Reisebericht: Rundreise Montenegro – Adria–Küste und Nationalparks

28.09. – 05.10.2024, 8 Tage Flugreise mit 4–Sterne–Standorthotel in Budva – Nationalpark Biogradska Gora – Moraca – Ostrog – Skutari–See – Podgorica – Bar – Cetinje – Kotor – Perast


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Nach dem Zerfall Jugoslawiens war Montenegro als Urlaubsziel nahezu unbeachtet geblieben, aber seit einiger Zeit hat es sich seinen Platz vor allem bei Bade- und Wandertouristen zurückerobert. Auch Kulturinteressierte kommen in den malerischen Küstenstädten auf ihre Kosten und so muss man sich jetzt schon in der Saison den Platz mit vielen Reisenden aus dem In-und Ausland teilen. Dennoch ist es noch immer sehr entspannend, durch schmale Altstadtgassen zu bummeln, einen Strandspaziergang zu unternehmen oder ein wenig die Berge zu erklimmen. Belohnen kann man sich mit gutem heimischen Essen sowie einem Glas Rotwein aus der Vranac-Rebe.
Ein Reisebericht von
Dr. Elke Knappe
Dr. Elke Knappe

28.09.2024 Über Wien nach Podgorica

Die Reisenden unserer Gruppe reisen von fünf deutschen Flughäfen an und treffen sich in Wien. Das verläuft reibungslos und nach kurzer Wartezeit geht es gemeinsam weiter nach Podgorica, der Hauptstadt Montenegros.
Pünktlich landen wir und werden vom örtlichen Reiseleiter Jovan begrüßt. Die Fahrt ins Hotel ist kurz, erste Erläuterungen werden gegeben und bald erreichen wir das Hotel Tara im Stadtteil Becici von Budva. Eine Woche werden wir Gäste dieses Hotels sein und von hier aus schöne Ausflüge unternehmen. Wir checken ein und treffen uns 19:00 Uhr zum gemeinsamen Abendessen im Hotelrestaurant. Das Büfett ist reichhaltig und auch Wein und Saft sind inklusive. Das wird natürlich genutzt und so sitzen wir noch bei einem Glas Wein zusammen, voller Vorfreude auf die kommenden Tage.

29.09.2024: Montenegros facettenreiche Geschichte

8:15 Uhr starten wir zu einem interessanten Tag und beginnen ihn mit einem Besuch in Perast. Diese Stadt steht komplett unter Denkmalschutz und die Gebäude erinnern an die Zeit der Venezianer. Die Stadt wurde reich durch den Handel und genoss viele Privilegien. Mit dem Fall Venedigs war auch die Blütezeit von Perast vorüber, aber viele Kapitäne und Seeleute nahmen hier ihren Wohnsitz und bauten ansehnliche Häuser. Die Stadt ist auch Ausgangspunkt für Bootstouren und wir unternehmen eine und fahren zu einer künstlichen Insel. Über eine lange Zeit schütteten die Seeleute diese Insel auf, sie warfen Steine ins Wasser und versenkten Schiffe. Endlich reichte der Platz und es wurde 1452 die Kirche Gospa od Skrpjela (Frau vom Felsen) erbaut, im 17. Jahrhundert erweitert und innen reich ausgestaltet. Viele Gläubige stifteten Devotionalien in Gold oder Silber zum Dank für die Heilung von Krankheiten oder die Erfüllung anderer Wünsche.
Die zweite Insel Sv. Dorde ist natürlichen Ursprungs und trägt eine Benediktinerabtei.
Unser zweiter Zielpunkt ist die Stadt Kotor, Stadt und Bucht gehören seit 1979 zum UNESCO-Welterbe. Und das sehr zu Recht, wie wir beim Stadtrundgang feststellen. Wir betreten die Stadt durch das große Haupttor und stehen auf dem Waffenplatz, sehen den etwas schiefen Uhrturm, den Pranger und die Paläste der Patrizierfamilien. Von der Galerie der St. Trifun-Kirche blicken wir hinab auf das Panorama der Altstadt mit ihren schmalen Gassen und den gemütlichen Plätzen. Eine der ältesten Kirchen ist die kleine St. Lukas -Kirche aus dem 12. Jahrhundert, sie war ursprünglich katholisch, ist jetzt orthodox, lange Zeit teilten sich beide Konfessionen die Kirche in offenbar friedlicher Koexistenz.
Die Stadt ist auf der Bergseite von einer hoch gelegenen Stadtmauer geschützt, auf halber Höhe steht auch noch eine weitere Kirche. Aber diesen Aufstieg streichen wir aus dem Fitnessprogramm und verbringen die Freizeit nach der Besichtigung lieber mit Bummeln und Kaffeetrinken, denn der Tag hält noch weitere Sehenswürdigkeiten für uns bereit.
Dazu gehört zunächst etwas weltliches: Wir fahren zur Schinkenprobe nach Njegusi. Der hier hergestellte erhält sein besonderes Aroma durch das Trocknen und Reifen in der Bergluft, welche gleichzeitig Salz enthält, welches vom Meer hergetragen wird. Die Verkostung überzeugt uns von der Schinkenqualität und so ge4stärkt fahren wir weiter nach Cetinje, der früheren Hauptstadt Montenegros. Als Montenegro 1878 nach dem Berliner Kongress seine staatliche Souveränität erhielt, blühte die Stadt Cetinje auf und viele Botschaften richteten sich hier ein. König Nikola modernisierte die Stadt und knüpfte durch geschickte Heiratspolitik Beziehungen zu den europäischen Großmächten. Scherzhaft nannte man ihn zu jener Zeit "Schweigervater Europas". Nach dem Krieg verlor Cetinje den Hauptstadtstatus an das damalige Titograd, jetzt Podgorica. Wir genießen ein wenig die besondere Atmosphäre der Stadt und besehen das Schloss von König Nikola und seiner Frau Milena. Das Schloss wirkt einfach und bescheiden, ebenso der Schlosspark.
Mit vielen Eindrücken treten wir nun die Rückreise in unser Hotel an und freuen uns dennoch schon auf den nächsten Tag.

30.09.2024: Von Natur und Sklaverei

Der Tag beginnt mit einem Ausflug in die Natur, wir besuchen das Delta des Grenzflusses Bojana. Nun sind wir Albanien ganz nahe. Am Fluss sehen wir viele Sommerhäuser, hier kann man gut Angeln und natürlich auch baden, selbst ohne Hüllen. Hier befindet sich der längste FKK-Strand in Montenegro. Aber wir haben andere Interessen, nach ausgiebigem Fotografieren lassen wir uns gern zu einer Tasse Kaffee überreden, dann anschließend stehen wir neuen Herausforderungen gegenüber. Wir besuchen Ulcinj, eine Stadt mit spannender Geschichte. Wie in Kotor herrschten auch hier zunächst die Venezianer, aber 1571 unterlagen sie den Osmanen. Diese prägten das Stadtbild mit Moscheen, Bädern und Karawansereien. Nach der Seeschlacht von Lepanto, an der sich auch Piraten beteiligten, durften sich diese in Ulcinj ansiedeln und betrieben unter anderem auch einen lukrativen Sklavenhandel. Die Stadt selbst kam durch den Handel zwischen Albanien und Italien zu Reichtum und schützte sich mit einer mächtigen Zitadelle. Das große Erdbeben von 1979 zerstörte große Teile der Altstadt, aber man hat sie wieder rekonstruiert. Wir steigen viele Stufen hinauf zu Altstadt und zur Zitadelle und werden mit einem herrlichen Panoramablick belohnt. Für den schönen Sandstrand haben wir keine Zeit, denn wir wollen noch eine weitere Stadt besuchen - Bar.
Die Stadt Bar ist die wichtigste Hafenstadt Montenegros und von hier führt auch eine Eisenbahnstrecke von der Küste bis Belgrad. Uns interessiert am meisten Stari Bar, die Altstadt. Von der Stadtmauer und dem Haupttor sind noch große Teile erhalten und wir erfreuen uns an dem schönen Blick von oben. In der Freizeit probieren die meisten den frischen Granatapfelsaft und kaufen auch wohl etwas ein vom Olivenöl oder dem Rakija.
Mit dem auf und ab zu den historischen Sehenswürdigkeiten in Ulcinj und Bar haben wir uns ein gutes Abendessen verdient und so kehren wir zurück in unser Hotel in Budva

01.10.2024: Noch einmal zur See

Dies wird ein entspannter Tag, 10:00 Uhr starten wir zu einer Bootsfahrt durch die Bucht von Budva, sehen die Hotelinsel Sv. Stefan vom Wasser aus. Im zur Zeit geschlossenen Hotel logierten früher berühmte Persönlichkeiten wie Sophia Loren, Sylvester Stallone, Boris Becker, Claudia Schiffer u.a. Bis zum Jahr 1950 war die Insel ein Fischerdorf, bevor sie ein exklusives Hoteldorf wurde.
An der Insel Sveti Nikola, auch Hawai genannt vorüber kehren wir zur Anlegestelle in Budva zurück und besuchen nun die kleine Altstadt. Diese war früher eine Insel, erst durch Ablagerungen von Sanddünen entstand die Landverbindung. Eine Mauer umgibt die Altstadt, die man durch zwei Tore betreten kann. Budva hat eine lange Geschichte, die heutige Altstadt errichtete man Ende des 15. Jahrhunderts auf Resten aus dem 9. Jahrhundert. 1979 wurde die Stadt beim Erdbeben stark zerstört und danach mit großer Unterstützung des ganzen Jugoslawien nach Plänen aus den Archiven wieder aufgebaut. Die größte Kirche mit einem hohen Turm ist die Kirche Johannes des Täufers zum Teil aus dem 9. Jahrhundert stammend, der Glockenturm wurde 1867 errichtet. In der orthodoxen Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit kann man wertvolle Wandmalereien bewundern.
In der Freizeit wandern wir durch das Gewirr der engen Gassen, schauen uns de vielen kleinen Läden an und suchen einen schönen Platz für eine Mittagspause.
Am Abend finden wir uns dann alle wieder zum Abendessen im Hotel ein.

02.10.2024: Zwischen Himmel und Erde

Bei bestem Sonnenschein machen wir uns auf den Weg zum Kloster Ostrog, welches die Gebeine des Heiligen Vasilije beherbergt. Auf zahlriechen Serpentinenschraubt sich unser Bus nach oben. Die Straße ist so schmal, das zwei Fahrzeuge nur an Ausweichstellen passieren können. Das bedeutet, Rückwärtsfahren muss man unbedingt beherrschen auf dieser Zufahrt zum Kloster. Auf dem unteren Parkplatz ist für unseren großen Bus Endstation und wir steigen in Kleinbusse um, auf ca. 900 m Höhe erreichen wir das Kloster, imposant ist das Gebäude in den Felsen hineingebaut. Der heilige Vasilije wird von vielen Menschen verehrt, es kommen nicht nur Orthodoxe, auch Muslime und Katholiken verehren den Heiligen. Er hatte sich 1665 vor den Türken in die Berge zurückgezogen und ließ das Kloster erbauen, in dem er 1671 starb. Bemerkenswert sind die Wandbilder von Heiligen, direkt auf den Stein gemalt. In einer Nische der Gruftkirche sieht man eine Bombe, die im II. Weltkrieg auf das Kloster abgeworfen wurde, aber nicht explodierte. Diese Rettung des Klosters wird dem Wirken des heiligen Vasilije zugeschrieben.
Wunderschön ist der Blick von der Terrasse des Klosters in die umgebende Landschaft und wir lassen uns einfangen vom besonderen Flair des Klosters.
Danach heißt es nochmals 27 Serpentinen überstehen und nach einer Stärkungspause am unteren Parkplatz erreichen wir nach kurzer Fahrt Virpazar am Skutarisee. Von hier aus fahren wir mit dem Boot auf den Skutarisee, der mit 350 km² der größte See der Balkanhalbinsel ist. Bei starken Niederschlägen kann sich die Oberfläche bis auf 500 km² ausdehnen. Durch den See verläuft die Grenze zwischen Albanien und Montenegro, aber zu Konflikten ist es bisher noch nie gekommen.
Viele Fische und Wasservögel sind hier beheimatet, wir sehen im wesentlichen Kormorane und Fischreiher. Über weite Strecken bedecken Seerosen die Oberfläche. Während uns der Kapitän mit Kräppelchen mit Honig und Käse sowie mit Wein und Schnaps bewirtet, fahren wir am montenegrinischen Alcatraz vorbei. Auf der Insel Grmozur befand sich ursprünglich eine türkische Festung, die nach dem Abzug der Osmanen als Gefängnis diente. Jetzt steht alles leer und viele Vögel nutzen die Ruine als Brutplatz. Nach knapp 2 Stunden ist unsere Fahrt leider zu Ende und wir haben wieder festen Boden unter den Füßen.
17:00 Uhr sind wir wieder zurück im Hotel und können uns auf das frühe Aufstehen am nächsten Tag vorbereiten.

03.10.2024: Eine Zugfahrt, die ist lustig (?)

6:30 starten wir heute, da wir um 8:00 Uhr den Zug in Bar erreichen wollen. Bewaffnet mit einem Lunchpaket machen wir uns auf den Weg. Aber zum ersten Mal während unserer Reise ist uns der Wettergott nicht hold - es regnet. In Bar besteigen wir den Zug und pünktlich fährt er los in Richtung Kolasin in den Bergen. Eigentlich ist das eine spektakuläre Fahrt mit tollen Blicken in die zerklüftete Karstlandschaft Montenegros, aber leider rinnt das Wasser an den zugfenstern herab und zerstört uns die Aussicht. Wir trösten uns mit dem Lunch vom Hotel und eingekauften Spezialitäten und stoßen mit "Loza" auf den Tag der Einheit an. In Kolasin regnet es noch immer, also kein Stadtspaziergang. Stattdessen gehen wir in das hübsche Hotel Bianca und wärmen uns mit einer Tasse Kaffee auf. Danach steht der Nationalpark Biogradska Gora auf dem Programm. Wir fahren hin, aber eine größere Wanderung können wir regenbedingt nicht unternehmen. Alle bewundern die Baumriesen, die geheimnisvoll den See einrahmen, es wird fotografiert, ein wenig die Beine vertreten und dann sind wir feucht genug - auf zum letzten Programmpunkt: durch die Moraca -Schlucht zum gleichnamigen Kloster. Durch den Regen sehen wir nur wenig von der Schlucht, aber das Kloster beeindruckt durch seine harmonischen Gebäude und die gepflegten Außenanlagen. Einige erstehen Klosterhonig oder Tee, dann heißt es zrück zum Hotel.

04.10.2024: Es lebe die Hauptstadt und der montenegrinische Wein

Das Wetter zeigt sich noch immer nicht von seiner besten Seite, wegen der Niederschläge ist der Fluss Crnojevica angeschwollen und über die Ufer getreten, so bleiben wir etwas oberhalb mit dem Bus stehen und sehen vom Restaurant aus die beeindruckende Flussschleife zwischen den Bergen. Danach zollen wir der Hauptstadt unsere Reverenz. Etwa die Hälfte der Einwohner Montenegros (620.000) lebt in der Hauptstadt und dem näheren Umland. Die Stadt liegt am Zusammenfluss von Moraca und Ribnica an einem wichtigen Handelsweg von der Küste ins Hinterland. Die Osmanen eroberten sie 1474 und bauten zahlreiche Moscheen und Wohnhäuser und Brücken. Nach dem Abzug der Türken wurde die Stadt ein Wirtschaftszentrum Montenegros. Im II. Weltkrieg stark zerstört, erhielt die Stadt nach dem Krieg ein sozialistisches Gepräge und wurde in Titograd umbenannt. Seit 1992 heißt sie wieder Podgorica und erhielt nach und nach ein moderneres Aussehen. Das neue Wahrzeichen ist die Milleniumsbrücke (173 m lang und 57 m hoch). Wir fahren erst ein wenig durch die Stadt mit ihren breiten Straßen und neuen Gebäuden, dann essen wir in einem kleinen Restaurant nahe der alten Stadtmauer zu Mittag. Natürlich fahren wir noch zur großen Auferstehungskirche. Mit ihrem Bau wurde 1992 begonnen, 2013 wurde sie geweiht, ihre Kuppel ist 36 m hoch, zahlreiche Mosaike erzählen die Geschichte Montenegros. Die drei Glockentürme besitzen zusammen 17 Glocken, eine davon ist mit 11 t die schwerste der Balkanstaaten.
Nun wird es Zeit für einen Programmwechsel und wir fahren in das nahegelegene Weingut Vucinic. Die Besitzerin führt uns durch ihren Weinkeller und erklärt die Besonderheiten ihres Weingutes. Danach probieren wir drei Weine: einen Weißen, einen Rosé und einen Roten , dazu gibt es kleine Leckereien wie Schinken und Käse, das passt recht gut und alle greifen beherzt zu.
Es werden noch einige Flaschen für zu Hause gekauft, dann fahren wir zurück ins Hotel, es ist unser letzter Abend und so sitzen wir noch etwas zusammen.

05.10.2024: Heimreise mit Hindernissen

Frohgemut verlassen wir 11:30 das Hotel und fahren zum Flugplatz in Podgorica. Das Einchecken geht ohne Probleme, aber dann braut sich wieder Regen und Gewitter zusammen und wir starten mit einer Stunde Verspätung. Erst wurde uns noch Hoffnung gemacht, dass wir die Anschlussflüge in Wien erreichen könnten, aber bald stellt sich heraus, dass dem nicht so war - in Wien eröffnete man uns, dass es erst am nächsten Tag weitergeht. Wir erhielten eine Übernachtung mit Abendessen und Frühstück in Wien, dazu noch ein kleidsames T-Shirt für die Nacht.
Am Sonntag morgen um 7:00 Uhr startete der nächste versuch, nach Berlin zu kommen und diesmal klappte es.

Schlusswort

Ein Woche Montenegro - das ist kurz, auch für solch ein kleines Land. Aber es ist so vielgestaltig und facettenreich, dass man gern noch ein wenig verweilt hätte. Aber nun, da wir uns auskennen, können wir ja auf alle Fälle die schönsten Orte noch einmal besuchen.
Liebe Gäste, ich bedanke mich für Ihr Aufgeschlossenheit und Entdeckerfreude und wünsche Ihnen weiterhin alles Gute und Freude am Reisen!
Das beste Gepäck ist ein frohes Herz!
In diesem Sinne - Ihre Elke Knappe

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