Reisebericht: Rundreise Azoren – Inselhüpfen im Atlantik

22.06. – 02.07.2024, 11 Tage grünes Naturparadies im Atlantischen Ozean mit den Inseln Sao Miguel – Faial – Pico – Terceira


  Bildergalerie   Druckversion (PDF)   Kommentare   zur Reise
 
Mit viel Neugier machten wir uns auf die Reise, um 4 der 9 Azoreninseln zu erkunden. "Welche davon gefällt mir am Besten?" - diese Frage stellte mir zu Beginn eine Mitreisende. Also auf geht's, mit Flieger, Bus und Fähre. Und immer in sehr guten 4Sterne-Hotels und mit ausgezeichneten örtlichen Reiseleitern.
Ein Reisebericht von
Hartwig Köllner
Hartwig Köllner

Anreise aus ganz Deutschland, aber mit einem Ziel: der Azoreninsel Saõ Miguel

Anreise von Deutschland bis mitten in den Atlantik ist immer spannend. Erstes Treffem Flughafen BER bereits um 3:00 Uhr, Eintreffen der letzten Reisegäste in Ponta Delgada um 23:45 Uhr.
Aber es klappte alles und unser Gepäck konnten wir vollständig in Empfang nehmen. Unser Reiseleiter José mit Busfahrer empfingen uns herzlich, Begleitung für die nächsten Tage.
Für die bereits am frühen Nachmittag in unserem Hotel Marina Atlantico eincheckenden Reisegäste blieb deshalb etwas Zeit, mit unserem Reisebegleiter Hartwig die hotel- und innenstadtnahen Bereiche zu erkunden, sich mit Getränken zu versorgen oder einfach zu relaxen. Das Buffet im Hotel war gastronomischer Empfang und wurde von einigen Reisegästen genutzt.


Auf Saõ Miguel dampft die Erde – wir besuchen Furnas

Auf den noch immer sehr gläubigen Azoren-Inseln ist der Sonntag ein kirchlicher Höhepunkt der Woche. Bei unserem Reisetermin wurde aber darüber hinaus noch das Johannisfest zur Würdigung des Kirchenheiligen Johannes dem Täufer gefeiert. Bereits in unserem ersten Besuchsort Vila Franco do Campo erwarteten uns festlich geschmückte Straßen und Plätze. Ein kleiner Ortsrundgang gab uns einen ersten Einblick in diese frühere Hauptstadt der Insel. Nach einem Erdbeben im Jahr 1522 ging die Hauptstadtfunktion 1546 an Ponta Delgada über. Und natürlich prägte der kleine Hafen den Eindruck des Ortes.
Weiter ging es dann nach Furnas, einem durch heiße Quellen und dampfende Erdlöcher geprägten Ort, der sich vor allem seit dem Ende des 18. Jahrhundert, vor allem durch Orangenhandel vermögend gewordenen Kaufleute, zu einem Kurort entwickelte. Imposant auch die im Ergebnis vulkanischer Tätigkeit geprägten Ringstrukturen, den sogenannten Calderas (= Kessel), mit heute oft mächtigen Seen in der Mitte. Unser konkretes Ziel war der dem heutigen Wellnesshotel (gegründet 1935 durch die einflussreiche Familie Bensaúde) angrenzende Botanische Garten Terra Nostra mit seinem von einer eisenhaltigen 30 Grad heißen Quelle gespeisten Naturthermalpool. Die Mehrzahl der Reisegruppe unternahm mit unserem Reiseleiter José einen Rundgang durch den Botanischen Garten ( Ursprünge des Gartens sind bis 1780 zurückzuverfolgen), einige Mutige nahmen nach einem kurzen Rundgang dann ein Bad im ockerfarbigen Bassin. Beeindruckend für alle.
Heute stand auf dem Speiseplan die lokale Spezialität "Cozido", im Tontopf über 8 Stunden in eigener Flüssigkeit gegartes Fleisch, Würste, Gemüse und natürlich Kartoffeln und Bataten Schon früher wusste man die Energie der Fumerolen zu nutzen. Deshalb musste der eingegrabene Topf unter Beobachtung und Beifall unserer Reisegäste "gehoben" werden. Erst danach ging es in die Gaststätte zum Verspeisen der bodenständigen aber ökologisch angerichteten Mahlzeit. Dabei fehlte auch die traditionell häufig anzutreffende Blutwurst nicht. Oft kräftig aber lecker gewürzt, manchmal auch mit Ananas von den Azoren.
Nach einem kurzen Kirchenbesuch in der am Ende des 19. Jahrhunderts von einem reichen Großgrundbesitzer als Miniaturausgabe der Kathedrale von Chartres errichteten Kirche ging es dann weiter zu den heißen und schwefelhaltigen Quellen im Ort. Wie ein Blick ins Erdinnere brodelte und dampfte es. Die Trinkquelle war nicht nach Aller Geschmack, da fanden Früchte der Insel als Likör schon eher Abnehmer.
Aber die Insel kann auch die einzige Teeplantage der EU aufweisen. Wir haben die Plantage Chá Gorreana besucht und die auf altehrwürdigen Maschinen erfolgende Verarbeitung verfolgt.... und anschließend natürlich auch gekostet und gekauft.
Abendessen nahmen die Reisegäste dann individuell. Durch die zentrale Lage des Hotel am Hafen fanden Alle etwas.


In der Mitte von São Miguel – Ribeira Grande und Blick in den Feuersee (Lagoa do Fogo)

Nach ausgiebigem Frühstück stand heute die Mitte der Insel auf unserem Besuchsprogramm.
Zuerst der Besuch einer traditionellen Töpferei - der Fábrica Cerámica Vieira. Wir sahen nicht nur die Herstellung traditioneller Gebrauchskeramik, sondern auch die fast künstlerische Fertigung bemalter Fliesen, mit vielfältigen Motiven, aber auch zur Kennzeichnung und Beschriftung von Sehenswürdigkeiten und Gebäuden. Lange Haltbarkeit ist gewährleistet, typisch ist es ebenfalls.
Nach dem Besuch einer Manufaktur für "Feuerwasser" ging es weiter an die nördliche Küste der Insel nach Ribeira Grande, benannt nach dem durch den Ort fließenden "großen Fluss". Tolles Panorama über die Insel und im Ortsinneren Rathaus, den Ort überragende Kirche Igreija Matriz und - erstmals ein für die azorischen Inseln charakteristischer Heiliggeist -Tempel. Der Ort erhielt bereits 1507 das Stadtrecht einer "vila".
Die Heiliggeist -Bewegung ist auf den Azoren weit verbreitet. Kurzgefasst ist die Heiliggeist-Bewegung eine seit dem 13. Jahrhundert existierende Bewegung, die in einem Fest mit Höhepunkt zu Pfingsten gipfelt, das der Armenspeisung (bodo) dient und bei dem einem Bedürftigen eine Krone aufgesetzt wird. Die Heiliggeist-Bewegung wird von der katholischen Kirche kritisch gesehen, mittlerweile aber toleriert.

Nach einer ausgiebigen Mittagspause, die die Reisegäste zu einer Mahlzeit oder zum Ortsbummel nutzten, ging unsere Fahrt weiter zum Aussichtspunkt auf den Feuersee - Lagoa do Fogo. Wir hatten eine tolle Aussicht auf diese unter Schutz stehende Caldera eines erloschenen Vulkans mit ca. 6 km Durchmesser, entstanden nach einem Vulkanausbruch 1563.. Kurze Zeit später verwehrten uns Wolken weitere beeindruckende Blicke auf den See.
Am späten Nachmittag bot unser Reisebegleiter Hartwig dann noch einen Gang durch den Botanischen Garten von Ponta Delgada (gegründet wohl 1840 durch den heutigen Namensgeber José do Canto) an. Beeindruckend vor allem der mächtige aber offensichtlich kranke Gummibaum, gepflanzt wohl 1845.. Vielfältige Bäume, Sträucher und einige Grotten ließen uns staunen, bevor es zurück in unser Hotel ging.
Eine gute Tradition bei Eberhardt-Reisen ist ein Begrüßungsessen. Im dem Hotel gegenüberliegenden Hafenrestaurant Momento war eine Tafel für uns angerichtet. Fisch oder Fleisch mit Vorspeise und Dessert - wir hatten eine hervorragende Stimmung, die zu weiteren guten Kontakten in der Reisegruppe wesentlich beitrug.


Der Westen von Saõ Miguel – tolle Aussicht vom Königsblick auf die beiden Seen in Sete Cidades

Um die gesamte Insel besser kennenzulernen stand heute der Westen der Insel auf dem Programm.
Ein besonderes Erlebnis in südlichen Ländern sind immer wieder die lokalen Märkte. Also ging es zusätzlich zum Programm zu Fuß zum in der Nähe des Hotels befindlichen Markt. Allerdings ist Dienstag nicht der beste Markttag, da erst zum Wochenende die Händler mit ihren Angeboten kommen und die Einheimischen für das Wochenende einkaufen. Wir bekamen trotzdem einen guten Einblick in das Obst- und Gemüseangebot. Und dann die Vielfalt des Fischangebotes. Beeindruckend!
Danach besuchten wir eine Ananasplantage. Die aufwändige Anzucht der Ananas hat durchaus ihren Preis. In der von uns besuchten Plantage wurde großer Wert auf süße Früchte gelegt, da die Weiterverarbeitung zu Likör das Ziel dieser Anlage war.
Nächste Station: eine Sammlung von Zeugnissen des örtlichen Lebens. Diese Privatsammlung eines 85jährigen Enthusiasten ließ uns in das Inselleben der Vergangenheit eintauchen - von Apotheke bis Wagensammlung war vieles mit großer Sammlerleidenschaft ausgestellt.
Das nächste Ziel war der sogenannte "Königsblick", der anlässlich des Besuches von König Carlos I. im Jahre 1901 angelegt wurde. Wunderbare Hortensien - wie überall auf der Insel und besonders entlang der Straßen - und am Boden der Caldera der Ort Sete Cidades mit den nur durch eine Brücke getrennten Seen in den Farben blau (Azul) und grün (Verde).
Mittagspause dann im Ort, danach Weiterfahrt zu Blick auf den Atlantik. Mit an diesem Aussichtspunkt: ein kleines Häuschen, mit dem in der Vergangenheit Ausschau auf Wale gehalten wurde, um bei Sichtung die Walfängerboote auszuschicken. Die Westküste der Insel ist hier vor etwa 900 Jahren im Ergebnis eines schwarzen Aschevulkans entstanden.
Anschließend vor dem Ortsrundgang mit unserem Reiseleiter José noch ein Halt an der wildromantischen und von Lavagestein geprägtem Atlantikküste. Einmalige Eindrücke prägten auch diesen Tag, bevor es am kommenden Tag mit dem Flugzeug zur nächsten Insel Faial und seiner Hauptstadt Horta weitergehen sollte.


Weiterflug zur Insel Faial mit seinem Hauptort Horta

Am heutigen Tag flogen wir weiter zur auch wegen ihrer Hortensienblüten als "blaue Insel" bekannten Insel Faial. Horta würde aber auch als Hauptstadt der Überseetelegrafie bezeichnet, Zeugnisse dafür gibt es viele.
Am kleinen Inselflughafen erwartete uns bereits unsere örtliche Reiseleiterin Anja. Gemeinsam ging es zu unserem Hotel "Horta". Alle Zimmer des etwas erhöht am Berg liegenden Hotel hatten wunderbaren Blick zum Hafen und der Altstadt. Nach dem Einchecken und einer kleinen Ruhepause lud uns Anja zu einem Ortsrundgang ein. Erste Station war ein Gebäude der " Deutschen Kolonie", die hier zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Zusammenhang mit der Bedeutung Hortas als Relaisstation für Telefonie- und Telegrafiekabel zwischen Europa und Nordamerika eingerichtet wurde. 17 Mitarbeiter der in Emden ansässigen Firma arbeiteten und lebten hier. Für Interessenten der Entwicklung der interkontinentalen Nachrichtentechnik ist die Beschäftigung mit der Entwicklung in Horta ein sehr zu empfehlender Aspekt. Aber unser Ortsrundgang ging weiter: ehemalige Jesuitenkirche, ehemaliges Kloster ( heute Senioren-und Pflegeheim), repräsentative Geschäftshäuser, das Parlamentsgebäude der Azoren und natürlich der Yachthafen waren weitere Stationen. Interessant ist, dass viele Gebäude durch Erdbeben in den Jahren 1926 und 1998 Schaden genommen hatten, die heute aber weitgehend beseitigt sind.
Bekannt ist der Yachthafen durch seine an den Kaimauern angebrachten Wandmalereien der Transatlantiksegler, die sich hier seit den1950er Jahren verewigen. Dazu passen natürlich auch die im Hafen liegenden Segelschiffe und Yachten, manche wohl ein Vermögen wert. Aber so vielfältig können Lebensziele sein. Wer die Menschen hinter den Segelabenteuern erleben möchte, der sollte aufmerksam durch die Kneipen und Geschäfte in Hafennähe gehen. Einen legendären Ruf genießt hierbei Peter Café Sport. Der Spitzname wurde im Zweiten Weltkrieg durch einen englischen Kapitän erteilt, weil dieser den Namen José nicht aussprechen konnte. Wir konnten die Atmosphäre am kommenden Abend genießen, aber ohne rechtzeitige Vorbestellung ist da kein Reinkommen.


Wir lernen die Insel Faial bei einer Inselrundfahrt kennen

Wie fast täglich starteten wir um 9 Uhr nach einem umfassenden Frühstück.
Wie alle Azoreninseln ist Faial ebenfalls durch Vulkanismus entstanden. Die schon von Saõ Miguel bekannten vulkanischen Caldeira bieten auch auf Faial beeindruckende An- und Aussichten. Und das bei einem Durchmesser von ca. 2 km und einem Höhenunterschied des Kraterrandes von ca. 1000 m. Ein Blick von der Marienstatue auf Horta und weiter zur benachbarten Insel Pico, unserem Reiseziel am kommenden Tag, ist beeindruckend. Ergebnisse des Vulkanismus zeigen sich auch an den Küsten. Schroffes Ergussgestein und nur an wenigen Stellen Sandstrände - die Azoreninseln sind nicht zuallererst Badeinseln, obwohl ein Bad im Atlantik auf Grund der sehr guten Wasserqualität schon verlockend ist.
Höhepunkt des Tages war der Besuch am westlichsten Rand der Insel, dem Vulcão dos Caphelinhos, der erst durch einen untermeerischen Vulkanausbruch im Zeitraum September 1957 bis Oktober 1958 entstand und nun durch Erosion wieder abgetragen wird. 500 Häuser wurden zerstört, durch Erosion des weichen Tuffgesteins ist diese "Erweiterung" mittlerweile auf ein Drittel abgetragen. Ganz konkret das ehemalige Gebäude des Leuchtturmes und historische Fotos zeigen die Geschehnisse in beeindruckender Weise.
Ein Besuch des Informations- und Besucherzentrums, unterirdisch unter der Ascheschicht angeordnet, mit umfassenden audiovisuellen Darstellungen zum Vulkanismus und deren Bedeutung für alle Azoreninseln ist hochinteressant und jedem sehr zu empfehlen. Unsere Reiseleiterin Anja gab umfassende Erläuterungen. Und wer noch mehr sehen wollte, der bestieg den naheliegenden Gipfel des ehemaligen Vulkans oder den Leuchtturm. Einmalig!
Nach weiteren Fotostopps mit spektakulären Aussichten ging es zurück zum Hotel.
Am Abend hatten wir in Peter Café Sport einen Tisch reserviert. Tolle Atmosphäre, leckere Fisch- und Fleischgerichte und regionale Getränke bis hin zum hauseigenen Gin der bei Peter Sport wohl stets getrunken werden sollte. Es war ein gelungener Abend.


Tagesausflug zur Insel Pico

Manche hatten den Berg Pico, mit 2351 m der höchste Berg Portugals, schon beim Anflug nach Faial gesehen. Heute wollten wir unseren Eindruck von dieser Azoreninseln vertiefen.
Wir nutzten gleich nach um 9 Uhr die Fähre von Horta nach Madalena. Bei der Ankunft auf Pico erwartete uns bereits ein kleiner Bus, da die Straßen noch weitgehend in der ursprünglichen Breite existieren.
Auch diese Insel ist durch Vulkane wie an einer Perlenschnur in Ost-Westrichtung entstanden. Und noch markanter als auf den bisher besuchten Inseln bestimmt das schwarze Lavaergussgestein die Ansicht der Insel.
Das Ergussgestein und die Verwitterung ließen eigenartige Gebilde entstehen. Wir besuchten an einem Küstenabschnitt das Hündchen - Caccharro - und die benachbarten Orte Santa Luzia und Sao Roque. Erstaunt nahmen wir zur Kenntnis, das hier und insgesamt auf Pico der Weinanbau eine bedeutende Rolle spielt und der UNESCO auch ein Welterbetitel wert war. Die vier bis fünf Weinpflanzen werden dabei in Carrees mit durch Lavagestein abgegrenzten Mauern angebaut. Das als Mauern aufgeschichtete Lavagestein schützt vor Wind und Meeresgischt und speichert darüber hinaus auch die Wärme. Eigenwillig für Kenner des deutschen Weinanbaus in Steillagen, funktioniert aber und sorgt für eine ausgezeichnete Qualität. Dementsprechend gibt es auch Gebäude für die Weinerzeugung und ein Weinbaumuseum in dieser Zona de Adegas (Winzerhäuser).. Charakteristisch ist beim Anbau die Verdelho-Traube, die hier gekeltert wird und Bestandteil des UNESCO Welterbetitels ist. Deren Wein konnten wir später auch kosten. Typisch auch die zweirädrigen Transportkarren, deren Stahlreifen auf den Rädern im Gestein deutliche Spuren hinterließen.
Wichtiger Wirtschaftszweig in der Vergangenheit war an verschiedenen Orten der Walfang und die Walverarbeitung.
Dazu mehr dann am Nachmittag.
Doch vorher gab es als das für Eberhardt-Reisende bekannte WOW einen Mittagssnack in einer ortstypischen Adega " A Buraca".(Weinstube). Die nun schon bekannten Würste durften nicht fehlen und zwei eigene Weinsorten sowie eine Likörprobe und Kaffee rundeten unseren Mittagssnack ab. Auch in diesem Familienbetrieb wurden historische Gerätschaften des Weinanbaus und des Dorflebens ausgestellt. Ein guter Einblick in das frühere Leben und die Orientierung auf touristische Nutzung heute.
Wir setzten unsere Fahrt über die in der Mitte der Insel gelegene Bergkette mit einem Fotostopp am größten Kratersee der Insel fort. Wir hatten einen herrlichen Blick über die Insel und Aussicht auf den Berg Pico. Wunderbare Landschaft und tolle Fotomotive.
Am Nachmittag dann der Besuch im bis in die 1980er Jahre durch Walfang geprägten Ort Lajes.
Der sehr schön hergerichtete Hafen mit seinen typischen Wohn- und Arbeitsstätten begeisterte. Besonders sehenswert: das Museum über Walfang und Verarbeitung. Einmalig ein Film, der den Alltag im Ort vor etwa 70 Jahren zeigt. Anstrengend und körperlich fordernd, aber für die Menschen im Ort auch Zufriedenheit schaffend. Wir konnten uns ein anschauliches Bild machen. Nach einem stärkenden Nachmittagsimbiss ging unsere Fahrt weiter zur westlichen Inselspitze mit dem charakteristischen Blick über die Kette der erloschenen Vulkane.
Anschließend dann noch ein gemütlicher Gang durch die charakteristischen Weinfelder. In guter Lage dann eine der auf den Inseln häufig anzutreffenden Windmühlen. Typisch, aber wohl eher für die Vermahlung eigener kleiner Erträge geeignet und nicht mit den sonst bekannten Ertragswindmühlen zu vergleichen.
Aus dem Weinfeld dann der Blick auf die Insel Faial, die wir nach kurzer Fährüberfahrt am späten Nachmittag wieder erreichten. Nach Empfehlung unserer Reiseleiterin Anna wählten die Reisegäste dann die Gaststätte ihrer Wahl.
Am nächsten Tag stand die Weiterreise zur Insel Terceira auf dem Programm.


Fakultative Walbeobachtung, danach Flug nach der Azoreninsel Terceira

Drei von vier Inseln haben wir schon besucht, aber die Insel Terceira steht noch auf dem Programm.
Da unser Flug erst am Nachmittag stattfand, konnte für alle Interessierten Reisegäste eine Tour auf einem sogenannten Zodiac-Schlauchboot erfolgen. Wir wollten Delphine und Wale beobachten.
Und wir hatten Glück. Mehrmals begleiteten uns Gruppen von Delphinen in unmittelbarer Nähe. Selbst mit der Walbeobachtung hatten wir Glück und konnten anhand der Fontänen und dem dann folgenden kurzen Auftauchen mehrmals wohl Blauwale sichten. Toll auch beim Abtauchen die charakteristischen Schwanzflossen. Die Smartphone und Kameras wurden oft ausgelöst, aber die idealen Bilder gelangen nur wenigen Reisegästen, so auch mir. Himmel und Meer sind aber ebenfalls tolle Bilder, oder etwa nicht? Zur Tour selbst ist festzustellen, dass die Zodiac-Schlauchboote durch erfahrene Bootsführer in Begleitung einer Meeresbiologin gesteuert wurden. Also kein Grund zur Sorge. Und wir erhielten wetterfeste Hosen und Jacken, da kam bei über 30 Grad Lufttemperatur der Schweiß eher von innen.
Am Nachmittag verlief unser kurzer Flug vom überschaubaren Flughafen Horta nach Terceira eher unspektakulär mit einer Propellermaschine. Ein letzter Blick zum nur leicht verhüllten Berg Pico, vorbei an der nächsten Azoreninsel Saõ Jorge und schon landeten wir in Terceira.
Am Flughafen empfing uns unser örtlicher Reiseleiter Thomas, der als gebürtiger Deutscher schon sehr lange auf Terceira lebt und deshalb stets mit Sachkenntnis und einer Anekdote für eine informative Reise sorgte.
Nach kurzer Fahrt erreichten wir unser Hotel "Terceira Mar" für die kommenden 3 Nächte. Meerblick für alle, großer Swimmingpool am Hotel und Atlantikbad in unmittelbarer Nähe - alle Reisenden waren zufrieden.
Die Azorianer feiern gern und während unserer Reisezeit wurde im Hauptort von Terceira, Angra do Heroismo ( was übersetzt etwa " Bucht der Heldenhaftigkeit" bedeutet), das Johannisfest zu Ehren des Heiligen Johannes dem Täufer gefeiert.
Und tatsächlich war ein buntes Treiben mit Verkaufs- und Gastronomieständen in der unserem Hotel benachbarten Altstadt zu erleben. Selbstredend beginnen die Feiernden erst spät am Nachmittag, dafür aber bis spät in die Nacht. Selbst ein Kinder-Umzug auf extra ausgelegtem roten Teppich konnte verfolgt werden. Und natürlich gab es sehr gut besuchte Gottesdienste. So konnten wir an beiden Wochenendtagen Lebensfreude ala Azoren pur erleben.


Inselrundfahrt über die Insel Terceira

Wie auch auf den bisherigen Inseln stand an diesem Sonntag eine Inselrundfahrt auf dem Programm.
Ein verloschener Vulkan in der Nähe des Hotel und von Angra, der Monte Brasil, war unser erstes Ziel. Auf der höchsten Stelle des Berges eine Säule, gekrönt von einer Bänderkugel. Diese nutzten Seefahrer in der Antike zur Standortbestimmung. Ebenfalls auf dieser Säule das Kreuz des Christusritterordens. Das Monument wurde 1932 zum 500. Jahrestag der Besiedlung von Terceira eingeweiht. Da Terceira auch in der Vergangenheit in heftige Kämpfe zwischen Spaniern und Portugiesen verwickelt war, ist quasi als Trutzburg eine heute noch genutzte Kaserne prägend. Nicht unerwähnt muss auch die Anwesenheit der US-Armee mit einem stattlichen Luftwaffenstützpunkt sein.
Weiter auf unserer Inselrundfahrt ging es die Nordküste entlang. Etwas im Inselinneren, in São Sebastião, dann punkt um 12 Uhr Gottesdienst in einer stattlichen katholischen Kirche und daneben: ein Heiliggeist-Tempel, einer der Prächtigsten, wie unser Reiseleiter Thomas erwähnte. Wir bestaunten die mit großer Symbolik gekennzeichnete Ausgestaltung.
Zu unserer Mittagspause in Praia do Vitória begeisterte leckeres und regionaltypisches Essen Alle.
Auf der Insel hat der Vulkanismus noch mehr zu bieten.
Eine besonders interessante Erscheinung war die Algar do Carvão ( Kohlenhöhle), in die wir bei Interesse hinabsteigen konnten. Trichterförmiger Einstieg und unten Tropfsteinhöhen mit mächtigen Gewölben und einer interessanten Vegetation von Moosen und Farnen. Die Höhle ist ein vor etwa 2000 Jahren erloschener Schlund eines Vulkans.
Unsere Erkundung der Insel ging weiter. Vorbei an einer Farm zur Stierzucht war unser nächsten Ziel der Küsten- und Weinanbauort Biscoitos. Um nicht nur den mühsamen Weinanbau kennenzulernen, besuchten wir eine extra für uns geöffnete Adega ( Weinstube). Wir verkosteten zwei Weine, mit unserer aber durch die Verkostung auf Pico geschulten Kehle hielt sich die Begeisterung in Grenzen. Wir haben für die aufstrebende Cooperative trotzdem einen Beitrag zu deren weiterer Entwicklung geleistet. Unser anschließender Besuch in einer Meeresbadestelle mit Bewachung unterstrich einmal mehr, dass durch die vulkanische Tätigkeit Badestrände oft nur mit Badeschuhen besucht werden sollten. Tolle Fotomotive ergaben sich allemal.
Zurück in unserem Hotel hatten alle Reisegäste genügend Anregungen und Zeit, um entweder die Bademöglichkeiten zu nutzen oder den Feierlichkeiten zum Johannisfest zu folgen. Da gab es übrigens gegen 22 Uhr noch eine tolle Musikparade mit Kapellen von der gesamten Insel - eine wunderbare Atmosphäre!


Stadtrundgang in Angra do Heroisma

Um 9 Uhr erwartete uns unser Reiseleiter Thomas zu einem Stadtrundgang zu Fuß durch Angra.
Interessant die Ausführungen zu der Bauweise der Häuser und der Anlage der Straßen. Dabei muss erwähnt werden, das Angra bereits im 15. Jahrhundert gegründet und die Stadt nach einem klaren Muster der Straßen und Plätze angelegt wurde. Heute ist Angra UNESCO Weltkulturerbe.
Eher etwas bescheiden zeigte sich an diesem Montag der Markt, doch für eine Erläuterung der Meerestiere war dieser Markt gut geeignet. Repräsentative Gebäude im innerstädtischen Bereich und Parkanlagen mit prächtigen Bromelien erfreuten uns. Durch die Hauptstraße über den Rathausplatz ging es zum Hafen. Zurück in Richtung Hotel machten wir noch an der Kathedrale Halt, da Terceira der Bischofssitz der Azoren ist.
Nachmittagsgestaltung dann ganz individuell, bevor wir uns am Abend im Hotelrestaurant zum Abschiedsessen trafen. Ein breites Angebot, auch mit Krustentieren und Calmar, ließen bei einem guten Getränk alle Reisegäste in intensive Gespräche kommen und einen ersten Austausch von Fotos vornehmen. Es herrschte eine prächtige Stimmung, die Ausdruck einer sehr interessierten und kommunikativen Reisegruppe war.


Aus der Mitte des Atlantik zurück nach Deutschland

Frühzeitiger Start ohne Frühstücksbuffet, dafür jedoch mit sehr kritisch beäugten Lunchpaketen. Dazu die karge Bordverpflegung gegen Bezahlung der Fluggesellschaften - ein krasser Kontrast zu der stets sehr guten Versorgung auf der Reise und den vielfältigen lokalen Angeboten nach individueller Entscheidung. Schade für diesen Kontrast! Ansonsten blickten alle Reisegäste bei prächtigem Wetter auf eine tolle Reise zurück.
Die Flüge verliefen planmäßig, sodass alle nach doch langer Flugzeit wieder gut zu Hause angekommen sind.

Schlusswort

Eine beeindruckende Reise mit einer breiten Vielfalt an Natur, Menschen und Geschichte. Entstanden sind diese Inseln im Rahmen der Erdentstehung durch den Vulkanismus an der Schnittstelle von drei tektonischen Platten. Und die Erde "lebt" auch in der Gegenwart, wie die Vulkanismustätigkeit der letzten Jahrzehnte zeigt. Wenn jetzt in den Medien dazu etwas erwähnt wird, können wir mit mehr Sachkenntnis mitreden. Die Menschen auf den Azoren leben quasi auf der brodelnden Kochstelle dieser wunderbaren Erde.
Der vorliegende Reisebericht kann nur einen Teil der Reise erörtern. Ausdrücklich empfehlen möchte ich die von mir erstellte Bildergalerie, die eventuell Ihre eigenen Fotos etwas ergänzen kann.

Ein großes Lob gilt der Reisegruppe. Stets pünktlich, kritisch, interessiert und sehr harmonisch im Umgang miteinander.
Das hat mir meine Tätigkeit als Reisebegleiter sehr leicht gemacht. Dafür möchte ich mich bei allen Reisenden ganz herzlich bedanken.
Anerkennung auch an die örtlichen Reiseleiter, die das Programm vollständig und engagiert umgesetzt haben. Die Busfahrer haben uns auf "ihren" Straßen gut und sicher an die vielfältigen Ziele gebracht.
Und auf die anfängliche Frage nach der interessantesten Insel kann ich keine Antwort geben, da alle Inseln eine eigene Prägung haben.
Wenn Sie diese Frage jedoch weiter verfolgen wollen, EBERHARDT Travel bietet als Azoren-Spezialist im kommenden Jahr Reisemöglichkeiten zu den weiteren Azoreninseln an, falls diese Reise Ihr Interesse geweckt hat...

In diesem Sinne danke für diese wunderbare Reise ... und bleiben Sie reiselustig

Ihr Hartwig Köllner Dresden

Kommentare zum Reisebericht