Reisebericht: Wanderreise Madeira – blühende Gärten und Levadas

18.07. – 25.07.2024, 8 Tage wandern auf der Blumeninsel Madeira – Levada von Marocos – Levada der 25 Quellen im Tal von Rabacal – Funchal – Ostkap – Pico do Arieiro – Pico do Ruivo – Porto Moniz (30 Wanderkilometer)


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Erlebnisreiche Wanderungen an den traumhaften Levadas und der bizarren Vulkanlandschaft.
Ein Reisebericht von
Robert Kramer
Robert Kramer

Los geht's

Pünktlich am späten Vormittag trafen sich mit mir die Gäste, welche von Leipzig aus nach Madeira flogen, am Check-In des Flughafens. Doch unsere Reise startete etwas holprig, da der Flieger aufgrund eines technischen Defekts mit 2 Stunden Verspätung startete. Somit landeten wir auch erst abends gegen 19 Uhr in Funchal. Hier erwartete uns bereits unser Guide Hilario von Travel One. Zusammen mit seinem Chauffeur Niki, fuhren wir in unser Hotel Quinta Splendida in Canico. Nachdem die Zimmer bezogen wurden, trafen wir uns an der Rezeption auch mit unserem letzten Gast, dessen Flug aus Stuttgart deutlich pünktlicher war. So suchten wir uns gleich in der Nähe des Hotels noch ein leckeres Restaurant. Wo wir bei netten Gesprächen den ersten Abend ausklingen ließen, bevor alle vor Müdigkeit von der langen Anreise ins Bett fielen.


Wanderung zu den 25–Quellen und Risco–Wasserfall in Rabacal

An unserem ersten Wandertag empfing uns am Morgen, unser Wanderguide für die kommenden Tage Claudio. Unsere erste Wanderung sollte uns gleich einmal ins Landesinnere der Insel führen, nach Rabacal. Wir fuhren vorbei an Funchal, die größte und gleichzeitig Hauptstadt Madeiras. Welche Besichtigung ja noch auf unserem Programm in der Woche folgt. Weiter ging unsere Fahrt Richtung Nordwesten bis zum Bergdorf Arco da Calheta. Hier legten wir laut Claudio, eine „japanische Fotopause“ ein. Um die tolle Panoramaaussicht auf die Stadt Calheta zu genießen. Anschließend fuhren wir, über zum teil steile Bergstraßen, hinauf zum Hochplateau von Rabacal. Hier genossen wir auch erst den Ausblick auf das Tal von Rabacal, ehe wir unsere Wanderung starteten. Claudio führte uns zunächst hinab ins Tal von Rabacal und erklärte uns dabei die botanische Vielfalt entlang unseres Weges. Wir bestaunten z.B. Stinklorbeerbäume oder weißen Eukalyptus. Im Tal von Rabacal gab es am kleinen Gasthaus die Möglichkeit eine kurze Pause einzulegen. Weiter ging unsere Wanderung zum beeindruckenden Risco-Wasserfall, welcher in einer Höhe von 100m in die Tiefe stürzt. Anschließend machten wir uns auf den Weg zu den 25-Quellen. Wir liefen entlang einer der zahlreichen Levadas auf Madeira. Die Levadas dienen auf der Insel als künstliches Bewässerungssystem und bilden mittlerweile ein Netzwerk von 2000km. Da die Wege entlang der Levadas manchmal ziemlich schmal sind, muss man wie in einer Einbahnstraße den Gegenverkehr abwarten. Im Talkessel der 25 Quellen angekommen, beeindruckte uns diese landschaftliche Kulisse. Der Name 25 Quellen kommt daher, weil hier ein etwas größerer und 24 kleine Wasserfälle den Berg hinunter fließen. Nach einer kleinen Mittagspause, setzten wir hier unsere Wanderung fort. Claudio führte uns zu einem ca. 800m langen Tunnel. Dieser verbindet das Tal von Rabacal mit dem in Westen liegenden Hochplateau von Calheta. Also hieß es für uns auch zum ersten Mal unsere Taschenlampen rausholen. Neben der Dunkelheit im Tunnel und den doch durch Pfützen versehenen Weg, ist gerade in den Sommermonaten im Tunnel recht kühl. Auf der anderen Seite des Tunnels, hatten wir schöne Ausblicke ins Tal von Calheta. Am Bus angekommen, fuhren wir noch in ein kleines Cafe in Calheta, wo ich eine Runde Poncha auf unsere tolle Auftaktwanderung spendierte. Nachdem wir am späten Nachmittag wieder im Hotel ankamen, erwarte uns Hilario mit einem Begrüßungsmeeting. Er stellte uns schon Mal unser Programm für die kommende Woche auf Madeira vor. Dabei gab es auch als schönen Abschluss des Tages ein leckeren Madeirawein.


Stadtbesichtigung Funchal

Heute fuhren wir in die Hauptstadt von Madeira nach Funchal. Mit ihren ca. 105.000 Einwohnern ist Funchal nicht nur die bevölkerungsreichste Stadt der Insel, sondern auch flächenmäßig die größte Stadt Madeiras. Unser Chauffeur Niki brachte uns zunächst zum zentralen Busbahnhof Funchals, wo sich auch die Talstation der Seilbahn nach Monte befindet. Claudio absolvierte mit uns einen kleinen Spaziergang durch die berühmte Rua de Santa Maria. Denn neben den zahlreichen Cafes und Restaurants, welche sich in dieser kleinen Straße befinden, sind hier sämtliche Türen und Fensterläden mit künstlerischen Bildern bemalt. Wir nahmen uns Zeit, um diese schönen Kunstwerke auf uns wirken zu lassen. Anschließend gingen wir weiter zur Markthalle von Funchal. Hier tauchten wir in ein reges Markttreiben ein. Die Auswahl an frischen Lebensmittel war beeindruckend. Ob frische exotische Früchte oder in der Fischabteilung den frisch zubereiten Degenfisch. Hier war für jedem etwas dabei. Nach so vielen Eindrücken eines bunten Marktverkaufs, setzten wir unseren Stadtrundgang in Blandy's Weinkeller fort. Hier erfuhren wir die Geschichte über den Madeirawein und wie er zubereitet wird. Durch die lange Lagerung von 5-8 Monate unter hohen Temperaturen, karamellisiert der Zuckergehalt des Madeirawein. Bei unserer Verkostung von 2 verschiedenen Sorten des Madeirawein, stellten wir fest, dass der Madeirawein schon fast als Likör durchgehen könnte. Bevor wir uns auf den Weg zum botanischen Garten machten, warfen wir noch einen kurzen Blick auf die Kathedrale von Funchal. Im botanischen Garten, welcher 8ha groß ist und mit 2500 Gewächsen bepflanzt, glänzte Claudio mit seinem fundierten Wissen über die Vielfalt der Pflanzenwelt auf Madeira. So flanierten wir an exotischen Pflanzen vorbei und schön gestalteten Blumenbeeten. Und da der botanische Garten auf einem Berg liegt, genossen wir auch tollen Ausblicke über die gesamte Stadt Funchals. Vom botanischen Garten aus führt ebenfalls eine Seilbahn zum Bergdorf Monte. Mit dieser fuhren wir hinauf zum Bergdorf. Monte war früher mit einer Zahnradbahn nach Funchal verbunden. In Monte besichtigten wir die barocke Wallfahrtskirche, welche seit 1818 über Monte wacht. Auch von hier aus, genossen wir noch einmal einen tollen Ausblick ins Tal auf Funchal. Wir beobachten auch die traditionelle Korbschlittenfahrt. Die mit Holzkufen versehenen Korbschlitten, sausen hier fast täglich die steilen und engen Bergstraßen hinab ins Tal. So endete für uns wieder ein ereignisreicher Tag, mit vielen Eindrücken Madeiras.


Wanderung vom Pico Arieiro zum Pico Ruivo

Für unseren zweiten Wandertag, stand heute die Königsdisziplin auf unserem Programm. Die Überquerung der 3 höchsten Berge Madeiras, vom Pico Arieiro (1818m) zum Pico Ruivo (1862m). Dafür begleitete uns unsere heutige Wanderführerin Masia. Bei strahlendem Sonnenschein, fuhren wir zunächst den Bergpass hinauf zum Pico Arieiro. Vorbei an dichten Lorbeerwäldern und blühenden Hortensien, wurde mit jedem Höhenmeter die Vegetationsvielfalt immer weniger. Auf dem Hochplateau des Pico Arieiro, bestaunten wir erst einmal die grandiose Aussicht über die gesamte Insel. Der Gipfel des Pico Arieiro ist durch Radarstation der NATO, schon von weiten zu erkennen. Hier starteten wir unsere Wanderung entlang des PR 6 zum Pico Ruivo, dem höchsten Berg auf Madeira. Dabei beeindruckte uns schon von Beginn an, die bizarre Vulkanfelslandschaft. Durch die zerklüfteten Felsformationen, müssen bei diesem anspruchsvollen Wanderweg einige Höhenmeter bewältigt werden. Masia erzählte uns, dass auf der gesamten Bergpassstrecke, vom Pico Arieiro bis zum Pico Ruivo, über 4000 Stufen bewältigt werden. Dies bekamen wir auch gut zu spüren, aber die einzigartige Vulkanlandschaft entschädigte alles. Bei unserem Weg, über die teilweise auch schmalen und steile Passagen, durchquerten wir auch ein paar Tunnel. Sodass auch unsere Taschenlampen wieder zum Einsatz kamen. Als wir an der kleinen Berghütte unterhalb des Pico Ruivo Gipfels ankamen, legten wir eine Mittagspause zur Stärkung ein. Damit wir unsere letzte Hürde zum Gipfelkreuz des Pico Ruivo gut meistern konnten. Die Aussicht dort war schließlich atemberaubend. Zum Teil befanden wir uns über den Wolken, welche sich üblicherweise immer zur Mittagszeit in die Berge Madeiras schieben. Wir genossen auch tolle Ausblicke ins Nonnental und zur Nachbarinsel Porto Santo. Nach unserem Abstieg vom Gipfel, war es auch nicht mehr weit zum Wanderparkplatz Achada do Teixeira. Hier warte bereits unser Chauffeur Niki auf uns. Bevor wir unsere Rückfahrt zum Hotel starteten, legten wir noch einen kleinen Zwischenstopp im Ort Santana ein. Dieser ist berühmt für seine strohgedeckten alten Bauernhäuser. Wir besichtigten eins dieser schmucken Häuschen, in welchen sich auch ein kleines Geschäft befand. Zum Abschluss diesen tollen Wandertages, spendierte ich als verspäteten Gipfelumtrunk noch eine Runde Poncha. Und bedankten uns auch bei Masia für diese wunderschöne Wandertour.


Wanderung zur Ostspitze Sao Lourenco

An unserem dritten Wandertag stand heute die Ostspitze Madeiras Sao Lourenco auf den Programm. Am Morgen holte uns diesmal unser Wanderguide Claudio selbst mit dem Kleinbus ab, ohne dem Chauffeur Niki. Wir fuhren auf der Autobahn, in Richtung Osten, am Christiano Ronaldo Flughafen vorbei bzw. drunter hindurch. Denn die Landebahn des Flughafens wurde seit Eröffnung 1964, zweimal verlängert. Die Landebahn steht auf 180 riesigen Betonstelzen und ragt bis ins Meer hinein. Dies gibt einen beeindruckenden Anblick. Allerdings gestaltet sich die Landung manchmal trotzdem etwas schwierig, da auf Madeira immer wieder sogenannte Kreuzwinde herrschen. Wir fuhren weiter vorbei an Madeiras viertgrößten Stadt Machico. Hier setzten die portugiesischen Entdecker Madeiras 1419 erstmals ihre Füße an Land. Machico war früher auch die erste Hauptstadt der Insel, bevor Funchal alleinige Inselhauptstadt geworden ist. An Machicos Küste befindet sich auch eins der wenigen Sandstrände Madeiras. Dieser weiße Sand, wurde allerdings extra aus Marokko per Schiff angeliefert. Unsere Fahrt zur Ostspitze führte uns auch an Madeiras größten Industriehafen in Canical vorbei. Vor allem siedelten sich hier große Firmen an, welche zur Energieversorgung der Insel durch Gas, Öl oder Solarenergie beitragen. Dahinter erreichten wir schließlich den Wanderparkplatz von Sao Lourenco. Die Landschaft hier an der östlichsten Landzunge Madeiras, ist eine ganz andere als auf dem Rest der Insel. Wie eine braune Wüste erstreckt sich die Ostkapspitze und Vegetation gibt es nur kaum. Gerade zu Beginn unserer Wanderung hatten wir tatsächlich das Gefühl durch eine Wüste zu laufen. Denn durch den stärkeren Wind, welchen es hier an der Ostspitze immer wieder gibt, wirbelte der feine braun-rötliche Sand über die Landschaft hinweg. Bei den Ausblicken entlang der Küste, faszinierten uns wieder die grandiosen Felsformationen aus Vulkangestein. Im Zusammenspiel mit den Gezeiten des Meeres, entstanden hier sogar richtige Felstore. Nach einigen Auf- und Abstiegen erreichten wir schließlich die Ostspitze von Sao Lourenco. Mitten in der Vulkan-Wüstenlandschaft, befindet sich an dieser Stelle eine kleine Oase. Das Cafe Sardinha lädt regelrecht zu einer Rast ein und dabei ist man umgeben von grünen Palmen. Hier nahmen wir uns die Zeit, um die Eindrücke der Natur auf uns wirken zu lassen. Ein kleiner Teil der Gruppe entschied sich anschließend auch dafür, die Gelegenheit mit einem Speedboot zurück nach Canical zu fahren. Der Rest lief wieder den selben Wanderweg zurück zum Parkplatz. Dort fuhr Claudio mit uns zum Yachthafen von Canical, wo auch die anderen, welche mit dem Speedboot zurück gefahren sind, bei einem Tässchen Kaffee auf uns warteten. Claudio erklärte uns, dass diese gesamte Anlage um den Yachthafen herum mal ein Hotel-Resort gewesen ist. Durch die Corona-Pandemie hatte es allerdings schließen müssen. Seit kurzem wird es komplett renoviert und soll in paar Jahren wieder eröffnet werden. Zum Abschluss dieses schönen Wandertages, gingen wir am Abend nochmals in das leckere Restaurant, welches wir gleich am ersten Abend besuchten. Und ließen den Tag gemütlich mit netten Gesprächen ausklingen.


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