Reisebericht: Zugreise – Schweizer Dampfbahnromantik

26.06. – 02.07.2024, 7 Tage Rundreise Schweiz mit Flüeli–Ranft – Dampffahrten auf die Rigi und das Brienzer Rothorn – Furka–Dampfbahn – Nostalgie–Zahnradbahn auf die Schynige Platte


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"...im Dampfwagen. Oh, welches große Werk des Geistes ist doch diese Erfindung! Man fühlt sich ja mächtig wie ein Zauberer der Vorzeit! Wir spannen unser magisches Pferd vor den Wagen und der Raum verschwindet; wir fliegen wie die Wolken im Sturm, wie der Zugvogel fliegt; unser wildes Pferd wiehert und schnaubt, der Dampf entsteigt seinen Nüstern."

Hans Christian Andersen 1805–1875
Eines Dichters Bazar, 1873
Ein Reisebericht von
G. Adamietz

Anreise

Bei allerbestem Wetter, es ist einer der ersten Sommertage, beginnt der Tag früh morgens in Dresden Klotzsche. In der schönsten Morgensonne trifft bereits die halbe Gruppe unserer fröhlichen Reisegesellschaft pünktlich am Flughafen Dresden ein. Bei einigen weiteren Halten steigen immer mehr Reiseteilnehmer zu. Ein einziger Stau könnte uns zum Hindernis werden, wir fahren ihn geschickt über die Bundesstraße 2. Bald schon geht es wieder zurück auf die Autobahn und wir erreichen planmäßig den Bodensee, passieren Lindau und überqueren auch ohne Verzögerung die Grenze zu Österreich bei Hörbranz, von Vorarlberg sehen wir nur eine kleine Kostprobe. Der Pfändertunnel mit fast 7 km Länge nimmt einen großen Teil unseres Transits ein. Dennoch erfahren wir einiges über das faszinierende Bundesland im Westen Österreichs. Wir sind im Dreiländereck zwischen Deutschland, Österreich und der Schweiz. Eigentlich ein Vierländer Eck, denn in die Bodenseeregion besteht aus vier Staaten. Der vierte heißt Fürstentum Liechtenstein, wir werden später noch mehr darüber hören.

Auch als wir die Grenze zwischen Österreich und der Schweiz überqueren, gibt es keine weiteren Kontrollen. Trotz gelegentlicher Krisen und der aktuellen Fußball-Europameisterschaft finden keine Grenzkontrollen statt. Bei besten Verkehrsverhältnissen erreichen passieren wir den schönen Walensee, erreichen schließlich den Zürichsee und sind bald in der Zentralschweiz. An Zug und Luzern vorbei erreichen wir schließlich den schönen Sarnersee. In der Gemeinde Sachseln (mit l!) kommen wir pünktlich im idyllischen Ortsteil Flüeli-Ranft an, unsere Heimat für die nächste Woche.

Mit familiärer Herzlichkeit empfangen uns Hotelier Marcello und sein Team. Besonders hervorzuheben ist hier Ivo, der Küchenchef und seine erlesene Küchentruppe. Jeden Abend von nun an werden wir auf das köstlichste verwöhnt. Das erste Dreigänge-Menü ist ein gelungener Einstand. Bald schon sinken wir nach der langen Anreise in die gemütlichen und sauberen Betten und schlafen bei bester Bergluft in herrlicher Ruhe. Was werden die nächsten Tage bringen, wir sind gespannt.

(Videolink: SWR: Grenzen am Bodensee)


Brienzer Rothorn Bahn

Wir gehen heute gleich in medias res. Gut ausgeschlafen beginnt unser Tag im „schnörkellosen“ Frühstücksraum unseres familiären Hotels. Ein köstliches, bodenständiges Frühstück mit bestem Schweizer Käse, Wurst Speck, Eiern und auch der ganz besonderen Ovomaltine, stärkt uns für den kommenden Tag. Bei schönstem Sonnenschein fahren wir mit dem Bus über den idyllischen Brünigpass nach Brienz. Dort erwartet uns ein sonniger Bergsee und ein Doppelbahnhof der SBB und BRB. Bald schon besteigen wir unseren reservierten Wagen der Brienzer Rothorn Bahn. Eine Dampflok wird uns nun auf fast 1.700 Meter Höhenunterschied schieben, „stossen“ sagen die Schweizer, das hört sich dramatisch an, unsere Fahrt ist allerdings mehr als entspannt. Knapp unter dem Gipfel angekommen, Kulm heißt so eine Bergkuppe in der Schweiz, ändert sich das Wetter dann schnell.

Hier sind wir schon in Wolken. In den nächsten zwei Stunden wird das Wetter äußerst wechselhaft sein. Von Sonnenschein über Regen, sogar etwas Hagel und Nebel wird dabei sein, unserer guten Laune tut das keinen Unterbruch, auch das ist ein typisches Schweizer Wort. Wir beginnen unseren Aufenthalt mit einer bodenständigen Stärkung: Älplermagronen mit Apfelmus eine Schweizer Spezialität, in den nächsten Tagen werden einige begeisterte Teilnehmer unserer Gruppe sie noch öfter essen. Als kleine Überraschung geht die Mahlzeit am Berg aufs Haus.

„Alle Wetter!“ ist eigentlich eine klassische Redewendung. Heute wird sie vor unseren Augen war. Es gibt aber kein schlechtes Wetter, es gibt nur gute Kleidung. Gut informiert sind alle vorbereitet und genießen die Zeit am Berg. Bei der Talfahrt werden wir belohnt, es wird immer schöner. Schließlich flanieren wir nach Ankunft an der Seepromenade in Brienz und genießen etwas freie Zeit am See.

Eine weitere Überraschung erwartet uns. Das Schweizer Holzbildhauerei Museum in Brienz lädt uns zu einem Besuch ein. Wir können sogar mit einem Holzbildhauer sprechen, der uns seine Arbeit erklärt. Seit einigen Jahren ist die ehemalige Fabrik von Jobin ein öffentliches Museum, hier gibt es eine hochwertige Dauerausstellung und temporäre Expositionen. Aktuell über Schweizer Chalets und Ihre Position zwischen Stil und Kitsch.

Nach einem gelungenen Aufenthalt geht es über den Brünigpass wieder zurück Richtung Obwalden. Ein kurzer Halt mit wunderschöner Aussicht noch, bald schon sind wir wieder im Hotel Flüelimatte und werden von Marcello, Ivo und unseren weiteren Gastgebern aufs Beste verköstigt. Ein wunderbarer Tag endet, zufrieden schlafen alle bald und träumen von neuen Abenteuern.

(Videolink vom SWR: Spektakuläre Zahnradbahn - Die Brienz-Rothorn-Bahn in der Schweiz )


Schaufelraddampfer und Gotthard–Panorama–Express

Auch heute scheint am Morgen schon wieder die Sonne. Ideal, für ein besonderes Abenteuer. Fast alle Reiseteilnehmer nehmen an unserem besonderen Ausflug mit dem Gotthard-Panorama-Express teil. Zwei Paare bringen wir gerne an Stationen auf dem Weg, der Rest der Gruppe spaziert bald schon durch Luzern am Vierwaldstädter See.

Noch etwas freie Zeit, dann treffen alle pünktlich am Anlegeplatz unseres Raddampfers ein. Die „Stadt Luzern“ wurde 1928 gebaut, in Sachsen! Anschließend in die Schweiz ausgeliefert und nach einiger kleiner Maschinenprobleme ist sie nun seit fast 100 Jahren in Betrieb. In der wunderschönen ersten Klasse, gestaltet im Stil der Kreuzfahrtschiffe der damaligen Zeit, steht uns eine entspannte fast drei Stunden lange Fahrt nach Flüelen am entferntesten Ende des Vierwaldstädter Sees bevor.

Hier nun dampft es erst mal nicht mehr. Wir besteigen einen der luxuriösesten und neuesten Panoramawagen der schweizerischen Bundesbahn. Der Wagen gehört uns alleine und ein Team aus Zugführer/Reiseleiter und Servicepersonal verwöhnt uns nun in den nächsten Stunden.

Über die unglaubliche Bergstrecke der Gotthard Bahn, erbaut vor über 140 Jahren und durch den Scheiteltunnel führt uns die Fahrt nun an einer mysteriösen Kirche, die wir heute alleine sechsmal sehen werden du unzählige Kia Tunnels und über spektakuläre Brücken bis in die italienischsprachige Schweiz. Auf der anderen Seite der Alpen sieht nun alles ganz anders aus. Und vielen Gärten stehen nun Palmen, die Kirchen erscheinen immer romanischer und romantischer und bald schon erreichen wir Bellinzona. Beim Aussteigen merken wir, wir sind im Süden. Die Wärme ist erstaunlich. Wir haben etwas freie Zeit am Bahnhof, die sich noch verlängert. Eine Ansage informiert uns, unser Zug zurück in die Zentralschweiz hat etwa 15-20 Minuten Verspätung, ungewöhnlich für die Schweiz, die Erklärung wird hinzugefügt: die Ursache liegt in Italien!

Wir wärmen uns noch etwas weiter auf bis unser Zug schließlich eintrifft. Diesmal fahren wir im Euro City in der zweiten Klasse, besser kann es nicht sein, der Zug ist durch seine Klimaanlage perfekt gekühlt. Entspannt genießen wir den Komfort der schweizerischen Bundesbahn, die in jeder Klasse erstklassig ist. Die Schweiz als Eisenbahnland Nummer Eins in Europa ist sicher ein Vorbild von dem sich auch Deutschland noch etwas abschneiden kann.

Als der Zug fast seine gesamte Verspätung wieder aufgeholt hat, sind wir sicher. Die Bahn in der Schweiz ist in jeder Hinsicht vorbildlich. Wir erreichen den Bahnhof Arth-Goldau nach DB-Wertung absolut pünktlich und wechseln nun wieder in unseren Bus, fast ein kleiner Kulturschock.

Obwohl? Kulturschock, nein. Wir fühlen uns inzwischen ganz zu Hause und treffen bald schon wieder in unserem liebenswerten Hotel ein und wir werden auch heute wieder aufs Beste verwöhnt. Merci vielmal Marcello, Ivo und Kollegen.

(im Videolink sieht man die Fahnenschwinger und sogar unseren René!)


Dampfbahn Furka Bergstrecke

Der heutige Tag beginnt auch wieder mit einem herzhaften und äußerst gesunden Frühstück. Auch die Sonne ist heute wieder mit uns. Am Vierwaldstädter See entlang fahren wir heute wieder in Richtung Gotthard. Kurz bevor der Stau auf der Gotthard-Autobahn beginnt wechselt unser Bus auf die spektakuläre Bergstraße Richtung Schöllenen-Schlucht. An spektakulären Ausblicken vorbei erreichen wir die Teufelsbrücke. Eigentlich mehrere, die Reste der ersten Brücke, von der man sich erzählte, dass der Teufel sie gebaut hätte und zwei neuere erhaltene Brücken. Teuflisch waren hier allerdings einige militärische Auseinandersetzungen, die die allererste Brücke dauerhaft zerstörten. Inzwischen ist es nicht mehr besonders das höre ich hier zu reisen. Nach einer ausgiebigen Besichtigung fahren wir weiter, Richtung Andermatt. Hier entsteht ein neues Schweizer Luxusressort. An Baustellen vorbei geht unsere Reise, in Richtung Tourismus-Geschichte der glamourösen Tage des frühen Schweizer Tourismus.

Bald schon erreichen wir den Bahnhof Realp, hier liegt auch der Beginn des Furka-Basistunnels. Autos werden hier auf Autotransportwagen umgeladen, auf schweizerisch heißt das der Autoverlad. Die alte Bergstrecke mit ihrem Scheiteltunnel wurde vor etwa 30 Jahren wiederbelebt. Hier fährt nun die Dampfbahn-Furka-Bergstrecke und wir sind dabei.

Aufs Beste mit Informationen versorgt, genießen wir die Fahrt. Der Halt um die Dampflok mit Wasser zu befüllen ist eine wunderbare Fotogelegenheit. Der Zug fährt bald weiter bis an den Eingang des Furka-Scheiteltunnels. Hier am Bahnhof Furka gibt es einen längeren Aufenthalt. Der Zug wird umrangiert. Die Lokomotive muss nun rückwärts die Wagen abbremsen. Die Drehscheibe um sie zu wenden wird von Hand betrieben. Während das Bahnpersonal hart arbeitet, genießen die Reisenden eine erfrischende Pause mit Snacks, in der Schweiz Apéro genannt.

Nach dem Durchfahren des fast zwei Kilometer langen Scheiteltunnels geht es nun bergab mit uns, vorbei am Bahnhof Gletsch, hier sehen wir das leere Bett des Rhonegletschers. Nach weiteren spektakulären Landschaften erreichen wir schließlich Oberwald, unseren Endbahnhof. Nach kurzer Pause beginnt nun die Busfahrt über die spektakuläre Grimsel-Passstraße. An der höchsten Stelle des Passes weht ein eisiger Wind, allerdings nichts was uns davon abhalten kann, die schöne Aussicht zu genießen und einige Fotos zu machen.

Dann geht es bald weiter, an riesigen Stauseen und dem legendären Hospiz vorbei, alles gewaltige, von Menschen errichtete Bauten, erreichen wir einen idyllischen Rastplatz. Mitten am Berg gibt es hier einen Käsestand, wir können probieren und wer möchte kann auch Schweizer Käse mit nach Hause nehmen. Eine wurstige Verpflegung aus der Bordküche gibt es auch. Als der Kaffee ausgetrunken ist, wird noch nachgekocht. Schließlich sind alle versorgt, genau rechtzeitig als der Regen beginnt, fahren wir weiter talwärts. Vor uns liegt das Haslital. Wir erreichen den, uns schon gut bekannten, Brienzersee und schließlich auch den Brünigpass. Den Rest der Strecke findet der Bus schon fast von alleine.

Heute erreichen wir unseren Schweizer Heimatort so früh, dass uns auch Zeit bleibt, das Geburts-und das Wohnhaus von Bruder Klaus, dem Nationalheiligen der Schweiz, zu besuchen. Was das Abendessen betrifft: siehe oben. Er schmeckt sehr köstlich und natürlich sind beim Nachschlag auch fast alle wieder dabei.

(Videolink: Dampfschneeschleuder R 12, 2021 Dampfbahn Furka Bergstrecke)


Rigi–Bahn, Dampfloks und neueste Technik

Der heutige Tag beginnt besonders spannend. Unser Ziel ist die älteste Zahnradbahn der Schweiz, die zweitälteste der ganzen Welt. Wir fahren vom Bahnhof Arth-Goldau, den wir schon gut kennen, mit der Dampflok Nummer 16 auf die Rigi.

Am Berg allerdings wird es nicht nur spannend, sondern auch undurchsichtig. Kurz unterhalb des Gipfels, am Schwingerhaus bei Kaltbad tauchen wir in die Wolken ein und sehen die nächsten Stunden eigentlich nichts mehr. Umso gemütlicher wird es auf dem Bergrestaurant Rigi Kulm. Wir essen köstlich, trinken Kaffee, Tee und auch das eine oder andere Küpli. Ein Schweizer Chor, der zufällig eintrifft unterhält uns etwas mit wunderbarem Gesang. Im Nebel besteigen wir schließlich einen der neuesten modernen Elektrogelenk-Triebwagen Richtung Vitznau. Hier sind Plätze für uns reserviert und schon nach zehn Minuten sind wir wieder unterhalb der Wolkenschicht. Ein fantastische Panoramablick über den Vierwaldstättersee eröffnet sich, schließlich hat sich das Warten gelohnt. Der Rest der Fahrt ist voll fantastischer Ausblicke in die Berg- und Seenweltwelt um die Rigi, die auch die Königin der Berge genannt wird.

Noch ist das Staunen aber nicht zu Ende. Nach den Ausblicken folgen die Einblicke. Am Bahnhof Vitznau angekommen, erwarten uns zwei äußerst sympathische Mitarbeiter der Rigi-Bahn, in der Schweiz sagt man aufgestellt. Sie führen uns ausgiebig durch das Depot und die Bahnhofsanlagen am Standort Vitznau. Von der Zahnstange über die Dampflok und die Elektrotriebwagen bis zum allerneusten Gelenktriebwagen mit Niederflureinstieg sehen wir alles, was die lange Geschichte der Rigibahn zu bieten hat.

Kaum ist unsere Besichtigung zu Ende, beginnt es wieder zu regnen. Bis auf wenige Ausnahmen ist unser Wetterglück immer richtig gut. Im Bus geht es nun weiter, an der spektakulären Straße am Südufer des Vierwaldstättersees entlang. Wir passieren wieder Flüelen, schließlich auch den Ort Buochs, sehen die legendären Pilatus-Flugzeugwerke dort und viele neue schöne Blicke auf den See.

Im Hotel Flüelimatte angekommen, sind wir wieder zu Hause eingekehrt. Ein weiteres köstliches Abendessen, wir werden verwöhnt und genießen den Abend, die Fußball-EM wird noch von vielen verfolgt, in jedem Fall sinken wir entspannt und zufrieden in unsere bequemen Betten und schlafen bald schon ruhig und erholt.

(Videolink: Spektakuläre Bergbahnen der Schweiz - Rigi - Die Königliche)


Schynige Platte Bahn

Heute fahren wir mit einer elektrischen Zahnradbahn. Allerdings mit originalen Lokomotiven die über 110 Jahre alt sind und damit fast 90 Jahre älter als einige der Dampflokomotiven, die uns durch die wundervolle Schweizer Bergwelt gefahren haben.

Die Eisenbahn auf die Schynige Platte war nur zwei Jahre lang unabhängig, bevor sie von der Berner Oberlandbahn gekauft wurde. Am Bahnhof Wilderswil treffen wir zuerst auf einem modernen Zug der BOL. Bald schon besteigen wir unsere historische Zahnradbahn und werden elektrisch den Berg, an Kühen und Almen entlang den Berg hinaufgeschoben. Auch heute wieder erreichen wir die Wolken und verschwinden in mysteriösem Nebel. Heute allerdings hat sich der Wetterbericht bewahrheitet. Im Laufe der nächsten Stunden ziehen die Wolken immer weiter auf und bescheren uns so einige Eindrücke der umgebenden Berge. In jedem Fall können wir, bei allerbester Sicht den einzigartigen Alpengarten durchwandeln und dort die Blumen und Pflanzen Welt des Hochgebirges bestaunen.

Eine weitere wunderschöne historische Elektrolokomotive fährt uns nun ins Tal, diesmal am Zuganfang, sie zieht natürlich nicht, sie bremst. Bald schon reißen auch die weiteren Wolken auf und im Tal haben wir schließlich klare Sicht. Von Wilderswil fahren wir nun im Bus nach Interlaken.

Als wir ankommen scheint die Sonne, so können wir die Faszination dieses legendären Kurortes besonders gut verstehen. Auf der großen parkähnlichen Wiese im Zentrum des Ortes landen Dutzende Parkleiter, glücklich und zufrieden nach einem spektakulären Flug von umliegenden Bergen. Wir genießen unsere große ausgiebige Pause am letzten Reisetag in der Schweiz und besteigen schließlich wieder unseren Bus, der uns der Aare entlang Richtung Brienzersee fährt.

Eine weitere kleine Überraschung erwartet uns noch. An einem besonders schönen Rastplatz, am Ufer des Sees, halten wir für einen spontanen Apéro. Einen ganz speziellen, da die Rigi für Kirschbäume und Kirschprodukte bekannt ist, werden auf einer hölzernen Parkbank Kirschstängeli und Kirschwasser serviert. Natürlich gibt es auch alternative alkoholfreie Spezialitäten: Ovomaltine-Schokolade Riegel und Rivella, eine Schweizer Limonade auf Molkebasis.

Nach einem langen glücklichen Ausklang des Tages fahren wir über den uns schon bestens bekannten Brünigpass wieder nach Sachseln. Was für eine lustige Ironie: nur ein Buchstabe trennt uns vom Ziel des nächsten Tages: Sachsen. Vorerst allerdings erwartet uns ein weiteres köstliches Abendessen, viele aus der Gruppe sitzen noch stundenlang im Restaurant unseres Hotels beisammen und unterhalten sich angeregt über die Erlebnisse der vergangenen Tage.

(Der schweizerdeutsche Videolink hat hochdeutsche Untertitel, die mit Klick auf [CC] aktiviert werden können)


Heimfahrt

Das Wetter heute Morgen ist gemischt, unsere Gefühle sind es auch. Fast jeder möchte noch viel länger bleiben, doch was ist eine Reise, von der man nichts erzählen kann. Früh morgens sind alle pünktlich bereit, der Bus wird beladen und es geht Richtung Heimat. Nach zwei Stunden erwarten die meisten eine Rast an der Schweizer Autobahn. Hier waren wir vor einer Woche schon einmal. Es gibt allerdings eine Überraschung, unser Bus wird freundlich entführt und überquert den Rhein, wir erreichen ein unbekanntes und faszinierendes Land: das Fürstentum Liechtenstein.

Nur eine kurze Wanderung durch das Rheintal und durch eine Straßenbaustelle, wie sie auch in Deutschland zu finden wäre, trennt uns von einem entspannten Spaziergang durch das Städtle, die Fußgängerzone im Herzen des Hauptstädtchens des Fürstentums. Hier geht es an Geschäften, an Banken, und an historischen Gebäuden vorbei bis zum Landhaus, dem Parlament des Fürstentums. Alles wird überragt vom Schloss, der mittelalterlichen Burg am Hang über Vaduz. Als kleines Geschenk gibt es noch Fähnchen des Fürstentums für alle. Wer am 15. August wieder hier ist, kann damit vollendet an den Feierlichkeiten zum Staatsfeiertag teilnehmen. Alle interessierten werden vorsorglich über die Gepflogenheiten im Umgang mit der liechtensteinischen Hymne informiert. Erstaunlich ist allerdings auch, was gerade heute gefeiert wird: Auf den Tag genau vor 40 Jahren wurde in Liechtenstein das allgemeine Frauenwahlrecht eingeführt!

Das Städtchen Vaduz ist voller Kunstwerke. Besonders hervor sticht die temporäre Präsenz der Skulptur „Quo Vadis“ (ein Trabant auf Beinen) von David Cerný, sie erinnert an die bewegenden Ereignisse des Herbstes 1989. Das große Bronzeauto mit Beinen kann uns aber nicht zurück zu unserem Bus bringen. Bei herrlichem Sommerwetter wandern wir also zurück bis zum Rheinpark Stadion. Hier hat die Nati von Liechtenstein übrigens schon die Teams von Saudi-Arabien, Aserbeidschan, Island, Luxemburg und Litauen besiegt. 2.600 Einwohner von unter 40.000 sind in Fußballvereinen, jeder hundertste davon ist Mitglied der Nationalmannschaft, unglaublich! Kein Wunder, dass ganz Liechtenstein im EM-Fieber ist, auch wenn das Land bisher noch nicht teilnehmen konnte.

Nun geht es zurück auf die Schweizer Autobahn. Bald schon sind wir in Vorarlberg, das wir wieder überwiegend unterirdisch passieren. Als wir schließlich Deutschland erreichen, haben wir heute in weniger als drei Stunden insgesamt vier Länder bereist.

Die weitere Heimreise heute verläuft bestens. Bei schönstem Wetter können wir entspannen, von Staus verschont erreichen alle Reisenden pünktlich ihr Ziel.

Voller Eindrücke und Erlebnisse, mit unzähligen Fotos und Videos, mit neuem Wissen und Erkenntnissen sind wir nun bereit von unserer Reise zu erzählen. Was wir in der letzten Woche erlebt haben, wird immer bei uns bleiben – und mit jedem Mal, wenn wir es teilen, wird es mehr werden!

(Videolink: Staatsakt 2022 , Fürstentum Liechtenstein, Hymne bei Min. 43:20)


Schlusswort

S isch a mega guete Ziit gsi!

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