Reisebericht: Single–Kreuzfahrt in Norwegen mit Hurtigruten

29.08. – 10.09.2024, 13 Tage Hurtigruten–Kreuzfahrt mit dem Postschiff für Singles & Alleinreisende: Bergen – Alesund – Nordkap – Kirkenes – Lofoten – Trondheim – Bergen


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Dies ist die schönste Schiffstour der Welt – eine Reise mit den Hurtigruten von Bergen bis ganz nach Norden und wieder zurück
Ein Reisebericht von
Dr. Inge Bily
Dr. Inge Bily

1. Tag: Donnerstag 29.08.2024 – Anreise nach Bergen

Heute war es endlich soweit. Der Großteil der Gruppe sollte sich am Flughafen BER treffen, um zu unserer, von allen schon ersehnten Traumreise mit dem Hurtigruten-Schiff Kong Harald zu starten. Aber es ging erstmal etwas holprig los, denn zwei Gäste samt Reisebegleiterin steckten vor Berlin in einem zähen Stau fest, kamen kaum voran. Und die Zeit wurde langsam knapp. Ein Gast aus unserer Gruppe half bei der Erledigung der Formalitäten der schon anwesenden Gäste am Flughafen. Am Abfluggate haben wir uns dann alle doch noch pünktlich getroffen. Es war ganz schön aufregend! Aber in Bergen kamen wir mit dem Flieger pünktlich an, nahmen 3 dort am Flughafen wartende Gäste unserer Gruppe auf und fuhren mit dem eigens für uns bestellten Bus zum Hurtigruten-Terminal, wo schon alles für uns vorbereitet war. Unser großes Gepäck wurde sowieso gleich vom Bus ins Terminal der Hurtigruten gebracht. Auf dem Schiff werden wir dann die Koffer vor unserer Kabinentür vorfinden, ein prima Service. So geht alles ganz entspannt. Und unsere 3 Gäste, die im Hurtigruten-Terminal noch auf uns warten wollten, waren dort auch pünktlich zur Stelle. Nun war unsere Gruppe mit 14 Gästen komplett, und wir gingen in die Lounge des Terminals, wo es eine kleine Erfrischung und auch alle Unterlagen fürs Schiff gab, d.h. einen Umschlag mit den Bordkarten und allen notwendigen Informationen für unsere Zeit an Bord. Es folgte gleich noch die für alle Gäste des Schiffes obligatorische Sicherheitseinweisung. Und schon konnten wir aufs Schiff, machten uns miteinander bekannt und ließen uns zunächst im Restaurant das Abendessen schmecken. Heute haben wir hier noch keine festen Plätze fürs Abendessen. Das kommt erst morgen. Beim Frühstück und auch beim Mittagessen ist sowieso freie Platzwahl. Gleich gab es an Bord schon das erste Treffen mit dem Expeditionsteam, das allerhand praktische Informationen für uns hatte und uns auch über die täglichen Vorträge und Veranstaltungen informierte. Das Team organisiert außerdem die Ausflüge und ist auch sonst bei allen Fragen behilflich. Wir sehen gleich, dass wir hier an Bord bestens aufgehoben sind, auch eine Menge lernen werden: über Land und Leute, über Flora und Fauna, über Bräuche, Literatur und Musik, über die Geschichte ganz allgemein und auch über die Geschichte der Hurtigruten und ihrer Schiffe. Selbst die norwegische Sprache kommt bei allem nicht zu kurz. Unser Schiff, die MS Kong Harald, legte pünktlich um 20.30 Uhr in Bergen ab. Das Auslaufen des Schiffes und damit den Beginn unserer großartigen Reise feierten wir mit einem Glas Champagner in der Hand. Dafür trafen wir uns alle oben auf Deck 7. Da hat man die beste Aussicht, auch auf Bergen. Unser schönes Schiff wollten wir auch noch näher kennen lernen. Hier gibt es alle nur erdenklichen Annehmlichkeiten, von einer Sauna, über zwei Whirlpools außen auf Deck 6, bis hin zu einem Fitnessraum. Shop und Konferenzräume nahmen wir ebenfalls gleich in Augenschein. Und nach dem ersten Abendessen an Bord hatten wir auch den besten Eindruck von den erlesenen Speisen. Alle sind wir zufrieden und fühlen uns hier wohl. Dazu sind wir sehr gespannt auf die nächsten Tage mit einer Menge ganz unterschiedlicher Unternehmungen. Nun meldet sich aber doch die Müdigkeit. Wir haben heute wirklich viel erlebt und auch die eine oder andere Aufregung verkraften müssen. Und viele neue Informationen gab es dazu. Nun lassen wir uns vom Schiff sanft in den Schlaf wiegen. Wir fahren ja auch nachts, nehmen Gäste und auch Waren auf bzw. verabschieden Gäste. Es ist eben ein Postschiff, ein Arbeitsschiff, ein Reiseschiff für die Menschen an der norwegischen Küste, mit dem wir unterwegs sind. Und das finden wir für uns genau richtig so.


2. Tag: Freitag 30.08.2024 – Alesund

Am frühen Morgen geht es entlang von Norwegens Westkap. Auf den leichten Seegang, den es hier gewöhnlich gibt, hatte uns der gestrige Informationsvortrag schon vorbereitet. Aber beim Frühstück war die See schon wieder ruhig. Alles halb so schlimm, fanden wir. Am Vormittag erlebten wir mit dem Expeditionsteam einen interessanten Vortrag. Danach versammelten wir uns in der Gruppe zu einer kurzen Besprechung über Termine und Ausflüge und einer anschließenden Vorstellungsrunde. Nach dem Mittagessen stand nun ein ganz besonderer Höhepunkt der Reise auf dem Programm: eine Fahrt hinein in den Geirangerfjord. Mit dem Wetter hatten wir Glück. So wurde diese Fahrt in den Fjord mit den hohen Bergen und Felsen rechts und links der Strecke für uns ein wirklich unvergessliches Erlebnis! Einige aus der Gruppe nutzten dazu noch die Möglichkeit zu einem großen Landausflug in die Umgebung des Geirangerfjords, hin zu einem Gletscher. Und im Fjord begegnete uns sogar die königliche Jacht auf dem Weg nach Geiranger, wo die Hochzeitsfeier für Prinzessin Märta stattfinden wird. Wir schwenkten Fahnen, und das Schiff grüßte mit lautem Signal, wie es unter Schiffen üblich ist, wenn sie sich unterwegs begegnen. Mit dem schönen Ausflugsprogramm dieser Tour sind wir sehr zufrieden. Dazu gibt es natürlich vorbereitende Informationsveranstaltungen und Vorträge durch das Expeditionsteam. Auch sonst erfahren wir viel über die jeweilige Region, in der wir gerade unterwegs sind, auch übers Wetter mit all seinen Facetten. Nach dem Abendessen wollen wir noch einen kleinen Spaziergang in Alesund, der Jugendstilstadt, unternehmen. Das Schiff hat hier eine Stunde Aufenthalt. Von Heinz aus dem Expeditionsteam erfuhren wir beim Informationstreffen schon, dass die Stadt im Jahre 1904 in weiten Teilen niederbrannte. Alle Häuser waren damals noch aus Holz gebaut, was sich nach dem verheerenden Brand ändern sollte. Kein geringerer als Kaiser Wilhelm II., der in Alesund viele Male seinen Urlaub verbracht hatte, organisierte nach dem Brand schnell Spenden und Hilfe und beaufsichtigte den Wiederaufbau der Stadt höchstpersönlich. Alle Häuser wurden nun aus Stein gebaut, im zur damaligen Zeit aktuellen Baustil, dem Jugendstil. Da der Regen an diesem Abend nicht aufhören wollte, gingen wir nach einer kurzen Runde durch die Stadt zurück aufs Schiff.


3. Tag: Sonnabend 31.08.2024 – Stadtrundgang in Trondheim

Am frühen Morgen erreichten wir die drittgrößte Stadt Norwegens – Trondheim. Es ist eine der ältesten Städte Norwegens überhaupt, gegründet im Jahre 997 vom Wikinger-König Olav Tryggvason. Draußen am Kai erwartete uns unsere örtliche Reiseführerin Bieke schon. Gleich gingen wir los, denn unsere Rundgänge und Ausflüge müssen wir im Zeitfenster der Liegezeit des Schiffes absolvieren. Das ist bei allen Landgängen zu beachten. Wir müssen pünktlich zurück sein. Das Schiff fährt nach einem Plan und kann nicht warten. Bieke erklärt uns die Geschichte der Stadt. Trondheim ist der Gründung nach eine alte, gleichzeitig aber auch eine junge Stadt, denn durch die Universität und gleich mehrere Hochschulen leben viele Studenten hier. Wir kommen vorbei am Stiftsgarden, dem größten königlichen Holzpalast der Welt. Das Gebäude dient der norwegischen Königsfamilie als Residenz, wenn sie sich in Trondheim aufhält. Das kommt durchaus mehrmals im Jahr vor. Ansonsten sind auch Räume des Gebäudes zur Besichtigung zugänglich. Weiter gehen wir zum Marktplatz, sehen zuvor liebevoll restaurierte alte Holzgebäude, die Speicherhäuser, erbaut auf starken Holzpfählen. Auch an der katholischen Kirche kommen wir mit Bieke vorbei. Unser Ziel ist jetzt der Nidarosdom, wo wir um 11 Uhr einen Termin für eine Führung haben. Dies ist die nördlichste gotische Kathedrale der Welt. Sie und die benachbarte Bischofs-Residenz gehören zum UNESCO Weltkulturerbe. Unsere Domführerin erklärt uns das Innere des Doms: die Baugeschichte, auch die Besonderheiten der farbigen Fenster und der Orgeln. Nach der Führung im Dom gehen wir weiter durch die hübsche Altstadt, in der man bei einem längeren Aufenthalt durchaus noch verweilen kann. Wir sind ja ohnehin auf der südlichen Tour nochmals hier. Da kann man sich die eine oder andere Sehenswürdigkeit noch vornehmen. Bieke macht uns auch auf den ursprünglichen Namen der Stadt aufmerksam: Nidaros ‚Stadt an der Mündung des Flusses Nid‘. Dieser Name hat sich bis heute noch im Namen des Doms erhalten. Der Nidarosdom ist auch eine wichtige Pilgerstätte ganz Skandinaviens. Die Pilgerwege, auch Olavswege genannt, sind mit der Olavsrose markiert, die wir unterwegs auch sehen. Bieke macht uns darauf aufmerksam. Natürlich gehen wir auch über die alte Stadtbrücke und sehen dort den namengebenden Fluss Nid. Wir verabschieden uns dann später nahe beim Schiff von Bieke und lassen uns gleich das Mittagessen an Bord schmecken. Das Schiff legt ab, wir verlassen Trondheim in nördliche Richtung, vorbei an Munkholmen, der Mönchsinsel, auch mit einer längeren Geschichte. Nun kommt eine größere Seestrecken. Wir nehmen inzwischen an einem Treffen des Expeditionsteams teil und hören anschließend einen wirklich guten Vortrag von Heinz über die Wikinger und ihre Geschichte. Und schon bald ist wieder Zeit fürs Abendessen. Wir werden hier richtig verwöhnt, in jeder Hinsicht! Übrigens, schnell haben wir uns mit der Hurtigruten-App angefreundet. Dort finden wir alle Informationen zu Ausflügen und Veranstaltungen an Bord, eine wirklich feine Sache, die wir sehr gern nutzen. Natürlich gibt es alle Informationen ebenso auch an den großen Monitoren auf den Gängen und auf Informationsblättern, die das Expeditionsteam auslegt. Selbst auf die Monitore in den Kabinen wird alles übertragen, auch die Vorträge.


4. Tag: Sonntag 01.09.2024 – Polarkreis – Nordland – Lofoten

Am frühen Morgen überqueren wir den Nördlichen Polarkreis. Die genaue Uhrzeit muss im Rahmen eines Quiz erraten werden. Noch vor 8.00 Uhr ist es soweit. Natürlich wollen wir Fotos machen. Also, schnell hinauf auf Deck 7, um den Globus, der die entsprechende Stelle markiert und auf einer Insel steht, zu fotografieren. Wer es verpasst hat, bekommt auf dem Rückweg dann noch eine zweite Chance. Später folgt die traditionelle Polartaufe, ebenfalls auf Deck 7. Zunächst wird der Gewinner des Quiz bekannt gegeben, dann kommt die „Taufe“. Der Kapitän schüttet einem bei dieser Prozedur Eiswürfel in den Kragen. Neptun, der natürlich auch anwesend ist, hilft ihm dabei. Dann gibt es einen kräftigen Schnaps, der von innen wärmen soll. Damit ist man Mitglied der Gemeinschaft der Polarkreis-Überquerer. Alle applaudieren ordentlich, sind fröhlich und bekommen später eine Urkunde. Und natürlich jede Menge Fotos von diesem Ereignis dürfen nicht fehlen. Was ist aber eigentlich der Polarkreis, fragen wir uns: Das ist der Beginn der Arktis, genauer der südlichste Punkt, an dem auf der Nordhalbkugel zweimal im Jahr die Sonne den Horizont nicht berührt, im Sommer nicht untergeht (Mittsommer, Sommerbeginn) und im Winter nicht aufgeht (Mittwinter, Winterbeginn). Inzwischen sind wir alle gut im täglichen Rhythmus des Schiffes angekommen, was bedeutet: Mahlzeiten, Ausflüge, Vorträge, Info-Veranstaltungen in den Konferenzräumen und an Deck 7, ganz besonders aber das Fotografieren. Die einzigartige Landschaft, durch die wir fahren, wechselt in kurzen Abständen, d.h. also für uns: wir müssen wirklich dran bleiben. Noch dazu erwartet uns heute eine besonders schöne Fahrt entlang des nördlichen Teils der Märchenküste in der Provinz Nordland. Gegen Mittag erreichen wir Bodö, die Kulturhauptstadt Europas des Jahres 2024. Wir gehen rechtzeitig ins Restaurant zum Mittagessen, damit wir anschließend auch diese Stadt bei einem kleinen Spaziergang kennenlernen können. Wir sehen uns die Kirche, den Markt und die neue Bibliothek an, natürlich auch die kleine Einkaufsmeile. Das Gebäude der Bibliothek hat sogar einen Architekturpreis bekommen. Uns gefällt das moderne Design auch. Nun denken wir aber schon an den Rückweg aus der Stadt zum Schiff. Dort warten weitere schöne Programmpunkte. Einige Gäste aus unserer Gruppe sind auf einem der Ausflüge unterwegs, zu Fuß, per Boot oder auch mit dem Bus. Unser Schiff legt am Abend in Stamsund an, unserem ersten Hafen auf den Lofoten. Später folgt noch Svolvaer, der Hauptort der Lofoten. Zu den Lofoten werden wir auf der rückwärtigen Tour einen eigenen Eberhardt-Ausflug haben, auf den sich alle schon freuen. Später durchqueren wir heute noch den Raftsund, eine schmale Wasserstraße von 28 km Länge, die die Inselgruppe der Lofoten von den Vesteralen trennt. Und hier, im Raftsund, liegt einer der bekanntesten Abschnitte der gesamten Strecke der Hurtigruten, denn von hier zweigt der gerade einmal 100 Meter breite und nur 1,2 km lange Trollfjord ab. Dorthin will der Kapitän mit uns fahren, wenn es das Wetter erlaubt. Das wünschen wir uns natürlich sehr! Felswände von über 300 Metern Höhe und umliegende Berge von über 1000 Metern sehen wir schließlich nicht alle Tage. Und tatsächlich biegt unser Schiff kurz vor Mitternacht in den Trollfjord ein. Zu Beginn trinken wir einen ordentlichen Trollschnaps. Es gilt dabei die folgende Regel: Je mehr dieser Trollschnäpse man trinkt, umso mehr Trolle kann man sehen. Na, mal sehen, ob es hilft! Für uns hat diese Fahrt durch den Trollfjord schon etwas Mystisches. Der Kapitän macht seine großen Scheinwerfer an. Da treten die Felswände deutlich hervor, und mit etwas Fantasie erkennt man auch Trolle, die hier eine ganz, ganz große Rolle spielen. Das können auch wir uns nun alles viel besser vorstellen. Für uns alle sind auch die Anlege- und Wendemanöver unseres Schiffes immer wieder ein Ereignis, das uns fasziniert. So wendete das Schiff auch im Trollfjord, ganz, ganz vorsichtig. Nun aber schnell ins Bett, denn morgen warten schöne Programmpunkte, so z.B. unsere Stadtbesichtigung von Tromsö.


5. Tag: Montag 02.09.2024 – Tromsö – das Tor zur Arktis

Heute erreichen wir Tromsö, als Tor zur Arktis oder auch als Paris des Nordens bezeichnet und bekannt für die beeindruckende Lage, umgeben von Fjorden und Bergketten. Und endlich scheint heute auch die Sonne so richtig. So sehen die Berge, Inseln, das Wasser und überhaupt die ganze Welt gleich noch schöner aus. Auf unsere Eberhardt-Gruppe wartet in Tromsö am Nachmittag eine Stadtrundfahrt mit dem Bus. Wir sind schon gespannt auf die Hauptstadt Nordnorwegens. Von unserem örtlichen Stadtführer Fabian erfahren wir eine Menge. Mit 80.000 Einwohnern ist Tromsö relativ groß für hiesige Verhältnisse. Und die Stadt wächst ziemlich schnell weiter. Wie wir schon in Trondheim von unserer dortigen Stadtführerin Bike erfahren konnten, zieht auch in Tromsö die bekannte Universität viele junge Leute an, die nach der Ausbildung durchaus bleiben, denn gute Fachleute haben hier Chancen auf einen attraktiven Arbeitsplatz. Die Stadt hat nahezu keine Arbeitslosigkeit und bietet neben Arbeit auch gute Lebensbedingungen für ihre Bewohner. Auch beim Thema Polarforschung spielte Tromsö schon immer eine gewichtige Rolle. Fast alle großen Forschungsreisen in die Polargebiete begannen und/oder endeten in Tromsö. Namen wie Fridtjof Nansen, Roald Amundsen, auch Alfred Wegener sind auch uns bekannt. Unser erster größerer Stopp war an bzw. in der Eismeer-Kathedrale, einem architektonischen Meisterwerk, das für seine markante dreieckige Form bekannt ist. Die Kathedrale, erbaut im Jahre 1965, ist inzwischen ein Symbol für Tromsö geworden. Sehenswert ist aber nicht nur die markante äußere Form, sondern auch das großflächige Glasmosaik hinter dem Altar. Es waren mit uns kaum andere Besucher da. So konnten wir die Ruhe dieses angenehmen Ortes ein Weilchen genießen. Mit dem Bus fahren wir dann durch einen unterirdischen Tunnel auf die andere Seite der Stadt. Überhaupt gibt es hier ein regelrechtes Tunnelsystem unter der Stadt, aber auch eine imposante Brücke, über die wir ebenfalls fahren. Vom Eismeer-Dom aus sehen wir sie schon. Wir fahren ein wenig durch die Stadt, sehen die hübschen Häuser der Innenstadt und kommen schließlich zum Polarmuseum, wo uns Fabian diverse Originale von Nansens und Amundsens Expeditionen zeigt, überhaupt die Geschichte dieser Expeditionen lebendig werden lässt. Das Polarmuseum hat in einem alten Lagerhaus am Hafen seinen Platz gefunden. Es ist der Erforschung der Arktis und den berühmten norwegischen Polarforschern gewidmet. Die Ausstellung gibt außerdem einen großartigen Einblick in die Tierwelt der Arktis und auch in die Geschichte der Seefahrt und des Fischfangs in dieser Region. Auf der südwärts gehenden Route unserer Reise werden wir erneut in Tromsö halten, dann allerdings spät abends. Da haben wir dann die Möglichkeit, in der Domkirche ein Mitternachtskonzert zu besuchen.


6. Tag: Dienstag 03.09.2024 – Das Nordkap

Unser heutiges Ziel ist nun das Nordkap, ein Ort voller Magie und Sehnsucht. Unsere Ankunft in Honningsvag ist für 10.55 Uhr geplant. Tatsächlich sind wir aber schon eine ganze Stunde vorher angekommen. Wie kommt denn das? Während der Nachtfahrt unseres Schiffes war Seegang. So konnten wir unterwegs zwei der geplanten Häfen nicht anlaufen und kamen eben früher in Honningsvag an, nutzten die Zeit für einen kleinen Spaziergang durch den Ort. Die Zeit verging, unser Bus zum Nordkap war auch schnell gefunden. Wir hatten wirklich Kaiserwetter! Das gibt es gerade hier nicht alle Tage! Also brachen wir auf. Gespannt waren wir sowieso schon alle, auch auf die Landschaft unterwegs. Sie verändert sich ständig. Man kann den Blick kaum abwenden. Allerhand Rentiere sahen wir auch gleich. Unser Busfahrer Arvid machte Fotostopps für uns, fuhr langsam, wenn gerade Rentiere an der Strecke waren. Die lassen sich wirklich nicht aus der Ruhe bringe, sind das alles längst gewöhnt. Oben angekommen, gingen wir vom Parkplatz hinein in die Nordkap-Halle, ein großes Besucherzentrum. Hier kann man sich einen interessanten Film ansehen, auch verschiedene Ausstellungen, eine kleine Kirche besuchen und auch eine große Projektion zu den Nordlichtern bestaunen. Natürlich gibt es einen Shop und auch Möglichkeiten, sich zu erfrischen. Aber wichtiger als alles andere war für uns gerade, schöne Fotos zu machen, was bei dem hier gewöhnlich herrschenden Wind gar nicht so einfach ist. Auch kann sich das Wetter ganz schnell ändern. Man muss einfach den Augenblick nutzen und genießen, sich freuen, jetzt hier zu stehen, kaum zu glauben sowieso! Auch ein paar technische Daten zum Nordkap sollen an dieser Stelle nicht fehlen: Es gilt als der nördlichste Punkt Europas, den man auf dem Landweg erreichen kann. Es liegt auf einer Klippe, die 307 Meter über dem Nordatlantik aufragt. Eigentlich freuten wir uns auch auf den Rückweg vom Kap, auf dem wir uns dann wieder der herrlichen Landschaft zuwenden konnten, sahen auch wieder Rentiere, machten mit Arvids Hilfe einen erneuten Fotostopp an einer besonders schönen Stelle. Und es sollte für jeden Gast später auch noch ein Nordkap-Zertifikat geben, d.h. ein Beweisstück unseres Aufenthaltes hier. Da sind wir mächtig stolz drauf! Nach einer kurzen Pause auf dem Schiff gab es noch die Möglichkeit, auf eine kleine Ausfahrt zu den Samen zu gehen. Die Samen sind eine indigene Volksgruppe, über die wir am Vortag auf dem Schiff von Heinz schon einen sehr informativen Vortrag gehört hatten. Nun kam für alle Interessenten der praktische Teil. Dabei geht es zu einer samischen Familie, um mehr über diese Minderheit zu erfahren. Die Samen sind nicht nur im Norden Norwegens, sondern auch in Schweden, Finnland und Russland zu Hause. Auf dem Schiff gab es am Nachmittag noch einen spannenden Vortrag über die Entstehung der Fjorde. Und vielleicht zeigen sich ja gegen Mitternacht wieder ein paar Nordlichter. Diesen Punkt haben wir bis jetzt nicht ganz erfüllt, aber es ist ja auch noch Zeit. Zaghafte Anfänge hatten wir jedenfalls schon.


7. Tag: Mittwoch 04.09.2024 – Kirkenes, der geographische Wendepunkt der Reise

Am Vormittag erreichen wir nun die Stadt Kirkenes, den geographischen Wendepunkt unserer Reise. Hier beginnt die sibirischen Taiga, hatten wir in der entsprechenden Informationsveranstaltung auf dem Schiff schon gelernt. Die russische Grenze ist nahe. Wir sehen Wegweiser ins russische Murmansk, auch in kyrillischer Schrift. Neben einem Besuch im Schneehotel wurden auch unterschiedliche Touren in Richtung russischer Grenze angeboten. Auch einen kleinen Stadtspaziergang kann man machen. Hier noch ein paar Informationen zum Schneehotel: alles ist dort wirklich aus Eis, wird gekühlt, auch im Sommer. Stühle, Tische, Betten, alles aus Eis. Aber ob wir hier schlafen wollten? Das muss jeder für sich entscheiden. Überall sind in den Räumen auch Skulpturen und Bilder, alles aus Eis. Es sind dort konstant 4 Grad unter Null. Wer keinen der Ausflüge gebucht hat, macht einen Spaziergang durch Kirkenes. Gegen Mittag kommt dann auch die Sonne heraus. Nun verlassen wir auch schon die Finnmark und wenden uns gen Süden, nehmen auch in Kirkenes neue Gäste auf, andere sind am Morgen von Bord gegangen, nehmen den Bus zum Flughafen. An fast allen Haltepunkten des Schiffes steigen sowieso gewöhnlich Gäste aus und ein, werden Waren verladen, z.B. eisgekühlter Fisch, der dann weiter verschifft wird. Unser nächster Stopp sollte eigentlich Vardö sein. Da das Schiff hier planmäßig fast eine Stunde Aufenthalt hat, hatten wir uns mit dem Expeditionsteam schon einen Spaziergang zur Festung vorgenommen. Aber Wind und Wellen machten uns einen Strich durch die Rechnung. Der Kapitän machte sogar zwei Versuche, konnte aber dann doch nicht anlegen. Ja, daran sieht man, dass das Wetter bei unserer Tour eine ganz besonders große Rolle spielt. Die Einheimischen gehen damit entsprechend gelassen um.


8. Tag: Donnerstag 05.09.2024 – Hammerfest

Heute sind wir in Hammerfest, der nördlichsten Stadt der Welt. Hier ist der Endpunkt des Struve-Meridian-Bogens, eines gewaltigen Messprojektes zur Erdvermessung, durchgeführt im 19. Jh. Diese Vermessung gehört inzwischen zum UNESCO Weltkulturerbe. In Hammerfest steht der letzte Messpunkt, der erste am Schwarzen Meer. Den Messpunkt wollen wir natürlich besuchen. Das machen wir in einem kleinen Spaziergang mit dem Expeditionsteam. So ist Gelegenheit, das Denkmal aus der Nähe zu sehen und zu fotografieren. Unser Schiff fährt weiter, und wir haben unterwegs entlang der Küste wieder eine Menge zu bestaunen und sind schließlich gegen Mitternacht in Tromsö. In der Domkirche von Tromsö, einem schönen Bau mit einer hervorragenden Akustik, gibt es um Mitternacht ein Konzert, das einige Gäste aus unserer Gruppe besuchen. Zusammen gehen alle das kurze Stück zu Fuß hin und auch wieder zurück zum Schiff. Nun aber schnell schlafen, denn morgen wartet wieder ein abwechslungsreiches Programm auf uns. Und wir wollen nicht vergessen: Nordlichter waren um Mitternacht zu sehen.


9. Tag: Freitag 06.09.2024 – Vesteralen und die Lofoten

Heute erreichen wir Harstad, die Hauptstadt der Vesteralen Inselgruppe. Auch hier warten schöne Ausflüge auf uns, so z.B. eine Fahrt durch die Inselwelt der Vesteralen. Und wir kommen durch die Risöyrenna, eine extra vertiefte Fahrrinne, durch die nun auch größere Schiffe wie unser Hurtigruten-Schiff fahren können. Die Rinne ist mit Begrenzungspfählen für die Schiffe versehen. An Deck gibt es dazu ausführliche Informationen. In Stokmarknes kann man dann während der knapp einstündigen Liegezeit des Schiffes u.a. das Hurtigruten-Museum besuchen, ein imposantes Gebäude aus Glas und Stahl, das uns schon vom Schiff aus sehr beeindruckt. Über die Geschichte der Hurtigruten haben wir bereits einen sehr informativen Vortrag von Heinz gehört. Wir unterqueren unterwegs immer wieder Brücken, alles spannend für uns. Das Wetter spielt mit! So erleben wir heute eine erneute Einfahrt in den Trollfjord, diesmal bei Tag. Eine Mitternachtstour hatten wir ja bereits auf der nordwärts gehenden Route unseres Schiffes erlebt. Das nennt man einfach nur Glück, denn dafür muss das Wetter passen. Ob da vielleicht doch die Trolle ihre Hand im Spiel haben??? Das hinterfragen wir nicht weiter und freuen uns einfach nur, dass es erneut klappt. Und wir, die Eberhardt-Gruppe, haben ja heute am Abend unseren Ausflug zu den Lofoten mit eigenem Bus und örtlichem Guide. Darauf sind wir alle gespannt. In Svolvaer gingen wir von Bord, in Stamsund dann wieder zurück aufs Schiff. Natürlich haben wir uns bei der Rezeption des Schiffes abgemeldet, damit sie Bescheid wissen, dass wir nicht verloren gegangen sind, noch dazu alle auf einmal. Eine solche Aufregung braucht keiner auf dem Schiff. Und Sympathiepunkte würde uns das auch nicht gerade einbringen. Unser örtlicher Guide Paolo erwartete uns mit dem Bus schon in Svolvaer am Terminal. Unterwegs gab es allerhand Informationen zu ganz unterschiedlichen Bereichen des Lebens in diesem Inselreich, über das wir zunächst nicht wirklich viel wussten, nur von Heinz natürlich, der sich in einem seiner Vorträge an Bord auch mit den Lofoten befasste. Auf unserer Tour mit Paolo stiegen wir mehrmals aus, machten Fotos, sahen die Gerüste für Stockfisch aus nächster Nähe, fragten immer wieder, auch zu den ganz alltäglichen Dingen des Lebens der Menschen hier. Der Herbst macht sich schon deutlich bemerkbar, mit Nebel, mit beginnender Laubfärbung, auch mit früher einsetzender Dunkelheit. Das geht hier nun in Riesenschritten, erfuhren wir von Paolo. Die im Sommer auf den Lofoten so zahlreichen Gäste sind längst abgereist.


10. Tag: Sonnabend 07.09.2024 – Märchenküste Helgeland – Polarkreisüberquerung – Brönnöysund

Auch heute hatte das Expeditionsteam allerhand Ausflüge im Angebot. Da ist immer für jeden Geschmack etwas dabei. Auch an Bord gibt es wieder reichlich Aktivitäten und Informationen. In Brönnöysund reichte die Zeit gut für einen individuellen Spaziergang, so z.B. zum geografischen Mittelpunkt Norwegens, der sich hier befindet. Und weiter gingen wir entlang der schönen Hafenanlagen zur Kirche, sahen uns im Ort ein wenig um. Das heutige Abendessen fand schon als Abschiedsessen statt, d.h. es gab eine besondere Speisefolge, und die Chefs der einzelnen Crews hatten am Eingang zum Restaurant Aufstellung genommen. Und später gab es auf Deck 7 noch einen Abschiedsempfang mit musikalischer Gestaltung durch Giske vom Expeditionsteam. Das ließen wir uns natürlich nicht entgehen. Und genau zu Beginn der Essenszeit konnten wir noch das berühmte Loch im Torghatten-Berg fotografieren. Das musste einfach sein!


11. Tag: Sonntag 08.09.2024 – Trondheim – Kristiansund – Molde

Wir erreichen Trondheim am frühen Morgen. Hier wartet eine zeitige Stadtrundfahrt durch Trondheim und auch eine Besichtigung des Doms. Die Uhrzeit eines Ausflugs hängt natürlich, wie bereits gesagt, immer mit der Liegezeit des Schiffes zusammen, wie alle anderen Aktivitäten außerhalb des Schiffes auch. Oftmals gehen wir sogar in einem bestimmten Hafen von Bord und im nächsten wieder an Bord, z.B. wenn wir auf eine längere Bustour gehen, so wie wir bei unserem Ausflug auf die Lofoten. Nach einer längeren Fahrt erreichen wir dann Kristiansund, die Klippfischhauptstadt. Klippfisch wird im Gegensatz zum Stockfisch, gesalzen und in nur wenigen Tagen auf dem Felsen (klipp) getrocknet. Der Stockfisch hingegen ist immer ungesalzen und trocknet monatelang an der Luft auf einem Trockengestell. Kristiansund ist eine hübsche und lebhafte Küstenstadt. Von hier aus gibt es eine Bustour auf der malerischen Atlantikstraße, die sich einige Gäste aus unserer Gruppe vorgenommen haben. Wieder gab es unterwegs auf der Tour viel zu sehen und zu hören und auch zu verkosten, nämlich Klippfisch. Andere sahen sich bei einem kleinen Rundgang die Stadt Kristiansund an. Die Klippfischfrau musste natürlich unbedingt aufs Foto.


12. Tag: Montag 09.09.2024 – Abschied von der „Kong Harald“ und Erkundung von Bergen

Nach den herrlichen Tagen auf unserem Hurtigruten-Schiff „Kong Harald“ sind wir am Ausgangspunkt unserer Tour zurück, in der zweitgrößten Stadt Norwegens, im schönen Bergen. Da kam schon auch etwas Wehmut auf. Wir blicken auf eine sehr, sehr schöne Zeit an Bord zurück, auf einzigartige Erlebnisse unterwegs, auf hervorragende Betreuung durch die Crew und das Expeditionsteam auf dem Schiff. So ist der Abschied nicht gerade leicht. Aber die Ausschiffung von unserer „Kong Harald“ steht bevor. Es kommen neue Gäste. Ein Bus wartet vor dem Terminal auf uns und bringt uns zu unserem nahegelegenen Hotel Scandic Neptun im Zentrum von Bergen. Nach dem check in gehen wir gleich auf einen Stadtrundgang durch Bergen. Einige von uns kennen diese schöne Stadt schon von früheren Besuchen, aber hierher kann man einfach immer wieder kommen. Allerdings macht Bergen seinem Ruf als Stadt mit besonders vielen Regentagen heute mal wieder alle Ehre. Verdient hätten wir es besser. Aber was soll’s?! Einige von uns haben Bergen auch schon bei Sonnenschein erlebt. Unser sympathische Stadtführerin Roienna zeigt uns ihre Stadt, bei dem für hier leider typischen Wetter. Wir beginnen unsere Runde an unserem Scandic Neptun Hotel, gehen weiter in Richtung Fischmarkt, erkunden die Holzhausviertel des UNESCO Weltkulturerbes Bryggen, sehen das letzte noch existierende Hanse-Kontor. Dabei war Bergen nie eine Hansestadt. Andere Hanse-Kontore existierten z.B. in London, Brügge, Nowgorod und in Visby auf Gotland. Die Pest hatte früher weite Teile des für Norwegen so wichtigen Stockfisch-Handels zum Erliegen gebracht. Bergen war davon ganz besonders betroffen. Krönender Abschluss des Aufenthaltes in Bergen wäre bei Sonnenschein die Auffahrt mit der Flöyenbane, einer Standseilbahn, auf den Hausberg Flöyen gewesen. Aber heute hat das wenig Zweck. Auch das heben wir uns für einen nächsten Besuch dieser einzigartigen Stadt auf.


13. Tag: Dienstag 10.09.2024 – Rückflug nach Deutschland

Ein frühes Frühstück im Scandic Neptun Hotel, schon wartet auf die meisten von uns der Transferbus, der uns zum Flughafen Bergen bringt. Mit unterschiedlichen Airlines fliegen wir nach Hause zurück, im Gepäck unvergessliche Eindrücke einer ganz besonderen Reise mit der „Kong Harald“ der Hurtigruten.


Schlusswort

Es bleiben großartige Erinnerungen an eine einzigartige Reise. Wir hatten viele schöne Erlebnisse, haben uns immer wieder ausgetauscht, in größerer wie auch kleiner Runde, uns auf Fotomotive aufmerksam gemacht.
Meinen Bericht möchte ich nicht schließen, ohne Ihnen allen sehr herzlich zu danken: für Ihr großes Interesse an dieser Tour durch die unvergleichliche Landschaft entlang der norwegischen Küste mit Stadtbesichtigungen und schönen Ausflügen, mit Vorträgen und Filmen, die uns einen umfassenden Einblick in uns völlig neue Regionen und ganz unterschiedliche Lebensbereiche vermittelten. Und nicht zu vergessen die Musikerlebnisse, im Mitternachtskonzert im Dom zu Tromsö und auch mit Giske auf dem Schiff.
Ihnen allen alles, alles Gute, Gesundheit vor allen Dingen und dazu Energie für viele schöne Reisen. Kommen Sie einfach wieder mal mit, ganz gleich, ob per Schiff, Bus oder Flugzeug!
Ihre Dr. Inge Bily

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