Reisebericht: Masuren – Rundreise in Polen

16.07. – 25.07.2015, 10 Tage Rundreise Masuren: Stettin – Danzig – Sopot – Kaschubei – Marienburg – Sensburg – Nikolaiken – Thorn


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Vor wenigen Tagen kehrte eine Reisegruppe von Eberhardt Travel, nach einer zehntägigen Reise durch Nordpolen und die Masuren, zurück.
Ein Reisebericht von
Karl-Heinz Meinig

Städte mit reicher Kultur

Auf der Reise in die Masuren besuchten wir zuerst die Städte Szczecin und Gdansk. Nach unserer Ankunft im noblen „SAS Radisson Blue" erfolgte eine Stadtrundfahrt mit einigen Ausstiegen z.B. am Schloss der Pommerschen Fürsten und an der Hakenterasse. Szczecin die historische Hauptstadt Westpommerns, gelegen am Unterlauf der Oder, ca. 65 km von der Ostsee entfernt, wechselte auf Grund einer bewegten Geschichte mehrmals ihre Staatszugehörigkeit. Sie befand sich unter schwedischer, preußischer und später polnischen Herrschaft. Unsere ausgezeichnete Stadtführerin brachte uns die Geschichte ihrer Stadt sehr nahe.
In Gdansk fuhren wir zuerst ab Hotel mit dem Bus über Sopot nach Gdynia, wo wir einen Fotostop im Hafen machten. Die zwei, dort vor Anker liegenden Museumsschiffe und das aktuelle Segelschulschiff des Landes, waren begehrte Fotoobjekte. Auf der Fahrt dorthin erzählte uns unser Stadtführerin Beata vieles zur Geschichte der Dreistadt Gdansk, Sopot und Gdynia.
Im Dom zu Oliwa erfolgte eine Orgelpräsentation.
In Sopot beeindrucken die aus Holz gezimmerte 150 Jahre alte, 500 m in die Ostsee ragende Mole, das Grand Hotel, das neu gestaltete Kurzentrum mit seinen vielen Möglichkeiten der Erholung und Entspannung sowie das rege Treiben auf der Strandpromenade. Viele Gaststätten, Restaurants und Cafe's runden das Bild ab.
Am Nachmittag erfolgte der Rundgang durch die Altstadt von Gdansk. Die Gäste besuchten die touristischen Höhepunkte der Stadt: den Langen Markt, das Rechtsstädtische Rathaus den Neptunbrunnen, das Krantor an der Mottlau, die Marienkirche und andere Sehenswürdigkeiten.

Besuch der Kaschubischen Schweiz

Am vierten Tag unserer Reise besuchten wir diese zweisprachige ethnografische Region, die sich nördlich der Tucheler Heide bis zur Ostseeküste erstreckt. Beim Besuch des „Kaschubischen Museums" in Kartuzy, dem Hauptort dieses Gebietes, machten wir uns mit Geschichte und Leben der Angehörigen dieser Volksgruppe vertraut. Leider konnten wir die Abteikirche des Karthäuser-Ordens in Kartuzy nicht von Innen besichtigen, da gerade ein Gottesdienst stattfand. Die notwendigen Erläuterungen zu den Außenanlagen und der Kirche gab uns unsere örtliche Reiseleiterin Beata. Entsprechende Informationen besorgten sich unsere Gäste auch im vorhandenen Ifo-Zentrum. In Chmielno, gelegen an einem der Radunski-Seen, nutzten die Reiseteilnehmer die Freizeit für den Besuch einer Töpferei, einem Spaziergang oder einem Mittagessen in einem Restaurant am Ufer des Sees.
Auf unserer Weiterfahrt machten wir noch einen Halt an einem schönen Aussichtspunkt, in dessen Nähe sich auch ein Denkmal aus dem 2. Weltkrieg befindet. Am Parkplatz wurden leckere Kirschen, Himbeeren, Blaubeeren und anderes von Einheimischen angeboten. Einige unserer Gäste machten von diesem Angebot rege Gebrauch.
In Stolemek, gelegen am Ostrzyckie-See, machten wir eine weitere Freizeit. Hier konnte man Baden, ein Tretboot ausleihen, ein Eis schlecken, einen Spaziergang machen oder sich ganz einfach entspannen. Der See hat eine Fläche von 328,95 ha, ist 21 m tief, die Länge beträgt 6360 m und die größte Breite 760 m. Leider kippte das Wetter und es begann kräftig zu regnen. Der Bus brachte uns anschließend nach Zuckowo. Dort erfolgte in einem örtlichen Restaurant das kaschubisches Abendessen mit der dazugehörigen Folklore. Die Mutigsten besuchten bei strömenden Regen vorher noch das „Norbertinnen-Kloster" im Ort.

Reise in die Vergangenheit

Auf unserer Reise in Richtung der Masuren statteten wir der größten Ordensritterburg in Polen einen Besuch ab. Die Marienburg, ein Kunstwerk der Wehr-und Residenzarchitektur des späten Mittelalters wurde von unserer Reisegruppe unter Leitung einer Burgführerin in Augenschein genommen. Die weltgrößte gotische Schlossanlage nimmt eine Fläche von 21 ha ein, der Rauminhalt der Gebäude beträgt insgesamt über 250.000 Kubikmeter. Sie gilt als größtes von Menschenhand errichtetes Backsteinbauwerk.

Natur pur in den Masuren

Nach dem Besuch der Marienburg setzten wir unsere Fahrt über Elblag, Ostroda und Olsztyn nach Mragowo, gelegen am Czossee, fort. Das gemütliche und familiär geführte Hotel war für vier Nächte unser Quartier.
Der nächste Tag war den nördlichen Masuren vorbehalten. Zuerst besuchten wir das Städtchen Mragowo. Lukas, unserer Reiseleiter, erklärte uns alles zu seiner Heimatstadt. Wir sahen den Magistratssee, die Mole, das Rathaus sowie die Evangelische und Katholische Kirche und den „Polenmarkt". Informiert wurde auch über die ehemalige Synagoge.
Danach besichtigten wir die Wallfahrtskirche „Heilige Linde". In dieser neu renovierten Kirche erfolgte eine weitere Orgelpräsentation. Die Besonderheit dieses Instruments sind die vielen Figuren, die sich beim Spiel der Orgel bewegen. Nach der Möglichkeit eines schmackhaften Mittagessens in einem nahe gelegenen Restaurant fuhren wir zur
Wolfsschanze im Wald von Rastenburg. Bei einer Führung erfuhren unsere Gäste alles über den Bau, die Anordnung der einzelnen Bunker und dem Attentat vom 20.Juli 1944. Auf der Rückfahrt machten wir noch einen kurzen Halt an der Burg von Rastenburg. Die etwas frühere Ankunft im Hotel wurde bei schönstem Wetter zum Baden, zu einem Spaziergang am See oder zur Erholung genutzt
.Der nächste Tag begann mit einer längeren Busfahrt nach Elk. Bevor wir unsere Zugfahrt begannen besichtigten wir das Bahnhofsmuseum, die Schnitzerei und den Kleintier- und Bienengarten.
Mit einem, von einer Diesellok gezogenen Zug, begaben wir uns auf eine Fahrt durch die sog. „Buckelmasuren" nach Sypitki, wo im Wald ein Picknick für uns vorbereitet war. Bei Akkordeonklängen, verspeisten wir das polnische Nationalgericht Bigos und jeder Gast bereitete sich am Lagerfeuer eine leckere Wurst zu. Dazu gab es Bier, Wodka, alkoholfreie Getränke und Kaffee. Die Fotografen unter unseren Gästen nutzten die zahlreichen Fotomotive, die der Picknickplatz, der Haltepunkt und der nahe gelegene Fluß boten.
Mit einem Besuch von Gizycko inkl.eines Spaziergangs mit Lukas durch den Freizeitbereich am See zum Yachthafen, und über die neu erbaute, großzügige Fußgängerbrücke zurück in das Stadtzentrum zur „Schinkelkirche". Nach einer Freizeit erfolgte eine kleine Stadtrundfahrt mit Blick auf die 150 Jahre alten Drehbrücke, dem ehemaligen Deutschordensschloß, welches heute ein modernes Hotel beherbergt und die entsprechenden Einrichtungen der Stadt, wie ehemalige Mädchenschule, Polizei, Krankenhaus, Hotel „Wodnik", Reparaturwerft, den „Grossen" und „Kleinen" Lötzener Kanal und einem kurzem Blick auf die ehemaligen Befestigungsanlagen endete der zweite Tag in den Masuren.
Der letzte Tag in dieser Region gehörte den südlichen Masuren. Bevor wir dorthin fuhren begaben wir uns in Richtung der „Johannisburger Heide". Bei strömenden Regen hielten wir in Kleinort am Geburtshaus des Schriftstellers Ernst Wiechert nur kurz an.
Weiter ging die Reise nach Mikolajki, dem „Venedig des Nordens". Hier in diesem Urlaubsort bestiegen wir ein Motorschiff und schipperten über den Mikolajkener See zum Spirdingsee, dem größten, der Masurischen Seen, und wieder zurück. Da sich das Wetter gebessert hatte erfolgte im Anschluß durch Lukas, unserem masurischen Reiseleiter, der Rundgang durch Mikolajki. In einem gemütlichen Fischlokal im Zentrum des Ortes nahmen unsere Gäste ihr Fischessen, Zander mit Pfifferlingen, ein. Die noch zur Verfügung stehende Freizeit nutzten die Mitglieder der Reisegruppe für persönliche Unternehmungen.
Danach brachte uns der Bus nach Krutynia, einen kleinen Ort am Flüßchen. Nach der Ankunft und bei trockenen Wetter erfolgte eine einstündige Staakenbootsfahrt auf dem insgesamt 99 km langen Flüßchen Krutynnia. Zuerst ging es durch unberührte Natur flussaufwärts, anschließend mit der Strömung flussabwärts. Wir sahen Schwäne mit ihrem Nachwuchs, ebenso Enten mit ihren Jungen, Fische in großer Anzahl und die Hinterlassenschaften der Biber. Nach einer kurzen Freizeit begaben wir uns nach Babieta, wo Eulalia einem Bauernhof betreibt. Auf der Fahrt dorthin wurden wir auf einem Waldweg von einer schönen Reiterin auf einem feurigen Hengst und mehreren Pferdekutschen empfangen. Mit einer längeren Kutschfahrt begann die Bauernhochzeit, die mit Musik und Tanz, Folklore und reichlich Essen und Trinken aufwartete. Auch das Brautpaar und ein in kürzester Zeit entstandenes Baby standen im Mittelpunkt des Geschehens. Natürlich wurde auch die Reisegruppe aktiv einbezogen. Dabei hatten alle Beteiligten einen großen Spaß.
Bei all unseren Fahrten sahen die Mitglieder unserer Reisegruppe die wunderbare Landschaft dieser Region, die durch die letzte Eiszeit geschaffen wurde. Unzählige Seen begleiteten uns. Wellige Landschaften, kleine liebliche Dörfer, Gebiete, wo der Biber seine Spuren hinterlassen hat und viele Storchennester, die jetzt besetzt sind, denn bald beginnt der Flug Richtung Süden. Bei den Fahrten durch diese Gegend erzählte uns Lukas viel über seine Heimat und machte uns mit verschiedenen Texten über die Masuren bekannt.

Torun, die Geburtsstadt von Nikolaus Kopernikus

Unsere Rückreise erfolgte über Olsztyn, Ostroda, Lubawa und Brodnica nach Torun, der Stadt, die 1997 in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes eingetragen wurde. Am 19. Februar des Jahres1473 wurde hier Nikolaus Kopernikus geboren. Sein Geburtshaus sahen unsere Gäste bei einem kleinen Stadtspaziergang, der sie auch zur Marienkirche, dem Marktplatz mit dem Rathaus und dem Kopernikusdenkmal, den Artushof, der Johanniskirche, dem „Schiefen Turm" und dem Klostertor in Weichselnähe führte. In der Altstadt ist die Bausubstanz sehr gut erhalten geblieben, da die Stadt weder Kriegszerstörungen noch Hochwasserkatastrophen erlebt hat. Thorn, wie die Stadt früher hieß, war von 1264 bis 1411 Mitglied der Hanse und gehörte bis in das 17.Jh. zur Elite der europäischen Handelsstädte. Über Jahrhunderte war sie das Zentrum des Kornhandels. Das Getreide wurde von den Äckern Ostpolens auf der Weichsel nach Danzig verschifft. An diese Zeit der damaligen Weichselschiffer erinnert auch der Flößer-Brunnen am Rathaus. Ein Flößerjunge lockt mit seiner Geige die Frösche aus der Stadt.
Einige unserer Reisegäste versorgten sich noch zum Abschluss des Besuchs mit der Lebkuchenspezialität der Stadt, den „Thorner Katharinchen", die sehr lecker sind.
Unsere Heimfahrt erfolgte in Richtung Poznan. Unsere erste Pause machten wir in Gniezno, der ersten Hauptstadt Polens. Der Dom zu Gniezno ist eines der schönsten und wertvollsten Denkmäler in Polen. Hier befindet sich die letzte Ruhestätte des Hl. Adalbert und es ist der Platz, wo die ersten polnischen Könige gekrönt wurden. Vom Parkplatz aus ist der Dom gut zu sehen und zu fotografieren. Obwohl der Dom geschlossen war, hatten unsere Gäste Glück, denn am Fuße des Doms fand ein großer Mittelalter-Markt statt, bei dem man sich noch mit dem einen oder anderen Produkt der Region eindeckte.
Über die neue großzügige Gestaltung der Verkehrswege in Polen gelangten wir, vorbei an Poznan, schnell zur Autobahn in Richtung Frankfurt/Oder.
Mit vielen neuen Eindrücken und Erkenntnissen beendeten die Mitglieder der Gruppe diese Reise.
Karl-Heinz Meinig
Reiseleiter

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