Reisebericht: Rundreise Norwegen – Wunderwelt der Fjorde

11.06. – 21.06.2024, 10 Tage bzw. 11 Tage Rundreise Oslo – Lillehammer – Trondheim – Atlantikstraße – Molde – Trollstigen – Alesund – Geiranger–Fjord – Jotunheimen – Bergen


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Norwegen ist ohne jeden Zweifel ein Traumland - mit einer Küstenlinie, die gut einem Viertel des Erdumfanges entspricht und einer Landschaft die zu 75% aus Hügeln und Bergen besteht, erlebt man hier Kulissen, die so traumhaft sind, dass sie fast unwirklich erscheinen. Zwischen Bergen und Meer muss man sich in Norwegen so gut wie niemals entscheiden.
Die zauberhafte Natur, gepaart mit fesselnden Geschichten über mystische Wesen wie Trolle, Feen und Zwerge, sowie gelebte Traditionen in Verbindung mit zukunftsorientierter Innovation sind vielleicht einige der zahlreichen Gründe warum man sich in dieses Land verlieben kann und immer wieder zurückkehren möchte.
Ein Reisebericht von
Sinah Witzig
Sinah Witzig

11.06.2024 Anreise nach Kiel und Fährüberfahrt nach Göteborg

Unsere Reise beginnt bei fast nordischen 12°C früh morgens am Flughafen in Dresden. Noch sind die Gäste ein wenig müde und unser Reisebus sieht auch noch ziemlich leer aus - aber beides soll sich im Laufe des Tages ändern. Über A4 und A14 navigiert uns unser Fahrer André zügig und ohne große Schwierigkeiten zum Flughafen Leipzig, wo weitere Mitreisende zu uns stoßen. Nun sind wir zunächst einmal vollständig, den Rest unserer Reisegruppe werden wir erst am Hafen in Kiel bzw. morgen in Oslo treffen.
Über die A9 geht es nun erst einmal weiter in Richtung Berlin, bevor wir auf die A10 abbiegen, Potsdam auf westlicher Seite umfahren und dann auch schon das Havelland erreichen. Wir verlassen Brandenburg und reisen auf der A4 durch Mecklenburg-Vorpommern. Gegen Mittag passieren wir die Grenze nach Schleswig-Holstein und legen dort unsere Mittagspause ein. Nun dauert es nicht mehr lange bis wir auch die Landeshauptstadt Kiel erreichen, die sich schon langsam auf das größte Event des Jahres vorbereitet: die Kieler Woche. Leider auch sehr typisch - wir werden mit Regen begrüßt. Da der Verkehr es heute so gut gemeint hat, haben wir nun noch Zeit ein wenig durch die Innenstadt zu spazieren, bevor es am späten Nachmittag Zeit wird, an Bord der Stena Germanica zu gehen.
Beim Abendessen ist unsere Gruppe dann schon deutlich gewachsen und erste Kontakte werden geknüpft. Während wir uns die vielen Leckereien vom Buffet schmecken lassen, verlässt unsere Fähre auch schon langsam den Anleger und passiert die Kieler Förde auf dem Weg hinaus auf die Ostsee.

12.06.2024 Von Göteborg nach Oslo und weiter nach Hamar

Am nächsten Morgen erreichen wir nach einer sehr ruhigen Überfahrt bei schönstem Wetter den Hafen von Göteborg. Die zweitgrößte Stadt Schwedens hat als Hafen- und Werftstadt auf den ersten Blick einiges mit Kiel gemein - was allerdings gleich ins Auge sticht, sind die sehr modernen Hochhäuser, die so gar nicht ins Bild passen mögen. Wir verlassen die Fähre zu Fuß und steigen in den Bus, der schon vor dem Terminal auf uns wartet.
Wie Goethe einst schon so schön gesagt hat: "Wenn man eine Stadt wirklich kennenlernen möchte, sollte man sie sich von oben ansehen" - also machen wir einen kleinen Abstecher zur Masthuggs-Kirche, von wo aus man einen fantastischen Blick über Göteborg hat.
Anschließend geht es dann weiter in Richtung Norden - wir haben ja noch eine Menge vor heute. Wir verlassen die Stadt und landen schnell im Grünen - wo kleine bunte Holzhäuser das schwedische Klischee bestätigen.
Gegen Mittag passieren wir den Svinesund und damit auch die Grenze zu Norwegen. Damit verlassen wir auch die EU, denn obwohl die skandinavischen Länder sowohl geschichtlich, als auch kulturell eine ganze Menge verbindet, gibt es gerade in der Mentalität doch große Unterschiede. So sind die Schweden beispielsweise bis heute überzeugte EU-Mitglieder, während die Norweger bei zwei Volksentscheiden gegen einen Beitritt gestimmt haben.
Viel verändert sich für uns nun trotzdem nicht, selbst eine Zollkontrolle bleibt uns erspart.
Nach einer kurzen Mittagspause setzen wir unsere Fahrt nach Oslo fort. Westlich von uns erstreckt sich jetzt der 118 Kilometer lange Oslofjord, dem wir bis in die Hauptstadt folgen. Selbst am Rande der Millionen-Metropole kann man noch die Naturverbundenheit der Norweger spüren, kein Wunder also, dass man sich hier ganz intensiv mit dem Natur- und Klimaschutz befasst. Eine Maßnahme ist es, den Verkehr aus der Stadt hinauszubekommen - wo möglich mit Verboten und hohen Einfahrtkosten, wo nicht möglich, versucht man die Autos mit Tunnels aus dem Innenstadtbild zu entfernen. So geht es für uns also in den Oper-Tunnel hinein, und als wir wieder hinausfahren, befinden wir uns Mitten im Zentrum von Oslo. Da wo vor 20 Jahren noch ein Industriehafen war, ist heute eine kilometerlange Flaniermeile direkt am Fjord. Die Kombination aus alten und neuen, rasant wachsenden Gebäuden ist beeindruckend. Als erstes legen wir einen Stopp ein an der Oper von Oslo. Sie wurde 2008 eröffnet und entworfen von dem norwegischen Architekturbüro Snøhetta. Das Gebäude direkt am Oslofjord besteht außen aus weißem Carrara-Marmor und soll an einen Gletscher erinnern. Direkt hinter der Oper wurde 2022 das neue Museum für den Künstler Edvard Much eröffnet und das moderne "Barcode"-Wohnviertel wächst unentwegt.
Nach unserem Stopp sammeln wir unsere letzten drei Gäste, sowie unsere Stadtführerin Kirsten ein und beginnen mit der Stadtrundfahrt.
Nach dem Neubauviertel um den Hauptbahnhof und den alten Hafen herum, sehen wir das Rathaus aus den 1930er Jahren. Hier wird noch bis heute jedes Jahr der Friedensnobelpreis verliehen. Obwohl Alfred Nobel Schwede war, hat er sich dafür eingesetzt, dass der Preis in der norwegischen Hauptstadt verliehen wird - denn zu seinen Lebzeiten gab es eine Thronunion zwischen Schweden und Norwegen. Wir fahren nun durch die engen Straßen der Altstadt, vorbei an der Festung Akershus, dem Parlament und dem königlichen Schloss. Nachdem Norwegen unabhängig geworden war, entschied man sich, dass man doch gerne wieder einen König haben wollte - leider hatte man fast hundert Jahre zuvor jeglichen Adel abgeschafft, sodass man im Ausland suchen musste. Die Wahl fiel ausgerechnet auf einen dänischen Prinzen... Bis heute lieben die Norweger ihr Könighaus (ganz im Gegensatz zu sämtlichen anderen Dänen) jedoch sehr.
Wir fahren vorbei am Geburtshaus des Nationalschriftstellers Henrik Ibsen und erreichen schließlich den sogenannten Vigeland-Park. Mit diesem 32 Hektar großen Skulpturenpark hat der Künstler Gustav Vigeland ein Lebenswerk geschaffen. Insgesamt 212 Stein- und Bronzefiguren zeigen Menschen in verschiedensten Stadien ihres Lebens - brutal ehrlich und wunderschön zugleich. Der Künstler wollte ganz ungeschönt den Lauf des Lebens darstellen mit allen Beziehungen zwischen den Geschlechtern und den verschiedenen Altersgruppen. Insgesamt 20 Jahre hat es gedauert den Park anzulegen, in dem das gesamte Werk des Künstlers Raum fand.
Am Abend erreichen wir dann die Stadt Hamar am Ufer des Mjøsa, dem größten See Norwegens. Das Wahrzeichen der Stadt ist das sogenannte "Wikingerschiff", die aus Holz gebaute Eissporthalle, die für die Olympiade 1994 errichtet wurde.
Wir beziehen unsere Hotelzimmer und freuen uns nach dem langen und ereignisreichen ersten Tag in Norwegen auf ein gemütliches Abendessen.

13.06.2024 Gudbrandsdal, Dovrefjell und Trondheim

Der nächste Morgen begrüßt uns mit eher suboptimalem Wetter: leichter Nieselregen und tiefhängende Nebelschwaden begleiten uns auf unserem Weg weiter entlang des Mjøsa, in Richtung Norden. Unser erstes Ziel heute ist Lillehammer, der offizielle Austragungsort der olympischen Winterspiele 1994. Normalerweise kann man die Skisprung-Schanzenanlage Lysgårdsbakken schon von Weitem sehen, heute allerdings bleibt uns der Blick verwehrt. Nichtsdestotrotz machen wir uns auf den Weg hinauf, vorbei am Olympischen Dorf, wo einige Jugendliche, unbeeindruckt vom Wetter, in kurzen Hosen trainieren. Angekommen am Fuße des Schanzenhügels, zieht der dichte Nebel langsam etwas weiter nach oben und wir können tatsächlich noch ein paar hartgesottene Skispringer beim Training beobachten.
Anschließend geht es für uns weiter zum Freilichtmuseum Maihaugen. Die meisten der 180 historischen Holzgebäude wurden anderswo abgetragen und hierher versetzt, um sie vor der Zerstörung zu bewahren. Wir werden freundlich Empfangen, und begeben uns mit einer Führung über das Gelände gleichzeitig auf eine Zeitreise. Wir lernen, wie das Leben im Gudbrandsdal noch bis in die ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gewesen ist und staunen über die Handwerkskunst, welche beim Bau dieser Holzhäuser notwendig gewesen ist. Zunächst besuchen wir eine Stabkirche - ursprünglich gab es mindestens 750 davon in ganz Norwegen, heute sind es noch 29. Anschließend besuchen wir noch das Haus eines Dorfpfarrers, sowie einen typischen mittelständischen Bauernhof. Nach der Führung bleibt nun noch ein wenig Zeit, auf eigene Faust durch das Museumsdorf zu spazieren.
Auf unserer Weiterfahrt durch das Gudbrandsdal sprechen wir über den literarischen Antihelden Peer Gynt, dessen uralte Geschichte schon seit Jahrhunderten in diesem Tal verortet ist, über Landwirtschaft und natürlich auch über den allgegenwärtigen Gudbrandsdalbrunost. Der braune Käse ist vor allem zum Frühstück auf Waffeln mit Erdbeermarmelade beliebt - nicht Jedermanns Sache, aber zumindest ein mal Probieren ist Pflicht.
Dann folgt eine weitere Episode aus der Reihe "Pleiten, Pech und Pannen" - eine Verkehrskontrolle, die hier leider sehr häufig vorkommen, mit unerwarteten Komplikation, kostet uns leider fast eine Stunde Zeit. Na ja, angesichts des immer noch nicht ganz so optimalen Wetters ist das heute vielleicht auch nicht ganz so schlimm - wenn da nicht noch die Entfernung nach Trondheim wäre.
Mit etwas Verspätung und knurrenden Mägen erreichen wir Dombås, wo wir unsere Mittagspause einlegen. Auf dem alten Königs- und Pilgerweg nehmen wir nun gestärkt die letzte Hürde des Tages auf uns und überqueren das legendäre Dovrefjell. Die Hochebene bietet - bei klarer Sicht, versteht sich - Blicke auf die höchsten Berge Norwegens außerhalb des Jotunheimen Nationalparks. Außerdem hat man in dem Sumpfgebiet erfolgreich Moschusochsen wieder angesiedelt und ab und an bekommt man einige der letzten wildlebenden Rentiere zu sehen. Wir bekommen vor allem dramatisches Wetter geboten, das zwischen Hoffnung auf klare Sicht und beeindruckenden Gewittern abwechselt.
Angekommen in der alten Hauptstadt Norwegens, Trondheim, ist plötzlich alles wie ausgewechselt: die drittgrößte Stadt des Landes begrüßt uns mit strahlendem Sonnenschein. Wir beziehen unsere Hotelzimmer direkt am Hafen und treffen uns wenig später, um zum gemeinsamen Abendessen zu spazieren. Im Restaurant in der Innenstadt genießen wir ein leckeres Menü und lassen den Tag ausklingen. Und wie es so ist im nordischen Sommer: als wir zu später Stunde das Lokal verlassen ist es immer noch taghell und einige lassen es sich nicht nehmen, noch ein wenig die Stadt zu erkunden. Diejenigen, die es so lange durchhalten, werden kurz vor Mitternacht auch noch mit einem atemberaubenden Sonnenuntergang belohnt - wenn das mal kein gutes Zeichen ist!

14.06.2024 Von Trondheim nach Kristiansund und die Atlantikstraße

Wir können die historische Königsstadt Norwegens natürlich nicht verlassen, ohne uns das Nationalheiligtum, den Nidarosdom anzusehen. An der Stelle eines Schreins für den Heiligen Olav entstand unweit des Flusses Nidelven im 12. Jahrhundert eine Kathedrale, die in Skandinavien ihres Gleichen sucht. Der Bau wurde begonnen im anglo-normannischen Stil und wurde dann in einer Übergangsarchitektur zwischen Romanik und Gotik vollendet. Bei einer Führung erfahren wir eine Menge Wissenswertes über die Geschichte Trondheims und die architektonischen Details des Sakralbaus.
Später verlassen wir die Stadt dann in Richtung Südwesten. Wir fahren entlang des Trondheimfjords, dem drittlängsten Fjord Norwegens, der aufgrund seiner Breite und Tiefe niemals zufriert. Bei herrlichem Wetter genießen wir heute die wunderbar klischeehafte Landschaft. Am Vinjefjord verbringen wir unsere Mittagspause bevor wir unsere erste Fährüberfahrt antreten. Fähren sind in Norwegen so normal wie Busse und Straßenbahnen in Deutschland und trotz einer regelrechten Tunnelbaumanie in den letzten Jahren, sind sie noch lange nicht wegzudenken. Mittlerweile fahren die Fähren alle umweltfreundlich mit Elektroantrieb und sind so auch kaum zu hören.
Am frühen Nachmittag erreichen wir die Stadt Kristiansund, die auf drei Inseln verteilt liegt, die durch ein aufwändiges System von Brücken und Tunnels miteinander und mit dem Festland verbunden sind. Die Kleinstadt ist eine typische Hafenstadt und besonders bekannt für die Produktion von Klippfisch: Dorsch wird gefangen, ausgenommen und dann zum Trockenen auf die Klippen gelegt. Bis heute wird dieser haltbare Fisch vor allem nach Südeuropa exportiert, wo er als Bacalao serviert wird.
Eigentlich haben wir unser Tagesziel nun schon erreicht, aber da das Wetter nicht besser sein könnte und wir genügend Zeit haben, möchten wir noch eines der Highlights der Reise gleich heute besuchen. Auf der Reichsstraße 64 fahren wir weiter in Richtung Molde und erreichen dann die spektakuläre Atlantikstraße. Der „Atlanterhavsvegen“ genannte Straßenabschnitt ist zwar kaum 10 Kilometer lang, führt dabei aber über 12 verschiedene Brücken und Dämme, die kleine Inseln miteinander verbinden. Kein Wunder, dass diese, wenn auch kurze, Strecke zu einer der schönsten Panoramastraßen Norwegens gehört. Auf der Insel Eldhusøya machen wir eine Pause. Hier kann man zu Fuß auf einem Rundweg um die Insel herumlaufen, und die beeindruckenden Brückenkonstruktionen in Ruhe bestaunen. Anschließend fahren wir dann natürlich noch weiter und überqueren die Brücken mit unserem Reisebus - es ist nicht zu verläugnen, dass auch André ziemlich großen Spaß daran hat - und weil es so schön war (und weil wir zurück nach Kristiansund müssen) drehen wir am Ende um und machen das Ganze noch mal. Dieser Spaß bleibt sonst den meisten Gruppen verwehrt.
Am Nachmittag erreichen wir dann, bei immer noch herrlichem Sonnenschein, unser Hotel und beziehen unsere Zimmer. Es bleibt noch Zeit für individuelle Erkundungen, bevor wir uns dann zum Abendessen wieder treffen. Heute essen wir in einem tollen Restaurant mit fantastischer Aussicht auf den Hafen und dürfen unter anderem die lokale Spezialität - den Klippfisch - probieren. Einige zieht es dann jedoch schon relativ früh weg aus der schönen Atmosphäre und vor den Fernseher - heute ist das Auftaktspiel der Fußball-Europameisterschaft.

15.06.2024 Im Land der Trolle – Trollwand, Trollstigen und Weiterfahrt nach Ålesund

Wir verlassen Kristiansund am nächsten Morgen wieder in Richtung Molde, heute jedoch über die E39. Nach kurzer Fahrt erreichen wir die beeindruckende Gjemnessundbrücke. Bei ihrer Einweihung 1992 war sie mit ihren 1257 Metern die längste Hängebrücke Norwegens - das ist sie mittlerweile zwar schon lange nicht mehr, aber dennoch ein gewaltiges Bauwerk.
Angekommen in Molde, aufgrund des milden Klimas auch der Stadt der Rosen genannt, machen wir uns auf den Weg auf den 407 Meter hohen Hausberg Varden. Von hier aus können wir das fantastische Moldepanorama genießen: den Blick über den Romsdalfjord auf 222 umliegende Gipfel.
Anschließend fahren wir noch ein Stück weiter nach Süden und überqueren den Fjord mit der Fähre. Nun sind wir in Åndalsnes und im Land der Trolle. Die fantastischen und mitunter recht hässlichen Wesen sind in Norwegen allgegenwärtig - jedoch, was ist ein Troll eigentlich? Nun ja, jedenfalls viel mehr als uns die Souvenirs in sämtlichen Geschäften glauben lassen. Trolle können riesenhafte, hässliche und böse Gestalten sein. Sie können jedoch auch ganz klein, wendig und geschickt sein. Es gibt auch Geschichten über Trolle, die Gestaltenwandler sind und jede beliebige Menschen- oder Tierform annehmen können - und es gibt auch Trolle die nett und hilfsbereit sind. Den magischen Wesen sollte man jedoch in jedem Fall mit Vorsicht begegnen und nicht zu leicht vertrauen - das könnte auch schiefgehen.
Der Legende nach sind Trolle nachtaktive Wesen, die sich nicht dem Sonnenlicht aussetzen dürfen - sonst erstarren sie zu Stein. Wenn man die umliegenden Berge betrachtet, ist es kein Wunder, dass sich die Menschen die Entstehung der bizarren Felsformationen der Trolltindene (zu Deutsch "Trollgipfel") auf diese Art und Weise erklärt haben.
Wir machen einen kleinen Abstecher von der eigentlichen Route und erreichen nach kurzer Fahrt die Trollwand, die höchste senkrechte Felswand Europas. Nach der Mittagspause folgt dann das absolute Highlight des Tages: der Trollstigen. In elf spektakulären Haarnadelkurven führt die Serpentinenstraße auf eine Höhe von 852 Metern und verbindet so das Isterdal mit dem Valldal. Nach einer Bauzeit von acht Jahren wurde die Straße 1936 eröffnet und begeistert bis heute mit ihrer Ingenieurskunst. Zur Ehrung der Arbeiter und Arbeiterinnen, die mit einfachsten Mitteln den Trollstigen erbaut haben, hat man jede der Kurven nach einem bzw. einer von ihnen benannt. Wir sehen uns das Meisterwerk zunächst von unten an, dann bringt André uns Kurve für Kurve souverän in Richtung Passhöhe. Mehrmals passieren wir den mächtigen Wasserfall Stigfossen, der sich hunderte Meter in die tiefe stürzt und an einer Stelle mit einer Brücke überführt wird. Unglaublich beeindruckend.
Dank wenig Gegenverkehr kommen wir nach knapp 10 Minuten am Besucherzentrum an und haben nun die Möglichkeit die Straße von mehreren Aussichtspunkten noch einmal ganz in Ruhe zu betrachten. Der Blick ins Tal ist heute fantastisch, nicht eine Wolke hängt in den mächtigen Bergen - was für ein Glück wir doch haben, zumal die Straße bis letzten Samstag noch wegen einer Steinlawine gesperrt war. Wenig wissen wir zu diesem Zeitpunkt wie viel mehr Glück wir tatsächlich hatten...
Weiter geht unsere Fahrt ins Valldal, die Erdbeerregion Norwegens - leider sind wir für die Ernte noch zu früh dran, aber Marmelade ist vom letzten Jahr zum Glück noch genug da. Einen letzten Stopp legen wir ein an der Gudbrandsjuvet, einer 20 bis 25 Meter breiten Schlucht, die der Fluss Valldøla hier gegraben hat und in die er sich nun mit lautem Getöse stürzt.
Wir setzen nun unsere Reise fort nach Ålesund. Schon im 15. Jahrhundert war die Stadt ein wichtiger Umschlagposten der Kaufleute aus Bergen, denn die Hanse erlaubte internationalen Handel nur von Bergen aus, so musste sämtliche Ware aus dem Norden zunächst in die Hauptniederlassung gebracht werden. In einem verheerenden Stadtbrand im Januar 1904 wurde ein Großteil der alten Innenstadt, die eng mit Holzhäusern bebaut war, zerstört. Über zehntausend Menschen wurden innerhalb weniger Stunden obdachlos. Hilfe kam schnell - und zwar aus dem Deutschen Reich. Kaiser Wilhelm II. war glühender Verehrer Norwegens und finanzierte durch private Mittel schnell und unbürokratisch Lebensmittel, Medikamente und Baumaterialen. Die Marine kam mit vier Schiffen, die nicht nur Hilfsgüter brachten, sondern auch als Notunterkunft dienten. Auch die Reedereien HAPAG und Deutsche Lloyd zogen nach. In kürzester Zeit wurde ein neues Ålesund im Jugendstil erbaut - einzigartig für Norwegen und auch die Norweger lieben die Stadt. 2007 wurde sie zur schönsten Stadt des Landes gewählt.
Wir beziehen unser Hotel am Stadtpark und es bleibt Zeit bei sommerlichen Temperaturen vor dem Abendessen noch die Stadt zu erkunden. Einige von uns erklimmen auch die 418 Stufen auf den Hausberg Aksla, von wo aus man eine herrliche Aussicht auf die ganze Stadt und die umliegenden Inseln hat.

16.06.2024 Geirangerfjord, Lom und das Land der Riesen

Von Ålesund aus ist es nur eine kurze Fahrt zum Fähranleger in Magerholm. Wir überqueren heute zunächst einmal den Storfjord, den großen Fjord, dessen Hauptarm zwar nur 86 Kilometer lang ist, seine zahlreichen Nebenarme erstrecken sich jedoch noch weiter ins Inland. Der bekannteste davon ist der Geirangerfjord, welcher seit 2005 zum UNESO-Weltnaturerbe der Norwegischen Fjorde gehört. Der Geirangerfjord ist zwar nur 15 Kilometer lang und zwischen 600 Meter und 1,3 Kilometern breit, er beeindruckt jedoch vor allem deswegen weil die steilen Felswände über 1000 Meter hochragen.
Zunächst einmal fahren wir jedoch am Sunnylvsfjord entlang, ein weiterer Seitenarm des Storfjords, bis wir an die Stelle treffen, an der sich die beiden Fjorde treffen. Leider sieht das Wetter heute nicht so vielversprechend aus. Mystischer Nebel hängt in den Bergen und Nieselregen versucht uns die Laune zu verderben - aber so leicht geben wir uns nicht geschlagen! Wir erreichen wenig später das Örtchen Hellsylt von wo aus wir zu unserer Schifffahrt starten werden. Glücklicherweise sind wir früh da und können uns die besten Plätze sichern. Der Regen hat immerhin aufgehört und so füllen sich die Außendecks schnell. Als unser Schiff mit ein wenig Verspätung ablegt, wird der Himmel endlich heller und als wir vom Sunnylvsfjord in den Geiranger einbiegen, kämpfen sich die ersten Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke - geht doch. Bei nun sonnigem Wetter passieren wir den Fjord und staunen. Natürlich sehen wir auch die berühmtesten der vielen Wasserfälle: die sieben Schwestern auf der einen Seite, den Freier auf der anderen. Der Legende nach wurde er von allen sieben Damen abgelehnt, griff deswegen zum Alkohol und verwandelte sich schließlich wortwörtlich zur Flasche - diese soll man zumindest in der Form des Wasserfalls erkennen.
Am Mittag erreichen wir den Ort Geiranger und verlassen das Schiff. Nach einer Mittagspause mit Stadtbummel, Fischbrötchen, Eis oder Schokolade chauffiert uns André die Geiranger-Straße hinauf. Von oberhalb der Serpentinenstraße haben wir noch einmal eine grandiose Aussicht auf den Fjord, bevor uns die Straße zum Dalsnibba-Pass bringt. Der Bergsee Djubvatnet auf 1038 Metern Höhe ist zu großen Teilen noch zugefroren - das ist schon ein ordentlicher Kontrast zum sommerlichen Wetter auf Meereshöhe.
Durch das Breiddal fahren wir nun weiter nach Lom. Die Stabkirche von Lom ist eine der größten noch erhaltenen norwegischen Stabkirchen und wurde im 12. Jahrhundert erbaut. Bei einer Führung erfahren wir, wie hier Christentum und altnordische Stilformen und Traditionen wunderbar unter ein Dach gebracht wurden und welch Schätze beim Einbau einer Zentralheizung vor einigen Jahren unter dem Fußboden des Bauwerks zum Vorschein gekommen sind. Besonders stolz ist man hier jedoch vor allem darauf, dass die Kirchengemeinde bis heute noch aktiv ist.
Nach einem kleinen Spaziergang durch das Örtchen Lom machen wir uns auf in Richtung Hotel - und somit in die Heimat der Riesen. Jotunheimen ist das höchste Gebirge Norwegens mit 250 Gipfeln über 1900 Metern und 20 über 2300 Meter, der höchste von ihnen ist Galdhøpigen mit 2469 Metern. Ein Teil des Gebirges ist ebenfalls Nationalpark und Heimat des größten Festlandgletschers Europas, dem Jostedalbreen. Bei diesen Superlativen ist es kein Wunder, dass man diese Landschaft nach der mythologischen Heimat der Riesen benannt hat.
Unsere Unterkunft ist heute sehr traditionell und inmitten der Berge. Im Elveseter Hotel übernachtet man wie in einem Heimatmuseum und man hat das Gefühl, das hinter jeder Ecke ein Troll oder ein Zwerg auf einen wartet - es sind jedoch zum Glück weder Reisegäste noch irgendwelche Habseligkeiten abhandengekommen.
An langen Holztischen nehmen wir unsere Mahlzeiten ein und wir fühlen uns ein wenig in die Zeit der Wikinger zurückversetzt. Heute Nacht gibt es keine städtische Ablenkung und so kommen alle mal ausnahmsweise wieder zu ihrem wohlverdienten Schlaf.

17.06.2024 Sognefjell, Fjorde, Wasserfälle und Weiterreise nach Bergen

Als wir am nächsten Morgen aufwachen, sind wir nicht sehr glücklich über das, was sich uns vor den Fenstern zeigt: dicke Regentropfen und tiefhängender Nebel. Na ja, warten wir erst einmal ab und gehen Frühstücken.
Auch als wir schließlich Elveseter verlassen und auf den Sognefjellsveien abbiegen, sieht es noch nicht besser aus. Die höchstgelegene Passstraße Nordeuropas erreicht an ihrem höchsten Punkt 1434 Meter und wurde zwischen 1936 und 1938 erbaut. Auf 109 Kilometern verbindet sie das Ottatal mit dem Lustrafjord und war essentiell für den Handel zwischen Küstenregionen und Bergland.
Wir überlegen, ob es vielleicht hilft, den Wettergott Thor ein mal mehr ins Gespräch zu bringen... und es scheint zu funktionieren: als wir den Lustrafjord, einen Seitenarm des Sognefjords erreichen, kämpft sich langsam wieder die Sonne durch die Wolken. Wir sind hier sage und schreibe 205 Kilometer von der Küste entfernt, damit ist der Sognefjord der längste und mit 1303 Metern auch der tiefste Fjord Norwegens und der zweittiefste der Welt.
Von einer Superlative geht es heute wieder zur nächsten und bald erreichen wir den im Jahr 2000 eröffneten und mit 24,5 Kilometern derzeit längsten Straßentunnel der Welt, den Lærdalstunnel, welcher Aurland und Lærdal verbindet. Die Norweger sind wahre Maulwürfe - mittlerweile gibt es in Norwegen über 900 Straßentunnels. Wenn man diese alle aneinanderreihen würde, könnte man insgesamt rund 750 Kilometer unter Bergen, Meer und Erde durch Norwegen fahre. Und bald schon soll ein Tunnel fertiggestellt werden, der noch länger sein wird, als der Lærdalstunnel.
Früher musste man den Weg über das Gebirge oder per Fähre auf dem Sognefjord wählen und über das Gebirge war die Verbindung im Winter meist nicht möglich. Um die Autofahrer vor Ermüdung zu schützen hat man an drei Stellen im Tunnel innovativ beleuchtete Hallen eingerichtet die für Abwechslung in dem sonst dunklen Tunnel sorgen. Auch die leicht kurvige Streckenführung soll die Aufmerksamkeit der Verkehrsteilnehmer fördern. Kurze Zeit nachdem wir den Tunnel verlassen haben erreichen wir Flåm, einen kleinen Ort am Ufer des Aurlandsfjordes. Hier ist der Ausgangspunkt für eine der beeindruckendsten Eisenbahnstrecken Norwegens, denn die berühmte Flåmsbanen schlängelt sich immer entlang der steilen Berghänge von Flåm nach Myrdal und überwindet dabei auf der nur 20 Kilometer langen Strecke eine Steigung von 866 Metern. Leider ist hier gerade eine Menge los - ein riesiges Kreuzfahrtschiff liegt im Hafen und der Zug ist auch gerade angekommen.
Nach einer kurzen Mittagspause und einem Besuch im Museum der Flåmsbanen setzen wir deshalb unsere Fahrt fort. Wenig später erreichen wir Gudvangen am Nærøyfjord. Auch dieser Seitenarm des Sognefjords gehört zum UNESCO-Weltnaturerbe und ist mindestens genauso beeindruckend wie der bekanntere Geirangerfjord. Auf einer Länge von knapp 20 Kilometern stürzen 25 Wasserfälle von Felswänden die bis zu 1760 Meter aus dem Meer aufragen. Dazu ist der Fjord an der schmalsten Stelle gerade einmal 250 Meter breit. Mit der wunderbaren Aussicht kann man durchaus eine kleine Überraschung verbinden: wir probieren lokale Spezialitäten: neben Elch- und Rentiersalami gibt es Erdbeermarmelade aus dem Valldal und den Favoriten aller Norweger: Moltebeermarmelade.
Auf der Weiterfahrt nach Bergen legen wir einen letzten Stopp ein am Wasserfall Tvidefossen. Das Wasser, das hier wie ein Vorhang über eine Felsenkaskade fällt, soll angeblich als Jungbrunnen fungieren - kaum ausgesprochen, sind plötzlich alle ganz schnell aus dem Bus gestiegen und so schnell wie vorher noch nie am Aussichtspunkt.
Auf dem übrigen Weg nach Bergen passieren wir zahlreiche Tunnels und Baustellen - bis es dann kurz vor dem Ziel auf einmal gar nicht mehr weitergeht. Ein Blick in die Verkehrsnachrichten gibt Gewissheit: ein liegengebliebenes Fahrzeug. Nun heißt es Warten, eine Umfahrung gibt es in Norwegen selten, schon gar nicht mit einem Bus. Während wir warten, finden wir heraus, dass es früher am Tag eine weitere Steinlawine am Trollstigen gab und die Straße nun schon wieder bis auf Weiteres gesperrt bleibt. Schon wieder Glück gehabt! Wenig später kommt uns dann auch der beladene Abschleppwagen entgegen und es geht weiter.
Obwohl Bergen mit 250 Regentagen im Jahr die regenreichste Stadt Norwegens ist, empfängt uns die Stadt sogar mit ein wenig Sonne – das bedeutet, nach dem Check In und einem leckeren Abendessen im Hotel, lassen es sich die meisten von uns nicht nehmen, am Abend noch einen Spaziergang durch die Altstadt zu unternehmen und sich für den nächsten Tag einzustimmen. Schnell schon sind wir begeistert vom lebendigen Treiben in den Straßen und der Musik, die aus den zahlreichen Kneipen nach draußen dringt. Jahrhunderte des Kulturaustauschs in der Hafenstadt machen sich deutlich bemerkbar, es ist also kein Wunder das Bergen Norwegens internationalste Stadt genannt wird.

18.06.2024 Ein Tag in Bergen

Endlich dürfen wir uns ein Mal während der Reise tatsächlich wie im Urlaub fühlen und ausschlafen. Danach genießen wir ein ausgiebiges Frühstück und im Anschluss sind wir bereit, Bergen mit unserer Stadtführerin Roienna zu erkunden.
Schon wenige Minuten nachdem wir das Hotel verlassen haben, sehen wir im Stadtpark ein etwas eigenwilliges Standbild des Stadtgründers König Olaf Kyrre stehen. Im 11. Jahrhundert soll er mit seinen Wikingerschiffen in der Hafenbucht Vågen angelegt und die Stadt gegründet haben. Viele Jahrhunderte war Bergen zum Meer hin orientiert und aus dem Inland nur auf sehr beschwerlichem Wege zu erreichen. Handel, Schifffahrt und Handwerk waren die Existenzgrundlage vieler Menschen, die von überall aus der Welt in die Stadt kamen und hier ihr Glück suchten. Schon früh wurde Bergen die größte Stadt des Nordens und Norwegens erste Haupt- und Residenzstadt. Bereits im 14. Jahrhundert war die Stadt so bedeutend geworden, dass die Kaufleute der Hanse hier in Bergen eine Niederlassung gründeten und so eine ganze deutsche Siedlung entstand – bis heute noch die Tyske Bryggen. Die Macht der Hanse wurde Mitte des 16. Jahrhunderts gebrochen, die Hafenstadt Bergen florierte jedoch weiterhin. Heute noch ist die zweitgrößte Stadt Norwegens die bedeutendste Hafenstadt im Westen und verfügt über eine beachtliche Handelsflotte und mehrere Werften.
Nicht zuletzt als südlicher Heimathafen der legendären Hurtigruten ist Bergen ein Magnet für Besucher aus der ganzen Welt.
Auf unserer Stadtrundfahrt fahren wir in die paradiesischen Außenbezirke im Grünen (einer davon heißt tatsächlich so!) und sehen auch die modernen Teile der Großstadt. Zurück im Zentrum unternehmen wir gemeinsam mit unserer Stadtführerin noch einen Spaziergang durch das alte Hanseviertel und schauen uns die historischen Holzgebäude etwas genauer an.
Nachdem wir Roienna verabschiedet haben, haben wir nun Zeit, den restlichen Tag nach unseren eigenen Wünschen zu gestalten. Auch heute scheint uns der Wettergott wieder gnädig zu sein und ganz untypisch – regnet es wieder nicht, ganz im Gegenteil. Bei dem tollen Wetter entscheiden sich einige von uns mit der einzigen Standseilbahn Skandinaviens zum 320 Meter hohen Berg Fløyen hinauf zu fahren. Vom sogenannten „Dach von Bergen" hat man eine fantastische Aussicht über die Stadt, den Schiffsverkehr, die Fjorde und nicht zuletzt die umliegenden Inseln.
Am Abend treffen wir uns noch einmal, um gemeinsam im Hanseviertel essen zu gehen. Das Restaurant in einem der alten Holzhäuser begeistert uns nicht nur mit dem tollen Ambiente, sondern auch mit einer fantastischen Küche.

19.06.2024 Von Bergen zur Hardangervidda und eine unerwartete Überraschung

Nach dem Frühstück heißt es am nächsten Morgen wieder Aufbruch: unser Weg führt uns heute vom äußersten Westen zurück in Richtung Osten, insgesamt 411 Kilometer. Bergen macht nun seinem Ruf doch alle Ehre, und eine der 27 Arten von Regen, die es hier angeblich gibt, prasselt auf uns nieder, als wir die Stadt verlassen. Wieder Glück gehabt. Kurz nachdem wir Bergen hinter uns gelassen haben, scheint unser Glück allerdings schon wieder auf die Probe gestellt zu sein - schon wieder Verkehrskontrolle! Dieses Mal kommen wir glücklicherweise schnell weiter und können unsere Fahrt fortsetzen.
Unseren ersten freiwilligen Stopp legen wir heute am Wasserfall Steinsdalsfossen ein – hier sollte man sich die Chance nicht entgehen lassen, einmal einen Wasserfall von hinten zu betrachten; zwischen Felswand und Wasser führt ein schmaler Pfad entlang. Mit ein bisschen Wind nimmt der ein oder andere hier eine unfreiwillige Dusche in Kauf, aber das lohnt sich allemal.
Wir erreichen nun den Hardangerfjord, den zweitlängsten Fjord Norwegens, der sich von der Küste über fast 180 Kilometer ins Land hinein erstreckt und sich in mehrere Fjordarme gliedert. Wie schon auf der Fahrt nach Bergen, bleiben wir auch heute nicht vor norwegischen Bauarbeiten verschont. Auf der engen Straße vor uns wird gearbeitet und der Verkehr wird nur ein einer Art Blockabfertigung weiternavigiert - das heißt für uns: ungefähr 40 Minuten warten. Es gibt Schlimmeres, sagen wir uns und wir haben den Gedanken noch nicht zu Ende gedacht, da schiebt André einen jungen Norweger mit Gitarre in den Bus hinein. Schüchtern stellt sich der Musiker-wider-Willen vor und beginnt, ein norwegisches Lied für uns zu spielen. Enthusiastischer Applaus und ein Becher voll Trinkgeld scheinen Alvin ein wenig selbstbewusster zu machen und so spielt er noch zwei weitere Stücke für uns und versüßt uns so die Wartezeit. Schon wieder Glück gehabt!
Ein Meisterwerk von Tunnels und einer Brücke stellt die 2013 vollendete Hardangerbrücke dar: durch einen Tunnel mit einem Kreisverkehr(!) gelangt man direkt auf die mächtige Brücke und verlässt sie auf der anderen Seite wiederum durch einen Tunnel mit Kreisverkehr. Beeindruckend. Wir legen mit Blick auf die Brücke unsere Mittagspause ein, bevor es weitergeht in die Hardangervidda. Die größte Hochebene Europas erstreckt sich auf einer Höhe von 1200-1400 Metern über 8000 km². Eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten liegt östlich von Eidfjord und wird durch mehrere Tunnels, die sich in Serpentinen den Berg hinaufschlängeln, erreicht. Der gewaltige Vøringsfossen stürzt hier 183 Meter in die Tiefe, wo der Fluss Bjoreio dann durch eine steilwandige Schlucht Richtung Fjord fließt. Von mehreren Plattformen aus kann man die Aussicht genießen und wieder einmal kommt genau im richtigen Moment die Sonne zum Vorschein und zaubert wunderbare Regenbögen.
Den restlichen Nachmittag verbringen mit damit, die schier endlosen Weiten der Hardangervidda zu durchqueren.
Über Geilo, Gol und das fruchtbare Hallingdal erreichen wir schließlich unser Hotel auf dem Norefjell, welches auf etwa 800 Metern liegt und uns mit einer noch einmal ganz anderen Natur begeistert.
Unser letztes gemeinsames Abendessen als gesamte Gruppe genießen wir im Hotelrestaurant und lassen dabei schon einmal die Eindrücke der Reise gemeinsam Revue passieren.

20.06.2024 Vom Norefjell über Oslo nach Göteborg

Unser letzter gemeinsamer Tag in Norwegen ist angebrochen. Wir dürfen noch das tolle Frühstücksbuffet in unserem Hotel genießen und dann geht es los in Richtung Oslo. Noch einmal bewundern wir die fantastische Aussicht auf den Krøderen See bei der Fahrt ins Tal, dann wird es langsam Zeit, Abschied zu nehmen. Die ersten Reisegäste verlassen uns am Vormittag schon in Oslo und treten die Heimreise per Flugzeug an, für den Rest geht es nun entlang des Oslofjords wieder Richtung Süden. Gegen Mittag erreichen wir die norwegisch-schwedische Grenze und legen eine letzte Pause auf norwegischem Boden ein. Dann heißt es "På gjensyn!" und wir machen uns auf den Weg Richtung Göteborg.
Da wir noch genügend Zeit haben, machen wir nördlich von Göteborg noch einen kleinen Abstecher durch die herrliche Scherenlandschaft an der Küste. Die felsigen kleinen Inseln gibt es nicht nur an der Ostküste Schwedens und mit kleinen roten Holzhäuschen dazwischen geben sie ein hervorragendes Fotomotiv ab. Leider hat uns die Sonne nun wieder verlassen - ist ja schließlich auch eine Norwegenreise gewesen und keine Schwedenreise. Wir freuen uns trotzdem über die abwechslungsreiche Landschaft.
Am späten Nachmittag erreichen wir den Hafen von Göteborg und verabschieden uns von einem weiteren Reisegast bevor wir wieder an Bord der Stena Germanica gehen.
Auch heute enttäuscht das Abendbuffet nicht und wir lassen es uns ein letztes Mal gemeinsam gut gehen und genießen den letzten Abend der Reise.

21.06.2024 Ankunft in Kiel und Heimreise

Begleitet von den Segelschiffen, die für die Kieler Wochen schon in die Förde eingelaufen sind, erreichen wir die schleswig-holsteinische Landeshauptstadt am nächsten Morgen. Nach einem letzten ausgiebigen Frühstück verlassen wir die Stena Germanica und betreten wieder deutschen Boden. Gleich wird es auch schon Zeit für weitere Verabschiedungen, denn fast die halbe Gruppe wird uns nun hier wieder verlassen.
Für den verbleibenden Rest geht es mit dem Bus in Richtung Heimat. Zäher Freitagsverkehr erschwert bisweilen unser Vorankommen, doch Dank Andrés weiser Voraussicht bleibt uns zumindest eine Vollsperrung erspart und wir können während die Unfallstelle geräumt wird unsere Mittagspause machen. Trotz noch einiger kleiner Staus lassen wir uns die Laune nicht verderben und alle erreichen immer noch überpünktlich ihre Ausstiegsstellen in Leipzig und Dresden.
Auch wenn es ein Abschied auf Raten war - nun ist die Reise leider endgültig vorbei. Wir nehmen jedoch alle viele schöne Erinnerungen mit nach Hause, von denen wir noch lange erzählen werden.

Schlusswort

Liebe Reisegruppe,

ich möchte mich auch auf diesem Wege noch einmal ganz herzlich für die tolle Reise und vor allem auch für den grandiosen Gruppenzusammenhalt bedanken. Auch mir hat es sehr viel Spaß gemacht mit Euch - und ich möchte noch letztes Mal betonen: das mit dem Wetter habt Ihr (eventuell mit der Hilfe von Thor) ganz fantastisch gemacht. Auch sonst hatten wir extrem viel Glück und auch mir werden viele besondere Erinnerungen an diese Reise bleiben.
Ich weiß, perfekt war sie nicht, denn der Elch hat gefehlt - aber vielleicht können wir das ja bei der nächsten Reise nachholen :)

Bleibt gesund und reiselustig,
Eure Sinah

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Es war eine wunderschöne Reise, vielen Dank an Alle, besonders, an Sinah und André und an unsere Reisegruppe :-).
Herzliche Grüße
Anja

Anja Funk-Klebe
25.06.2024