Reisebericht: Rundreise Norwegen – Wunderwelt der Fjorde

14.08. – 24.08.2024, 10 Tage bzw. 11 Tage Rundreise Oslo – Lillehammer – Trondheim – Atlantikstraße – Molde – Trollstigen – Alesund – Geiranger–Fjord – Jotunheimen – Bergen


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Ohne jeden Zweifel ist Norwegen ein absolutes Traumland. Die zauberhafte Natur ist belegt mit fesselnden Geschichten über mystische Wesen wie Trolle, Feen und Zwerge. Jahrtausende alte Traditionen überdauern im Einklang mit zukunftsorientierter Innovation.
Dazu kommt eine Küstenlinie, die etwa einem Viertel des Erdumfanges entspricht und die Wunderwelt der norwegischen Fjorde ausmacht.
Es gibt viele Gründe, sich in dieses Land zu verlieben und immer wieder zurückzukehren.
Ein Reisebericht von
Sinah Witzig
Sinah Witzig

14.08.2024 Anreise nach Kiel und Fährüberfahrt nach Göteborg

Unsere gemeinsame Reise beginnt früh am Flughafen Dresden. Noch sind die Gäste ein wenig müde, doch der Reisebus füllt sich schnell und langsam aber sicher weicht auch die Müdigkeit. Über A4 und A14 navigiert uns unser Fahrer Jan zügig und ohne große Schwierigkeiten weiter zum Flughafen Leipzig, wo weitere Mitreisende zu uns stoßen. Ein weiterer Zustieg erfolgt dann nahe Fehrbellin
Nun sind wir zunächst einmal vollständig, den Rest unserer Reisegruppe werden wir erst am Hafen in Kiel treffen.
Über die A9 geht es nun erst einmal weiter in Richtung Berlin, bevor wir auf die A10 abbiegen, Potsdam auf westlicher Seite umfahren und dann auch schon das Havelland erreichen. Wir verlassen Brandenburg und reisen auf der A4 durch Mecklenburg-Vorpommern. Gegen Mittag passieren wir die Grenze nach Schleswig-Holstein. Nun dauert es nicht mehr lange bis wir auch die Landeshauptstadt Kiel erreichen, die uns mit strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen begrüßt. Da der Verkehr es heute so gut gemeint hat, haben wir nun noch Zeit ein wenig durch die Innenstadt zu spazieren oder aber gleich an Bord der Stena Germanica zu gehen.
Beim Abendessen ist unsere Gruppe dann vollzählig und erste Kontakte werden geknüpft. Während wir uns die vielen Leckereien vom Buffet schmecken lassen, verlässt unsere Fähre auch schon langsam den Anleger und passiert die Kieler Förde auf dem Weg hinaus auf die Ostsee.

15.08.2024 Von Göteborg nach Oslo und weiter nach Hamar

Am nächsten Morgen erreichen wir nach einer sehr ruhigen Überfahrt bei schönstem Wetter den Hafen von Göteborg. Die zweitgrößte Stadt Schwedens hat als Hafen- und Werftstadt auf den ersten Blick einiges mit Kiel gemein - was allerdings gleich ins Auge sticht, sind die sehr modernen Hochhäuser, die so gar nicht ins Bild passen mögen. Wir verlassen die Fähre zu Fuß und steigen in den Bus, der schon vor dem Terminal auf uns wartet.
Wie Goethe einst schon so schön gesagt hat: "Wenn man eine Stadt wirklich kennenlernen möchte, sollte man sie sich von oben ansehen" - also machen wir einen kleinen Abstecher zur Masthuggs-Kirche, von wo aus man einen fantastischen Blick über Göteborg hat.
Anschließend geht es dann weiter in Richtung Norden - wir haben ja noch eine Menge vor heute. Wir verlassen die Stadt und landen schnell im Grünen - wo kleine bunte Holzhäuser das schwedische Klischee bestätigen.
Gegen Mittag passieren wir den Svinesund und damit auch die Grenze zu Norwegen. Damit verlassen wir auch die EU, denn obwohl die skandinavischen Länder sowohl geschichtlich, als auch kulturell eine ganze Menge verbindet, gibt es gerade in der Mentalität doch große Unterschiede. So sind die Schweden beispielsweise bis heute überzeugte EU-Mitglieder, während die Norweger bei zwei Volksentscheiden gegen einen Beitritt gestimmt haben.
Viel verändert sich für uns nun trotzdem nicht, selbst eine Zollkontrolle bleibt uns erspart.
Nach einer kurzen Mittagspause setzen wir unsere Fahrt nach Oslo fort. Westlich von uns erstreckt sich jetzt der 118 Kilometer lange Oslofjord, dem wir bis in die Hauptstadt folgen. Selbst am Rande der Millionen-Metropole kann man noch die Naturverbundenheit der Norweger spüren, kein Wunder also, dass man sich hier ganz intensiv mit dem Natur- und Klimaschutz befasst. Eine Maßnahme ist es, den Verkehr aus der Stadt hinauszubekommen - wo möglich mit Verboten und hohen Einfahrtkosten, wo nicht möglich, versucht man die Autos mit Tunnels aus dem Innenstadtbild zu entfernen. So geht es für uns also in den Oper-Tunnel hinein, und als wir wieder hinausfahren, befinden wir uns Mitten im Zentrum von Oslo. Da wo vor 20 Jahren noch ein Industriehafen war, ist heute eine kilometerlange Flaniermeile direkt am Fjord. Die Kombination aus alten und neuen, rasant wachsenden Gebäuden ist beeindruckend.
Wir fahren zunächst zur Festung Akershus und haben nun noch ein wenig Zeit, uns an der schönen Uferpromenade die Beine zu vertreten, bevor wir unsere Stadtführerin Sandra treffen und mit unserer Erkundungstour starten.
Wir fahren zunächst zur Oper von Oslo. Das imposante Gebäude wurde 2008 eröffnet und entworfen von dem norwegischen Architekturbüro Snøhetta. Im Hintergrund türmt sich das 2022 neueröffnete Munch-Museum auf. Dann geht unsere Fahrt durch das Neubauviertel um den Hauptbahnhof und anschließend durch die engen Straßen der Altstadt, vorbei am Parlament, dem Dom und durch die Hauptstraße Karl Johann's Gate. Wir können auch einen kurzen Blick auf den Schlosspark und das königlichen Schloss erhaschen. Nachdem Norwegen unabhängig geworden war, entschied man sich, dass man doch gerne wieder einen König haben wollte - leider hatte man fast hundert Jahre zuvor jeglichen Adel abgeschafft, sodass man im Ausland suchen musste. Die Wahl fiel ausgerechnet auf einen dänischen Prinzen... Bis heute lieben die Norweger ihr Könighaus (ganz im Gegensatz zu sämtlichen anderen Dänen) jedoch sehr.
Wir fahren vorbei am Geburtshaus des Nationalschriftstellers Henrik Ibsen und erreichen schließlich den sogenannten Vigeland-Park. Mit diesem 32 Hektar großen Skulpturenpark hat der Künstler Gustav Vigeland ein Lebenswerk geschaffen. Insgesamt 212 Stein- und Bronzefiguren zeigen Menschen in verschiedensten Stadien ihres Lebens - brutal ehrlich und wunderschön zugleich. Der Künstler wollte ganz ungeschönt den Lauf des Lebens darstellen mit allen Beziehungen zwischen den Geschlechtern und den verschiedenen Altersgruppen. Insgesamt 20 Jahre hat es gedauert den Park anzulegen, in dem das gesamte Werk des Künstlers Raum fand.
Am Abend erreichen wir dann die Stadt Hamar am Ufer des Mjøsa, dem größten See Norwegens. Das Wahrzeichen der Stadt ist das sogenannte "Wikingerschiff", die aus Holz gebaute Eissporthalle, die für die Olympiade 1994 errichtet wurde.
Wir beziehen unsere Hotelzimmer und freuen uns nach dem langen und ereignisreichen ersten Tag in Norwegen auf ein gemütliches Abendessen.

16.08.2024 Gudbrandsdal, Dovrefjell und Trondheim

Der nächste Morgen begrüßt uns mit strahlendem Sonnenschein und wir freuen uns auf schöne Aussichten auf unserem Weg weiter entlang des Mjøsa, in Richtung Norden. Unser erstes Ziel heute ist Lillehammer, der offizielle Austragungsort der olympischen Winterspiele 1994. Schon von Weitem kann man die Skisprung-Schanzenanlage Lysgårdsbakken. Angekommen am Fuße des Schanzenhügels können wir dann auch selbst - zumindest ein bisschen - nachfühlen, wie es ist, von so einer Schanze zu springen.
Anschließend geht es für uns weiter zum Freilichtmuseum Maihaugen. Die meisten der 180 historischen Holzgebäude wurden anderswo abgetragen und hierher versetzt, um sie vor der Zerstörung zu bewahren. Wir werden freundlich empfangen, und begeben uns mit einer Führung über das Gelände gleichzeitig auf eine Zeitreise. Wir lernen, wie das Leben im Gudbrandsdal noch bis in die ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gewesen ist und staunen über die Handwerkskunst, welche beim Bau dieser Holzhäuser notwendig gewesen ist. Zunächst besuchen wir das Haus eines Dorfpfarrers, danach die Schule, wo wir auch ein wenig Norwegisch lernen, sowie einen typischen mittelständischen Bauernhof. Nach der Führung bleibt nun noch ein wenig Zeit, auf eigene Faust durch das Museumsdorf zu spazieren.
Auf unserer Weiterfahrt durch das Gudbrandsdal sprechen wir über den literarischen Antihelden Peer Gynt, dessen uralte Geschichte schon seit Jahrhunderten in diesem Tal verortet ist, über Landwirtschaft und natürlich auch über den allgegenwärtigen Gudbrandsdalbrunost. Der braune Käse ist vor allem zum Frühstück auf Waffeln mit Erdbeermarmelade beliebt - nicht Jedermanns Sache, aber zumindest ein mal Probieren ist Pflicht.
Am Mittag erreichen wir Dombås, wo wir unsere Mittagspause einlegen. Auf dem alten Königs- und Pilgerweg nehmen wir nun gestärkt die letzte Hürde des Tages auf uns und überqueren das legendäre Dovrefjell. Die Hochebene bietet Blicke auf die höchsten Berge Norwegens außerhalb des Jotunheimen Nationalparks - wir haben heute Glück und können sogar die Snøhetta sehen, die sich sonst häufig in den Wolken versteckt. Außerdem hat man in dem Sumpfgebiet erfolgreich Moschusochsen wieder angesiedelt und ab und an bekommt man einige der letzten wildlebenden Rentiere zu sehen.
Angekommen in der alten Hauptstadt Norwegens, Trondheim beziehen wir unsere Hotelzimmer direkt am Hafen und treffen uns dann zu einem leckeren Abendessen im Hotel Restaurant. Wer Lust hat, kann im Anschluss noch einen Spaziergang durch die Altstadt unternehmen.

17.08.2024 Von Trondheim über die Atlantikstraße nach Molde

Am nächsten Morgen haben wir dann noch einmal gemeinsam bei einem Spaziergang die wichtigsten Sehenswürdigkeiten Trondheims kennenzulernen - und natürlich können wir die historische Königsstadt Norwegens natürlich nicht verlassen, ohne uns das Nationalheiligtum, den Nidarosdom anzusehen. An der Stelle eines Schreins für den Heiligen Olav entstand unweit des Flusses Nidelven im 12. Jahrhundert eine Kathedrale, die in Skandinavien ihres Gleichen sucht. Der Bau wurde begonnen im anglo-normannischen Stil und wurde dann in einer Übergangsarchitektur zwischen Romanik und Gotik vollendet. Bei einer Führung erfahren wir eine Menge Wissenswertes über die Geschichte Trondheims und die architektonischen Details des Sakralbaus.
Anschließend verlassen wir die Stadt dann in Richtung Südwesten. Wir fahren entlang des Trondheimfjords, dem drittlängsten Fjord Norwegens, der aufgrund seiner Breite und Tiefe niemals zufriert. Bei herrlichem Wetter genießen wir heute die wunderbar klischeehafte Landschaft. Nach der Mittagspause treten wir dann unsere erste Fährüberfahrt an. Fähren sind in Norwegen so normal wie Busse und Straßenbahnen in Deutschland und trotz einer regelrechten Tunnelbaumanie in den letzten Jahren, sind sie noch lange nicht wegzudenken. Mittlerweile fahren die Fähren alle umweltfreundlich mit Elektroantrieb und sind so auch kaum zu hören.
Am frühen Nachmittag erreichen wir die Stadt Kristiansund, die auf drei Inseln verteilt liegt, die durch ein aufwändiges System von Brücken und Tunnels miteinander und mit dem Festland verbunden sind. Die Kleinstadt ist eine typische Hafenstadt und besonders bekannt für die Produktion von Klippfisch: Dorsch wird gefangen, ausgenommen und dann zum Trockenen auf die Klippen gelegt. Bis heute wird dieser haltbare Fisch vor allem nach Südeuropa exportiert, wo er als Bacalao serviert wird.
Auf der Reichsstraße 64 fahren wir nun weiter in Richtung Molde und erreichen dann die spektakuläre Atlantikstraße. Der „Atlanterhavsvegen“ genannte Straßenabschnitt ist zwar kaum 10 Kilometer lang, führt dabei aber über 12 verschiedene Brücken und Dämme, die kleine Inseln miteinander verbinden. Kein Wunder, dass diese, wenn auch kurze, Strecke zu einer der schönsten Panoramastraßen Norwegens gehört. Nach einem kurzen Fotostopp auf der Insel Håholmen nach wir dann auf Eldhusøya eine längere Pause. Hier kann man zu Fuß auf einem Rundweg um die Insel herumlaufen, und die beeindruckenden Brückenkonstruktionen in Ruhe bestaunen. Anschließend fahren wir dann natürlich noch weiter und überqueren die Brücken mit unserem Reisebus - es ist nicht zu verläugnen, dass auch Jan ziemlich großen Spaß daran hat.
Am Abend erreichen wir Molde, aufgrund des milden Klimas auch der Stadt der Rosen genannt.
Spontan entscheiden wir uns, bei dem schönen Abendlicht noch auf den Hausberg Varden zu fahren und dort das berühmte Molde-Panorama zu genießen. Der Blick über den Romsdalfjord auf 222 umliegende Gipfel ist wirklich gigantisch.
Im modernen Hotel Scandic Seilet beziehen wir dann später unsere Zimmer mit herrlicher Sicht auf den Fjord und das Bergpanorama. Gemütlich lassen wir den Abend beim Hotelbuffet ausklingen und sind gespannt darauf, was uns morgen erwartet.

18.08.2024 Fahrt über den Romsdalfjord, Trollstigen–Plateau und Weiterreise nach Ålesund

Das Wetter ist heute zwar nicht mehr ganz so perfekt wie gestern Abend, aber dennoch freuen wir uns auf die Begegnung mit den Trollen im Gebirge der Trolltinderne.
Die fantastischen und mitunter recht hässlichen Wesen sind in Norwegen allgegenwärtig - jedoch, was ist ein Troll eigentlich? Nun ja, jedenfalls viel mehr als uns die Souvenirs in sämtlichen Geschäften glauben lassen. Trolle können riesenhafte, hässliche und böse Gestalten sein. Sie können jedoch auch ganz klein, wendig und geschickt sein. Es gibt auch Geschichten über Trolle, die Gestaltenwandler sind und jede beliebige Menschen- oder Tierform annehmen können - und es gibt auch Trolle die nett und hilfsbereit sind. Den magischen Wesen sollte man jedoch in jedem Fall mit Vorsicht begegnen und nicht zu leicht vertrauen - das könnte auch schiefgehen.
Der Legende nach sind Trolle nachtaktive Wesen, die sich nicht dem Sonnenlicht aussetzen dürfen - sonst erstarren sie zu Stein. Wenn man die umliegenden Berge betrachtet, ist es kein Wunder, dass sich die Menschen die Entstehung der bizarren Felsformationen der Trolltindene (zu Deutsch "Trollgipfel") auf diese Art und Weise erklärt haben.
Die Trolle sind es wohl auch, die dafür verantwortlich sind, dass wir unser weiteres Tagesprogramm ändern müssen: aufgrund mehrerer Steinlawinen früher in der Saison, ist die Pass- und Panoramastraße Trollstigen gesperrt und somit die Strecke von Åndalsnes ins Valldal blockiert. Wir nehmen deswegen die Fähre von Molde nach Vestnes und fahren dann entlang des Storfjords nach Osten.
Gegen Mittag erreichen wir das Valldal, die Erdbeerregion Norwegens. Leider hat uns der Nieselregen auch fest im Griff, als wir von Richtung Süden dem Trollstigen-Plateau nähern - denn immerhin kann man die imposante Serpentinenstraße immer noch von oben ansehen.
Auf dem Hochplateau angekommen, stellen wir erleichtert fest, dass wir trotz Regen zumindest eine gute Sicht haben: von oben betrachten wir die elf spektakulären Haarnadelkurven die auf eine Höhe von 852 Metern führt und so das Isterdal mit dem Valldal verbindet. Nach einer Bauzeit von acht Jahren wurde die Straße 1936 eröffnet und begeistert bis heute mit ihrer Ingenieurskunst. Zur Ehrung der Arbeiter und Arbeiterinnen, die mit einfachsten Mitteln den Trollstigen erbaut haben, hat man jede der Kurven nach einem bzw. einer von ihnen benannt.
Wir können auch sehen, dass die Bauarbeiten schon begonnen haben und man offenbar schnellstmöglich dafür sorgen möchte, dass auch in Zukunft wieder Fahrzeuge gefahrenfrei die Passstraße nutzen können.
Pünktlich zu unserer Abfahrtszeit zieht sich die Wolkendecke dann zusammen und die Sicht ist dahin - da haben wir aber noch mal Glück gehabt!
Auf der Rückfahrt nach Valldal legen wir einen Stopp ein an der Gudbrandsjuvet, einer 20 bis 25 Meter breiten Schlucht, die der Fluss Valldøla hier gegraben hat und in die er sich nun mit lautem Getöse stürzt.
Am Nachmittag setzen wir dann unsere Reise fort nach Ålesund. Schon im 15. Jahrhundert war die Stadt ein wichtiger Umschlagposten der Kaufleute aus Bergen, denn die Hanse erlaubte internationalen Handel nur von Bergen aus, so musste sämtliche Ware aus dem Norden zunächst in die Hauptniederlassung gebracht werden. In einem verheerenden Stadtbrand im Januar 1904 wurde ein Großteil der alten Innenstadt, die eng mit Holzhäusern bebaut war, zerstört. Über zehntausend Menschen wurden innerhalb weniger Stunden obdachlos. Hilfe kam schnell - und zwar aus dem Deutschen Reich. Kaiser Wilhelm II. war glühender Verehrer Norwegens und finanzierte durch private Mittel schnell und unbürokratisch Lebensmittel, Medikamente und Baumaterialen. Die Marine kam mit vier Schiffen, die nicht nur Hilfsgüter brachten, sondern auch als Notunterkunft dienten. Auch die Reedereien HAPAG und Deutsche Lloyd zogen nach. In kürzester Zeit wurde ein neues Ålesund im Jugendstil erbaut - einzigartig für Norwegen und auch die Norweger lieben die Stadt. 2007 wurde sie zur schönsten Stadt des Landes gewählt.
Wir beziehen unser Hotel am Stadtpark und es bleibt Zeit vor dem Abendessen noch die Stadt zu erkunden. Bei wechselhaftem Aprilwetter entschließen sich doch einige, die 418 Stufen auf den Hausberg Aksla zu erklimmen, von wo aus man eine herrliche Aussicht auf die ganze Stadt und die umliegenden Inseln hat.

19.08.2024 Schifffahrt von Ålesund nach Geiranger, Lom und das Land der Riesen

Aufgrund geänderter Öffnungszeiten am Anfang der Hauptsaison erwartet uns am nächsten Morgen das Premium-Paket: wir werden nicht nur eine Schifffahrt auf dem Geirangerfjord unternehmen, sondern sogar von Ålesund über den Storfjord und den Sunnylvsfjord bis nach Geiranger fahren.
Als wir früh am Morgen unser Ausflugsboot besteigen, sieht das Wetter noch nicht so vielversprechend aus und wir machen es uns zunächst im Fahrgastraum bequem. Während wir Ålesund verlassen und auf Audioguides alten Geschichten lauschen, klart der Himmel langsam auf.
Als wir den 86 Kilometer langen Hauptarm des Storfjords verlassen und auf den Sunnylvsfjord einbiegen, kommt auch die Sonne durch die Wolken gebrochen und zaubert herrliche Lichtspiele.
Dann ist es endlich soweit, wir erreichen den Geirangerfjord, welcher seit 2005 zum UNESO-Weltnaturerbe der Norwegischen Fjorde gehört. Der Geirangerfjord ist zwar nur 15 Kilometer lang und zwischen 600 Meter und 1,3 Kilometern breit, er beeindruckt jedoch vor allem deswegen weil die steilen Felswände über 1000 Meter hochragen.
Natürlich sehen wir auch die berühmtesten der vielen Wasserfälle: die sieben Schwestern auf der einen Seite, den Freier auf der anderen. Der Legende nach wurde er von allen sieben Damen abgelehnt, griff deswegen zum Alkohol und verwandelte sich schließlich wortwörtlich zur Flasche - diese soll man zumindest in der Form des Wasserfalls erkennen.
Am frühen Mittag erreichen wir den Ort Geiranger und verlassen das Schiff. Nach einer Mittagspause mit Stadtbummel, Fischbrötchen, Eis oder Schokolade chauffiert uns Jan die Geiranger-Straße hinauf. Dank zwei vor Anker liegenden Kreuzfahrtschiffen und dementsprechend vielen Menschen, die das gleiche Ziel haben, gestaltet sich die Fahrt langsam und aufregend. Von oberhalb der Serpentinenstraße haben wir trotz des feuchten Wetters und des großen Andrangs noch einmal eine grandiose Aussicht auf den Fjord, bevor uns die Straße zum Dalsnibba-Pass bringt.
Durch das Breiddal fahren wir nun weiter nach Lom. Zwischendurch lässt sich nun sogar ab und an die Sonne blicken.
Die Stabkirche von Lom ist eine der größten noch erhaltenen norwegischen Stabkirchen und wurde im 12. Jahrhundert erbaut. Bei einer Führung erfahren wir, wie hier Christentum und altnordische Stilformen und Traditionen wunderbar unter ein Dach gebracht wurden und welch Schätze beim Einbau einer Zentralheizung vor einigen Jahren unter dem Fußboden des Bauwerks zum Vorschein gekommen sind. Besonders stolz ist man hier jedoch vor allem darauf, dass die Kirchengemeinde bis heute noch aktiv ist.
Nach einem kleinen Überraschungs-Kaffee mit Zimtschnecken machen wir uns auf in Richtung Hotel - und somit in die Heimat der Riesen. Jotunheimen ist das höchste Gebirge Norwegens mit 250 Gipfeln über 1900 Metern und 20 über 2300 Meter, der höchste von ihnen ist Galdhøpigen mit 2469 Metern. Ein Teil des Gebirges ist ebenfalls Nationalpark und Heimat des größten Festlandgletschers Europas, dem Jostedalbreen. Bei diesen Superlativen ist es kein Wunder, dass man diese Landschaft nach der mythologischen Heimat der Riesen benannt hat.
Unsere Unterkunft ist heute sehr traditionell und inmitten der Berge. Im Elveseter Hotel übernachtet man wie in einem Heimatmuseum und man hat das Gefühl, das hinter jeder Ecke ein Troll oder ein Zwerg auf einen wartet - es sind jedoch zum Glück weder Reisegäste noch irgendwelche Habseligkeiten abhandengekommen.
An langen Holztischen nehmen wir unsere Mahlzeiten ein und wir fühlen uns ein wenig in die Zeit der Wikinger zurückversetzt. Heute Nacht gibt es keine städtische Ablenkung und so kommen alle mal ausnahmsweise wieder zu ihrem wohlverdienten Schlaf.

20.08.2024 Sognefjell, Fjorde, Wasserfälle und Weiterreise nach Bergen

Nach dem Frühstück am nächsten Morgen verlassen wir Elveseter und biegen auf den Sognefjellsveien ab. Die höchstgelegene Passstraße Nordeuropas erreicht an ihrem höchsten Punkt 1434 Meter und wurde zwischen 1936 und 1938 erbaut. Auf 109 Kilometern verbindet sie das Ottatal mit dem Lustrafjord und war essentiell für den Handel zwischen Küstenregionen und Bergland. Obwohl noch ein wenig die Wolken in den Bergspitzen hängen, genießen wir die spektakulären Aussichten auf der Hochebene. Als wir dann später den Lustrafjord, einen Seitenarm des Sognefjords erreichen, kämpft sich langsam wieder die Sonne durch die Wolken. Wir sind hier sage und schreibe 205 Kilometer von der Küste entfernt, damit ist der Sognefjord der längste und mit 1303 Metern auch der tiefste Fjord Norwegens und der zweittiefste der Welt.
Von einer Superlative geht es heute wieder zur nächsten und bald erreichen wir den im Jahr 2000 eröffneten und mit 24,5 Kilometern derzeit längsten Straßentunnel der Welt, den Lærdalstunnel, welcher Aurland und Lærdal verbindet. Die Norweger sind wahre Maulwürfe - mittlerweile gibt es in Norwegen über 900 Straßentunnels. Wenn man diese alle aneinanderreihen würde, könnte man insgesamt rund 750 Kilometer unter Bergen, Meer und Erde durch Norwegen fahren. Und bald schon soll ein Tunnel fertiggestellt werden, der noch länger sein wird als der Lærdalstunnel.
Früher musste man den Weg über das Gebirge oder per Fähre auf dem Sognefjord wählen und über das Gebirge war die Verbindung im Winter meist nicht möglich. Um die Autofahrer vor Ermüdung zu schützen hat man an drei Stellen im Tunnel innovativ beleuchtete Hallen eingerichtet die für Abwechslung in dem sonst dunklen Tunnel sorgen. Auch die leicht kurvige Streckenführung soll die Aufmerksamkeit der Verkehrsteilnehmer fördern. Kurze Zeit nachdem wir den Tunnel verlassen haben erreichen wir Flåm, einen kleinen Ort am Ufer des Aurlandsfjordes. Hier ist der Ausgangspunkt für eine der beeindruckendsten Eisenbahnstrecken Norwegens, denn die berühmte Flåmsbanen schlängelt sich immer entlang der steilen Berghänge von Flåm nach Myrdal und überwindet dabei auf der nur 20 Kilometer langen Strecke eine Steigung von 866 Metern.
Nach einer kurzen Mittagspause und einem Besuch im Museum der Flåmsbanen setzen wir deshalb unsere Fahrt fort. Wenig später erreichen wir Gudvangen am Nærøyfjord. Auch dieser Seitenarm des Sognefjords gehört zum UNESCO-Weltnaturerbe und ist mindestens genauso beeindruckend wie der bekanntere Geirangerfjord. Auf einer Länge von knapp 20 Kilometern stürzen 25 Wasserfälle von Felswänden die bis zu 1760 Meter aus dem Meer aufragen. Dazu ist der Fjord an der schmalsten Stelle gerade einmal 250 Meter breit.
Auf der Weiterfahrt nach Bergen legen wir einen letzten Stopp ein am Wasserfall Tvidefossen. Das Wasser, das hier wie ein Vorhang über eine Felsenkaskade fällt, soll angeblich als Jungbrunnen fungieren - kaum ausgesprochen, sind plötzlich alle ganz schnell aus dem Bus gestiegen und so schnell wie vorher noch nie am Aussichtspunkt.
Auf dem übrigen Weg nach Bergen passieren wir zahlreiche Tunnels und Baustellen, kommen heute jedoch glücklicherweise ohne großartige Verzögerungen voran.
Bergen macht seinem Ruf heute Abend alle Ehre: mit 250 Regentagen im Jahr ist es die regenreichste Stadt Norwegens und gerne wird gewitzelt, dass die Kinder hier schon mit Regenmäntelchen zur Welt kommen.
Wir sind froh, dass wir heute nirgendwo mehr hin müssen, und dass die Prognose für den nächsten Tag sehr viel besser aussieht.

21.08.2024 Ein Tag in Bergen

Endlich dürfen wir uns ein Mal während der Reise tatsächlich wie im Urlaub fühlen und ausschlafen. Danach genießen wir ein ausgiebiges Frühstück und im Anschluss sind wir bereit, Bergen mit unserer Stadtführerin Liv zu erkunden - und das sogar bei strahlendem Sonnenschein.
Schon wenige Minuten nachdem wir das Hotel verlassen haben, sehen wir im Stadtpark ein etwas eigenwilliges Standbild des Stadtgründers König Olaf Kyrre stehen. Im 11. Jahrhundert soll er mit seinen Wikingerschiffen in der Hafenbucht Vågen angelegt und die Stadt gegründet haben. Viele Jahrhunderte war Bergen zum Meer hin orientiert und aus dem Inland nur auf sehr beschwerlichem Wege zu erreichen. Handel, Schifffahrt und Handwerk waren die Existenzgrundlage vieler Menschen, die von überall aus der Welt in die Stadt kamen und hier ihr Glück suchten. Schon früh wurde Bergen die größte Stadt des Nordens und Norwegens erste Haupt- und Residenzstadt. Bereits im 14. Jahrhundert war die Stadt so bedeutend geworden, dass die Kaufleute der Hanse hier in Bergen eine Niederlassung gründeten und so eine ganze deutsche Siedlung entstand – bis heute noch die Tyske Bryggen. Die Macht der Hanse wurde Mitte des 16. Jahrhunderts gebrochen, die Hafenstadt Bergen florierte jedoch weiterhin. Heute noch ist die zweitgrößte Stadt Norwegens die bedeutendste Hafenstadt im Westen und verfügt über eine beachtliche Handelsflotte und mehrere Werften.
Nicht zuletzt als südlicher Heimathafen der legendären Hurtigruten ist Bergen ein Magnet für Besucher aus der ganzen Welt.
Auf unserer Stadtrundfahrt fahren wir zunächst zum legendären Fischmarkt und anschließend über die bezaubernde Halbinsel Nordnes. Zurück im Zentrum unternehmen wir gemeinsam mit unserer Stadtführerin noch einen Spaziergang durch das alte Hanseviertel und schauen uns die historischen Holzgebäude etwas genauer an.
Nachdem wir Liv verabschiedet haben, haben wir nun Zeit, den restlichen Tag nach unseren eigenen Wünschen zu gestalten.
Bei dem tollen Wetter entscheiden sich einige von uns mit der einzigen Standseilbahn Skandinaviens zum 320 Meter hohen Berg Fløyen hinauf zu fahren. Vom sogenannten „Dach von Bergen" hat man eine fantastische Aussicht über die Stadt, den Schiffsverkehr, die Fjorde und nicht zuletzt die umliegenden Inseln.
Am Abend treffen wir uns noch einmal, um gemeinsam im Hotel-Restaurant zu essen.

22.08.2024 Von Bergen zur Hardangervidda und weiter auf das Norefjell

Nach dem Frühstück heißt es am nächsten Morgen wieder Aufbruch: unser Weg führt uns heute vom äußersten Westen zurück in Richtung Osten, insgesamt 411 Kilometer. Bergen macht nun seinem Ruf wieder alle Ehre, und eine der 27 Arten von Regen, die es hier angeblich gibt, prasselt auf uns nieder, als wir die Stadt verlassen.
Unseren ersten Stopp legen wir heute am Wasserfall Steinsdalsfossen ein – hier sollte man sich, trotz Regen, die Chance nicht entgehen lassen, einmal einen Wasserfall von hinten zu betrachten; zwischen Felswand und Wasser führt ein schmaler Pfad entlang.
Wir erreichen nun den Hardangerfjord, den zweitlängsten Fjord Norwegens, der sich von der Küste über fast 180 Kilometer ins Land hinein erstreckt und sich in mehrere Fjordarme gliedert. Wie schon auf der Fahrt nach Bergen, bleiben wir auch heute nicht vor norwegischen Bauarbeiten verschont. Auf der engen Straße vor uns wird gearbeitet und der Verkehr wird nur ein einer Art Blockabfertigung weiternavigiert - das heißt für uns: ungefähr 30 Minuten warten. Es gibt Schlimmeres, denn vorsorglich haben wir uns mit leckerem Apfelsaft direkt vom Hardangerfjord eingedeckt und machen eine kleine Verkostung, bevor es weitergeht.
Ein Meisterwerk von Tunnels und einer Brücke stellt die 2013 vollendete Hardangerbrücke dar: durch einen Tunnel mit einem Kreisverkehr(!) gelangt man direkt auf die mächtige Brücke und verlässt sie auf der anderen Seite wiederum durch einen Tunnel mit Kreisverkehr. Beeindruckend. Wir legen mit Blick auf die Brücke unsere Mittagspause ein, bevor es weitergeht in die Hardangervidda. Die größte Hochebene Europas erstreckt sich auf einer Höhe von 1200-1400 Metern über 8000 km². Eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten liegt östlich von Eidfjord und wird durch mehrere Tunnels, die sich in Serpentinen den Berg hinaufschlängeln, erreicht. Der gewaltige Vøringsfossen stürzt hier 183 Meter in die Tiefe, wo der Fluss Bjoreio dann durch eine steilwandige Schlucht Richtung Fjord fließt. Von mehreren Plattformen aus kann man die Aussicht genießen.
Den restlichen Nachmittag verbringen mit damit, die schier endlosen Weiten der Hardangervidda zu durchqueren.
Über Geilo, Gol und das fruchtbare Hallingdal erreichen wir schließlich unser Hotel auf dem Norefjell, welches auf etwa 800 Metern liegt und uns mit einer noch einmal ganz anderen Natur begeistert.

23.08.2024 Von Noresund über Oslo nach Göteborg

Unser letzter gemeinsamer Tag in Norwegen ist angebrochen. Wir dürfen noch das tolle Frühstücksbuffet in unserem Hotel genießen und dann geht es los in Richtung Oslo. Wir bewundern die fantastische Aussicht auf den Krøderen See bei der Fahrt ins Tal und machen uns dann noch einmal auf den Weg in die Hauptstadt.
Wir fahren vorbei am Tyrifjord, der eigentlich kein Fjord, sondern der fünftgrößte Binnensee Norwegens ist und beobachten die sich verändernde Landschaft, die nun von Kornfeldern und Obstplantagen geprägt ist.
Am Vormittag erreichen wir Oslo und machen noch einen letzten Abstecher hinauf zum Holmenkollen, dem städtischen Skigebiet. Auch wenn die Sicht nicht optimal ist, freuen wir uns über dieses kleine Extra, bevor es dann endgültig weitergeht Richtung Süden.
Gegen Mittag erreichen wir die norwegisch-schwedische Grenze und legen eine letzte Pause auf norwegischem Boden ein. Dann heißt es "På gjensyn!" und wir machen uns auf den Weg Richtung Göteborg.
Wir erreichen den Hafen am späten Nachmittag und gehen gemeinsam wieder an Bord der Stena Germanica.
Auch heute enttäuscht das Abendbuffet nicht und wir lassen es uns ein letztes Mal gemeinsam gut gehen und genießen den letzten Abend der Reise.

24.08.2024 Ankunft in Kiel und Heimreise

Kiel begrüßt uns am nächsten Morgen mit recht angenehmen Temperaturen - das soll sich im Laufe des Tages definitiv noch ändern.
Nach dem Landgang heißt es nun wieder Verabschieden und so langsam aber sicher neigt sich unsere Reise dem Ende zu. Mit einem Koffer voll Souvenirs, der Speicherkarte voll Fotos und dem Kopf voller Erinnerungen treten wir die letzte Etappe unserer Heimreise an.
Trotz einiger kleiner Staus und kuscheligen 34 Grad lassen wir uns die Laune nicht verderben und alle erreichen immer noch überpünktlich ihre Ausstiegsstellen in Leipzig und Dresden.

Schlusswort

Liebe Reisegäste,
Wir möchten uns ganz herzlich bedanken, dass Sie sich für die Reise mit uns entschieden haben und auch - trotz so mancher Widrigkeiten, die sich uns in den Weg gestellt haben, so positiv geblieben sind.
Wir hoffen sehr, dass die schönen Erinnerungen an Norwegen überwiegen werden und wir vielleicht den ein oder anderen auf einer Reise wiedersehen werden.

Bleiben Sie gesund (!) und reiselustig,
Sinah & Jan

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