Reisebericht: Zugreise – Schweizer Dampfbahnromantik

12.08. – 18.08.2015, 7 Tage Rundreise Schweiz mit Flüeli–Ranft – Dampffahrten auf die Rigi und das Brienzer Rothorn – Furka–Dampfbahn – Nostalgie–Zahnradbahn auf die Schynige Platte


  Bildergalerie   Druckversion (PDF)   Kommentare   zur Reise
 
Bei dieser Reise wollen wir die Schweizer Bergwelt bereisen auf ganz besondere Art. Mit Dampfbahnen und Raddampfer tauchen wir ein in eine vergangene Zeit.
Ein Reisebericht von
Martina Pötschke
Martina Pötschke

1. Tag Anreise nach Flüeli–Ranft

Pünktlich 6 Uhr startet der Eberhardt-Bus mit den ersten Gästen in Dresden. Trotz Baustellen kommen wir gut voran. So langsam füllt sich der Bus. In Bayern hat uns dann die Hitze der vergangenen Tage wieder eingeholt. Kurz vor unserem letzten Zustieg bei Ulm stecken wir jedoch im Stau und wir erfahren, dass das dem Transferfahrzeug mit den Gästen auch nicht anders geht. So verlieren wir doch etwas Zeit, genießen aber dann trotzdem die landschaftlich schöne Fahrt durch das Rheintal und entlang des Walensees und des Zürichsees. Über das Hirzel erreichen wir den Vierwaldstättersee, den Sarner See und schließlich das Dorf Flüeli-Ranft auf einer Höhe von 728 m. Hier werden wir im Hotel „FlüeMatte" schon erwartet. Schnell sind die Zimmerschlüssel verteilt. Wir machen uns kurz frisch und treffen uns im Restaurant zum Abendessen. Nach der langen Fahrt wird sich dann auch bald zur Ruhe gelegt.

2. Tag Dampfzugfahrt auf das Brienzer Rothorn

Der Wetterbericht verspricht einen sonnigen Tag und so starten wir gut gelaunt zu unserem ersten Ausflug. Der führt uns zunächst entlang des Sarner Sees durch Sachseln und entlang des Lungernsees durch Lungern. Dann klettern wir über den 1007 m hohen Brünigpass und erreichen bald Brienz am Ufer des Brienzer Sees. Der Ort ist bekannt für Holzschnitzarbeiten und so besuchen wir auch eine Holzschnitzerei.
Doch nun kommt der Höhepunkt des Tages: Die Dampfzugfahrt auf das Brienzer Rothorn. Die Zahnradbahn, die nur im Sommer fährt, erwartet uns schon. Für uns sind Plätze in einem offenen Wagen reserviert. In ca. einer Stunde legen wir  knapp 8 km zurück und überwinden dabei einen Höhenunterschied von 1678 m.  Die Ausblicke dabei sind faszinierend. Mal schauen wir hinunter zum Brienzer See, mal über die Almen, mal zu den Bergen der Berner Hochalpen. Dabei schlängelt sich der Zug teils am Hang entlang, teils durch enge Tunnel. Oben angekommen, kehren wir ins Restaurant ein. Es erwartet uns ein typisch Schweizerisches Essen: Älplermagronen. Wie die Einheimischen essen wir dieses Gericht aus Teigwaren, und Kartoffeln mit Rahmsoße, Zwiebeln und Apfelmus. Es bleibt noch Zeit für einige Panoramafotos auf dem Rothorn, dann treffen wir uns wieder am Bahnhof. Noch einmal genießen wir die Fahrt auf der Strecke, die bereits 1892 eröffnet wurde.
Jetzt wollen wir uns noch auf die Spuren von Sherlock Holmes begeben. Dazu bringt uns Chauffeur Jens mit dem Bus nach Meiringen. In dem nahegelegenen Reichenbachwasserfall soll der Detektiv einst seinen Tod inszeniert haben. In der ehemaligen engl. Kirche gibt es heute dazu ein Museum. Wir machen einige Fotos auf dem Platz davor, denn hier steht ein lebensgroßes Sherlock-Holmes-Denkmal
Auch auf der Rückfahrt zum Hotel legen wir nochmals einen Fotostopp ein. Diesmal am Aussichtspunkt Lungernsee. Nach einem erlebnisreichen, aber auch heißem Tag erreichen wir wieder unser Hotel und lassen uns mit einem 3-Gang-Menü verwöhnen. Die abendliche Kühle nutzen die meisten Gäste noch für einen kleinen Spaziergang.

3. Tag Furka–Dampfbahn und Pässefahrt

Nach dem Frühstück fahren wir heute mit dem Bus entlang des Vierwaldstättersees und durch den Seelisbergtunnel nach Altdorf. Der Ort im Kanton Uri gilt als Tellhochburg. Laut dem Stück von Friedrich Schiller fand hier die bekannte Apfelschussszene statt. Diese soll sich auf dem Marktplatz ereignet haben, wo deswegen 1895 das Telldenkmal errichtet wurde. Wir schauen uns die Bronzestatue an, die Tell und seinen Sohn zeigt. Weiter geht es durch das Tal der Reuss entlang der Gotthardstrecke, durch die Schöllenenschlucht und vorbei an der Teufelsbrücke nach Andermatt. Kurz darauf erreichen wir unser eigentliches Ziel, den Bahnhof in Realp.
Von weitem sehen wir schon die schnaufende Lok stehen. Die Dampfbahn Furka-Bergstrecke wird uns auf 18 km größtenteils als Zahnradbahn nach Oberwald bringen. Alle Gäste haben sich auf dieses besondere Erlebnis  schon gefreut. Zuerst geht es hinauf zur Station Tiefenbach, wo wir eine kurzen Fotostopp einlegen. Dann fahren wir weiter zur Station Furka in einer Höhe von 2160 Meter. Hier stoßen wir mit einem Glas Wein aus dem Wallis an. Der Furkapass wird dann durch einen Scheiteltunnel von fast 2 km Länge durchfahren. Am Westportal dieses Tunnels liegt die Station Muttbach, von der es über Gletsch nach Oberwald geht. Während der Fahrt erfahren wir von den netten Schaffnern immer wieder  Interessantes zur Strecke.
In Oberwald empfängt uns Jens mit dem Bus und wir machen unsere Mittagspause. Nun wollen wir den Furkapass aus einer anderen Perspektive kennen lernen, nämlich vom Bus aus. Also erklimmen wir nochmals die vielen Höhenmeter, machen eine Halt mit Blick auf den Ausläufer des Rhonegletschers, stoßen mit einem Schnaps auf die schöne Strecke an und kommen letztendlich wieder in Realp an. Hier erwartet uns schon Herr Ratzenböck. Mit ihm besichtigen wir die Depots des Bahnhofes und können so einen Blick hinter die Kulissen der Furka-Dampfbahn werfen. Wir haben Hochachtung vor der Leistung der vielen Freiwillen; die die Strecke einst wieder aufgebaut haben, sie warten und den Betrieb ermöglichen.
Für die Rückfahrt zum Hotel haben wir uns noch einen Schweizer  Pass ausgesucht. Diesmal geht es über den Sustenpass, der die Grenze zwischen den Kantonen Bern und Uri bildet. Auch dabei sind wir von der Streckenführung fasziniert. Ein Tag mit schönen Bergerlebnissen endet mit dem Abendessen im Hotel.

4. Tag Schynige Platte und Interlaken

Der heutige Tag empfängt uns leider mit Regen. Trotzdem starten wir ins Berner Oberland. In Wilderswil befindet sich der Bahnhof der nostalgischen Bergbahn, die ins hinauf zur Schynige Platte bringt. Dabei überwinden wir auf der 7,26 km langen Strecke mit 12 km/h einen Höhenunterschied von 1383 m. Möglich wird das durch eine durchschnittliche Neigung von 19 Prozent (größte Neigung sogar 25 Prozent) und 67 Kurven. Leider ist das Wetter oben auch nicht besser, doch da heute der „Tag des Alpengartens"  gefeiert wird, werden mit von Alphornbläsern empfangen. Auch ein Apero mit Schweizer Käse, Kuchen, Kaffee und Wein erwartet uns. Auf einer kleinen Quizstrecke gilt es, Samen den verschiedenen Pflanzen zuzuordnen, Bäume an ihren Blättern zu erkennen und das Gewicht der Wurzel des Gelben Enzians zu schätzen. Die Besten gewinnen Samen der Blaudistel, die dann vielleicht im nächsten Jahr bei und Zuhause im Garten blüht. Auch eine kleine Ausstellung mit Arbeiten aus Filz schauen wir uns an. Einige Gäste machen noch einen Abstecher zum Hotel, bevor es in 50minütiger Fahrt wieder nach unten geht.
Nun wollen wir noch nach Interlaken. Der Ort, der als Eingangstor zur Bergwelt der Schweiz gilt, ist bei Touristen im Sommer und im Winter beliebt. So herrscht auf dem Höheweg auch viel Betrieb. Die meisten Gäste  nutzen die Möglichkeit, in den zahlreichen Geschäften Souvenirs und Mitbringsel zu kaufen. Die Rückfahrt zum Hotel führt uns diesmal am Nordufer des Brienzersees entlang. Hier findet man noch viele alte Holzhäuser, die oft farbenfroh mit Blumen geschmückt sind. Gegenüber sehen wir die Giessbachfälle und das historische Grandhotel Giessbach.
Zum Abendessen erwartet uns wie bereits die vergangenen Tage nicht nur ein 3-Gang-Menü, sondern auch wieder eine kleine Tombola. Jeder Gast kann ein Los ziehen und die Gewinner freuen sich über Ansichtskarten, alkoholische Preise oder Glückssteine. Trotz des Nieselregens machen sich einige Gäste dann noch auf zu einem kleinen Dorfrundgang oder spazieren hinunter in die Ranft.

5. Tag  Schifffahrt und Fahrt auf die Rigi

Bis jetzt waren wir ja mit unserem Bus und mit den historischen Zügen in der Schweiz unterwegs. Heute wollen wir nun einen Schiffsausflug unternehmen. In Luzern begeben wir uns deshalb an Bord der „Schiller". Bei Dampferfreunden ist dieser klassische Raddampfer, der unter Denkmalschutz steht und seinen ursprünglichen Charakter aus der Jahrhundertwende bewahrt hat, besonders beliebt. Uns bringt er mit 29 Knoten quer über den Vierwaldtstätter See nach Vitznau. Während der Fahrt können wir die Arbeit der Antriebswelle und die Schaufelräder beobachten.
In Vitznau sind es von der Anlegestelle nur wenige Meter bis zur Talstation der Rigi-Bahn. Eigentlich wollten wir ja mit einem dampflokbetriebenen Zug nach oben fahren, doch aufgrund von Waldbrandgefahr herrscht im Kanton Luzern Dampflokfahrverbot. Da die Strecke 1937 elektrifiziert wurde, geht es trotzdem für uns mit der ältesten Bergbahn Europas über Kaltbad und Staffelhöhe hinauf zur 1752 Meter hochgelegenen Station Rigi-Kulm. Aufgrund des Regens laufen nur wenige Gäste bis zum Gipfel. Alle anderen kehren im Berghotel ein. Nach reichlich zwei Stunden treten wir die Rückfahrt nach Vitznau an, wo Jens uns mit dem Bus erwartet.
Entlang des Vierwaldstättersees fahren wir nach Küssnacht, wo wir unsere Kaffeepause an historisch bekannter Stelle machen, nämlich an der Hohlen Gasse. Hier soll Wilhelm Tell ja den Reichsvogt Gessler erschossen haben. Natürlich spazieren wir durch die Gasse und begeben uns im Besucherzentrum auf eine Zeitreise.
Die Rückfahrt durch Luzern verläuft dann allerdings ziemlich zähfließend, doch pünktlich zum Abendessen sind wir im Hotel.

6. Tag Auf den Spuren von Bruder Klaus, Luzern oder Verkehrshaus

Den Vormittag wollen wir in Flüeli-Ranft verbringen. Dabei begeben wir uns auf die Spuren von Bruder Klaus. Noch unter dem Namen Nikolaus von Flüe bewirtschaftete er im 15. Jahrhundert einen Hof auf Flüeli, war verheiratet und Vater von 10 Kindern. Im Alter von 50 Jahren verließ er seine Familie, um als Eremit in der nicht weit entfernten Ranft zu leben. Bei einen kleinen Rundgang besichtigen wir sein Geburtshaus und sein Wohnhaus.
Einige Gäste steigen danach noch hinunter in die Ranft zu den Ranftkapellen und der Einsiedlerzelle, wo Bruder Klaus 20 Jahre ohne jede Nahrung lebte und am 21. März 1487 starb. Hier entlang führt auch der Jacobsweg, den jährlich tausende Menschen gehen. Andere Gäste steigen aber auch hinauf  zur Flüeli-Kapelle, um sich die wertvollen gemalten Walmdecken und prächtigen Holz-Einlegearbeiten anzuschauen, aber auch den schönen Blick hinunter nach Sachseln und zum Sarnersee zu genießen.
Mittags treffen sich die meisten Gäste am Bus. Es geht nach Luzern am Vierwaldstättersee. Hier gibt es zahlreiche Sehenswürdigkeiten, die einen Aufenthalt interessant machen: die Kapellbrücke, die Spreuerbrücke mit dem „Nadelwehr", die Altstadt mir den malerischen Gassen und schönen Plätzen, das Rathaus, die Hofkirche und das Löwendenkmal. Es bleibt zudem Zeit für den Besuch eines der zahlreichen Restaurants entlang der Reuss.
In Luzern befindet sich mit dem Verkehrshaus aber auch das größte und meistbesuchte Museum der Schweiz. Wir begeben sich hier auf eine interessante Zeitreise. Im Bereich Schienenverkehr bestaunen wir u.a. die Gotthardbahnmodellanlage, sehen den Dampftriebwagen der Pilatusbahn und probieren uns als Lokführer. Das Autotheater ist die Attraktion im Bereich Straßenverkehr. Aus einem Riesenregal holt ein Roboter unser Lieblingsfahrzeug und stellt es auf eine Drehscheibe. Auch die Vorführung des Crash-Tests ist beeindruckend. In der Ausstellung zur Luft- und Raumfahrt können mehr als 30 Flugzeuge und Flugapparate bestaunt werden. Hier befindet sich auch die weltweit 1. Indoor-Skisprungschanze. Interessiert reisen wir noch durch die Geschichte der Schifffahrt und sehen, wie sich die Seilbahnen vom 1. Bügellift bis hin zur routierenden Kabine entwickelt haben.
Ein abwechslungsreicher Tag endet im Hotel mit dem Abendessen. Auf das in den letzten Tagen Erlebte stoßen wir mit einem Schnäpschen an, dann heißt es leider Koffer packen.

6. Tag Heimreise

Schnell sind die Tage in den Schweizer Bergen vergangen. Nach einem zeitigen Frühstück treten wir die Heimreise an. Diesmal kommen wir ganz ohne Stau an die einzelnen Ausstiegsstellen und eine abwechslungsreiche Reise endet.

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht