Reisebericht: Rundreise Madeira – mit mehr Bewegung und Naturerlebnissen

18.05. – 25.05.2013, 8 Tage Rundreise Funchal – Vale Paraiso – Monte – Sao Vicente – Camara de Lobos – Cabo Girao – Monte – Santana – Levada do Norte – Porto Moniz


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"schwimmender Blumengarten", "Insel des ewigen Frühlings" - wie auch immer man Madeira, die kleine Insel mitten im Atlantik, auch nennen mag, wunderschön und einzigartig ist sie so oder so! In einer Woche erkundeten wir besonders aktiv die schönsten Seiten Madeiras!
Ein Reisebericht von
Elisa Müller

1. Tag, Samstag – 18.05.13: Anreise auf die Blumeninsel

Bei diesem Wetter wird uns der heutige Abschied von zu Hause sicherlich nicht schwer fallen: der Tag beginnt mit viel Regen und einer grauen, am Himmel vor sich hin brodelnden Suppe. So treffen wir, 26 Blüten-, Wander- und Naturbegeisterte Reisende, uns am Vormittag am Flughafen Berlin Tegel. Mit leichter Verspätung starten wir schließlich um 13:30 Uhr in Richtung unseres Bestimmungsorts für die nächste Woche. „Die Blumeninsel im Atlantik", „Eiland des ewigen Frühlings" - welcher Spitzname nun auch am besten passen mag, die Hauptstadt Funchal der portugiesischen Insel Madeira ist unser Ziel! Trotz leckeren Essens, einem überaus kommunikativen Kapitän und den überschaubaren guten 4 Stunden Flugzeit, müssen wir uns doch einigen Turbulenzen stellen! Das Flugzeug schaukelt uns hin und her und während bei dem einen der Rotwein etwas unruhig wird, wird es bei dem anderen der Magen. Doch alles ist wieder vergessen als wir wohlauf um ca. 16:45 Uhr auf der kurzen Landebahn der Vulkaninsel landen. Eine Stunde jünger sind wir nun geworden und gleich nach dem Aussteigen umgibt uns blühende, grüne Natur und das Meer ist zum Greifen nah! Nur 22 km in der Breite und 57 km in der Länge misst die vom Golfstrom umspülte Insel. Ca. 250.000 Einwohner leben hier ca. 950 km von Lissabon, der Hauptstadt Portugals, entfernt doch nicht nur Dialekt, das Wetter und Geschichte unterscheiden sich deutlich vom Festland, sondern auch Kultur und das Gemüt der Einheimischen. Hier kann man 4 Jahreszeiten an einem Tag erleben! Wir lassen uns überraschen und nehmen zunächst mal unsere Koffer und gleich darauf unsere Reiseleiterin Helena in Empfang. In nur 15 Minuten geht es von Funchal ins nahegelegene, idyllische Dörfchen Canico. Ziel ist unser 4*-Hotel „Quinta Splendida". Hoch über dem Atlantik ragt es über der Steilküste auf und die im Bungalowstil gebauten Häuser werden von blühenden Blüten umschmeichelt. Nach einer kleinen Informationsrunde zum Programm unserer kommenden Woche und einem ersten kräftigen Schlucks des 19%-igen Madeira-Weins beziehen wir unsere Zimmer.
Der Tag war lang und so lassen wir uns von Elisa noch das überwältigend große Stadtzentrum Canicos, die Haltestellen der Busse und den Supermarkt zeigen, bevor wir im gemütlichen Restaurant „A Lareira" einkehren um uns das erste Mal der Küche Madeiras zu widmen. Einige probieren heute schon 2 absolute Nationalgerichte: da wäre der „Espada preta" - der schwarze Degenfisch, im Teigmantel gebacken und mit gegrillter Banane serviert, oder auch das „Arme Leute Essen" Brotsuppe! Es schmeckt allen hervorragend und wir werden mit dem Personal schon mal eingestimmt auf die etwas ruhigere Lebensweise der Insulaner...
Nun sind wir doch etwas geschafft und freuen uns auf unsere Hotelbetten und blicken gespannt dem morgigen Tag entgegen - mit viel Natur, viel Korbflechterei und vor allem dem höchsten Berg Madeiras! Den „Blütenzauber im Atlantik" - wollen wir ab morgen spüren!

2. Tag, Sonntag – 19.05.13: Madeira's wunderbarer Osten

Nach einem leckeren, abwechslungsreichen Frühstück, mit zahlreichen selbstgemachten Köstlichkeiten wie Nusskuchen oder Tomatenmarmelade, können wir wohlgenährt in den Tag starten: um 9 Uhr geht es los und unser erstes Ziel ist der kleine Ort Camacha - das Zentrum der Korbflechterei. Noch heute werden die kunstvollen Brotkörbe, Möbelstücke und Dekorationstiere in Heimarbeit hergestellt. Wir schauen uns die größte Verkaufsausstellung und Exportfirma der Insel an und sind begeistert von den flinken, konzentrierten Arbeitern, die in einer unglaublichen Geschwindigkeit sowie mit Geschick und Fantasie, die einheimischen Weizenruten in kleine Kunstwerke verwandeln. Die Ruten werden im März geerntet und anschließend gekocht, geschält und weiter verarbeitet. Die Kunst eines jeden Korbmachers ist es, die Schätze ohne jeglichen Klebstoff und mit nahezu keinem einzigen Nagel herzustellen.
Anschließend fahren wir zu unserem nächsten Programmpunkt im Osten der Insel: immer höher windet sich unser Bus die Berge hinauf, immer reicher wird die Vegetation und immer kälter die Luft. Es geht vorbei an Eukalyptuswäldern, Akazien- und Nadelbäumen, Esskastanien, Koniferen, Douglasien und den wildwachsenden, wunderschön blauen „Natterköpfen". Aber auch ganz besonderen Tieren, wie den „Schweinen im Pullover" begegnen wir! (zur Erinnerung: gemeint sind Schafe) Ribeiro Frio heißt unser nächstes Ziel in 860 m Höhe. Ein ganz anderes Mikroklima erwartet uns hier. Bei frischer Luft, knapp zweistelligen Temperaturen, aber umgeben von sagenhafter, abwechslungsreicher Natur wollen wir hier unsere erste Wanderung, inmitten eines Naturschutzgebietes durch den satten Lorbeerwald starten. Unser Weg führt uns entlang eines Levada durch dichten Urwald zum Aussichtspunkt „Balcoes". Hoch über dem Tal sehen wir hier bei Sonnenschein bereits die höchsten Gipfel Madeiras und natürlich auch den Atlantik!
Nach einer guten Stunde erreichen wir (zum Glück!) eine Bar, in der wir (zum Glück) das Nationalgetränk Madeiras verkosten können: „Poncha" - ein leckeres, süßes Getränk aus Zuckerrohrsirup, Honig und Zitronensaft, frisch gemixt mit Hilfe eines Holzquirls! Das schmeckt und so genießen wir unser Getränk sowie die strahlende Sonne! Gegen 12:30 Uhr geht es weiter nach Santana, wo wir unsere Mittagspause verbringen wollen. Der beschauliche Ort ist bekannt für seine historischen, strohgedeckten Holzhäuser, die an ein Stück Toblerone-Schokolade erinnern. Postkarten, Blumenzwiebeln, Schnaps aber eben auch herrliche Fotomotive gilt es hier zu erstehen. Nach dieser kulturellen Verschnaufpause sind unsere Knochen wieder bereit sich neuen Herausforderungen zu stellen: unser Busfahrer Carlos bringt uns immer weiter hinauf in die Berge, bis auf 1.592 Meter. Von hier aus wollen wir eigentlich den höchsten Berg der Insel, den Pico do Ruivo besteigen, doch Petrus scheint unser Fax heute Morgen wohl nicht erhalten zu haben. Die imposante Bergwelt ist in eine dichte Nebeldecke gehüllt und wir sehen absolut nichts. Hoch motiviert brechen wir zwar auf, müssen nach einigen Metern aber mit Vernunft feststellen, dass es wohl keinen Sinn hat heute hier zu wandern. „Frage niemals einen Einheimischen wie das Wetter auf Madeira wird" - haben wir heute Morgen gelernt und wissen nun auch warum. Auch bei unserem nächsten Versuch, eine Wanderung knapp 500 m tiefer zu starten, beginnt es zu regnen (Petrus will uns wohl herausfordern!). Doch wir geben nicht auf und so fahren wir zur 3. Idee Helenas - zum gewaltigen Adlerfelsen, hinter dem sich die östlichste Spitze der Insel verbirgt. Hier begrüßte uns nun wieder freudestrahlend die liebe Sonne! Und so machen wir uns auf unsere ca. 1,5-stündige Levada-Wanderung von Porto da Cruz durch die wunderschöne kultivierte Landschaft. Wir folgen dem kleinen künstlichen Flusslauf, den Blick immer wieder auf den tiefblauen Atlantik und gleichzeitig auf die umliegenden Felsen und Berge gerichtet! Kleine, mit orangen Ziegelsteinen gedeckte, in Pastelltönen gestrichene Häuschen zieren die üppige Landschaft ebenso wie eine Pflanze, Blume und Frucht nach der nächsten! Bananen wachsen neben Mais, neben Bambus, neben Tomaten, neben Maracujabäumen! Hier scheint es nichts zu geben was hier nicht wächst!
Ein langer erlebnisreicher Tag steckt uns in den Knochen und wir haben ordentlich Hunger bekommen! So nehmen wir uns nicht viel Zeit zum Umziehen und brechen gleich wieder auf zum fakultativen Abendessen-Ausflug: es geht ins kleine Panorama-Restaurant „Vasco da Gama"! Mit einem wunderschönen Blick über das direkt am Meer gelegene und später wunderbar beleuchtete Funchal erwartet uns heute eine typische madeirensische Spezialität -  „Espetata"! Ein riesiger, mit viel Knoblauch gewürzter Rindfleischspieß wird an einem Haken über den Tisch eingehängt und man muss sich sein Stück Fleisch quasi selbst abstreifen! Köstlich! Dazu genießen wir Wein, Bier und schließlich auch einen schmackhaften Maracuja-Pudding! All das haben wir uns nach diesem Tag redlich verdient - genauso wie unser Bett heute Abend! Gute Nacht!

3. Tag, Montag – 20.05.13: Wanderung entlang des Levada von Marocos

Mit einem morgendlichen „Bom Dia Alegria" („guten Morgen Freude") starten wir hochmotiviert in unseren 2. Ausflugstag. Doch bevor wir unsere Füße wieder durch die Landschaft jagen, unternehmen wir noch einen kurzen Fotostopp am Pico do Facho. Von hier oben eröffnet sich uns ein gigantischer Ausblick bis zur Ostspitze (der sogenannte Wurmfortsatz) und selbst die ebenfalls zu Madeira gehörende Insel „Porto Santo" können wir in der Ferne erblicken! Die kleine Insel wurde zuerst von 2 portugiesischen Kapitänen entdeckt, die 1418 auf dem Weg waren die afrikanische Westküste zu erforschen, vom Wind abgetrieben wurden und so auf die kleine Insel stoßen. Erst ein Jahr später entdeckte man von Porto Santo aus das wunderschöne Madeira! Auch die Bucht der Stadt Machico sowie die Flughafenlandebahn scheinen winzig klein unter uns! Die Fotoapparate heiß geknipst steigen wir wieder in den Bus und fahren in wenige Minuten zum Ausgangspunkt unserer heutigen Levada-Wanderung: Marocos. Unser Weg führt vorbei an pittoresken Terrassenlandschaften hoch oben über dem fruchtbaren Tal von Machico. Der blumengesäumte Bewässerungskanal führt durch sorgfältig gepflegte Felder und auch einige unter sehr schweren Bedingungen arbeitende Bauern begegnen uns mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht. Auch wieder können wir unseren Blick nicht abwenden von den vielfältigen Pflanzen und Blumen die uns begleiten: Süßkartoffeln, Kohl, Bananen, Weinreben, Hibiskus, Oleander und vieles mehr! Immer wieder eröffnen sich uns auch Ausblicke auf die Küste und den tiefblauen Ozean. Die bezaubernde grüne Landschaft Madeiras ist eng mit der raffinierten Bewässerungstechnik der Levadas verbunden. Mit Hilfe des heute 2150 km langen Levadanetzes konnten und könnnen die Bauern Ihre Felder auch hoch oben am Berg und vor allem auch an der Südküste der Insel bewässern. Die ersten Levadas stammen aus dem 15. Jh. und wurden von nordafrikanischen und maurischen Sklaven errichtet. Auch gibt es Wasserwächter, die „Levadeiros", die für die gerechte Zuteilung des Wassers und für die Überwachung der Kanäle zuständig sind.
Bei einer kleinen Wanderpause entspannen wir unsere Glieder, genießen die Aussicht sowie schmackhafte „Funchal-Bonbons" (Funchal heißt Fenchel). Nach fast 2,5 Stunden erreichen wir unser Ziel, das Café „O Jacare", wo wir uns Kaffee, Eis, Bier oder ein süßes Teilchen schmecken lassen! Noch ein letzter steiler Abstieg zum Bus und wir können wieder einmal stolz auf unseren Wandererfolg sein, den wir uns heut bei teilweise kräftigem Wind und immer wieder ein wenig Nass von oben verdient haben. (bei Sonne kann ja jeder...) Der Nachmittag steht allen zur freien Verfügung und wir haben Zeit uns endlich mal unsere botanische Hotelanlage näher anzuschauen, die Füße hoch zu legen oder das Unterdorf „Canico de Baixo" zu erkunden.
Ausgeruht aber hungrig trifft sich der Großteil um 18:30 Uhr wieder um sich einem kulturellen Höhepunkt zu widmen: Im Restaurant „Fados" erwartet uns heute gleichnamige Live-Musik, die extra für unsere Gruppe und ausnahmsweise an einem Montag angesetzt wird! Die 2 Gitarristen untermalen den wehleidigen, sentimentalen und emotionalen Gesang des kräftigen Portugiesen und nicht zu vergessen von „Mariiiiaaaaa". Doch nicht nur musikalisch tauchen wir ein in die Traditionen Madeiras: bei den meisten steht Degenfisch mit gegrillter Banane auf dem Speiseplan und es schmeckt ausgezeichnet. Leckeres Essen, musikalische Unterhaltung und der Blick auf den Ozean - könnte ein Abend auf der Blumeninsel besser enden?

4. Tag, Dienstag – 21.05.13: Funchal – Botanischer Garten – Cabo Girao – Weingut – Camara de Lobos

Heute wollen wir die Hauptstadt Madeiras und deren direkte Umgebung näher kennenlernen. Bei herrlichem Sonnenschein beginnen wir mit einer Führung durch den „Jardim Botanico da Madeira" - den Botanischen Garten. Ein Meer exotischer und einheimischer Pflanzen erwartet uns hier - hoch oben über den Dächer von Funchal. Mehr als 2.500 Gewächse gilt es hier zu bestaunen und Helena scheint in ihrem Leben nichts anderes als Botanik studiert zu haben. Mit Ihrem unglaublichen Wissen führt sie uns durch Madeiralorbeer, Besenheide, Strelitzien, Bananenpalmen und Kaffeesträucher. Die tollsten botanischen Schätze begegnen uns wie z.B. der Leberwurstbaum, der Drachenbaum oder auch der Popcornbaum! Das 4 Hektar große Areal ist staatlich, liegt in einer Höhe von 300 Metern und verfügt über einen mehr als 100 Jahre alten Baumbestand!
Im Anschluss geht es den Berg hinab und wir tauchen ein in das geschäftige Treiben der 125.000 Einwohner Stadt Funchal. Hier befindet sich der Tourismus-, Wirtschafts- und Verwaltungsmittelpunkt der Insel. Völlig harmonisch verbindet sich hier Geschichte durch faszinierende Museen und beeindruckende Architektur, mit pulsierendem Großstadtflair. All das lohnt es sich am meisten morgen auf eigene Faust zu entdecken, doch gemeinsam wollen wir der Markthalle „Mercado dos Lavradores" einen Besuch abstatten. Herzstück des bereits 1940 eröffneten Marktes ist der arkadengesäumte Innenhof mit zahlreichen Obst-, Gemüse- und Blumenständen. Geschäftstüchtige Händler werben mit allerlei Leckereien und kleinen Kostproben um die Gunst der Kunden. Exotische und einheimische Früchte wie verschiedene Bananenarten, Papaya, Maracuja, Kürbis oder Süßkartoffel haben hier einen ganz anderen und viel intensiveren Geschmack als wir ihn kennen. Deswegen bereitet uns Elisa mit einer Runde Babybananen eine kleine Freude und besänftigt das uns im Munde zusammengelaufene Wasser. Ganz anders ergeht es uns in der Fischhalle des Marktes: den so köstlichen schwarzen Degenfisch bekommen wir hier in seiner „vollen Pracht" zusehen. Ein riesiger aalförmiger schwarzer Körper, scharfe Zähne und große tiefschwarze, bösartige Augen beschreiben den „Leckerbissen" wohl am besten. (Also gebraten und im Teigmantel serviert wirkt er doch um einiges attraktiver). Auch riesige Kolosse von Thunfisch werden hier von den Händlern küchenfertig hergerichtet und verkauft.
Bei unserer Mittagspause am Hafen von Funchal genießen wir Knoblauchbrot, Fischsuppe und leckeren Wein, mit Blick auf die kleine Marina - herrlich! Gestärkt geht es weiter zu einem ganz besonderen Aussichtspunkt: der höchsten Steilklippe Europas - das Cabo Girao! In einer schwindelerregenden Höhe von 580 Metern blicken wir auf die unendliche Weite des Atlantiks und weil wir von der ganz Mutigen Sorte sind, wagen wir uns natürlich auch auf die erst kürzlich eröffnete transparente, über dem Abgrund schwebende Plattform. Selbst an diesem Hang haben Bauern winzige Terrassenfelder angelegt, zu denen sie entweder mit einem gläsernen Fahrstuhl gelangen oder sich mit Seilen herunter lassen.
Unser Busfahrer Carlos bringt uns nun zur nächsten Station unseres Tagesausfluges. Wir besuchen ein privates Weingut, bei dem wir mehr über den Anbau der begehrten Reben erfahren sowie über den Stolz Madeiras - den Madeirawein. Bei diesem handelt es sich um einen typischen Aperitif-  oder Dessertwein, da er mit seinen 16-22% Alkohol eher an einen Likör erinnert. Vom Gutsherrn der Quinta, in der man auch einen herrlichen Urlaub verbringen kann, bekommen wir eine Kostprobe eines 35-Jahre alten Weines serviert! Mr. „Heiliger Geist" reicht uns außerdem noch den typischen Lebkuchen und gewährt uns einen Blick in das liebevoll gepflegte und artenreiche Gelände des Herrenhauses. Ein hübsches Fleckchen Erde (wer den Kontakt für seinen nächsten Urlaub braucht wendet sich an mich).
Auf einen kleinen Absacker (lange nichts getrunken) fahren wir weiter in das berühmte Fischerstädtchen Camara de Lobos. Hier scheint die Uhr ein bisschen anders zu ticken: bunt bemalte Fischerboote schaukeln in der Bucht, die Männer sitzen in den zahlreichen kleinen Cafés und Bars, spielen Karten oder Domino, während ihre Frauen zu Hause die Kinder hüten und das Essen bereiten. Doch tatsächlich wurde hier „versehentlich" im Jahre 1840 der erste schwarze Degenfisch gefangen. Neben zahlreichen anderen Fischen lag er plötzlich im Netz. Heutzutage geht man erst am späten Abend zum Fischen (nachdem die Männer Ihre Skatrunden beendet und den letzten Poncha ausgetrunken haben). Das süße Schnapsgetränk hat seinen Ursprung ebenfalls hier im Ort und so liegt es auf der Hand das auch wir einen Schnaps, diesmal mit Maracuja- statt Zitronensaft, trinken müssen. Mit Blick auf die bunten Boote und das weite Meer genießen wir unser kühles Getränk oder die alkoholfreie Alternative Nikita.
Ein erlebnisreicher Ausflugstag liegt hinter uns den wir aber noch gemütlich ausklingen lassen wollen. Nach einer kurzen „Restaurationspause", wie Helena sagen würde, treffen wir uns um 18:30 Uhr wieder und wollen heute das Restaurant „Le Buffet" in Canico de Baixo besuchen. Hier begrüßt uns der deutsche Koch Robert persönlich und zaubert nur wenig später leckere Degenfische mit Mangosoße und fantastische Shrimps-Omeletts auf unsere Teller. Ein perfekter Tagesabschluss!

5. Tag, Mittwoch – 22.05.13: Gärten Madeiras

Madeira ist die Blumeninsel schlechthin, davon durften wir uns in den letzten Tagen bereits überzeugen. Doch unser heutiger Ausflug sollte noch einmal alles bisher Gesehene toppen und die Botaniker-Herzen unter uns höher schlagen lassen. In 700 Metern Höhe besuchen wir eine subtropische Parkanlage der Superlative: die „Palheiro Gardens". Das Anwesen der Familie Blandy (seit 1885) ist ein wahrer Paradiesgarten und neben einer unglaublichen Pflanzenpracht bietet es weiterhin eine barocke Kapelle, ein prächtiges Herrenhaus aus dem 18. Jahrhundert sowie eine herrliche Aussicht auf das uns zu Füßen liegende Funchal. Ursprünglich gehörte der Besitz dem Grafen von Carvalhal, der es als Jagdsitz nutzte. Helena führt uns über das Gelände und wir staunen über prächtige Königsproteas, Magnolien, Mahagoni- und Eukalyptusbäume und Stinklorbeer. Englische, französische und portugiesische Gartenkunst verleihen dieser Anlage ein ganz besonderes Flair. Durch ein wunderschönes Kamelienspalier spazieren wir schließlich Richtung Ausgang. Ganze 30 verschiedene Kamelienarten gedeihen hier!
Es geht weiter zum nur wenige Minuten entfernten, liebevoll angelegten „Jardim Orchidea". Helena schult uns hier intensiv zum Thema Zucht und Pflege der kostbaren Pflanzen. Die Orchideen werden für 2 Jahre in Flaschen herangezogen und man kann sogar einen Blick in das Labor werfen! Anschließend tauchen wir ein in das bunte Blütenparadies in dem wir fantastische, farbenfrohe Eindrücke von der Orchideenpracht gewinnen können. In dem gemütlichen Café probieren wir Maracuja- oder Mangosaft, inmitten der „blumigen" Atmosphäre. Keinen besseren Ort gäbe es für eine kleine Überraschung. Nach so viel Blumenpracht wäre es doch schade nicht ein bisschen dieser mit nach Hause nehmen zu können. Und so verteilt Elisa kleine Blumenzwiebeln für alle, damit wir bald auch ein Stück Madeiras in unseren heimatlichen Blumentöpfen haben!
Nach unserer Halbtagestour wollen am heutigen Nachmittag alle die Stadt Funchal noch ein wenig auf eigene Faust erkunden und gelangen später nach erlebnisreicher, stilechten Linienbusfahrt zurück zu unserem Hotel in Canico. Beim Abendessen im Restaurant „A Lareira" haben wir uns viel zu erzählen und „begießen" den erlebnisreichen Tag mit einem köstlichen Poncha!

6. Tag, Donnerstag – 23.05.13: Monte – Nonnental & Espetata–Essen

550 Meter über Funchal liegt der ehrwürdige Wallfahrtsort Monte, umgeben von tropischen Gärten und hochherrschaftlichen Villen. Das bekannte Örtchen ist heute unser erster Punkt auf der Tages-Agenda. Der aus Österreich vertriebene Kaiser Karl II. verbrachte hier die letzten Monate seines Lebens und wurde in der Wallfahrtskirche „Nossa Senhora do Monte" beigesetzt. Die Kirche von 1897 erhebt sich mit Ihren weißen Mauern und grauschwarzen Basaltumrahmungen wunderschön über der Plattform mit herrlichem Blick über die Bucht von Funchal. Nicht nur das Grab Karls II. gibt es im Inneren des Gotteshauses zu bestaunen, sondern auch die überraschend schlichte Verzierung und die in Silber gefasste Marienstatue am Hochaltar. Die unscheinbare Holzfigur war einst von einer Schäferin in der Nähe von Monte gefunden worden, nachdem ihr die Jungfrau erschienen war. Am höchsten Feiertag Madeiras, dem 15. August (Maria Himmelfahrt) steht die Figur im Mittelpunkt und tausende Pilger rutschen auf Knien die 74 Treppenstufen zur Kirche hinauf. Wir jedoch gehen (auf Füßen) die Treppe hinunter, denn unten wartet ein ganz besonderes Erlebnis auf uns: die Mutigen unter uns können endlich Korbschlitten fahren! Im 19. Jh. in Mode gekommen, ließen sich die in Monte ansässigen gut betuchten Kaufleute so nach Funchal befördern und im Laufe der Zeit wurde die rasante, 2 km lange Fahrt mit 200 m Höhendifferenz zum lustigen Freizeitvergnügen für die Besucher Madeiras. So stürzen auch wir uns ins Abenteuer! Immer zu zweit saust man auf einer blankpolierten Straße bergab und die in weiß gekleideten Korbschlittenführer haben es nicht leicht uns in der richtigen Bahn zu halten! Nach einer rasanten Fahrt erfahren wir von Helena mehr über die Arbeit der ca. 150 selbstständigen Männer, die hier in Form einer Genossenschaft ihr Geld verdienen.
Nach dem großen Spaß fahren wir zum Aussichtspunkt „Pico dos Barcelos", von wo aus wir noch einmal den Ausblick über die gesamte Stadt Funchal und den tiefblauen Atlantik genießen können. Einige Minuten und ein lustiges Gruppenfoto später brechen wir auf in Richtung Nonnental. Nur eine einzige Straße verbindet die durch Erosion entstandene Kraterlandschaft mit der Zivilisation. Und auf genau dieser schmalen Straße schraubt sich unser Bus Serpentine für Serpentine durch den wuchernden Eukalyptuswald nach oben. Was würde hier wohl besser passen als eine Runde Eukalyptusbonbons? Elisa hat alle parat!  Seinen Namen verdankt die über Millionen Jahre durch Regen, Flüsse, Wind und Temperaturwechsel entstandene Landschaft ihrer einstigen Funktion: Nonnen suchten hoch oben in den Bergen Schutz vor gold- und silbersuchenden Piraten.  Am Aussichtspunkt „Eira do Serrado", in knapp 1.100 Metern Höhe probieren wir zunächst (mal wieder) eine regionale Spezialität: Kastanienkuchen und Kirschlikör - „Anossa!" (Prost). Wir lassen unsere Blicke über die wunderbare Landschaft schweifen, atmen die kühle, frische Bergluft ein und lassen uns von diesem mystischen Ort mit den tiefhängenden Wolken und tiefen Schluchten gefangen nehmen.
Bei der anschließenden Fahrt bergab beglückt uns Helena mit amüsanten Nonnenwitzen, bevor wir gegen 13 Uhr unsere 1-stündige Wanderung beginnen. Heute führt uns der Weg entlang des „Levada dos Tornes" auf einem einstigen Pilgerweg, vorbei an wunderbaren Eukalyptusbäumen in Richtung der Stadt Monte.
Au geht es jetzt zu unserem duftenden und leckeren Tagesabschluss: Im kleinen Kräutergarten von Kräuterfee Esmeralda werden wir inmitten eines wahren Kräuter- und Pflanzenparadieses herzlich begrüßt. Wo ließe sich köstlich riechender Ingwer-Zitronengrastee und köstlich schmeckender Walnusskuchen besser genießen, als in solch einer herrlichen Umgebung. Mmmhh, das schmeckt und anschließend nimmt uns Esmeralda noch mit auf eine kleine Tour durch ihren Wundergarten. Nahezu jede Kräutersorte und Allheilmittel scheint hier zu wachsen! Kräuter für Diabetiker, Magenschmerzen, Stress und natürlich auch gegen den „bösen Blick" findet man hier.
Nach so vielen tollen Erlebnissen geht es zurück zum Hotel, wo wir uns nach kurzem Frischmachen zum Inklusiv-Abendessen wieder treffen. Wir spazieren zum Restaurant „Central", wo uns heute wieder die köstlichen, traditionellen Rindfleischspieße „Espetata" erwarten! Doch damit nicht genug, auch Polentawürfel, Salat, Kohl, Pommes, Aperitif-Madeirawein, gegrillte Ananas und ein Schnäpschen gibt es! Die Bäuche sind voll, die Gemüter glücklich und die Glieder müde! Herrlich!

7. Tag, Freitag – 24.05.13: Ausflug in den wilden Nordwesten Madeiras

Niemand wollte sich heute Morgen von Elisa persönlich aus dem Bett holen lassen und so sind alle pünktlich 8:30 Uhr zur Abfahrt bereit. Bevor wir heute den rauen Nordwesten der Insel erobern wollen, nimmt uns Helena noch mit auf eine Runde durch das Hotelviertel der Stadt Funchal. Vorbei am Park Santa Catarina, passieren wir das Kasino der Stadt und die berühmte Sissi-Statue davor. Wenig später kommen wir vorbei an der noblen Absteige der „Porsche-Leute" unter den Madeira-Besuchern: das „Reid's Palace Hotel", in dem man für schlappe 32 € einen 5 o'clock Tea genießen könnte.
Doch nun wollen wir aufbrechen in Richtung Mutter Natura! Unser erstes Ziel ist die besinnliche Küstenstadt Ribeira Brava, das Zentrum des Westens. Das niedliche Städtchen lädt nicht nur zum Bummeln und Kaffee trinken ein, sondern auch in seine schmucke Kirche, deren Decke aus Kirschholz gefertigt wurde und mit einem besonders hübschen, mit blau-weißen  Kacheln gestalteten Kirchturm bekrönt ist.
Nun geht es bergauf! Die Hochebene Paul da Serra in knapp 1.400 Metern Höhe wird auch das Schottland Madeiras genannt. Die Vegetation verändert sich deutlich, es wird karger, die Luft wird kühler und wir lernen eine weitere, völlig andere Facette der Insel kennen. Hier oben bestimmen tiefhängende, mystisch anmutende Nebelschwaden, Moose, Farne und Stechginster das Landschaftsbild. Bei unserer Wanderung fühlen wir uns nicht nur nahezu eins mit der wunderbaren Natur, sondern begegnen auch Pfefferminze, Basilikumpflanzen, einigen Kuhfladen und deren Erzeugern! Nach ca. 1,5 Stunden taucht unser Bus aus dem Nebel auf und wir setzten mit schlammigen Schuhen aber beeindruckt von dieser Seite der Natur Madeiras unsere Fahrt fort.
Unsere Mittagspause wollen wir in Porto Moniz verbringen. Die Straße windet sich in Spitzkehren hinab in das niedliche Fischerdorf, das besonders bekannt durch seine natürlichen Lavapools ist. Während die einen ein leckeres Mittagessen mit Blick auf den tobenden Atlantik genießen, spazieren die anderen entlang der herrlichen Uferpromenade, trinken einen Kaffee und halten die Nasen in die Sonne und die frische Meeresluft. Das Schauspiel der Brandung an der zerklüfteten, durch Lavagestein verzierten Küste ist wirklich sehenswert! Hier ließe es sich noch ein Weilchen aushalten, doch wir wollen weiter. Entlang der schroffen, wilden Nordküste durchfahren wir so einige Tunnel und sind fasziniert von den steil abfallenden Felsklippen und der schäumenden Gischt des Ozeans. Eine einzigartige Küstenlandschaft, die unser Bild von Madeira um einiges erweitert und beeinflusst.
Schließlich biegen wir wieder ab ins Landesinnere und treffen kurz darauf auf das sich vor den Piraten versteckt gehaltene Örtchen Sao Vicente. Liebevoll restauriert ist der Ortskern, den wir bei einem kleinen Bummel kennen lernen.
Der Tag war lang und erlebnisreich, doch einen Stopp haben wir noch vor uns. Auf dem Weg über die Berge, zurück an die südliche Küste, stoßen wir auf das Herz, oder das Nabel, Madeiras. Vom Aussichtspunk in 1.007 m Höhe können wir sowohl die Nord- als auch die Ostküste erblicken! Eine Wahnsinnsaussicht, die wir am liebsten vollkommen in uns aufnehmen würden! Das geht zwar leider nicht, aber immerhin einen schmackhaften Poncha oder Nikita können wir „in uns aufnehmen". Gegen 17:30 Uhr erreichen wir unser Hotel, nachdem wir uns gebührend von unserem grandiosen Busfahrer als auch von unserer exzellenten Reiseleiterin Helena verabschiedet haben, die uns ihre Liebe für Madeira näher gebracht hat und uns mit ihrem unglaublichen Wissen jeden Tag aufs Neue überraschte!
Unseren letzten gemeinsamen Abend verbringen 20 von uns gemeinsam im Restaurant „Villa Ventura". Im gemütlichen überdachten Innenhof schlemmen wir Degenfisch, Fleischspieße und einen abschließenden Poncha spendiert Elisa auch noch!

8. Tag, Samstag – 25.05.13: Funchal & Rückreise nach Deutschland

Ein ganzer Vormittag steht uns noch zur freien Verfügung und so fährt Elisa mit einigen mit dem Linienbus nach Funchal, um köstliche Früchte und Blumen als letzte Mitbringsel für zu Hause zu erstehen! Um 14:45 bringt uns unser Bus schließlich zum Flughafen, von dem wir etwas verspätet um 17:50 Uhr wieder in Richtung Heimat abheben. Im Flieger versuchen wir zwar Degenfisch zu bestellen, bekommen diesen aber leider nicht, obwohl wir uns inzwischen so daran gewöhnt hatten. Wunderbare Erinnerungen im Gepäck landen wir gegen 22:45 Uhr in Berlin Tegel und lassen uns von unseren Transfers bequem nach Hause chauffieren. Nach einer grandiosen Woche, mit herrlich abwechslungsreichen, abenteuerlichen, großartigen Natur- und Kulturerlebnissen fällt uns der Abschied wirklich ein wenig schwer! Eine tolle Woche auf einer tollen Insel,  mit einer tollen Gruppe geht zu Ende! Ich danke euch für eine unvergessliche Reise! Eure Elisa

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Hallo Elise, dein Reisebericht und die Fotos sind ganz toll. Es war eine Reise, die wir so schnell nicht vergessen werden, und mit dem ausführlichen Bericht kann man alles noch einmal erleben. Vielen Dank noch einmal für alles und noch viele schöne Reisen mit netten Leuten wünschen Dir Ilse und Josef Faller. Vielleicht sehen wir uns ja auch einmal wieder.

Ilse Faller
09.06.2013

Hallo Elise, vielen Dank für den tollen lebendigen Reisebericht und die Foto's. Die Reise war echt super - bei Dir, Helena und Carlos konnte man sich auf dieser traumhaften Insel einfach nur wohlfühlen. Danke auch an alle lieben Menschen aus unserer Gruppe, die wir kennenlernen durften. Alles Gute, bleibt gesund und noch viele schöne Reisen - dies wünschen Alexander und Ulrike Fischer bis irgendwann.

Ulrike Fischer
16.06.2013