Reisebericht: Rundreise Masuren – Land zum Träumen

30.08. – 07.09.2013, 9 Tage Rundreise Stettin – Danzig – Masuren – Thorn – Posen


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Als das Land der dunklen Wälder und kristallnen Seen wird Masuren oft besungen. Wir waren begeistert von der wunderschönen Landschaft, die uns begegnete…….
Ein Reisebericht von
Peter Rudolph

1.Tag, Fr. 30. 08. 2013: Anreise nach Stettin

Wir reisen zunächst nach Norden über Berlin und durch die Uckermark nach Stettin. An der Grenze schnell noch Geld tauschen, etwas essen und schon sind wir am Nachmittag in Stettin, der alten Hansestadt. Berlins Hafen nannte man die Stadt vor dem 2. Weltkrieg. Dieser hat dem Ort schwer zugesetzt. Doch unsere Gästeführerin zeigt uns die schönen Ecken, die erhalten bleiben. So z. B. die Haken Terrassen, das Wahrzeichen der Stadt, so benannt nach dem am längsten amtierenden Bürgermeister hier. Auch das wieder schön errichtete Schloss der Grafen von Pommern, sowie den Alten Markt nehmen wir in Augenschein. Kreuz und quer geht es durch die grüne Stadt mit den schönen Parks und Villenvierteln. Doch der erste Reisetag vergeht nun wie im Flug. Unser schickes Hotel direkt im Zentrum haben wir schon am Nachmittag bezogen. Nun nehmen wir unser opulentes Abendmenü ein und haben danach noch Zeit ein zweites mal in die Stadt zu schauen, oder aber die größte Shoppingmall Polens mit über 180 Geschäften zu besuchen, die direkt hinter unserem Gebäude liegt.

2. Tag, Sa. 31. 08. 2013: Stettin – Danzig

Uns zieht es weiter nach Nordosten. Über Karlino reisen wir nach Stolp, dem heutigen Slupsk. Während einer ausgedehnten Mittagspause bestaunen wir das riesige Rathaus im neogotischen Stil. Aber auch ein altes Stadttor und die Stadtkirche in echter Backsteingotik haben sich erhalten. Hinter Köslin erreichen wir den östlichsten Teil der Pommerschen Seenplatte: die Landschaft Kaschubien. Es wird hügeliger in der so genannten kaschubischen Schweiz. Eingebettet in der welligen Landschaft liegt das uralte Kartäuserkloster Kartaus (Kartuzy). Die Kirche aus dem Jahr 1380 trägt ein seltenes barockes Walmdach. Und im Innern lässt sich ein so reich geschnitztes Chorgestühl sehen, das es seinesgleichen sucht. Schon ist es Nachmittag als wir Danzig erreichen. Wir beziehen unser Hotel direkt neben der Altstadt. So ist noch Zeit, sofort in die riesige Altstadt zu gehen und sich von der wiedererstandenen Pracht der reichen Bürgerhäuser und himmelstrebenden Kirchen beeindrucken zu lassen. Wir beschließen den Tag bei einem opulenten Abendmenü.

3. Tag, So. 01. 09. 2013: Danzig

Nach dem Büffet des Frühstücks treffen wir unseren örtlichen Guide und gleich fahren wir in die Stadt. Die Sonne steht günstig und so bietet sich das Panorama Danzigs mit den mächtigen Kirchen, dem Krantor und Giebelhäusern an der Mottlau in seiner gesamten Pracht dar. Wir schreiten durch das Frauentor, schlendern durch die Gassen über den Königsweg, am Rathaus vorbei, und werfen einen Blick in die Marienkirche, der größten Backsteinkirche der Welt. Ein wenig Freizeit lockt uns nach dem Besuch einer Bernsteinschleiferin noch in die vielen Cafes. Die prächtigen Fassaden erinnern an die Hansezeit und lassen fast vergessen, dass hier 1945 kein Stein mehr auf dem anderen stand.  Nun begeben wir uns nach Gdingen, dem heutigen Gdynia an den Hafen. Hier liegen gleich drei Museumsschiffe vor Anker. Doch nun reisen wir zum Mittag nach Sopot, dem berühmtesten Seebad Polens mit ielen schicken Villen. Es liegt in der Mitte der Dreistadt, wie Gdansk, Gdynia und Sopot auch genannt werden. Nach der Inaugenscheinnahme der längsten Holzmole Europas ist Zeit, sich mit Süßem, oder leckerem Fisch etwas zum Mittag zu besorgen. Danach steht ein Besuch des Doms von Oliwa an, einer alten Zisterzienserkirche, die seit 1927 als Bischofssitz zur Kathedrale erhoben wurde. Die Orgel dort ist einzigartig und hat Register, die kaum eine andere besitzt, wie Vogelstimmen, Donner etc. Sie wurde in über 20 Jahren in der zweiten Hälfte des 18. Jh. von Johann Wulf geschaffen. Wir dürfen uns dem Klang, und auch den Bewegungen der Figuren am Schnitzwerkgehäuse während eines Konzertes hingeben. Die Kraft dieser Orgel würde auch für den Kölner Dom reichen. Am späten Nachmittag reicht es noch einmal für einen individuellen Gang in die Stadt, bevor das leckere Abendbüffet lockt.

4. Tag, Mo. 02. 09. 2013: Marienburg – Magrowo/Sensburg

Unser Weg von Danzig nach Sensburg führt uns heute zum größten Ziegelsteinbauwerk der Welt, der Marienburg. In der 2. Hälfte des 12. Jh. begonnen, war die Burg ab 1309 Sitz des Hochmeisters des Deutschen Ordens. Nachdem 1398 der Bau des Hochmeisterpalastes abgeschlossen war, hatte man 120 Jahre lang an ihr gebaut. 21 Hektar umfasst das gesamte Burggelände. Das Hochschloss mit der Marienkirche bildet den Kern. Es ist das eigentliche Kloster. Vorgelagert ist das Mittelschloss mit dem Palast, in dem sich auch die Repräsentationsräume befinden. Davor befanden und befinden sich Wirtschaftsgebäude, die heute unterschiedlich genutzt werden. Ein überwältigender Anblick empfängt den Besucher schon vom gegenüberliegenden Ufer der Nogat. Drinnen merkt man schnell, das ein ganzer Tag fast nicht ausreicht, um alles zu erfassen. Bestaunenswert sind die verschiednen Ziegelformen, die Kunstfertigkeiten in der Architektur und die kluge Fußbodenheizung in verschiedenen Räumen. Es wird noch lange dauern, bis alles halbwegs wieder in Stand gesetzt ist, was der Zahn der Zeit oder kriegerische Handlungen zerstört haben. Am späten Nachmittag erreichen wir unser Hotel in Mragowo. Direkt am See gelegen genießen wir ein wirklich sehr reichhaltiges Abendbuffet und danach die himmlische Ruhe.

5. Tag, Di. 03. 09. 2013: Nördliches Masuren

Nach dem ersten opulenten Frühstück mit Blick auf den Schossee begeben wir uns nach Nikolaiken, einem der bekanntesten Touristischen Ziele Polens. Von hier aus unternehmen wir eine ausgedehnte Bootsfahrt auf dem Spirdingsee, dem größten See der masurischen Seenplatte. Platte ist eigentlich das falsche Wort, denn Masuren ist eine sanft wellige bis hügelige Landschaft, entstanden aus Grund- und Endmoränen der letzten Eiszeit. Es geht weiter über Lötzen, an der Festung Boyen vorbei zur Wolfsschanze, einem Führerhauptquartier während der NS-Diktatur. Von den Nazis gegen Ende des Krieges selbst gesprengt, liegen tief im Wald die Ruinen der Bunker, aber auch der Baracke, in der das Attentat des 20. Juli 1944 auf Hitler stattfand. Über die alte Industriestadt Rastenburg, in der auch heute noch bekannte Namen wie Lanz (Maschinenbau) oder Becks (Bier) ansässig waren streben wir unserem letzten Programmpunkt zu: Die Wallfahrtskirche Heilige Linde imponiert mit reichem Barock. Schmuckstück ist aber eine imposante Orgel, die mit beweglichen Figuren zum Thema Mariae Verkündigung verziert ist. Beim Orgelkonzert bewegen sich Glocken, Sterne und Figuren. Sie stammt aus dem Jahr 1721 und ist ein Werk der Königsberger Werkstatt Johann Josua Mosengel. Nun begeben wir uns durch die sanften Landschaftswellen zu unserem Hotel zurück und essen wieder sehr gut und deftig polnische Speisen.

6. Tag, Mi. 04. 09. 2013: Masuren per Zug

Der heutige Ausflug ist fakultativ. Einige Gäste nutzen den Tag zum Entspannen in Mragowo. Wir aber unternehmen eine Tour nach Elk, dem ehemaligen Lyck. Vom dortigen Bahnhof starten wir eine knapp einstündige Fahrt mit einem historischen Dampfross in  das kleine Dorf Sypitki.  Vorbei an Feldern, Wiesen und einzelnen Höfen, umsäumt von kleinen Waldgebieten mit den obligatorischen Seen und Teichen erreichen wir unser Ziel, wo schon ein zünftiges Essen auf uns wartet. Nach einem Schnäpschen wird Bigosch, das polnische Nationalgericht Aus Kohl, Möhren und Wurststückchen serviert .Danach heißt es dicke Krakauer an einem langen Holzspieß über dem Lagerfeuer selber grillen. Noch ein paar Verdauungsschritte in die Landschaft und wir reisen in den alten Waggons wieder nach Lyck zurück. Hier wartet der Bus auf uns, welcher uns wieder sicher zu unserem Hotel bringt.

7.Tag, Do. 05. 09. 2013: Südliches Masuren

Wir unternehmen zunächst einen Spaziergang durch Sensburg. Entlang am See geht es an der uralten Kirche vorbei durch die Stadt auf einen Markt, wo man neben Kleidung und Lebensmittel auch Anglerbedarf und vieles anderes erwerben kann. Unser nächstes Ziel heißt Kleinort, der Geburtsstätte des Schriftstellers Ernst Wiechert. Das alte Forsthaus liegt mitten in der Johannisburger Heide, dem größten Waldgebiet Masurens. Hier wächst vornehmlich die Masurische Kiefer, welche bis zu 40 m hoch wird. Das Mittagessen nehmen wir in Form von wohlschmeckenden Zander in einem Restaurant in Kruttinen ein. Von hier aus sind es nur wenige Schritte bis zum Fluß Kruttyina, wo schon die Boote auf uns warten. Eine Staakenbootsfahrt auf dem Fluß ist phantastisch. Perlmuscheln funkeln im glasklaren Wasser und Biber haben am Ufer Bäume gefällt. Es umfängt uns eine urwüchsige Landschaft die fast völlig unberührt scheint. Am Nachmittag sind wir zu einer polnischen „Bauernhochzeit" eingeladen. Mit der Pferdekutsche geht es durch den tiefen Wald voller Pilze. Wir erreichen den Hof und werden mit einem Schnäpschen empfangen. Es gibt reichlich Essen, Musik und auch Tanz. Es dunkelt schon, als wir uns auf dem Heimweg machen. So erreichen wir unser Hotel bei einem glutroten masurischen Sonnenuntergang.

8.Tag, Fr. 06. 09. 2013: Masuren – Thorn

Wir reisen heute nach Südwesten. Unser Weg führt uns durchs Kulmer Land nach Westpreußen hinein. Die alte Hansestadt Thorn ist unser Ziel, die wir am frühen Nachmittag erreichen. Sie ist auch Geburtsort von Nikolaus Kopernikus, dem berühmten Astronomen. Bei einem Rundgang durch die Stadt sehen wir die Marien-, Hl. Geist-, und Johanneskirche, die stolzen Patrizierhäuser, sowie das mächtige Rathaus. Der 60 m hohe Turm wurde schon 1260 begonnen. Während die Bürger die Burg des deutschen Ordens im 15. Jh. komplett zerstörten, sind große Teile der Stadtmauer vor allem an der Weichsel noch gut erhalten. Viele mittelalterliche Speicher stehen direkt dahinter. Die viele Gotik in Thorns Strassen war ein Grund, die Altstadt 1997 auf die Welterbeliste der Unseco zu setzen. Uns jedoch zieht es in die vielen Cafes der jung wirkenden Universitätsstadt. Uns eines müssen wir auf jeden Fall kosten: Die berühmten Thorner Lebkuchen, die jenen aus Aachen oder Nürnberg in nichts nachstehen, und deren Rezepte bis ins 13. Jh. zurückreichen.

9. Tag, Sa. 07. 09. 2013 : Heimreise

Heute reisen wir zurück. Weil etwas Zeit ist, besuchen wir unterwegs die Krönungskirche der polnischen Könige in Gnesen. Ein wahres Kleinod ist die im 11. Jh. gegossene Bronzetür mit Szenen des hl. Aldalbert. Ein wahres Meisterwerk für die damalige Zeit. Auch Posen, die Metropole in Polens Westen lassen wir auf unserer Rückreise nicht aus. Pünktlich um 12 Uhr kommen wir auf dem Markt an, wo sich mit dem Glockenschlag eine Tür im Rathausturm öffnet, und zwei Ziegenböcke herauskommen, die sich stoßen. Das geht auf eine alte Erzählung zurück. Das Rathaus gehört zu den prächtigsten Renaissancebauten, die Polen zu bieten hat. Und auch der Markt mit den Krämerhäusern beeindruckt. Hier lässt sich gut Kaffee und Eis genießen. Dank der mittlerweile gut ausgebauten Strassen in Polen sind wir zügig wieder in Deutschland und beenden heute eine Reise durch wunderschöne Landschaften und liebevoll restaurierte Städte, auf der ich oft den Satz von Gästen vernahm: „Es ist so wunderschön hier!"

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