Reisebericht: Wanderreise Norwegen mit Lofoten, Vesteralen und Senja

01.07. – 11.07.2016, 11 Tage Wanderreise Lofoten – Vesteralen – Senja – Tromsö zur Zeit der Mitternachtssonne (44 Wanderkilometer)


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Wandern nördlich des Polarkreises in einer der schönsten Gegenden Norwegens !
Ein Reisebericht von
Dirk Schlosser
Dirk Schlosser

1. Tag, Freitag, der 01.07.2016: Anreise auf die Lofoten

Die Reise begann mit der Abholung von zu Hause und dem Transfer zum Flughafen Berlin-Tegel, wo wir pünktlich zur vereinbarten Zeit eintrafen. Von Berlin aus flogen wir mit der Airline SAS nach Oslo und von da zum Flughafen Bodoe. Dort kamen wir gegen 17.30 Uhr an und warteten auf unseren Weiterflug nach Leknes mit Wideroe-Airlines. Das Klopfen der Stewardess an die Fensterscheibe des Warteraums war das Zeichen zum Einsteigen in den Flieger. Die Maschine war bis zum letzten Platz ausgebucht, so dass zwei Personen unserer Reisegruppe mit dem Rücken zur Flugrichtung saßen. Beim Start und bei der Landung war dies eine völlig neue Erfahrung. Nach dem Empfang am Flughafen und dem Verladen der Koffer ging es ins Hotel und nach dem Abendessen trafen wir uns zu einem gemeinsamen Spaziergang durch Leknes.

2. Tag, Samstag, der 02.07.2016: Küstenwanderung und Wikingermuseum „Lofotr" in Borg

Nach dem Frühstück fuhren wir zum Wikinger-Museum „Lofotr" in Borg, bei dem es sich um einen originalgetreuen Nachbau eines Häuptlingshauses aus der zweiten Hälfte des 1.Jahrtausends unserer Zeitrechnung handelt. Ein Bauer entdeckte beim Pflügen seines Ackers Glasscherben und brachte dadurch die Archäologen auf die richtige Spur. Die Ausmaße des Hauses sind mit 83 x 12 Metern gewaltig! Zuerst besuchten wir das Museum, in dem ausführlich über die Entdeckung und Bedeutung des Fürstenhofes informiert wird, und anschließend sahen wir uns einen Film über die Geschichte der hier lebenden Wikinger an. Danach ging es zum Häuptlings-Haus, in welchem wir weitere interessante Details, z.B. über die nordische Götterwelt, erfuhren und in welchem wir Helme und Waffen anlegen konnten. Nach dieser Besichtigung spazierten wir zum See hinunter, wo sich noch eine Schmiede, ein Bootshaus und ein Wikingerschiff befinden.
Ein tolles Erlebnis war die Fahrt mit dem Schiff und das Setzen der Segel, bei dem wir alle mithelfen konnten.
Vom Wikinger-Museum in Borg ging es nach Eggum, einer kleinen Küstensiedlung und Ausgangspunkt unserer Wanderung entlang der Küste. Das Wetter war gut und wir folgten einem Trampelpfad parallel zum Steinstrand. Nur hin und wieder wurde dieser von sandigen Abschnitten unterbrochen. An einer Stelle mit angespültem Strandgut legten wir unsere Picknickpause ein und verewigten uns in einer Art „Etappenbuch", welches wir in einem Briefkasten fanden, welcher an einem ausgeblichenen Baumstamm hing. Am Ende der Wanderung wurde der Weg immer steiniger und nach einem teilweise recht steilen Anstieg kamen wir in Unstad an. Von dort holte uns unser Fahrer Sveinung mit dem Bus wieder ab.

3. Tag, Sonntag, der 03.07.2016: Lofoten und Vesteralen

Nach unserer Abfahrt von Leknes hielten wir am Kunstwerk von Dan Graham auf der Lofoten-Insel Austvagoey. Es besteht aus zwei über Eck stehenden Glaswänden, in denen sich die Landschaft spiegelt und durch die man trotzdem hindurchschauen kann. Danach fuhren wir zum kleinen Fischerort Henningsvaer. Der Ort liegt auf einer Insel und ist nur über zwei schmale Brücken zu erreichen. Entsprechend malerisch ist seine Lage. Es gibt einen kleinen Hafen, Boutiquen und Galerien. Wir genossen die Sonne und den blauen Himmel. Von Henningsvaer ging es nach Svolvaer, dem Hauptort der Lofoten. Hier wurde in den letzten Jahren besonders viel gebaut, was nicht zuletzt daran liegt, dass im Hafen jeden Tag das Hurtigruten-Schiff anlegt und viele Gäste den Ort besuchen. Anschließend ging es zum Fährhafen Fiskeboel und von dort mit dem Fährschiff nach Melbu auf die Vesteralen-Insel Hadseloeya. Nach dem Zimmerbezug im „Vesteralen Kysthotel" in Stokmarknes war Freizeit, zum Beispiel für den Besuch des Hurtigruten-Museums.

4. Tag, Montag, der 04.07.2016: Wanderung zum Storheia und Besuch von Nyksund

Mit Wanderstöcken und Lunchpaket machten wir uns auf den Weg, den Berg „Storheia" (504 m) zu besteigen. Er ist der „Hausberg" der Ortschaft Stokmarknes und durch seinen Sendemast schon von weitem zu erkennen. Das erste Teilstück war sehr anspruchsvoll und der Aufstieg anstrengend. Weiter oben wurde es dann besser. Am Sendemast, dem höchsten Punkt des Berges Storheia, machten wir eine Pause und liefen anschließend hinunter zur Wanderhütte Örnheihytta, welche wir gleich zum passenden Ort für unser Picknick wählten. Nach der Pause wanderten wir wieder nach Stokmarknes zurück. Der Weg war sehr entspannend, da es entweder geradeaus ging oder bergab. Nachdem wir das Fjell verlassen hatten und die Baumzone erreichten, zwitscherten die Vögel und wir hatten das Gefühl, es wäre Frühling. Gegen 14.30 Uhr waren wir wieder an unserem Hotel und verabredeten uns für 16.40 Uhr zur Abfahrt nach Nyksund. Der Ort ist früher einmal ein wichtiger Fischereihafen gewesen und wurde in den Siebzigern auf Regierungswunsch leer gezogen. Die Bewohner bekamen eine finanzielle Entschädigung und wurden in größeren Orten, wie Myre oder Sortland, angesiedelt. Nyksund verfiel, bis deutsche Rucksack-Touristen den Ort für sich entdeckten und wieder sich niederließen. In Nyksund wurden wir zum Abendessen erwartet. Unsere Gastgeber, Monja und Ringo, stammen ursprünglich aus Bobritzsch in der Nähe von Freiberg und leben mit ihren Kindern seit 16 Jahren in Nyksund. Im Ort betreiben sie zwei Restaurants mit exzellenter Küche und ein weiteres, ganzjährig geöffnetes in Sortland. Nach dem Abendessen erzählte uns Semion, einer der Bewohner Nyksunds, wie das Fischerdorf entstanden ist, welche Bedeutung es hatte und welche Entwicklung es heute nimmt. Anschließend ging es zu unserem Hotel zurück.

5. Tag, Dienstag, der 05.07.2016: Wanderung im Moysalen Nationalpark

An unserem zweiten Tag in Stokmarknes konnten wir uns wieder auf eine Wanderung freuen. Mit dem Bus fuhren wir entlang des Sortlandsunds bis zur kleinen Ortschaft Hennes und dem Moysalen Nationalpark-Center. Hier parkten wir unseren Bus direkt neben dem kleinen Hafen, der sofort unser Interesse als Fotomotiv weckte. Anschließend folgte der Aufstieg durch ein Birkenwäldchen sowie eine Moos- und Heidelandschaft auf den Fjell. An einer windgeschützten Stelle legten wir unsere Picknickpause ein. Wir hätten nicht besser wählen können! Wir hatten einen fantastischen Blick auf den Hadselfjord und konnten sogar ein Stück in den Raftfjord hineinblicken, durch den täglich die Hurtigrute zum Trollfjord fährt. Auch den Sendemast vom Berg Storheia, den wir am Vortag bestiegen hatten, konnten wir gut sehen. Es war ein atemberaubender Ausblick. Nach der Pause erfolgte dann der langsame Abstieg zurück zum Nationalparkcenter. Am Nachmittag besuchten wir die Rentierfarm der Samin Laila Inga. Wir konnten die Tiere füttern und erfuhren vieles über die Rentierhaltung und das Leben der Samen. Anschließend ging es zum Hotel zurück.

6. Tag, Mittwoch, der 06.07.2016: Fahrt nach Senja

Nach dem Frühstück hieß es Abschied nehmen von Stokmarknes und Weiterfahrt über die Sortlandsund-Brücke zur Insel Hinnoya. Hier fuhren wir die Küste entlang und über die Brücke des Risoysunds. Die anschließende Fahrt entlang der Westküste auf der Insel Andoya war eines unserer schönsten Erlebnisse auf der Reise. Traumhafte Sandstrände und hübsche, gepflegte Ortschaften machten die Fahrt zu etwas ganz Besonderem. Leider meinte es das Wetter nicht gut mit uns und es regnete die ganze Zeit. Die Straße entlang der Westküste Andoyas endet in der ehemaligen Walfänger-Stadt Andenes. Wir hielten am Cafe einer Bäckerei und stärkten uns bei Kaffee und Kuchen. Anschließend war noch etwas Freizeit für individuelle Streifzüge durch den Ort. In Andenes gibt es ein Walzentrum, welches die großen Säuger erforscht und auch Wal-Safaris mit 100%iger Wal-Sicht-Garantie organisiert. Nach der Freizeit ging es zur Ablegestelle der Fähre, die uns in einer knapp zweistündigen Fahrt über den Andfjord zur Ortschaft Gryllefjord brachte. Obwohl uns die See ruhig erschien, schaukelte das Schiff teilweise recht ordentlich. Dafür hatte der Regen aufgehört, so dass wir an Deck gehen konnten. Nach unserer Ankunft in Gryllefjord ging es zum Senja-Troll, der seit 1993 mit einer Höhe von knapp 18 Metern im Guiness-Buch der Rekorde steht und auf zwei Etagen begehbar ist.
Wir gingen aber nicht hinein, sondern fotografierten von außen und verbrachten die Zeit im urigen Senja-Troll-Cafè. Anschließend ging es zu unserer Hotelanlage „Hamn i Senja", die aus einem idyllischen Hafen, dem nostalgischen Haupthaus und mehreren modernen Wohnquartieren besteht. Eine traumhafte Lage in einer Bucht und mitten in der Natur!

7. Tag, Donnerstag, der 07.07.2016: Wanderung zum Husfjellet

An unserem zweiten Tag auf der Insel Senja stand eine Wanderung zum Husfjellet auf dem Programm. Am Morgen war der Himmel bedeckt, doch es sollte bis zum Ende unserer Wanderung trocken bleiben. Einen ersten Fotostopp legten wir an der Aussichtsplattform „Bergsbotn" ein, mit schönem Blick über den Bergsfjord. Anschließend ging es zur Ortschaft Skaland, wo wir am Supermarkt unseren Bus abstellten. Der Aufstieg zum Husfjellet war nicht ganz so anstrengend wie die Anstiege zuvor und je höher wir kamen, desto fantastischer war die Aussicht auf den Bergsfjord und seinem traumhaften Insel-Archipel, auf die gewaltigen Bergketten im Hintergrund und auf das offene Meer. Oben auf dem Fjell war das Moos immer noch sehr nass, so dass wir aufpassen mussten, wohin wir den nächsten Schritt setzten. Trotzdem blieben nicht alle Füße trocken. Auf dem Bergsattel angekommen, legten wir unsere Mittagspause ein und genossen den grandiosen Blick auf die Landschaft. Nach dem Abstieg und der Ankunft am Bus ging es zum Strand von Broevaer und zum Krakeslott (Krähenschloss), einem ehemaligen Fischerhaus, dessen Inhaber jedes Jahr im Juli Künstler aus aller Welt einlädt und dadurch ein kleines Kunstfestival organisiert. Im ersten Stock sahen wir mechanische Installationen eines jungen belgischen Künstlers. Auf Ständern hat er jeweils ein kleines Windrad angebracht, welches elektrisch gesteuert werden kann und durch die Drehbewegung ein kleines Trommelwerk in Bewegung setzt. Dieses trifft mit den kleinen Schlägeln auf ein Klangholz. Insgesamt hat der Künstler drei afrikanische Musikstücke programmiert. Wir standen begeistert im Raum und bewunderten die Technik und die verschiedenen Klangmelodien. Im Erdgeschoss waren an den Wänden jeweils zwei Bilder zu sehen, die zu einem einzigen dreidimensionalen Bild wurden, sobald wir sie durch eine besondere Brille betrachteten. Auch von dieser Idee waren wir fasziniert. Anschließend fuhren wir mit dem Bus zu unserer Unterkunft zurück.

8. Tag, Freitag, der 08.07.2016: Zeit zur freien Verfügung für verschiedene Aktivitäten

An unserem freien Tag standen verschiedene Aktivitäten, wie Fahrrad- oder Kanufahren, Wandern oder eine Fahrt mit dem Schnellboot zur Auswahl. Nach dem Frühstück
nahmen einige von uns an einer Fahrt mit dem RIB-Schlauchboot ins Insel-Archipel teil. Ein Guide erklärte die Historie der einzelnen Inseln, von denen früher einige von Fischern bewohnt waren, bis die Einführung der Bootsmotoren die Nähe zum offenen Meer nicht mehr zwingend notwendig machte. Während der Fahrt wurden Seehunde, Seeadler und jede Menge anderer Wasservögel beobachtet. Am Nachmittag wanderten wir gemeinsam
auf den Hausberg von Hamn i Senja. Der Aufstieg lohnte sich, denn der Blick auf den Insel-Archipel, auf unsere Hotelanlage und auf das offene Meer war beeindruckend!

9. Tag, Samstag, der 09.07.2016: Wanderung auf dem Weg nach Tromsö

Nach dem Frühstück verließen wir unsere Hotelanlage in Hamn i Senja und fuhren weiter entlang der Küste zum Fähranleger nach Botnhamn. Mit der Fähre ging es dann über den Malangenfjord nach Brensholmen auf die Insel Kvaloy. Obwohl uns die See auf den ersten Blick recht ruhig erschien, schaukelte die Fähre dann doch sehr heftig.
Nach der Ankunft begann unsere Wanderung in Richtung Lakstinden. Das erste Stück des Weges ging es bergauf durch ein kleines offenes Birkenwäldchen und anschließend führte der Weg über eine steinige Gebirgs- und Moorlandschaft. Hinter einem Bergsee legten wir unsere Picknick-Pause ein und kehrten von dort wieder zu unserem Ausgangspunkt der Wanderung zurück. Ein Aufstieg auf den Lakstinden war an diesem Tag nicht möglich, da die Sicht mit 150 Metern einfach viel zu schlecht war und die Bergkette sich fast vollständig hinter den Wolken befand. Am Ausgangspunkt wieder angekommen, nutzten wir die gesparte Zeit für einen ausgiebigen Bummel am Strand von Sandvika. Obwohl das Wasser kalt war, gingen einige von uns bis zu den Waden hinein. Die größte Faszination übte allerdings das Sammeln von Muscheln und Steinen am langen Sandstrand auf uns aus. Anschließend fuhren mit dem Bus zu unserem Hotel „Clarion Edge" in Tromsö. Zum Abendessen verabschiedeten wir unseren norwegischen Fahrer Atle, der uns allen ans Herz gewachsen war, und danach trafen wir uns noch einmal zu einem gemeinsamen Stadtspaziergang.

10.Tag, Sonntag, der 10.07.2016: Tromsö zu Fuß erleben

Am letzten Tag unserer Wanderreise führte uns Karen, die örtliche Stadtführerin, durch ihre Wahlheimat Tromsö. Gleich zu Beginn besuchten wir mit ihr gemeinsam das Polar-Museum. Es ist eines der großartigsten Museen Norwegens. Es schildert das Leben der Jäger auf Spitzbergen, den Robben- und Eisbärfang und dokumentiert die Expeditionen der Polarforscher Fridjof Nansen und Roald Amundsen. Karen erklärte fantastisch! Unsere Stadtbesichtigung endete an der evangelischen Kathedrale und nach der Verabschiedung von ihr vereinbarten wir für den Nachmittag eine Zeit, um zur Fjellheisen-Kabinenbahn zu laufen.
Auf den Weg dorthin kamen wir am Hurtigrutenschiff „Finnmarken" vorbei und beschlossen, ihm eine kleine Stippvisite abzustatten. Besonders der exklusive Speisesaal und die große Poolanlage im Außenbereich waren wir begeistert.
Über die Tromsöbrua (Tromsöbrücke) gelangten wir zur Eismeer-Kathedrale und von dort zur Talstation der Fjellheisen-Kabinenbahn. Hier kamen wir zeitgleich mit einer großen Anzahl von Ausflugsgästen eines MSC-Kreuzfahrtschiffes an, was eine kurze Wartezeit zur Folge hatte. Anschließend ging es hinauf zur Bergstation. Oben angekommen, genossen wir den Ausblick auf Tromsö sowie die Gebirgs- und Fjordlandschaft. Allerdings gaben die Wolken nur gelegentlich den Blick auf das Stadtzentrum frei. Nach der Talfahrt und einem kurzen Stopp an der Eismeer-Kathedrale ging es wieder zurück ins Stadtzentrum. Im Anschluss an unser letztes gemeinsames Abendessen im Hotelrestaurant schaute sich dann ein Großteil unserer Gruppe gemeinsam das EM-Endspiel Frankreich gegen Portugal an.

11.Tag, Montag, der 11.07.2016: Heimreise

Um 05.00 Uhr (zwei Gäste) und 07.00 Uhr wurden wir zum Flughafen gefahren. Dort sollten wir am Automaten einchecken, was allerdings gar nicht möglich war, da der Automat nicht alle verfügbaren Plätze anzeigte. Dadurch mussten wir uns wieder „klassisch" am Check-in-Counter anstellen. Mit SAS flogen wir dann in knapp zwei Stunden nach Oslo und nach kurzen Aufenthalt weiter nach Berlin-Tegel, wo unsere Transferfahrzeuge für die Heimfahrt bereit standen.
Dirk Schlosser

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