Reisebericht: Silvester in Polen – Jahreswechsel auf Schloss Krokowa bei Danzig

29.12. – 02.01.2013, 5 Tage Silvesterreise nach Pommern mit Krokowa – Danzig – Kaschubei – Kartuzy – polnische Ostseeküste


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Seit 2005 feiern Eberhardt-Gäste den Jahreswechsel auf Schloss Krokowa, einige bereits zum 5. Mal. Kein Wunder also, dass wir mittlerweile zur Schlossfamilie gehören.
Ein Reisebericht von
Annett Müller
Annett Müller

Auf adligen Pfaden

Endlich war es wieder soweit. Viele Stammgäste und neue Eberhardt-Gäste sowie ich freuten sich schon lange auf diese Fahrt, die mittlerweile als Geheimtipp gehandelt wird.  Am 29. Dezember 2012 startete unser Club-Bus mit bewährter Frauenpower um Buschauffeurin Bärbel und Reisebegleitung Annett nach Polen. Der Winter schien schon wieder vorbei, graues und trübes Wetter begleiteten uns auf der Anreise nach Krokowa. Die Stimmung an Bord war aber heiter und unterhaltsam. Wir kamen zügig voran, ohne auf ausreichend "technische" Pausen" zu verzichten, in denen die Servicefee u.a. heiße Schokolade mit Sahnehäubchen, Dresdner Stollengebäck und "Würstchen a la Eberhardt an senf" servierte (als Einstimmung auf die kulinarischen Genüsse in Krokowa). Mit einer kleinen Auffrischung der Geschichte Polens und der Region, Musik sowie persönlichen Reisefilmchen verging die Zeit schnell. Über Napoleon wurde natürlich auch berichtet, denn der trieb sich mit seinem einnehmenden Wesen und Truppen Anfang des 19. Jhd. im damaligen Preußen herum. Der "große" Feldherr umgab sich auch gern mit schönen Frauen. So ist es nicht verwunderlich, dass er in jener Zeit eine Gräfin aus Warschau umgarnte, aus deren Beziehung ein Kindlein entstand. Obwohl die Franzosen bei ihren militärischen Aktivitäten in Überzahl waren, konnte Napoleon die Stadt Kolberg an der Ostseeküste im Jahre 1807 nicht erobern. Der preußische Major Gneisenau und der clevere Kolberger Nettelbeck vermasselten ihm das gewaltig. Das war der langsame Anfang vom Ende des napoleonischen Heeres. Preußen erklärte Napoleon 1813 den Krieg. Die weitere Geschichte ist hinlänglich bekannt. Sorry für diesen kleinen Exkurs zu Napoleon vor 200 Jahren, aber das diesjährige Motto war: Der napoleonische Ball!

Empfang bei Gräfin Louise

Kurz vor 17 Uhr kamen wir in Krokowa an. Nach dem wir uns in den Zimmern häuslich eingerichtet hatten, wurden wir von den "Schlossgeistern" im Restaurant zum Abendessen empfangen und mit einem Kirschlikörchen begrüßt. Das abendliche Menü war eine Gaumenfreude und ein Augenschmaus. Anschließend lud uns die neue "Gräfin Louise" alias Barbara zur Führung durch die herrschaftlichen Gemäuer ein, bei der wir so manches noch Unbekannte erfuhren.

Ausflug nach Danzig

Am 30. Dezember 2012 stand ein Ausflug nach Danzig auf dem Programm. Das Wetter war nicht besonders, doch es regnete nicht. An der Bushaltestelle in Wejherowo strahlte uns ein freundliches Gesicht entgegen, diesen Anhalter nahmen wir gern mit: Bolek, der uns an den nächsten beiden Tagen wieder als liebenswerter "Einheimischer" mit umganreichen Wissen, Witz und Humor begleitete. Gemeinsam fuhren wir nach Danzig, wo er uns durch die Altstadt führte. Über den Langen Markt, vorbei am Rathaus, vor dem noch der schöne Weihnachtsbaum glänzte und dem Artusbrunnen schlenderten wir durch die Gassen der Altstadt. Da heute Sonntag war, fanden in der Marienkirche zahlreiche heilige Messen, bei denen wir nicht stören wollten. Aber unser Bolek hatte eine "Lücke" gefunden, so dass wir die Marienkirche auch innen besichtigen konnten. Am Mottlau Kai kehrten wir in unser kleines Stammlokal ein, wo Eberhardt seinen Gästen einen wärmenden Glühweinpunsch spendierte. Nach individueller Freizeit trafen wir uns aufgewärmt und gestärkt wieder am Bus und fuhren nach Sopot. Dort spazierten zur längsten Seebrücke Europas, auf der an diesem Sonntagnachmittag reger Verkehr herrschte und schnupperten frische Ostseeluft.

Konzertabend

Am Abend waren wir zum festlichen Dinner in den Ballsaal geladen. Wir nahmen an geschmackvoll dekorierten Tischen Platz und liessen uns das 4-Gang-Menü und einen guten Wein munden. Zum Dessert präsentierte uns Jerzy, der Meisterkoch ein "hm, hm lecker" Zitronen-Minze-Sorbet. Dem vorzüglichen Essen folgte ein Konzertabend mit französischen Chansons. Die in Gdynia studierte, charmante Sängerin Maja Gadzinski verzauberte uns mit Liedern (u.a. von Edith Piaf) in französischer und polnischer Sprache. Begleitet wurde sie vom Konzertpianisten Michal Kaleta aus Danzig. Obwohl wir der polnischen und französischen Sprache nicht mächtig waren, erfreuten wir uns an den bekannten, sinnlichen und beschwingten Melodien a la musique francais und waren in Gedanken in Paris. 

Ausflug nach Hel

Am letzten Tag des Jahres, dem 31. Dezember 2012 starteten wir zum Ausflug auf die Halbinsel Hel. Obwohl sich das Wetter nicht von seiner besten Seite zeigte, waren wir alle gut gelaunt. Wir fuhren durch die krokowschen und kaschubischen Ländereien. Unser Bolek brillierte wieder durch sein umgangreiches Fachwissen, das er aus seinen "Hut" zauberte und wir wurden, trotz des trüben Wetters, bestens unterhalten. Nach einer "technischen" Pause in der Stadtverwaltung Hela spazierten wir zur Mole und an der Ostsee entlang. 11 Uhr wurden wir bereits in der Robbenstation in Hela erwartet. Die Kegelrobben freuten sich auf unseren Besuch und erwarteten ihrerseits sehnlichst ihre Fütterung. Studenten der Uni Danzig zeigten uns dabei, wie sie spielerisch die Robben auf Untersuchungen und Tests vorbereiten. Den pfundigen Robben gefiel das Spiel in eisiger Kälte. Uns zwar auch, aber die gefühlten Temperaturen weniger. Da kam unsere Mittagspause in der gemütlichen Fischerkate, dem ältesten Haus in Hela gerade recht. In der urigen Kneipe wollten wir uns eigentlich nur aufwärmen. Das maritime Ambiente und der süffige Punsch verführten uns aber zu einem längeren Aufenthalt und machten Appetit auf mehr. Kaschubischer Leckereien wie Hering mit Pellkartoffeln (die mussten selbst gepellt werden), süß-saure Kuddel- oder Mehlsuppe und geräucherter Fisch füllten schnell unsere Tische. Die lokalen, liebevoll zubereiteten Speisen auf kaschubischen Geschirr schmeckten allen, Futtern wie bei Muttern! Gemütlich und stimmungvoll wars - Mit einem begeisterten Eintrag im Gästebuch bedankten wir uns für die polnische Gastfreundschaft. Trotz starken Regens unternahmen später einige Gäste bei Jurata einen Verdauungsspaziergang zur Ostsee, den Bummel zur Steilküste bei Habichtsberg liessen wir dann aber ausfallen. Mit kaschubischen Weisen schaukelten wir gemütlich mit dem Bus nach Krokowa zurück, wo wir unseren Bolek herzlich bis zum nächsten Jahr verabschiedeten.


Napoleonischer Silvesterball

Am Abend wurden wir von Adam und Damian mit einem Aperitif namens "Josephine Pastis" im Schloss zum Silvesterball empfangen. Napoleon und seine Begleitung machten uns ebenfalls ihre Aufwartung.
Der Silvesterball stand in diesem Jahr unter dem Motto "Der napoleonische Ball". Ringsum schmückten dekorative Buffets die herrschaftlichen Räume. Der Silvesterball 2012/13 wurde mit einem Tanz Napoleons und seiner Herzdame begonnen. Etwas war anders als in den vergangenen Jahren. Sehr emotional begrüßte uns Napoleon alias Jerzy und eröffnete offiziell den diesjährigen Ball. Seit nunmehr 18 Jahren "schwung" er den Kochlöffel auf Schloss Krockow und begeisterte mit seinem Team die Gäste. Dass es in diesem Jahr sein letzter Jahreswechsel sein wird, wusste vor kurzem noch keiner. Verständlich, dass Personal und Gäste sichtlich berührt und zugleich aufgeregt waren. Wir sind sicher, dass das perfekte Schlossgeister-Team die gastfreundschaftliche Tradition fortführen wird. Ein Ende ist immer auch ein Neuanfang. Wir wünschten Jerzy alles Gute und werden auch weiterhin zu den Stammgästen auf Schloss Krokowa gehören. Wie immer verlebten wir einen schönen Silvesterabend, bei dem wir zuerst mit einem 4-Gänge-Menü verwöhnt wurden: Geflügeleberapstete mit Dijon Sauce; Hühnerbouillon mit Poelet Roulade; Rindfleisch in Rotweinsauce mit gebratenem Spinat und als Dessert in Rum marinierte, gebackene Banane, welche dekorativ mit Schokosauce serviert wurde. Ergänzt wurde das Menü durch passende Weine. Den ganzen Abend wurden wir niveauvoll unterhalten. Gute Stimmung brachten kaschubische, volkstümliche Weisen und französische Melodien. Zwischendurch wurde geschwatzt, gelacht, getanzt und über das Parkett des Ballsaales geschwebt. Die Schlossgeister waren auch in diesem Jahr sehr gute Gastgeber. Immer wieder gaben wir der Verführung nach und labten wir uns an den fantastischen Buffets. Zwischendurch erfreute sich unser Magen auf einen guten Wodka, den der gehört zum Feiern auf polnisch. Das neue Jahr begrüßten wir mit einem Glas Champagner und der traditionellen Neujahrstorte aus süßer Mandelcreme, die mit Feuerwerk präsentiert wurde. Zu später Stunde servierte uns Jerzy, einen "brennenden" Putenbraten in Maronensauce. Auch in diesem Jahr war es wieder ein gelungener Jahreswechsel, den wir mit guter Unterhaltung, netten Gesprächen, Tanz und viel leckerem Essen die ganze Nacht bis in den frühen Morgen (4 Uhr) feierten und genossen.


Am Neujahrstag

Am Neujahrsmorgen, dem 1. Januar 2013 schliefen viele aus. Einige Frühaufsteher genossen ein "einsames" Frühstück mit frischen Kaffee im Restaurant oder unternahmen einen Neujahsspaziergang. Am Mittag empfingen uns die freundlichen Schlossgeister zum Neujahrsbrunch im Ballsaal. Dort erwarteten uns festlich geschmückte Tische und ein dekoratives Wahnsinns-Buffet mit kalten und warmen Speisen, süssen und deftigen Leckereien. Jerzy kredenzte uns dazu wieder seine selbstgemachten Liköre. Bei ausgezeichneten Essen und Service, netten, angeregten Tischgesprächen und Klaviermusik fühlten sich alle wohl - ein schöner, familiärer Neujahrsempfang. Anschließend unternahmen einige einen "Verdauungsspaziergang" oder hielten ein Mittagsschläfchen, denn am Nachmittag stand eine weiterer Höhepunkt auf dem Programm.


Kaschubische Gastfreundschaft beim Förster

Um 15:30 bestieg die gesamte, gute gelaunte Schlossgesellschaft die herrschaftliche "Kutsche", um in die Krokowschen Wälder zu fahren. An seiner Holzhütte erwartete uns bereits Förster Janosik und seine Gehilfen mit leckerem Punsch, wärmenden Lagerfeuer und kaschubischer Volksmusik. In der urigen Hütte prasselte ein warmes Kaminfeuer. Mit  stimmungsvoller Musik wurden wir wieder bestens unterhalten und bewirtet: Gänsefett mit selbstgebackenem Brot, zarter Wildschweinbraten mit geschmorten Sauerkraut und deftige Rauchwurst mundeten uns und auch der würzige Glühwein und süffige Fruchtwein wurden reichlich nachgeschenkt. In der Försterhütte steppte der Bär. Gemeinsam wurde gesungen, geschunkelt und gelacht. Aus vollen Kehlen sangen wir mehrstimmig "Mein Hut, der hat 3 Ecken" in polnischer und deutscher Sprache. Die gemütliche Atmosphäre und die polnische Gastfreundschaft steckte alle an - ein wunderbarer deutsch-polnischer Nachmittag ging rasend schnell vorbei. Bester Dinge bestiegen wir in der Dunkelheit unsere "Kutsche". Die ausgelassene Stimmung setzte sich auch auf der Rückfahrt fort und der spontan gegründete Eberhardt-Chor unterhielt die polnischen Schlossgäste mit deutschen Volksliedern. Obwohl wir das Liederbuch gerade nicht dabei hatten, schlugen wir uns prächtig und sangen grandios. In Sachen Textsicherheit gingen die Punkte aber leider an den polnischen Chor.


Privatkonzert im Gewölbekeller

Wer jetzt denkt, der Abend war zu Ende, irrte sich. Zurück im Schloss, erlebten wir im Gewölbekeller ein kleines Privatkonzert. Der polnische Sänger und Gitarrist Piotr Bakal, der einige Zeit in Frankreich lebte, unterhielt uns mit sinnlichen Liedern und französischen Chansons, die er auf seiner Gitarre begleitete. Zu später Stunde hatten die Heinzelmännchen noch ein kleines Buffet in den oberen Schlossräumen aufgebaut, wovon alle noch einmal, ohne Hunger zu haben, naschten. In familiäret Runde liessen wir diesen ersten Tag des neuen Jahres gemütlich ausklingen.


Auf Wiedersehen

Am 2. Januar 2013 war der Tag des Abschiedes gekommen. Nach einem guten Frühstück verabschiedeten wir uns von Schlossgeistern und unsere Heimreise begann. Die Rückfahrt zu unseren Ausgangsorten in Deutschland gestaltete sich kurzweilig. Annett erzählte wieder kleine, lustige Geschichten und Anekdoten. Natürlich fehlte auch das obligatorische Quizz nicht. Viele Stammgäste freuten sich schon auf das bekannte Märchenrätsel für Erwachsene, aber in diesem Jahr nix mit Märchen. Mit dem Reisen verbindet sich auch ein "Bildungsauftrag" und so wurden Fragen rund um unsere Reise nach Krokowa beantwortet. Doch auch diesen Test meisterten alle - alle waren Gewinner und wurden mit einem Eberhardt-Reisekalender beschenkt. Auf der Autobahn rollte es und wir lagen gut in der Spur, keine Staus oder andere Verzögerungen. Überpünktlich erreichten wir unsere Ausstiegsstellen, wo die Transfere bereit standen. An dieser Stelle möchte ich den Dank meiner Reisegäste an die fleißigen Eberhardt-Mitarbeiter weiter geben, die in der Zentrale und am Flughafen alles für eine problemlose Heimreise (an diesem Tag über 20 Busse) organisierten und koordinierten. Alle Gäste sind wohl behalten zu Hause angekommen.

Schlusswort

Zum Schluss noch ein lieber Gruss der Schlossgeister von Krokowa, die sich schon wieder auf den Besuch der Eberhardt-Familie zum Jahreswechsel 2013/14 freuen.
Ich wünsche Ihnen/Euch nun noch einmal alles Liebe und Gute, beste Gesundheit und bleiben Sie schön reiselustig
Eure Annett von Eberhardt.

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