Reisebericht: Rundreise und Kreuzfahrt Ost–Kanada zum Indian Summer

06.10. – 19.10.2024, 14 Tage Ostküste Kanada und USA – Rundreise–Vorprogramm und Kreuzfahrt mit der Norwegian Gem: Toronto – Niagara–Fälle – Ottawa – Montreal – Quebec – Halifax – Maine – Boston


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In Deutschland läßt der goldene Herbst auf sich warten und wir starten bei trübem, regnerischen Wetter. In Ostkanada erwarten uns Toronto und Montreal, wir werden der Hauptstadt Ottawa einen Besuch abstatten, in Quebecs Altstadt bummeln gehen, ein wenig vom Naß der Niagarafälle kosten und die landschaftlichen Reize von Neuengland bestaunen. Einige unserer Programmpunkte während der Kreuzfahrt mit der Norwegian Gem liegen bereits in den Vereinigten Staaten von Amerika und am Ende unserer Reise erwartet uns mit Boston nochmals ein Highlight an der Küste der USA. Nun hoffen wir auf wirklich goldenen Herbst mitsamt dem Farbspiel an den Bäumen und vielleicht sogar ein wenig Sonnenschein, wir sind bereit ...
Ein Reisebericht von
Simone Willner
Simone Willner

Anreise nach Toronto

Die meisten Gäste der kleinen Reisegruppe brechen bereits am frühen Morgen in Richtung Frankfurt auf, zwei Gäste fliegen ab Leipzig, unsere zwei österreichischen Gäste starten von Graz aus, weitere zwei kommen aus der Hauptstadt Berlin nach Frankfurt, drei Gäste machen sich von Hamburg aus auf den Weg, die restlichen fahren mit dem Zug oder dem Auto. In Frankfurt treffen wir uns alle um die Mittagszeit am Gate für den Weiterflug nach Toronto und lernen uns ein wenig kennen.

Zwei Gäste sind bereits am Vortag nach Kanada gereist und warten bei unserer Ankunft schon im Hotel auf uns. Nachdem wir alle Formalitäten am Flughafen schnell erledigt und ein wenig Geld getauscht haben, erreichen wir nach einer halben Fahrstunde unser Chelsea Hotel mitten in der Innenstadt Torontos. Durch die Zeitverschiebung von sechs Stunden sind wir alle recht müde und wollen uns erstmal ausruhen, bevor wir die Metropole morgen erkunden ...

Stadtrundfahrt in Toronto und Reise zu den Niagarafällen

Nachdem wir uns ein wenig erholt haben, erkunden wir das riesige Toronto. Den CN Tower, das Wahrzeichen der Stadt, haben wir gestern bei unserer Ankunft schon in der Abendsonne herausragen sehen. Heute morgen können wir tolle Fotos vom Pooldeck unseres Hotels machen. Der Blick ist unverbaut und ganz umwerfend und so posieren wir emsig vor dem Turm.

Der Name Torontos leitet sich von dem indianischen Wort tkaronto ab, was soviel bedeutet wie: Ort, an dem Bäume am Wasser stehen und später Ort der Zusammenkünfte. Die weißen Einwanderer nannten die Stadt vorerst York, zur besseren Unterscheidung von New York wurde sie dann 1834 in Toronto umbenannt.

Am Rathaus schauen wir uns das Modell der Stadt und eine Kunstinstallation aus über 200.000 Nägeln an. Danach wollen wir unbedingt auf den Turm hoch fahren. Der CN Tower liegt in der südlichen Innenstadt Torontos und ist ein 553 Meter hoher Fernsehturm. Er war von 1975 bis 2009 der höchste Fernsehturm der Welt. Gleichzeitig war er von 1975 bis 2007, als der Burj Khalifa eine Höhe von 555,30 Metern erreichte, das höchste freistehende und nicht abgespannte Bauwerk der Erde. In seinem Inneren befinden sich Telekommunikationseinrichtungen, von hier aus werden über 30 Fernseh- und Rundfunkprogramme ausgestrahlt.

Die Bauzeit des Fernsehturms betrug gerade 40 Monate, was, besonders für damalige Verhältnisse, eine ungewöhnliche Bauleistung darstellte. Durch die Errichtung sollte die Funkübertragung verbessert werden und ursprünglich sollte er gar nicht für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Heute ist der Turm einer der touristischen Hauptanziehungspunkte der kanadischen Metropole und zählt immerhin bis zu zwei Millionen Besucher im Jahr . Er entwickelte sich im Laufe der Jahre zu einem Symbol mit nationaler Bedeutung für Kanada und wurde 1995 von der American Society of Civil Engineers in die Liste der Sieben Wunder der modernen Welt aufgenommen. Seit seiner Fertigstellung war er oftmals Schauplatz für spektakuläre Stunts und Rekordleistungen. Wir fahren mit dem Fahrstuhl nach oben und genießen den spektakulären Rundumblick über die Stadt, machen Fotos und genehmigen uns einen Kaffee.

Danach fahren wir durch das Universitäten- und Bankenviertel, sehen unendlich viele Hochhäuser, die mit ihren gläsernen Fassaden alles spiegeln und biegen etwas später zum Distillery District ab, wo wir eine kleine Pause machen. Es gibt eine Fußgängerzone mit malerischen Gebäuden aus dem 19. Jahrhundert und man könnte meinen, man sei in Belfast oder Dublin gelandet. Einst befand sich hier eine große Whiskybrennerei, heute kann man den edlen Tropfen zumindest noch verkosten und rundherum haben sich kleine Kneipen und Cafés angesiedelt. Kunstliebhaber kommen gern hierher wegen der Galerien und Skulpturen. Tanz- und Musikveranstaltungen finden in den Sommermonaten fast täglich statt und die verschiedenen Theater bieten unzählige Vorstellungen an. Im Dezember kann man im Viertel sogar über einen Weihnachtsmarkt schlendern.

Nach dem Fotografieren der alten Markthalle und des Iron Buildings sagen wir adieu und brechen zu den spektakulären Niagarafällen auf, die genau an der Grenze zwischen dem US-amerikanischen Bundesstaat New York und der kanadischen Provinz Ontario liegen. Hier, wo die Fälle den Eriesee mit dem Ontariosee verbinden, stürzt das Wasser 57 Meter in die Tiefe.

Wir haben heute großes Glück, das Wetter ist herrlich, der Himmel blau mit sehr fotogenen Wolken und es herrscht ungewöhnlich hoher Wasserstand, so daß das Wasser am Fall mit viel Getöse und Gischt hinunterstürzt. Ein atemberaubender Anblick, den man kaum beschreiben kann!

Zuerst gehen wir aufs Boot, um direkt unter die Fälle zu fahren, das ist einfach nur majestätisch anzusehen und genau über uns stürzen die Wassermassen nach unten, natürlich werden wir ausgiebig naß gespritzt und das ganze ist ein Gaudi, gleichzeitig aber auch ein unvergeßliches Erlebnis.

Den Nachmittag verbringen wir auf der Panoramameile, auf der man an den Fällen entlangbummeln kann. Die Möwen kreisen über unseren Köpfen, die dunkelbraunen Eichhörnchen hüpfen munter im Gras auf und ab, Kanadagänse liegen auf den Grünflächen. Auf der anderen Seite ist die Sicht einfach unbeschreiblich. Über den herabstürzenden Wasserfällen bilden sich unendlich schöne intensive Regenbögen und die Speicherkartenkapazitäten unserer Fotoapparate und Handys werden heute aufs äußerste strapaziert. Am frühen Abend finden wir uns alle glücklich wieder am Bus ein und fahren in unser Hotel, welches keine 10 Fußminuten von den Wasserfällen entfernt liegt.

Vom Panoramarestaurant, in dem für uns am Abend ein Tisch reserviert ist, haben wir nochmals einen unvergeßlichen Blick auf die Szenerie, die jetzt bei Dunkelheit in verschiedenen Farben angestrahlt wird und dieses Spektakel können wir uns nicht entgehen lassen. Manche Gäste halten sogar bis zum nächtlichen Feuerwerk durch. Ein Traumurlaubstag findet einen krönenden Abschluß.

Niagara on the Lake und Kingston, wir sind gespannt ...

Landschaftsfahrt nach Kingston

Am Morgen fahren wir erneut entlang der Niagarafälle und halten wenig später an den sogenannten Niagara Whirlpools. Dort sehen wir zum ersten Mal etwas von der so vielgepriesenen Laubfärbung von tiefem Orange bis zu einigen gelben und roten Tupfen. An der geschmackvoll bepflanzten Floral Clock, die sich nördlich vom Wasserkraftwerk Sir Adam Beck befindet, machen wir ebenfalls einen Halt. Es handelt sich hierbei um eine riesige Uhr, die aus Blumen besteht und voll funktionsfähig ist. Sie wurde 1950 angelegt und etwa 16.000 Pflanzen bilden ihr Ziffernblatt.

Unser Weg führt uns durch die postkartengleiche Landschaft in der Nähe von Niagara on the Lake. Wir erblicken unzählige stilvolle Holzvillen mit geschnitzten Vorbauten, die auf äußerst wohlhabende Besitzer schließen lassen. Sie sind eingebettet in englisch gepflegten gänseblümchenfreien Rasen, üppig bepflanzte Vorgärten wie aus der Landlustzeitschrift und umgeben von unzähligen Weinstöcken. Weil die Kulisse einfach zu malerisch ist, beschließen wir, in Niagara on the Lake einen Rundgang zu machen und das Flair zu genießen.

Der kleine hübsche Ort liegt am Ufer des Ontariosees, genau gegenüber von Toronto. Mit seinen viktorianischen Gebäuden und den blühenden Blumenbeeten und -arrangements, strahlt er den nostalgischen Charme einer historischen Kleinstadt aus. Es liegt eine besondere Anziehungskraft in dieser Stadt, die die Einheimischen als den „Niagara-on-the-Lake-Effekt“ bezeichnen. Wenn man hier ankommt, spürt man sofort die besondere Atmosphäre – ein totaler Gegensatz zum “hustle and bustle” der Niagarafälle und dem dortigen Vergnügungsviertel Clifton Hill.

Das historische Viertel Heritage District ist eine der am besten erhaltenen Stadtteile Nordamerikas aus dem 19. Jahrhundert. Auch bei den vielen Boutiquen, Antiquitätenläden Restaurants und Cafés kommt direkt ein wenig Shoppinglaune auf. Gut, daß bei unserer Ankunft nur wenige davon geöffnet sind, sonst würden wir gar nicht mehr weg kommen.

Das Prince of Wales Hotel, welches 1864 erbaut wurde, ist das wohl bemerkenswerteste Gebäude in Niagara on the Lake. Benannt zu Ehren eines Besuchs des Herzogs und der Herzogin von York zu Beginn des 20. Jahrhunderts kann man noch heute hier übernachten.
Die dortige Opulenz, inklusive kunstvoller Intarsienböden, Gemälden an den Wänden und duftenden Rosen überall hat allerdings ihren Preis, versteht sich. Aber wo sonst hat man schon mal die Möglichkeit, dort zu übernachten, wo selbst Queen Elizabeth II. bereits weilte?

Die kleine Niagara Apotheke ist eine der ältesten in Kanada. Sie wurde 1820 eröffnet und ist heute ein kleines Museum, in dem viele der Originalprodukte ausgestellt sind. Schweren Herzens verlassen wir dieses hübsche Fleckchen Erde nach einer Stunde wieder und und machen uns auf den langen Weg nach Kingston, vorbei an Toronto und dem endlos scheinenden Ontariosee. Mittagspause machen wir am Big Apple, was ein Rasthof ist, der aussieht wie das kanadische Pedant zu Karls Erdbeerhof. Nur, daß man sich hier auf Produkte spezialisiert hat, die aus Äpfeln gemacht werden. Sehr lecker ist der hauseigene Cider.

Am Nachmittag erreichen wir Lake on the Mountain und erklimmen den kleinen Berg über der Bay of Quinte des Ontariosees im Prince Edward County. Von hier oben haben wir einen fantastischen Blick auf den See und die beginnende Blattfärbung der umgebenden Wälder. Zu unseren Füßen sehen wir auch schon die Autofähre, die uns auf die andere Seite und weiter nach Kingston bringen wird und als wir unten am Hafen ankommen, läuft sie bereits ein und nimmt uns für wenige Minuten an Bord.

Kingston, wo wir heute übernachten werden, ist eine kleine historische Stadt mit einer lebendigen Livemusikszene und dem ältesten öffentlichen Markt in Ontario. Sie liegt am Zusammenfluß von Ontariosee, Saint Lawrence River und Rideau Canal. Mit dem historischen Bahnhof und dem Rathaus mit der runden Kuppel bietet sich uns vom Hotelbalkon aus ein sehr schöner Anblick und die meisten Gäste machen noch einen Spaziergang durch die kleine Altstadt mit ihren unzähligen Kneipchen und Restaurants. Jeder kann sich heute nach seinem Geschmack ein Lokal aussuchen oder bei einem leckeren Wein den Tag ausklingen zu lassen.

Morgen werden wir die 1.000 Inseln erkunden und die Hauptstadt Ottawa kennenlernen ...

Bootsfahrt bei den 1.000 Inseln und Weiterreise nach Ottawa

Nach dem Frühstück fahren wir in das Gebiet der 1.000 Inseln. Sie liegen am Abfluß des Ontariosees in den Sankt Lorenz Strom, genau auf der Grenze zwischen den USA und Kanada. Unser Ausflugsboot nimmt uns mit in eine faszinierende Welt, die aus insgesamt 1.864 Inseln besteht, manche dieser Minieilande haben nur Nummern, Wolfe Island ist die größte von ihnen. So schippern wir munter zwischen den USA und Kanada hin und her, sehen den Yachthafen des Boldt Castle, das Castle selbst auf einer anderen Insel, worin sich heute ein Hotel befindet. Zwischen zwei Eilanden gibt es eine kleine weiße Holzbrücke. Tatsächlich ist sie die kleinste Brücke der Welt zwischen zwei Staaten! Eine der Inseln gehört zu Kanada, die andere zu den USA.

Manche der Inselchen beherbergen gerade ein Häuschen und viele Kanadier und Amerikaner verbringen gern ihre Wochenenden oder die Ferien hier, da sich der See während der Sommermonate auch zum Baden eignet. Heute ist es allerdings sehr kühl und wir ziehen es vor, hinter den Bootsscheiben sitzen zu bleiben. Trotzdem können wir uns gut vorstellen, wie beliebt dieses Gebiet bei Kanadiern und Amerikanern im Sommer sein muß.

Nun ist es Zeit, in die Hauptstadt zu fahren. Unseren Spaziergang in Ottawa beginnen wir in einem Park oberhalb des Parliament Hill, wo wir erneut auf die schöne Herbstfärbung der Laubbäume stoßen. Die Eichhörnchen sind emsig damit beschäftigt, Nüsse für den Winter im Boden zu vergraben.

Im Museum für kanadische Geschichte sehen wir riesige Totempfähle und erfahren etwas über die Situation der Ureinwohner Kanadas in der heutigen Zeit.

Auf dem Parliament Hill am Südufer des Ottawa Flusses ist gerade Bauzeit. Vieles ist eingerüstet und zwei Krane ragen über der Kulisse heraus.

Nachdem Königin Victoria Ottawa zur Hauptstadt Kanadas bestimmt hatte, begann man dieses Viertel zum Regierungsviertel umzubauen. Das neogotische Parlament bildet den Mittelpunkt der Gebäudekomplexe und der 92 Meter hohe Peace Tower erinnert sehr an den Elisabethenturm in London, den die meisten wahrscheinlich nur unter dem Namen Big Ben kennen.

Vor dem Parlament brennt ein ewiges Feuer an einem Brunnen, auf dem die Wappen aller Regionen Kanadas abgebildet sind. Da es anfängt zu regnen, fahren wir ins Hotel und verschnaufen erst ein wenig, bevor wir einen Abendspaziergang wagen, bei dem allerdings das Licht die Kulisse in rosaroten Schein taucht. Die meisten Gäste suchen sich in den unzähligen Restaurants ein gemütliches Plätzchen und lassen den Abend langsam ausklingen.

Morgen erwarten uns eine Safari und die Metropole Montreal ...

Safari im Omega Wildpark und Stadtrundfahrt in Montreal

Heute fahren wir zu einer Safari im Omega Park ganz in der Nähe der Hauptstadt. Dieser Park wurde 1985 gegründet. Man wollte es einem breiten Publikum ermöglichen, die nordamerikanische Tierwelt auf dem 2.200 Hektar großen Gelände in der natürlichen Landschaft zu präsentieren. Wir steigen in einen blauen Schulbus um, der seitlich offen ist und bekommen 3 Packungen knackige Möhrchen in die Hände.

Es dauert nicht lang, da stehen die ersten Wapitis, Rothirsche und Rehe vor dem Bus und wollen diese Leckereien natürlich nicht verpassen. Die Wildschweine betteln von unten und ihre kleinen gestreiften Frischlinge verstecken sich hinter den Farnen und beobachten von dort das Geschehen. Wenig später sehen wir an einem See einen beeindruckenden Biberbau und rundum trappeln die kanadischen Wildgänse und ein paar wilde Truthähne. Noch etwas weiter sehen wir ein Murmeltier und Bisons, deren Junge noch ganz hellbraun sind. Einige Elche fressen gemütlich genau neben dem Bus. Unser Busfahrer Dominik kennt den Park und seine Tiere gut und er lockt für uns sogar die Füchse und Wölfe aus den Verstecken hervor.

Die Braun- und Schwarzbären kommen ebenfalls sehr nah, da sie glauben, es gäbe leckere Würstchen. Es ist ein wunderbares Spektakel für uns, die Tiere so nah erleben zu dürfen und wir hätten gern eine zweite Runde im Park gedreht.

Allerdings erwartet uns ja noch Montreal und wir brechen schweren Herzens auf.

Zur Mittagszeit sind wir dort mit Louis verabredet, der uns seine Heimatstadt zeigt. In der beeindruckenden Basilika Notre-Dame de Montreal, die im neugotischen Stil erbaut wurde, beginnen wir. Sie ist die Mutterkirche von Montreal. Ihre Geschichte wurde seit ihrer Gründung von den Sulpizianern geprägt und sie zeugt von ihren katholischen Wurzeln und der ewigen Verbindung zwischen Kunst und Religion. Im Jahr 1982 wurde Notre-Dame, damals noch eine Kathedrale, von Papst Johannes Paul II. in den Rang einer Basilika minor erhoben und 1989 zur National Historic Site of Canada erklärt. Innen ist sie mit prächtigen bunten Fenstern verziert und in dunklem Holz gehalten.

Nun wollen wir dem Circuit Gille-Villeneuve einen Besuch abstatten, stecken aber erstmal im Stau. Der Circuit ist eine temporäre Motorsport-Rennstrecke auf der Ile Notre-Dame. Hier findet seit 1989 alljährlich der Große Preis von Kanada der Formel 1 statt und unser Busfahrer freut sich schon, endlich mal dem Bus einheizen zu können, da erfahren wir, daß wir hier nur 30 Stundenkilometer fahren dürfen, nur die an uns vorbeiziehenden Radfahrer dürfen schneller fahren.

Nun ist es Zeit, einen Blick in die Unterstadt zu werfen, ein riesiger Teil der Stadt ist durch unzählige teilweise kunstvoll gestaltete Metrobahnhöfe miteinander verbunden. Als uns Louis erklärt, daß hier im Winter oft bis zu zwei Meter Schnee fallen und die Temperaturen bis auf -20 Grad fallen können, verstehen wir schnell, warum die Einwohner dann versuchen, hier unten trocken und warm von A nach B zu kommen, man kann durch die Tunnel nämlich auch laufen.

Am Nachmittag erklimmen wir den Hügel der Stadt, wo man viele Häuser im viktorianischen Stil bestaunen kann und sogar einige Fachwerkhäuser. Von hier oben hat man einen tollen Blick über Montreal und den Sankt Lorenz Strom. Am Hyatt Hotel verabschieden wir uns von Louis und genießen den Nachmittag in der Metropole.

Morgen lernen wir Quebec kennen und dann heißt es: Schiff ahoi ...

Fahrt nach Quebec und Einschiffung auf die Norwegian Gem

Heute fahren nach Quebec. Hier bummeln wir durch die Gassen dieser sehr europäisch anmutenden Stadt mit ihren Stadtmauern, deren vier Eingangstore sehr an Carcassonne in Südfrankreich erinnern. In der sogenannten Haute-Ville (der Oberstadt) herrscht reges Treiben, Straßenmusiker spielen Jazz und wir sind ganz verliebt in die Promenade am Sankt Lorenz Strom und vor allem in den Anblick des dort befindlichen Luxushotels Chateau Frontenac. Es sieht aus, wie eine südfranzösische Burganlage und wurde für die kanadische Eisenbahngesellschaft erbaut. Innen spürt man ein wenig Eisenbahnromantik a la Orient Express.

Seit 1985 zählt Vieux Quebec zum UNESCO Weltkulturerbe. Das Fort und die militärischen Befestigungsanlagen der Oberstadt prägen das Bild des alten Stadtkerns noch heute. Einst befand sich hier eine Ansiedlung von französischen Seefahrern, heute findet man viele Gebäude im Kolonialstil, die vorrangig aus dem 19. Jahrhundert stammen. In Basse Ville, der so genannten Unterstadt setzen wir unseren Spaziergang fort. Dieser Teil der Altstadt ist einige Jahre älter als die 90 Meter höher gelegene die Oberstadt. Am heutigen Place Royale entstand unter der Leitung von Samuel de Champlain die erste kleine Ansiedlung von Häusern direkt am Sankt Lorenz Strom. Bei einem Stadtbrand 1682 wurde alles zerstört. Danach errichtete man 1688 die Notre Dame de Victoires Kirche als erstes Gebäude auf dem Platz. Sie war damals die einzige ganz aus Stein bestehende Kirche Nordamerikas und um sie herum entstanden nach und nach Wohnhäuser ebenfalls aus Stein, die man in den 1970er Jahren liebevoll sanierte. Dieser Platz ist wunderhübsch anzusehen und üppig bepflanzt mit wunderschönen Blumenarrangements.

Nun ist es Zeit, zum Hafen zu fahren, wo unser Kreuzfahrtschiff - die Norwegian Gem - bereits in ihrer ganzer Pracht vor uns liegt und auf uns wartet. Wir laufen gemeinsam zum Schalter, wo alle die Bordkarten erhalten und erkunden natürlich zu allererst unsere Kabinen, danach das Schiff mit seinen vielen Restaurants und das Pooldeck. Hier können wir uns gut vorstellen, eine Woche zu verbringen.

Am Abend genießen wir unser erstes Abendessen an Bord, natürlich dürfen wir auch den spektakulären Sonnenuntergang nicht verpassen und freuen uns, morgen einmal nicht umziehen zu müssen und uns einen Tag an Bord zu erholen ...

Erholungsfahrt auf dem Sankt Lorenz Strom in Richtung Nova Scotia

Den heutigen Tag verbringen wir damit, das Schiff intensiver zu erkunden. Durch einen Absturz des Computersystems sind unsere Buchungen mächtig durcheinandergewirbelt worden und wir müssen noch einige Male zur Rezeption und zu den Ausflugsschaltern laufen, um alles wieder gerade zu rücken.

Am Abend beglückt uns ein wundervoller Sonnenuntergang und wir genießen die verschiedenen Möglichkeiten an den Bars und in den Restaurants.

Nun sind wir gespannt auf unseren ersten Landausflug in Charlottetown ...

Charlottetown auf Prince Edward Island

Mitten in der Nacht haben wir erneut eine Zeitverschiebung und sind nun nur noch fünf Stunden vor der europäischen Zeit.

Wir haben den Atlantik unter dem Kiel und das Schiff schwankt merklich. Zur Mittagszeit erreichen wir Charlottetown, die Provinzhauptstadt von Prince Edward Island. Die heute 36.000 Einwohner zählende Stadt hat eine immense historische Bedeutung für Kanada. Hier ist nämlich die Geburtsstätte des heutigen Kanada, denn im Jahr 1864 wurde die Charlottetown-Konferenz abgehalten. Die Stadt wurde bereits 1764 gegründet und nach der damaligen britischen Königin Sophie Charlotte von Mecklenburg-Strelitz benannt.

Wir fahren mit dem Bus durch das pittoreske Städtchen, sehen die hölzernen kleinen Häuschen mit ihren gepflegten Vorgärtchen, den Hafen mit der langen Fußgängermeile und etliche Kirchen.

Nun bewegen wir uns gen Südwesten und können uns die herrliche Herbstszenerie anschauen. Die Insel ist geprägt von Landwirtschaft und Viehhaltung. Daher reiht sich ein Kartoffelacker an den nächsten, unterbrochen von Gersten- und Weizenfeldern und dazwischen weiden die Kühe. Der umgebende Wald erstrahlt in allen erdenklichen Herbstfarben und gibt ein wunderbares Fotomotiv ab.

Unser Ziel ist die Confederation Bridge, die mit ihren 13 Kilometern Länge New Brunswick und Pei verbindet und damit die einzige Verbindung zum Festland auf der Straße gewährleistet. Vor ihrer Errichtung war Prince Edward Island ebenfalls mit dem Festland verbunden, aber nur durch Boote und im Winter durch Schlitten. All diese Optionen waren allerdings wetterabhängig und nicht regelmäßig. Im Winter setzte man für den Postversand sogar Häftlinge ein, es war nämlich eiskalt und damit keine beliebte Aufgabe.

Als Prince Edward Island am 1. Juli 1873 der kanadischen Konföderation beitrat, war schnell klar, daß eine durchgehende Verbindung zum Festland nach New Brunswick geschaffen werden sollte und diese sowohl im Sommer als auch im Winter bei Eis und Massen von Schnee verfügbar sein muß. So gab es in den 1980er Jahren eine Volksabstimmung über die Errichtung eines solchen Bauwerkes und die 12,9 Kilometer lange Brücke wurde als mehrschiffige Betonkastenkonstruktion in 40 Metern Höhe 1997 fertig gestellt. Wir überqueren sie mit unserem Bus und halten hinter der Brücke, wo es einen Aussichtsturm gibt, von dem aus man wunderbare Panoramafotos machen kann. Am Fuße der Brücke gibt es malerische Strände und wir sehen einen mutigen Mann, der noch badet.

Auf der Rückfahrt überqueren wir die Brücke erneut und erfahren etwas über die Mi´kmaq, die Ureinwohner der Insel. Sie nannten die Insel einst "Abegweit", was soviel bedeutet wie "das Land, das von den Wellen gewiegt wird".

Die frühesten Zuwanderer der Provinz kamen aus England, Irland und Schottland. Aus diesem Grund ist die heutige Sprache und Musik mit keltischem Einfluß verflochten. Im Sommer finden hier nahezu jeden Abend Musikfestivals statt. Die französisch sprachigen Akadier leben ebenfalls noch sehr traditionell und in den kleinen Läden können wir ihr Kunsthandwerk bewundern und auch mitnehmen.

Bei einem weiteren Halt begegnen wir einer Statue von Anne Green Gables, die hier einst auf einem Bauernhof aufwuchs. Dieser wurde 1831 von David Macneill Sr. errichtet. Anne verfaßte ihre Kindheitserinnerungen in dem 1908 erschienenen Kinderbuch "Anne of the Green Gables". Dieser Buchtitel geht auf die einst grün gestrichenen Giebel des Bauernhofhauses zurück. In Nordamerika ist dieses Buch in etwa so berühmt und bekannt wie in Europa die Märchen der Gebrüder Grimm.

Am späten Nachmittag kommen wir zurück in die Inselhauptstadt Charlottetown, wir bummeln im schönsten Abendlicht noch etwas am Hafen entlang und sehen die dicken Hummer in den Auslagen der Fischgeschäfte liegen.

Wieder an Bord genießen wir die Annehmlichkeiten der Restaurants und lassen den Abend gemütlich bei Cocktails, Bier, Wein oder einem Whisky ausklingen und freuen uns auf unseren zweiten Landgang in Sydney.....

Sydney auf Cape Breton in der kanadischen Provinz Nova Scotia

Am Morgen erreichen wir Cape Breton Island im Nordatlantik. Nun endlich befinden wir uns in der berühmten Provinz Nova Scotia. Leider empfängt uns die Insel mit Regen. Sie ist an der schmalsten Stelle nur durch die etwa 770 Meter breite Straße von Canso vom kanadischen Festland getrennt, mit ihm aber durch einen 1955 aufgeschütteten Verkehrsdamm verbunden.

Obwohl es heute grau und trüb ist und ohne Unterlaß regnet, sehen wir bei unserer Inselrundfahrt die traumhaft schöne Natur. Eingebettet zwischen unzähligen Hügeln, deren höchster etwa 400 Meter mißt, liegen einige Seen, umgeben vom Wald, der in allen erdenklichen Rot, Gelb- und Orangetönen erstrahlt - auch ohne Sonne. Die schottische und gälische Kultur ist hier bis heute lebendig und wir bekommen von unserem Busfahrer gleich eine Kostprobe der typischen Inselmusik geboten. Die klingt genau wie irische Folksmusik.

Wir fahren nach Baddeck zum Alexnder Graham Bell Museum, einem 10 Hektar großen Grundstück auf Cape Breton. Von hier aus haben wir einen fantastischen Blick auf die Bras d´Or-Seen. Bell war ursprünglich Schotte, der nach Nova Scotia einwanderte und dem es 1876 gelang, den Vorgänger des Telefons zu entwickeln und ein flächendeckendes Telefonnetz in Nordamerika aufzubauen. Durch einige gehörlose Mitglieder in seiner Familie entwickelte er ebenfalls Technologien, die ihnen die Verständigung mit den anderen Familienmitgliedern ermöglichte.

Für seine bahnbrechenden Erfindungen verlieh Frankreich ihm 1880 den Voltapreis im Wert von 50.000 Franc. Mit diesem Geld gründete er das Volta Laboratorium in Washington D. C., wo er im gleichen Jahr mit seinem Assistenten und seinem Cousin das Photophon entwickelte, welches Licht als Mittel der Projektion der Informationen verwendete, während das Telefon auf Strom angewiesen war. Später wurde als Weiterentwicklung daraus die erste Phonographenwalze. Man merkt unserer Ann, die uns heute über die Insel begleitet an, wie stolz alle Einwohner auf die Erfindungen dieses herausragenden Mannes und dieses Museum sind.

Unser Rückweg führt uns über die beeindruckende Seal Island Stahlbrücke und am Nachmittag erreichen wir wieder Sydney. Da es immer noch nicht aufgehört hat, zu regnen, hat keiner der Gäste Lust, noch draußen spazieren zu gehen und Essen und ein Nickerchen erscheinen zu verlockend.

Unser Schiff legt am Nachmittag ab, wir genießen den Komfort an Bord und machen uns auf den Weg nach Halifax ...

Halifax und Besichtigung von Peggys Cove

Am heutigen Morgen sehen wir uns endlich alle wieder. Das Reisebüro hat uns einen gemeinsamen Ausflug in Halifax organisiert, wo wir mal wieder ganz für uns sind. Beatrice begrüßt uns am Hafen

Wir legen früh in Halifax an, als wir zum Frühstück gehen. Diese etwa 400.000 Einwohner zählende Stadt ist die Hauptstadt Nova Scotias. Besonders schön anzusehen ist der historische Hafen der Stadt, der wiederum eine bequeme Promenade zum Flanieren hat. Wir fahren mit Beatrice, die uns ihre Heimatstadt zeigt an ihm entlang und besuchen zuerst den schön bepflanzten öffentlichen Park, sehen noch eine vom gestrigen Sturm zerzauste Biene, die sich in den Dahlien versucht zu trocknen und fahren weiter zu den Gräbern der 120 Personen, die einst beim Unglück der Titanic ihr Leben ließen und hier in Halifax begraben wurden. In Sankt John im nördlicher gelegenen Neupfundland ging 1912 der Hilferuf des riesigen Schiffes ein und man brachte die aus dem eisigen Ozean geborgenen Todesopfer hierher. 120 von ihnen setzte man auf dem städtischen Friedhof bei, andere wiederum wurden von ihren Angehörigen zurück nach Europa geholt. Von Cape Race nahe Halifax aus ging in jener schicksalshaften Nacht die Information über die Havarie und den bald darauf folgenden Untergang der Titanic in alle Welt. Die Gräber wurden in Form eines Schiffes angelegt und wir entdecken ein Grab eines gerade zweijährigen Mädchens.

Danach machen wir uns auf den Weg zu Peggys Cove. Unterwegs haben wir heute, da wir als Gruppe allein im Bus unterwegs sind, die Möglichkeit, an einigen schönen Seen zu halten und Kulisse und das Licht sind genau so, wie auf den Bildern aus dem Reisekatalog.

In Peggys Cove, einem bildhübschen Fischerdörfchen mit Leuchtturm, Galerien und kleinen Lädchen herrscht reger Betrieb. Bei diesem Wetter ist das nicht verwunderlich. In Nova Scotia gibt es mehr als 160 historische Leuchttürme, aber keiner davon wurde so oft fotografiert, wie dieser hier in Peggys Cove. Er bewacht seit 1915 die brandenden Wellen und hilft somit vielen Kuttern, die vor der Küste auf Hummerfang gehen, wieder zurück zu finden.

Wir spazieren durch den bildschönen Ort, besuchen einen hübschen Laden nach dem anderen und treffen uns am Ende alle an der berühmten Hummerrollenbude. Diese Spezialität können wir uns nicht entgehen lassen. In einem Brötchen mit einigen Kartoffelstücken serviert man fertig zerkleinertes Hummerfleisch. Hmmmm, einfach lecker.

Am Nachmittag erreichen wir pünktlich unser Schiff wieder, verabschieden uns von Beatrice und Fahrer Bily und genießen die Annehmlichkeiten an Bord.

Am Abend verabreden wir uns in einem der Spezialiätenrestaurants. Wir haben uns für das Teppanyaki entschieden und werden um einen großen Grill herum platziert. Eine nette Philippina wirft denselben für uns an, singt dabei und veranstaltet mit Eiern, Reis, Nudeln, Gemüse, Fleisch, Garnelen und Muscheln ein riesiges Spektakel. Die Eier werden zu einer Schlange, der Reis zu einem Riesenherz und alles landet frisch zubereitet verführerisch nach Knoblauch duftend in unseren Schüsseln. Am Ende dieser Show sind wir so abgefüllt, daß wir gar nicht mehr wissen, wie wir in den schmalen Gängen zu unseren Kabinen „rollen“ sollen. Es war auf jeden Fall ein sehr einzigartiges Erlebnis und wir sind seeeeeeeehr satt und zufrieden.

Morgen sind wir gespannt auf unseren ersten Tag in den Vereinigten Staaten von Amerika ...

Portland, Maine (USA)

Nachdem wir die Uhren in dieser Nacht erneut umgestellt haben, sind wir alle ein wenig aufgeregt, ob die Einreise in die USA reibungslos funktionieren wird. Aber wir haben uns ganz umsonst Sorgen gemacht, die Crew geleitet uns aus dem Theater hinaus und die Grenzbeamten sind sehr nett und interessiert, wo wir herkommen.

Anschließend steigen wir in den Bus, durchqueren den Hafenort Portland und fahren ins unweit gelegene Kennebunkport, einer Kleinstadt im York County im Bundesstaat Maine. In diesem Örtchen mit seinen fotogenen Holzhäuschen leben knapp 4.000 Einwohner und hier befindet sich der Sommersitz des ehemaligen Präsidenten George H. W. Bush. Noch immer gehören der Familie 11 Hektar Land mit luxuriösen Villen direkt am Atlantik. Wir erspähen die Busch`sche Yacht, die vor dem stattlichen Anwesen liegt und alles rundum ist weiträumig abgesichert.

Als wir den Ort erreichen, wartet bereits ein Boot auf uns am Pilot House und nimmt uns auf eine Hafenrundfahrt mit. Wir erblicken Holzvillen im schönsten rot gefärbten Laubwald und mitten im Atlantik holt unser Kapitän einen riesigen weiblichen Hummer der voll mit Eiern beladen ist aus dem Wasser. Aufgeregt laufen wir alle zu ihm, er bindet ihm vorsichtshalber die angsteinflößend großen Scheren ab und wir dürfen ihn mal halten und für Fotos posieren. Nachdem wir alle Fotos im Kasten haben, wird er von den Bandagen befreit und unbeschadet wieder ins Wasser entlassen.

Nun spazieren wir durch den Ort, dessen Besiedlung bereits 1629 durch Richard Vines begann. Durch mehrere Überfälle von Indianern wurden die ersten europäischen Siedler vertrieben und ab 1718 wurde das Gebiet unter dem Namen Arundel erneut besiedelt und erst 1821 in Kennebunkport umbenannt. Mitten durch die Stadt fließt der Kennebunk River. Am Nachmittag setzt der Tidenhub ein und alles Wasser ist plötzlich verschwunden. Früher baute man hier Schiffe aus den einheimischen Pinienstämmen, erst seit den 1920er Jahren entwickelte sich die Gegend zu einem beliebten Seebad und Ferienziel für Prominente und Wohlhabende. Eine Villa kann man ab 6.000 Dollar die Woche mieten und hier einen ruhigen entspannten Urlaub verbringen, nur billig ist es eben nicht. Im Sommer laden die endlos langen Sandstrände zum Baden ein und von hier aus bis zum weit entfernt gelegenen Europa liegt nichts als Wasser.

Nachdem wir in der wärmenden Herbstsonne noch einen Kaffee genossen haben, fahren wir die vorherige Route auf dem Wasser nun an Land ab und sehen die fein geschnitzten Giebel der Villen aus nächster Nähe, eingebettet in Hortensien und umrundet vom herbstgefärbten Wald sieht die Szenerie umwerfend aus. Wir genießen und schweigen.

Am Abend erreichen wir wieder den Hafen von Portland und unser erster Tag in den Vereinigten Staaten von Amerika geht zu Ende. Morgen freuen wir uns auf einen Tag in Bar Harbor, aber jetzt haben wir erstmal Hunger ...

Bar Harbor, Maine (USA)

Am heutigen Morgen müssen wir früh aufstehen für den morgendlichen Ausflug in den Acadia Nationalpark. Als wir das Anlegen des Schiffes in Bar Harbor beobachten, werden wir ebenfalls beobachtet. Eine Robbe schaut zu uns auf, taucht wieder ab und kommt etwas weiter weg nochmals nach oben. Wenig später steigen wir heute mal zur Abwechslung in die Tenderboote und werden an Land gefahren. Bar Harbor liegt im Hancock County im Bundesstaat Maine und zählt nur etwas mehr als 5.000 Einwohner.

Wir steigen in den Ausflugsbus und fahren in den berühmten Acadia Nationalpark, der einst gegründet wurde, um die Schönheit der Felsenküste Maines mit seinen vielen davor liegenden Inseln und seiner Bergkette zu bewahren. Hinauf zum Cadillac Berg sehen wir die Besonderheiten dieses Parks. Das Meer ist allgegenwärtig. Die Sonne strahlt vom azurblauen Himmel herunter, wir sehen die Hummerbojen im Atlantik liegen. Der Wald leuchtet sonnengebadet in allen erdenklichen Herbstfarben und wir wünschten, wir könnten einen der 200 Kilometer langen Wanderwege nehmen, um diese Kulisse ausgiebiger zu genießen.

Acadia ist allerdings weit mehr als nur Wald und Meer. Die Mount Desert Insel war bereits von Ureinwohnern bewohnt, als Samuel de Champlain sie 1604 entdeckte und ihr den Namen L´Ile des Monts Deserts" gab. Indianer, Entdecker, Fischer und Schiffsbauer, Künstler und Sommergäste trugen zum reichen 6.000 Jahre zählenden kulturellen Erbe dieser Region bei.

Mit einer Höhe von 466 Metern bietet uns der Gipfel des Cadillac Mountain einen spektakulären Ausblick auf unser Schiff, den Atllantik und die vielen kleinen vorgelagerten Inseln, alles eingebettet in glutroten, zitronengelben und orangefarbenen Wald. Wer hier oben die Nacht verbringt, würde als Erster in den ganzen USA den Sonnenaufgang erleben. Wir fahren vorbei an von Bibern geschaffenen Flußläufen und erfahren, daß auch Elche und Otter hier leben. Im Park könnte man bei solch einem Wetter eine ganze Woche verbringen, wir müssen uns mit drei Stunden begnügen, da man in Bar Harbor schon die leckeren Hummer für uns vorbereitet hat.

Zur Mittagszeit finden wir uns in einem gemütlichen Küstenrestaurant am Atlantik ein und bekommen alle ein smartes Lätzchen um. Dann geht das Spektakel los. Welche Zange ist wofür, wo knackt man zuerst und wo fängt man nun an bei immerhin zehn Beinen und viel Schale. Zum Glück haben unsere zwei Österreicherinnen schon Profierfahrungen gesammelt und sind uns behilflich. Mit den gebutterten Kartoffeln und dem Mais schmeckt alles nochmal so gut und obwohl man heute "arbeiten" muß, um an das vorzügliche Hummerfleisch zu kommen, schmeckt es hervorragend.

Den Nachmittag haben wir zur freien Verfügung, um noch letzte Souvenirs in Bar Harbor zu erstehen, die berühmte Kirche mit den Tiffani-Glasfenstern zu besuchen, oder einfach in der Sonne einen Kaffee zu trinken. Ein wundervoller Urlaubstag neigt sich dem Ende zu und am letzten Abend treffen wir uns alle zu unserem letzten Abendessen an Bord.

In Bosten werden wir morgen das Schiff verlassen ...

Ausschiffung in Boston und Heimreise

Wir erreichen in den frühen Morgenstunden unseren letzten Hafen. Es ist Boston, die faszinierende Stadt an der Ostküste der Vereinigten Staaten. Nachdem wir uns alle im Atrium zusammengefunden haben verlassen wir mit einem weinenden Auge das Schiff. Es ist schon bequem, jeden Tag sein Frühstück, Mittag- und Abendessen am stilvoll gedeckten Tisch serviert zu bekommen, begleitet von Wein oder Bier, am Abend einen leckeren Whisky probieren zu können und sich mal um nichts kümmern zu müssen. Eine schöne Kreuzfahrt mit wundervollen Erlebnissen in Nova Scotia und an der Ostküste der USA im Bundesstaat Maine geht zu Ende.

In Boston allerdings erwartet uns Mary. Sie zeigt uns am Vormittag ihre Heimatstadt. In diesem so genannten Athen Amerikas, gelegen im Bundesstaat Massachusetts, leben heute etwa 680.000 Einwohner. Moderne Hochhäuser und alte Backsteinbauten treffen aufeinander. Hier befindet sich auch die weltberühmte Harvard Universität und das MIT, das weltbekannte Institut für Technologie. Google und Microsoft, Facebook und Moderna, alle haben sie ihre Hauptsitze hier.

Zuerst erkunden wir den alten 1630 gegründeten Teil der Stadt im Viertel Back Bay und erklimmen den Beacon Hill. Die universitären Bildungseinrichtungen in der Gegend von Boston und Cambridge zählen zu den renommiertesten in ganz Nordamerika. Obendrein studieren an über 100 Colleges und weiteren Hochschulen insgesamt 250.000 Studenten. Wir spazieren über den Campus der Harvard Universität und schauen uns die Statue des Gründungsvaters an. Danach lauschen wir Orgelklängen in der campuseigenen Kirche und sehen die Eichhörnchen im universitätseigenen Park herumhüpfen. Alles hier erinnert sehr an England.

Am Massachusetts State House bewundern wir die goldene Kuppel. Hier befinden sich die Regierung des Bundesstaates und die Büros des Gouverneurs von Massachusetts. Das beeindruckende Gebäude liegt auf dem höchsten Punkt des Beacon Hill und ist Mittelpunkt eines 27.000 Quadratmeter umfassenden Grundstücks, welches früher dem ersten in Massachusetts gewählten Gouverneur John Hancock gehörte.

Nun hat Mary eine kleine Überraschung für uns und wir laufen neugierig hinter ihr her. Plötzlich erblicken wir die USS Constituion, eine hölzerne schwere Fregatte der United States Navy. Sie ist das älteste noch seetüchtige Kriegsschiff der Welt und nach der HMS Victory das zweitälteste, das noch in Dienst steht. Ihr Spitzname Old Ironisides geht auf das Gefecht mit der britischen Fregatte Guerriere im Krieg von 1812 zurück, da Geschosse dieses feindlichen Schiffes an den stabilen Bordwänden der USS Constitution einfach abprallten. Sie wurde nie besiegt und ist der ganze Stolz der Amerikaner insbesondere der Einwohner von Boston.

Nun verabschieden wir uns von den zwei Gäste´n aus Berlin, sie haben das Glück, noch zwei Tage in Boston verbringen zu dürfen, bevor sie nach Hause fliegen.

Wir pausieren am Quincy Market, einem historischen Marktplatz, der für seine vielfältige Auswahl an Essen bekannt ist. Hier finden wir deutsche Bratwurst, neben französischen Croissants, chinesische Nudeln neben europäischen Bäckerständen und so fällt es uns nicht schwer, noch einen Snack zu genießen, bevor wir zum Flughafen fahren.

Hier geht alles schnell und reibungslos. Der Flughafen ist sehr mondän und gemütlich und so warten wir entspannt auf unseren Lufthansaflug, der uns nach Frankfurt bringen wird ...

Ankunft in Frankfurt und Heimreise

Am Morgen erreichen wir Frankfurt und hier trennen sich unsere Wege. Zwei Gäste fliegen weiter nach Österreich, drei nach Leipzig, zwei nach Berlin, drei nach Hamburg und die restlichen nehmen das Auto oder den Zug. Eine beeindruckende Reise geht hier zu Ende ...

Schlusswort

Liebe Reisegäste,
was für eine beeindruckende Reise haben wir gemeinsam erlebt! Angefangen bei den faszinierenden Städten Toronto, Montreal, Ottawa und Quebeck, hin zu traumhaften Erlebnissen in der Natur an den magischen Niagarafällen und Tierbeobachtungen im Omegapark. Wir sahen eine Laubfärbung wie aus dem Bildband in Nova Scotia und lernten bezaubernde Fischerorte an der Ostküste der USA kennen. Am Ende erwartete uns mit Bosten nochmals ein Highlight dieser Reise und läßt uns den einen Regentag und die computerverursachten Probeme bei der Einschiffung auf der Norwegian Gem sicher schnell vergessen.

Ich bedanke mich bei Ihnen für die wunderbare Zeit, hoffe, daß jeder auf seine Kosten gekommen ist, viele schöne Erlebnisse und Erinnerungsfotos mit nach Hause nimmt und diese Reise nie vergißt.

Ich wünsche allen weiterhin viel Gesundheit, gute Heimreise und bleiben Sie reisefreudig.

Ihre Reisebegleiterin Simone

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