Reisebericht: Alpenüberquerung Österreich – Italien – vom Ötztal nach Meran

20.08. – 27.08.2016, 8 Tage Wanderreise Ötztal – Obergurgl – Gaisbergtal – Similaunhütte – Vernagt – Texelgruppe – Schnalstal – Meran in Südtirol (Italien) (ca. 56 Wanderkilometer)


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Eine Alpenüberquerung ist immer eine besondere Reise, da sie uns auch an eigene Grenzen führt...
Ein Reisebericht von
Betina Marinov
Betina Marinov

Vom Ötztal nach Meran – Alpenüberquerung

1. Tag: 20.08. – 27.08.20161.Tag: Anreise ins Ötztal


Am frühen Morgen reisten wir vorbei an Nürnberg, München und über die Europabrücke zum Brennerpass. Endlich Südtirol, spätestens hier spürten wir den Hauch des Südens:
Unzählige Obstplantagen, üppige Weinberg und die Bergkulissen an einer Perlenkette aufgereiht, schaffen eine fast schon mediterran anmutende Atmosphäre.
Am Nachmittag erreichten wir Obergurgl im Ötztal, Hotel Wiesental", unseren Ausgangsort für die nächsten 8 Tage.
Herzlich wurden wir von Herrn Scheiber empfangen.
Während unserer Vorstellungsrunde tranken wir genüsslich den Wellcome - Drink und freuten uns auf die Ötztaler Köstlichkeiten.

2.Tag: 21.08.2016 Zirbenwald und Rotmoos–Wasserfall


Mit der Hohe Mut Bahn ging es von Obergurgl auf 2.670 m zur Hohe Mut Alm. Leider konnten wir die Berge nur erahnen, da die Wolken sehr tief hingen und es leicht regnete.
Da es rutschig war, erforderte die Wanderung zur Schönwieshütte volle Konzentration.
Unsere erste Rast in der Schönwieshütte kam uns sehr gelegen und wurde durch Live Musik untermalt.
Der weitere Abstieg erfolgte durch das Rotmoostal zum Wasserfall. Hier stürzte die
Rotmoosache ca. 100 m in eine Schlucht. Ein Lehrpfad schlängelte sich durch den 400 Jahre
alten Zirbenwald bis zur Davidshütte.
Interessiert schauten wir auf eine Hängebrücke, die den Einstieg zum Klettersteig symbolisierte. Das war uns doch eine Nummer zu anstrengend und wir hatten kein Seil dabei. Deshalb entschieden wir uns für die Knie schonende Variante den Rundweg 37 nach Obergurgl. Ein Murmeltier ließ sich durch uns gar nicht stören und posierte wie ein Model auf einem Felsen.
- 740 Höhenmeter ca. 9km 4,5 Std.

3.Tag: 22.08.2016 Seenplatte


Vom Dorfzentrum ging es zunächst über die Gurgler Ache in Richtung Seeplatte. Es waren fast 500 m stetiger Anstieg bis zum Soomsee, der leider nur noch zu erahnen war.
Die Belohnung war der fantastische Ausblick auf die Gurgler Schartl, den Grieskogel und das gegenüber liegende Königstal.
Auf fast gleichem Höhenniveau führte unser weiterer Weg zum Nedersee. Dieser lag in voller Pracht in einer Senke und lud zur Rast ein.
Weiter ging es durch einen verträumten Lärchen- und Fichtenwald bis zur Lenzenalm. Dort verbrachten wir unsere Mittagsrast. Ein reizvoller Platz zum Verweilen mit Blick auf die Timmelsjoch Hochalpenstrasse, nach Hochgurgl und auf den Wurmkogel.
+ 580 Höhenmeter - 580 Höhenmeter ca. 10 km ca. 4,5 Std.

4. Tag: 23.08.2016 Wanderung von Obergurgl nach Hochgurgl


Ab Obergurgl führte ein sehr schöner Wanderweg 3, umsäumt mit unzähligen Lärchen und Fichten durch die Gurgler Heide.
Der Höhenweg ins Königstal führte erst rechts, dann links am Königsbach entlang.
Die Baumgrenze ist deutlich zu erkennen, sie liegt zwischen 2.000 und 2.400 Höhenmetern.
Unsere Rast in expliziter Lage ermöglichte uns den Blick auf Hochgurgl
Die Hochgurgl Bahn und der Wurmkogl Sessellift brachte uns auf 3.082 Meter.
Zum Gipfelkreuz auf den Wurmkogel war es nicht mehr weit und wir erlebten ein fantastisches Panorama auf unzählige Dreitausend Meter hohe Gipfel. Da durfte im Anschluss ein Gipfel Schnaps nicht fehlen! Prost - die Aussicht war gigantisch.
Die neuerbaute Top Mountain Star Hütte aus Stahl und Glas, läutete eine neue Ära der Hüttenkultur ein. Vom Dach bis zum Boden alles aus Glas, ermöglicht einen uneingeschränkten Rundblick in die Ötztaler Alpen. Nicht nur dass, sondern die Gipfel von Südtirol (Piz Boé), Subaital und Pitztal waren deutlich zu erkennen.
Mit der Hochgurgl Bahn gelangten wir sicher wieder ins Tal.
+ 225 Höhenmeter - 150 Höhenmeter 8 km ca. 4 Std.

5.Tag: 24.08.2016 Tag zur freien Verfügung


Einige Wanderer entschieden sich für den Rotmoos-Ferner.
Es ging mit der Hohe Mut Bahn hinauf zur Hohe Mut Alm. Von dort führte ein schöner Wanderweg fast bis zum Gletscher des Rotmoos Ferner. Die Sicht war fantastisch auf die umliegenden 21 teilweise vergletscherten Berge. Fast alle Berge erreichten ca. 3000 Höhenmeter und das Panorama erschien immer wieder faszinierend von einem anderen Blickwinkel aus. In der Schönwiesen Hütte kehrten wir ein zur wohlverdienten Rast.

6. Tag:  25.08.2016 Aufstieg zur Similaun Hütte


Mit dem Bus erreichten wir das beschauliche Bergführer Dörfchen Vent. Von dort aus ging es über die Spieglbachbrücke ins Niedertal. Der Aufstieg war lang, aber bequem zu gehen und durch einen Berg Rutsch konnten wir nur auf der gegenüber liegenden Talseite passieren.
An der Martin Busch Hütte angekommen, schmeckte unser Essen vorzüglich.
Weitere 3 Std. über teilweise schmelzende Gletscher ging es zur Similaun Hütte auf 3.019 Höhenmeter. Das war schon anstrengend... Jedoch zur Belohnung gab es einen Gipfel Schnaps und der Blick auf den 3.599 m vergletscherten Similaun war beeindruckend.
Vor über 100 Jahren wurde die Similaun Hütte errichtet, die sich jetzt in Privatbesitz der Familie Pirpamer befindet. Sie wird aber wie eine Alpenvereinshütte betrieben.
Es ist der höchste Punkt der Alpenüberquerung am Schnalskamm in den Ötztaler Alpen und grenzt an der Texel Gruppe im Schnalstal in Südtirol.
Die Fundstelle des „Ötzis" liegt 1,5 Std. entfernt am Tisenjoch (3.210m) und es ist ein spannender Ausflug in die Steinzeit. Ein „Muss" für jeden interessierten Wanderer. Der Weg ist sehr anspruchsvoll, da er über Geröll und unebene Steine führt. Teilweise sind auch Seil und Ketten erforderlich und absolute Trittfestigkeit. Da es sehr steil auf dem Grad entlang ging und einige Schneefelder sind zu passieren waren.
Der Mann aus dem Eis wurde 1991 gefunden, stammt aus der Kupfersteinzeit ca. 3100 v. Chr. und ist ca. 5.300 Jahre alt.
Zwei Wanderer, Familie Simon aus Nürnberg hatten ihn am Tisenjoch entdeckt.
+ 1.120 Höhenmeter ca. 19 km ca. 6,5 Std.

7.Tag: 26.08.2016  Abstieg zum Stausee nach Vernagt


Der Hüttenwirt und Bergführer Markus Pirpamer erklärte uns zum Abschied die umliegenden Gipfel. Ohne Probleme meisterten wir den Abstieg auf alten Passwegen ins Südtiroler Schnalstal bis zum Tisenhof auf 1.814 Höhenmeter im Naturpark der Texelgruppe.
Dieser Bergbauernhof Tisenhof (1306) besteht aus 3 Gebäuden, diente auch als Jausenstation und wurde 1981 unter Denkmalschutz gestellt.
Der Vernagt- Stausee liegt auf 1.689 Höhenmeter und hat eine Fläche von ca. 100 ha.
Im Stausee versanken acht Höfe des Dorfes Vernagt. Die Spitze des Kirchturms ragt bei
Niedrigwasser aus dem See. Der Stausee erstand erst in den 1950 /1960iger Jahren mit einer 65 Meter hohen Staumauer.
Mit dem Bus ging es von Vernagt nach Naturns zum Bahnhof und von dort war es nur ½ Stunde mit dem Zug nach Meran. Im Hotel Kolping standen unsere Koffer bereit und somit war unser Gepäck wieder vollständig. Einige Gäste nutzen auch den schönen Pool im Hotel zum Relaxen.
Am Nachmittag war Zeit für einen Spaziergang durch die Altstadt von Meran.
- 1.205 Höhenmeter ca. 13 km ca. 4 Std.


8. Tag  27.08.2016 Abreise


Mit dem Italien Pendel ging es von Meran nach Bozen und weiter bis Steinach am Brenner.
Dort erfolgte der Umstieg am Wipptaler Hof und weiter fuhr der Bus bis nach Sachsen.
Jedoch trägt jeder von uns in seinem Herzen ein Stückchen von der unbeschreiblich schönen Bergregion mit nach Hause. Die Faszination der Berge ist unglaublich....
Sie strahlen so viel Kraft und Energie aus, die noch sehr lange anhalten wird.
Bestimmt sehen wir uns bei der einen oder anderen Tour wieder,
mit den herzlichsten Grüßen,
Eure Betina

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