Reisebericht: Radreise Kanalinseln – Guernsey, Jersey und Sark

06.09. – 13.09.2014, 8 Tage Rundreise auf den Inseln im Atlantik mit 5 Radtouren – St. Helier – Gorey – St. Aubin – St. Peter Port – Sark (153 Radkilometer)


  Bildergalerie   Druckversion (PDF)   Kommentare
 
Die Kanalinseln sind für ihr angenehmes und ausgeglichenes Klima bekannt Und so konnten wir das Wetter bei 4 Radtouren und einer Wanderung auch erleben.
Ein Reisebericht von
Ralf Kuchenbecker

06.09.14 Anreise nach Guernsey


Von Berlin Tegel, Stuttgart und Frankfurt fliegen wir heute auf die Kanalinseln, genauer zuerst nach Guernsey. Guernsey ist die zweitgrößte der Inseln. Zur Inselgruppe gehören auch noch Jersey, Sark, Alderney, Herm, Brecqhou und Jethou.
Wir wollen hier gemeinsam Rad fahren und so die Inseln für uns entdecken.
Nach der Ankunft auf dem Flughafen von Guernsey werden wir von einem Transferbus abgeholt, welcher uns zu unserem Hotel bringt. Das kleine angenehme Hotel „La Piette" liegt an der St. Georges Esplande direkt gegenüber dem Meer. Von hier aus kann man gut die zwei Nachbarinseln Herm und Jethou sehen.
Nach dem Check in können wir bereits unsere Fahrräder in Empfang nehmen. Als erstes werden diese für jeden passend eingestellt und dann kann man sich schon mal an das Fahrrad gewöhnen. Damit das besser geht machen wir eine kleine Fahrt in die Inselhauptstadt. Je nach Interessenlage wird das Hauteville Haus von Victor Hugo besucht oder die alte Festung „Castle Cornet". Victor Hugo war auf den Kanalinseln von 1856 bis 1870 im Exil, zuerst auf Jersey und dann auf Guernsey. Am Abend genießen wir die hervorragende Küche unseres Hotels.

07.09.14 Radtour auf Guernsey (44,5 km)


Nach dem Frühstück geht es los. Heute erkunden wir Guernsey per Rad. Vom Hotel aus fahren wir zuerst ins Inselinnere. Dabei muss ich mich immer neu orientieren, was manch kleiner Pause mit sich bringt und noch keinen so richtigen „flow" in die Fahrt. Erster Besichtigungspunkt ist „Little Chapel". Diese Miniaturkapelle wurde von 1921-23 von Bruder Deodát gebaut. Die Besonderheit dabei ist, das die Innen- und Außenverkleidung des Betonbaus mit Porzellanscherben und Muscheln erfolgte. Anschließend fahren wir weiter Richtung Südküste. Diese ist auf Guernsey nicht flach sondern es sind Klippen, welche wir am La Corbiére Point sehen können. Leider ist das Wetter recht diesig und die Aussicht nicht so toll. Dafür lassen wir uns die Brombeeren schmecken die hier überall zu finden sind. Weiter fahren wir durch kleine Straßen nach Torteval und anschließend Pleinmont Tower. Hier, wie auch an anderen Stellen der Insel gibt es immer wieder Zeugnisse aus der Zeit der deutschen Besatzung im II. WK. Bald erreichen wir dann die Küste und das Meer und machen bei Fort Grey unsere Mittagspause. Im Geschäft der Guernsey Pearl gibt es Cafe. Entlang der Küste führt unser Weg weiter zum „Le Creux és Faies" Ganggrab (Dolmen), dem Zeugnis einer längst vergangenen Kultur. Auf die kleine Insel Lihou können wir leider nicht gehen, es ist schon wieder Flut und der Damm ist bereits im Wasser verschwunden. Bei Les Grandes Roques legen wir einen weiteren Stopp ein, jetzt kommt auch die Sonne richtig raus und wir genießen die Aussicht und das Meer. Von Rousse, wo wir noch einen Martello Turm besichtigen können geht es dann wieder über kleinere Nebenstraßen zurück zu unserem Hotel. Nach knapp 45 km Fahrt mit einigen auf und ab's freuen wir uns schon auf das Abendessen im Hotel La Piette.

08.09.14 Sark


Heute machen wir einen Ausflug zur Nachbarinsel Sark. Vom Hotel laufen wir zum Hafen um dann mit vielen weiteren Tagesgästen nach Sark überzusetzen. Vom Hafen aus Fahren wir mit dem "Traktor-Bus" hinauf auf das Plateau von Sark. Traktoren sind hier die einzigen Fahrzeuge, wenn man mal von Fahrrädern und Kutschen absieht. Auch der Krankenwagen und die Feuerwehr kommen hier mit dem Traktor. Wir gehen zu Fuß durch die Straßen und erreichen bald „La Seigneurie Gardens". Diese Gartenanlage gehört zu Seigneurie. Der Seigneur ist der Lehnsherr von Sark. Sark ist Kroneigentum und die Königin Elisabeth I ist Lehnsgeberin. Ihr gegenüber ist der Seigneur verpflichtet. Er wiederum kann sein Lehen weiter verpachten und profitiert dann von den Abgaben der Pächter. Auch hat der Seigneur nach altem Lehnsrecht zum Beispiel als einziger auf der Insel Tauben und auch nur er hat eine nicht sterilisierte Hündin. Früher bekam er auch noch den Zehnt der Ernte, das ist heute allerdings nicht mehr so. Genau genommen handelt es sich bei der Insel um den einzigen Feudalstaat in Europa. Vom Garten aus laufen wir vorbei an den alten Fischteichen zum „Window in the Rock" Dieses Fenster im Felsen ist künstlich geschaffen um aus einem früheren Hafen Waren nach oben auf die Insel zu ziehen. Über die St Peters Church kommen wir zurück in die Ortsmitte, Avenue genannt. Hier gibt es die Möglichkeit zur Mittagspause. Über das Dixcart Valley und den Cliff Path erreichen wir schließlich La Coupée, einen Damm der Sark mit Little Sark verbindet. Der heutige Weg wurde auch mit Hilfe von kriegsgefangenen Deutschen Soldaten 1945 errichtet. Im „La Sablonnerie" Hotel auf Little Sark lassen wir uns einen gekühlten Cider schmecken bevor wir uns wieder auf den Weg zurück zum Hafen machen. Nach einem Sonnenreichen Tag fahren wir wieder zurück nach St. Peter Port. Vom Hafen ist es nur noch ein kurzer Spaziergang zu unserem Hotel.

09.09.14 Freizeit und Fährüberfahrt nach Jersey


Nach dem Frühstück bleibt bis zum Mittag Zeit für einen individuellen Bummel durch St. Peter Port. Nach dem Transfer zum Hafen fahren wir mit der Schnellfähre von Condor Ferries nach Jersey. Im Hafen von St. Helier werden wir durch Heidi und Ernst von Special Tours begrüßt, welche uns zum Hotel fahren. Wir wohnen für die nächsten vier Nächte im Ommaroo. Das Hotel ist auch hier nur durch die Straße vom Meer getrennt und so können wir das Spiel der Gezeiten, welche auf den Kanalinseln besonders intensiv sind, gut beobachten. Auch hier im Hotel werden wir wieder durch die Küche des Hauses auf das Beste verwöhnt.

10.09.14 Radtour Gorey – Rozel – Orcid Foundation – La Houge Bie (37 Kilometer)


Am Morgen holen wir beim Fahrradverleih Zebra unsere Fahrräder abholen. Jeder sucht sich das für ihn passende aus und dann wird es individuell angepasst. Am Hotel holen wir anschließend unser Tagesgepäck und machen uns auf den Weg nach Gorey. Der Weg führt abseits der Hauptstraßen vorbei am Golfplatz und durch ruhige Wohngebiete. In Gorey erreichen wir wieder die Küste. Der Ort wird überragt durch das imposante Mont Orgueil Castle. Anschließend heißt es die Räder schieben, bis wir auf dem Plateau angekommen sind. Über „Green Lanes", verkehrsberuhigte Straßen, fahren wir zur St. Catherines Bay. Am nie fertig gebauten Hafen machen wir eine Pause. Wieder geht es bergan um dann nach einiger Zeit wieder hinab zu fahren. Unsere Mittagspause verbringen wir in Rozel, einem kleinen Hafen. Bei Sonnenschein lässt es sich gut aushalten. Anschließend nehmen wir den Fußweg zu einem Aussichtspunkt oberhalb von Rozel und können einen schönen Blick auf die Klippen der Nordküste werfen und sehen sogar die Küste von Frankreich. Nächster Halt ist die „Eric Young Orcid Foundation" in Victoria Village. Hier können wir wunderschöne Orchideenblüten bewundern. Letzter Stopp auf dem Weg zum Hotel ist der Dolmen „La Houge Bie". Das Megalithgrab wurde etwa 3500 v. Chr. errichtet und ist unter einem 14 m hohem Hügel versteckt. Auf dem Hügel steht noch eine christliche Kapelle aus dem 12./16. Jh. Während der deutschen Besatzung im II.WK wurden auf dem Gelände auch noch Bunker gebaut, welche heute eine Gedenkstätte für die hier eingesetzten Zwangsarbeiter sind. Nach knapp 37 km erreichen wir am Abend wieder unser Hotel.

11.09.14 Radtour Vallée des Vaux – Devils Hole – Greve De Lecq – Grosnez Castle (50 Kilometer)


Einige Gäste möchten heute einen Ruhetag einlegen und so tauschen wir heute die Tage und fahren die anspruchsvollere Tour. Von St. Helier geht ins Vallée des Vaux. Durch eine etwas unglückliche Beschilderung schlagen wir den falschen Weg ein und plötzlich sind wir wieder in Victoria Village. Ein Blick in die Karte und ich entscheide das wir dann einfach anders herum fahren. So geht es zuerst zur Nordküste. Am Parkplatz „Le Platons" genießen wir die Aussicht auf die Klippen. Über St. Johns Village erreichen wir „Devils Hole", das Teufelsloch. Bei herrlichem Sonnenschein können wir auch hier wieder die wunderschönen Klippen sehen. Unsere Mittagspause verbringen wir in Greve De Lecq. Am Strand kann man hier wunderbar seine Füße abkühlen. Am Grosnez Castle genießen wir Sonne, Aussicht und Natur. Der Weg führt weiter oberhalb der St. Ouen's, am Mont Matthieu heißt es wieder schieben. Kurz besuchen wir die Gemeindekirche von St. Ouen um dann wieder durch stille Straßen zu fahren. Über die Radroute 4 rollen wir dann abwärts bis zur St. Aubin's Bay. Hier gibt es noch eine ganz besondere Überraschung für uns. Wir erleben die letzte halbe Stunde der Flugshow „Jersey International Air Display" mit den „Red Arrows". Die Red Arrows sind das Kunstflugteam der britischen Luftwaffe Royal Air Force. Sie gelten als eine der besten Kunstflugstaffeln weltweit. Das war fantastisch, so etwas hatten wir alle noch nicht gesehen. Nach einem anstrengenden aber schönen Tag erreichen wir wieder das Hotel.

12.09.14 Radtour St. Aubin – Corbiére Leuchtturm – Hamton Country Life – St. Matthew's Glass Church (37 Kilometer)


Bei strahlendem Sonnenschein fahren wir am Morgen entlang der St. Aubin's Bay bis St. Aubin's Harbour. Nach einer kleinen Pause steigt der weg sanft an und führt uns zum 1874 errichteten Corbiére Leuchtturm. Es ist ein bischen wie im Märchen, so schön ist die Stimmung dort. Am Strand der St. Ouen's Bay machen wir einen Halt und wieder kann man die Füße im klaren Wasser des Ärmelkanals kühlen. Über den Jubilee Hill hinauf erreichen wir St. Peter's Village und statten der dortigen Gemeindekirche einen kurzen Besuch ab. Dann geht es bergab ins Mühlental, anschließend heißt es mal wieder das Rad nach oben zu schieben. Danach haben wir aber das anstrengendste überstanden. Nach einem Besuch den „Hampton Country Life Museums", wo man Informationen zum früheren Landleben erhalten kann, geht es durch das „Waterworks Valley" wieder hinab zur St. Aubin's Bay. Hier besichtigen wir noch die Glaskirche. Die Inneneinrichtung aber auch die Fenster und Türfüllungen wurden durch den Jugendstilkünstler René Lalique gestaltet. Durch den Coronation Park erreichen wir wieder den Radweg entlang der Bucht und radeln zurück nach St. Helier um unsere Fahrräder wieder abzugeben.

13.09.14 Freizeit und Heimreise


Nach dem Frühstück ist noch etwas Zeit für individuelle Erkundungen. Gegen Mittag werden wir abgeholt und zum Flughafen gebracht. Jetzt heißt es Abschied nehmen von den Kanalinseln. Kurz bevor wir starten verlassen auch die „Red Arrows" die Insel und deren Start können wir noch vom Flugzeug aus verfolgen. Mit „airberlin" fliegen wir dann nach Berlin, Frankfurt und Stuttgart zurück.

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht