Reisebericht: Rundreise Schottland – Highlands & Whisky

25.05. – 05.06.2017, 12 Tage Rundreise: Falkirk – Stirling – Pitlochry – Blair Atholl – Inveraray – Halbinsel Kintyre – Insel Islay – Insel Jura – 10 Whisky–Brennereien – Oban – Tal von Glencoe – Kyle of Lochalsh – Insel Skye – Beauly – Elgin – Spey–Tal – Newcastle


  Bildergalerie   Druckversion (PDF)   Kommentare
 
Schottland-Rundreise zu den Blair Atholl Highlanders und den Highlandgames, Hebridenfahrt von Kintyre zu Islay, Jura und Skye und Besuch der Highlands mit Glencoe. Whiskies in Speyside, Glen Ord, Talisker, Bruichladdich, Oban, Strathisla und anderen
Zu den Traditionen Schottlands gehören neben dem Schottenrock, der Dudelsackmusik und den Männern im Kilt zweifellos das Nationalgericht Haggis und der Whisky, das vielleicht bekannteste schottische Exportprodukt.
Ziel unserer Reise Ende Mai waren diesmal nicht nur die zauberhaften Landschaften im Norden Großbritanniens und die kulturellen Zeugnisse schottischer Geschichte, denn bei unserer Tour würden wir dies alles, aber auch die traditionellen Besonderheiten kennenlernen - bei Hochländerparade und den Highlandgames in Blair Atholl spielen Dudelsäcke und Männer im Kilt eine Hauptrolle und den Geheimnissen der verschiedensten Geschmacksrichtungen des „gälischen Lebenswassers" wollten wir in gleich 12 Whiskydestillerien auf die Spur kommen. Dass dies nicht langweilig werden würden, dafür sorgte nicht nur die Tatsache, dass wir damit auch fünf der insgesamt sechs Whiskyregionen kennenlernten, sondern auch die Besuche in traumhaften Landschaften und Besichtigungen besonderer Sehenwürdigkeiten des attraktiven und mitunter exotisch anmutenden Schottland.
Also - folgen Sie mir auf eine durchaus ungewöhnliche Reise, bei der wir nicht nur die Hebrideninseln Islay, Jura und Skye besuchten, sondern auch die schönsten Hochlandtäler und zwei der buntesten Feste der Schotten - die Parade der Blar-Atholl Armee mit ihrer Dudelsackkapelle und die Highlandgames von Blair Atholl ...
Ein Reisebericht von
Dr. Michael Krause
Dr. Michael Krause

Dresden – Siegerland – Ruhrgebiet – Amsterdam Ijmuiden, erster Tag, Donnerstag, 25. Mai 2017:

Sehr früh morgens starteten wir von Dresden, um genug Spielraum für das Erreichen der Fähre zu haben, die den niederländischen Hafen Ijmuiden bereits am Nachmittag verlässt. Es war Feiertag, und so kamen wir nach anfänglichen Schwierigkeiten durch Unfallstau ganz unproblematisch über die deutschen Autobahnen, auch durch das sonst immer dicht befahrene Ruhrgebiet. Erst nach Passieren der Grenze zu den Niederlanden wurde es noch einmal eng auf den Straßen, aber dank der frühen Abfahrt und des reibungslosen Durchkommens gelang uns sogar noch eine Vorbeifahrt am Rande der Altstadt von Amsterdam und wir waren pünktlich zum Einchecken am Fährterminal von Ijmuiden. Hier erwartete und das Fährschiff „King Seaways" der dänischen DFDSSeaways, das war nach Check in und Empfang der Kabinen- und Bordkarten betraten. Das recht komfortable Schiff wartet mit zwar kleinen, aber recht bequem ausgestatteten Kabinen auf, die ben Bett und Tischchen auch über Dusche und WC verfügen. Schon bald nach Ablegen des Schiffes ging es zum recht frühen Abendessen, das seinen Ruf als Schlemmerbüffet wirklich verdiente. Und danach gab es die Möglichkeit zu einem Spaziergang bei schönem Wetter an Deck und dafür, den Tag bei einer Musikshow und einem Drink an der Bar ausklingen zu lassen.

Newcastle – Jedburgh – Falkirk Wheel – Bannockburn, zweiter Tag, Freitag, 26. Mai 2017:

Morgens legte das Schiff planmäßig in Newcastle in England an und obwohl meist die britische Grenzkontrolleetwas länger dauert, konnten wir schon bald den Fährhafen verlassen. Wir nahmen nun unseren Weg durch das nordenglische Newcastle und bald darauf durch die hüglige englisch-schottische Grenzlandschaft der „Borders". Die ersten kulturellen Höhepunkte auf schottischer Seite gibt es hier unter anderem mit mehreren alten Abteien. Doch zuerst legten wir - bei herrlichem Wetter, das auch viele Biker angelockt hatte - einen Stopp in Carter Bar ein. An dieser inzwischen fast legendären Stelle steht der große Grenzstein zwischen England und Schottland und oft begrüßt (auch dieses Mal) ein Dudelsackspieler die Gäste der Schotten. Vom Fotostopp hier war es nicht weit bis Jedburgh, der ersten größeren Ansiedlung hier in den „Borders". Ihr Wahrzeichen ist eine gewaltige Abteiruine ist, die sich wuchtig und erstaunlich gut erhalten seit vielen hundert Jahren über dem Fluß erhebt. Verantwortlich für den Niedergang des einst bedeutenden Klosters waren im 176. Jh. die Truppen des englischen Königs Heinrichs VIII., die die Borders verwüsteten. Bei einem kleinen Stadtrundgang und etwas Freizeit in der Jedburgher Altstadt konnten wir z.B. das alte Gefängnis und das historische Marktkreuz sehen und natürlich Fotos von der imposanten Abteiruine schießen, die zu den größten ihrer Art gehört und schon seit Jahrhunderten Ruine ist.

Falkirk Wheel

Am Nachmittag erreichten wir dann unser wichtigstes Ziel für heute, das Falkirk Wheel. Das 2002 eröffnete Schiffshebewerk gilt als das modernste in Großbritannien und schon fast zum Kultobjekt geworden. Das technische Wunderwerk hat die Form eines Riesenrades. Zunächst sahen wir uns im Gelände um und betraten dann das Besucherzentrum, von dem aus wir dann eines der „Narrowboats" bestiegen, um eine „Bootsfahrt mit Hebung und Senkung" zu unternehmen. Rasch fuhren wir ein in den unteren Hebewerkstrog und nach wenigen Minuten war der riesige Trog mit Wasser und unserem Boot zum oberen Kanal emporgehoben. Das Hebewerk verbindet zwei Kanalsysteme, die heute wohl fast ausschließlich von Freizeitkapitänen genutzt werden, durch sein riesiges Rad. Sein Durchmesser beträgt 35 m und bei der Hebung überwindet es einen Höhenunterschied von etwa 24 m. Während unserer Fahrt gab ein Angestellter technische Erläuterungen. Dann verließ unser Boot nunmehr im oberen Kanal das Hebe-Behältnis und wir glitten auf dem Wasser durch einen Schiffstunnel bis zu einer Wendeschleife direkt vor den Schleusensystemen der Oberkanals. Jetzt ging es auch schon zurück und wir wurden mit Boot und Wasser im nächsten Vorgang wieder gesenkt erreichten wieder den Ausgangspunkt Am Besucherzentrum. Trotz der Schlichtheit dieser Schilderung war es ein insgesamt beeindruckendes Erlebnis, denn tatsächlich ist das „Falkirk Wheel" so etwas wie eine technische Sensation.
Vom Schiffshebewerk führte unser weiterer Weg nach Stirling, einst Hauptstadt des Königsreiches Schottland, und zu deren Vorort Bannockburn, wo wir in unser Hotel eincheckten.
Der Name trügt nicht, denn es liegt am Rande des für die schottische Geschichte so bedeutsamen Schlachtfeldes, auf dem 1314 König Robert the Bruce seine Herrschaft und die Unabhängigkeit Schottlands von den Engländern sicherte. Nach dem Abendessen führte die meisten von uns ein schöner Spaziergang auf das malerisch gelegene Schlachtfeld, wo wir von der imposanten Statue des Königs Robert einen wundervollen Sonnenuntergang beobachten konnten.

Bannockburn – Glenturret Distillery – Blair Castle – Pitlochry, dritter Tag, Samstag, 27 Mai 2017 :

Der heutige Tag begann mit Besuch und Verkostung in einer Whisky-Brennerei. Die älteste noch aktive Brennerei Schottlands, die 1775 gegründete Glenturret-Distillery, war unser erstes Ziel heute. Vor einigen Jahren von der Edrington Group, einem großen Getränkekonzern erworben, produziert Glenturret heutzutage vor allem den Hauptbestandteil der beliebten Marke „The famous Grouse". Dieser Mischwhisky (blended) beinhaltet die speziellen „Wasser" einiger renommierter Brennereien.
Zunächst jedoch wurden wir bei der Führung aufgeklärt über die Herstellung von Whisky im Allgemeinen. Der Name dieser Spirituose stammt aus dem Gälischen - von „uisghe beatha" bedeutet soviel wie „Lebenswasser".
Erster Vorgang bei der Whisky-Herstellung ist das Malzen, bei dem Gerste angekeimt wird, um die im Getreide enthaltene Stärke freizusetzen. Der Keim-Vorganges wird dann durch Erhitzen gestoppt - und schon hier werden geschmackliche Unterschiede im künftigen Whisky angelegt: Bloße Trocknung oder mehr oder weniger starkes Räuchern über Torfrauch erzeugen später sehr unterschiedliche Aromen.
Das nach dem Erhitzen trockene Gerstenmalz wird in einer Mühle geschrotet und die darin enthaltene Stärke dann mit heißem Wasser ausgespült, woraus eine zuckerhaltige Lösung entsteht. Nach der Abkühlung mit Hefe versetzt, wandelt die dabei entstehende Gärung den Zucker in Alkohol um - im Prinzip eine Art Brauvorgang.
Das so erhaltene bierartige Getränk wird in der Brennblase destilliert: der Alkohol, mit niedrigerem Siedepunkt als Wasser verdampft, kondensiert aber beim Verlassen der Brennblase in einer Kühlvorrichtung. Nach zweimaligem Destillieren erhält man den Sprit mit genügend Alkoholgehalt, der durch Lagerung in vorher schon für Sherry, Bourbon oder Wein genutzten Eichenfässern seine charakteristischen Farben und Aromen erhält. Erst der Alkohol, der mindestens drei Jahre und einen Tag in Schottland im Fass lagerte, darf sich „Scotch" nennen.
Der Schwerpunkt bei unserer Besichtigung lag einmal im Herstellungsvorgang, zum anderen auf der Zusammenstellung der Famous-Grouse-Produkte. Dieser populäre Blended Whisky besteht aus mehreren Produkten bekannter Brennereien, die im Besucherzentrum des „The Famous Grouse Experience" alle gezeigt werden. So bekamen wir nach dem ersten Teil der Besichtigung die Komponenten des Blend „Famous Grouse" erläutert, verkosteten später jedoch auch noch einen zehn Jahre gelagerten „Glenturret Single Malt".

Parade der Blair Atholl Highlanders

Nach der Brennerei Tour fuhren wir durch Hochland-Täler zum Blair Atholl Castle, dem Sitz des Herzogs von Atholl. Er ist der einzige Adelige in Großbritannien, der eine Privat-Armee unterhalten darf, die berühmten „Blair Atholl Highlanders". Sein Schloss, das Spuren der Umbauten vieler Jahrhunderte zeigt, gehört immer noch zu den malerischsten Schlössern in Schottland. Allerdings würde uns das Schloss erst später interessieren, denn unser heutiges Hauptziel war eine Zeremonie, die nicht jeder zu sehen bekommt und die in ganz Schottland berühmt ist: Jedes Jahr am letzten Samstag im Mai - also heute - gibt es eine große Parade der Privatarmee, zu der eine der bekanntesten und erfolgreichsten Dudelsackkapellen Schottlands gehört. Diese Parade und der dazugehörende Dudelsack-Marsch sowie die symbolische Inspektion dieser Truppe durch den Herzog oder seinen Beauftragten eröffnet die jährliche Saison der Highland Games.
Mit vielen anderen Schaulustigen erwarteten wir diese Parade und wurden von dem malerischen Schauspiel der zu lauten, traditionellen Dudelsackklängen marschierenden „Blair Atholl Highlanders" nicht enttäuscht.
Anschließend war Gelegenheit, Blair Castle zu besichtigen. Das Schloss des Herzogs von Atholl, Chef des Murray-Clans, entstand aus einer Burg des 13. Jh. Nach mehrfachen Umbauten wurde das Haus im 19. Jh. vom Architekten David Bryce im historisierenden Baronialstil überarbeitet, wobei auch die Eingangshalle entstand, in der heute die eindrucksvolle Waffensammlung des Herzogs präsentiert wird. Auch die Inneneinrichtung stammt fast komplett aus dieser Zeit.
Nach dem Besuch von Blair Castle fuhren wir in den nahegelegenen Kurort Pitlochry und bezogen unser mitten im Städtchen gelegenes Hotel.

Blair Atholl Destillery – Highland Games in Blair Atholl – Dunkeld – Crianlarich, vierter Tag, Sonntag, 28. Mai 2017 :

Einen weiteren Tag begannen wir einem Brennerei-Besuch. Unweit von unserem Übernachtungshotel liegt die Blair Atholl Distillery. Auch hier wurden wir zunächst - bei einer durchaus originellen Führung - mit der Herstellung des „uisghe beatha" vertraut gemacht. Die Geheimnisse des Malzens, Maischens und des Brennens werden in jeder der Destillen etwas anders gehandhabt - und auch die Besonderheiten der Lagerung des Whiskys in gebrauchten Bourbon- oder Sherry-Fässern. Zwar sind die Herstellungsverfahre prinzipiell gleich, aber diese Besonderheiten sowie die uin jeder Brennerei etwas anderen Formen und Größen der Brennblasen sind die entscheidenden Faktoren, warum in jeder Brennerei ein anderer unverkennbarer Geschmack „ihres" Single Malt erreicht wird. Hier konnten wir also einen „Blair Atholl Single Malt" verkosten, ehe es Zeit wurde, wieder zurück zum Blair Castle zu fahren, in dessen Park heute die ersten schottischen Highland Games des Jahres stattfanden.
Diese „Atholl Gathering & Highland Games" sind der Auftakt zu den alljährlich während des Sommers überall in Schottland stattfindenden sportlichen Wettkämpfe der schottischen Clans. Die Highland Games mit ihren traditionellen und für Ausländer mitunter kurios anmutenden Schwergewichts-Disziplinen sind ein uralter Brauch und gehen angeblich darauf zurück, wie die frühen schottischen Könige die schnellsten und stärksten jungen Männer der Clans ausgesucht haben sollenb, um militärische Elite-Einheiten, Leibwächter und Boten zu rekrutieren. So sieht man bis heute Wettkämpfe im Baumstammwerfen und Steinestoßen, Heuballenhochwurf und Steinhammerweitwurf. Alle Kämpfer treten im Kilt an und die Dudelsackwettbewerbe, die „Pipe Contests", die nebenher laufen, geben den „Games" ebenso ihr typisches Flair wie die Wettbewerbe der jungen Mädchen, die in der anmutigen historische Disziplin des „Highland Dancing" gegeneinander antreten. Nachdem wir den Eintritt entrichtet hatten, konnten wir stundenlang Lokalkolorit und das wirklich einzigartige Flair der Hochlandspiele genießen, zumal das „gathering" (Zusammenkunft) von Blair Atholl erstaunlich viele Menschen anlockt - was zu einem interessanten, typischen und gemütlichen Ambiente aus Souvenirständen, Kaffee-Bars und Ständen mit traditionellem schottischem Essen führt.

Baumstammwerfen und Dudelsack–Kapelle

Der vielleicht spektakulärste Wettkampf ist das Baumstammwerfen, bei dem ein schweren, telefonmastgroßer Baumstamm so nach oben geschleudert werden muss, dass er über seine Längsachse kippt und möglichst gerade landet
Höhepunkt der Games ist dann der Aufmarsch der Dudelsackkapelle und der „Blair Atholl Highlanders", die wir schon am Vortag gesehen hatten.
Bis zum Nachmittag konnten wir das Flair der Hochlandspiele genießen. Dann setzten wir unseren Weg zum nächsten Hotel fort.
Ein Abstecher führte uns zwischendurch noch in den historischen Ort Dunkeld, der einen denkmalgeschützten Ortskern mit weißen Häusern aus dem 17. Jh. besitzt und mit einer gewaltigene Kathedralenruine aus dem 14. Jh. aufwarten kann, die einst eines der Zentren der schottischen Christianisierung war, bevor sie in der schottischen Reformation zerstört wurde.
Durch die Highlands, vorbei am malerischen Loch Tay und mit einem Fotostopp an den pittoresken Wasserfällen bzw. Stromschnellen des Flüsschens Dochart erreichten wir am Abend unser Hotel in Crianlarich.

Loch Lomond – Inveraray – Kintyre – Springbank–Distillery – Campbeltown, fünfter Tag, Montag, 29.Mai 2017:

Unser Tagesbeginn führte uns heute nicht in eine Whisky Distillery, sondern zunächst einmal an die Ufer des vielbesungenen Loch Lomond. Der deutsche Romancier Theodor Fontane, Schottland-Kenner und Verfasser des Schottland-Buches „Jenseit des Tweed", liebte diesen See besonders und nannte ihn liebevoll eine „große noble Wasserfläche ... und den König der Seen". In dem winzigen Ort Inveruglas legten wir einen Fotostopp ein, bevor es nach Inveraray weiterging. Dieser Ort ist die vermutlich kleinste Stadt Schottlands und liegt am Ende des Loch Fyne, einer fjordartig ins Land reichenden langgezogenen Meeresbucht. Auch hier gab es zunächst einen Fotostopp am Inveraray Castle, dem hiesigen Schloss mit seinem Erscheinungsbild aus dem 19. Jh. und Stammsitz der Herzöge von Argyll aus dem Campbell-Clan. Dann widmeten wir uns dem Ort Inveraray mit seinen weißgetünchten Häusern an der Meeresfront, seiner winzigen Hauptstraße und schließlich dem leicht spektakulären Gefängnismuseum, das eine Show über die Entwicklung und Methoden früherer schottisch-englischer Justiz enthält. Sein Höhepunkt ist eine mit Wachsfiguren in Lebensgröße nachgestaltete Gerichtsverhandlung, an der der Besucher „teilnehmen" kann, indem er sich einfach zwischen die Puppen setzt... Natürlich kann man auch die historischen Gefängniszellen mit unterschiedlicher Einrichtung sehen
Unser weiterer Weg führte uns nach Süden, an der Küste der Meeresbuchten vorbei bis zur Halbinsel Kintyre, in deren größtem Ort dem Städtchen Campbeltown, nicht nur unser Hotel lag, sondern auch dfie beiden Whisky-Destillen, die wir vor dem Check in noch besuchen wollten.

Springbank–Distillery

Die Whiskyregion Campbeltown repräsentiert eine eigene Geschmacksrichtung, einst vertreten durch etwa 30 Brennereien, von denen heute nur noch drei existieren. Traditionell waren sie (bis auf eine heute noch existierende) anders als üblich nicht nach dem „Glen" benannt, dem Tal aus dem das Wasser für die Herstellung stammte. Die größte und bekannteste von ihnen ist Springbank, unser Nachmittagsziel. Seit 1837 ist sie im Besitz der Familie Mitchell und hat sich ihre Unabhängigkeit von den großen Getränkekonzernen bis heute bewahrt. Hier wird noch selbst gemälzt - alles geschieht in Eigenproduktion. Das Malz wird getorft, also in Torfrauch geräuchert, was dem Whisky eine herbere würzige Note verleiht - auch wenn er nicht so torfig wird wie der der Brennereien von der benachbarten Insel Islay. Bei Springbank verzichtet man zudem auf Kaltfiltrierung und die Verwendung von Farbstoffen. Außerdem war dies eine der wenigen Destillen, in denen man fotografieren durfte. Bei einer sehr angenehmen Führung erfuhren wir ein wenig über die Geheimnisse des „Springbank Single Malt" und lernten danach auch noch die Traditionsbrennerei Glengyle kennen, die nach langer Stilllegung erst 2004 wiedereröffnet wurde und deren Whisky Kilkerran heißt. Sein Wahrzeichen ist der Kirchturm von Campbeltown und die Brennerei von Glengyle ist nur zwei Monate im Jahr in Betrieb.
Nach der Führung gab es noch eine sehr großzügige Verkostung - aber es waren ja nur ein paar Meter bis zu unserem Hotel in Hafennähe.

Insel Islay – Bruichladdich Distillery – Kilchoman Distillery – Port Ellen, sechster Tag, Dienstag, 30.Mai 2017:

Heute Morgen fuhren wir noch einmal durch die herrliche Landschaft von Kintyre und entlang der Meeresküste wieder nach Norden, um den Fährhafen Kennacraig zu erreichen. Die langgestreckte Halbinsel ist wunderschön, man kann das rauhe Meer beobachten und an klaren Tagen bis zum hier nur gut 20 km entfernten Nordirland hinübersehen. Wir mussten einfach noch einen kleinen Fotostopp am Meer einlegen und natürlich haben wir auch die Fähre noch erreicht.
Die brachte uns dann in zwei Stunden zur Hebrideninsel Isly, die südlichste der Inneren Hebriden. Mit knapp 620 km² hat sie etwas mehr als zwei Drittel der Größe von Rügen - aber sie verfügt über derzeit acht aktive Brennereien - einst waren es bedeutend mehr. Recht selten findet sich Islay in Reiseangeboten - umso mehr waren wir darauf aus, möglichst viel von diesem Eiland zu sehen.

Bruichladdich Distillery

Vom Hafen Port Ellen fuhren wir gleich zum Besuch der Bruichladdich-Distillery. Traditionell ist der hiergebrannte Whisky - im Gegensatz zu den anderen Islay-Sorten, ungetorft. Das änderte sich erst mit dem Eigentümerwechsel zu Remy Martin vor einigen Jahren. Seitdem wird getorfter Whisky unter dem Namen „Port Charlotte" und extrem getorfter als „Octomore" angeboten. Und noch eine Besonderheit gibt es hier in Bruichladdich: Eine Extra-Brennblase - neben denen für Whisky - dient zur Destillation von Gin mit sehr vielen Kräuterzutaten außer Wacholder, so dass auch die eher für England typische Spirituose Gin hier angeboten wird. Vom eigenen Bruichladdich-Whisky und auch von der torfigen Variante Port Ellen konnte man sich hier selbst vom Fass abfüllen. Und wir konnten auch hier großzügig verkosten, allerdings waren wir noch in einer weiteren Destille zu Führung und Verkostung angemeldet.
Kilchoman hat einige Besonderheiten: Sie ist eine der wenigen Destillen in Familienbesitz, durch ihre Gründung im Jahre 2004 eine der jüngsten in Schottland und sie ist die einzige Islay-Brennerei, die nicht direkt am Meer liegt. Bis zur Gründung der Abhainn Dearg-Destillerie auf der Insel Lewis 2008 war sie auch die am weitesten westlich gelegene schottische Destille.
Hier wird ebenfalls noch selbst gemalzt - mit selbst angebauter Gerste. Für einige Whiskysorten wird allerdings zusätzliches Malz der zentralen Islay-Mälzerei in Port Ellen hinzugenommen.

Kilchoman

Den ersten Whisky verkaufte die Destille bereits nach nur dreijähriger Lagerung und erzielte damit große Erfolge - bis heute ist Kilchoman unter Sammlern begehrt.
In dieser Brennerei konnten wir auch bei der Fassabfüllung zuschauen und sozusagen alles hautnah miterleben. Auch die Verkostung hier in Kilchoman war etwas Besonderes für Kenner.
Auf dem Rückweg zu unserem Übernachtungshotel in Port Ellen hatten wir noch Zeit für einen kurzen Aufenthalt im zentralen Ort Bowmore, der auch über eine renommierte Brennerei verfügt, von der wir wenigstens ein Foto machen wollten. Unser Bus, von dem wir zu einem kurzen Spaziergang durch den Ort und zu Destille und Hafen aufbracvhen, stand direkt am oberen Ortsende vor der für Schottland sehr untypischen Rundkirche von Bowmore. Als letzte Besonderheit des Tages gönnten wir uns noch bei wunderschönem Wetter drei Fotostopps an den südlichen, direkt am Meer gelegenen bekannten Destillen von Islay: Ardbeg, Lagavulin und Laphroiagh. Unser Hotel lag im malerischen Fischer- und Hafendörfchen Port Ellen und unser Abendessen nahmen wir in einem Bistro an der Hauptstraße ein.


Insel Jura - Port Askaig - Oban, siebter Tag, Mittwoch, 31. Mai 2017:

Noch seltener als Islay taucht die neben dieser liegende Insel Jura in Reiseprogrammen auf. Das ist auch nicht schwer zu erklären, denn das Hebrideneiland ist zwar mit seinen 366 km² Fläche um einiges größer als Malta, das kleinste EU-Land, hat aber nur etwa 180 Einwohner, die fast alle im einzigen nennenswerten Ort der Insel leben. Dorthin, nach Craighouse, führt die einzige Straße und das Inselhotel im Ort ist zu klein, um eine Gruppe aufzunehmen.
Bei herrlichem Wetter durchquerten wir zunächst Islay bis zum Fähranleger in Port Askaig, von dem aus eine kleine, privat betriebene Fähre die einzige Verkehrsverbindung nach Jura darstellt. Mit ihr ging es in wenigen Minuten zum Jura-Fähranleger Feolin und kurz danach kamen zwei kleine Linienbusse (es wurden extra zwei bestellt, um unsere „große" Gruppe von 20 Reisenden befördern zu können) und brachten uns in knapp zwanzigminütiger Fahrt nach Craighouse. Den Ort lernt man im Nu kennen - eine winzige Kirche, ein kleiner Laden, der die Inselbevölkerung versorgt, das Jura -Hotel und als größter Gebäudekomplex die Brennerei - sie alle gruppieren sich an der Straße und schmiegen sich an den sanften Hang oberhalb des winzigen Hafens von Craighouse. Wir hatten genug Zeit und Muße zu ein paar Spaziergängen auf der idyllischen Insel, deren Name übersetzt „Hirschinsel" heißt, denn hier leben mehrere tausend Stück Rotwild.
Die berühmte Brennerei der Insel, die „Isle of Jura" Distillery nahm derzeit zwar keine Gruppen zu Führungen an, es war aber dennoch lohnend, die Insel zu besuchen und sich im Shop der Destille umzutun. Einst war Jura für seinen besonders stark getorften Whisky bekannt, doch das hat sich in den letzten Jahrzehnten wesentlich geändert. Die abgelegene Destille verfügt über besonders große Brennblasen und erzeugt erstaunlich viel von dem besonders in Europa beliebten Jura-Whisky, der heute kaum noch Torf enthält und daher mild und fruchtig wirkt.
Auch wenn wir in die Distillery diesmal nicht hineinkamen, konnten wir doch vom guten Jura-Whisky kosten: im kleinen Jura-Hotel trafen wir uns und hatten mit Suppe und Sandwichs einen kleinen Mittagsimbiss, den ein Whisky aus der danebenliegenden Brennerei abrundete.
Am frühen Nachmittag brachten uns unsere Busse wieder zurück zur Fähre und diese uns zu unserem am Fähranleger von Port Askaig wartenden Bus. Etwas später schon checkten wir ein auf die große Fähre, die uns zum „Festland" brachte. Hier ging es auf direktem Weg zu unserem nächsten Übernachtungshotel im hübschen Hafenstädtchen Oban.


Oban - Tal von Glencoe - Fort William - Kyle of Lochalsh, achter Tag, Donnerstag 01. Juni 2017:

Der Hafen von Oban gilt als „Tor zu den Westlichen Inseln" und ist - spätestens seit Einführung der Eisenbahn und dem Beginn der Dampfschiff-Ära - einer der Hauptfährhafen für die Inseln der Inneren Hebriden.
Heute begannen wir den Tag wieder mit einem Brennereibesuch: gleich morgens waren wir angemeldet für eine Besichtigung der Whisky-Distillery von Oban. Sie liegt mitten in der Stadt, diese wurde gleichsam um die Destille herumgebaut, so dass die relativ kleine Oben-Distillery sich nicht vergrößern kann. Vielleicht ist der Platzmangel ein Grund, dass auch diese Brennerei ihr Malz nicht mehr selbst herstellt. Sie bezieht diesen - im Falle von Oban wiederum nur leicht getorften - Grundstoff aus einer Mälzerei aus dem für seine vielen Destillen berühmten Spey-Tal. Oban liegt direkt am Meer und so bescheren die Lage der Destille und die Faßlagerung in Meeresluft bescheren dem Whisky eine Spur von Salz- Aroma. Wie fast jede Whisky-Produktionsstätte, die wir besuchten, hat auch Oban für seine Besucher eine Besonderheit zu bieten: Zur Verkostung kommt normalerweise ein gereifter Oban Single Malt, der hier vorwiegend in ehemaligen Bourbon-Fässern gelagert wird. Diesmal bekamen wir vorher noch eine Probe in „Faßstärke", denn bevor der Whisky in Flasdchen abgefüllt und gehandelt werden kann, wird der etwa 57 Vol.% Alkohol enthaltende Whisky durch Zugabe von Wasser auf 40 Vol % gebracht. Vor unseren Augen holte die Brennerei-Führerin eine Whiskyprobe aus einem Fass - vor der Wasserzugabe - und wir konnten in einem Oban-Whiskyglas diesen „Cask Whisky" probieren und durften danach sogar das Glas behalten.
Nach der Whiskyprobe verließen wir Oban und setzten unsere Tour durch die Highlands fort, wo wir trotz regnerisch-trüben Wetters bald die ersten herrlichen Landschaftseindrücke auf dem Weg ins Tal von Glencoe bekamen. Direkt an der Einfahrt zu den Highland-Tälern stehen gewaltige Berge, mitunter noch in ihren ursprünglichen Formen als Vulkankegel, erkennbar. Sie verhüllten sich allerdings ganz oder teilweise mit Wolken- und Nebelfetzen. Wir folgten den Sohlen der Trogtäler zwischen kahlen oder nur mit Moos und Heidekraut bewachsenen Hängen und hatten nach dem Eingang zum bekannten Tal von Glencoe die Gelegenheit, einen hübschen kleinen Wasserfall zu fotografieren. Der Name dieses schottischen Hochlandtales erinnert auch an ein sehr tragisches Ereignis aus der schottischen Geschichte. Dieses landschaftlich herrliche Tal war im Februar 1693 der Schauplatz eines am schottischen McDonald-Clan verübten Massakers. Im Auftrag des englischen Königs William III. hatten im Dienste der englischen Krone stehenden Soldaten, überwiegend aus dem Campbell Clan, in einer nächtlichen Aktion alle Bewohner des Dorfes Glencoe ermordet - und das, nachdem sie längere Zeit deren Gastfreundschaft genossen hatten. Dazu gibt es eine der bekanntesten schottischen Balladen - und wir konnten uns „the massacre of Glencoe" über die CD-Bordanlage anhören.
Nach weiteren Stopps erreichten wir Fort William und hatten Zeit zu einem Bummel, bei dem wir das hübsche Hochland-Städtchen erkunden konnten. Dann ging es weiter nach Norden, wo wir einen Fotostopp an „Neptune's Staircase" einlegten. Diese Bezeichnung „NeptunsTreppenhaus" bezeichnet eine technisch bewundernswerte Leistung des 19. Jh. - während um 2000 das Falkirk Wheel Höhenunterschiede für denm Schiffsverkehr ausgleicht, tat man dies früher allein durch Schleusen. Hier im Norden von Fort William bilden acht aufeinanderfolgende eine „Schleusentreppe" zur Überwindung von etwa 20 m Höhenunterschied, wofür ein Schiff - heute zumeist Freizeitboote - etwa 90 min brauchen. Ein weiterer Fotostopp folgte am Kriegsdenkmal mit Blick zum Ben Nevis, Schottlands höchstem Berg, das den Commando-Einheiten gewidmet ist, die zwischen 1942 und 1945 in Achnacarry im zweiten Weltkrieg ausgebildet wurden und allen anderen Kommandoeinheiten, von denen viele Mitglieder die seither für britische Interessen fielen.
Durch weitere Hochlandtäler gelangten wir zu unserem letzten Fotostopp am Eilean Donan Castle, einer der malerischsten Burganlagen in Schottland.
Sie stammt ursprünglich aus dem 13. Jh. als Verteidigungsanlage gegen Überfälle der Norweger, wurde später im Jakobitenaufstand zerstört und im 20. Jh. aufwendig restauriert. Seither ist sie Kulisse in zahlreichen Filmen gewesen.
Von hier war es nicht mehr weit zu unserem malerisch an einem Meeresarm gelegenen Hotel.


Insel Skye - Talisker Destille - Portree - Carrontal - Glen Ord - Beauly, neunter Tag, Freitag, 02. Juni 2017:

Bei typisch schottischem Wetter - noch wusste man nicht ob die Sonne oder die Regenwolken den Wettstreit um den Vormittag gewinnen würden - verließen wir das „Festland" und fuhren auf der hoch den Meeresarm überspannenden Betonbrücke auf die Insel Skye. Ihr gälischer Name bedeutet soviel wie „Insel des Nebels" und mit viel Phantasie kann man auf der Karte erkennen, warum die Schotten sie auch „Engelsinsel" nennen: ihr Grundriss ähnelt entfernt einem Engel mit Flügeln... Mit 1.656 km² Fläche ist sie die größte Insel der Inneren Hebriden und mit rauher, dünnbesiedelter aber malerischer Landschaft auch eine der schönsten. Hohe Berge im Inselinneren mit wenig Bewuchs und hartem Gestein erlauben fast keine Landwirtschaft und die hier lebenden gelten unter den Schotten als rauh und verschlossen, aber hilfsbereit und gastfreundlich. Skye ist eines der Gebiete in Schottland, in denen noch überwiegend von den Bewohnern gälisch gesprochen wird.

Portree

Nach Fotostopps an einem typischen, Hebriden-Cottage und an einem munter durch die Landschaft springenden Bach mit Wasserfall erreichten wir die Talisker-Brennerei. Unter Kennern gilt sie als „klassische" Destille, wurde doch hier ursprünglich noch dreimal destilliert und die Brennblasen beheizte man mit Kohle. Neuerdings aber wird wie in Schottland üblich zweimal destilliert und es wurde auf Dampfbefeuerung umgestellt. Jedoch noch immer stellt die Brennerei einen für seinen torfigen Geschmack bekannten Single Malt Whisky her und erfreut sich seit fast zweihundert Jahren großer Beliebtheit. Ihr über Torf geräuchertes Malz erhält sie von der Glen-Ord- Distillery, die wir heute auch noch besuchen würden. Da aber Talisker derzeit keine Gruppen zur Führung nimmt, ließen wir es bei unserem Besuch bei einer Verkostung des Talisker-Whiskiy bewenden und es ging gleich weiter in die hübsche Inselhauptstadt Portree. In der kleinen Hafenstadt erregen die malerischen, buntbemalten Häuser rund um die Hafenbucht besonderes Interesse, ansonsten istdie Stadt recht klein und bietet neben dem Aussichtspunkt über den Hafen und den Häusern und Geschäften an diesem selbst noch eine kurze Geschäftsstraße, zwei Kirchen sowie einen Marktplatz mit kleinem historischem Marktkreuz.

Glen Carron, Strathbran und Glen Ord

Von Portree aus ging es wieder zurück aufs Festland und an Kyle of Lochalsh vorbei zur Meeresbucht Loch Carron und sofdann landschaftlich einzigartiger Strecke weiter: dem Straßenverlauf durch die Täler Glen Carrow und Strathbran folgend, durchquerten wir die Highlands de facto Vom Atlantik bis fast zur Nordsee, in deren Nähe unser heutiger Übernachtungsort liuegen würde. Unterwegs legten wir noch einen Stopp am Bahnhof des Örtchens Achnasheen ein, an dem sich beide Täler begegnen.
Am Nachmittag erreichten wir eine weitere Destille, Glen Ord. Auch hier ga es eine Führung, bei der die Besonderheiten dieses Brennorts herausgearbeitet wurden, denn die Prinzipien des Mälzens, Maischens, Brennens und Lagerns kannten wir ja schon. Glen Ord ist in den Highlands bekannt und beliebt, bei uns eher weniger. Es liegt wenige Kilometer von Inverness und hat inzwischen das vor wenigen Jahren gesteckte Ziel, die hier produzierte Alkoholmenge auf etwa elf Millionen Liter Whisky zu verdoppeln, erreicht. Vor allen Dingen der Hauptmarkt - Südostasien - garantiert dabei stete Abnahme. Glen Ord gehört zum weltweit größten Spirituosenkonzern Diageo. Der betreibt in Schottland allein 27 Brennreien. Und hat die Besonderheit, dass er die Gelder aus seiner Pensionskasse als Anlage in zweieinhalb Millionen Fässern Whisky ruhen lässt !
Eine Besonderheit der Glen Ord-Brennerei ist auch, dass sie ihr Malz selbst herstellt und zwar ungetorftes für den eigenen Bedarf, hingegen stark torfiges Malz für andere zur Firmengruppe gehörende Destillen. Sie liefert z.B. das Malz, das über Torffeuer geräuchert wurde und „härteren" torfigen Geschmack verleiht, an Talisker.
Obwohl die Hauptmenge des hier produzierten Alkohols die Grundlage für blended Whisky bildet, konnten wir hier zum Schluß den sehr guten hiesigen Malzwhisky probieren.
Nach dem Besuch der Destille checkten wir in das gemütliche Lovat-Hotel in Beauly ein, das gleich neben dem Hauptplatz und in Sichtweite der malerischen Abteiruine liegt.


Elgin - Glen Grant Distillery - Strathisla Distillery - Perth, zehnter Tag, Samstag 03. Juni 2017:

Auf dem Weg zu unserem ersten heutigen Ziel konnten wir noch einen Abstecher über das berühmte Schlachtfeld bei Culloden machen, wo die schottischen Jakobiten 1745 von den Engländern vernichtend geschlagen wurden, was viele bis heute nicht ganz vergessene Sanktionen gegen die Hochland-Clans zur Folge hatte. Ein weiteres kurzes Abweichen von der Route zeigte uns die im Wald liegenden und von Steinkreisen umgebenen geheimnisvollen „Cairns of Clava", prähistorische Grabanlagen aus der Steinzeit.
Dann erreichten wir die Stadt Elgin, einen einst bedeutenden Bischofssitz der historischen Landschaft Moray, in dem die prachtvolle Kathedrale stand. Sehr eindrucksvoll und für die bedeutsam ist die Ruine der Kathedrale, die hier seit 1224 errichtet wurde und die zu ihrer Zeit der größte Kirchenbau Schottlands war. „Leuchte des Nordens" nannte man sie! Erhalten sind die gewaltige Doppelturmfront, bedeutende Reste des Chorhauses, auch Teile der Seitenfronten. Imponierende und reich verziert führt das Westportal in die Ruine Westportal und weitere verzierte Säulen, Bögen und Fassadenteile betonen die Bauweise der Früh- und Hochgotik. Schon im 14. Jh. wurde der Kirchenbau das erste Mal zerstört: als Racheakt eines lokalen Adeligen, den der Bischof von Elgin exkommuniziert hatte. Endgültig fiel sie dann den Wirren der schottischen Reformation zum Opfer, aber noch ist einiges von dem einst grandiosen Bauwerk erhalten, das Bedeutung für die Geschichte der Region und für ganz Schottland hatte.

Speyside Whisky

Von Elgin aus erreichten wir die bedeutende Whisky-Region Speyside, in der sich die Brennereien seit dem späten 18. Jh.und mit Beginn des 19. Jh. häufen. Allein vier aktive Destillen gibt es in der kleinen Stadt Rothes, die wir gegen Mittag erreichten und wo wir zur Glen Grant Distillery fuhren. Die hat - wie viele andere Brennereien in Schottland auch - eine eigene Quelle. Gegründet 1830 gehörte sie ursprünglich zusammen mit der auf der anderen Straßenseite liegenden und inzwischen abgerissenen Destille Caperdonich. In jüngerer Zeit wechselte sie mehrfach den Besitzer und gehört derzeit der Campari-Gruppe. Der Glen Grant Whisky ist in Schottland recht beliebt und auch wir waren mit der Verkostung sehr zufrieden.
Noch eine weitere Brennerei - die letzte während unserer Reise - war heute unser Ziel. Auch das Städtchen Keith in der Speyside Region - benannt nach hier fließenden Spey River - hat vier aktive Destillen, von denen Strathisla wahrscheinlich die bei uns bekannteste ist. Sie ist nicht nur die vielleicht malerischste mit ihren pagodenartigen Schornsteinen des früheren Malzhauses, sondern auch die älteste im Speytal. 1786 gegründet, gehört sie heute zu den kleineren Speyside-Destillerien, denn sie produziert „nur" 2,4 Millionen Liter Whisky im Jahr. Der Großteil der Produktion geht in die Blends der renommierten Marke „Chivas Regal" ein, nur ein kleiner Teil wird für Strathisla Single Malt Scotch Whisky verwendet, den es in Abfüllungen als 8, 18 und 21 Jahren Reifung gibt - allerdings das Hauptprodukt ist der 12 Jahre gereifte Strathisla-Whisky.
Auch hier durften wir reichlich probieren, bevor wir zu unserer letzten Übernachtung auf schottischem Boden in die alte Stadt Perth fuhren.


Perth - Firth of Forth Brücken - Alnwick - Newcastle, elfter Tag, Sonntag, 04. Juni 2017:

Ein letztes Mal während dieser Reise fuhren wir heute durch Schottland. Nach einer Stunde Fahrzeit war der Firth of Forth erreicht, jener Meeresarm nördlich von Edinburgh, der von inzwischen drei gewaltigen Brücken gequert wird.
Nach Überquerung der Straßenbrücke, 1964 in Betrieb genommen und seitdem eine der längsten Großbritanniens gönnten wir uns einen Fotostopp, der alle drei Brückenbauwerke auf einen Blick zeigte neben der 2 km langen Straßenbrücke, auf der wir gekommen waren, liegt schon die neuw, fast fertige Straßenbrücke, eine interessante Schrägseil Konstruktion, die wohl noch dieses Jahr in Dienst gestellt werden soll. Die fotogenste und technisch wie historisch gesehen interessanteste aber ist die Eisenbahnbrücke, deren markanten Fachwerk-Stahlbögen in gewaltigen granitenen Unterbauten ruhen. Jeder der drei Stahlbögen überspannt in 50 m über Fluthöhe jeweils mehr als 500 m Strecke. Als sie 1890 nach siebenjähriger Bauzeit in Dienst gestellt wurde, war sie die weltgrößte Brücke ihrer Art und gilt immer noch als ingenieurtechnische Meisterleistung.
Nach dem Fotostopp hier umrundeten wir die schottische Hauptstadt auf dem Ring der Umgehungsautobahn und fuhren dann die Haupt-Verbindungsstraße nach England in Nähe der Nordseeküste nach Süden.

Alnwick und Engel des Nordens

Da noch etwas Zeit war, konnten wir noch einen kleinen Bummel in Alnwick einschieben, dessen Schloss schon oft als Filmkulisse diente - unter anderem in einigen Harry Potter Verfilmungen. Nach Windsor Castle ist es übrigens der zweitgrößte Adelssitz Großbritanniens. Doch auch das Städtchen ist interessant, existiert es doch schon seit fast 1500 Jahren. Einige der historischen Gebäude, wie beispielsweise die Pilgerherberge der einstigen Abtei, existieren noch, sind aber z.T. sehr stark überbaut. Nach dem Besuch von Alnwick wurde es Zeit, uns von unseren Fluggästen zu verabschieden, die wir noch zum Flughafen Newcastle brachten. Anschließend machten wir uns auf den Weg zum Fährhafen, unterbrachen ihn jedoch noch einmal füpr einen Fotostopp am „Engel des Nordens". Südlich von Newcastle steht die größte Engels-Skulptur der Welt, 20 m hoch und mit auf 54 m Spannweite ausgebreiteten Flügeln. Der „Engel" wurde 1997 erbaut aus den letzten paar tausend Tonnen Stahl, die am Industriestandort Newcastle, der in den 80er und 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts seinen Niedergang erlebte, produziert worden waren.Vor sich hin rostend, soll die Skulptur die Vergänglichkeit symbolisieren...
Dann jedoch ging es zum Passagierhafen von Newcastle upon Tyne, wo wir auf dem DFDS-Fährschiff eincheckten, um über Nacht quer über die Nordsee Festland zurück zu gelangen.


Ijmuiden - Dresden: Heimreise, zwölfter Tag, Montag, 05. Juni 2017:

Ein gutes Frühstück gab es noch auf der Fähre und dann hatten wir wieder festen Boden unter den Füßen. Nach Passieren der niederländischen Kontrollen ging es über niederländische und deutsche Autobahnen auf der von der Herfahrt bekannten Strecke zurück zu den Ausgangsorten der Reise.


Epilog:

In Erinnerung bleiben wird von dieser Reise sicherlich die gelungene Mischung aus Tradition und typisch schottischen Details einer- und der wundervollen schottischen Landschaft und ihren freundlichen und mitunter durchaus originellen Bewohnern andererseits. Ein abwechslungsreiches Programm hat uns einige Seiten von Schottland gezeigt, die nicht jeder zu sehen bekommt. Es war reich an Höhepunkten und wir haben eine Unmenge über das „Wasser des Lebens" gelernt - besser bekannt als Whisky. Und ganz bestimmt hat all das dazu beigetragen, dass keiner vonm uns das letzte Mal in Schottland gewesen ist.
Also: auf bald!
Ihr Dr.Michael Krause, Eberhardt Studienreiseleiter.

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht