Reisebericht: Italien – Wandern in Südtirol

07.07. – 14.07.2013, 8 Tage Wanderreise Brixen – St. Christina – Gamsbluthütte – Valsertal – Obereggen – Gasseralm – Villnößtal – Geisleralm – Hochpustertal


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Die norditalienische Region ist eines der schönsten Wandergebiete überhaupt. Hier treffen die raue Bergluft und das mediterrane Flair aufeinander, verschmelzen italienisches "Dolce Vita" und die bäuerliche Tradition. Gemeinsam haben wir diese einzigartige Region auf Schusters Rappen entdeckt.
Ein Reisebericht von
Anne Sturm

1. Tag –  Anreise nach Südtirol


Bereits am frühen Sonntag starten wir in Dresden, um eine Woche die Berge Südtirols zu Fuß zu entdecken. Nach kurzen Stopps in Hainichen, im Vogtland und in Münchberg ist unsere 19 Personen starke Gruppe vollständig und wir können Richtung Süden fahren. Über Nürnberg, München und den Brenner chauffiert uns Fahrer Michael sicher bis nach Stilfes, einem kleinen Ort nicht weit von Sterzing entfernt. Hier steht unser Hotel „Wieser" und wer schnell ist, schafft es auch noch vor dem Abendessen das hauseigene Schwimmbad zu testen und sich von der doch anstrengenden Fahrt zu  entspannen. Zum Abendessen begrüßen uns dann unsere Gastgeber Familie Wieser, wenig später stellt sich auch Wanderführer Toni vor. Wir genießen das reichhaltigen Essen, ehe der Abend im Gastraum oder auch bei einem ersten Erkundungsspaziergang durch das Dorf ausklingt.

2. Tag – Die Plose – Hausberg von Brixen


Der heutige Tag soll uns zum Einwandern dienen, und so steht die Plose auf dem Programm, wo wir uns auf dem Dolomiten- Panoramaweg langsam an die Höhe und lange Wandertage gewöhnen können.
Zuerst starten wir jedoch  mit einem ausgiebigen Frühstück und können uns auch noch Lunchpakete fertig machen. Schließlich gab es als kleine Überraschung für jeden Gast eine Eberhardt - Lunchbox. Praktisch! Am Parkplatz vor dem Hotel warten Chauffeur Michael und Wanderführer Toni und so können wir pünktlich losfahren. Die Busfahrt führt uns zuerst entlang der alten Brennerstraße durch das Wipptal nach Brixen. Wir durchqueren einen Teil der Stadt, ehe die Straße schmaler wird und wir den Hausberg hinauf fahren. Am Kreuzthal stoppen wir und machen uns bereit für die erste Wanderung. Wir starten langsam, schließlich befinden wir uns schon jetzt auf knapp 2000m Höhe. Der Weg ist breit und gut zu laufen, die Steigung nicht allzu stark, sodass wir unseren ersten Stopp an der Rossalm machen. Hier genießen wir nicht nur dem Blick ins Tal, sondern auch frische Buttermilch. Die produzierenden Kühe stehen direkt vor unserer Nase. Da wir heut aber noch einiges schaffen wollen, gehen wir bald weiter. Der Panoramaweg bietet uns bei jedem Schritt traumhafte Aussichten, u.a. auf die Geißler Spitzen und weitere Dolomitengipfel. An einer unbewirtschafteten Alm ist dann die Mittagspause angesagt, wir genießen unsere Jausenbrote in der warmen Sonne. Nachdem wir uns gestärkt und auch ein bisschen ausgeruht haben, geht es langsam nunmehr absteigend weiter. Immer wieder halten wir kurz und lassen uns von Toni die Gipfel der Umgebung erklären und benennen. An der Ochsenallm lassen wir uns noch ein kühles Bier schmecken, ehe es auf die letzten Meter geht. Dass die Pause keine Minute zu lang war, wird klar, als wir kurze Zeit später den Bus erreichen und direkt ein Schauer niedergeht, welcher uns bis noch Brixen herunter begleiten soll.
Im Hotel angekommen nutzen nun viele von uns das Schwimmbad und auch die Sauna, schließlich gibt es nichts Schöneres zum Entspannen nach einem Wandertag in den Bergen.

3. Tag – Villnösser Geisler Spitzen


Die heutige Wanderung soll uns zur Tatschspitze führen - dachten wir... Aufgrund der Wetterlage beschließen Toni und Anne lieber weiter gen Süden zu fahren und die Wanderung im Villnösstal vorzuziehen. Somit wird aus einer kurzen Fahrt eine doch etwas längere, bei welcher wir nicht nur einen Blick auf das Kloster Säben in Klausen erhaschen. Nachdem wir an der Zanser Alm unseren Bus verlassen starten wir unsere heutige Rundtour in Richtung Jagdhütte. Der Weg führt zuerst durch ein kurzes Waldstück ehe wir auf einen breiteren Wirtschaftsweg gelangen, welcher Kurve um Kurve immer weiter hinauf führt. Nach ca. 1,5 Stunden Weg erreichen wir die Gschnagenhardt-Alm, wo wir auch heute zeitig die Mittagspause machen. Toni weiß, dass auf dem weiteren Weg keine Einkehrmöglichkeit mehr kommt. Da das Wetter auch etwas durchwachsen ist, wärmen wir uns mit einem heißen Getränk, manche auch mit einer deftigen Suppe auf, bevor wir langsam am Fuße der Geisler Spitzen absteigen. Der Weg wird nun etwas schwieriger und schmaler und Konzentration ist gefordert, um nicht über einen der vielen Steine oder Wurzeln zu stolpern. Wir wandern entlang des Adolf-Munkel-Weges, kommen vorbei an kleinen Schneefeldern, aber auch Flora zeigt sich von ihrer bunten Seite. Zum Glück haben wir Toni mit dabei, der nahezu jede Pflanze und Blume zu kennen scheint. Auf einer großen Freifläche machen wir erneut halt und wer sich auf der Gschnagenhardt-Alm noch nicht gestärkt hat, nutzt jetzt die Zeit, um sein Jausenbrot oder auch etwas Obst zu verzehren. Auf dem weiteren Weg kommen uns immer mehr Wanderfreunde entgegen, auch Mountainbiker tragen ihre Räder an uns vorbei nach oben - verrückt! denkt sich der ein oder andere. Immer wieder überqueren wir kleine Bäche und Quellen, welche im sich im Berg sammeln und entstehen. Kurz vor dem Ziel machen wir noch eine kleine Extrarunde - und werden mit Regen „belohnt". Nichtsdestotrotz kommen wir alle wieder glücklich am Parkplatz an und lassen die Wanderung mit einem Kaffee oder Cappuccino ausklingen, mittlerweile bei schönstem Sonnenschein. Mit dem Bus fahren nun langsam wieder nach Hause zu Wieser's, um uns am Abend bei einem Grillmenü aus einer riesigen Pfanne für die gute Tagesleistung zu belohnen. Abschließend sehen wir uns noch gemeinsam einen Film über Südtiroler Brauchtum und Feierlichkeiten an, entdecken dabei einiges Bekanntes, aber auch viel Neues und Interessantes - schließlich wird hier Tradition immer noch groß geschrieben.

4. Tag – Sterzing und die Gilfenklamm


Der heutige wird hingegen etwas weniger anstrengend und so startet ein Großteil von uns schonmal in bequemen, aber keinen Wanderschuhen. Der Vormittag stehz ganz im Zeichen der nahegelegenen Fuggerstadt Sterzing. Und hier war auch Toni ganz in seinem Element und beeindruckte mit schier unendlichem Wissen. Wir besichtigen die Deutschordenskommende, den Ratssaal, Alt- und Neustadt, welche nur durch den Zwölferturm voneinander getrennt werden, schlendern durch die kleine und entdecken fast an jeder Ecke eine kleine oder große Besonderheit. Und natürlich nutzen wir auch unsere Freizeit - zum Bummeln, Eis essen, Kaffee trinken - eben zum genießen des Dolce Vita!.
Erst am Nachmittag schnüren wir wieder unsere Wanderschuhe und machen uns auf, die Gilfenklamm zu entdecken. Das anfangs doch beschauliche Flüßchen, wird mit jedem Höhenmeter immer schneller und reißender, die Wege schmaler. Wir steigen über alte Holzbrücken und staunen über die Kraft des Wasser, welches mit einer ungeheuren Wucht unter uns in die Tiefe stürzt. Immer wieder halten wir, staunen und versuchendas Naturschauspiel in Bildern festzuhalten - einfach beeindruckend! Nach knapp 180 Höhenmetern haben wir das Ende der Klamm erreicht  - und haben noch nicht genug. Aufgrund des doch eher entspannenden Vormittags beschließen wir, noch etwas weiter zu laufen und folgen Toni entlang eines Wald- und Wiesenweges Richtung Bichl. Auch hier besichtigen wir noch kurz eine kleine Kirche, schließlich kam dies ja am Vormittag etwas kurz ;-) . An der Talstation Ratschings wartet dann auch Chauffeur Michael, um uns zurück nach Stilfes zu bringen. Hier wartet dann auch schon Familie Wieser, um uns mit Kaffee und Kuchen zu verwöhnen, ehe wir am Abend den Tag ruhig ausklingen lassen.

5. Tag – Vom Grödnertal ins Gadertal


Am heutigen Tag heißt es zeitig aufstehen. Um mit unsere Wanderung zu beginnen, müssen wir zuerst zum ca. zwei Stunden entfernten Grödner Joch fahren. Dabei durchqueren wir das Grödnertal und dabei Orte wie St.Ullrich und auch Wolkenstein. Erneut schlängelt sich die Straße serpentinenartig nach oben, ehe wir das Grödner Joch erreichen. Es ist viel Betrieb und so sind wir bei Weitem nicht die Einzigen, die den steilen und staubigen Anstieg hinauf zum Cir- und später zum Crespeinajoch in Angriff nehmen. Die Gruppe zieht sich weit auseinander, schließlich ist jeder aufgefordert, sein eigenes Tempo gerade bei Anstiegen zu laufen. Am Cirjoch angelangt, verabschiedet sich dann auch die Sonne wieder und es wird merklich kälter. Der raue Wind hindert uns daran, eine längere Pause zu machen und so steigen wir etwas ab, durchqueren mehrere kleine Schneefelder, bevor wir den letzten großen Anstieg des Tages zum Crespeinajoch hinauf steigen. Einigen von uns ist jetzt eher nach rasten, doch Toni treibt uns an mit der Aussicht auf ein Mittagsplätzchen erster Klasse. Wir halten also nur kurz und machen uns auf in die Puez-Hochebene, um kurze Zeit später an einem glasklaren Bergsee unsere wohlverdiente Pause einzunehmen. Leider macht mit uns auch die Sonne Pause und so wird es nun auch merklich frischer. Wir machen uns also auf und durchqueren die unwirtlich anmutende Karstlandschaft. Als wir mit dem Abstieg nach Kolfuschg beginnen, wähnen sich schon viele von uns am Ziel, doch Toni hat andere Pläne und so schließen wir unsere Tour erst am Grödner Joch ab. Sicherlich ein Kringel zuviel für eine sonst rundherum schöne Wanderung, bei der sich zum Nachmittag auch die Sonne wieder blicken ließ. Und abends werden wir  - natürlich- einmal mehr kulinarisch mit Südtiroler Köstlichkeiten verwöhnt.

6. Tag – Sonnenaufgangswanderung und Tatschspitze


Schlaftrunken brechen wir am heutigen morgen auf. Kurz vor 4 rollt der Bus vom Hotelparkplatz, Busfahrer Michael ist noch der einzige, der wirklich munter ist. Die Fahrt zum Penser Joch ist dementsprechend ruhig, viele versuchen, wenigstens etwas Schlaf nachzuholen. Sie richtig glücklich scheint dann auch niemand zu sein, als wir im Halbdunkel den Aufstieg zu Zinseler beginnen...doch wir werden für die "Schinderei" mehr als belohnt. Unser Toni begrüßt uns oben mit einem "Berg heil" und auch die Sonne scheint zu warten, bis es wiklich alle geschafft. Das Schauspiel, welches sich in den nächsten Minuten ereignet, ist wunderschön und kaum in Worte zu fassen! Auch wird es nun wenigstens etwas wärmer. Wir genießen den Moment, machen unser Gruppenfoto ehe der Abstieg folgt.
Unten angekommen werden wir von Familie Wieser mit einem ausgiebigen Frühstück überrascht. Es fehlt an nichts und so können wir uns nach der ersten Gipfelstürmung des Tages erst einmal stärken.
Nach einer Mini-Busfahrt über das Penser Joch erreichen wir nahe einer urigen Alm den Ausgangspunkt für die zweite Tageswanderung. Der Weg führt uns über breite Wiesen entlang des Berges. Unser Ziel: die Tatschspitze auf 2526m. Aufgrund der anstrengenden Wanderung in der frühe entschließen sich jedoch viele von uns eigenständig zu laufen. Da Hin- und Rückweg gleich sind, ist dies natürlich kein Problem und so kann jeder diesen wunderbar sonnigen Tag auf seine Weise genießen. Wir laufen den sich am Berg entlang hangelnden Weg, beobachten Murmeltiere und erreichen bald den Fuß des Tatsch. Etwas ehrfürchtig blicken wir nach oben, letztendlich macht sich nur ein kleiner Teil der Gruppe auf, den Gipfel zu stürmen. Nach ca. 1 Stunde Anstieg über Geröll und Gestein ist es geschafft und wir werden mit einem grandiosen Ausblick bis hin zu den Gletschern der Stubaier Alpen belohnt. Konzentriert steigen wir ab ehe wir auf den Rest der Gruppe treffen und uns auf den Rückweg machen. Die Alm unterhalb des Penser Jochs ist unsere letzte Raststation. Bei einem zünftigen Teller mit hausgemachten Speck, Käse und Radi werden wir von zwei Burschen überrascht, die uns mit südtiroler Musik unterhalten - herrlich! Am Rest des Tages lassen wir die müden Glieder entspannen, wer noch Kraft hat startet zu einer kleinen Tour rund um Stilfes oder zur nahegelegenen Wallfahrtskirche in Maria Trens. Auch an diesem Abend werden wir von Wieser kulinarisch verwöhnt und können die Energiereserven wieder auffüllen.

7. Tag – Rosskopf und Telfer Weißen


Der letzte Tag - die letzte Wanderung, schon jetzt starten wir etwas wehmühtig. Michael führt uns an die Talstation des nahen Rosskopf, dem Hausberg von Sterzing. Mit einer Seilbahnfahrt sparen wir uns die ersten Höhenmeter Laufweg, um hinten raus noch Körner zu haben. Die erste Etappe von der Bergstation zur Ochsenscharte fordert uns kräftig. Nachdem es anfangs gemütlich am Hang entlang ging, wird es nun merklich steiler und wir müssen uns schon kräftig anstrengen. An der Ochsenscharte teilt sich dann auch die Gruppe, die Gipfelstürmer folgen Toni nach 1,5 Stunden bergan, die Genießer steigen auf der anderen Seite der Scharte bergab zur nächsten Alm, um am letzten Urlaubstag auch noch etwas Entspannung zu bekommen ;-) .  Zum frühen Nachmittag treffen dann auch die Gipfelstürmer an der Alm ein, gönnen sich zur Belohnung ein wohlverdientes kühles Getränk. Zum Abschied gibt sogar der Wirt noch ein Schapserl aus und so geht der letzte Anstieg fast von allein. Oben angekommen schuppern wir das auch das letzte Mal Höhenluft, trinken einen Obstler auf die super Leistung der vergangenen Woche und genießen noch einmal den Blick in die Berge.
Auch den Abend lassen wir gemütlich ausklingen. Toni meldet sich nach dem Abendessen nochmal an und so sitzen wir gemeinsam in großer Runde und lassen die Woche nochmal Revue passieren, stoßen gemeinsam an und schwelgen schon etwas in den nächsten Reiseideen...

8. Tag – Abreise


Sonntag ist es soweit - der Tag der Abreise. Nach einem wiederum reichhaltigen Frühstück laden wir die Koffer und machen uns langsam auf den Rückweg. Wir haben Glück, kommen gut durch und sind somit überpünktlich an alle Ausstiegen.
Zuende ist eine wunderschöne Woche mit grandiosen Ausblicken, interessanten Eindrücken und Wanderungen durch eine der schönsten Regionen Italiens.

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