Reisebericht: Rundreise Schottland – Natur, Whisky & Loch Ness

12.08. – 20.08.2017, 9 Tage Rundreise mit Glasgow – Loch Lomond – Glen Coe – Oban – Schottische Highlands – Whisky Destillery – Inverness – Loch Ness – Cairngorms–Nationalpark – Edinburgh


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Von Glasgow über Loch Lomond in die Highlands, nach Glencoe, Oban und Inveraray. Über Stirling, Scone, Pitlochry und Inverness zu Fort George und Loch Ness. Durch die Cairngorm Mountains über Braemar, Dunkeld nach Edinburgh zum Military Tattoo
Schottland gehört nach wie vor zu den beliebtesten Reisezielen in Europa und es ist eine der Regionen, in die unsere Reisegäste auch ein zweites und drittes Mal fahren.
Dieses Mal waren meine Mitreisenden und ich auf der eher „klassischen" Route unterwegs, denn wir haben nicht nur die grandiosen Highlands und die rauhe Atlantikküste besucht, sondern auch Höhepunkte wie Loch Lomond und Loch Ness und uns eine wirklich aufregende Fahrt durch die Landschaften der Grampian Mountains und die Cairngorms gegönnt.
Dazu gab es typische Städtchen und gewaltige historische Burgen wie Stirling Castle und die Artilleriefestung Fort George, aber größere Städte wie Glasgow und Inverness. Zum Schluss entdeckten wir noch Edinburgh, die schottische Hauptstadt, deren Altstadt schon seit einiger Zeit zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt - krönender und ganz besonderer Abschluss der interessanten Tour aber war der Besuch des berühmten, bild- und soundgewaltigen Military-Tattoo vor der Kulisse des imposanten Edinburgh Castle!
Aber lassen Sie mich wie immer Tag für Tag über diese aufregende Reise berichten...
Ein Reisebericht von
Dr. Michael Krause
Dr. Michael Krause

Dresden – Amsterdam/Ijmuiden, erster Tag, 12.08.2017:

Wieder sehr früh um drei Uhr morgens ging es am Flughafen Dresden auch mit dieser Reise los, denn es galt die relativ früh fahrende Fähre in den Niederlanden zu erreichen. Quer durch Deutschland ging es auf der Autobahn und an der Raststätte Reinhardshain konnten wir die letzten Mitreisenden unserer Busfahrt nach Schottland begrüßen - mehrere Fluggäste würden wir erst am nächsten Tag im schottischen Glasgow treffen.
Die für Deutschland in der Ferienzeit typischen und teilweise besonders langen Baustellensowie der für die Niederlande nach der Grenze typische Stau hielten uns zwar etwas auf, aber am Nachmittag erreichten wir pünktlich den Raum Amsterdam. Nicht weit von der Hauptstadt des Königreichs Niederlande liegt an einer breiten Flussmündung der Hafen von Ijmuiden, wo gegen 17.30 Uhr das Fährschiff der DFDS ablegt Pünktlich betraten wir die „Princes Seaways, bezogen unsere Kabinen und trafen uns später zum Schlemmer-Abendessen.

Newcastle – Hadrianswall – Gretna Green – Glasgow, zweiter Tag, 13.08.2017:

Recht pünktlich legte gegen 09.00 Uhr britischer Zeit unser Fährschiff in Newcastle an, doch wie immer dauerte es noch etwas, bis wir durch die Grenzkontrollen hindurch waren, auch unser Bus den Parkplatz vor dem Fährterminal erreichte und wir alle wieder beisammen im bequemen Reisegefährt saßen. Dann ging es los - nunmehr auf der linken Straßenseite fahrend - und wir durchquerten die Insel Großbritannien an ihrer schmalsten Stelle. Nicht weit von Englands nördlichster Großstadt Newcastle-upon-Tyne beginnt der berühmte Hadrianswall. Über mehr als 100 km Länge erstreckt sich bis heute der weltberühmte Grenzwall, den zur Zeit des Kaisers Hadrian die zum Schutz der Nordgrenze ihrer Provinz Britannia errichteten und vom dem heute noch Mauerreste, vor allem aber Wälle und Gräben erhalten sind. Mit einem kleinen Umweg erreichten wir die an diesem Bauwerk aus dem 2. nachchristlichen Jahrhundert entlangführende Straße und und folgten ein Stück dem Wall, der seit 1987 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. dem zu deren Schutz gegen die wilden Barbaren des Nordens errichtet hatten.
Erster Stopp war dann im schottischen Grenzort Gretna Green, mit dem sich eine interessante Geschichte verbindet und der heute auch Touristenattraktion ist. Früher gab es unterschiedliche Gesetze bezüglich der Hochzeitsvorschriften in Schottland und England. Da in Schottland Paare besonders jung und vor allem ohne die Einwilligung der Eltern heiraten durften, nutzten viele junge Liebespaare den kurzen Weg über die Grenze nach Schottland, und ließen sich hier, im Grenzort, trauen. Bevor die Eltern dies verhindern konnten schlossen viele eine ungewöhnliche Art von Ehe auf dem Amboss in der Schmiede des Ortes. Diese sogenannten „mock weddings" nahm der Friedensrichter von Gretna Grenn, gleichzeitig der Schmied des Grenzdorfes, gleich in seiner Werkstatt vor und „schmiedete" vor zwei Zeugen gegen kleines Entgelt zwei junge Leben zusammen. Ein kleines Museum, natürlich mit Standesamt und jede Menge schottischer Souvenirläden sowie meist ein Dudelsackspieler machen den Aufenthalt hier in der „Hochzeitsschmiede" immer kurzweilig.
Dann ging es weiter in Schottlands größte Stadt Glasgow. Hier trafen wir am Hotel die Fluggäste für unsere Reise und auch gleich unseren Stadtführer Fraser Gordon. Der machte uns auf einer dreistündigen Rundfahrt mit den Schönheiten seiner Stadt vertraut. Oft wird Glasgow nur als Industriestadt gesehen, aber sie hat einiges zu bieten. Eins ihrer Zentren ist die St.Mungo Kathedrale, der größte Kirchenbau Schottlands mit imposanten Ausmaßen und einer wechselvollen Geschichte. Schon im 12. Jh. wurde hier eine Chorschule gegründet, die - da sie noch heute, wenn auch mit Veränderungen, besteht - die älteste Schule Schottlands ist. Der Heilige Mungo soll hier eine Kirche begründet haben - er ist bis heute Glsgows Schgutzpatron und auf die Legenden über die von ihm bewirkten Wunder geht bis heutre das Stadtwappen zurück. Auch am Marktkreuz der Altstadt kamen wir vorbei und an Sehenswertem auch in der Neustadt.
Nach der Stadtrundfahrt, interessant auch durch die launigen Erzählungen unseres Stadtführers, checkten wir im Hotel ein. Das moderne Haus lag im alten Hafengebiet, direkt neben dem größten weltweit noch erhaltenen Hafenkran.

Loch Lomond – Tal von Glencoe – Oban – Inveraray – Glasgow, dritter Tag, 14.08.2017:

Nach dem Frühstück fuhren wir von Glsgow aus bei leider sehr unfreundlichem Wetter über die Erskine Bridge nach Norden in Richtung auf die vielbesungenen schottischen Highlands. Dabei kamen wir zunächst - noch in den Lowlands - zu Schottlands größtem See, dem 71 km² großen Loch Lomond. Der deutsche Romancier und Schottlandkenner Theodor Fantane hatte diesen See einmal als „große noble Wasserfläche, der es wohl zukommt, als der König der Seen bezeichnet zu werden..." benannt. Malerisch liegt er da mit seinen etwa 30 Inseln. Wir machten einen Fotostopp und hörten auch das bekannte Lied, das dem Gewässer gewidmet ist und eine traurige Begebenheit aus der schottischen Geschichte besingthatte. Hier machten wir eine längere Kaffeepause, die natürlich viele der Gäste zum Gang zum See nutzten.
Durch das nordwärts vom See führende Tal gelangten wir dann in die „echten" Highlands und erreichten wenig später das Tal von Glencoe. Das immer noch schlechte Wetter und der verregnete Blick ins Tal ließ die gewaltigen Berge, die einst Vulkankegel waren, die gerundeten Trogtäler, den spärlichem Waldbewuchs und den weiten Flächen aus Moos und Heidekraut nur erahnen. Vorbei an einem hübschen Wasserfall fuhren wir durch das Tal von Glencoe, das durch Bäche und Rinnsale unterbrochen, seinen Höhepunkt mit zwei gewaltigen begleitenden Bergen findet, die wir in Regen und Dunst nur erahnen konnten. Hier ereignete sich eine weitere tragische historische Begebenheit, an der die schottische Geschichte so reich ist. Das Massaker von Glencoe, auch dieses in einem bekannten Lied verewigt, ereignete sich in diesem wunderschönen Tal im Februar 1693. Im Auftrag des englischen Königs war hier ein Massenmord an den Dorfbewohnern, Angehörigen des Hochland-Clans der McDonalds verübt worden.

Oban und Inveraray

Überwiegend an der Küste entlang erreichten wir dann am frühen Nachmittag das Hafenstädtchen Oban. Es liegt durch eine vorgelagerte Insel geschützt am Atlantik und ist Ausgangshafen für viele Fähren zu verschiedenen Hebrideninseln. So ist hier am Hafen immer Betrieb, der Ort schmiegt sich malerisch in die Bucht und zeigt das typische Treiben einen Hafenstadt im schottischen Westen. Bekannt ist die Oban-Brennerei, die als eine der ältesteten schottischen Destillen seit 1794 Whisky hergestellt und Wahrzeichen der Stadt ist der McCaigs-Tower, ein an erhöhter Stelle errichteter und nie vollendeter Nachbau des Kolosseums in Rom.
Nach einem länfgeren Aufenthalt hier am Hafen ging es weiter durch die Wälder zu einer der kleinsten Städte Schottlands. Dennoch ist Inveraray - mit seiner in den letzten Jahren auf inzwischen 600 Personen angestiegenen Einwohnerzahl - ein touristisches Zentrum der Region. Der Ort am Ende der fjordartig eingeschnittenen Meeresbucht Loch Fyne besitzt ein fast komplett denkmalgeschütztes Ortszentrum und hat nicht nur mit seinem Ensemble aus weißgetünchten Häusern, seinem berühmten Museumsgefängnis und dem Inveraray Castle, sondern auch seiner herrlichen Lage an der Meeresfront einiges zu bieten.
Von hier aus kehrten wir zu unserem Übernachtungsort Oban zurück.

Falkirk Wheel – Stirling Castle – Blair Atholl Distillery – Pitlochry – Carrbridge, vierterTag, 15.08. 2017:

Gleich zu Anfang des Tages konnten wir ein schönes „Richtig reisen!"-Extra genießen: wir machten einen Abstecher zu einem Millenniumbauwerk. Das Falkirk Wheel ist erst seit 2002 in Betrieb und durch seine Konstruktion als eine Art Riesenrad das einzige rotierende Schiffshebewerk der Welt. Wir hatten die Möglichkeit zum Fotostopp und einem Blick auf die erstaunlich leicht wirkende Gesamtkonstruktion. Tatsächlich wiegt dioe ganze Anlage nur etwa 1800 Tonnen. Dabei wirkt sie gewaltig, denn ihr zentrales Rad, in dem sich zwei Gondeln mit jeweils 250 t Wasser enthaltenden Schiffströgen befinden, hat immerhin 35 m Durchmesser. Durch eine halbe Drehung des Förder-Rades können in wenigen Minuten die Schiffströge - mit den darin eingefahrenen Booten - in ihrer Position getauscht werden, wobei sie eine Ebene gehoben oder gesenkt und damit durch Überwinden eines Höhenunterschiedes von 24 Metern in das jeweils andere Kanalsystem gebracht werden.
Nicht allzuweit war es von hier nach Stirling. Die Stadt mit ihren 50.000 Einwohnern ist von großer Bedeutung für die schottische Geschichte. Bemerkenswertestes Bauwerk ist ihre gewaltige und neben der von Edinburgh als uneinnehmbar geltende Burganlage. Viele Jahre lang war hier der Sitz der schottischen Könige. Auch als Münzstätte und Versammlungsort des schottischen Parlaments war die Burg bekannt und die schottischen Könige verliehen dem zu Füßen der Burg geachsenen Ort schon im 12. Jahrhundert die Rechte einer „königlichen Stadt" (Royal Burgh).
Wir besuchten den steil aufragenden Burgfelsen und konnten uns - nachdem ich rasch die Tickets geholt hatte, davon überzeugen, dass dadurch die Wehranlage von drei Seiten zuverlässig geschützt ist - der Nimbus der Unbezwingbarkeit war damit erklärt! Schon um 1100 gab es hier bereits eine starke Burg, die immer wieder umgebaut wurde, immer wieder zusätzlich befestigt, bis sie im Inneren mit Palastbauten versehen wurde. Heute zeigt die Burg, hauptsächlich aus der Mitte des 16. Jahrhunderts stammend, wohl eine Mischung aus Spätgotik und Renaissance. Der aufwendig königliche Palast, mehrfach umgebaut, zeigt dies ganz gut, besonderes Prunkstück der Burganlage aber ist die spätgotische Festhalle. Leicht erkennbar durch ihren beigefarbenen Anstrich sah sie des Königs Feste, aber auch zahlreiche Parlamentstagungen. Daniel Defoe, der den weltbekannten Roman „Robinson Crusoe" schrieb, bezeichnete die Festhalle als den majestätischsten Bau, den er je in Europa gesehen hätte.
Wir hatten viel Zeit, uns hier alles anzusehen, bevor es weiter ging durch die Highlands.

Scone Palace, Moot Hill und Whisky–Distillery

Ein weiteres Extra erlaubte uns einen kurzen Blick auf eine Legende. Am Scone Palace befindet sich nicht nur der beeindruckende neogotische Palast, sondern auch einer der historischen Standorte des piktisch-schottischen Krönungsstein. Nach der Zusammenführung der piktischen und schottischen Clans gründete der Legende nach Kenneth I. McAlpin das schottische Königreich und ließ 846 den legendären „Stein des Schicksals" hierherbringen, vor dem nur ein wahrer König Gnade finden würde, sobald er sich auf ihn setzte. So wurden bis 1296 wurden alle Könige Schottlands hier gekrönt, bevor Eduard I. von England den Stein in seinen Thron in Westminster einbauen ließ und er erst 700 Jahre später zurückgegeben wurde. Sein vor diesen Ereignissen üblicher Aufbewahrungsort, der Moot Hill, blieb dennoch weiterhin schottischer Krönungsort. Der von einer Kapelle dominierte Hügel ist auch eine Legende, denn man erzählt sich, dass die Clanchefs immer dem König auf ihrem eigenen Grund und Boden Treue schwören mussten. Wegen der vielen geografisch zerrissenen Territorien und den wenigen vorhandenen Straßen war Reisen überallhin für den König unmöglich - daher kamen die Clanchefs für den Treue-Eid in die Hauptstadt und brachten Heimaterde für den Schwur in ihren Stiefeln mit. So standen sie beim Eid auf ihrem Grund und Boden und schütteten danach ihre Stiefel aus. So entstand aus der gesammelten Heimaterde aller Clans im Laufe der Zeit der Hügel ...
Unser nächstes Erlebnis war das einer Führung mit Verkostung in der Blair-Athol Whisky-Distillery. Hier erlebten wir einen der erlesenen Whisky-Produzenten, dessen Produkte wegen ihrer Seltenheit begehrt und mitunter nur in Schottland erhältlich sind. Die recht große Brennerei gehört nämlich zu einem weltumspannenden Getränkekonzern und gibt daher mehr als 99 Prozent ihrer Erzeugnisse als Bestandteile oder Geschmacksträger für „Whisky-Blends", also Mischungen. Nur ein geringer Teil der Produktion wird als „Single Malt" hier verkauft.
Dabei ist Whisky - das geläufige Wort entstand aus dem gälischen „uisghe beatha" (etwa: Lebenswasser) - eine der für Schottland typischen Besonderheiten und fehlt, wenn Schottland beschrieben werden soll, genausowenig wie Kilt, Dudelsack oder das Nationalgericht Haggis.
Der Rundgang in der Blair Athol Distillery klärte uns auf über die Herstellung des Getränks, die mit Malzen - Ankeimen von Gerste und Stoppen dieses Prozesses z.B. über Torfrauch - beginnt. Nach Schroten des Malzes wird durch Ausspülen die enthaltene Stärke in Zucker umgewandelt, die Zuckerlösung wiederum vergoren, wodurch Alkohol entsteht, ähnlich einem Brauvorgang. Die erhaltene alkoholhaltige Flüssigkeit wird zweimal destilliert, das hochprozentige Ergebnis dann in Fässern gelagert. Erst nach drei Jahren und einem Tag Lagerung auf schottischem Boden ist der Name Scotch zulässig und bei längerer Lagerung in vorher für die Bourbon- oder Sherry-Produktion genutzten Fässern erhält jeder Whisky sein unverkennbares und in jeder Brennerei individuelles Aroma als „Single Malt". Natürlich durfte eine Verkostung des edlen Getränkes nicht fehlen, bevor wir unsere Tour fortsetzten.
Ein Aufenthalt in Pitlochry, an dessen Ortsrand die Destille liegt, ermöglichte es uns, den bekannten Touristenort etwas näher in Augenschein zu nehmen.
Gegen Abend erreichten wir unser Hotel im kleinen Ort Carrbridge, der eine gewisse Bekanntheit wegen seiner alten Brücke erlangte, die seit 1717 über das Flüßchen Dulnain führte und deren fotogene Reste direkt vor unserem Hotel lagen.

Fort George – Inverness – Loch Ness – Urqhardt Castle – Fort Augustus – Carrbridge, fünfter Tag 16.08. 2017:

Eine Sehenswürdigkeit von europäischem Rang war heute unser erstes Ziel. Fort George, eine im 18. Jh. errichtete Artilleriefestung, liegt auf einer Landzunge, die in den zur Nordsee gehörenden Moray-Firth hineinreicht. Der Grund seiner Errichtung waren die Aufstände und Unruhen im Schottland der damaligen Zeit gegen die Engländer. In den Seeweg nach Inverness beherrschender Lage für eine große Garnison erbaut, hat die gewaltige, sternförmige Verteidigungsanlage die für ihre Zeit typische Bauweise. Sie wurde nie zerstört und ist noch komplett im Originalzustand erhalten. Durch sanft ansteigendes Gelände vor Blicken und direktem Beschuss von der Landseite geschützt, entdeckten auch wir die Festung erst sozuzsagen im letzten Augenblick. Dann jedoch konnten wir uns dem malerischen Anblick und der Bewunderung für die schier unglaublichen Ausmasse nicht entziehen. Wie vor dreihundert Jahren empfingen uns die mit Mauerwerk verstärkten, viele Meter dicken Erdumwallungen, die als Kugelfang dienen sollten und die schiffsbugartig vorspringenden dreieckigen Bastionen und Befestigungen trugen, von denen jeder Angreifer gleich mehrfach ins Kreuzfeuer genommen werden konnte. Feindliche Truppen konnten so geteilt, getrennt und vereinzelt werden, gleichzeitig schirmte man die eigenen Befestigungen damit ab. In den Wällen und an den von ihnen geschützten dahinterliegenden Höfen und Apellplätzen sind bis heute Mannschaftsunterkünfte, Offizierswohnen und Aufbewahrungsräume erhalten, die Erdwälle verbergen tonnengewölbte Kasematten die als Munitionsbunker und - im Angriffsfall - wohl auch als Schutzräume dienten.
Insgesamt war der Besuch von Fort George ein eindrucksvolles Erlebnis und wir hatten genügend Gelegenheit, uns dieses erstaunliche und perfekt bewahrte Zeitzeugnis anzusehen.

Inverness und Loch Ness

Später ging es nach Inverness, der Hauptstadt der Highland-Region. Die geschichtsträchtige Stadt, deren Silhouette heute von ihrem erst im 19. Jh. anstelle der ehemaligen Burg errichteten Castle dominiert wird, liegt an strategisch wichtiger Position was fast seit Beginn ihrer Entwicklung immer wieder zu Konflikten führte. Der Ort war schon in der Frühzeit eine der Hauptburgen der Pikten, später regierte hier der durch Shakespeares Drama bekannt gewordene König Macbeth und beständig kam es hier zu Schlachten und Auseinandersetzungen der Clans untereinander. Heute ist das kaum zu glauben, wenn man die belebte Stadt mit ihren vielen Kirchtürmen sieht. Inverness ist friedlich geworden und wenn man durch seine Hauptstraße schlendert, nimmt man den Ort eher als Einkaufs-Zentrum wahr... Wir hatten hier Gelegenheit zum Bummel, ehe es Zeit wurde für eine kleine Bootsfahrt. Die führte uns hinaus auf Schottlands legendenumwobenen See Loch Ness.
Der langgestreckte Rinnensee ist knapp 40 km lang, sehr schmal und überaus tief. Von der Oberfläche her ist nach Loch Lomond Schottlands zweitgrößter See, verfügt aber wegen seiner immensen Tiefe über das größte Wasservolumen der schottischen Seen. Sein mitunter wie Teer wirkendes, fast schwarzes Wasser wirkt geheimnisvoll, fast gefährlich. Seine braungefärbten Zuflüsse bringen auf ihrem Weg durch die Torfregionen viele Holzteilchen und Gerbstoffe mit, die für die Färbung sorgen Vielleicht daher ist der Rinnensee weithin vor allem bekannt für seine Geschichten rund um das Ungeheuer von Loch Ness. Von Urquhart Castle sollen die meisten Nessie-Beobachter fündig geworden sein, weshalb die Gegend zwischen der Burg und dem kleinen Ort Drumnadrochit oft als Wohnsitz des legendären Monsters apostrophiert wird.

Urquhardt Castle und Fort Augustus

Unsere halbstündige Bootsfahrt endete an der Burgruine Urquhardt Castle. Sie ist eine der gut erhaltenen, besonders malerischen und daher am meisten besuchten Burgruinen Schottlands. Einst war sie riesig, mit Palast und Festungsanlagen versehen und diente als wichtiger Stützpunkt der schottischen Könige. Ihre zentrale Lage am bekannten und für den Handel wichtigen See machte sie auch strategisch bedeutsam - als sie diese Bedeutung verlor, verfiel sie.
Wir verließen die Burg, fuhren weiter am Seeufer entlang und folgten dem Great Glen (Großes Tal), jener tektonischen Verwerfung, die den Norden Schottlands in zwei Teile trennt. Die hier hintereinander liegenden Rinnenseen, von denen Loch Ness der größte ist, führten in der ersten Hälfte des 19. Jh. zum Bau des kühn geplanten Kaledonischen Kanals, der bis heute Nordsee und Atlantik quer durch Schottland verbindet. Schon der Schottlandkenner Theodor Fontane benannte ihn als „seltenes Wunderwerk der Technik" denn seine Schleusenanlagen überwinden große Höhenunterschiede. Was früher wirtschaftlich bedeutsam war, wird heute nur noch von Freizeitkapitänen genutzt.
Allerdings hatten wir Gelegenheit, uns vom Technik-Wunder zu überzeugen, als wir in Fort Augustus eine der „Neptunes staircases" besichtigten. „Neptuns Treppenhaus" werden die Schleusentreppen genannt, Abfolge mehrerer direkt hintereinander liegenden Schleusen. Sehr eindrucksvoll ist hier in Fort Augustus eine mit einer Gesamtlänge von 200 m. Fünf hintereinander angeordnete Schleusen überwinden mit Ausgleich ihrer Wasserstände den imposanten Höhenunterschied von insgesamt 17 m.
Von Fort Augustus aus kehrten wir wieder nach Carrbridge zurück.


Cairngorm-Nationalpark - Braemar - Dunkeld - Livingston, sechster Tag, 17.08.2017:

Herrlicher Sonnenschein begleitete uns, als wir heute nach dem Frühstück zum Tagesprogramm aufbrachen, das uns durch die Schönheit der Highlands wieder in den Süden Schottlands und in die Nähe seiner Hauptstadt führen sollte.
Zunächst einmal erreichten wir schon nach wenigen Minuten ein idyllisches Dörfchen, das als Post- und Eisenbahnstützpunkt gegründet wurde. Boat of Garten liegt an der Strecke der ehemals durch das Spey-Tal führenden Eisenbahn, die in den 60er Jahren des 20. Jh. stillgelegt, kurz darauf aber als Museumseisenbahn wiederbelebt wurde. Der Bahnhof ist noch im Original erhalten, hier verkehren nach wie vor die Museumszüge und wir hatten das Glück, einige Salonwagen des legendären Royal Scotsman auf den Schienen zu entdecken und zu fotografieren.
Dann setzten wir unseren Weg durch die Cairngorms fort, die vielleicht schönste Gebirgslandschaft in Schottland. Viele Gipfel ragen über 1000 m in die Höhe und allein fünf der zehn höchsten Berge Schottlands stehen hier. Wegen der ausdrucksvollen Schönheit der Landschaft erklärte das Schottische Parlament 2003 ein über 4500 km² großes Gebiet zum Nationalpark und einen weiten Teil davon durchquerten wir heute. In der malerischen Gebirgsgegend, wo sich hohe Berggipfel mit Hügeln und weiten, über und über mit zur Zeit gerade blühendem Heidekraut bedeckten sanft geschwungenen bis steil abfallenden Tälern abwechseln, befinden sich z.B. auch drei der fünf schottischen Ski-Gebiete, von denen wir das durch seine Schlepplifte gekennzeichnete Lecht-Ski-Centre passierten.
Am südlichen Rand der Cairngorms liegt Braemar, ein Dorf am bedeutenden Fluss Dee. Hier finden alljährlich - zumeist unter Anwesenheit der Königlichen Familie - die die Saison abschließende Highland-Games statt. Diese Hochland-Spiele sind historisch tradierte Sportwettkämpfe mit seltsamen Disziplinen wie Baumstammwerfen, Steinetragen, Heuballenweitwurf - alles natürlich im Kilt, der traditionellen Hochländer-Bekleidung. Das Dörfchen, das als inoffizieller Hauptort der Region Deeside gilt, ist malerisch, wird durch die Stromschnellen des Flüßchens durchschnitten und bot uns Gelegenheit zu einem Bummel.
Von Braemar aus ging es weiter nach Süden. Hier durchquerten wir einen weiteren Teil der Grampian Mountains, jenes bedeutendsten Gebirgszuges im schottischen Hochland, zu dem auch die bereits von uns durchfahrenen Cairngorms gehören.
Das Gebirge der Grampians ist höchst interessant. Als eines der erdgeschichtlich ältesten Gebirge überhaupt existierte es schon vor dem Auseinanderdriften von Europa und Amerika und findet seine Fortsetzung in den nordamerikanischen Appalachen. Die Straße, die wir naghmen, folgte dem bedeutendsten Taleinschnitt auf der Südseite des Gebirges und wir gelangten in das unter Denkmalschutz stehende hübsche Städtchen Dunkeld. Obwohl nur eine Kleinstadt, ist der Ort von großer historischer Bedeutung für Schottland. Der Missionar Columban habe hier ein Kloster gegründet und seit dem 9. Jh. war Dunkeld das religiöse Zentruim des Landes. Das erklärt such seine gewaltige, prachtvolle Kathedralenruine, die malerisch an einer Biegung des Flusses Tay liegt. Heute sind für das Städtchen sein dreieckiger Marktplatz und die traditionell weißgetünchten Häuser charakteristisch.
Von hier aus fuhren wir der Stadt Linvingston und unserem Übernachtungshotel zu, unterbrachen unsere Fahrt aber noch für einen längeren Fotostopp. Unbedingt sehenswert sind die Forth-of-Forth-Bridges, inzwischen drei an der Zahl. Die neueste Straßenbrücke ist noch nicht einmal eröffnet. Wir benutzten die längste Straßenbrücke Großbritanniens, die seit 1964 in Betrieb ist. Besonders interessant aber ist der Blick auf die danebenliegende legendäre Eisenbahnbrücke von 1890. 2015 wurde sie sogar in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen und ist unbestreitbar eine ingenieurtechnische Meisterleistung.


Edinburgh - Military Tattoo, siebter Tag, 18.08.2017:

Die schottische Hauptstadt würde den heutigen Tag ausfüllen. Wir brachen in Livingston auf und trafen uns in der Edinburgher Neustadt mit Stadtführerin Nadine zur Stadtrundfahrt durch die schottische Metropole. Zunächst widmeten wir einige Zeit der Neustadt, erbaut im 18.Jahrhundert in gregorianischem Stil. Ihre Stadtpaläste, verziert durch gusseiserne Balustraden, kleinen Balkons und großen Fenstern gehören zu einem der weltweit größten geschlossenen georgianischen Bau-Ensembles. Durch die regelmäßig angelegten Straßen der Neustadt, vorbei an den typischen Privatgärten, zu denen nur die Bewohner der zugehörenden Stadtpalaste einen Schlüssel haben und später vorbei am mitten in der Stadt liegenden Hügel Calton Hill fuhren wir zum Palast von Holyroodhouse, eine der offiziellen königlichen Residenzen. Der Palast wurde von König Jakob IV. maßgeblich errichtet und später mehrfach umgebaut, war aber usprünglich nur ein Gästehaus der danebenliegenden Abtei von Holyrood. Hier gibt - auch Besichtigung - einiges zu sehen, unter anderem ein historisches Häuschen vor den Toren, das als „Badehaus von Maria Stuart" gilt, es gibt aber auch Souvenirläden und Toiletten. An diesem Palast beginnt die Royal Mile, die als Königliche Meile apostrophierte Innenstadtstraße, die - längs durch Edinburghs Altstadt - Holyroodhause mit der Burg von Edinburgh verbindet. Wir durchfuhren diese Teile der Altstadt, fuhren vorbei an Museen und Teilen der Edinburgher Universität, sahen die etwas unscheinbare aber sehr bekannte Hunde-Statue von „Greyfriars Bobby" und waren schließlich am Grassmarket mit der ehemaligen Hinrichtungsstätte und den legendären Pubs wie „White Heart" oder „Last Drop".
Wir verließen den Bus nahe dem Aufgang zur Burg und gingen dann gemeinsam zum großen Burgplatz. Der wurde großflächig von den Einrichtungen des „Military Tattoo" eingenommen, die uns schon einen Vorgeschmack auf die für den Abend zu erwartenden Ereignisse gaben. Nadine führte uns dann noch ein wenig durch die Burg, gab Erläuterungen zu ihrer immer noch währenden Funktion als Militärgelände. Dann sahen wir noch das älteste Gebäude Edinburghs, die Margaretenkapelle hoch oben im Edinburgh Castle und verabschiedeten uns vor dem Inneren Palast mit verschiedenen Ausstellungen und der Möglichkeit zum Besuch der schottischen Kronjuwelen. Danach hatten wir alle Freizeit, um uns bei individuellen Unternehmungen ins unglaubliche Getümmel der quirligen Festivalwoche in Edinburgh zu stürzen.

Military Tattoo

Jede Menge Möglichkeiten gibt es in der schottischen Hauptstadt, die für kostenlose Museen, als Shopping-Stadt, für ihre UNESCO-Weltkulturerbe-Altstadt und natürlich ihre Festivals bekannt ist, von denen wir gerade eines erlebten. So war es für viele interessant, wenn auch vielleicht etwas ungewohnt, sich in die unglaublichen Menschenmassen zu mischen und diverse skurrile Gestalten, Theatertruppen, kleine Schauvorführungen und historisch gewandete Menschen zu entdecken.
Später trafen wir uns wieder, fuhren mit dem Bus in einen traditionellen Pub um ein typisches Abendessen einzunehmen und fuhren danach zum heiß erwarteten Höhepunkt des Abends, dem Military Tattoo. Die aus dem Holländischen stammende Bezeichnung beendete früher als - „tap toe" (Zapfhahn zu) jeglichen Ausschank - ist also so etwas wie ein Zapfenstreich. Inzwischen ist es das wohl bekannteste und - wie die Besucherrekorde beweisen - beliebteste und bunteste aller Militärfestival. Hier in Schottland hat es mit seinen vielen hundert Dudelsäcken, den aus verschiedenen Ländern als Gäste geladenen bunt kostümierten Militärkapellen und seinen immer wieder besonderen Darbietungen und Showeinlagen eine besondere Tradition. Viele hundert Mitwirkenden bringen die Gäste zum Stauen und immer wieder zu rasendem Applaus. Wie jedes Mal hat es natürlich auch mich mitgerissen und unsere Mitreisenden waren von allem - Tattoo, Darbietungen, Musik und natürlich auch der grandiosen Kulisse der Burg von Edinburgh restlos begeistert.


Livingston - Jedburgh - Newcastle - Fährschiff, achter Ta, 19. 08. 2017:

Als letzter Programmpunkt auf schottiscjhem Boden war heute der Besuch von Jedburgh. Geplant, der im südlichen Grenzland gelegenen Stadt. Kurz besuchten wir hier die Wollmühle, um Gelegenheit für den Kauf eines letzten Schottland-Souvenirs zu haben. Hier gibt es stets eine große Auswahl an Whiskies, und anderem Typisch Schottischem
Höhepunkt unseres Aufenthaltes in Jedburgh war aber der Besuch der gewaltigen Abteiruine, der größten der sogenannten Border-Abbeys. Stolz, trotzig und vornehm überragt Jedburgh-Abbey das Flußtal. Die Rerste des ehemaligen Augustinerklosters stammen aus dem 12. Und 13. Jh. und zeigen Stilelemente der Romanik wie der Frühgotik, in der gutr erhaltenen Fassade eine schöne Fensterrosette. Immer noch - trotz der Unvollständigkeit einer Ruine - hat das Bauwerk eine gewaltige Raumwirkung.
Für den Besuch hier hatten wir genügend Zeit, auch noch für einen Bummel und Freizeit in der kleinen Jedburgher Altstadt, die ein altes - derzeit mit Bauarbeiten versperrtes - Gefängnis, ein historischem Marktkreuz und ein historisches Haus besitzt, von dem die Leute behaupten, Königin Maria Stuart habe vor ihrer Flucht nach England hier gewohnt. Jetzt ging es unaufhaltsam fort von Schottlans! Etwas südlich von Jedburgh stoppten wir noch am Grenzstein - jenem berühmten, „Carter Bar" genannten Ort, wo sich passenderweise auch heute wieder ein Dudelsackspieler einfand und für ein typisch schottisches Abschiedsständchen sorgte.
Danach erreichten wir pünktlich das zum Fährterminal in Newcastle upon Tyne und konnten nach raschem Check in das Fährschiff „Princes Seaways" betreten, auf dem wir später auch unser Schlemmerbuffet zum Abendessen bekamen.


Amsterdam-Ijmuiden - Dresden, zwölfter Tag, 20.08.2017:

Nach kurzem Warten auf unseren Bus vor dem Fährterminal von Ijmuiden ging es in Richtung Heimat. Auf der von der Herfahrt bekannten Strecke fuhren wir auf niederländischen und deutschen Autobahnen zurück zu den jeweiligen Ausgangspunkten unserer Reise.

Epilog

Wie immer hinterlässt eine solche Reise markante Eindrücke von einem tollen Land mit grandioser Natur, interessanter Kultur und freundlichen Menschen.
Für mich geht es nächstes Jahr natürlich wieder nach Schottland und ich bin sicher, dass viele unserer Gäste auch nicht zum letzten Mal im Land des Whisky und des Dudelsackes waren!
Mit den besten Grüßen,
Ihr Studienreiseleiter Dr.Michael Krause

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