Reisebericht: Radreise Masuren – Im Land der Wälder und Seen

22.08. – 30.08.2015, 9 Tage Radreise in Polen mit Torun – Allenstein – Lötzen – Steinort – Wolfsschanze – Borker Heide – Zondern – Nikolaiken – Spirdingsee – Niedersee – Eckertsdorf – Cruttinen (215 Radkilometer)


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Wenn von den Masuren gesprochen wird, heißt es Beschaulichkeit, soweit man blicken kann, die Seen seinen verträumter als irgendwo und die Zeit ist mancherorts stehen geblieben. Mit dem Rad wollten wir uns selbst von diesem Naturwunder überzeugen.
Ein Reisebericht von
Hans-Joachim Trutz
Hans-Joachim Trutz

1.Tag, 22.08.2015 – Anreise nach Torun

Recht früh am Morgen starteten wir unsere Tour Richtung Masuren. Als der Bus gegen 06.00 Uhr den Flughafen Dresden erreichte, waren bereits die ersten Gäste an Bord. In Lübbenau stiegen die letzten Radler zu und unsere Reise konnte nun wirklich beginnen. Wir fuhren Richtung Berlin, bogen am Schönefelder Kreuz nach Frankfurt Oder ab und erreichten am Mittag die polnische Grenze. Zeit für einen Mittagsimbiss und Geldtausch, denn in Polen gibt es ja noch keinen €uro.
Auf der Autobahn A2 fuhren wir weiter Richtung Poznan, wo wir die Autobahn verließen und nach Nordosten, wo sich die Masuren befinden, weiterreisten. Am späten Nachmittag erreichten wir Torun. Bei der Fahrt über die Weichselbrücke zeigte uns die Stadt schon einmal ihre schöne Stadtsilhouette. Nach Ankunft und schmackhaften Abendessen in unserem Hotel "Filmar" begaben wir uns auf einen gemeinsamen Stadtrundgang durch Torun. Am Markplatz wurden wir vom berühmtesten Sohn der Stadt -Nikolaus Kopernikus-begrüßt, laufen am Rathaus, am Schiefen Turm und der Stadtmauer vorbei, bis wir einen ungestörten Blick auf die abendliche Weichsel erhaschten.Durch die belebte und beleuchte Fußgängerzone traten wir dann den Rückweg zum Hotel an, um "unsere müden Glieder nieder zulegen" und von der ersten Radetappe zu träumen.

2.Tag, 23.08.2015 – Fahrt zum Oberländer Kanal

Mit einem reichhaltigem Frühstück im Bauch und der Sonne als Wegbegleiter machten wir uns um 8.00 Uhr auf den Weg Richtung Ostroda, wo wir an einer Raststation unseren polnischen Radreiseleiter, Robert, begrüßten. Wir fuhren mit dem Bus noch eine kleine Strecke, bevor es zum ersten Mal hieß: "Bitte Aussteigen und Räder ausladen". Beim ersten Mal war alles noch etwas unbeholfen, doch irgendwie sind alle Räder aus dem Busanhänger und es konnte losgehen.
Unser Ziel war der Oberländer Kanal. Schon auf den ersten Kilometern erfuhren wir, dass Masuren eine hügelige Landschaft ist. Nach etwa 15 Kilometern erreichten wir eine für den Oberländer Kanal typische Anlage zum Verschiffen der Boote zwischen den "einzelnen Badewannen". Robert erklärte uns die Funktionsweise.
Und dann - wie ein Wunder- genau in diesem Augenblick kam ein kleiner Ausflugsdampfer und wir konnten diese Verschiffung live erleben.
Noch benommen von diesem Phänomen radelten wir weiter entlang des Kanals und nach 27 Kilometer Gesamtradstrecke erwartete uns Ingo, unser Busfahrer, mit einem kleinen Snack.
Nach einer wohlverdienten Pause verluden wir wieder die Räder und Ingo chauffierte uns nach Mragowo ( zu deutsch=Sensburg), welches wir am frühen Abend erreichten.
Das Hotel "Anek" - unsere Bleibe für die nächsten drei Nächte- liegt direkt am Czossee und nun waren wir mitten in den Masuren angekommen.

3.Tag, 24.08.2015 – Heilige Linde, Rössel

Herrliches Wetter auch heute Morgen. Wir luden die Räder aus und starteten zur ersten "richtigen" Radtour - 33 Kilometer lagen vor uns.
Unser erstes Ziel, das Dörfchen "Swita Lipka"(Heilige Linde), erreichten wir nach 3 Stunden Fahrzeit. Auch zum ersten Mal lernten wir den gefürchteten masurischen Sanduntergrund kennen und erste Fluche von Teilnehmern waren zu hören.
Natürlich ließen wir uns davon nicht abschrecken, wussten wir doch von der Belohnung, die schon auf uns wartete.
Im Restaurant "Heilige Linde" gab es typisch polnische Speisen wie Piroggen und Bigos.
Mm... einfach nur lecker.
Ausreichend gestärkt, besichtigten wir anschließend das Highlight des heutigen Tages - die "Basilika der Mariä Heimsuchung". Diese Barockkirche entspricht außen wie innen dem typisch katholischem Aufbau. Das Orgelkonzert, bei welchem sämtliche bewegliche Elemente wie Engel, die Mutter Gottes oder kleine Glöckchen bewegt wurden, bewegte sich dann auch auf einem engen Spalt zwischen Kunst und Kitsch. Wer nicht ganz genau hinhörte, konnte dafür umso länger die vielen Ausschmückungen in der Kirche betrachten.
Die Kirche verlassend, folgten wir einer schönen Tradition von Eberhardt Travel (EHT) und schossen unser "Gruppenfoto".
Die anschließende Fortsetzung der Radtour führte uns 8 Kilometer weiter nach Rössel zur Verladung unserer Räder.
Zuvor besichtigten wir in Reszel(Rössel) die bekannte Bischofsburg. Wir erfuhren viel Neues zur Burg und auch zur Stadt. So war uns allen nicht bekannt, daß hier im Jahre 1812 die letzte Hexenverbrennung in Europa erfolgte.
Auf der Rückfahrt mit dem Bus zum Hotel zeigte uns Robert noch einmal die Stellen, welche wir entlang geradelt waren.
Im Hotel angekommen, schafften es einige noch vor dem Abendessen etwas am See entlang zu spazieren, welches dann diesen sonnigen Tag zur vollen Zufriedenheit abrundete.

4.Tag , 25.08.2015 – Wolfsschanze, Schifffahrt nach Lötzen

Heute gingen wir den Tag etwas entspannter an. Anstatt gleich früh los zu raddeln, ließen wir uns von Ingo erst einmal ein Stück chauffieren. Nach 50 Minuten Busfahrt erreichten wir den ersten heutigen Halt - die Wolfsschanze, das Hauptquartier Hitlers und der Wehrmacht.
Hier begrüßte uns ein Militärhistoriker, welcher die wichtigsten "Gebäuderuinen" mit
trockenem und ironischem Humor zeigte und umfangreich beschrieb.
So ist der Name "Wolfsschanze" darauf zurück zuführen, daß sich Hitler gern als Wolf bezeichnete und deshalb sein Quartier= Schanze den Namen "Wolfsschanze" erhielt. Am 25.01.1944 wurde sein Imperium von deutschen Pioniersoldaten gesprengt .
So langsam wurde es dann aber auch Zeit, wieder in die Pedalen zu treten und so machten wir uns bei Sonnenschein mit unserem neuen Radreiseleiter,Paul, auf den Weg nach Steinort. Nach einem Stück auf der Landstraße führte uns der Weg entlang des Doben-Sees, wo wir uns hin und wieder durch sandigen Untergrund durchkämpften. Der letzte Teil der Radetappe ließ sich dann bequem fahren, hatten wir doch eine wunderbar asphaltierte, wenig befahrene Straße und erreichten nach heute nur 23 Radkilometern unser Ziel. In Steinort angekommen, besichtigten wir das Schloss des Grafen Lehnhoff- allerdings hatten die alten Gemäuer auch schon bessere Zeiten gesehen.
Nun folgte der entspannte Teil des Tages - die Schifffahrt auf den Dargainen See nach Lötzen(Gizycko). Das kleine und gemütliche Schiff - nur für uns- begrüßte uns mit einem Duft von frisch gebratenem Zander. Wir verteilten uns im Inneren oder auf dem Oberdeck und nach kurzer Wartezeit war dann auch alles in Büffetform aufgetischt - frischer Fisch, Kartoffeln und Pilze . Wir ließen es uns munden. Kühle Getränke rundeten dieses wunderbare Mittagessen ab.
Wir schippern über den See, vorbei an einer Kormoraninsel und kamen nach über 2 Stunden
in Lötzen an.
In Lötzen angekommen, stießen wir auf Einladung von EHT mit einem Glas "Krupnik" (Wodka mit Honig, dem Nationalgetränk der Masuren) auf diesen wunderschönen Tag und den Aufenthalt in Sensburg an. Sogar der Himmel begann zu weinen, weil wir schon Morgen diese schöne "Ecke" wieder verlassen.

5.Tag, 26.08.2015 – Bauernmuseum Zondern, Nikolaiken

Auch heute morgen lud uns die Sonne wieder zum Raddeln ein. Also schnell die Räder ausgeladen, Gepäck eingeladen und schon konnte es "losgehen".
Wie verließen Sensburg und radelten auf leicht anspruchsvoller Strecke Richtung Zondern(Sadry) zum Bauernmuseum, welches wir nach 18 Kilometern erreichten.
Hausherrin Christel war gerade noch "am Kuchen backen", deshalb begaben wir uns zunächst auf eine kleine Zeitreise und schauten uns das "Geschirre" im Haus an.
Dann bat auch schon Christel zum Gespräch. Sie ist ein ostpreußisches Original, sowohl in Sprache als auch in Gestik und Mimik. Christel erzählte uns vom Aufbau des Museums, immer auch von einem kleinen Witz unterbrochen, in einer Art und Weise, welche jede Comedy- Show im Fernsehen in den Schatten stellt. Wir lachten alle herzhaft.
Zum Bergfest und als Überraschung von EHT gab es danach ein reichliches Picknick mit polnischem Obst, Gemüse, Käse, Wurstwaren und Getränken. Das war -wie wir Sachsen sagen- "richtsch e bissl scheen" und es fiel allen nicht so leicht wieder in die Pedalen zu treten.
Doch die "Show must go on" und deshalb radelten wir weiter Richtung Nikolaiken(Mikolajki) zum Hotel "Amax" - unserem Quartier für die folgenden drei Nächte.
Am Hotel -nach insgesamt 41 Kiolmetern Radstrecke am heutigen Tag- angekommen, checkten wir schnell ein. Somit beste Vorausetzungen und genug Zeit bei dem herrlichen Sonnenschein für einen Bummel an der Seepromenade oder in das Stadtzentrum des "masurischen Venedig's".

6.Tag, 27.08.2015 – Johannisburger Heide, Masurischer Abend

Der Wettergott war uns immer noch angetan und ließ die Sonne scheinen.
Wir starteten mit dem Bus und Ingo fuhr uns mitten in die Johannisburger Heide. Unterwegs legten wir einen Stopp an Polen's größten See - dem Spirding See- ein. Kurz nach Johannisburg(Pisz) begannen wir unsere Tour und radelten tief durch den dichten Wald.Schließlich ist die polnische Bedeutung für "Heide" nicht mit der deutschen zu vergleichen. Die polnische meint "tiefen, nahezu unberührten Wald". Lange sehen wir auch niemand.Erst als wieder entlang eines Sees fuhren, begegneten uns wieder Autos.
In Ruciane Nida nach 25 Radkilometern angekommen, knurrte allen schon der Magen und da war der Stopp in der kleinen Gaststätte "Goschinec" genau das Richtige. Unsere Gaumen wurden hier mit frisch gefangenen Barsch oder Zander verwöhnt und setzten somit unserer Mittagspause "den Punkt auf's I".
Die anschließende Weiterfahrt über die Halbinsel führte uns weiter Richtung Popielno zur Fähre. Sie brachte uns an das andere Ufer und hier erwarteten uns die letzten "Sandstellen".
Leicht abgekämpft in Nikolaiken nach 46 Kilometern per Rad angekommen, stellten wir unsere Räder im Hof des Hotels ab und jeder bereitet sich auf seine Art auf einen weiteren Höhepunkt
vor.
Am Abend erwartete uns etwas besonderes - ein masurischer Abend. Bei frisch gegrillten Würstchen, Steaks und Gemüse spielte eine masurische Kapelle und unterhielt uns prächtig. Wir lachten, tanzten, tranken und genossen diesen wunderschönen warmen Sommerabend.

7.Tag, 28.08.2015 –  Philipponen–Kloster, Paddel bzw. Staken

Der letzte Radeltag stand an und so begaben wir uns etwas wehmütig auf die Strecke.
Der Himmel hatte sich auch schon zugezogen. Über Ukta erreichten wir Galkowo und machten einen Stopp im rekonstrierten Forsthaus sowie Gedenkstätte für die Gräfin von Dönhoff. Bei einem kühlen Bier oder Wasser warteten wir hier den ersten Regenschauer auf unserer gesamten Radtour ab und radelten weiter nach Wojnowo zum Kloster der Altgläubigen. Wir besichtigten die Kapelle, die mit Ikonen geschmückt war und lauschten den Erläuterungen Pauls. Leider konnten wir nicht so lange verweilen, da der Regen hinter uns herfuhr und heute unser ständiger Begleiter sein wollte. Also ging es weiter nach Krutinnen(Krutyn), dem Dorf, dessen schöner Fluss in den gesamten Masuren bekannt ist. Mit der Ankunft in Krutyn endete nicht nur unsere heutige Radetappe über noch einmal 45 Kilometer, sondern auch unsere Radtour durch die Masuren. Insgesamt hatten wir in den letzten Tagen 213 Kilometer zurückgelegt. Diese heutige letzte Radstrecke war eine angenehme Tour mit sehr wenig Sand.
Nach dem leckeren Mittagessen mit Piroggen und Blaubeeren teilte sich die Gruppe. Ein Drittel der Gruppe beschloss sich mit einem Kahn - ähnlich wie im Spreewald-  auf der Krutynia staken zu lassen, während der Rest paddeln ging und die Schönheiten und Tücken des Flusses hautnah kennen lernte.
Letztendlich hatte jeder, egal ob Staker oder Paddler somit noch einmal einen herrlichen Nachmittag erlebt.
Nachdem alle wieder in Krutyn angekommen waren, fuhr uns Ingo wie gewohnt sicher zum Hotel zurück, wo der Abend bei Bier und Wein ruhig ausklang.

8.und 9.Tag, 29./30.08.2015 – Heimreise über Poznan

Heute morgen war ein wunderschöner Sonnenaufgang, der den Nebel über den See vertrieb und leider auch der Tag unserer Abreise.
Um 08.00 Uhr begann der erster Teil unserer Heimreise. Mit dem Film über eine Ostpreußenreise von 1937 bekamen wir eine Vorstellung davon, wie es vor fast 80 Jahren in den Masuren und Ostpreußen ausgesehen hatte. Wir ließen die letzten Tage in Gedanken an uns noch einmal vorbeiziehen und wurden den Gedanken nicht los, dass die Zeit hier teilweise stehen geblieben war...
Am frühen Abend erreichten wir das Hotel "Novotel Malta" in Poznan und genossen das Abendessen. Danach spazierten einige von uns noch entlang der nahgelegenen Ruderregattastrecke.
Nach dem Frühstück am letzten Tag fuhren wir mit der Straßenbahn in die Innenstadt und machten einen Rundgang durch die Altstadt. Mit dem täglich um 12.00 Uhr sich wiederholendem Glockenspiel der Rathausuhr, wo sich eine kleine Doppeltür im Türmchen über dem Zifferblatt öffnet, zwei blecherne Ziegenböcken herauskommen und sie sich zwölfmal mit den Hörner stoßen, verabschiedeten wir uns von der Messestadt Poznan und erreichten mit dem Bus dann am Abend wieder Dresden.
Erlebnisreiche Tage mit vielen schönen Erinnerungen im Kopf und Fotos im Gepäck gingen zu Ende... 
Liebe Reisegäste , ich wünsche euch für die Zukunft das Allerbeste.
Bitte bleibt gesund, damit ihr noch viele solche schönen Reisen machen könnt.
PS: Am Besten natürlich mit Eberhardt Travel.
Euer Achim

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Hallo Achim,
diese Tour hat uns prima gefallen.
Ich möchte nur sagen ,super das soviel nette Leute dabei waren...
Wir haben uns richtig
wohl gefühlt...
weiter so.....

Doris Goralski
03.09.2015

Hallo Achim,
schön, dass du so schnell den netten Bericht reingestellt hast. Er wird bei der Erstellung des Fotobuches eine Hilfe sein.
Trotz mancher Rad-Strapaze war es eine sehr interessante Reise, an die wir uns gern erinnern werden.
Unser Dank geht an Eberhardt-Reisen. Vielleicht sieht man sich mal wieder ...

Astrid Böhme
03.09.2015

Hallo Achim,
Spät aber wir melden uns, ich bin nicht so der PC-Mesch, aber wir schweben auch immer noch in Errinnerungen an die schönen Tage,
mit
dufter Truppe, Reiseleiter und Busfahrer
Danke

Seifert Monika 09.10.2015

Liebe Monika, Liebe Astrid,
herzlichen Dank für eure Beiträge. Es freut mich , dass es euch so gut gefallen hat. Ich habe für 2015 jetzt auch meine Reisesaison beendet und bin ein wenig in der Pflege tätig und habe auch mal Zeit, um mich mit lieben Freunden aus meinem "vorherigen Arbeitsleben" zu treffen . Bleibt bitte gesund, grüßt eure Männer und vielleicht auf ein Neues. Euer Achim

Hans-Joachim Trutz 13.10.2015

Hallo Achim,
sehr schöner Bericht von einer tollen Reise mit vielen Highlights,in einer wunderschönen Gegend, in einer netten Truppe und mit super Busfahrer und Reiseleiter!!!!

Ronny Hättig
05.09.2015