Reisebericht: Malta und Gozo – Rundreise mit Rollstuhl

23.04. – 30.04.2014, 8 Tage Rundreise mit Rollstuhl nach Malta und Gozo: Vittoriosa – Senglea – Cospicua – Valletta – Mdina – Dingli – Marsaxlokk – Gozo


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Malta und Gozo haben eine sehr wechselvolle Geschichte hinter sich. Beide Inseln wurden oft fremdbeherrscht. Heute ist dieser kleine Inselstaat im Mittelmeer Mitglied der europäischen Union und mächtig stolz darauf.
Ein Reisebericht von
Ralf Kuchenbecker

23.04.14 – Flug nach Malta


Am späten Nachmittag treffe ich alle Gäste auf dem Flughafen Berlin-Tegel. Wir gehen zum Check in ins Terminal C, wo wir als angemeldete Rolli-Gruppe extra abgefertigt werden und nicht warten müssen. Nach der Sicherheitskontrolle ist noch etwas Zeit bevor wir ins Flugzeug einsteigen. Dabei sind Sanitäter des Flughafens behilflich. Der dreistündige Flug auf die Insel Malta verläuft ohne Probleme. Vom Flugzeug werden wir extra abgeholt. Mit einem Rollstuhl haben wir ein Problem, es fehlt eine Bremse, sie ist abgebrochen. Das Teil findet sich sogar im Flugzeug wieder, dennoch muss der Vorfall aufgenommen werden, es geht schließlich um Reparaturkosten. Am Flughafen werden wir durch die örtliche Agentur empfangen und dann mittels eines Behindertengerechten Busses zum Hotel „Dolmen Resort" gebracht. Hier werden wir schon erwartet. Nun heißt es schnell die Zimmer beziehen und dann schlafen, es ist kurz vor Mitternacht.

24.04.14 – Besuch der „Drei Städte" – Senglea – Cospicua – Vittoriosa und San Antons Garden


Nach dem Frühstück werden wir am Hotel durch unsere Reiseleiterin Anna und unseren Busfahrer Raymond abgeholt. Beide werden die ganze Woche für uns da sein. Durch das Inselinnere fahren wir Richtung Valletta, lassen die Stadt aber buchstäblich links liegen. Die drei Städte liegen gegenüber von Valletta und wir haben bei strahlendem Sonnenschein die Möglichkeit schon mal einen Blick auf die Hauptstadt zu werfen. Das Gebiet um Vittoriosa ist ein altes Siedlungsgebiet, welches schon die Phönizier nutzten. Die Spitze der Halbinsel ist vermutlich später von den Byzantinern mit einer Festung überbaut wurden. Durch Vittoriosa, auf Maltesisch heißt der Ort Birgu, geht es dann zu Fuß bzw. mit dem Rolli. Das ist gar nicht immer so einfach, hohe Bordsteine und Straßenbaustellen zwingen schon mal zum umkehren. Durch das alte Stadttor, das Covre Porte" betreten wir die Stadt. Auf der Hauptstraße kommen wir vorbei am Palast des Inquisitors. Der Inquisitor war eine Art kirchlicher Richter und wer nach Meinung kirchlicher Würdenträger gegen den Glauben verstoßen hatte wurde dort zur Rechenschaft gezogen. Nicht selten endete das Urteil mit dem Tod. Bis 1798 hatte das kirchliche Gericht dort seinen Sitz und das Gebäude ist der einzig erhaltene Inquisitionspalast in Europa. Über den Hauptplatz mit einer Statue des hl. Laurentius gelangen wir durch kleine Gassen zur Aussicht auf den Grand Harbour. Weiter lassen wir uns durch die Gassen treiben um an der San Lawrenz Kirchen mit ihrer barocken Fassade unseren Bus wieder zu treffen. Dann ändern wir etwas unser Programm und besuchen unterwegs San Anton Garden. Diese kleine Gartenanlage ist eine regelrechte Oase in städtischen Treiben. Angelegt bereits 1623 vom Großmeister Antoine de Paule als Landsitz. Im dazugehörigen San Anton Palast feierten die Großmeister einst rauschende Feste, heute ist der Palast Wohnsitz der Präsidenten des Landes. Zurzeit ist es eine Präsidentin, Frau Marie Louise Coleiro Preca, gewählt im April 2014 für fünf Jahre. Wir genießen den Rundgang und Aufenthalt in diesem Refugium bevor wir zurück zum Hotel fahren. Der Nachmittag steht zur freien Verfügung und so kann jeder etwas unternehmen oder sich auch ausruhen. Zum Abendessen treffen wir uns wieder im Restaurant und genießen das für uns angerichtete Buffet.

25.04.14 – Inselhauptstadt Valletta


Die Inselhauptstadt Maltas steht heute im Mittelpunkt unseres Tages. Entlang der Küste fahren wir, wieder bei schönstem Sonnenschein, der Stadt entgegen. Vor dem Stadttor verlassen wir den Bus und können als erstes den Blick vom Upper Barrakka Garden auf die gegenüberliegenden "Drei Städte", u.a. Vittoriosa, werfen. Valletta mit seinen etwa nur 7000 Einwohnern ist eine der ersten vollständig am Reißbrett entstandenen Planstädte Europas. Gebaut wurde sie nachdem eine Belagerung durch die Osmanen 1565 mit einem Sieg der Inselverteidiger endete. Den Namen hat die Stadt von John Parisot de la Vallette, er war zur damaligen Zeit Großmeister des Johanniterordens. Einfach beschrieben, war der Großmeister so etwas wie ein Ministerpräsident heute, nur das er nach seiner Wahl das Amt auf Lebenszeit inne hatte. Vorbei am heutigen Amtssitz des des Ministerpräsidenten, der Auberge de Castille et Léon erreichen wir die Merchant Street. Sie ist eine der lebendigen Hauptstraßen der Stadt. Auf der Republic Street ist dann das Archäologische Museum unser erstes Ziel. Hier können wir Ausstellungsstück aus der Bronzezeit sehen. Von den 23 Megalithanlagen welche es auf Malta und Gozo gibt hat man wichtige Originale Funde hier ausgestellt, u.a. Fruchtbarkeitssymbole. Sehr schon und filigran ist auch "Die schlafende Priesterin", ebenfalls ein Kunstwerk welches etwa 5000 Jahre alt ist. Nächster Besichtigungspunkt ist die St. John's Co-Cathedrale. Die von 1573-1577 errichtete Kirche diente dem Johanniterorden eins als Konventskirche. Teile der heutigen Kirche wurden dann im 17.Jh.an das vorhandene Gebäude angebaut, so z. B. die linken Seitenflügel mit der Sakristei. Die Kirche ist neben der Kathedrale in Mdine die zweite Kathedrale des Bistums Malta, deshalb auch der etwas merkwürdige Name "Co-Kathedrale". Das innere ist sehr prachtvoll ausgestattet. Im Kathedralenmuseum ist ein weiterer Schatz untergebracht, das Gemälde "Die Enthauptung von Johannes dem Täufer" gemalt vom Italiener Caravaggio. Gleich am Platz der Republik befindet sich der Grand Masters Palace - der Großmeisterpalast. Das Gebäude, dessen Bausubstanz zum Teil aus dem Jahre 1571 stammt war der Sitz der Großmeister des Johanniterordens. Später residierte hier der britische Gouverneur. Heute ist es der Amtssitz der maltesischen Präsidentin und Sitz des Parlaments. Die Präsidentin können wir sogar kurz sehen, als Sie mit einigen Mitarbeitern an uns vorbei geht. Auch in diesem Gebäude gibt es wieder zahlreiche repräsentativ ausgestattete Räume und zahlreiche Portraits von Großmeistern. Sehr berühmt ist auch die Trapestry Chamber, ein Raum mit 10 Wandteppichen, welche in der Teppichmanufaktur von Ludwig XIV. hergestellt wurden. Allerdings ist die Beleuchtung zum Schutz der Teppiche derart reduziert, das man eigentlich nicht sehen kann was dargestellt wird. Jetzt haben wir uns eine Mittagspause verdient, welche wir in einem Cafe auf dem Platz der Republik verbringen. Danach führt uns der Weg noch zum Mediterranean Conference Center. Die hier aufgeführte "Malta Expierience" bringt uns 5000 Jahre maltesische Geschichte anschaulich näher. Im Anschluss erwartet und Raymond mit dem Bus und wir fahren zurück nach Qawra zu unserem Hotel.

26.04.14 Buskett Gardens – Dingli Cliffs – Mdina – Golden Bay


Unser heutiger halbtägiger Ausflug führt uns in die alte Hauptstadt Mdina. Doch zuvor machen wir einen Halt im Buskett Garden. Unsere Reiseleiterin nennt es liebevoll Wäldchen, aber mit einem Wald in unserem Sinne hat das ganze nichts zu tun. Neben einigen Kiefern und Steineichen finden sich hauptsächlich Zitrusbäume und ein paar Mispeln. Zuerst gehen wir einen Fahrweg entlang und haben noch einen Blick auf den Verdala Palast, welcher heute die Privatwohnung der Staatspräsidentin ist. Der Weg ist jedoch ziemlich schlecht für Rollis und so kehren wir wieder um und gehen dann noch einem Weg durch die Zitrusbäume. Hauptsächlich finden sich hier Bitterorangen. An den Dingli Klippen machen wir einen Fotostopp und könne dabei die mit 200 m höchsten Klippen von Malta sehen.
Mdina mit seinen schmalen Gassen und seiner vollständig erhaltenen Bebauung ist ein Ort, an dem man sich im Mittelalter wähnen könnte. Bereits zu römischer Zeit war die Stadt Hauptstadt wurde dann aber während der Herrschaft der Byzantiner auf ihre heutige Größe verkleinert. Über das Stadttor betreten wir die Stadt, Zahlreich historische Gebäude aus verschiedenen Bauepochen säumen unseren Weg. Beachtenswert ist an vielen Häusern der Türschmuck. Wir besuchen das Kathedralenmuseum mit zahlreichen sakralen Ausstellungsstücken aber auch einer großen Münzsammlung. Wir besuchen auch die reichgeschmückte Kathedrale von Anfang des 18.Jh. Im Cafe "Xpresso" gönnen wir uns eine Pause bei gutem Kaffee und Kuchen. Über die "Golden Bay", einer der wenigen Sandstrände die es auf Malta gibt und ein beliebter Ort Wassersport, fahren wir wieder nach Qawra zu unserem Hotel.

27.04.12 Marsaxlokk – Blaue Grotte

Vom Norden der Insel geht unsere Fahrt heute in den Süden Maltas. Da es von Nord nach Süd nur etwa 28 km sind dauert die Fahrt nicht sehr lang. Unser Ziel ist Marsaxlokk (Marsa-schlock). Auf Deutsch bedeutet dieser maltesische Name Hafen im Süden. Die maltesische Sprache ist übrigens eine semitische Sprache welche mit lateinischen Schriftzeichen geschrieben wird. Der kleine Fischerort ist vor allem durch die vielen farbigen Luzzu-Boote bekannt. Auffallend sind dabei die aufgemalten Augensymbole, welche Unheil und Gefahr abwenden sollen. Täglich findet in Marsaxlokk eigentlich ein Markt statt, auf welchem neben Obst und Fisch auch maltesische Spitzen und Strickwaren verkauft werden. Heute allerdings ist kein Markt weit und breit zu sehen. Das überrascht auch unsere Reiseleiterin Anna. Aber heute ist eine Art Ortsfest und so findet der Markt ausgerechnet heute nicht statt. Wir spazieren einmal entlang des Hafens und wieder zurück zum Bus. Anna schlägt vor zur Blauen Grotte zu fahren, was wir dann auch machen. Unterwegs machen wir schon mal ein Foto und können die Boote sehen, welche in die Grotte hinein fahren. Auch wir wollen gern mit den Booten fahren, jedoch ist es auf Grund der unruhigen See für unsere Rollifahrer nicht möglich in die Boote einzusteigen. Wir anderen nutzen die Möglichkeit das azurblaue Wasser in den 4 Felsengrotten von nahem zu sehen. Danach ist unser heutiger Ausflug schon wieder beendet und wir fahren zurück zum Hotel. Der Nachmittag steht zur freien Verfügung. Am Abend gibt es ein großes Feuerwerk in der St. Pauls Bay, welches sich vom Hotel aus gut verfolgen ließ. Anlass dafür war die 10 jährige Mitgliedschaft von Malta in der Europäischen Union.

28.04.14 Gozo


Vom Hotel fahren wir zum nur 13 km entfernten Fährhafen Cirkewwa, von welchem die Autofähren die Inseln Malta und Gozo verbinden. Die nur 25 Minuten dauernde Überfahrt geht an der kleinen Insel Comino (2,5 km²) vorbei, auf dieser leben nur 4 Peronen und es gibt ein Hotel. In Mgarr auf Gozo angekommen fahren wir zuerst zum Tempel von Ggantija. Dabei passieren wir das beeindruckende Panorama des Ortes Xewkija in dessen Mittelpunkt eine der größten Kirchenkuppeln der Welt steht. Die weithin sichtbare, Johannes dem Täufer geweihte Rotunda, wurde zwischen 1951 und 1971 errichtet. Der Tempel von Ggantija stammt aus dem Zeitalter der Megalithkultur und soll etwa 6000 Jahre alt sein. Damit ist er einer der ältesten seiner Art. Nach dem Museum mit Ausgrabungsgegenständen sehen wir die erhaltenen Originalteile. Die Gesamtanlage besteht aus zwei Tempeln, dem Süd- und Nordtempel. Seit 1980 gehört diese Anlage zum UNESCO-Weltkulturerbe. Anschließen können wir einen Blick auf den schönsten Sandstrand von Gozo in der Ramla Bay werfen. Über Land fahren wir dann nach Xlendi. Das klingt nach einer langen Fahrt, dem ist jedoch nicht so. Gozo ist nur 14 km lang und 7 km breit. Gozo hat sich einen ländlichen Charme bewahrt und ist nicht so pulsierend wie die Insel Malta. In Xlendi haben wir Zeit für eine Mittagspause. Wir suchen uns das Restaurant Boathouse aus, es liegt direkt am Ufer der kleinen Bucht von Xlendi und wir sitzen gut geschützt vor Wind und Wellen. Hier kann wer möchte auch frischen Fisch essen, zum Beispiel Red Snapper oder Seebrasse. Das Essen wird frisch zubereitet und das macht unsere Reiseleiterin etwas nervös, denn es dauert ein wenig länger. Anna hat heute irgendwie ihren schnellen Tag. Nach dem guten Essen geht es weiter zur Dwejra Bay. Hier sehen wir das eindrucksvolle Azure Window, eine natürliche Felsbrücke geschaffen durch Meer und Wind. Wir haben Zeit einige schöne Fotos zu machen bevor wir die Rückfahrt zum Fährhafen antreten. Als wir dort ankommen läuft das Fährschiff bereits ein. Nach der Überfahrt sind es nur noch wenige Minuten bis zu unserem Hotel.

29.04.14 Hafenrundfahrt durch Marsamxett Harbour und Grand Harbour


Heute haben wir eine Hafenrundfahrt auf unserem Programm. Mit dem Bus fahren wir in die moderne Stadt Slima, welche in nördlicher Richtung Valletta gegenüber liegt. In Slima am Marsamxett Harbour beginnt unsere gut 1,5 h dauernde Hafenrundfahrt. Unsere Rollis an Bord zu bekommen geht recht unkompliziert und das Personal ist behilflich. Zuerst fahren wir Richtung des Jachthafens von Msida und werden dabei immer von den mächtigen Mauern Vallettas auf der einen und den modernen Gebäuden auf der anderen Seite begleitet. Der Anblick der mächtigen Mauern Vallettas mit der Kuppel der Kirche "Our Lady of Mount Carmel" ist beeindruckend. Vorbei an der St. Elmos Bay und dem Fort St. Elmo auf der äußersten Spitze der Halbinsel von Valletta fahren wir hinein in den Grand Harbour, dem größten natürlichen Hafen im Mittelmeer. Er hat eine Länge von 4 km und einer Tiefe von 36 m. Nicht nur die schönen Ansichten von Valletta, Sengles und Vittoriosa beeindrucken, sonder auch die Dockanlagen und die Warenumschlagplätze. Die Docks sind gewaltig und wir können Ölbohrplattformen sehen welche gerade zur Reparatur hier sind. Der Hafen mit all seinen Einrichtungen ist ein wichtiger Arbeitgeber für die maltesische Bevölkerung. Die Hafenrundfahrt ist für uns aber auch dahingehend schön, das wir schon bekanntes nochmal aus einer anderen Perspektive sehen können. Nach der Hafenrundfahrt lassen wir uns von unserem Bus nach Valletta bringen. Wir möchten gern den freien Nachmittag zum Bummeln durch die Gassen nutzen, was wir dann auch ausbibig machen. Die Rückfahrt ist dann ein kleines Abenteuer, denn wir fahren mit dem Linienbus zurück zum Hotel. Die Linienbusse können auch Rollstühle mitnehmen, nur nich drei auf einmal. Und so trennen wir uns und fahren im Feierabendverkehr gemeinsam mit vielen Maltesern von der Hauptstadt nach Qawra zurück. Ganz lustig ist, dass wir trotz unterschiedlich genutzter Linien zur gleichen Zeit in Qawra ankommen. Ein Erlebnis das keiner missen möchte. Nach dem Abendessen gehen wir noch auf einen Absacker in die Bar.

30.04.14 Rückreise nach Deutschland


Nach dem Frühstück steht die Zeit bis zur Abfahrt am Hotel zur freien Verfügung. 12 Uhr werden wir von Raymond mit dem Bus abgeholt und zum Flughafen gefahren. Der Check in geht problemlos von statten. Das einsteigen in das Flugzeug erfolgt mit einer Hebebühne. Mit einer halben Stunde Verspätung fliegen wir von Malta mit vielen schönen Erinnerungen zurück. Mit gleicher Verspätung kommen wir in Berlin an. Dann müssen wir allerdings noch einmal eine halbe Stunde warten, bevor wir von der Hebebühne abgeholt werden. Nachdem wir unser Gepäck aufgenommen haben verabschieden wir uns alle und treten die Heimreise nach Leipzig, Hamburg, Dresden, Freital und Kirschau an. Eine schöne Woche geht zu Ende, herzlichen Dank an meine Gäste, es hat mir Spaß gemacht. Alles Gute und bis zum nächsten mal.

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