Reisebericht: Radreise Österreich – E–Bike Rundreise Zillertal/Tirol

22.08. – 29.08.2015, 8 Tage geführte Radreise durch die Täler Tirols mit Zillertal–Radweg – Mayrhofen – Inntal–Radweg – Rattenberg – Achensee – Gerlos – Penken–Panorama–Radtour (302 Radkilometer)


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Viele von uns waren sicherlich schon einmal in Österreich. Aber mit dem E-Bike die Berge hinauf fliegen, das ist doch wieder mal ein neuer Genuss.
Ein Reisebericht von
Rico Manns

1. Tag: Anreise ins Zillertal

Fast pünktlich um 6 Uhr am Morgen startet der Motor unseres Reisebusses in Richtung Zillertal. Da wir im Zielgebiet lediglich unsere Füße und unsere elektrisch betriebenen Fahrräder zur Verfügung haben, teilen wir uns auf der Hinfahrt und Rückfahrt den Bus mit Gästen, die ihren Urlaub in Tirol verbringen wollen. Die Anfahrt verläuft fast reibungslos, lediglich am Tegernsee stellen wir fest, dass wir nicht die einzigen Urlauber sind und es kommt daher zu kleinen Verzögerungen. Am Nachmittag kommen wir in unserem urigen und schönen Hotel, dem Grillhof, in Ried an. Am Abend gibt es eine kleine Vorstellungsrunde und die, die mit dem Auto selber angereist sind, treffen auf die, die die Alternative Bus gewählt haben. Insgesamt sind wir in den nächsten Tagen eine 11- köpfige Gruppe. Da der Wirt des Grillhofes uns persönlich leiten wird, die Sonne bestellt ist, das Essen vorzüglich heute war und die nächsten Tage uns bei schwierigen Passagen der Elektor Motor hilft, kann es nur eine fantastische Woche werden.

2. Tag: Mit dem Rad auf dem Inntalradweg über Rattenberg zum lustigen Museumsfriedhof und durch urige Tiroler Bergdörfer

Nachdem wir uns reichlich beim Frühstück gestärkt haben, sehen wir uns heute zum ersten Mal die Räder an und ich muss sagen, da haben wir die nächsten Tage den Mercedes unter den E-Bikes erwischt. Nach der ausführlichen Einweisung für die Fahrräder ging es los in Richtung Rattenberg. Über den Zillerradweg, den Inntalradweg und oft direkt an den beiden Flüssen entlang, fliegen wir durch unsere Fahrräder regelrecht nach Rattenberg. Hier schauen wir uns das kleine, aber feine Städtchen inklusive Kirche, Freilufttheater und Nagelmuseum an. Nach dem Mittagessen fahren wir in die Nachbarstadt nach Kramsach. Hier findet man den lustigen Museumsfriedhof. Nun werden sich die Unwissenden wundern und sich denken, was schreibt der denn da, einen lustigen Museumsfriedhof?
Durch mühevolle Arbeit wurde hier ein privater Museumsfriedhof 1965 eröffnet, welcher Sprüche und Lebensweisheiten auf Schmuckstücken altehrwürdiger Schmiedekunst darstellt. Folgende Sätze kann man auf dem Friedhof ohne Toten lesen:
"Hier liegt mein Weib Gott seis gedankt, oft hat sie mit mir gezankt. O lieber Wanderer geh gleich fort von hier, sonst steht sie auf und zankt mit Dir".
„Hier schweigt Johanna Vogelsang sie zwitscherte ihr Leben lang".
Nachdem wir die Bauchmuskeln durch das Lachen trainiert hatten, bringen uns unsere Beine zum Schlitterer See. Hier können die, die baden wollen baden gehen und die, die sich lieber innerlich erfrischen, innerlich erfrischen. Mein persönlicher kleiner Held des Tages war ein fast 75-jähriger Reisender. Er ging auf die nicht ernst gemeinte Aufforderung des Reisebegleiters ein und machte tatsächlich eine „Arschbombe" ins Wasser. Warum auch nicht.
Nachdem wir alle innerlich oder äußerlich erfrischt waren, ging es zurück zum Hotel nach Ried. So ließen wir unseren ersten Rad Tag bei einem feinen 5 Gänge Menü ausklingen.

3. Tag: Radtour auf dem gemütlichen Zillertalradweg nach Mayrhofen durch das Zillertal

Unsere heutige zweite Fahrradtour ging in das berühmte Örtchen Mayerhofen. Die Sonne schien uns heute wieder auf den Pelz und so starteten wir vergnügt gegen 9 Uhr mit unseren schmucken Fahrrädern. Erster Stopp war der nahe gelegene Skilift der im Winter täglich 10.000 - 15.000 Menschen willkommen heißt. Danach ging es direkt nach Mayerhofen, wo wir zunächst einen kleinen Stopp mit Kaffee und Gepäck machten, bevor wir in die Stadt radelten. Durch eine trügerische Ampel wurden wir in zwei Gruppen geteilt und verbrachten die nächsten Minuten sehr unterschiedlich. Als wir alle wieder zusammen waren, radelten wir zu einem urigen Gasthaus, der Bruggerstube. Hier gibt es echte Tiroler Hausmannskost und dank mehrerer singfreudiger Gäste auch einen Gratis Schnaps für uns Radler. Nachdem wie uns wieder gestärkt hatten, ging es weiter in Richtung Zell am Ziller. Hier besuchten wir das Zillertaler Regionalmuseum und lernten einiges über die alten Lebensgewohnheiten der hiesigen Einwohner. Nachdem wir den Werkraum und die Küche und alle anderen Räume besucht hatten und wussten woher die Aussage:" Du hast aber einen ganz schönen Ranzen dran" stammt, radelten wir durch die schönen Tiroler Dörfer zurück ins Hotel.

4. Tag: Zeit zum Genießen der kristallklaren Bergluft des Zillertals

Der Sonnengott hatte heute Pause und schickte seinen Nachbarn. Da wir dank modernster Technik das gestern schon wussten, haben wir den Ruhetag auf heute gelegt und jeder durfte machen wonach er Lust hat. Zwei Personen besuchten die Erlebniswelt Swarovski in Wattens und der Rest der Gruppe begab sich auf eine Ausfahrt mit der Zillertalbahn, inklusive kleiner Wanderung zur Maria Brettfall Kirche. Dort beschauten wir die Kirche und kehrten in die benachbarte Gaststätte ein. Die Wirtin schaute uns beim betreten noch eigenartig und nicht sehr freundlich an. Nachdem sie aber festgestellt hatte, dass wir eine sehr lustige Truppe sind, hatte sie am Ende doch noch sehr viel Spaß mit uns. Anschließend ging es wieder zu Fuß nach Rotholz, wo wir die Zillertalbahn bestiegen die uns zurück nach Ried brachte. Hier wartete das Schwimmbad und die zwei Saunen auf unsere Nutzung. Der Wetterbericht für den morgigen Tag sagte auch wieder super schönes Wetter an. Dies war auch gut so, denn wir wollten eine größere Fahrradtour zum Achensee machen und mit der ältesten Dampf-Zahnradlokomotive Europas fahren.

5. Tag: Mit dem Rad in der Dampf–Zahnradbahn zum Erlebnis Achensee und ins Karwendelgebirge

Nachdem wir uns beim Frühstück ausreichend gestärkt hatten, traten wir heute zu einer großen Runde an. Zunächst ging es durch das schöne Zillertal, über eine Panoramastraße, nach Jenbach. Wir konnten auch die Kirche Maria Brettfall, die wir gestern besucht hatten, noch einmal von unten betrachten. In Jenbach nutzten wir die mit 180 Pferdestärken ausgestattete starke Achensee Dampfbahn, welche uns und unsere Fahrräder in einer etwa 50 minütigen Fahrt zur Seespitze am Achensee brachte. Da wir zum Glück reserviert hatten, wurde extra für uns ein Abteil gesperrt, da der Andrang heute sehr groß war. Für einen Teil der Fahrräder war daher kein Platz mehr und sie wurden mit einem Auto nach oben befördert. Nachdem alle einen Platz hatten ging es mit der ältesten noch in Europa fahrenden Dampf-Zahnradbahn schnaufend nach oben. Der Achensee empfing uns an der Seespitze mit seinem ganzen Glanz. Durch das traumhafte Wetter schimmerte er in seinem smaragdfarbenen grün und lud förmlich zum Baden ein. Leider hatten wir heute dafür keine Zeit, denn das Karwendelgebirge wartete schon mit seiner Gramaialm auf uns. Dadurch, dass die Strecke mautpflichtig ist, fuhren auf der Straße nur wenige Autos und wir konnten somit das schöne Gebirge ausführlich genießen. Aber irgendwie ging es heute eher schleppend voran. Nach dem Mittag wussten wir auch warum. Es lag nicht an dem heißen Asphalt der unsere Räder festhielt sondern an der Steigung. Wir ließen uns nämlich ganze 7 km von der Alm zurück ins Tal rollen. Das war vielleicht mal ein Erlebnis, sich einfach langsam durch das schöne Tal rollen zu lassen. Zum Nachmittag hin ging es zurück durch Pertisau und wir besuchten die Achenseer Museumswelt in Maurach. Hier besichtigten wir neben alten Traktoren, Puppen und Kristallen, alte Ausrüstungen von der Feuerwehr und der Polizei. Nach diesem kurzem Stopp ging es auf einem Waldweg entlang des Kasbaches, bergab nach Jenbach. Von hier fuhren wir zurück in unsere 8 tägige Wahlheimat nach Ried.

6. Tag: Radtour in den Zillergrund

Nachdem wir uns gestern so schön ein geradelt hatten, ging es heute auf die letzte der beiden längeren Touren. Am Morgen ging es erst einmal wieder nach Mayerhofen und da wir dort bis jetzt nur einmal durchgeradelt waren, nahmen wir uns heute etwas mehr Zeit für die Stadt. Das Ziel unserer heutigen Tour war der schöne Zillergrund. Über Kumbichl und Brandberg fuhren wir in die schmale Schlucht hinein. Links daneben grasten die Kühe und bimmelten uns mit ihren Glocken den Weg und rechts floss die Ziller glasklar an uns vorbei. Da auch hier die Strecke mautpflichtig ist, konnten wir die schöne Asphalt Strecke fast ohne Autoverkehr nutzen. Wir entschieden uns in der schönen Gaststätte AU unserer Mittagspause zu verbringen und ließen uns den Jauseteller schmecken. Nach dem köstlichen Mittagessen ließen wir einfach mal unsere „Seelen baumeln", bevor wir zurück ins Tal rollten. Auf halber Strecke machten wir eine kurze Pause um die Füße in dem kristallklaren, aber eiskalten Gebirgsbach abzukühlen. Anschließend ging es weiter hinab in das Tal, ehe die spannende Rollphase mit dem Tunnel, welcher direkt nach Mayerhofen führt, endete. Von hier aus ging es dann über neue Wege zurück zu unserem Hotel.

7. Tag: Auffahrt mit der Horbergbahn auf 1.700 Meter Höhe sowie Besuch der Erlebnis–Sennerei Mayrhofen

Heute war leider schon der letzte Fahrradtag. Doch es warteten noch einmal zwei besondere Höhepunkte auf uns. Zum Einen ging es in die Sennerei nach Mayerhofen und zum Anderen fuhren wir mit der Horbergbahn, welche uns von 630 Meter auf knapp 1700 Meter befördern sollte. Doch zunächst der Reihe nach. Als erstes besichtigten wir die Sennerei in Mayerhofen, welche Milch, Joghurt und Käse herstellt. Wir konnten dabei den Käsemeistern über die Schultern schauen und weiter hinten mit den „Genußlöffeln" uns durch das Sortiment von Milch und Joghurt schlemmen. Einige von uns wurden auch mehrmals an den Ausgabestationen gesehen. Wer das aber genau war, bleibt geheim. :-) Kein Wunder, denn es war verdammt köstlich. Anschließend besuchten wir noch den Schaubauernhof nebenan, bevor wir uns auf den Weg zur Horbergbahn machten. In der Gondel nahmen immer zwei Personen und zwei Fahrräder Platz, ehe es anschließenden schwebend nach oben ging. Von hier aus hatten wir eine herrliche Aussicht in das Tal sowie auf die anderen Bahnen. Hier konnte man sich gut vorstellen, wie viel im Winter wohl los sein wird. Über einen kurzen, aber steilen Anstieg ging es auf der Panoramaroute zur Alm Roswitha, wo wir unser Mittag einnahmen. Nach der Rast rollten wir entspannt nach unten in Richtung Zillertal und genossen dabei die herrliche Aussicht. Im Hotel angekommen verschoben wir den obligatorischen Schnaps auf den Abend und jeder konnte heute noch einmal das Hallenbad oder die Sauna nutzen. Nach dem Abendbrot versammelten wir uns alle nochmal draußen am Pool und ließen die Tage Revue passieren und hoben das Glas auf unsere Gesundheit und die schöne Woche an.

8. Tag: Heimreise

Auch am letzten Tag lächelte uns die Sonne früh entgegen. Doch leider hieß das heutige Fortbewegungsmittel nicht Fahrrad sondern Bus oder PKW und so hieß es Abschied nehmen von unserem Grillhof und unserem lieb gewonnenen Zillertal.
Ich möchte mich an dieser Stelle bei dem Team vom Grillhof, insbesondere unserem Reiseleiter Markus bedanken, der uns immer auf neue Strecken lenkte und wir dadurch zahlreiche neue Gegenden kennen lernen durften.
Des Weiteren möchte ich ein Dankeschön an meine Urlauber sagen. Ihr wart wirklich goldig und ich habe die Zeit mit euch sehr genossen. Ich wünsche euch weiterhin eine unfallfreie Fahrt mit den Fahrrädern und verliert nicht euren schönen Humor.
Abschließen möchte ich meinen Bericht mit einem kleinen Gedicht:
„Als ich auf dem Balkon stand heut Nacht, weil mich eine Mücke um den Schlaf gebracht,
da sah ich die Sterne leuchten und die Berge bauten sich auf wie ein Turm. Ich dachte „Du Mensch, was bist du für ein Wurm?"
Doch wenn das Dunkel verschwindet und die Sterne sind nicht mehr zu sehen und wir um 9 wieder vor unseren Rädern stehen, dann steigt der Mut und der Will der uns den Tag lässt besiegen.
Dann, ja dann kommt Markus und erklärt uns mit ernstem Gesicht „So geht es und so geht es nicht."
Wir fahren los. Er zieht uns auf den Berg. Wir strampeln, schwitzen und schnauben das letzte Stück. Nun schauen wir hinunter. Welch ein Glück.
Doch geht es mal gar nicht. Der Rico hilft uns schieben. „Nu" Rico, dafür tun wir dich lieben.
Uns kann nichts trennen. Keine Ampel, kein Sturz. Wir durchfahren auch verbotene Tunnel ganz kurz.
Nun ist sie vorbei die schöne Zeit im Grillhof in Ried. Doch die Erinnerung bleibt und die ist es aus der uns niemand vertreibt."
Autor: B. Hauck

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Kommentare zum Reisebericht

Hallo Rico!
Hast alles gut berichtet, Klasse!
Grüß alle von mir.
Günter

Günter Ulbricht
16.09.2015

Hallo Günter,
es freut mich zu lesen, dass dir mein Bericht gefällt. Ich freue mich auf unser baldiges Treffen. Bleib mir gesund und bis bald.

Rico Manns 26.10.2015