Reisebericht: Südtirol – Rundreise mit Rollstuhl

18.09. – 24.09.2011, 7 Tage barrierefreie Rundreise nach Südtirol in Italien mit Kalterer See – Seiser Alm – Meran – Brentnerdolomiten – Naturpark Trudener Horn – Fleimstal – Karerpass


  Druckversion (PDF)   Kommentare
 
Südtirol, heute nördlichste Region Italiens ist ein vielfältiges Reiseland; blühende Natur, glasklare Seen, Weinanbaugebiete und lebhafte Städtchen welche die Nähe zum ?eigentlichen Italien? genauso verraten wie die lange Zugehörigkeit zum Lan
Ein Reisebericht von
Jörg Nesse
Jörg Nesse

1.Tag / So.18.09.: Dresden – Pflerschtal

Aus Dresden kommend fahren wir zunächst Richtung Franken. Am Rasthof Vogtland die erste Pause, in behindertengerechten Transferfahrzeugen treffen dort auch die restlichen Gäste ein.
Vorbei an Nürnberg führt uns die A9 nach München. Es ist Wochenende wenig Verkehr, also quer durch die Stadt. Wir fahren an der neuen BMW Welt, dem Olympiagelände vorbei und erhaschen aus einiger Entfernung einen Blick auf die Frauenkirche. Am Luise Kieselbach Platz wird an der Untertunnelung gearbeitet, ein gigantisches Projekt. Der Waldfriedhof und das Schloß Fürstenried sind für uns die letzten Impressionen der bayerischen Landeshauptstadt.
Vorbei am Starnberger See - eine Alternative zur Autobahnverbindung Richtung Garmisch. In Tirol angekommen geht es  über Seefeld mit 16% Prozent Gefälle den Zirler Berg hinunter ins Inntal um bei Innsbruck unmittelbar wieder mit der Auffahrt zum Brennerpass zu beginnen. Die Autobahn welche auch über die berühmte Europabrücke führt, ist immer wieder ein Erlebnis. Vom Brenner aus folgen wir dem Eisack Fluss bis wir ins Pflerschtal abzweigen. Das Personal des Hotel Alpin erwartet uns schon.

2.Tag / So.19.09.: Bozen – Südtiroler Weinstrasse

Es regnet in Strömen, in der Nacht hat es geschneit, die Wolken hängen tief. Eigentlich wollen wir heute auf die Seiser Alm, aber bei dem Wetter? Dann lieber nach Bozen. Zunächst fahren wir aber zum Penser Joch. Am Waltherplatz steigen wir aus. Das wir mit unserer Rampe dabei kurzzeitig das geschäftige Treiben auf dem Fußweg blockieren wird schon südländisch unkompliziert toleriert. Wir spazieren regengeschützt durch die Laubengänge zum berühmten Bozener Obstmarkt.
Nun, da wir das bunte Geschehen genießen, hier und da etwas probieren, beeindruckt sind von der (auch farblichen) Vielfalt des Angebotes, können wir die Begeisterung nachempfinden, welche der traditionelle Markt schon zu Goethes Zeiten hervorgerufen hat.
Leicht abgekämpft lassen wir uns wieder in den Bus heben. Es ist schön jetzt einfach zu entspannen. Nun folgen wir der Südtiroler Weinstraße; Obstplantagen, Weinfläche, prächtige Ansitze und der Dom von Eppan ziehen vorbei.
In der Sektlaube von St. Pauls Winzereigenossenschaft wird es dann bei einer Weinprobe gesellig. Vernatsch, Traminer und Co. lassen sich durchaus trinken. Kurzweilige Infos zum Thema Wein runden den Aufenthalt ab. Wenn es am schönsten ist soll man ja bekanntlich gehen, also nach knapp zwei Stunden Aufbruch.

3.Tag / Di.21.09.: Sterzing – Ridnauntal

Zunächst einmal Stopp in Sterzing. Vom Untertorplatz aus betreten wir die Neustadt. Diese wurde im 15.Jh. nach einem Stadtbrand errichtet. Das Sterzing damals durch den Bergbau reich geworden war sieht man noch heute. Wuchtige Bürgerhäuser mit aufwändigen Erkern bestimmen das Bild der durch Lauben gesäumten Hauptstrasse. Am Stadtplatz, wo der Zwölferturm Neustadt und Altstadt trennt, ist heute Markt.
Nach einer Mittagspause fahren wir nun ins Ridnauntal. In der Bergbauwelt werden wir zur Führung erwartet. Wir erfahren viel über den Abbau von Silber, Blei und anderen Materialien und sind begeistert über die Transportwege des Erzes im ausgehenden Mittelalter; mit Bahnen unter Ausnutzung des Gegengewichtes über 2700m hohe Bergpässe!
Mit gegenseitiger Hilfe können wir sogar, im wahrsten Sinne des Wortes, in den Berg einfahren. Zugegeben, die Navigation vor allem von großen Rollstühlen ist unter Tage nicht einfach, aber wann bekommt das schon geboten.
Zurück durchs Ridnauntal, vorbei an Schloss Wolfsthurn zum Hotel.

4.Tag / Mi.22.09.: Seiser Alm

Bis Klausen nutzen wir die Brennerautobahn. Dann beginnt der Anstieg auf schmaler Straße zum Hochplateau. Das Massiv des Schlerns beginnt sich vor uns aufzubauen. Bevor wir in Compatsch aussteigen, genießen wir schon den Blick auf Langkofel, Plattkofel und den Sellastock. Sicht und Wetter könnten besser nicht sein.
Einige von uns nutzen die Freizeit um mit der Kabinenbahn nach Seis zu fahren, auch mit den Rollstühlen problemlos möglich! Andere lassen sich zu einer Kutschfahrt hinreißen, manche lieber zu Kaffee und Kuchen im "Zentral-Cafe".
Logisch, dass wir auf der Rückfahrt zum Hotel noch durch Kastelruth fahren. Unvermeidlich; eine CD der Kastelruther Spatzen beschallt dabei den Bus:"Junge Bergfee lass Dich küssen"...

5.Tag / Do.23.09.: Meran – Schloss Trauttmannsdorff

Nach dem wie immer reichhaltigen Frühstück geht es zunächst Richtung Jaufenpass. Oben auf über 2000 Höhenmetern angekommen ein herrlicher Blick;  im Hintergrund erhebt sich die gewaltige Texelbergkette. Sie schirmt Meran nach Norden ab - sorgt so für das berühmte milde Klima. Bei schönstem Wetter spazieren wir so an der Passerpromenade entlang, vorbei am Kurhaus (nach so viel mittelalterlichem Städtebau nun mal Jugendstil) zum Bozener Tor. Auch mit den Rollstühlen lässt sich der Anstieg zur Stadtpfarrkirche meistern. 400m lange Laubengänge, mit weitaus mondänerem "Innenleben" als in anderen Südtiroler Städten, die wir nun genüsslich leicht bergab rollen waren die Anstrengung wert. Vorbei am schönen Stadttheater kommen wir wieder an die Passer - Zeit zum Eis essen.
Nur wenige Fahrtminuten und unser Bus stoppt an Schloss Trauttmansdorff. 2001 wurde hier ein herrlicher Garten, genauer gesagt, mehrere thematische Gärten eröffnet. Bekannt war das Schloss aber schon früher; bereits 1870 verbrachte Kaiserin Sissi hier einige Monate. Daran, und an den daraufhin einsetzenden Tourismus erinnert eine Ausstellung im Inneren der Anlage. Leider kommen wir durch einen technischen Defekt der Rampe nicht dazu uns dies anzuschauen. Stattdessen muss die Feuerwehr ran um unseren Bus wieder zu beladen. Auch das Ausladen mit Landwirtschaftstechnik vor dem Hotel ist ein "Erlebnis".

6.Tag / Do.03.06.: Villnösser Tal

Ausschlafen und in aller Gemütlichkeit frühstücken. Da unser Bus zur Reparatur ist lassen wir es gemütlich angehen. Mit einem örtlichen Reiseleiter unternehmen wir einen kleinen Spaziergang entlang des Pflerschbachs und erfahren dabei eine Menge über das gleichnamige Tal. nach dem gemeinsamen Mittagessen ist auch unser Bus wieder einsatzbereit zur Stelle. Die Fahrt ins Villnösser Tal mit herrlichem Blick auf die Dolomiten erweist sich als mehr als nur eine Notlösung. es gibt einen rolligeeigneten Weg zur Zanser Schwaige einer urigen Berghütte. Herrlich sitzt man da bei herrlichem Wetter mit phantastischem Blick auf die Geislerspitzen.

7.Tag / Fr.04.06.: Heimreise

Nach einem entspannten Frühstück beginnen wir gegen neun Uhr unser Gepäck in den Bus zu verladen. Das Hotel Alpin mit seiner hervorragenden Küche, den auf die Ansprüche von Rollstuhlfahrern ausgelegten Zimmern, ja sogar einem für uns nutzbaren Hallenbad und einer Sauna, wird uns in guter Erinnerung bleiben.

Kommentare zum Reisebericht