Reisebericht: Norwegen per Bus, Bahn und Schiff erleben

30.06. – 11.07.2014, 12 Tage Rundreise Oslo – Lillehammer – Hamar – Sognefjord – Florö – Hurtigruten – Bergen – Bergenbahn


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„Ja, vi elsker dette landet...“ - „Ja, wir lieben dieses Land...“ heißt es zu Beginn der norwegischen Nationalhymne. Steile Schluchten schmaler Fjorde, riesige Gletscherflächen, tosende Wasserfälle, hohe Gipfel...
Ein Reisebericht von
Katrin Deutschbein
Katrin Deutschbein

1. Tag – Montag, 30.06.2014: Anreise nach Kiel (ab Dresden = 622 Bus–km)

Mit einigen Gästen starteten wir bereits am Dresdner Flughafen und über Döbeln ging es dann zum Leipziger Flughafen, wo unsere Gruppe mit 20 Gästen vorerst komplett war (die letzten zwei Fahrgäste stiegen nämlich erst in Kiel zu). Die weitere Route führte uns vorbei an Potsdam und über die A24 in Richtung Hamburg. Bereits am Nachmittag erreichten wir nach einer staufreien Fahrt den Schwedenkai in Kiel. Gegen 15.30 Uhr betraten wir die Fähre der "Stena Germanica", welches insgesamt ca. 1.300 Personen fasst. Bereits kurz vor 18 Uhr trafen wir uns alle, um das Abendessen als Skandinavisches Buffet zu genießen - sogar die Getränke waren hier inklusive! Danach fielen die meisten von uns müde ins Bett. Einige unserer munteren Gäste erlebten allerdings gegen Mitternacht die imposante Fahrt durch den Großen Belt - unsere Fähre fuhr hier schließlich durch eine 18 km lange Brücke, die Ost- und Westdänemark miteinander verbindet; das wach bleiben lohnte sich also!

2. Tag – Dienstag, 01.07.2014: Göteborg – Oslo (330 Bus–km)

Nach einem reichhaltigen Frühstücksbuffet kamen wir pünktlich um 9.15 Uhr im Hafen von Göteborg an. Wir gelangten mit der Fähre durch die Älvsborgsbron, die wir dann wenig später mit dem Bus befuhren. Göteborgs "Golden Gate-Bridge" verbindet das Stadtzentrum mit Hisingen, der viertgrößten Insel Schwedens. Die Brücke wurde 1966 eingeweiht, ist 900 Meter lang und so hoch, dass sie Schiffe mit einer Masthöhe von bis zu 45 Meter passieren können. Der E6 folgten wir nun in Richtung schwedisch-norwegischer Grenze. Gegen Mittag erreichten wir den Svinesund bzw. Halden, den norwegischen Grenzort, wo wir dann erstmalig norwegischen Boden betraten. Am frühen Nachmittag kamen wir schließlich in Oslo, der Hauptstadt Norwegens, an. Während einer Führung lernten wir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt kennen. Wir sahen unter anderem das Neue Opernhaus, das seit April 2008 die Spielstätte der Norwegischen Oper ist. Des Weiteren fuhren wir am Königlichen Palast vorbei und besuchten den berühmten Vigeland-Park. Der norwegische Künstler Gustav Vigeland hat hier Beeindruckendes geschaffen. Wer in Oslo den Skulpturenpark betritt, ist für einen Moment atemlos vor Staunen! Mit dem 32 Hektar großen Areal hat Vigeland sich den Traum vieler Künstler erfüllt - er hat ein Gesamtkunstwerk geschaffen. Die dargestellten Menschen und Tiere sind so lebensecht, so voller Bewegung und Emotion, dass man meint, sie atmen zu sehen. Leider wurden wir hier von einem heftigen Regenguss überrascht und dieser beeinträchtigte den Spaziergang durch den Park erheblich! Zum Abschluss unserer Stadtrundfahrt legten wir noch einen Stopp am Holmenkollen von Oslo ein. Hoch über der Stadt Oslo ragt die neue Holmenkollen Skisprunganlage, die modernste Sprungschanze der Welt. Ein imposantes Bauwerk aus Stahl und Beton! Es war für uns auch möglich, den Turm zu besichtigen, von dessen höchster Stelle man einen spektakulären Ausblick auf Oslo und den Oslofjord hat - einfach überwältigend! In unmittelbarer Nachbarschaft, im "Rica Holmenkollen Park Hotel", verbrachten wir unsere erste Nacht auf norwegischen Boden. Zum Abendessen wurde uns auch hier ein skandinavisches Buffet gereicht und danach neigte sich ein langer und erlebnisreicher Tag dem Ende entgegen.

3. Tag – Mittwoch, 02.07.2014: Hadeland Glaswerk – Lillehammer (226 Bus–km)

Das erste Ziel des heutigen Tages war Jevnaker. Dort angekommen, statteten wir dem Hadeland Glaswerk einen ausgiebigen Besuch ab. Dies ist eine der meist besuchten Touristenattraktionen in Norwegen. Hier werden Geschichte, Kunst, Kultur und alte Handwerkstraditionen in Norwegens größten Glasmuseum ausgestellt. Das Glaswerk wurde 1762 gegründet und ist Norwegens älteste Industrie, die kontinuierlich in Betrieb war. Am Mittag ging es weiter vorbei am Mjøsa-See, dem mit einer Fläche von 362 Quadratkilometern und einer Länge von 117 Kilometern größten See Norwegens, nach Lillehammer. Hier besichtigten wir sofort die Schanzenanlagen, denn das Wetter war traumhaft schön! Das nutzten einige Gäste unserer Gruppe, um mit dem Sessellift zum Schanzenturm hinauf zu fahren. Die Stadt war 1994 Austragungsort der Olympischen Winterspiele und dafür wurden damals zahlreiche neue Sportanlagen errichtet. Unser nächstes Ziel war das Freilichtmuseum Maihaugen. Dort erlebten wir lebendige Geschichte, hier findet man Häuser aus dem Dorf und aus der Stadt vom Mittelalter bis zum heutigen Tag. Im Dorf selbst kann man mit den Bewohnern an der täglichen Arbeit in den 1890er Jahren teilnehmen - ein tolles Erlebnis! Gegen Abend erreichten wir schließlich das nette im südlichen Gudbrandsdal gelegene Quality Hafjell Hotel in Øyer, unser Domizil für die nächsten zwei Nächte.

4. Tag – Donnerstag, 03.07.2014: Skibladner – Hamar (201 Bus–km)

Nach dem üppigen Frühstücksbuffet im Hotel machten wir uns auf den Weg nach Gjøvik, um von dort aus mit dem Schiff weiter über den Mjøsa See bis nach Hamar zu gelangen. Das Wetter am Morgen gestaltete sich regnerisch, aber nichts desto Trotz - wenn die Schiffsglocke läutet und der sogenannte "Skibladner" auf den See hinaus fährt, dann entdeckt man „die Kunst des langsam Fahrens". Der Skibladner ist seit 1856 für die Personenschifffahrt auf der Mjøsa im Verkehr und ist heute der älteste Schaufelraddampfer der Welt, der noch diese Art von Verkehr anbietet. Die einmalige Einrichtung mit seinem Plüsch, Mahagoni, seinen Messingdeckenleuchten und vergoldeten Spiegeln erinnern an eine Zeit als die Herren mit Oberhüten kamen und die Damen mehrere Röcke übereinander trugen. Allmählich zeigte sich auch die Sonne und somit konnten wir diese außergewöhnlich schöne und nostalgische Fahrt in vollen Zügen genießen! In Hamar angekommen, besuchten wir das Hedmark-Museum, welches das Leben der Bevölkerung der Region Hedmark vom 16. Jahrhundert bis in das frühe 20. Jahrhundert zeigt. In diesem Freilichtmuseum sahen wir unter anderem große Hofanlagen und Einzelgebäude, kleine Häuser von Landpächtern und Hirtenhäuser, die von Hirten während der Sommerweide benutzt wurden. Von den mehr als 65 unterschiedlichen Gebäuden wurden viele wieder in einen früheren Bauzustand zurückversetzt und zeigen die unterschiedlichen Architekturstiele - absolut sehenswert! Den zweifelsfreien Höhepunkt der unterhaltsamen Führung bildete ein kleines "Privatkonzert" in den Ruinen der ehemaligen Domkirche von Hamar, denn eine Mitarbeiterin des Museums sang ganz spontan für uns ein Opernlied und dabei bekam so manch einer von uns eine Gänsehaut! Diese Kirche wurde bereits im frühen Mittelalter gebaut und ist während des Siebenjährigen Krieges im 16. Jahrhundert von den Schweden zerstört wurden. Die Dom-Ruine von Hamar wird heute von einem Glasgehäuse geschützt und dieses Ambiente der sogenannten „Kathedrale in Glas" wird entsprechend für Konzertaufführungen genutzt. Einige unserer Gäste nahmen anschließend noch die Gelegenheit wahr, das benachbarte Norwegische Eisenbahnmuseum zu besuchen. Ein herrlicher Weg entlang des Sees führte uns dorthin und wir konnten hier ein Paradies für große und kleine Eisenbahnfans erleben! Für die jüngeren Besucher Hamars gibt es hier eine Garteneisenbahn und ein Spielhaus, für die älteren eine ansprechend gestaltete Ausstellung zur Geschichte der Eisenbahn. Am Nachmittag standen dann noch zwei weitere Sehenswürdigkeiten Hamars auf unserem Programm - wir konnten in die heutige Domkirche von Hamar hinein schauen und das markante „Wikingerschiff", die 1994 für die Olympischen Spiele errichtete Eissporthalle für die Olympischen Spiele sehen. Errichtet wurde diese Halle dort, wo man zuvor nicht nur ein Wikingerschiff, sondern auch andere Zeugnisse der Wikingerzeit gefunden hatte. Am späten Nachmittag legten wir nochmals einen kurzen Stopp in Lillehammer ein, um auf der bekannten Storgata zu flanieren bzw. das ein oder andere Mitbringsel zu erstehen.

5. Tag – Freitag, 04.07.2014: Sognefjell – Sognefjord (307 Bus–km)

Am Morgen brachen wir weiter in Richtung Norden auf und es ging durch einen Teil des Gudbrandsdals, des längsten Tales Norwegens. Der norwegische Dichter Henrik Wergeland gab dem Gudbrandsdalen schon im 19. Jahrhundert den klangvollen Beinamen „Tal der Täler". Und tatsächlich ist es Norwegens großes Kulturtal: Hier fand der Schriftsteller Henrik Ibsen Inspiration zu seinem „Peer Gynt". Norwegens größter Komponist, Edvard Grieg, verwendete Elemente traditioneller Musik der Region für seine musikalischen Meisterwerke. Und auch bekannte Maler lockte das besondere Licht und die vielfältige Natur ins Gudbrandsdal. Wir gelangten bis Otta und hier setzten wir unsere Fahrt zunächst durch das Ottatal bis Lom fort. Dort angekommen, bewunderten wir am späten Vormittag eine der bedeutendsten noch existierenden Stabkirchen Norwegens. Wer ist nicht fasziniert, wenn er vor einer alten, völlig aus Holz gebauten Stabkirche steht, deren Giebeldächer steil übereinander geschichtet sind! Aus den Giebeln weisen oft stilisierte Drachenköpfe, die eher an Asien erinnern, in alle Himmelsrichtungen. Von den einst angeblich fast 700 Stabkirchen sind keine dreißig mehr erhalten. Noch Mitte des 19. Jahrhunderts fehlte den Gemeinden in Norwegen jedes Verständnis über den Wert der alten Gebäude, die in großer Zahl abgerissen wurden, zumal sie auch zu klein geworden waren. Anschließend fuhren wir nach Bøverdalen, wo wir das Anwesen der Familie Elveseter ansteuerten. Elveseter (700 m ü. d. M.) ist ein alter Erbhof, den man in ein modernes Hotel umgewandelt hat und dessen Kulturschätze aus vergangenen Zeiten pietätvoll bewahrt wurden. Er ist dank seinen von den Besitzern selbst geschaffenen Holzschnitzereien eines der originellsten Hotels in Norwegen. Seit fünf Generationen ist der Hof im Besitz der Familie Elveseter. Das ganze Anwesen ist wie eine altnorwegische Götter-Wohnstätte gestaltet, und jeder Raum trägt einen Namen aus der nordischen Mythologie. Wie bei einem alten Bauerngehöft im Gudbrandsdaler Stil sind die Häuser um einen schönen Platz gruppiert. Auf dem hiesigen Anwesen steht übrigens auch seit 1992 die 33 Meter hohe geschichtsträchtige Saga-Säule, die einen Querschnitt durch die norwegische Geschichte zeigt - beginnend mit dem ersten vereinigten Reich 872 bis zur Reichsversammlung 1814. Entworfen wurde die Säule vom Bildhauer Rasmussen bereits vor dem Zweiten Weltkrieg und sollte ursprünglich vor dem Parlament in Oslo platziert werden. Weiter ging es über die Sognefjellstraße, der Reichsstraße 55. Der mit 1.434 Metern höchstgelegene Gebirgspass Nordeuropas ist seit 1938 für Autos befahrbar. Die Passüberquerung ist eine der ältesten Verbindungswege zwischen Ost und West, sie war die Hauptroute vom gesamten Gudbrandsdal zu den Küstensiedlungen in Sogn und bis nach Bergen. An Waren wurden hier hauptsächlich Salz, Hering und Fisch aus dem Westen und Häute, Butter, und Eisen aus dem Osten transportiert - in beiden Richtungen auf dem eigenen Rücken oder zu Pferd. Unterwegs nutzten wir die reichlichen Möglichkeiten für Fotostopps, obwohl es das Wetter heute wieder mal nicht so gut mit uns meinte. Schließlich erreichten wir Skjolden am Lustrafjord bzw. am inneren Ende des Sognefjords, hier waren wir übrigens etwa 200 Kilometer vom Meer entfernt. Hier im Fjordland angekommen, gab es im Namen von Eberhardt TRAVEL einen kleinen "Sekt-Umtrunk" direkt am Fjord - na dann "Prost" oder wie man hier sagt "Skål!"! Dazu ließen wir uns leckere Kekse mit der hier typischen Moltebeeren-Marmelade schmecken! Gut gestärkt und weiter entlang der Nordseite des Lustrafjords und mit herrlichen Blicken auf den Fjord und die zahlreichen Wasserfälle erreichten wir am frühen Abend Hermannsverk. Die nächsten zwei Nächte verbrachten wir im hiesigen Sognefjord Hotel in traumhafter Lage direkt am Fjord.

6. Tag – Samstag, 05.07.2014: Flåmbahn (334 Bus–km)

Heute starteten wir wieder gegen 9 Uhr, denn wir hatten volles Programm! Ein erster kleiner Höhepunkt des Tages war für uns die Fährüberfahrt über den Sognefjord von Manheller nach Fodnes und von dort aus fuhren wir weiter nach Lærdal, wo wir zusätzlich zum eigentlichen Programm die Altstadt Gamle Lærdalsøyri besichtigten, welche im 18. und 19. Jahrhundert entstand. 161 Holzgebäude repräsentieren den typischen Baustil aus dieser Zeit und wurden im Jahr 1971 unter Denkmalschutz gestellt - ein absoluter Geheimtipp! Nun sollte es durch den längsten Straßentunnel der Welt, den 24,5 Kilometer langen Lærdalstunnel bis nach Aurland weiter gehen! Am späten Vormittag erreichten wir letztendlich Flåm, den Ausgangspunkt für unsere heutige Zug-Reise! Die Flåmbahn muss man ganz einfach erleben! Es ist eine unvergleichliche Eisenbahnfahrt zwischen dem Bahnhof Flåm tief unten am äußersten Zipfel des Aurlandsfjords und Myrdal hoch oben im Gebirge an der Bahnlinie Oslo-Bergen. Nirgendwo auf der Welt gibt es eine so steile normalspurige Reibungsbahn wie die Flåmbahn. Der Höhenunterschied beträgt 865 m. Die Bauarbeiten für die Flåmbahn begannen im Jahr 1923 und 1940 wurde die Strecke - vorläufig für dampfbetriebene Züge - freigegeben. Mit der Elektrifizierung im Jahr 1944 wurde die lange Bauzeit schließlich zu Ende gebracht. Die Gleise mussten in starkem Gefälle und in scharfen Kurven verlegt werden, damit sich die Züge die steilen Abhänge hoch- und niederschlängeln können. Fast 80% der Bahngleise haben einen Neigungsgrad von 55 Promille. Der Zug benötigte für die insgesamt ca. 40 Kilometer lange Strecke von Flåm nach Myrdal und zurück ungefähr 2 Stunden. Besonders überwältigend ist der sagenumwogene Wasserfall Kjosfossen direkt an der Bahnstrecke, wo wir jeweils einen Fotostopp einlegten - hier rauscht das Wasser nämlich 93 Meter im freien Fall hinunter und wir konnten ganz dicht heran; man sollte allerdings aufpassen, dass die Kamera nicht zu nass wird! Hier erschienen sogar Feengestalten, die während des Haltes einen Tanz am Wasserfall aufführten. Die Darstellerinnen sind Studentinnen der norwegischen Ballettschule - sehr beeindruckend! Zum Glück erlebten wir unsere Bahnfahrt bei ganz passablem Wetter, denn ab Mittag hatte der Wettergott plötzlich kein Einsehen mehr mit uns! Ein kurzer Besuch im Flåmsbahn-Museum im alten Bahnhof von Flåm rundete unseren hiesigen Aufenthalt ab. Hier erfuhren wir noch einiges mehr über die Geschichte der Flåmsbahn und die technologische Entwicklung, das Alltagsleben in Flåm und Grundsätzliches über den norwegischen Eisenbahnbetrieb. Die Rückfahrt hatte auch heute noch einiges zu bieten, obwohl es sich mittlerweile eingeregnet hatte - durch den reichlich 11 Kilometer langen Gudvangatunnel (zumindest hier war es trocken) und das malerische Nærøytal erreichten wir einen der schönsten Wasserfälle Norwegens, den Tvindefossen. Einige unserer Gäste spazierten trotz des immer noch andauernden Regens die etwa 100 Meter bis zum Fuß des weitverzweigten Wasserfalls - in vielen glitzernden Kaskaden sprüht und gischtet das Wasser aus 150 Metern Höhe über die steile Felswand hinab; einfach fantastisch! Wir setzen nunmehr unsere Fahrt über das Vikafjell, einer etwa 1.000 Meter hohen Hochfläche bis nach Vangsnes am Sognefjord fort - dabei erwarteten uns herrliche Panoramablicke, sogar mit einem farbenprächtigen Regenbogen wurden wir überrascht! Vangsnes ist am besten bekannt als Standort der Statue des bekannten Fridtjof, der König von Ringerike war (Fridtjof Saga). Die Statue wurde von Norwegen-Freund Kaiser Wilhelm II. in Auftrag gegeben und ist über 10 Meter hoch. Eine weitere Fährüberfahrt des heutigen Tages stand nunmehr an - die Fahrt von Vangsnes nach Hella und von dort aus war es schließlich nur noch ein Katzensprung bis zu unserem Hotel zurück.

7. Tag – Sonntag, 06.07.2014: Fjærland–Gletschermuseum – Florø (186 Bus–km)

Heute hieß es wieder mal Gepäck verladen - die Reise führte uns weiter über Sogndal nach Fjærland, wo wir am Vormittag das Norwegische Gletschermuseum besuchten. Es ist landesweit führend bei der Vermittlung von Wissen über Gletscher und Klima. Gleich zu Beginn wurde uns ein atemberaubender Panoramafilm über den Jostedalsbreen, den größten Gletscher auf dem europäischen Festland, gezeigt. Auf unterhaltsame und spannende Weise wurden Fragen, wie „Was ist ein Gletscher?", Warum ist Gletschereis blau?", „Wie entstehen Fjorde?", „Was können Gletscher uns über das Klima sagen?" und „Warum ändert sich das Klima?" beantwortet. Wir konnten sogar vollkommen gefahrlos das Innere eines Gletschers erkunden und erfuhren beispielsweise auch, warum sich Gletscher bewegen und wie Gletscherspalten entstehen. Ganz einfach gesagt - es war eine Zeitreise durch die Erdgeschichte: von der Entstehung der Atmosphäre, über das Maximum der letzten Eiszeit vor 20.000 Jahren, bis hin zu Szenarien für das Jahr 2100. Das Museumsgebäude wurde übrigens von dem national und international ausgezeichneten, norwegischen Architekten Sverre Fehn entworfen - er ließ sich dabei ganz einfach vom Gletscher Jostedalsbreen und der umgebenden Landschaft inspirieren. Nach diesem lehrreichen Besuch des Museums statteten wir anschließend dem Ortszentrum von Fjærland, Mundal, einen Besuch ab. In Mundal befindet sich nämlich die Norwegische Bücherstadt, die aus mehreren urigen Antiquariaten besteht. Sie war bei ihrer Eröffnung 1996 die achte ihrer Art in der Welt und die erste Skandinaviens - verwaisten Gebäuden, wie beispielsweise Ställen, Bootshäusern oder Wartehallen, wurde somit einer neuer Verwendungszweck gegeben; ganz toll und unbedingt sehenswert! Da wir heute viel Zeit hatten, entschieden wir uns für ein kleines "Experiment" - wir wollten nämlich so nah wie möglich an die Gletscherzungen des Jostedalsbreen heran und auch die heute nicht ganz optimalen Wetterbedingungen hielten uns nicht von diesem Vorhaben ab. Wir fuhren von Fjærland aus eine schmale Straße einfach bis zum Ende durch, wo sie letztendlich auf einem kleinen Parkplatz ziemlich nah am Supphellebreen endete. Der Supphellebreen ist eine Gletscherzunge des Jostedalsbreen und mit 60 m ü.d.M der am niedrigsten gelegene Gletscher Südnorwegens. Kaum angekommen, ging übrigens der "Vorhang" auf und der Gletscher zeigte sich nur für uns in seiner vollen Pracht - einfach unglaublich! Der Bøyabreen, den wir übrigens im Anschluss besuchten, ist ein weiterer Ausläufer am Südende des Jostedalsbreen. Er gehört zu den sich am schnellsten bewegenden Gletschern Norwegens - das Eis bewegt sich hier rund zwei Meter pro Tag! Die Gletscher sind sehr empfindlich im Bezug auf Klimaveränderungen. Eine Infotafel am Gletscher informiert, allein der Unterschied von einem halben Grad der Sommertemperatur könnte zur Folge haben, dass der Gletscher die Hauptstraße bedecken würden, genau dort wo der Gletscher noch bis vor 100 Jahren war - echt interessant! Ein Spaziergang zum Gletschersee machte diesen Aufenthalt perfekt! Mit vielen tollen Eindrücken im Gepäck erreichten wir am späten Nachmittag die kleine Hafenstadt Florø, wo wir ausreichend Zeit für einen gemütlichen Spaziergang durch die übrigens westlichste Stadt Norwegens hatten. Entstanden ist die Stadt 1860 wegen des „Silbers der Meere", des Herings, den die Stadt auch im Wappen trägt und auch die kleine Statue am Hafen erinnert - eine sehr beschauliche Stadt!

8. Tag – Montag, 07.07.2014: Hurtigrute von Florø nach Bergen (3 Bus–km)

Nach einem ausgiebigen und geschmackvollen Frühstücksbuffet in unserem Quality Hotel in Florø und der Verabschiedung von unserem Buschauffeur Holger, der sich mitsamt unserem Gepäck auf den Landweg nach Bergen aufmachte, spazierten wir gemeinsam zum benachbarten Hurtigruten-Kai, dem Ausgangspunkt unserer Mini-Kreuzfahrt auf einem der Postschiffe! Florø ist übrigens der letzte Hafen, der von einem Hurtigruten-Schiff auf der südgehenden Route angelaufen wird. Inmitten eines ausgedehnten Schären-Archipels liegt die Stadt, deswegen sieht man hier immer wieder kleine interessante Leuchtfeuer entdecken. Da die Gegend sehr stark befahren und zudem gefährlich und schwierig zu navigieren ist, dienen die Leuchtfeuer den Kapitänen noch heute als Warnsignal vor großen Hindernissen. Unser Schiff, die MS "Vesterålen", fährt seit 1983 in der Hurtigruten-Flotte. Wer Norwegen hautnah erleben will, der sollte unbedingt die Hurtigruten kennenlernen. Es handelt sich dabei um die traditionelle norwegische Postschifflinie, über die seit Ende des 19. Jahrhunderts die Ortschaften der westlichen Küste Norwegens, die etwa 2.700 Kilometer umfasst, miteinander verbunden werden. Zwischen Bergen und Kirkenes kreuzen hier Passagier-, Fracht- und Kreuzfahrtschiffe. Diese Strecke bietet somit eine einmalige Gelegenheit, die gesamte Westküste Norwegens mit all ihren Naturschönheiten kennenzulernen. Fjorde, raue und liebliche Landschaften und die Gastfreundschaft der Menschen machen Hurtigruten heute zu einer echten Touristenattraktion und was einst aus der Not heraus geboren wurde, nämlich auch abgelegene nördliche Landesteile mit dem klimatisch begünstigten Süden zu verbinden, ist inzwischen eine Sehenswürdigkeit. Natürlich erlebten wir auf unserer knapp 6-stündigen Fahrt nur eine kleine Etappe dieser eigentlich 12-tägigen Reise, aber immerhin hat man dadurch einen Eindruck von der sogenannten "Schönsten Seereise der Welt". Am frühen Nachmittag erwartete uns unser Buschauffeur Holger in Bergen und nach einer kurzen orientierenden Fahrt durch die Stadt, checkten wir im sehr zentral gelegenen Hotel Scandic Ørnen ein. Dieses Hotel wurde erst in diesem Jahr eröffnet und es ist somit das neueste Hotel in Bergen! Der weitere Nachmittag stand uns nunmehr zur freien Verfügung und die meisten Gäste begaben sich somit auf eine erste Erkundungstour!

9. Tag – Dienstag, 08.07.2014: Bergen (38 Bus–km)

Nach einem reichhaltigen Frühstücksbuffet begannen wir mit unserer etwa 3-stündigen Stadtrundfahrt durch Bergen. Seit König Olaf Kyrre im 11. Jahrhundert mit seinen Wikingerschiffen in der Hafenbucht Vågen anlegte und Bergen dort gründete, zieht die Stadt Menschen aus aller Welt an. Viele Besucher kamen und gingen, andere ließen sich in der norwegischen Hafenstadt nieder. Viele Einheimische verließen ihre traute Umgebung und lernten während ihrer Wanderjahre andere Länder, Leute und Sitten kennen, ehe sie zurückkamen. So konnte sich Bergen zu einem Schmelztiegel verschiedener Kulturen und zu "Norwegens internationalster Stadt" entwickeln. Bergen wuchs um den Hafen herum nach und nach zu einer Stadt heran. Handel, Schifffahrt und Handwerk waren ihre Existenzgrundlage. Schon früh wurde Bergen die größte Stadt des Nordens und Norwegens erste Haupt- und Residenzstadt des Königs. Bereits im 14. Jahrhundert war die Stadt so bedeutend geworden, dass die Hanseaten auf Bryggen ein Kontor gründeten, das noch heute zu sehen ist. Nachdem wir interessante Informationen über diese Stadt erhalten hatten, konnten wir den heutigen Nachmittag nach individuellen Bedürfnissen bummeln und etwas Freizeit genießen. Alle unsere Gäste nutzten dabei die Gelegenheit, mit der einzigen Standseilbahn Skandinaviens zum Berg Fløyen hinauf zu fahren. Vom sogenannten "Dach von Bergen" hat man eine fantastische Aussicht über die Stadt, den Schiffsverkehr, die Fjorde und nicht zuletzt die umliegenden Inseln. Eine Aussicht, die einen beeindruckenden Überblick über die Vielfalt der Stadt und der näheren Umgebung gewährt. Eine Aussicht, die den Blick auf das offene Meer, auf die 50 km nördlich gelegene Insel Fedje sowie auf die südlich gelegenen Inseln der Region Sunnhordaland erlaubt. Bergen machte übrigens heute seinem Ruf als regenreichste Großstadt keine Ehre, denn hier soll es an etwa 250 Tagen im Jahr regnen - wir durften hier übrigens einen "fast" regenfreien Tag verbringen!

10. Tag – Mittwoch, 09.07.2014: Bergenbahn – Oslo (232 Bus–km)

Nach einer schönen Zeit in Bergen ging es für uns auch schon wieder weiter. Am späten Vormittag gelangten wir zu Fuß zum benachbarten Bahnhof von Bergen, unserem Ausgangspunkt für die Fahrt mit der berühmten Bergenbahn! In diversen internationalen Bewertungen wird die Zugfahrt auf der Strecke zwischen Bergen und Oslo als das spannendste und schönste Eisenbahnerlebnis der Welt beschrieben. In ganz Europa gibt es keine höher gelegene städteverbindende Bahnstrecke als die Bergenbahn. Auf ihrem Weg zwischen den beiden größten norwegischen Städten schlängelt sich die Strecke durch atemberaubende Landschaften. Am eindrucksvollsten ist der Abschnitt, der über die Hardangervidda, Europas höchst gelegene Hochebene, führt. Der Bahnhof Finse ist mit 1.222 Metern über dem Meeresspiegel der höchste Punkt der gesamten Strecke. Die Bergenbahn ist bei Touristen und Pendlern gleichermaßen beliebt. Da sie unterwegs in mehreren Skiorten hält, sind ihre Züge nicht nur im Sommer, sondern auch im Winter immer sehr gut ausgelastet. Die gesamte Fahrt zwischen Bergen und Oslo dauert ungefähr sieben Stunden, wir erlebten etwa die Hälfte dieser imposanten Bahnreise von Bergen nach  Ål. Die Bauarbeiten an der Strecke begannen im Jahr 1875 und dauerten 34 Jahre. Über 15.000 Arbeiter waren mit dem Bau der Eisenbahnstrecke beschäftigt. Sie mussten jeden der 182 Tunnel mühsam von Hand durch das Felsgestein meißeln. Im Jahr 2009 feierte die Bergenbahn ihr hundertjähriges Betriebsjubiläum. In Ål erwartete uns bereits am Nachmittag unser Bus und schließlich setzten wir unsere Fahrt durch das grüne Hallingdal und vorbei am Tyrifjord nach Oslo fort, wo wir wiederum in dem uns bereits bekannten Rica Holmenkollen Hotel übernachteten und den einzigartigen Blick auf die Stadt und den Oslofjord hatten.

11. Tag – Donnerstag, 10.07.2014: Oslo – Göteborg (317 Bus–km)

Die letzte Nacht auf norwegischem Boden lag nun hinter uns und so langsam traten wir unsere Heimreise an. Am Vormittag legten wir noch einen kurzen Stopp auf der Museumsinsel Bygdøy in Oslo ein. Die Museen auf der Halbinsel Bygdøy erzählen interessante Geschichten aus alten und neueren Zeiten und gehören zu den meistbesuchten Attraktionen in Oslo. Fast alle unsere Gäste nutzten die Gelegenheit, das Fram-Museum zu besuchen, welches bereits 1936 eröffnet wurde. Es widmet sich der Geschichte der norwegischen Polarforschungsreisen, insbesondere den drei großen norwegischen Polarforschern Fridtjof Nansen, Otto Sverdrup und Roald Amundsen. Auch befinden sich im Museum Bilder der Fauna der Polarregionen, wie Polarbären und Pinguine. Den Mittelpunkt des Museums bildet das Forschungsschiff Fram. Besucher können das mit originalem Interieur versehene Schiff besichtigen. Dort werden die drei Polarfahrten der Fram dargestellt; weiterhin gibt es eine umfangreiche Ausstellung zu den Arktis- und Antarktisgebieten. Seit Mai 2009 wird im Fram-Museum auch die Ausstellung zur Gjøa gezeigt, mit der Amundsen als Erster die lange gesuchte Nordwestpassage durchfuhr. Gegen Mittag hieß es dann Abschied nehmen von Norwegen, denn das südschwedische Göteborg war unser Ziel! Da wir allerdings noch genügend Zeit hatten und auch das Wetter auf der Sonnenseite war, unternahmen wir kurzerhand einen kleinen Abstecher in den Schärengarten nördlich von Göteborg - wir fuhren über die Inseln Orust und Tjörn und hier ist man wahrlich mitten in der Wunderwelt der Schären. Beide Inseln sind miteinander verbunden und liegen etwa 60 km nördlich von Göteborg. Sie sind vom Festland aus über die imposante Tjörn-Brücke zu erreichen. In Göteborg erwartete uns dann bereits am späten Nachmittag die Fähre der "Stena Scandinavica", die pünktlich um 18.45 Uhr ablegte und die 437 Kilometer lange Seereise bis Kiel in Angriff nahm. Ein leckeres Abendbuffet auf der Fähre rundete diesen letzten Abend ab!

12. Tag – Freitag, 11.07.2014: Heimreise (bis Dresden = 622 Bus–km)

Unsere Fähre erreichte pünktlich um 9.15 Uhr den Hafen in Kiel und der letzte Tag unserer Traumreise brach nunmehr an. Von den ersten Gästen mussten wir uns bereits am Flughafen von Leipzig verabschieden und über Döbeln erreichten wir planmäßig gegen 18 Uhr den Dresdner Flughafen, den Ausgangspunkt unserer Reise - eine tolle Reise mit fantastischen Eindrücken ging hier zu Ende. Der Abschied war herzlich, denn 12 Reisetage mit gemeinsamen Erlebnissen verbinden schon irgendwie...
Für unsere Statistiker sei angemerkt:
Mit unserem Bus haben wir auf dieser Reise (ab/an Göteborg) insgesamt 2.129 Kilometer zurück gelegt. Fährstrecke Kiel - Göteborg - Kiel = 874 km auf See!
Wir haben tolle Erfahrungen machen können und jeder hat sein eigenes und persönliches Norwegen kennen gelernt - es war nicht umsonst eine Genießer-Reise und wir konnten alles mit viel Zeit und Muße erleben! Es gibt ganz sicher Gäste die sich wie ich in diese Landschaft im Norden Europas verliebt haben und vielleicht doch irgendwann zurückkommen.
Ein großer Dank gilt auch unserem netten und souveränen Buschauffeur Holger Leich, der uns jederzeit sicher gefahren hat!
Ich wünsche allen Mitreisenden an dieser Stelle nochmals alles Gute, Gesundheit und weiterhin viel Reiselust. Es hat echt Spaß gemacht mit Ihnen und ich freue mich auf ein Wiedersehen! Bis zum nächsten Mal!
Ihre Reiseleiterin Katrin Deutschbein

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