Reisebericht: Wandern auf den Kanalinseln Jersey und Guernsey

25.05. – 01.06.2024, 8 Tage Wanderreise auf den Kanalinseln Jersey und Guernsey im Atlantik mit St. Helier – Bonne Nuit Bay – Rozel Bay – Green Lanes – Plemont Bay – Devils Hole (54 Wanderkilometer)


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Die zauberhaften Inseln im Ärmelkanal vor der Küste der Normandie boten unserer kleinen Wandergruppe jede Menge Naturerlebnisse, bunte Gärten, spannende Schiffsfahrten und Geschichte zum Anfassen angefangen von der Steinzeit, über die Normannen und die englische Königin Elizabeth I. bis hin zur Deutschen Besatzungszeit im Zweiten Weltkrieg. Unser Wanderführer Rémi stellte uns Jersey, als sein "Center of the Universe" beim Wandern auf unterhaltsame Art so intensiv vor, dass es für uns unvergesslich bleibt.
Ein Reisebericht von
Kristin Weigel
Kristin Weigel

Fluganreise nach Jersey – Hotel Ommaroo und Bummel in St. Helier

Über München und Düsseldorf flogen wir mit Zubringerflügen aus Berlin, Hamburg, Frankfurt, Hannover und Dresden nach Jersey, die größte der Kanalinseln, die sich etwa 25 Kilometer vor der Küste der Normandie im Golf von Mont Saint Michel befinden. Mit etwas Verspätung kamen die Flüge auf Jersey an und wir wurden am Flughafen von unseren Busfahrern Eddie und Jane erwartet. Vom Flughafen ging es in etwa 20 Minuten mit dem für unsere Gruppe bestellten Minibus zum Hotel Ommaroo in der Inselhauptstadt St. Helier. Das Hotel liegt wunderbar direkt an der Küstenstraße am Atlantik. Gegenüber liegt das Meeresschwimmbecken, in dem man im Sommer kostenfrei baden kann, egal ob es gerade Ebbe oder Flut ist. Jetzt im Mai waren die Temperaturen um 15°C für uns noch nicht zum Baden geeignet, sodass wir nur einige wagemutige Jersianer beim Schwimmen beobachtet haben.
Nach dem Bezug der Zimmer und einer kleinen Inforunde unternahmen wir einen Bummel in die Innenstadt von St. Helier. Die Haupteinkaufsstraßen King Street und Queen Street sowie die hübsche viktorianische Markthalle von St. Helier sind in nur 10 Gehminuten vom Hotel bequem erreichbar. Es gibt mehrere kleine Supermärkte, in denen wir uns noch mit Getränken für die nächsten Tage versorgen konnten. Die meisten haben bis spät abends und auch sonntags geöffnet.
Zum Abendessen trafen wir uns dann später im Hotelrestaurant, wo uns das erste tolle 3-Gänge-Menü erwartete. Geschafft von der Anreise ließen wir den Tag bei netten Gesprächen und leckerem Essen ausklingen.

Ausflug auf die kleine, autofreie Kanalinsel Sark – eine alte Welt

Gleich am zweiten Tag stand unser erster Schiffsausflug auf dem Programm. Mit der La Manche Fähre (La Manche heißt der Ärmelkanal auf Französisch) ging es zur viertgrößten Kanalinsel namens Sark. Leider fuhr die kleine Fähre verspätet los, sodass wir erst um 12 Uhr mittags auf Sark ankamen. Auf der Fähre kann man drinnen oder draußen sitzen, es gibt Toiletten und eine kleine Bar, an der man sich Getränke und Snacks mit EC- oder Kreditkarte kaufen kann. Die Fährüberfahrt dauert etwa 1 Stunde und 10 Minuten je nach Wind und Tide. Bei unserer Überfahrt war es recht windig, sodass das Schiff an manchen Stellen mächtig schaukelte.
Am Schiffsanleger von Sark erwartete uns Gaby, unsere örtliche, Deutsch sprechende Reiseleiterin, die uns hier auf Sark und später auch auf der Insel Guernsey führen wird. Sie wohnt schon viele Jahre Jahre auf Guernsey und kennt sich bestens aus. Da der Anstieg vom Hafen bis hinauf auf das Inselplateau sehr steil ist, fuhren wir alle mit den hiesigen Traktoren hinauf zum Startpunkt unserer Wanderung. Wir wanderten vorbei an den Pferdekutschen, entlang der Dorfstraße und vorbei am kleinsten Gefängnis zur Kirche von Sark. Gaby erklärte uns Wissenswertes zur Kirche, zu den bestickten Sitzkissen und den Wandteppichen mit Sehenswürdigkeiten und der Geschichte von Jersey. Vorbei an der Schule und der Arztpraxis von Sark wanderten wir weiter zum Herrenhaus des Seigneurs, des Lehnsherren der Insel. Hier hatten wir nun Freizeit zum Besichtigen der herrlichen Gärten La Seigneurie, die sich um das Herrenhaus des Seigneurs befinden. Im Restaurant der La Seigneurie konnten wir etwas zu Mittag essen oder einen Kaffee trinken. Gegen 15 Uhr wanderten wir mit Gaby zurück in Richtung Dorf und machten noch einen Abstecher durch die Meadows, vorbei an einer Schafweide zum idyllisch gelegenen Stocks Hotel.
Den Rückweg hinunter zum Hafen gingen alle mit zu Fuß. Es gibt einen schönen Wanderpfad neben der Straße. Da wir eine Stunde vor der Abfahrt der Fähre wieder am Hafen sein mussten, blieben uns insgesamt nur 4 Stunden Zeit auf der Insel Sark. Man sollte die Fähre aber auf keinen Fall verpassen, denn sie fährt nur zweimal pro Woche! Wir verabschiedeten uns von Gaby, denn Sie fuhr zurück nach Guernsey, wo sie mit ihrer Familie wohnt.
Die Rückfahrt nach Jersey begann diesmal pünktlich um 16.50 Uhr, sodass wir um 18.00 Uhr zurück in Jersey waren und von unserem Bus zum Hotel gebracht wurden. Auf der Rückfahrt hatte sich der Wind auch gelegt und viele genossen die Schifffahrt oben auf dem Sonnendeck. Die Fähren fahren immer entlang der gesamten Südküste von Jersey vorbei am Corbiere-Leuchtturm, sodass man immer auch vom Wasser einen Eindruck von der Inselwelt bekommt.

Wanderung an der Nordwestküste von Jersey von Grosnez Castle bis Devil's Hole

Heute stand unsere erste große Wanderung auf Jersey an. Unser örtlicher Wanderführer Rémi holte uns um 9.30 Uhr am Hotel ab. Er ist ein echtes Jersey-Urgestein und kennt die Insel wie seine Westentasche. Sein Vater war Franzose und seine Mutter in Jersey geboren. Er spricht Englisch, Französisch und die alte normannische Sprache Jèrriais, die auch Jersey-French genannt wird. Sein Englisch ist gut zu verstehen und ich übersetze seine Erklärungen zusätzlich ins Deutsch. Rémi bildet selbst Reiseleiter auf Jersey und in England aus, sodass er alles anschaulich und einfach erklären kann. Er hat ein riesiges Wissen zur Geschichte, Geografie, Kunst und Kultur und wir erfahren während der Wanderungen alles Wissenswerte über Jersey und seine Bewohner.
Mit unserem privaten Bus fuhren wir etwa 20 Minuten bis zur Nordwestspitze von Jersey, zu den Ruinen von Grosnez Castle. Hier begann unsere Wanderung oberhalb der Steilküste. Auf dem schmalen Küsten-Wanderpfad ging es mit vielen Treppenstufen hinauf und hinab, immer mit dem Blick auf den Atlantik in Richtung Westen. An der Plemont Bay legten wir einen Toilettenstopp ein und trafen einen jungen Lifeguard von der Küstenwache, der uns ein wenig von seiner Arbeit erzählte. Dann folgte der Aufstieg von der Bucht zu den Giant Puffins, den 4 Meter hohen Papageientauchern, die hier als Kunstwerk aus Metall und Weidenruten stehen. Es gibt aktuell nur 6 Brutpaare von Papageientauchern hier auf Jersey, sodass man sie nur selten erspähen kann. Vorbei an ein paar typischen Granit-Cottages und an Kartoffelfeldern mit den typischen Jersey Royals ging es bergab bis zur wunderschönen Sandbucht Greve de Lecq. Hier legten wir eine Mittagspause im Strandcafé ein mit Sandwiches, kühlen Getränken, Kaffee oder Kuchen. Wer wollte, konnte am feinsandigen Strand auch mal mit den Füßen in den Atlantik gehen.
Von Greve de Lecq ging es dann vorbei an einem der typischen Rundtürme und einer ehemaligen Kaserne auf einer schmalen Straße steil hinauf zum nächsten Küstenpfad. Auf einem steinzeitlichen Hügel weideten Manx Schafe mit riesigen spitzen Hörnern, die von der Isle of Man importiert wurden. Wir gingen vorbei an einem Schießplatz wieder zum Küstenpfad. Hier durchquerten wir Land, was dem National Trust von Jersey gespendet wurde, um es für Wanderer und Naturliebhaber zu bewahren. Auf und ab ging es weiter durch die mit Farnen und Ginster bewachsene, grüne Steilküste, bis wir Devil's Hole mit der kleinen Aussichtsplattform erblicken konnten.
Am Teich mit der Teufelsfigur geht ein Wanderweg hinunter zum Devil's Hole, einer eingestürzten Felsenhöhle, die nach einem Schiffsunglück im 18. Jh. zur Touristenattraktion wurde. Unten gibt es eine Aussichtsplattform und ein paar Infotafeln zur Geschichte des Devil's Hole. Dann gingen wir wieder hinauf zum alten Pub Priory Inn, wo uns gegen 17.00 Uhr unser Bus abholte und uns zurück nach St. Helier fuhr. Die Wanderung war wirklich wunderbar und hat allen sehr gut gefallen. Die Temperaturen waren mit 15 bis 20 °C angenehm zum Wandern und es wehte immer ein frischer Küstenwind. Gute Wanderschuhe und eine Wind- und Regenjacke sollte man dabei haben. Wanderstöcke sind kein Muss, können aber bei An- und Abstiegen hilfreich sein, wenn man sich damit sicherer fühlt.

Wanderung auf den Green Lanes im Inselinneren vom Waterworks Valley bis zu den Jersey War Tunnels – Besuch von Elizabeth Castle

Bei dieser Wanderung ging es durch die üppig-grünen Waldgebiete im Inselinneren von Jersey und entlang der sogenannten Green Lanes, den schmalen Straßen, auf denen Wanderer und Radfahrer Vorrang haben und Autos maximal 25 km/h fahren dürfen. Unser Busfahrer Eddie und Wanderführer Rémi holten uns am Hotel ab und wir fuhren nach St. Lawrence. Bevor unsere Wanderung hier startete, besichtigten wir die St. Matthew’s Church, die auch als Glaskirche bekannt ist. Hier findet sich eine interessante Innenausstattung mit Glaswänden und Glasskulpturen des französischen Künstlers René Lalique, eines der bekanntesten Schmuck- und Glaskünstler des Art Déco und des Jugendstils.
Dann begann unsere Wanderung im Coronation Park, einer Parkanlage, die in den 1930er Jahren von der Apotheker-Familie Boot (bekannt durch ihre Drogeriekette Boots UK) an die Öffentlichkeit von Jersey gespendet wurde, als Dank für die Krönung von King George VI.
Dann wanderten wir auf einem Wanderpfad und entlang der Green Lane durch das üppig-grüne Waterworks Valley mit den Stauseen und dem Wasserwerk, die von den Engländern nach dem Sieg über Napoleon angelegt haben. Früher gab es hier auch Dutzende Wassermühlen, von denen es heute nur noch eine gibt, die vom National Trust als Denkmal verwaltet wird. Vorbei am Millennium-Stein nahe der ehemaligen Vicart-Mühle ging es dann eine schmale Gasse steil bergauf und vorbei an einer Farm mit alten Dolmen-Steinen und Kartoffelfeldern zur Pfarrkirche von St. Lawrence. Da hier gerade eine Beerdigungsmesse stattfand, konnten wir die Kirche nur von außen ansehen. Rémi erklärte einiges zu den uralten Gemäuern und dass die Kirche früher auch als Munitionslager genutzt wurde.
Von der Kirche wollten Rémi uns dann eigentlich einen besonders idyllischen Wanderpfad entlang führen, aber der war mit dem letzten Sturm durch umgefallene Bäume unpassierbar geworden. So kämpften wir uns durchs mannshohe Gras wieder hinaus bis zur Green Lane und wanderten auf der Straße weiter zum La Rat Cottage. Auch die Morel Farm, die ebenfalls zum National Trust gehört, besuchten wir. Hier erzählte uns Rémi allerlei zum früheren Farmleben und wir sahen eine alte Cidre-Apfel-Presse. Auf einer weiteren Green Lane wanderten wir bergab bis zu den Jersey War Tunnels, wo uns Eddie mit dem Bus abholte. Zum Mittagessen kehrten wir in ein kleines Restaurant in St. Peter ein.
Am Nachmittag fuhren wir mit dem Amphibienfahrzeug Puddleduck zur Gezeiteninsel vor St. Helier, auf die das Elizabeth Castle gebaut ist. Die Überfahrt dauert etwa 15 Minuten und unternahmen einen kleinen Rundgang über das weitläufige Areal der Burg. Auch den Master Gunner, einen kostümierten Soldaten, konnten wir beim Vorführen seines Gewehrs und beim Kanonenschuss erleben. Die Einsiedlerfelsen des Heiligen St. Helier, nach welchem die Hauptstadt der Insel benannt ist, konnten wir sehen und uns einen kleinen Film über die Geschichte der Burg im Gouverneurshaus ansehen. Auch auf Elizabeth Castle sieht man übrigens noch Bunkeranlagen aus der Deutschen Besatzungszeit. Mit dem Puddleduck ging es zurück an Land und wir wanderten um den South Hill unterhalb von Fort Regent zurück zum Hotel.

Ausflug auf die zweitgrößte Kanalinsel Guernsey mit Inselrundfahrt und St. Peter Port

Heute hieß es zeitig aufstehen, denn unsere Fähre zur zweitgrößten Kanalinsel Guernsey sollte schon kurz nach 9.00 Uhr am Hafen von St. Helier starten. Der Check In für die Fähren muss mindestens eine Stunde für Abfahrt gemacht werden, daher ergeben sich immer lange Wartezeiten im Hafenterminal. Zusätzlich muss man auch durch eine Sicherheitskontrolle, bei der die Taschen durchleuchtet werden. Nach Guernsey fuhren wir mit einer großen Condor-Fähre, es sollte also eine ruhige Überfahrt werden. Unsere Fähre startete mit einer halben Stunde Verspätung, die Überfahrt dauerte etwa eine Stunde. Wir kamen gegen 10.30 Uhr im Hafen von St. Peter Port auf Guernsey an. Im kleinen Hafenterminal erwartete uns Gaby, unsere örtliche Reiseleiterin, die wir schon von der Insel Sark kannten. Auch unser Bus für die Inselrundfahrt mit Fahrer Joe stand schon bereit.
Unsere Inselrundfahrt führte uns von der Hauptstadt St. Peter Port zunächst an die Steilklippen der Jerbourg-Halbinsel an der Südostspitze von Guernsey. Der Himmel war leider wolkenverhangen, sodass wir beim Fotostopp nicht die schönste Aussicht hatten. Hier lebte ein paar Wochen der französische Maler Pierre-Auguste Renoir, ein bedeutender Vertreter des Impressionismus, der zahlreiche Landschaften der Insel Guernsey in seinen Gemälden verewigt hat. Auch das Gouverneur John Doyle Denkmal steht an diesem Ort. Durch die Gemeinden St. Martin und Forest fuhren wir zur kleinen Scherbenkapelle Little Chapel, ein Miniatur-Nachbau der Kirche von Lourdes in Frankreich. Hier konnten wir hindurch gehen und uns das Kunstwerk von Innen ansehen.
Mit dem Bus ging es dann weiter an die Westküste von Guernsey, unterwegs sahen wir die hübschen goldfarbenen Ziegen, die "Golden Goats" von Guernsey. Einen kurzen Stopp legten wir am Café und Schmuckgeschäft Guernsey Pearl ein und konnten ein paar Fotos vom gegenüberliegenden Fort Grey machen. Der Rundturm und die untere runde Plattform von Fort Grey wird auch als Tasse und Untertasse bezeichnet. Entlang der Westküste ging es weiter vorbei an den schönsten Standstränden Guernseys und schließlich wieder zurück in Richtung St. Peter Port.
Wir stiegen am Candie Garten in St. Peter Port aus, welcher nach dem Wohnhaus des Besitzers Osmond de Beauvoir Priaulx (Candie House) benannt wurde. Er schenkte den Park im Jahr 1859 an die Insel Guernsey. Bei einem Spaziergang durch die wunderschöne Gartenanlage sahen wir das Denkmal von Königin Victoria und Victor Hugo. In der Innenstadt von St. Peter Port angekommen, hatten wir zwei Stunden Freizeit zum Bummeln, für einen Lunch oder zum Kaffee trinken. Um 16.15 Uhr trafen wir uns am kleinen Glockenturm am Hafen. Nun war es Zeit zum Check In für unsere Fähre von Guernsey zurück nach Jersey. Auch jetzt mussten wir wieder lange warten, bis unsere Condor-Fähre bereit zur Abfahrt war. Bei den großen Fähren müssen immer erst Autos, Lkw und Busse verladen werden, bevor die Passagiere an Bord gehen können. Wir starteten wieder mit einer halben Stunde Verspätung.
Diesmal war es eine Slow Ferry – also eine langsame, ältere Fähre – sodass wir zwei Stunden bis nach Jersey brauchten. Das war uns aber bekannt und wir hatten für unsere Gruppe extra Plätze in der Horizon-Lounge gebucht, eine sehr schöne, ruhige Lounge mit bequemen Liegesesseln zum Entspannen. Während der Fahrt kann man sich Getränke und Essen an der Bar kaufen und mit in die Lounge nehmen, zahlbar mit Kreditkarte oder EC-Karte, kein Bargeld. Die Schifffahrt bei ruhiger See war ein schöner Abschluss unseres Ausfluges.
Am Hafen in Jersey holte uns Eddie mit dem Bus ab und wir fuhren zum Hotel, wo wir zum späten Dinner erwartet wurden.

Wanderung an der Südküste von Jersey zum Corbiere–Leuchtturm und auf der alten Eisenbahnstrecke zurück nach St. Aubin

Am Donnerstag stand die nächste erlebnisreiche Wanderung auf dem Programm – diesmal an der Südwestküste von Jersey. Um 9.00 Uhr holte uns Eddie am Hotel ab und fuhr uns zur St. Brelade's Bay, eine weitläufige Sandbucht an der Südküste. Über den Strand wanderten wir zur St. Brelade's Church, der Pfarrkirche der gleichnamigen Gemeinde. Hier befindet sich auch die berühmte Fisherman's Chapel, eine kleine Kapelle, deren älteste Mauern schon aus dem 6. Jahrhundert stammen sollen. Rémi erklärt uns einiges zur Kirche und zur Kapelle. Bis heute ist strittig, ob die kleine Kapelle den Fischern gewidmet ist oder eher als Sünder-Kapelle übersetzt werden müsste, auf einem Fresko in der Kapelle ist die Himmelfahrt der Sünder oder der Fischer am Tag des jüngsten Gerichts zu sehen. Auf dem Mauerwerk in der Kirche sollen mehr als 150 Napfschneckenmuscheln zu erkennen sein, die auf den Steinen aus der Bucht waren, die zum Bau der Kirche verwendet wurden. Bis 1843 soll sogar eine Rauchergalerie existiert haben, von welcher man heute noch die Löcher in der Mauer sieht.
Von der Kirche ging unsere Wanderung dann hinauf zum Küstenpfad. Durch Farn und Ginsterhecken wanderten wir mit wunderbaren Aussichten auf den Beauport Beach, versteckte Buchten und den Atlantik oben entlang der Steilküste. Auch heute war das Wetter wieder traumhaft zum Wandern. Vorbei am Gefängnis von Jersey, einem alten Granit-Steinbruch und einer Entsalzungsanlage sahen wir schon bald den weißen Corbiere-Leuchtturm auf einer Gezeiteninsel vor der Südwestspitze Jerseys. Wieder ein "Kodak-Moment", wie Rémi immer sagte. Gerade war es Mittagszeit gegen 13.00 Uhr und wir legten eine Mittagspause am Leuchtturm ein. Im Restaurant "Corbiere Phare" ließen wir uns Sandwiches, Pommes, Kaffee und Kuchen schmecken. Auch einen Kiosk mit Jersey Ice Cream gibt es auf halbem Weg hinunter zum Leuchtturm. Nach einigen Fotos vom Corbiere-Leuchtturm wanderten wir weiter. Der Rückweg ging ganz entspannt immer leicht bergab auf der ehemaligen Eisenbahnstrecke von Jersey, die ab den 1870er Jahren hier in Betrieb war, um den Granit aus dem Steinbruch nach St. Aubin zu transportieren. In den 1930er Jahren wurde der Betrieb der Eisenbahn eingestellt und die Strecke wurde zu einem breiten Rad- und Wanderweg umgebaut. Am späten Nachmittag endet unsere Wanderung schließlich in St. Aubin, nach einer kurzen Pause am Bahnhof und Hafen fahren wir mit Eddie im Bus zurück nach St. Helier.
An diesem Abend essen wir einmal nicht im Hotel, sondern in einem urigen Pub in St. Helier.

Wanderung an der Nordostküste von Jersey – von der Bonne Nuit Bay über Boley Bay bis zur Rozel Bay

Die letzte Wanderung unserer Jersey-Reise führte uns an die Nordostküste, wo es die höchsten Klippen der Insel gibt. Um 9.00 Uhr fuhren wir mit geschnürten Wanderschuhen am Hotel ab. In der Gemeinde St. John's wurden früher Schiffe gebaut und Rémi erzählt uns unterwegs ein paar Fakten dazu. An der La Rue d'Egypte begann unsere Wanderung hinunter zum Küstenpfad. Nach einem Blick auf die Bonne Nuit Bay mit dem alten Granit-Steinbruch im Hintergrund ging es über viele Treppen auf und ab auf dem Coast Path entlang der grün bewachsenen Steilküste. Das Wetter war super zum Wandern mit ca. 15 °C, Sonnenschein und einer leichten Brise vom Atlantik. Auch durch das Waldgebiet der Egypt Woods führte uns die Wanderung und Rémi erzählt uns die Legende vom Bach, der Blinde wieder sehend macht.
Beim Abstieg zur Boley Bay sahen wir ein altes Kloster mit Kapelle, das heute als B&B-Unterkunft genutzt wird. Zur Mittagszeit erreichten wir die Boley Bay. Hier gibt es öffentliche Toiletten und einen Kiosk, der Kaffee, Kuchen, Getränke und Sandwiches anbietet. Ich liebe die Boley Bay besonders, weil hier tolle bunte Steine am Strand gesammelt werden können.
Gegen 13.00 Uhr wanderten wir weiter. Von der Bucht lag nun wieder ein Anstieg hinauf zum Küstenpfad vor uns. Mit vielen Treppen und durch kleine Waldgebiete liefen wir auch vorbei an einem Gedenkstein für gefallene Briten, die hier durch Deutsche Landminen verletzt wurden.
Vor Rozel Bay verließen wir den Küstenpfad und wanderten vorbei an Jersey Kühen und Pferdeweiden hinab nach Rozel. Durch das Dorf gingen wir hinunter zum Hafen von Rozel Bay, über den Kieselstrand und weiter bis zum Chateau de Claire, wo wir am Ende unserer Wanderung eine Kaffeepause einlegten. Um 16.00 Uhr ging es mit unserem Bus zurück nach St. Helier.
Zum Abendessen gab es ein tolles Buffet mit frischen Meeresfrüchten und warmem Gerichten, Salaten und Desserts als Friday Feast – ein schöner Abschluss unserer Reise!

Rückflug von Jersey nach Deutschland

Den Vormittag konnten wir nach Belieben gestalten, mit einem langen Frühstück, Kofferpacken oder einem letzten Strandspaziergang. Um 11.15 Uhr holte uns Eddie mit dem Bus ab und wir fuhren alle gemeinsam zum Flughafen von Jersey. In der Abflughalle sieht man gleich gegenüber die Check In Schalter für eurowings und Lufthansa/AirDolomiti. Alles läuft problemlos und jeder hat seine Bordkarten für die Rückflüge.
Dann geht's durch die Sicherheitskontrolle in den Transferbereich. Hier gibt es Geschäfte, Cafés, einen extra Sitzbereich und Toiletten. Auch Black Butter und Jersey Fudge kann man hier noch kaufen. Mit etwas Verspätung starteten unsere Flüge nach Düsseldorf oder München. Von oben genossen wir noch einmal einen letzten Blick auf unsere Urlaubsinsel Jersey. Bye Bye, bis bald!

Schlusswort

Eine wunderbare Zusammenfassung unserer Wanderreise auf Jersey ist ein Gedicht unseres lieben Reisegastes Karl-Heinz, welches er uns am Abschlussabend präsentiert hat. Vielen lieben Dank nochmals dafür! Das war eine ganz besonders schöne Überraschung ...

"Der Flug begann mit einem Schreck:
in Jersey war'n die Koffer weg!
Ein Tracker per System verbunden,
hat das Gepäck dann doch gefunden.
Per Fähre fuhren wir nach Sark,
der Wellengang, der war schon arg.
An Land war alles ganz famos,
die Insel gefiel uns ausnahmslos.
Der Seigneur mähte fix den Rasen –
sollten dort die Jersey-Kühe grasen?
Am nächsten Tag, zum Küstentrip,
Klein-Rémi nahm uns klasse mit –
ein lustig, lieber Wirbelwind,
erfreute uns schon ganz geschwind.
Dienstag, in nasse Gräser fast versunken
hat Rémi v'leicht zu viel getrunken?
Bald kamen wir zur Trusted Farm,
zur Miete wird man dort schnell arm.
Beim Trip rund um die Insel Guernsey,
wäre Sonnenschein schon gern gesehn.
Fishermen's Chapel an Brelade's Bay
fanden alle ganz besonders schön.
Zum Leuchtturm ging's der Küste lang
Auf und Ab am steilen Hang.
Am Freitag Sicht auf tolle See,
beim Wandern bis zur Boley Bay.
However ...
Jetzt wird es Zeit zum guten Schluss,
der Dank an Kristin ist ein Muss!"

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