt gefunden. Von da ist es nur ein Katzensprung zum Kalterer See und auch nach Eppan an der Südtiroler Weinstraße. Dort existiert eines der traditionsreichsten Weingüter - Brigl. Was wäre ein Aufenthalt in Südtirol ohne eine Weinverkostung? Nun dazu hatten wir unter Anleitung des „Kellergeistes“ großzügig Gelegenheit und so mancher hat sich die eine oder andere Flasche mit nach Hause genommen.
Kurz und gut, wer diese runde Reise mitgemacht hat, würde sie gerne wiederholen.
Also, auf ein Neues! Man sieht sich - bei Eberhardt.
Ihr Bernhard Rink

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