Reisebericht: Kreuzfahrt auf dem Göta–Kanal durch Schweden

13.08. – 23.08.2024, 11 Tage Rundreise und Kreuzfahrt auf einem historischen Göta–Kanal–Schiff von der Ostsee zum Kattegat mit Vor– und Nachprogramm in Stockholm und Göteborg


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Mit einem hundert Jahre alten Dampfer durch Schweden zu schippern, ist schon etwas Besonderes. Jeden Tag beobachten wir, wie geschickt unser Kapitän die MS Diana durch die Schleusen lenkt. Und in der kleinen Kombüse werden gesunde, schmackhafte und liebevoll angerichtete Speisen gezaubert. Dass über all dem die Sonne scheint, macht die Reise perfekt.
Ein Reisebericht von
Sabine Letzybyll
Sabine Letzybyll

Dienstag, 13.08.2024 Flug nach Stockholm

Heute beginnt unsere Reise nach Schweden. Bevor wir jedoch mit dem Hauptteil beginnen, der Fahrt mit der MS Diana auf dem Götakanal hat Eberhardt TRAVEL für uns ein Vorprogramm in Stockholm organisiert.
In Frankfurt trifft sich unsere kleine Reisegruppe von 18 Gästen und einer Reisebegleiterin. Der Flug mit der Lufthansa ist entspannt und wie heutzutage immer, gibt es eine kleine Flasche Wasser und ein Stück Schokolade. Alles andere muss käuflich erworben werden. In Stockholm treffen wir uns am Gepäckband, es dauert ein bisschen, aber alle Koffer kommen an. Nun liegt der Weg zum Terminal 4 vor uns. Etwa eine viertel Stunde durchqueren wir die Gänge des Flughafens. Auf dem Boden gibt es zunächst Pfeile und Linien Richtung Exit, also Ausgang, und später das Gleiche Richtung Busbahnhof bzw. Terminal 4. Wir müssen nur vertrauen, der Linie folgen und Geduld haben. Am Terminal 4 finden wir recht schnell unseren Bus, der uns in Hotel bringt. Es bleibt noch etwas Zeit zum Händewaschen, dann werden wir schon zum ersten gemeinsamen Abendessen erwartet. In Stockholm wohnen wir im Elite Palace Hotel. Bis zur nächsten U-Bahn Station Odenplan sind es etwa zehn Minuten zu Fuß, ein Weg, der uns in den nächsten Tagen vertraut werden wird.


Mittwoch, 14.08.2024 Stadtrundfahrt und kulinarische Stadtführung in Stockholm

Das Frühstücksbuffet in unserem Hotel bietet eine große Auswahl an frischem Brot, Aufschnitt, Käse, Obst, Joghurt, Müsli und warmen Speisen wie Rührei, Speck und Würstchen. Dazu gibt es gesunde Optionen wie Salate, Smoothies und verschiedene Säfte. Die Atmosphäre ist modern und einladend, ideal für einen entspannten Start in den Tag. Nach dem Frühstück holt uns unsere örtliche Reiseleiterin Benedikta am Hotel ab. Mit dem Reisebus fahren wir zunächst zum Stockholmer Rathaus. Die Regeln für einen Besuch sind hier sehr streng, niemand darf die Gruppe verlassen, alle müssen dicht zusammen bleiben und es sind überall Damen, die ein waches Auge darauf haben. Zunächst kommen wir in den blauen Saal, der überhaupt nicht blau ist und Benedikta erklärt uns auch warum. Später erklimmen wir die Treppe ins Obergeschoss. Hier gibt es eine architektonische Besonderheit. Für die Gäste des Hauses, zum Beispiel Damen mit weitschwingenden Kleidern, welche bei Feierlichkeiten die Treppe hinabschweben wollen, befindet sich schräg an der gegenüberliegenden Wand eine Kreuz, was wie ein Mauermuster wirkt, aber den Effekt hat, wenn die Damen ihren Blick direkt auf das Kreuz richten, kommen sie, ohne nach unten auf die Stufen zu kucken heil hinab. Benedikta führt uns durch weitere Säle des Stadthauses bis wir den prachtvollen goldenen Saal erreichen. An allen Wänden pranken beeindruckende goldene Mosaike. Der Saal ist vierundvierzig Meter lang und siebzehn Meter breit. Bis zu siebenhundert Gäste haben Platz und laut Benedikta werden hier rauschende Feste gefeiert. Seinen Namen verdankt der Saal den etwa 18 Millionen goldenen Mosaiksteinen, die die Wände schmücken und dem Raum eine schimmernde, fast magische Atmosphäre verleihen. Die Mosaiken sind reich an symbolischen Darstellungen und erzählen die Geschichte Schwedens und seiner Könige sowie legendärer Helden und mythologischer Figuren. Zentral in der Mosaikgestaltung ist die Darstellung der Königin des Mälarsees, die die Stadt Stockholm symbolisiert. Sie sitzt auf einem Thron in der Mitte der Rückwand des Saals, flankiert von Darstellungen der Ost- und Westwelt. Diese allegorische Darstellung zeigt Stockholm als Brücke zwischen den Kulturen und betont die Bedeutung der Stadt auf der internationalen Bühne. Nachdem wir uns satt gesehen und alles abfotografiert haben, verlassen wir das schöne Rathaus und setzen unsere Stadtbesichtigung mit dem Bus fort. Benedikta fährt mit uns zu einem Aussichtspunkt und in verschiedene Stadtbezirke, so dass wir einen guten Überblick über Stockholm bekommen. Gegen 12 Uhr setzt sie uns an der Markthalle ab. Hier werden wir von Jenny übernommen, die uns auf dem kulinarischen Stadtrundgang begleiten wird. In der Markthalle sind einige Verkostungen schwedischer Spezialitäten für uns vorbereitet. Wir beginnen am Käsestand mit kräftigem Blauschimmelkäse und anderen Sorten, weiter geht es zum Fischstand, wo kleine Krabben- und Lachsbrote auf uns warten. Zum Schluss gibt es diverse Fleisch- und Wurstspezialitäten und ein kleines Bier. Im Anschluss bleibt noch Zeit für den einen oder anderen Einkauf. Nach dem Besuch der Markthalle zeigt uns Jenny ein Geschäft, in dem es ausschließlich alkoholische Getränke zu kaufen gibt. Hier erklärt sie uns, wie der Verkauf von Alkohol in Schweden organisiert ist. Wir setzen unseren Weg fort und fahren nun mit der T-Bana weiter, welches die U-Bahn in Stockholm ist. Jeder Gast von Eberhardt TRAVEL bekommt eine eigene SL-Fahrkarte, die für die nächsten zwei Tage gültig ist und nach Herzenslust auf allen öffentlichen Verkehrsmitteln genutzt werden kann. Wir fahren zur Altstadt, zur Station Gamla Stan. An der zünftigen Fischbude Nystekt Strömming gibt es eine kleine Portion frischen Hering mit Kartoffelbrei. Da der Fisch frisch gebraten wird, brauchen wir auch hier ein bisschen Geduld. Mit Jenny spazieren wir weiter durch die Altstadtgassen bis wir ein nettes Café erreichen. Zum Abschluss der kulinarischen Stadtführung genießen wir Kaffee und Kuchen im Café Grillska Huset Bageri.


Donnerstag, 15.08.2024 Freizeit in Stockholm

Heute bietet sich die Gelegenheit, Stockholm auf eigene Faust zu genießen oder sich alternativ zusammenzuschließen und gemeinsam etwas zu unternehmen. Zu Fuß geht es zur T-Bana Station Odenplan und von dort fahren wir bis Central-Station. Hier steigen wir um in die Straßenbahn Nr. 7 und fahren zum Vasamuseum. Das Vasa-Museum in Stockholm ist einzigartig, da es das weltweit einzige vollständig erhaltene Kriegsschiff aus dem 17. Jahrhundert beherbergt: die Vasa. Dieses prächtige schwedische Kriegsschiff sank 1628 auf seiner Jungfernfahrt und wurde 1961 nach über 300 Jahren im Meer geborgen. Das Museum zeigt nicht nur das beeindruckende, fast vollständig restaurierte Schiff, sondern bietet auch tiefe Einblicke in die schwedische Seefahrtsgeschichte, das Leben an Bord und die damalige Schiffsbaukunst.
Die Warteschlange an der Kasse ist übersichtlich und es gelingt uns relativ unkompliziert, die Eintrittskarten am Automaten zu erwerben. Die Besichtigung erfolgt auf eigene Faust und nach dem Film, der immer 10.40 Uhr auf Deutsch gesendet wird und den man nicht versäumen sollte, treffen wir uns vor dem Museum, um den Tag weiter gemeinsam zu verbringen. Unser Plan ist, mit der Fähre 83 nach Vaxholm zu fahren. Wie sich herausstellt, fahren die Fähren nicht entsprechend dem Fahrplan bzw. sind nicht alle Fährschiffe mit unserer Fahrkarte kompatibel. Also planen wir kurzfristig um und nehmen die Fähre Nummer 80. Nach einer Stunde Minikreuzfahrt erreichen wir Robston. Wir steigen um in die rote U-Bahn-Linie und schauen uns ein paar interessante U-Bahnhöfe an: Universität, Technische Hochschule und Stadion. Noch einmal steigen wir um, diesmal auf die grüne Linie und fahren zurück zum Hotel. Um 18 Uhr treffen wir uns wieder, um in die Altstadt zu fahren. Wir haben im Gamla Stan Hof Plätze reserviert und werden freundlich empfangen. Das Essen ist ausgezeichnet, teilweise spektakulär angerichtet und wir verbringen einen gemütlichen Abend. Gegen 21.30 Uhr sind wir zurück am Hotel.


Freitag, 16.08.2024 Einschiffung auf der MS Diana – Birka Freilichtmuseum

Nach dem Frühstück holt uns ein freundlicher Busfahrer am Hotel ab, verlädt unser Gepäck und bringt uns zum Hafen. Vor der MS Diana, unserem zu Hause für die nächsten sechs Tage, stehen Reiseleiterin Karin und ihre Mitstreiter, die uns unsere Kabinennummern nennen und uns zeigen, wo sich die jeweiligen Kabinen befinden. Bereits um zehn heißt es Leinen los und wir stechen in See. Eine halbe Stunde später durchqueren wir die erste Schleuse, die Hammarby Sluss. Ab jetzt und bis zum späten Nachmittag, sind wir auf dem Mälarsee unterwegs. Der Mälarsee ist Schwedens drittgrößter See und liegt westlich von Stockholm. Er ist berühmt für seine über tausend Inseln, darunter bekannte Inseln wie Björkö, wo sich das Freilichtmuseum Birka befindet. Der Mälarsee ist über den Södertälje-Kanal und durch die Schleusen von Stockholm mit der Ostsee verbunden, was ihn zu einem wichtigen Wasserweg für die Schifffahrt macht. Diese Verbindung hat dazu beigetragen, dass der See über die Jahrhunderte hinweg eine wichtige Rolle für Handel und Verkehr in Schweden spielte.
Unsere Bordreiseleiterin Karin bittet uns in die Bibliothek. Nun werden uns Kapitän und Crew vorgestellt, es erfolgt die Sicherheitseinweisung und wir werden mit dem Verlauf der Reise vertraut gemacht. Um 11.30 Uhr passieren wir das Drottingholm Schloss, die offizielle Residenz der schwedischen Königsfamilie, welches zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Nach dem Mittagessen besuchen wir das Freilichtmuseum in Birka. Dieses befindet sich, wie bereits erwähnt, auf der Insel Björkö. Birka gilt als eine der ältesten Städte Schwedens und war im 8. bis 10. Jahrhundert ein wichtiges Handelszentrum der Wikinger. Wir haben etwas Zeit, auf eigene Faust herumzubummeln und uns nachgebaute Wikingerhäuser und Handwerksstätten anzuschauen. Später unternehmen wir einen ausgedehnten Rundgang mit Karin, die uns davon berichtet, welche archäologischen Ausgrabungen hier stattfanden, wie die Menschen hier damals lebten und arbeiteten.
Gegen 17 Uhr passieren wir wieder eine Schleuse und sind nun einige Stunden auf der Ostsee unterwegs. Nach einem traditionellen Sektempfang mit dem Kapitän genießen wir das erste Abendessen an Bord. Als Vorspeise wird ein kleines Krabbenbrot mit Dillmayonnaise gereicht, den Hauptgang bildet ein Steak mit kleinen Frühkartoffeln, Trüffelbutter und Ofengemüse und zum Nachtisch gibt es weiße Schokoladencreme mit Orangen-Sanddorn Kompott.


Sonnabend, 17.08.2024 Schlossruine Stegeborg – Schleuse Mem – Söderköping

Ab 7.15 Uhr steht das Frühstücksbüffet bereit. Erstaunlich, wie vielfältig das Angebot auf ganz kleinem Raum sein kann. Nach dem Frühstück, um zehn Uhr, besuchen wir die Schlossruine Stegeborg. Dieses Schloss befindet sich auf einer kleinen Insel im Slätbaken-Fjord in der Nähe von Söderköping und hat eine lange Geschichte. Ursprünglich im 13. Jahrhundert als Festung erbaut, diente es dem Schutz der Schifffahrtswege und spielte eine wichtige Rolle in der Verteidigung des Gebiets. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Burg mehrfach umgebaut und erweitert. Während des 16. Jahrhunderts war Stegeborg der Sitz der schwedischen Königsfamilie Vasa, insbesondere als Wohnsitz von Prinzessin Anna Vasa. Die Festung verlor im 17. Jahrhundert an militärischer Bedeutung und verfiel allmählich, blieb jedoch als kulturelles Erbe erhalten. Anna Vasa von Stegeborg (1568–1625) war eine bemerkenswerte Prinzessin, die eine wichtige, aber oft übersehene Rolle in der Geschichte Polens und Schwedens spielte. Ihre Lebensgeschichte ist voller politischer Intrigen, religiöser Konflikte und persönlicher Opfer wie uns unsere Bordreiseleiterin Karin erzählt. Wir kehren zurück an Bord und erreichen pünktlich um 11 Uhr die Schleuse in Mem. Hier fahren wir in den Götakanal ein. Wir sind schnell unterwegs und erreichen bereits um 12.30 Uhr Söderköping. Eigentlich sollten wir an der Schleuse aussteigen, da wir aber noch beim Mittagessen sind, fahren wir die hundert Meter weiter und verlassen unser Schiff erst an der Anlegestelle. Nun bleiben gute eineinhalb Stunden Zeit, durch die kleine Stadt zu spazieren und das weltberühmte Eis zu verkosten. Söderköping ist eine kleine, charmante Stadt in Südostschweden, wir sind jetzt in der Provinz Östergötland. Die Stadt hat eine reiche Geschichte, die bis ins Mittelalter zurückreicht, und ist bekannt für ihre gut erhaltenen historischen Gebäude, Kopfsteinpflasterstraßen und gemütlichen Cafés. In der Kirche wird gerade heute ein Paar getraut.
Besonders berühmt ist Söderköping für das Eisgeschäft Smultronstället, das außer uns, viele Besucher anzieht. Am Nachmittag haben wir die Möglichkeit, unserer MS Diana beim Schleusen von Land aus zuzusehen und nebenher zu laufen. Es ist ein Spaziergang durch eine malerische Gegend unter azurblauem Himmel mit Schäfchenwolken und strahlender Sonne. Wir genießen die frische Luft und die ruhige Atmosphäre. Der Weg führt entlang des Kanals, wo wir das Plätschern des Wassers hören und aufmerksam das Schleusen der Diana beobachten.


Sonntag, 18.08.2024 Schleusentreppe Berg – Kloster Vreta – Borensberg – Motala am Vätternsee

Heute Nacht lag unser Schiff direkt zu Fuß der Schleusentreppe Berg, die wir nun, am Morgen überwinden. Diese Schleusentreppe befindet sich in der Nähe des kleinen Ortes Berg, etwa in der Mitte des Göta-Kanals, und ist bekannt für ihre einzigartige und spektakuläre Bauweise. Sie besteht aus insgesamt sieben Schleusen, die in einer Reihe angeordnet sind und wie eine Treppe übereinander geschichtet sind. Diese Konstruktion ermöglicht es Schiffen, einen Höhenunterschied von etwa 18 Metern zwischen dem unteren und oberen Teil des Kanals zu überwinden. Die Schleusen sind aus Stein gebaut und haben ein klassisches Design mit massiven Wänden und großen Holztoren. Die Architektur spiegelt den historischen Baustil des 19. Jahrhunderts wider, als der Göta-Kanal gebaut wurde. Wir erleben heute die beeindruckende Technik und das historische Erbe des Göta-Kanals hautnah, entweder an Bord oder an Land. Es gibt einen Wanderweg und Aussichtspunkte, wo wir einen guten Blick auf die Schleusenanlagen und die umliegende Landschaft haben. Erneut ist die Umgebung malerisch mit grünen Wäldern in einer idyllischen Landschaft. Da unser Ziel das Kloster Vreta ist, schauen wir uns nur die Überwindung der ersten Schleuse an und machen uns dann auf den Weg. Das Kloster Vreta, welches wir am Vormittag besichtigen, liegt in der Nähe von Linköping in der Provinz Östergötland. Es handelt sich um eines der ältesten und bedeutendsten Klöster Schwedens, das im Jahr 1143 gegründet wurde und ursprünglich von Zisterziensern betrieben wurde. Das Kloster war ein bedeutendes religiöses und kulturelles Zentrum während des Mittelalters. Im Kloster haben wir das Glück, dass eine Frau, warum auch immer, sich an die Orgel setzt und zwei Lieder spielt. So können wir unerwartet den fantastischen Klang der Orgel erleben. Wir wandern zurück Richtung Schiff und schon ist es Mittagszeit. Heute gibt es als Vorspeise eingelegten Hering nach traditionell schwedischer Art und zum Hauptgang Rinderbrust mit Püree vom Wurzelgemüse, Senfsoße und Meerrettich. Am Göta-Hotel, dass wir nachmittags passieren, muss eine Schleuse per Hand betrieben werden. Dazu werden Gäste eingeladen, mitzumachen. Keine Frage, dass sich von unseren Eberhardt-Gästen jemand findet. Zwei Damen drehen fleißig an der Kurbel und öffnen und schließen die Schleusentore. Nachdem wir ausgiebig frische Seeluft genossen haben, ist es Zeit fürs Abendessen. Gereicht werden Blinis mit Fischrogen als Vorspeise, eine frisch zubereitete Fischsuppe und Schokoladencreme mit Haselnüssen. Nach dem Abendessen gehen wir noch einmal von Bord und besuchen das Motormuseum in Motala.


Montag, 19.08.2024 Fahrt über den Vätternsee – Vadstena

In Motala sind wir eingeschlafen und auch wieder aufgewacht. Wie jeden Morgen scheint die Sonne und der Himmel ist blau. Nur ein bisschen wärmer könnte es sein. Aber wir sind auch so zufrieden. Um 7.30 Uhr, während des Frühstücks hat unser Schiff Fahrt aufgenommen und um neun erreichen wir Vadstena. Mit einer kleinen Bimmelbahn fahren wir zum Kloster. Das Kloster Vadstena ist ein historisches Kloster, das eine bedeutende Rolle in der schwedischen Geschichte und der Geschichte des Klosterlebens in Skandinavien spielt. Es wurde 1370 von der heiligen Brigitta von Schweden gegründet, die eine bedeutende religiöse Figur und Mystikerin des Mittelalters war. Das Kloster wurde ursprünglich als eine Gemeinschaft von Brigittinen Nonnen gegründet, die einer von Brigitta selbst gegründeten Religion angehörte. Das Kloster zeichnet sich durch seine beeindruckende gotische Architektur aus. Die Gebäude umfassen die große Klosterkirche, die heute als Hauptattraktion gilt, sowie verschiedene Klostergebäude, die für die Mönche und Nonnen vorgesehen waren. Im Laufe der Jahrhunderte hat das Kloster verschiedene Nutzungen erfahren, unter anderem als Krankenhaus und Bildungszentrum. Heute ist es ein beliebtes Touristenziel und bietet einen Einblick in das mittelalterliche Leben sowie die Geschichte der Brigittiner. Nach der Besichtigung bringt uns die Bimmelbahn zurück bis zum Schloss, welches wir nun besichtigen. Das Vadstena Schloss hat eine reiche Geschichte, die bis ins 16. Jahrhundert zurückreicht. Es wurde 1545 von König Gustav I. Vasa als Renaissancebau errichtet. Ursprünglich als königliche Residenz und Festung konzipiert, bietet das Schloss Einblicke in die schwedische Geschichte und die Zeit der Reformation. Im Schloss sind die Porträts ehemaliger Bewohner zu sehen. So zum Beispiel das von König Erik XIV. (1533 – 1577), der 1568 von seinen Brüdern Herzog Johann und Herzog Karl (wegen Geisteskrankheit) entthront wurde, die danach das Schloss übernahmen. Oder das von Königin Hedvig Eleonora (1636 – 1715), die im Jahr 1660 als Königinwitwe das Schloss und die Grafschaft Vadstena als eine Art Witwenrente bekam. Gustav Vasa ist im Schloss figürlich dargestellt, so dass wir uns ein gutes Bild von ihm machen können. Gustav Vasa, so steht es neben seiner Figur geschrieben, war der Sohn des Staatsrats Erik Johansson aus der Familie Vasa und Cecilia Mansdotter aus der Familie Eka. Er lebte von 1496 bis 1560. Der Name Vasa wurde zu seinen Lebzeiten nie verwendet, er wurde König Gustav genannt. 1521 wurde er zum Regenten ernannt und 1523 zum König gewählt. Man sagt, dass mit ihm ein neues Zeitalter begann. Er legte den Grundstein für ein neues Schweden und die schwedische Verwaltung. Er organisierte eine zentralisierte Regierung, führte die Erbherrschaft ein und machte sich zum mächtigsten Mann Schwedens. Dies gelang ihm, indem er die Macht der katholischen Kirche brach. Er ließ sich als Oberhaupt der Kirche anerkennen und konfiszierte dann den gesamten Besitz der Kirche aus Gold, Silber, Gebäuden, Klöstern und Bauernhöfen. Damit wurde sein Reichtum enorm. Heute gehört ein Großteil dessen dem schwedischen Staat und den Bürgern Schwedens. Nach dem Besuch des Schlosses haben wir noch etwas Zeit, individuell durch die Stadt zu bummeln. Zum Mittagessen sind wir wieder an Bord. Heute gibt es Artischockensuppe mit Wurzelgemüsechips und Fleischbällchen nach schwedischer Art, also Köttbullar mit Preiselbeeren. Um 14.40 Uhr erreichen wir die Schleuse Forsvik. Hier erwartet uns traditionell eine schwedische Familie, die uns mit religiösen Liedern begrüßt. Aus vollem Herzen schmettern sie ihre Lieder und heißen uns so herzlich Willkommen, dass es einen das Herz rührt. Vom Schiff bekommt die Familie einen Kuchen und wir winken dankend zurück. Fast gibt es vor Rührung ein kleines Tränchen im Auge. Kurz darauf passieren wir in Nässjön die engste Spitzkurve des Kanals und bewundern wieder das Können unseres Kapitäns. Am Abend werden wir kulinarisch mit geräuchertem Wild, pochierter Scholle und Pannacotta verwöhnt.


Dienstag, 20.08.2024 Kanalmuseum und Schloss Läckö

Nach dem Frühstück heißt es wieder: aussteigen, spazieren gehen und die MS Diana von Land aus zu bewundern. Wer will, kann natürlich auch an Bord bleiben. In Sjötorp besuchen wir das Kanalmuseum. Das Museum befindet sich in einem historischen Gebäude, das früher als Lagerhaus für den Kanal diente. Es gibt dort eine Ausstellung, die sich mit dem Bau, der Entwicklung und dem Betrieb des Kanals befassen. Besonders beeindruckend sind die originalen Maschinen und Werkzeuge, die die Ingenieure und Arbeiter damals verwendet haben. Außerdem werden Modelle des Kanals und seiner Schleusen gezeigt, die die technische Raffinesse der Konstruktion veranschaulichen. Das Museum bietet auch interessante Einblicke in das Leben der Menschen, die rund um den Kanal leben und arbeiten.
Zum Mittagessen an Bord sind die Tische heute besonders festlich gedeckt. Es gibt grüne Erbsensuppe mit Kräutercreme und schwarzem Fischrogen sowie schwedischen Käsekuchen mit Moltebeeren und Schlagsahne. Am Nachmittag besuchen wir das Schloss Läckö. Der prächtige Barockbau liegt malerisch auf einer kleinen Halbinsel am Vänernsee, dem größten See Schwedens und hatte im Laufe der Geschichte mehrere bemerkenswerte Bewohner. Eine der bekanntesten Bewohner war Gräfin Ebba Brahe. Sie war eine schwedische Adelige und eine zentrale Figur im 17. Jahrhundert. Ebba Brahe wurde im Jahr 1620 vom damaligen König Gustav II. Adolf als Frau des Schlosses Läckö eingesetzt, und sie spielte eine wichtige Rolle in der Verwaltung und Entwicklung des Schlosses. Lars Gyllenstierna, ein schwedischer Adliger, war ein früherer Besitzer des Schlosses im 17. Jahrhundert. Er war ein einflussreicher Staatsmann und trug zur Gestaltung und Erweiterung des Schlosses bei. Im Laufe der Jahrhunderte überwachten das Schloss verschiedene adelige Familien und deren Angehörige. Die Nutzung des Schlosses wechselte oft, je nach politischen und sozialen Verhältnissen der Zeit. Im 18. und 19. Jahrhundert diente das Schloss nicht nur als Wohnsitz, sondern auch als Verwaltungsgebäude und Lagerhaus. Während des 19. und frühen 20. Jahrhunderts diente das Schloss gelegentlich als Sommersitz für die schwedische königliche Familie, insbesondere für Königin Victoria von Schweden. Diese Nutzung trug zur fortwährenden Bedeutung und Pflege des Schlosses bei. Die unterschiedlichen Familien und Personen, die im Schloss Läckö lebten, haben dazu beigetragen, die reiche Geschichte und kulturelle Bedeutung des Schlosses zu formen. Jede Epoche hat ihre Spuren hinterlassen und das Schloss zu dem gemacht, was es heute ist: ein faszinierendes historisches Gebäude mit einem reichen Erbe. Zurück an Bord ist es nicht mehr lange bis zum Abendessen. Gereicht wird ein Tartar vom Lachs, Entenbrust in Rotweinsoße und Tiramisu.


Mittwoch, 21.08.2024: Letzter Tag an Bord – Ankunft in Göteborg

Wir verlassen heute den Göta-Kanal und sind nun auf dem Trollhättankanal unterwegs. Die Schleusen hier sind um einiges größer als die auf dem Göta-Kanal. Gleich nach dem Frühstück besuchen wir das Kanalmuseum. Heute müssen wir den Schirm aufspannen und den Regenmantel anziehen. Im Kanalmuseum informieren wir uns über den Trollhättankanal. Dieser wurde im 19. Jahrhundert gebaut, um den Binnenverkehr zwischen dem Vänernsee und der Nordsee zu erleichtern. Er ist ein herausragendes Beispiel für Ingenieurkunst aus dieser Zeit. Die erste Schleuse wurde 1800 eröffnet, und im Laufe der Jahre wurden mehrere Erweiterungen und Renovierungen vorgenommen. Der Kanal umfasst mehrere Schleusen, darunter die beeindruckenden Trollhättans Schleusen, die einen großen Höhenunterschied von 32 Metern überwinden. Diese Schleusen sind für ihre Größe und ihre komplexe Konstruktion bekannt.
Noch einmal werden wir beim Mittagessen aus der Kombüse verwöhnt. Zum Abschied gibt es eine Pfifferling-Grünkohl-Pastete und eine Überraschung vom Fang des Tages (Kabeljau) mit brauner Butter, Garnelen und Meerrettich. Nun heißt es, Koffer packen und warten. Entweder schön eingemummelt auf dem Oberdeck oder trocken in der Bibliothek. Mit etwas Verspätung erreichen wir 16.45 Uhr Göteborg. Die fleißige Schiffscrew bringt die Koffer von Bord an Land, dann stellen sich alle in einer Reihe auf und wir müssen uns verabschieden. Unser Bus, der uns zum Hotel bringt ist auch schon da. Fast hätten wir das Stück laufen können, denn gut fünf Minuten später sind wir am First Hotel G. Paradiesisch erscheinen uns Betten und Bäder. Nach einer Woche auf einem hundertjährigen Dampfer bieten ganz normale Hotelzimmer einen geradezu unglaublichen Komfort.


Donnerstag, 22.08.2024 Stadtbesichtigung Göteborg – Insel Mastrand – Abschiedsessen

Am Vormittag unternehmen wir eine Stadtrundfahrt durch Göteborg. Wir fahren auf den Hügel Ramberget, von dem wir eine atemberaubende Panoramaaussicht auf die Stadt haben. Anschließend besuchen wir die Masthuggs Kirche, die ein bemerkenswertes Beispiel für schwedische Kirchenarchitektur und ein bedeutendes Wahrzeichen der Stadt ist. Die Masthuggs Kirche wurde von dem schwedischen Architekten Sigfrid Eriksson entworfen und zwischen 1911 und 1914 erbaut. Der Bau der Kirche ist im neoromanischen Stil gehalten, mit deutlichen Einflüssen des Expressionismus. Die robuste, monumentale Erscheinung und die massive Steinarchitektur sind charakteristisch für den Stil. Das markanteste Merkmal der Kirche ist ihr 60 Meter hoher Turm, der die Skyline von Göteborg prägt. Der Turm ist weithin sichtbar und ein wichtiger Orientierungspunkt in der Stadt. Das Innere der Masthuggs Kirche ist ebenso beeindruckend. Der Raum ist großzügig gestaltet, mit hohen Gewölben und einer klaren, ehrwürdigen Atmosphäre. Die Kirche verfügt über prächtige Buntglasfenster, die farbenfrohes Licht in den Innenraum bringen und künstlerisch wertvolle Motive darstellen.
Gegen Mittag nehmen wir die Fähre nach Marstrand. Dort sind wir im Grand Hotel zu einem zünftigen Krabbenbrotessen eingeladen. Anschließend spazieren wir durch den menschenleeren Ort, erklimmen die Festung und genießen einen Kaffee und/oder ein süßes Teilchen, je nach Geschmack. Und in den schönen Läden finden wir im Sommerschlussverkauf das eine oder andere Schnäppchen. Mit der Fähre geht es zurück aufs Festland. Am Abend erwartet uns im Källarkrogen, nicht weit von unserem Hotel, ein leckeres Abschiedsessen. Als Vorspeise gibt es ein typisches Skagentoast, das ist ein Krabbencocktail mit in Butter gebratenem Toastbrot. Zum Hauptgang können wir wählen zwischen gebratenem Lachs mit Sellerie und Kartoffelpüree, Buttersoße, Rote-Beete-Püree, Lauch und Pak Choi und Köllarkrogens Biff Rydberg, einem Rinderfilet mit Senfcreme, Bratkartoffeln und Zwiebeln. Zum Nachtisch gibt es Pistazienfondant mit Vanilleeis.


Freitag, 23.08.2024 Rückflug nach Deutschland

Die Zeit vor dem Transfer zum Flughafen reicht noch aus, um zu frühstücken. Unser Bus ist pünktlich und um 7.30 Uhr fahren wir zum Flughafen in Göteborg. Man könnte sich die Gepäckanhänger am Automaten holen und auch automatisch die Koffer aufgeben, aber wir machen es uns gemütlich und stellen uns in der übersichtlichen Schlange an. Nach der üblichen Sicherheitskontrolle, für einige mit dem Ausziehen der Schuhe verbunden, schlendern wir durch die Souvenirläden und warten auf den Abflug nach Frankfurt. Dort verstreuen wir uns in alle Winde und kehren nach Hause zurück.


Schlusswort

Liebe Reisefreunde,
es war mir ein Vergnügen, mit Euch diese Abenteuerreise zu unternehmen. Danke für eure freundliche Art miteinander umzugehen, für euer Lachen und die vielen schönen Erlebnisse.
Ich wünsche Euch vor allem Gesundheit und immer große Lust aufs Reisen.
Alles Gute Eure Reisebegleiterin Sabine Letzybyll

Kommentare zum Reisebericht

Liebe Sabine,
ein sehr guter, zutreffender und ausführlicher Bericht.
Der für mich noch einen besonderen Nebeneffekt hat, ich kann ihn als Gedankenstütze für mein Fotobuch verwenden, vielen Dank.
Es war sehr angenehm mit EBERHARDT und letztlich mit Dir liebe SABINE zu reisen, vielen Dank.
Der Dank gilt auch allen Mitreisenden, so wie natürlich der kompletten Besatzung der MS DIANA, ohne die Alle, die Reise nicht so wundervoll und angenehm hätte sein können.

Bleibt alle Gesund, Reiselustig und habt immer ein bißchen Sehnsucht unterm „Kiel“ !!

Euer Mitreisender
WERNER

Werner Godglück
26.08.2024

Lieber Werner,
vielen Dank für Deinen Kommentar. Ich freue mich, wenn Du Dich mit dem Reisebericht an unsere tolle gemeinsame Reise erinnern kannst. Es war mir ein großes Vergnügen, Dich kennenzulernen.
Alles Gute und herzliche Grüße
Sabine

Sabine Letzybyll 27.08.2024