Reisebericht: Rundreise Russland – Moskau und der Goldene Ring

15.06. – 26.06.2017, 12 Tage Russland–Rundreise entlang des Goldenen Rings: Moskau – Sergijew Possad – Alexandrow – Pereslawl–Salesskij – Rostow Welikij – Uglitsch – Tutajew – Jaroslawl – Kostroma – Pljos – Susdal – Wladimir


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Zu Ursprüngen der russischen Orthodoxie und der Rus - Moskau, Sergiew Possad, Alexandrowa, Peresslawl Salesski, Rostow Weliki, Uglitsch, Tutaew, Jaroslawl, Kostrjoma, Pljos, Susda, Wladimir
Ein Reisebericht von
Dr. Jürgen Schmeißer

1. Tag (15.06.2017) Flug nach Moskau

Am Vortag erfuhren fünfzehn Gäste, die ab Dresden fliegen sollten, das Aeroflot den Flug gecans´celt hat und alle mit einem Transferbus nach Berlin gebracht werden. Das führte zu einer sechsstündigen Verkürzung aller Planungen für den Abflugvormittag. So fanden sich die Dresden-Fluggäste bereits um acht Uhr ein und erreichten nach kleinem Stau rechtzeitig Berlin-Schönefeld, um dort zu erfahren, das das Flugzeug zwei Stunden Verspätung haben wird. Nach ruhigem Flug mit einem Airbus 320 landeten wir achtzehn Uhr im feuchtkühlen Moskau. Grenzpassage, Warten auf den Bus und dann die üblichen Einfahrtstaus nach Moskau - kurz vor Neun Uhr waren wir im Novotel an der Novoslobodskaja. Bals waren dann auch die Fluggäste aus Frankfurt und Stuttgart im Hotel. Nach dem Abendessen war noch Zeit zum Rubelwechsel, aber wohl keinen trug es zum Roten Platz: der Tag war wohl doch zu anstrendgend.

2. Tag (16.06.2017) Sergiew Possad, Alexandrowa Sloboda, Peresslawl Salesski, Rostow

Unser Hotel bot uns beste Möglichkeiten recht zügig über die Jaraslawl Chaussee aus Moskau herauszukommen. Am Raumfahrtcentrum Koroljow vorbei erreichten wir das grüne nördliche Umland von Moskau und bald Sergiew Possad. Vor über siebenhundert Jahren wurden hier durch Sergej Ordensregeln festgelegt, die noch heute das klösterliche Leben in ganz Russland bestimmen. Der Klosterkomplex wurde zum Jubiläum 2014 frisch rekonstruiert und so glänzend heute die Kuppeln förmlich um die Wette. Hier befindet sich auch die orthodoxe Akademie, größte religiöse Ausbildungsstätte Russlands. Recht wenig gottesfürchtig erfreuen sich indes gefühlte tausend chinesische Touristen des orthodoxen Klosterkomplexes. Von Sergiew Possad reisten wir nach Alexandrowa Sloboda, an dem sich im 16. Jahrhundert für dreizehn Jahre der Herrschersitz Iwan IV., des Schrecklichen, befand. Der erste Zar Russlands beendete auch die Rurikjiden-Dynastie an der Macht. Eine seiner fünf Vermählungen stellten wir - zumindest das „shooting" der Ausgewählten in bunten Trachten gekleidet nach. In Presslawl stoppten wir am Platz des Roten Oktober, um eine der ältesten russischen Kirchen - aus dem 12. Jahrhundert - zu sehen, auf den Wall des einstigen Kreml zu steigen, uns über die Rolle Alexander Newkis für die russische Seele auszutauschen und an „Klein Peter I." - ideen zum Aufbau einer Flotte auf dem naheliegenden See zu gedenken. Der Ort an sich und die folgenden Dörfer auf dem Wege nach Rostow ließen schon zunehmend den Eindruck der russischen Provinz entstehen: verlassene Holzhäuser, brachliegende Felder, abgewirtschaftete Wirtschaftsunternehmen und nicht rekonstruierte klassizistische Bauten. Gegen 18 Uhr trafen wir in Veliki Rostow ein: ein kleiner Hauch Sonne kämpfte darum, die silbernen, goldenen und grünen Kuppeln des Kreml zum Leuchten zu bringen. Im Restaurant Sabranie im Kreml aßen wir unter tonnenschwerem, weißem Gewölbe Russisch zu Abend.

3. Tag (17.06.2017) Rostov Weliki, Uglitsch, Martynovo

Die Nacht verbrachten wir in einem ehemaligen Kaufmannshaus im typischen klassizistischen Provinzstil aus dem Baujahr 1798. Da war im heutigen Hotel natürlich kein Fahrstuhl ‚drin, aber man konnte zumeist ruhig übernachten. Einige weckte jedoch eine Art Rasenmäher in der Nähe bereits gegen vier Uhr. So früh waren die Kaffeeköche dann doch nicht aufgestanden - aber irgendwann hatten wir zum russischen Frühstück auch diesen: russisches Provinzhotel.
Unsere Besichtigungen begannen wir mit einer kleinen Busrundfahrt durch Rostow, führten uns zum Nero-See und dem Erlöser-Jakowlew-Kloster. Die klassizistische Dimitrij-Kirche zählt wohl zu den originellsten Sakralbauten auf unserer Tour und unterscheidet sich doch recht deutlich von den orthodox-romanischen, den weißen Zeltdachkirchen und den barocken Kirchen auf unserer Tour. Mancher erinnerte sich im Anblick der Innengestaltung wohl an Schinkel, an Berlin oder Potsdam.
Anschließend besichtigten wir den Kreml. Wohl nur wenige Kreml Russlands bieten auf so engem Raum eine solche Kompaktkeit religöser Bauten; besonders beeindruckend die Maria-Entschlafens-Kathedrale mit der Glockenwand und die Anlage im Metropolitenhof. Im Kreml besichtigten wir auch die kleine Ausstellung von Emaile-Schmuck. Gern hätten wir Punkt 12 Uhr zwar die großen Glocken auf der Glockenwand gern läuten gehört, aber ein kleines künstlerisches Glockenspiel wurde uns geboten. Nach einer Mittagspause in Rostov mit zumeist Soljanka erreichten wir nach fast zweistündiger Busfahrt durch recht verlassene Gegend und unbewirtschaftete, einstige Felder Uglitsch an der Wolga. Die einstige Kremlmauer wurde bereits vor Langem beseitigt und so wirken die Reste eines Fürstenpalastes und die Demetriuskathedrale eher recht einsam am Wolgaufer an. Bedeutung erlangte der Ort, weil einst hier der Zarewitsch Dimitri zu Tode kam: Mord - Unfall - natürlicher Tod eines Fünfzehnjährigen? Am aktiven Frauenkloster wurden wir noch einmal daran erinnert, wie die bauliche Substanz vieler Klöster in Sowjetzeiten verwendet wurde. Langsam kam aber nun die Sonne heraus und schuf zunehmend schöne Fotomotive. Am späten Nachmittag führen wir noch über eine Holperpiste nach Martynowo, um uns einen Eindruck vom bäuerlichen Leben um 1900 im ethnografischen Museum - einst der Dorfsowjet - zu machen. Recht rustikal aßen wir hier zu Abend. Aber russische Tradition und Plastwegwerfgeschirr? Das passt nicht, gehört aber irgendwie im heutigen Russland scheinbar zusammen und bedarf wohl noch eines Umdenkens.

4. Tag (18.06.2017) Myschkin, Rybinsk, Jaroslawl

Der heutige Tag führte uns in Regionen, die ausländische Gäste nur selten besuchen. Myschkin, der Mäuseort, ist ein kleines verschlafenes Örtchen an der Wolga, wo wohl eher nur Flussfahrtschiffe für russische Touristen halten. Mehrere kleine Museen, meist erst nach 1990 entstanden, werben um die Gunst der Gäste. Wir besuchten das Museum der Filzstiefel (Maleniki) - eine erkennbare russische Tradition - und Machaew Dvor - ein Kaufmannshaus im Dorf an der Wolga - mit sehr authentischer Führung. Um Wünschen nach einem Besuch des welteinzigen Mausmuseum gerecht zu werden, richteten wir auch das ein: nein, das kann man sich getrost schenken.
Unser Ziel für den Nachmittag war Rybinsk, einst für Ausländer geschlossene Stadt und kurzzeitig nach Andropov benannt. Die Stadt hatte durchaus einen gewissen Charme; aber das liegt wohl eher einhundert Jahre zurück. Hier hatten wir eine Schifffahrt auf der Wolga vereinbart, die wir auch auf sicherem Schiff exklusiv für die Gruppe realisieren konnten. Die landschaftlichen Eindrücke waren indes eher rudimentär zwischen verschlissener Stadtsubstanz, Wohngebieten, ehemaligen Industrieanlagen und zumeist auf der stadtabgewandeten Seite einigen Grün mit Flussbadestellen und einige Neureichenvillen. Unter unseren Blicken zog die recht dunkle Wolga dahin. Schneller als erwartet erreichten wir über Straßen, die Sergiej, unser Fahrer, als „russiche Seele" bezeichnete, am frühen Abend Jaroslawl und unser Hotel Park Inn. Am Abend diskutierten wir am Tisch, wie sich der Niedergang von Landwirtschaft und Industrie bereits quasi vor den Toren von Moskau zeigt.

5. Tag (19.07.2017) Jaroslawl, Tutaev

Aufbruch bei Regen - im Laufe des Vormittags wurde es trockener und am Nachmittag kam die Sonne. Nach einer kurzen Fahrt durch die Stadt starteten wir die Besichtigungen an der Kirche des Propheten Elija am zentralen Platz von Jaroslaw. Gegen Mittag dann Besichtigung des Christi-Verklärungs-Klosters. Nach einer individuellen Mittagspause - und wieder vergeblichem Hoffen auf schnelle Bedienung (bei zehn Gästen sind die Cafe's völlig überfordert) - fuhren wir auf die andere Flussseite zu einem Emaille-Künstler. Nach ein wenig Theorie durften wir selbst an die Kupferbleche (Säubern!), dick Betupfen nach eigener Vorstellung mit den Farben, Brennen. Das war ganz nett und erinnerte Manchen an Arbeitstherapien. Im Programm stand nun noch ein Ausflug ins malerische Tutaev an der Wolga. Logistisch war das nicht so toll, aber der Landschaftseindruck in den Hügeln an der Wolga doch recht angenehm, zumal die Auferstehungskirche wohl eine der schönsten im ganzen Goldenen Ring ist. Beim Blick über die Wolga erblickten wir jenseits weitere Kirchleins.
Um uns alles sehr einfach-dörflich, keine touristischen Strukturen, nur ein Pilgerbus (Betriebsausflug der weiblichen Belegschaft) kreuzte unseren Weg.

6. Tag (20.06.2017) Kostrjoma, Pljos

Wir starteten zu gutbürgerlicher Touristenzeit in Jaroslawl und erreichten am späten Vormittag Kostrjoma. Unser erster Bummel führte uns durch das Museum der Holzarchitektur, einer Ansammlung verschiedener Bauernhäuser, kleiner Kirche, Mühle - vergleichbar mit zahlreichen ähnlichen in Russland und anderen osteuropäischen Staaten („Skansen"). Die Einbindung der hier platzierten Häuser in eine Landschaft mit Wasserläufen und Teichen und Feuchtraumvegetation unterscheidet das Museum von Kostroma jedoch sehr angenehm von anderen. Der Unterschied zwischen schwarzem und weißem Haus ist uns nun klar: ohne und mit Rauchabzug. Quasi an der Rückseite des Museum befindet sich das Ipatios-Kloster auf einer Landzunge neben der Wolga. Dieses Kloster steht in engster Beziehung zur Dynastie der Romanows: der erste Zar aus dem Hause der Romanows verbrachte hier im Kloster Jugendjahre. Im Zentrum der alten Kaufmannsstadt befinden sich die wohl größten erhaltenen, klassizistischen Handelsreihen einer russischen Stadt. Unweit davon ein Lenindenkmal, das auf dem Sockel eines nicht fertig gestellten Zarendenkmal errichtet wurde. Abschiedsblick zur Wolga und Mittagessen in einem Selbstbedienungsrestaurant in den Handelsreihen. In sehr zügiger Fahrt erreichten wir das kleine Örtchen Pljos in den Hügeln an der Wolga. Ruhe, Birkenwäldchen, einige Kirchlein und manch farbiges Holzhaus leuchteten in der Sonne. Dies beeindruckte auch den Maler Lewitan, der hier drei Jahre im Sommer weilte und zahlreiche Gemälde schuf. Diese Landschaft genießt man am besten zu Fuß - und zum Museum von Lewitan darf kein Bus ....also ist ein wenig Fitness gefragt. Versöhnlich dann der Ausklang beim Tee im „Chastny Visit" mitr Blick auf Pljos und die Wolga. Wieder in rascher Fahrt, begleitet von russischer Volks- und Ballettmusik erreichten wir Susdal. Schönes kleines Hotel nur dreihundert Meter vom Kreml entfernt - das lud ein zu einem Morgenspaziergang am kommenden Tag.

7. Tag (21.06.2017) Susdal

Spätes Frühstück ließ uns Möglichkeiten für einen Morgenspaziergang an und über das Flüsschen Kamenka oder bis hinüber zum Susdaler Kreml. Nach einem reichlichen Frühstück russischer Art starteten wir mit dem Bus zum Pokrov-Kloster, einem aktiven Frauenkloster, an den Windungen des Flüsschens. Einst war dies auch Nonnensitz für abgewählte Frauen russischer Fürsten. Einige hundert Meter entfernt auf dem Hügel befindet sich das einstige Euthymos-Kloster. Das Museum birgt die Grabstätte des Fürsten Posharski, Anführer des russischen Volksheeres gegen polnische Okkupanten im zweiten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts. Vom Glockenturm hörten wir an diesem Tage nur ein Glockenspiel vom Band. Über die jüngere Geschichte des Klosters erfuhren wir mehr in jenem Teil, der als Gefängnishof seit zaristischen Zeiten dienste. Ob allerdings die Legende vom Mönch aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stimmt, der russische Geschichte bis zum 1. Und 2. Weltkrieg voraussagte, ist wohl eher russisches Reiseleiterlatein. Richtig ist jedoch, dass dies Kloster bis 1943 auch als Kriegsgefangenenlager für Offiziere der Wehrmacht diente und auch Generalfeldmarschall Paulus hier einige Wochen in Mönchszellen verbrachte. Vom Plateau an der Klostermauer dann noch ein schöner Blick auf das Pokrov-Kloster und die grüne Landschaft. Dritter Besichtigungshöhepunkt war der hiesige Kreml mit den großen blauen Zwiebeltürmen der Mutter-Gottes-Geburts-Kathedrale.
Markant das tiefe Blau der Bemalungen und die Eingangstür. Im Kreml befindet sich auch eine Ausstellung bedeutender russischer Ikonen - wir erfuhren mehr über den im 15. Jahrhundert liegenden Höhepunkt russischer Ikonenmalerei. Nach drei intensiven Besichtigungen war Zeit für individuelles Mittagessen und Bummeln rund um die Handelsreihen von Susdal. Anschließend trafen wir uns noch zu einem kurzen Ausflug in das am Rande von Susdal liegende Kidekscha mit seiner weißen Kirche Boris und Gleb aus dem Jahre 1152 - die älteste Kirche im zentralen Teil Russlands.
Den zweiten Teil des Nachmittags konnte jeder nach eigenem Ermessen gestalten: nach sieben Reisetagen waren wohl manche Gäste auch froh darüber, einfach Zeit zum Ruhen zu haben.
Zum Abendessen fuhren wir wenige Minuten mit dem Bus zu Julia, die seit Jahren Gastgeberin für Reisegruppen mit russischem Abendessen ist.

8. Tag (22.06.2017) Boguljubowo, Wladimir, Moskau

Abschied nehmen von Susdal - wir fahren an Wladimir vorbei nach Boguljobowo. Dieser Ort ist eng mit dem Leben von Fürst Boguljubow, einem Sohn Juri Dolgorukis verbunden. Das hiesige Frauenkloster geht auf alte Klostergründungen hervor, deren Ausgrabungen man nunmehr auch sehen kann. Kräftig blau leuchten heute die Kuppeln der Kathedrale über dem weißen Gemäuer, in dem heute wieder Novizinnen wohnen. Wenige Schritte - oder besser Bussekunden - entfernt befindet sich der Parkplatz und Ausgangspunkt für unseren Spaziergang zur Pokrov-Kirche am Nerl.
Durch die Wiesen bummelten die meisten Gäste zum kleinen weißen Kirchlein, einer der ältesten Kirchen des Goldenen Rings. Nur eine halbe Busfahrstunde entfernt liegt Wladimir. Einen Fotostopp machten wir zunächst am Goldenen Tor. Dann besichtigten wir die Demetrios-Kathedrale mit reichem Figurenschmuck und zur Uspenski-Kathedrale, beide zum UNESCO-Welterbe gehörend.
So schloss sich der Bogen einer Reise durch den Goldenen Ring vom Start in Sergiew Possad zum Finale in Wladimir. Nach knapp vier Stunden Fahrt erreichten wir Moskau und steuerten unser bekanntes Novotel an der Novoslobodskaja an.

9. Tag (23.06.2017) Moskau: Neujungfrauenkloster, Roter Platz

Bereits nach einer halben Stunde erreichten wir die Aussichtsplattform auf den Sperlingsbergen. Die Lomonossow-Universität im Rücken schauten wir auf die Stadt bei recht guter Sicht. Linker Hand entwickelt sich die Moskauer City - auch wenn die höchsten Bauträume wohl nicht im Sand der Moskwa aufgehen werden. Unser nächster Stopp erfolgte am Teich neben dem Neujungfrauenkloster; dann Besuch des Neujungfrauenklosters, dessen Smolensker Kathedrale jedoch rekonstruiert wird. Interessant wie immer und für kulturell und politisch-historisch Interessierte ein spannender Bummel durch die Geschichte ist der Besuch des Prominentenfriedhofs neben dem Kloster. Eine Kurzvistie führte uns an den Gräbern von Gorbatshova, Lebed, Jelzin vorbei zu Chrustschow, Schaljapin, Scrjabin, Schostakowitsch, Gogol und vielen anderen - Geschichte pur.
Gemeinsames Mittagessen im ukrainischen - wie war das mit dem einstigen Bruderbund - Restaurant Korzma. Zu Fuß - etwas im Schnellschritt - erreichten wir am Nachmittag den Roten Platz, besuchten die Basiliuskathedrale und bummelten dann individuell über den Schönen Platz und durch das Kaufhaus nebenan - GUM. Die meisten probierten das vielfach gepriesene Eis. Am Abend machte die erste Halbgruppe eine Tour durch die attraktivsten Metrostationen: Novoslobodskaja, Komsomolskaja, Ploschad Revoluzija, Kiewskaja, Majakowskaja.

10. Tag (24.06.2017) Moskau, Puschkinmuseum, Kolomenskoje

Am Sonnabendmorgen mit wenig Straßenverkehr fuhren wir über den Dritten King zunächst zum Außenministeriem um einige Schritte auf dem Arbat zu Bummeln. Dieser war vom üblichen touristischen Rummel noch weitestgehend entvölkert, was Blicke auf die Bausubstanz zuließ. Interessant war auch eine Fotoausstellung, mit der über den Brückenbau auf die Krim berichtet wird. Im Dezember 2018 soll die Straßenanbindung und 2019 die Bahnanbindung fertig sein.
Bereits vorgewarnt waren wir, als wir zum Areal Erlöser-Kirche - Puschkinmuseum kamen. Hier werden bis Mitte Juli die Gebeine des Heiligen Nikolaus präsentiert und täglich stehen tausende Gläubige in kilometerlangen Schlangen an. Kein Zutritt für ungläubige Touristen! Auch in die fotogene Nähe zu kommen ist schwer, da auf allen Seiten Straßenbauarbeiten vorgenommen werden. Am Puschkinmuseum waren wir dennoch rechtzeitig und hatten ausreichend Zeit. Die etwas willkürlich zusammengestellte Kopiensammlung von der Antike bis zum Müllcontainer aus aktueller Zeit nimmt man eben mit, über den Nachbau der Pforte am Freiberger Dom fret man sich - aber alles Kopien. Von Interesse ist im Wesentlichen der Schatz des Prjamos, den Heinrich Schliemann einst in Troja „ausbuddelte" - den das was er dort machte, kann man wohl kaum als wissenschaftliches Bergen bezeichnen. Auch einige Gemälde finden inhaltlich ihr Pendant zu flämischen, italienischen und holländischen Malereien in anderen Museen der Welt - hier natonalisiertes Eigentum einstiger russischer Adliger. Nach einem Mittagessen im Restaurant Altai fuhren wir nach Kolomenskoje. Hier interessierte uns vor allen die weiße Zeltdachkirche, die heute zum Unesco-Welterbe gehört. Und unsere Reise durch Kirchen, Kathedralen, Klöster abrundete. Aber am zehnten Reisetag ist das schon etwas anstrengend - dennoch genießen der Sonne und Blicke auf die Moskwa von den Hügeln im Südosten der Stadt. Am Abend dann Metrofahrt mit dem zweiten Teil der Reisegruppe: Wer war doch gleich der Mann, dessen Porträt an den Kopfseiten der Bahnhöfe platziert ist und wer war Mendelejew, nach dem unsere U-Bahn-Station benannt ist?

11. Tag (25.06.2017) Moskau: Tretjakowgalerie, Kreml

Zur Sonntagsvormittagszeit fuhren wir zunächst noch eine Runde über den Kutusowprospekt, am Borodino-Schlachtenmuseum und dem Triumphbogen vorbei Richtung Verneigungshügel. Hier befindet sich heute der Park des Sieges. Eigentlich sollte vorrangig der Opfer des Großen Vaterländischen Krieges gedacht werden, nun befinden sich aber auch Denkmale für andere russische Schlachten hier. Für elf Uhr waren wir in der Tretjakowgalerie angemeldet: russische Porträtmalerei, Malerei der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts: die Peredwischniki, russische Impressionisten, der Jugendstilmaler Wrubel standen im Mittelpunkt unserer Visite. Wer von Ikonen noch nicht genug hatte - in der Tretjakowgalerie sind wohl einige der bedeutendsten ausgestellt.
Nach einer Mittagspause in Samoskworetschie fuhren wir zum üblichen Ausstiegsplatz der Touristen an der Manege und bummelten durch den Alexandergaten bevor wir Einlass in den Kreml fanden.
Wie immer: hunderte Touristen - mehrheitlich aus China, ab und an kam die Sonne durch und ließ die Kuppeln der Kathedralen strahlen. Zwei Kathedralen waren gerade so mit einer Besichtigung zu schaffen, dann ging es zügig zum letzten Einlass in die Rüstkammer. Viel Zeit ist nicht bis 18 Uhr: ein wenig schade für zu viel Zeit, die wir an Kutschen und Zarenkleidung standen; die eigentlichen Höhepunkte sind wohl eher in der oberen Etage die Faberge'-Eier, brilliante Bucheinbände, eine riesige Sammlung deutscher Silberarbeiten, insbesondere aus Nürnberg. Das reizt zum Wiederkommen!

12. Tag (26.06.2017) von Moskau nach Deutschland

Eine Ehepaar verlängerte seine Reise mit Eberhardt Travel noch mit Aufenthalten in Kasan und St. Petersburg. Alle anderen traten zeitlich versetzt ihre Rückflüge nach Stuttgart, Frankfurt, Berlin und Dresden an. Aeroflot und Lufthansa hatten gutes Flugwetter...Damit ging die erste zwölftägige Eberhardt-Travel-Reise nach Moskau und dem Goldenen Ring zu Ende, der in Erweiterung der 8-tägigen Reise (RU-GOLDR) auch die moskauentfernteren Orte des Goldenen Ringes an der Wolga einschließt.
Neben viel Historie um die russische Orthodoxie und die Großfürsten und Zaren auch eine Bereicherung des aktuellen Russlandbildes.
Ein Lesetipp zum Abschluss: Christoph Hein: Trutz, Suhrkamp Verlag, Berlin 2017

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