Reisebericht: Wanderreise Irland und Nordirland – Natur und Kultur erleben

02.06. – 14.06.2024, 13 Tage Rundreise mit mehr Bewegung in der Natur: Dublin – Navan Fort – Giant's Causeway – Glenveagh–Nationalpark – Connemara–Nationalpark – Aran–Inseln – Burren – Cliffs of Moher – Ring of Kerry – Wicklow Mountains (58,5 Wanderkilometer)


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Das Wetter in Irland ist fabelhaft ... und stets sehr abwechslungsreich! Ebenso abwechslungsreich sind unsere geplanten Küstenwanderungen und Spaziergänge durch herrliche Parklandschaften. Unser Fahrer Donal wird uns auch bei Regen mit seiner guten Laune anstecken und immer sicher und pünktlich ans Ziel bringen. Unterwegs wollen wir die Kultur der Kelten kennenlernen, irische Klöster besichtigen, fürstlich speisen, vom Wasser des Lebens kosten und uns abends im Hotel mit einem Pint Guinness oder Smithwick’s für viele gelaufene Schritte belohnen.
Ein Reisebericht von
Dr. Andreas Wolfsteller
Dr. Andreas Wolfsteller

1. Reisetag (Sonntag, 02. Juni 2024): Flug nach Irland – Stadtrundfahrt in Dublin

Die Morgensonne scheint ins Zimmer und holt mich noch vor dem zeitigen Klingeln des Weckers aus dem Schlaf. Der Flughafen wartet, eine neue Reise beginnt. Mit teils bekannten, teils unbekannten Gesichtern, teils begeisterten Irlandliebhabern, teils zukünftigen Irlandfans geht es für mich einmal mehr nach Dublin. Auf dem BER versammelt lassen wir uns unsere Vorfreude weder von missmutigen Berliner Kassiererinnen noch von Streichen des Flughafenmanagements verderben, das kurzfristig das Abfluggate ändert, woraufhin eine kleine Völkerwanderung einsetzt, nur um wenige Augenblicke nach Zieleinlauf wieder ans alte Gate zurückgeschickt zu werden. April, April, aber es ist schon der 2. Juni. Mit dem Datum nahm man es ja aber am BER noch nie so genau. Eilig hat es hingegen das Kabinenpersonal von Aer Lingus. So schnell war noch niemand mit der Sicherheitseinweisung durch! Der Flug nach Dublin verläuft wieder extrem ruhig, nur beim Landeanflug sind ein paar Ruckler zu verspüren, als wir uns durch die Wolkendecke hindurch der Grünen Insel nähern. Die Gäste aus Frankfurt und Düsseldorf sind kurz vor uns gelandet, ein Paar aus München trifft planmäßig gesund und munter und samt Gepäck etwas später ein. Mike ist heute unser Fahrer. Durch den Tunnel bringt er uns vom Flughafen direkt zum Hafen von Dublin an der Liffey. Aus den Docklands kommend passieren wir auf dem Weg zum Hotel bereits die ersten Sehenswürdigkeit wie die Jeanny Johnston, das alte Zollamt oder auch die Universität Trinity College. Winkend erwartet uns unsere Stadtführerin Monika vor dem Hotel und steigt zu uns ein. Aufgrund eines Mini-Marathons direkt in der Innenstadt ist heute ihr Improvisationstalent gefragt, weshalb wir zunächst mit dem Bus an der weltberühmten Guinness-Brauerei fahren und anschließend die O’Connell Street mit dem Hauptpostamt erkunden. Vor der Hugh Lane Gallery am Parnell Square machen wir eine Pause und nutzen die Gelegenheit auch gleich für einen kurzen Besuch der Gardens of Remembrance. Am Trinity College steigen wir dann erneut (und für heute endgültig) aus dem Bus aus und wollen nun quer durch die Innenstadt zu Fuß den Rückweg zum Hotel wagen. Über die Dawson Street gelangen wir zum Wohnsitz des Ehrenbürgermeisters und zum großen Stadtpark St Stephen‘s Green. Überall kommen uns Teilnehmerinnen des Mini-Marathons entgegen. Auf der Grafton Street ist jede Menge los, in regelmäßigen Abständen stehen Straßenmusiker und geben ihr Repertoire zum Besten, es herrscht Leben und ausgelassene Stimmung, die Pubs in den Nebenstraßen sind gut besucht. Molly Malone hingegen haben wir (was für ein Glück!) fast für uns. Auch das Powerscourt Townhouse besuchen wir, wodurch sich schon ein kleiner Vorgeschmack auf und eine gute Verbindung zum Ende unserer Reise in den Wicklow Mountains ergibt. Durch die viktorianische George‘s Street Arcade gelangen wir nach wenigen Minuten zum letzten Höhepunkt unserer Tour, der St Patrick’s Cathedral, der wohl wichtigsten und meistbesuchten Kirche in ganz Irland, geweiht dem großen Nationalheiligen. Fast dahinter liegt wieder unser Hotel, wo schon unser Bus mit unseren Koffern steht. Bis zum ersten gemeinsamen Abendessen im Hotel ist auch der letzte Gast aus Hamburg eingetroffen, womit unsere kleine Schicksalsgemeinschaft nun komplettiert ist.


2. Reisetag (Montag, 03. Juni 2024): Hill of Slane – Monasterboice – Navan Fort – Letterkenny

Es tröpfelt leicht vom Himmel, als wir Dublin am Morgen in Richtung Norden verlassen. Whatsapp verrät mir, dass einige Gäste am gestrigen Abend noch das Kneipenviertel Temple Bar besucht haben — die Überwachungsmaßnahmen funktionieren also. Der Heilige Patrick soll uns heute leiten, seinen Spuren folgen wir zumindest bis Armagh. Der ihm geweihten Kathedrale winken wir in Dublin zum Abschied, während unser Stammfahrer Donal uns hinunter an die Liffey und dann über den Tunnel aus der Stadt hinausfährt. Schon am ersten Stopp erwartet uns Patrick erneut in Form einer Statue. Auf dem Hill of Slane hatte er einst das erste Osterfeuer entzündet und damit ein neues, christliches Zeitalter eingeläutet. Monasterboice ist dann mit seinem Rundturm und den drei Hochkreuzen ein schönes Beispiel für ein frühchristliches irisches Kloster, das von den ersten Generationen nach Patrick errichtet wurde. Doch genug der Friedhöfe für heute. Wir setzen unsere Fahrt in den Norden fort, legen an einer Raststätte eine Mittagspause ein und überqueren alsbald die (kaum wahrnehmbare) Grenze nach Nordirland. Auch die Stadt Armagh ist eng mit Patrick verwoben, obgleich wir nicht seinetwegen hier sind. Nein, wir werden beim Navan Fort von einem freundlichen (?) keltischen Stamm zu Nesseltee und Haferkeksen erwarten. Oder sollten sie doch nicht so freundlich sein? Viel wird erzählt von der harten Ausbildung zu Kriegern und ruhmreichen Schlachten gegen die Königin von Connaught — und die Kekse sind wahrscheinlich wirklich prähistorisch, so hart wie sie sind. Doch unsere Tarnung als keltische Krieger eines Stammes, der jenseits des großen salzigen Wassers wohnt, scheint uns vor Schlimmerem zu bewahren. (Auch sind wir zahlenmäßig in der Überzahl.) Unsere Gebete zur Göttin Macha werden erhört: Sie schickt uns Sonnenstrahlen zur Erde, die uns wärmen, während wir mit unserer Führerin Rosie den Hügel erklimmen, auf dem sich die Überreste des gewaltigen keltischen Tempels befinden, dessen wahrer Zweck in den Wirren der Zeit verloren ging. Eine gewisse Faszination für keltische Mythologie scheint Einstellungsvoraussetzung zu sein am Navan Fort. Jedenfalls geht Rosie ganz in ihrer Rolle und der irischen Sagenwelt auf. Zum Abschluss unseres Besuchs warten im Besucherzentrum Tee, Kaffee, Kekse und eine Filmvorführung über den Ulster-Zyklus auf uns. Quer durch Nordirland fährt uns Donal nun nach Letterkenny im County Donegal, fast ganz im Norden der Insel. Im Station House Hotel werden wir bereits erwartet und beziehen hier für die nächsten drei Nächte unsere Zimmer.


3. Reisetag (Dienstag, 04. Juni 2024): Wanderung im Glenveagh–Nationalpark – Rundfahrt durch das County Donegal

Mit dem dritten Tag endet für meine Gäste die Schonfrist. Nun wird sich langsam zeigen, aus welchem Wanderholz sie geschnitzt sind. Entgegen der Wettervorhersage lässt sich durch die Wolken hindurch doch noch die Sonne blicken, als wir zum Glenveagh-Nationalpark aufbrechen. Auf halber Strecke erwischt uns allerdings ein Regenschauer, sodass ich an den magischen Kräften meiner Wetterengel zu zweifeln beginne. Wie angekündigt windet es mal mehr, mal weniger stark auf unserer Wanderung entlang des Sees im Glenveagh-Nationalpark. Ab und zu tröpfelt es auch leicht, doch bevor der Regen richtig einsetzen kann, hat der Wind die Wolken schon mehrere Kilometer weitergetrieben und die Himmel ist wieder blau. So erleben wir die sprichwörtlichen vier Jahreszeiten nicht nur an einem Tag, sondern innerhalb weniger Stunden. Fast alle kommen nach der Wanderung noch mit hinauf zum Aussichtspunkt und genießen den Blick über das malerische Tal und auf das Glenveagh Castle mit seinen Gärten unter uns. Die folgende Freizeit lässt sich mit einem Spaziergang durch die Parkanlagen, einem Besuch des Schlosscafés und/oder einer weiteren kleinen Wanderung zurück zum Busparkplatz füllen. Kurz vor Abfahrt prasselt dann ein heftiger Hagelschauer hernieder — wie war das mit den vier Jahreszeiten? Ist das jetzt der Winter? Auch auf der kleinen Rundfahrt durch das County Donegal am Nachmittag geraten wir immer mal wieder in einen kurzen Regenschauer. Glücklicherweise herrscht immer dann Regenpause und Sonnenschein, wenn wir wieder anhalten, sei es beim Fotostopp unterhalb des Mount Errigal oder beim Aufenthalt am wunderschönen Sandstrand bei Dunfanaghy. Auch unser Hotel in Letterkenny erreichen wir dann am Abend wieder bei Sonnenschein, womit sich der Kreis auf wunderbare Weise schließt. Die Fotos sehen jedenfalls toll aus und es war ja auch ein wirklich schöner Tag, nur eben ein schöner irischer Tag!


4. Reisetag (Mittwoch, 05. Juni 2024): Tag in Nordirland – Mussenden Temple – Giant’s Causeway – Derry

Für unseren zweiten Ausflug nach Nordirland kündigt die Vorhersage ähnlich wechselhaftes Wetter wie gestern an. Wir brauchen einfach wieder ganz viel Glück, dass uns der Regen nur erwischt, wenn wir im Bus sitzen. Als ehemaliger Ranger und Soldat wird Donal stets mit seiner Vergangenheit konfrontiert, wenn wir die (imaginäre) Grenze passieren, besonders als wir am Morgen an Derry vorbeifahren. Am riesigen Sandstrand von Downhill sieht es am Vormittag noch recht düster aus, was allerdings stimmungstechnisch perfekt zur Szene von Game of Thrones passt, die hier gedreht wurde. Oben auf der Klippe sitzt der Mussenden Temple und weckt unsere Neugier. Wir fahren also hinauf und haben gleich schöneres Wetter, nämlich Sonnenschein! Die Lücke in der Wolkendecke reicht zeitlich aus für neue Hochglanz-Katalogfotos, nur den stürmischen Wind, den sieht niemand zuhause beim Betrachten der Statusmeldungen! Als wir einen Abstecher durch Portrush machen, regnet es auch wieder, doch beim Fotostopp am Dunluce Castle und der kleinen Pause an der Old Bushmills Distillery ist das Wetterglück wieder auf unserer Seite! Einige Gäste nutzen die Chance, das hier hergestellte Lebenswässerchen zu verkosten. Am Giant’s Causeway wagen wir uns zunächst auf die Klippen, um uns einen Überblick über die Landschaft und die kleinen „Ameisen“ zu verschaffen, die unten über die Basaltsäulen wuseln. Über eine Steintreppe mit 162 Stufen gesellen wir uns dann dazu. Selbst für einen heldenhaften Riesen wie Finn MacCool war es schon eine große Leistung, einen rund 40 Kilometer langen Damm nach Schottland zu bauen. Nach dem Besuch dieses beeindruckenden Naturerbes unternehmen wir eine zusätzliche kleine Wanderung zum Runkerry Beach. Am Golfplatz wartet Donal mit dem Bus aus uns und fährt uns zu unserem letzten Programmpunkt, dem Spaziergang auf der Stadtmauer in Derry/Londonderry. Wir warten einen kurzen Schauer ab, bevor wir den Bus verlassen und die Mauern erklimmen. Die räumliche und ideologische Trennung der Bevölkerung — je nach Religionszugehörigkeit — ist immer noch im Stadtbild sichtbar. Wir es jemals eine echte Versöhnung geben? Selbst schöne Gebäude wie die Guildhall sind gleichzeitig Symbole der britischen Kolonisierung. In etwa einer Stunde haben wir den historischen Stadtkern umrundet und erreichen wieder den Busparkplatz. Während der Rückfahrt nach Letterkenny lese ich ein Märchen über einige Helden aus der Kriegerschar von Finn MacCool vor, damit wir auf andere Gedanken kommen und den Hass und die Gewalt erstmal vergessen können.


5. Reisetag (Donnerstag, 06. Juni 2024): Donegal – Mullaghmore – Westport – Croagh Patrick – Leenane

Wir brechen heute unsere Zelte in Letterkenny ab und beginnen unsere Reise entlang der irischen Westküste, die uns in den nächsten Tagen bis nach Tralee und zum Ring of Kerry führen wird. Für die nächsten beiden Übernachtungen wollen wir aber erstmal nur bis nach Leenane am Killary Harbour, dem einzigen Fjord Irlands. Bisher war der Wettergott immer gnädig mit uns und hat es vorrangig dann regnen lassen, wenn es in unseren Reiseablauf gepasst hat, z. B. wenn wir unterwegs im Bus saßen. Gestern Abend ging bspw. noch einmal ein heftiger Schauer über Letterkenny nieder. Aber da saßen wir gemütlich bei einem Pint beim Abendessen. Als wir jedoch heute nach etwa einer Stunde Fahrt in Donegal ankommen, setzt ausgerechnet jetzt der Regen ein und steigert sich sogar zu einem leichten Hagel. Bei unserer Wanderung um die Halbinsel Mullaghmore gegen Mittav haben wir wieder Glück und bleiben trocken, bestaunen die schroffe Felsküste und die Aussicht auf das Classiebawn Castle und den Tafelberg Ben Bulben im Hintergrund. Unser nachfolgendes Picknick am kleinen Hafen von Mullaghmore, in dem die meisten Boote heute wegen Ebbe tatsächlich auf dem Trockenen sitzen, wird allerdings durch den einsetzenden Regen verkürzt; jedenfalls sitzen fast alle schon 20 Minuten zeitiger im Bus als geplant. So erreichen wir dann am Nachmittag auch das hübsche kleine Städtchen Westport an der Clew Bay wesentlich eher als sonst. Unterwegs haben wir noch den Ben Bulben passiert sowie Drumcliff, Sligo und den Knocknarea mit dem Grab der Kriegerkönigin Maeve von Connaught. In Westport kann ich meinen Gästen mehr Freizeit gewähren als üblich, die sie zu einem Schaufensterbummel oder einer gemütlichen Kaffeepause nutzen können. Westport hat wirklich Charme, es gibt viele kleine Boutiquen, Cafés, Buchhandlungen … und überteuertes aber leckeres Eis. Nun spielt auch das Wetter wieder mit — wir können in Murrisk sogar die Spitze des Croagh Patrick sehen, ja sogar die Gipfelkapelle ausmachen, die oftmals hinter Wolken verborgen ist. Trotzdem sind meine Gäste ganz froh, dass ich sie „nur“ bis zum Aussichtspunkt mitnehme, und wir uns nicht den Pilgerpfad hinaufquälen müssen. Schließlich sind sie ja im Urlaub und nicht auf einer Wallfahrt. Die tolle Aussicht über die Clew Bay ist heute Belohnung genug. Das National Famine Monument erinnert uns hingegen wieder an ein besonders dunkles Kapitel der irischen Geschichte. Donal freut sich, dass wir weiterhin gut in der Zeit liegen, denn er möchte unbedingt durch das Doolough Valley nach Leenane fahren. Das können wir tun und auch einen Fotostopp einlegen. Von der Sonne beleuchtet erscheint mir das Tal heute sogar besonders schön. Auch am Fjord herrscht Sonnenschein, sodass der erste Eindruck von Hotel plus Umgebung vielleicht noch positiver ausfällt als sonst. Ich hatte meinen Gästen schon vom guten Essen in Leenane vorgeschwärmt und bin erleichtert, dass sich das Versprechen am Abend erfüllt.


6. Reisetag (Freitag, 07. Juni 2024): Wandern auf den Aran Islands – Steinfort Dun Aengus

Mir ist aufgefallen, dass ich in diesem Bericht ziemlich viel über das irische Wetter schreibe. Doch selten zuvor hat der Wettergott auf einer Reise wirklich fast alle Register gezogen und jeden Tag so ausgesprochen abwechslungsreich gestaltet. Und noch nie zuvor lag die Wettervorhersage so falsch. So regnet es zum Beispiel im Fjord bei unserer Abfahrt, was für sich genommen für diesen Standort noch normal ist. Am Fährhafen von Rossaveal erwartet uns hingegen zwar ein recht frischer Wind — wie er uns schon die Tage zuvor begleitet hat — aber auch der schönste Sonnenschein. Auch die Überfahrt auf die Insel Inishmore ist weniger holprig als von meinen Gästen befürchtet. Erst kurz vor dem Ziel schaukelt die Fähre für einige Minuten merklich hin und her. Vom Hafen in Kilronan wollen wir nun entlang der Küstenstraße bis zum Steinfort Dun Aengus wandern und packen uns gut ein, denn wir sehen die erste Regenwolke schon heranziehen. So wird es heute ein munterer Wechsel zwischen Licht und Schatten, Sonnenschein und Regen. An der Robbenkolonie haben wir dann gleich doppelt Glück: Einerseits erwischen wir für unsere Mittagspause doch noch eine Regenlücke bzw. zehn Minuten Sonnenschein (gedanklich hatte mein knurrender Magen das heiß ersehnte stärkende belegte Baguettebrot schon abgeschrieben). Andererseits ist gerade Ebbe, weshalb wir mehr als ein Dutzend Kegelrobben sehen können, die sich tiefenentspannt am Ufer rekeln. Als der Regen wieder einsetzt, setzen wir unsere Wanderung parallel zur Küste, wechseln aber nach wenigen Minuten auf den höher gelegenen Pfad, der durch schöne Blumenwiesen führt und uns eine bessere Aussicht gewährt. Der Sandstrand von Kilmurvaigh sieht zwar einladend aus, jedoch verzichten wir angesichts der vorherrschenden Luft- und Wassertemperaturen dankend auf das erfrischende Bad im Atlantik. Nun haben wir das Ziel fast erreicht. Das Steinfort Dun Aengus sahen wir schon eine ganze Weile wie die sprichwörtliche Karotte vor der Nase hoch oben auf den Klippen thronen. Ein kurzer Aufstieg von vielleicht 10–15 Minuten trennt uns noch von der imposanten Festungsanlage. Auch den bewältigen wir noch und erfreuen uns dann an der Aussicht auf das Meer, die Steilklippen und fast die gesamte Insel. Für Kaffee und Kuchen reicht die Freizeit auch heute wieder, bevor wir von Owen mit dem Shuttlebus zurück nach Kilronan gebracht werden. Er unterhält uns während der Fahrt mit Anekdoten über das Inselleben und bringt uns zum Lachen. Meinem persönlichen Empfinden nach hat es bei der Rückfahrt mit der Fähre mehr geschaukelt, als bei der Hintour. Seekrank wurde aber niemand. Der Mix aus Sonne und Wolken sorgt während der Fahrt zum Hotel durch die Berge Connemaras für schöne Licht- und Schattenspiele an den Berghängen, weshalb wir an einer kleinen Kirche noch einen spontanen Fotostopp einlegen. Die Essensauswahl fällt wieder schwer beim Abendessen, denn es klingt alles sehr, sehr lecker. Und wir haben (leider) nur noch diesen letzten Abend im Leenane Hotel ... Es gibt nur eine Lösung: Der Koch muss ab morgen mit uns mit!


7. Reisetag (Samstag, 08. Juni 2024): Wandern im Connemara–Nationalpark – Kylemore Abbey – Weiterfahrt nach Gort via Galway

Heute herrscht draußen das, was die Iren wohl als „lovely morning“ bezeichnen würden. Es ist kein Regen mehr angekündigt und die Sonne lässt sich viel häufiger blicken, soll sogar das Tagesgeschehen dominieren. Nur der Wind bleibt vorerst unser treuer Begleiter, wohingegen sich der Koch vom Leenane Hotel leider nicht zur Mitreise überreden und/oder bestechen ließ. So nehmen wir denn bei zwei Fotostopps langsam Abschied vom Killary Harbour, wandeln am Rosroe Pier auf den Spuren des Philosophen Ludwig Wittgenstein und versuchen den Hinterlassenschaften der Schwarzkopfschafe auszeichen, während wir quasi als Aufwärmübung für den nachfolgend geplanten Besuch im Connemara-Nationalpark einen kleinen Hügel erklimmen. Warum? Der Aussicht wegen natürlich, der Aussicht auf den Fjord und den Atlantik und die Fächer aus Sonnenstrahlen, die durch die Wolken hindurch auf die Maumturk und Mwelrea Mountains fallen. Während der Fahrt in den Nationalpark passieren wir bereits zum ersten Mal die Kylemore Abbey, erreichen wenige Minuten später den Parkplatz im Park und brechen schließlich zu unserer Wanderung auf den Diamond Hill auf. Es ist die schwierigste Wanderung auf der ganzen Reise, aber fast alle meine Gäste quälen sich tapfer hinauf. Vor dem Gipfel herrscht stockender Verkehr; eine französische Reisegruppe bremst uns aus. Alle sind glücklich, als sie den Gipfel erreichen und die versprochene Aussicht in Ruhe für einige Minuten genießen und sich für den Abstieg stärken können. Dieser ist länger, aber weniger steil und damit weniger anstrengend. Obwohl fast alle Augen immer auf ihn gerichtet sind, schafft es Reiseleiter Andreas am Besucherzentrum unbemerkt an der Gruppe vorbei zum Bus zu schlüpfen. Auf beiden Seiten herrscht alsbald Verwunderung: Andreas wundert sich, wo die Gruppe bleibt, die Gruppe wundert sich, wo Andreas bleibt. So muss letzterer zum nun geplanten Bergfest die mitgebrachte Flasche Irish Mist fast alleine trinken — fast, denn eine Handvoll Gäste sind doch am Bus erschienen. Scheinbar hat nun der Rest der Gruppe aber die Lunte (bzw. den Whiskey) gerochen und will ihren Teil vom leckeren Likör abhaben. Aus Mitleid teilen wir mit allen, schließlich ist die Flasche groß genug. Donal hingegen muss abstinent bleiben, darf aber wenigstens an der Flasche riechen. Vorbeigefahren sind wir schon an ihr, von oben haben wir sie gesehen, jetzt besuchen wir sie endlich auch, die berühmte Kylemore Abbey im Herzen Connemaras. Auf dem großen Gelände des ehemaligen Herrenhauses der Familie Henry befindet sich außerdem ein rekonstruierter viktorianischer Walled Garden. Meine Gäste können Parkanlage, Garten und Herrenhaus in rund zwei Stunden auf eigene Faust erkunden, bevor wir am Nachmittag die Weiterreise nach Gort via Galway antreten und damit der Region Connemara endgültig den Rücken kehren. Der letzte Stopp des Tages ist dann an der Sankt-Nikolaus-Kathedrale in Galway, die zumindest von Innen sehr sehenswert ist. Der Name unseres nächsten Hotels — Lady Gregory — verweist dann schon auf das kommende Programm, denn am Montag werden wir uns sowohl ihr als auch dem irischen Nationaldichter William Butler Yeats widmen.


8. Reisetag (Sonntag, 09. Juni 2024): Kilmacduagh Monastery – Cliffs of Moher – Wanderung im Burren

Die Kraft der Sonne scheint wieder erschöpft, eine dicke Wolkendecke hängt über Gort und dem Burren. Donal wird heute aus regulatorischen Gründen von Kevin ersetzt und nimmt hinten zwischen den Gästen Platz. Am „Schiefen Turm von Irland“, auf dem Gelände der ehemaligen Kilmacduagh Abbey, lüften wir das Geheimnis der Rundtürme, bevor wir uns quer durch den Burren den Cliffs of Moher nähern. Dabei passieren wir verwunschene Ruinen von Turmhäusern, weitere in der Landschaft verstreute Ruinen von Kirchen und das Örtchen Lisdoonvarna, wo allerdings erst im September wieder das Matchmaking Festival stattfindet. Wer dachte, dem Wind würde irgendwann einmal die Puste ausgehen, täuscht sich sehr. Auch heute stürmt es unvermindert stark vom Atlantik her und es fällt auch wieder das ein oder andere Tröpfchen Flüssigkeit vom Himmel, als wir die Klippen erreichen. Die Sicht ist allerdings vorerst noch gut. Sogar die Aran Islands sind erkennbar. Später wird der Regen stärker, aber wir können ins Besucherzentrum flüchten. Punkt Mittag fahren wir wieder ab zum Ausgangspunkt unserer Wanderung auf dem Burren Way. Der Pub in Fanore ist das Ziel, Fish & Chips, Seafood Chowder und Irish Coffee winken als Belohnung und dienen als Motivation. Nur den richtigen Weg dorthin müssen wir finden und uns zwischendurch nicht in der Anderswelt verlieren. Die Gefahr dafür besteht heute durchaus! Erst versinken die Aran Islands in Regen und Nebel, später auch die Landschaft um uns herum. Wir beginnen, das irische Wetter innig zu lieben. Aber: It could be worse! Der Regen could wirklich be worse, der Wind sicher auch — schlimmer geht immer — aber so richtig Spaß macht die Wanderung durch den Burren nur bedingt. Wir kürzen das Ende etwas ab und lassen uns von Kevin vor dem langen Abstieg nach Fanore mit dem Bus abholen. Pat und sein Koch haben den Ansturm schon erwartet und so haben wir sehr schnell die Teller mit Fish & Chips bzw. Terrinen mit Seafood Chowder vor uns stehen, dazu ein Pint Guinness oder das Glas Irish Coffee. Für den Nachtisch müssen wir allerdings noch ein Stückchen fahren: Er wird uns in Form von kleinen Kostproben in der Hazel Mountain Chocolate Factory von der liebreizenden Shonagh serviert. Mit einem großen schweren Block Schokolade in den Händen, von dem ich mich am Ende nur schweren Herzens wieder trenne, und dem süßen Duft von Kakao in der Luft fällt mir das Übersetzen ihrer Ausführungen sichtlich schwer. Kevin bringt uns anschließend sicher zurück zum Hotel, wo wir uns vor dem Abendessen heute tatsächlich noch ein bisschen ausruhen können, denn wir sind an diesem Sonntag zeitiger in der Unterkunft als an den vergangenen Tagen. Gut möglich also, dass jemand noch in den hoteleigenen Swimming Pool springt.


9. Reisetag (Montag, 10. Juni 2024): Coole Park – Lahinch – Fähre über den Shannon – Lartigue Monorail – Celtic Steps in Tralee

Heute wird ein Tag zum Durchschnaufen, sowohl vom Programm als auch vom Wetter her. Der irische Wettergott hat nämlich nach der überzeugenden Machtdemonstration der letzten Tage ein Einsehen mit uns, lässt die himmlischen Gießkannen zu und schenkt uns zumindest bis einschließlich morgen mehr Sonnenschein. Deshalb genießen wir unser verordnetes „Waldbaden“ in/im Coole Park und machen eine Spaziergang, der Geist und Körper entspannen soll. Die von Yeats in seinem vielleicht berühmtesten Gedicht beschriebenen Schwäne sehen wir am Turlough leider nicht — obwohl, dort hinten, das könnte doch einer sein? Was wir aber definitiv sehen können, das sind die Sonnenstrahlen, die durch das Blätterdach fallen, das ist eine riesige Rotzeder und das ist auch der „Autograph Tree“, in dessen Rinde sich berühmte Persönlichkeiten wie Yeats, Lady Gregory und George Bernhard Shaw verewigt haben. Donal ist übrigens als Fahrer zurück, weshalb ich mir um den Zeitplan heute keine Sorgen machen muss. Bis Lahinch kommen wir sehr gut durch, parken direkt an der Uferpromenade und machen hier am Strand unsere Mittagspause. Dabei können wir einige Schwimmerinnen beobachten, die mutig genug sind, sich in die kalten Fluten zu stürzen. Über Spanish Point und Kilrush erreichen wir die Autofähre über den Shannon, haben sogar vor Abfahrt noch Zeit für ein Eis — und einige Gäste sehen wohl bei der Überfahrt tatsächlich Delfine! So ein Glück! Da Donal sich nicht traut (der Zug ist ihm zu schnell) muss Max mich heute ins Lartigue Monorail Museum begleiten. Er ist ganz aufgeregt, vor allem, weil er auf die Lokomotive klettern und die Pfeife betätigen darf. Nach einer lustigen Videopräsentation und der umfassenden Demonstration dieses technologischen Unikats verabschieden wir uns und erreichen dann nach einer weiteren halben Stunde Fahrt schon das ehrwürdige Grand Hotel in Tralee mit seinen sehr schönen Zimmern und seiner leckerer Küche. Bis zum Abendessen haben meine Gäste tatsächlich noch fast zwei Stunden Zeit für einen Bummel durch die Stadt. Nach dem Essen wartet mit der Show „Celtic Steps“ hingegen ein weiterer Höhepunkt auf sie.


10. Reisetag (Dienstag, 11. Juni 2024): Ring of Kerry – Besuch beim Schäfer Tom – Waterville – Killarney–Nationalpark mit Muckross House

Perfektes Wanderwetter für den Ring of Kerry! So hab ich mir das gewünscht! Auf meine Gäste warten jede Menge Überraschungen, aber sie sind heute auch meine Versuchskaninchen, denn ich möchte den Tagesablauf etwas verändern und die Mittagspause an einen ganz besonderen Ort verlegen. Wir verlassen Tralee in Richtung Killorglin, wo wir auf den Ring of Kerry stoßen und einen kurzen Einkaufsstopp für unser Picknick einlegen. Nun werden wir in Kells an der wunderschönen Bucht von Dingle vom Schäfer Tom O’Sullivan erwartet — die erste Überraschung —, der uns seine Border Collies Tess, Claire und Gingo vorstellt und uns demonstriert, wie er seine Schafe mit ihrer Hilfe zusammentreiben, separieren und kontrollieren kann. Weiter geht es durch Cahersiveen, dem Geburtsort des großen Katholikenbefreiers Daniel O’Connell, zur nächsten Überraschung: einer weiteren Schokoladenfabrik! Die Skelligs Chocolate Factory ist allerdings NICHT die Hauptattraktion, sondern der Blick auf die Skellig Islands vor der Küste. So klar und deutlich habe ich sie noch nie gesehen! Hier machen wir unsere Picknickpause, dürfen vier (!) Sorten Schokolade kosten und bekommen im Café bei Bedarf Heißgetränke zum Sandwich. In Waterville machen wir nochmals eine kurze Pause, bevor es hinaufgeht zum Coomakista Pass, wo die vielleicht schönste Aussicht auf der ganzen Reise auf uns wartet. Dank des perfekten Wanderwetters heute können wir als dritte Überraschung eine zusätzliche Wanderung absolvieren — danke lieber Wettergott! Die herrliche Aussicht bleibt uns dabei erhalten, während wir uns auf einem alten Schmugglerpfad langsam dem Strand am Derrynane House nähern. Viel zu viele Fotos werden heute an diesem schönen Tag gemacht, denn hinter jeder Biegung wartet eine neue, andere Perspektive. Zur Belohnung gönnen wir uns am Derrynane House ein leckeres Eis, einen stärkenden Kaffee und/oder ein Stück Kuchen. Aber das war ja noch nicht alles! Mit dem Killarney-Nationalpark steht noch ein weiterer Höhepunkt an! Vom Ladies’ View aus können wir die drei Seen des Nationalparks aus der Vogelperspektive betrachten. Bevor wir hinunter ins Tal fahren, gilt es nun, noch die halbe Flasche Irish Mist zu leeren. Freiwillige dafür finden sich schnell. Zum Abschluss des schönen Tagesausflugs zum Ring of Kerry machen wir schließlich noch einen Spaziergang vom Torc Waterfall zum Muckross House und der zugehörigen sehr gepflegten Parkanlage. Einige Gäste würden hier gerne (mit) einziehen, aber der Hausherr hat leider, leider keine Zimmer mehr frei — schade! So muss uns Donal geschwind zurück zum Hotel fahren, damit wir rechtzeitig zum Abendessen kommen, denn das wollen wir auf keinen Fall verpassen!


11. Reisetag (Mittwoch, 12. Juni 2024): Desmond Castle in Adare – Irisches Nationalgestüt – Weiterfahrt in die Wicklow Mountains

Das Wetter ist heute morgen so schön, da möchten wir den Ring of Kerry am liebsten gleich nochmal machen! Oder die Dingle-Halbinsel. Oder eine Wanderung im Nationalpark. Es gäbe hier noch so viel zu sehen und zu erleben! Aber Donal und Andreas sind unerbittlich. Sie nehmen Kurs auf Adare, Kildare und letztendlich das letzte Hotel auf dieser Reise in den Wicklow Mountains an der Ostküste von Irland. Unterwegs widmen wir uns einerseits den Normannen, die Irland Ende des 12. Jahrhunderts eroberten und später als Engländer 800 Jahre lang beherrschten, sowie den Hobbies sehr wohlhabender Leute. Das Desmond Castle in Adare war eine der größten normannischen Burganlagen in Irland. Unser Guide Mark führt uns durch die Ruinen und erklärt uns eigentlich unabsichtlich nebenbei, worauf wir als Angreifer so alles achten müssten: Burggraben, Fallgitter, Stolperstufen … Schließlich wollen wir keinesfalls im dunklen Verlies landen! Dort wird einem zwar das Essen an der Nase vorbeigetragen, aber man bekommt nichts ab! Gemein! Wir dürfen hingegen in Adare die hübschen strohgedeckten Cottages bewundern und auf Nahrungssuche gehen. Als Nachtisch bringt uns Donals Frau während eines kurzen Stopps in der Nähe von Limerick selbstgebackene Muffins an den Bus. Die weitere Fahrzeit bis Kildare überbrücken wir mit einem Nickerchen, da wir alle letzte Nacht wenig Schlaf bekommen haben — hauptsächlich wegen einer Alarmanlage an einem Haus gegenüber des Hotels. Auf dem Nationalgestüt treffe ich Amelia wieder, die schon im Mai meine Gruppe geführt hat. Gemeinsam spazieren wir über das Gelände, füttern und streicheln die „Lebenden Legenden“, besuchen die Stuten mit ihren nur wenige Wochen alten Fohlen und schauen am Ende auch bei den Zuchthengsten vorbei. Zum Gestüt gehört außerdem ein hübscher Japanischer Garten, der im Eintrittspreis inkludiert ist. Nachdem uns von den hohen Preisen für Hengste, Fohlen und die angebotenen „Dienstleistungen“ ganz schwindlig geworden ist, können wir auf der Weiterfahrt in die Wicklow Mountains etwas runterkommen. Nur Donal muss schwer arbeiten, denn wir geraten um Dublin herum wir immer in den Feierabendverkehr.


12. Reisetag (Donnerstag, 13. Juni 2024): Glendalough – Powerscourt Gardens & Distillery

Welches Wetter hatten wir denn noch nicht auf dieser Reise? Der Wettergott entscheidet sich dafür, es heute Champagner regnen zu lassen. Ein bisschen viel Champagner für unseren Geschmack. Wir hoffen noch auf einen halbwegs milden Verlauf für unsere Wanderung in Glendalough — how bad could it be? Really bad, apparently. Auf dem Hinweg geht es noch, zumal der Weg zum oberen See weitestgehend unter dem schützenden Blätterdach des Waldes verläuft. Die Ruinen von Glendalough sehen wir von der Brücke und vom Wanderweg aus, das muss fürs Erste reichen. Bald haben wir uns im Schutz des Waldes mit dem Wetter arrangiert und wiegen uns in falscher Sicherheit. Wir wagen sogar den Abstecher zum kitschig schönen kleinen Poulanass Waterfall. Würde es nicht regnen, könnten wir hier zwischen moosbewachsenen Steinen, Farnen und Bäumen bestimmt Elfen, Feen und Nymphen baden sehen. Am Ufer des Upper Lake mache ich den Heiligen Kevin, was mit dem großen Regenhut bestimmt zum Brüllen komisch aussieht. Und es kommt tatsächlich ein kleines Vöglein angehüpft und prüft mit neugierigem Blick, ob meine ausgestreckten Arme zum Nestbau geeignet sind. Kurz vor den Ruinen des Miners’ Village, dem ursprünglichen Ziel der Wanderung, blase ich zum Rückzug unter die Bäume. Nun kommt zum Regen allerdings noch ein starker Wind von vorn hinzu, wodurch wir wirklich die Nase voll haben von den Eskapaden des irischen Wettergotts. Wir haben gestern doch alle brav aufgegessen?! Freundlicherweise dürfen wir uns im Kino des Besucherzentrums schon etwas zeitiger als geplant in die Sessel fallen lassen. Der Film über die frühchristlichen Klöster der Grünen Insel fasst unsere Reise wunderbar zusammen. Viele der gezeigten Orte haben wir in den letzten 1,5 Wochen gesehen. Donal fährt uns nun erstmal ins Hotel zurück, damit wir in trockene Klamotten wechseln können. Dann warten die Powerscourt Gardens auf uns; wer sich hinaus wagt, hat sie heute fast für sich allein. Für die meisten ist jedoch das Angebot an warmen Speisen und an leckerem Kucher erst einmal verlockender. Zwischendurch wird es draußen sogar heller und der Regen scheint nachzulassen … aber das erweist sich am Ende auch nur als optimistisches Wunschdenken. Doch auch im Dauerregen lohnt sich ein Spaziergang durch den Italienischen und Japanischen Garten allemal. Am Ende hilft bei aller (Planzen-)Liebe aber nur noch eine typisch irische Methode: Wir trinken uns das Wetter schön! Wie passend, dass die Verkostung in der Powerscourt Distillery unser allerletzter Programmpunkt ist. Gemein hingegen vom Wettergott, dass ausgerechnet jetzt der Regen aufhört und die Sonne wieder hervorkommt! In der Distillery sieht alles noch sehr neu und glänzend aus, auch der Verkostungsraum bietet ein schönes Ambiente. Gleich drei Whiskeys dürfen wir probieren und damit unseren Geruchssinn und unsere Geschmacksknospen auf die Probe stellen. Beschwingt und geschwind erreichen wir das Parkview Hotel. Zum Abschiedsabend beehrt uns Donal und Eberhardt TRAVEL spendiert für jeden einen Irish Coffee bzw. Whiskey zum Dessert.


13. Reisetag (Freitag, 14. Juni 2024): Rückkehr nach Dublin – Heimreise

Ein schöner Morgen in den Wicklow Mountains, überlagert vom Abschiedsschmerz. Meine nächste Irlandreise ist erst für 2025 geplant, dabei habe ich Land und Leute sehr in mein Herz geschlossen. Meinen Gästen geht es in dieser Hinsicht hoffentlich ähnlich. Ist es wirklich Donal, der mir — geschniegelt und gebügelt — in langen Hosen, Hemd und Krawatte am Frühstückstisch gegenüber sitzt? Es muss wohl in die Hauptstadt und später dann für ihn nach Hause gehen. In Dublin haben meine Gäste noch etwa vier Stunden Freizeit, um die letzten Eindrücke von Irland aufzusaugen. Einige treffe ich im Trinity College, andere wollen ins archäologische Museum. Das Wetter bietet noch einmal einen Mix aus Sonne und leichten Schauern und fasst unsere Rundreise durch Irland damit perfekt zusammen. Am Flughafen müssen wir dann schweren Herzens Abschied nehmen von Donal und voneinander. Pünktlich zum EM-Auftaktsieg der Nationalmannschaft bringt uns Aer Lingus zurück nach Deutschland.


Schlusswort

Liebe Gäste meiner lieben und pflegeleichten Reisegruppe im Juni 2024, ich danke euch allen für die vielen netten Gespräche und tollen Erlebnisse auf dieser Reise. Wir hatten vielleicht nicht das allerbeste Urlaubswetter, dafür eben typisch irisches Wetter, viel Wind und Sturm gerade in der ersten Hälfte, und es hat auch an einigen Tagen – besonders in Glendalough – geregnet. Aber wir hatten auch viel Glück: Wir konnten alle geplanten Wanderungen und sogar zwei zusätzliche Wanderungen, am Giant’s Causeway und am Ring of Kerry, durchführen. Zum Baden war uns zu kalt, trotzdem haben wir die vielen schönen Strände genossen und konnten uns auf dem Diamond Hill und am Coomakista Pass an der Aussicht kaum sattsehen. Unser lieber Donal war dabei stets zu Scherzen aufgelegt und hat auch für musikalische Höhepunkte gesorgt. Gemeinsam haben wir die schönsten Ecken von Irland gesehen, sind viel gelaufen und haben uns kulinarisch mit viel Kartoffelbrei und Gemüsesuppe verwöhnen lassen. Ich würde mich sehr freuen, wenn ich euch alle bald wieder als Gäste auf einer Eberhardt-(Wander-)Reise begrüßen darf.

Herzlichst,

Euer Andreas Wolfsteller

Kommentare zum Reisebericht

In gewohnt leicht ironischer Weise( deshalb so wunderschön ) fasste unser Reiseleiter alles noch mal zusammen! Vom Wetter waren wir nicht enttäuscht, wir wollten ja Irland kennen lernen und nicht eine Sonneninsel. Mit diesem Reiseleiter fahren wir gern überall hin! Er macht jede Reise zum Erlebnis.

Tautenhahn
19.06.2024

Liebe Fam. Tautenhahn,

vielen Dank für euren Kommentar und das Lob! Wir hatten eine tolle Zeit zusammen und auch in der Gruppe hat alles gepasst! Das Kompliment gebe ich sehr gern zurück: Mit euch mache ich auch jederzeit wieder eine Reise!

Viele liebe Grüße aus Leipzig

Andreas

Andreas Wolfsteller 20.06.2024