Reisebericht: Wanderreise Italien – zu Fuß durch die südliche Toskana

09.09. – 16.09.2011, 8 Tage Flug–Wanderreise mit Montalcino – San Quirico – Pienza – Kloster Monte Oliveto Maggiore – Buonconvento – Vivo d'Orcia – Seggiano – Le Cornate – Kloster Sant'Antimo – San Galgano – Siena (63 Wanderkilometer)


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Die Toskana, eine der wohl bekanntesten Regionen in Italien, mit ihrem Hügelland, den Weinbergen, Olivenhainen und Zypressen lädt zum wandern ein. Obwohl es schon Mitte September ist, meint es die Sonne gut mit uns. In den nächsten Tagen steht uns buchs
Ein Reisebericht von
Gabriele Schwarze

Reisebericht

Wandertag No. 1 am 10.09. 2011
Mit unserem Reisebus erreichen wir am Morgen die kleine Ortschaft Certaldo. Hier treffen wir auch zum ersten Mal unsere Wanderführerin Pia, die uns an einigen Tagen begleiten soll.
Nur wenige Kilometer im Südwesten von Florenz liegt der knapp 16.000 Einwohner große Ort Certaldo, malerisch eingebettet in sanfte Weinhügel und Reben .
Die Ursprünge des Ortes reichen bis in die Zeit der Etrusker zurück. Vor allem ist der Ort jedoch bekannt als Geburtsort und Sterbeort (1375) von Giovanni Boccaccio, der hier auch beerdigt wurde.
Wir unternehmen einen kleinen Rundgang durch den Ort mit seinen noch erhaltenen Stadttore Porta al Sole, Porta al Rivellino und Porto Alberti, bevor wir uns auf die Wanderung durch den Olivenhain begeben. Hier treffen wir auch einen Olivenbauern bei der Arbeit.
Bei guter Witterung hat man von den Olivenhainen aus, einen hervorragenden Ausblick auf die toskanische Landschaft. In der Ferne sind die berühmten Türme von San Gimignano zu erkennen.
Auf der Via Francigena, auch Frankenweg - den die Pilger auf ihrem Weg von Franken nach Rom zur Grabstätte der Apostel Petrus und Paulus nutzen, werden wir fündig. Ein herrenloses Handy erweckt unsere Phantasie. Wer hat es wohl verloren? Warum liegt es im Olivenhain? Was/ Wer steckt dahinter? Aufklärung bekommen wir durch einen jungen italiensichen Familienvater. Die Frau hat es beim Spaziergang weiß.
Am Nachmittag sind wir dann in der Stadt, die wir schon am Vormittag von weitem sehen konnten.
Die kleine Stadt San Gimignano (7.000 Einwohner) in der Provinz Siena ist vor allem wegen seines mittelalterlichen Stadtkerns bekannt. Die Geschlechtertürme der Stadt auf dem Hügel sind schon von weithin sichtbar und zählen zum UNESCO-Weltkulturerbe. Im Mittelalter dienten sie als Wehrtürme und zur Machtdemonstration.
Den Mittelpunkt San Gimignanos bildet die Piazza delle Cisterna, hier befindet sich wohl die berühmteste Gelateria und wir versäumen es nicht, nach der Stadtwanderung das wohl berühmtestes Eis zu probieren, was es hier in der Gegend rund um Siena gibt.
- Certaldo: 8,2 km
- San Gimignano-Führung: 1,2 km
 
Wandertag No. 2 am 11.09. 2011
Knapp 20 Kilometer westlich von Florenz und nur wenige Kilometer nördlich von Empoli liegt die Gemeinde Vinci, die etwa 15.000 Einwohner hat.
Dort hin zu kommen ist an diesem Sonntag etwas schwierig.
Denn gerade zur gleichen Zeit wie wir, sind zahlreiche Radfahrer unterwegs, wir vermuten: Ein Radrennen rund um Vinci.
Weltweite Berühmtheit erlangte der Ort durch seinen bekanntesten Sohn Leonardo da Vinci,  der im Jahre 1452 im Ortstei Anchiano geboren wurde. Auch heute noch zieht es Jahr für Jahr zahlreiche Besucher in den kleinen Ort, um eine Vorstellung davon zu bekommen, wie der berühmte Maler und Wissenschaftler aufgewachsen ist. Besonders das Geburtshaus Leonardo da Vincis, in der auch einige seiner frühen Entwürfe ausgestellt werden, wird gern besucht. Das war auch eigentlich unser Ziel. Wir erreichen, nach einer Wanderung durch uralte Olivenhaine, bei glühender Hitze, das Geburtshaus, ein traditionelles toskanisches Bauernhaus "Podere", von Olivenbäumen und Weinstöcken umgeben, in bezaubernder, hügeliger Landschaft. Doch ist es bis auf weiteres wegen Sanierungsarbeiten geschlossen.
Der malerisch von sanften Hügeln eingebettete Ort ist aber nicht nur wegen seiner berühmten Persönlichkeit besuchenswert. Auch lohnt es sich, die Kirchen Chiesa di Santa Croce und Santuario della Santissima Annunziata zu besichtigen.
Die zweite Etappe unseres heutigen Wandertages bringt uns in das Gebiet Chianti - Montalbano. Hier befindet sich eingebettet in die sanften Hügel das Agriturismo „Casolare di Luggiano“. Nach der schweißtreibenden Wanderung lassen wir uns die typischen toskanischen Spezialitäten schmecken, Schinken, Lasagne, Öl und natürlich Wein.

- Vinci: 4,7 km
- Montalbano: 5,1 km
 
Wandertag No. 3 am 12.09. 2011
Unser Buschauffeur hat heut seinen freien Tag und so fahren wir mit dem Zug nach Lucca.
Die etwa 80.000 Einwohner große Stadt Lucca liegt 20 Kilometer im Landesinnern im Tal des Serchio und ist Hauptstadt der gleichnamigen Provinz. Gegründet wurde die im Mittelalter bedeutende Stadt bereits von den Etruskern im 3. Jahrhundert v. Christus.
Das Stadtbild prägen die mehr als vier Kilometer langen Stadtmauern, die im 16. und 17. Jahrhundert errichtet wurden. Durch einen im 19. Jahrhundert angelegten Grünwall hat die Anlage einen besonderen Reiz erfahren.
Dass der Mauerring heute eine gepflegte Parkanlage ist, verdankt sie Maria Luisa von Bourbon, der Herzogin von Parma, die zwischen 1823 und 1832 eine großflächige Bepflanzung mit verschiedensten Baumarten veranlasste.
Von hier eröffnen sich uns schon Ausblicke auf die Stadt, die wir am Nachmittag noch mit einer örtlichen Stadtführerin besichtigen werden.

Zentrum der Altstadt bildet der Duomo San Martino aus dem späten 12. Jahrhundert. Bereits beim ersten Anblick des Doms stechen der fast 70 Meter hohe Glockenturm und die Fassade ins Auge, die im 13. Jahrhundert von Guidetto da Como gestaltet wurde. Im Kircheninnern findet sich das Kruzifix Volto Santo, zu dessen Ehren jedes Jahr im September eine Prozession stattfindet.
Die "Überreste" einer Arena zum Wohnbau umfunktionieren - das ist nicht unbedingt eine neue Idee, in  Lucca, ist das antike Amphitheater noch heute gut erkennbar: als elliptischer Platz mitten in der Stadt, dessen ehemalige Mauern und Tribünen später als Grundsteine für Häuser verwendet wurden. Die Piazza Anfiteatro ist heute eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten der Stadt.
Am Nachmittag bleibt noch Zeit für einen Bummel durch die Altstadt und über die Via Fillungo zu schlendern. Sie ist die belebte Haupteinkaufs- und Flanierstraße der Stadt.

- Lucca, Wall-Rundgang: 4,9 km
- Lucca, Stadtführung: 2,6 km
 
Wandertag No. 4 am 13.09. 2011
Am Morgen erreichen wir mit unserem Bus die toskanische Hauptstadt Florenz. Doch erst nach dem wir am Check-Point unsere Einfahrtsgebühr bezahlt haben dürfen wir weiter fahren nach Fiesole.
Im Ortskern befindet sich die nach einem Bildhauer benannte Piazza Mino da Fiesole. An diesen Platz grenzen der wuchtige Duomo San Romolo mit seinem 42 m hohen Glockenturm.
Ein Ausflug nach Fiesole lohnt sich aber nicht nur wegen der vielen gut erhaltenen Bauwerke, sondern auch wegen des herrlichen Ausblicks auf das nahe Florenz, der sich den Besuchern bietet.
Hier treffen wir auf Peter, unser Wanderführer für diesen Tag. Man merkt sofort, er ist mit Leib und Seele dabei und wandert mit Begeisterung.
Die Wanderung führt unsere Gäste auf den Monte Ceceri. Um 1505 ließ hier Leonardo da Vinci die ersten Flugübungen mit einem Segelfluggerät durchführen. Die Versuche scheiterten und er notierte in seinem Manuskript, dass sich sein Assistent Masini dabei ein Beinoder einige Rippen brach.
Die Wanderung führt die Gruppe nach Settignano, nordöstlich von Florenz. Der Name geht auf den römischen Kaiser Septimus Severus zurück, den angeblichen Gründer des Ortes, der wie das benachbarte Fiesole, bereits im Mittelalter als kühlerer Sommerwohnsitz von Florentiner Familien geschätzt wurde. Michelangelo hat hier bei einem Marmorarbeiter und seiner Frau seine Kindheit verbracht. Auch Giovanni Boccacccio schätzten die erholsame Frische des Ortes zwischen Weinbergen und Olivenhainen.
Mit dem öffentlichen Linienbus geht es dann hinunter nach Florenz, zur Piazza San Marco. Hier ist die Wandergruppe dann wieder komplett, denn ein Reisegast musste den Aufstieg auf den Monte Ceceri abbrechen. Nach einer Verschnaufpause gibt es noch reichlich Freizeit um die Stadt zu entdecken.

- Fiesole-Settignano: 8,3 km
 
Wandertag No. 5 am 14.09. 2011
Der heutige Wandertag bringt uns in das Chianti Classico Gebiet.
Es ist im Norden begrenzt von den Vororten von Florenz, im Osten von den Chianti-Bergen, im Süden von Siena und im Westen von den Tälern der Flüsse Pesa und Elsa. Es ist das Kernland des Chianti-Gebietes. Eine 70 km lange Weinstraße, die „ Via Chiantigiana “, SS 222 verbindet die beiden großen Städte und führt durch eine großartige Kulturlandschaft. An der Straße liegen viele bekannte Weinorte aufgereiht wie an einer Perlenkette. Der „ Gallo Nero = Schwarzer Hahn“  ist das Kennzeichen der Chianti Classico Weine.
Hauptstadt der für ihren Wein weltberühmten Chianti-Region ist der beschauliche Ort Greve in Chianti. Zentrum des Ortes ist die Piazza Metteotti. Dieser Platz mit seinem dreieckigen Grundriss ist jedes Jahr im September Schauplatz der Präsentation des neuen Chianti.
Der mit Arkaden ausgeschmückte Ortskern lädt zudem mit gemütlichen Cafés und Restaurants sowie kleinen Geschäften und Boutiquen zum Verweilen und Bummeln ein. Da der Ort Mitglied der Cittaslow ist, garantiert ein Urlaub in Greve in Chianti Ruhe und Erholung pur.
Wir merken auf unserer Wanderung durch das Gebiet die enormen Höhenunterschiede. Doch unsere Anstrengungen werden belohnt, im Castello Verrazzano
 Das Schloß Verrazzano ist der berühmte Familiensitz des Seefahrers Giovanni da Verrazzano, dem Entdecker der Bucht von New York. Das Castello di Verrazzano gehört zu einer Reihe wunderschöner Burgvillen im Greve-Tal.
Das Anwesen ist seit vielen Jahren berühmt für seine erstklassigen Chianti Classico-Weine und die Burg, die im Laufe der Jahrhunderte nach dem Verschwinden der Familie Verrazzano verfallen war, erstrahlt heute dank der Restaurierung durch seinen Besitzer Cavaliere Luigi Cappellini, die in Zusammenarbeit mit den für die Sehenswürdigkeiten von Florenz zuständigen Behörden erfolgte, erneut im alten Glanz. Auf der wunderschönen überdachten Terrasse finden heute Musicals und andere Veranstaltungen statt.

- Chianti-Classico: 8,8 km
 
Wandertag No. 6 am 15.09. 2011
Am Morgen unseres letzten Wandertages bringt uns unser Reisebus nach La Spezia. Von hier aus nehmen wir den Zug in den Parco Nazionale delle Cinque Terre.
Die gesamte Küste von La Spezia bis nach Sestri Levante steht unter strengem Naturschutz.
Zwischen den 5 Dörfern der Cinque Terre Monterosso al Mare, Vernazza, Corniglia, Manarola und Riomaggiore gibt es einen Fußweg, die Via dell'Amore.
Bereits in der Antike wurden die steilen Orte terrassenförmig angelegt. Es gab und gibt nur begrenzten Zugang von der Landseite her, der Handel erfolgte fast ausschließlich über das Meer.
Die steilen Berge wurden terrassenförmig angelegt und damit für die Landwirtschaft nutzbar gemacht.
Dafür wurden keinerlei zusätzliche Materialien verwendet, nur die im Boden befindlichen Steine wurden zu Mauern aufgeschichtet, dahinter befindet sich Erde. Dies gibt der Landschaft ihren einmaligen und unverwechselbaren Charakter.
Wir wandern von Corniglia nach Vernazza.
Der Ursprung von Corniglia liegt in der Römerzeit, wie der Name "Gens Cornelia", einer römischen Herschaftsfamilie besagt. Corniglia befindet sich auf einer felsigen Anhöhe etwa 100m über dem Meer, von wo aus man die vier anderen Dörfer der Cinque Terre bewundern kann. Der Altstadtkern erstreckt sich entlang der Via Fieschi, deren Häuser auf der einen Seite entlang der Strasse gereiht stehen, wohingegen die andere Seite dem Meer zugewandt ist.
Der Wanderweg erlaubt wunderbare Aussichten aus der Höhe über das Meer und die romantisch anmutenden Orte. Der Fußweg von Dorf zu Dorf beträgt zwischen 30 min und 2 Stunde und ist gebührenpflichtig. Nach reichlich zwei Stunden kommen wir in Vernazza an.
Vernazza wurde um das Jahr 1000 gegründet. Seinen Namen hat es von “Gens Vulnetia”, einer römischen Familie, deren freigelassene Sklaven, den Ort gründeten.
Einst der wohlhabendste Ort der Cinque Terre, findet man in Vernazza wunderschöne architektonische Besonderheiten wie z.B. an Loggias, Portalen und Durchgängen. Der historische Ortskern, nobel und elegant, hat sich entlang des Flüsschens Vernazzola entwickelt und zieht sich bis hin zu einem vorspringenden Felsen. Entlang steiler und enger Gässchen, gelangt man zur Hauptstrasse hinunter. Vernazza ist durch Verteidungsanlagen gekennzeichnet wie Turmbauten und der Festung Doria.
- Cinque Terre: 4,9 km

Gesamt-Strecke in diesen heißen Tagen in der Toskana  = 48,7 km
 
Ich wünsche allen Reisegästen eine gute Zeit und freue mich auf ein Wiedersehen
Ihre Gabi Schwarze

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