Reisebericht: Zugreise – Schweizer Dampfbahnromantik

29.08. – 04.09.2024, 7 Tage Rundreise Schweiz mit Flüeli–Ranft – Dampffahrten auf die Rigi und das Brienzer Rothorn – Furka–Dampfbahn – Nostalgie–Zahnradbahn auf die Schynige Platte


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Eine besondere Kombination aus herrlichen Panoramastrecken mit beeindruckenden Bahnfahrten erwartete uns, denn diese Reise lässt das Herz eines jeden Bahn-Fans höher schlagen und auch die Vielfalt der Natur ist dabei überwältigend...
Ein Reisebericht von
Katrin Deutschbein
Katrin Deutschbein

1. Tag – Donnerstag, 29.08.2024: Anreise (ab Dresden = 826 Bus–km)

Pünktlich um 6 Uhr startete ein Großteil unserer Reisefamilie am Dresdner Flughafen. Die letzten Gäste stiegen heute an einer Raststätte in der Nähe von Ulm zu und damit war unsere Reisegruppe vorerst mit insgesamt 37 Personen komplett. Wie bei unseren Reisen üblich, legten wir im Abstand von jeweils etwa zwei Stunden eine Pause ein. So konnte jeder mal etwas frische Luft schnappen beziehungsweise sich die Beine vertreten. Die Fahrt führte uns zunächst in Richtung Bodensee. Der Pfänder, einer der bekanntesten Aussichtsberge im Bregenzer Wald, grüßte uns schon von weitem und durch den 6,7 Kilometer langen Pfändertunnel führte uns die Fahrt vorbei an Dornbirn weiter zum österreichischen Grenzort Mäder. Wir fuhren allerdings nur wenige Kilometer durch Österreich und erreichten schließlich bereits am späten Nachmittag Kriessern, wo wir erstmalig Schweizer Boden betraten. Die Route führte uns weiter durch das St. Galler Rheintal, vorbei an Liechtenstein, Sargans, dem Walensee bzw. Zürichsee, über die Hirzel-Höhe und vorbei an Luzern bis zum Sarner See. Schließlich erreichten wir dennoch gegen 20 Uhr unseren Urlaubsort Flüeli-Ranft, wunderschön auf einer Anhöhe oberhalb des Sarner Sees gelegen. Hier sollten wir nun während unserer gesamten Reise nächtigen. Jeder von uns war froh, nun angekommen zu sein. Mit einem leckeren Abendessen im Hotel wurden wir zum Anschluss des Tages verwöhnt. Manch einer nutzte die Zeit nach dem Abendessen sogar noch für einen kleinen Spaziergang.

2. Tag – Freitag, 30.08.2024: Fahrt zum Pilatus – Luzern mit Schifffahrt auf dem Vierwaldstättersee

Aufgrund eines Unwetters in den vergangenen Tagen war die eigentlich geplante Fahrt mit der Dampflok auf das Brienzer Rothorn leider nicht möglich. Das konnten wir nicht ändern und mussten es hinnehmen. Kurzerhand ging es am Vormittag daher mit einer kurzen Busfahrt nach Alpnachstad, wo bereits die steilste Zahnradbahn der Welt für uns zum Einstieg bereitstand und uns in nur etwa 30 Minuten hinauf zum 2.132 Meter hohen Gipfel des Pilatus-Kulm brachte. Der Pilatus hat seinen Namen wahrscheinlich von "Pileatus", der Bedeckte (mit Wolken), und wurde bis zum 17. Jahrhundert "Fräkmünt" genannt. Sein Name wird auch der Legende zugeschrieben, nach der der Leichnam des Pontius Pilatus in dem ehemaligen See auf der oberen Bründlenalp versenkt sei. Kaum zu glauben – hier oben konnten wir großartige Aussichten genießen, das war der Traum vieler unserer Gäste...! Verschiedene Wanderwege standen uns offen, so beispielsweise der Drachenweg oder auch der Blumenpfad. Derart gut gestärkt und mit wunderschönen Eindrücken im Gepäck, ging es dann mit der modernen cockpitähnlichen Kabinenseilbahn "Dragon Ride" innerhalb von nur dreieinhalb Minuten vom Pilatus-Kulm hinunter zum Fräkmüntegg. Wir hatten sogar zeitweise das Gefühl mit der Bahn zu fliegen! Weitere ca. 25 Minuten legten wir mit einer Umlaufbahn bis Kriens zurück. Dort erwartete uns bereits unser Buschauffeur Evgenij und mit unserem Bus fuhren wir in Richtung Luzern weiter. Luzern und die Region Vierwaldstättersee gelten immerhin als die "Essenz der Schweiz", denn nirgendwo findet man so viel Schweiz auf kleinstem Raum – eine Stadt mit viel Charme und einem mittelalterlichen Kern, den charakteristischen Vierwaldstättersee mit Europas größter Binnenschifffahrt und ein wunderschönes Alpenpanorama mit unverwechselbaren Bergen. Mit der komfortablen Panorama-Yacht "Saphir" unternahmen wir am Nachmittag eine sehr entspannte einstündige Schifffahrt und genossen die einmalige Landschaft mit der pulsierenden und gleichzeitig beschaulichen Stadt am Ufer des Vierwaldstättersees. Anschließend hatten wir noch etwas Freizeit in Luzern und ein gemeinsamer orientierender Stadtspaziergang führte uns über die weltberühmte Kapellbrücke. Diese wurde in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts als Teil der Stadtbefestigung errichtet und hat ihren Namen von der benachbarten St.-Peters-Kapelle. Von der Kapellbrücke aus erblickten wir die Jesuitenkirche aus dem 17. Jahrhundert, den ersten großen sakrale Barockbau der Schweiz. Zudem flanierten wir durch die herrliche Altstadt, die von historischen, mit Fresken geschmückten Häuser umsäumt ist.

3. Tag – Samstag, 31.08.2024: Fahrt mit der Furka–Dampfbahn – Aareschlucht

Wir begannen recht zeitig diesen erneut sonnigen Tag und entlang des Vierwaldstättersees und der Reuss stromaufwärts fahrend gelangten wir in Richtung Andermatt. In der imposanten Schöllenenschlucht legten wir einen kleinen Fotostopp ein. Nun war es nur noch ein Katzensprung bis Realp, dem Ausgangspunkt unserer Fahrt mit der Furka-Dampfbahn. Bereits 1914 haben die ersten Dampfzüge von Brig aus entlang der jungen Rhone den Bahnhof Gletsch erreicht. Später, im Jahre 1926 ist die Strecke dann bis Disentis verlängert worden und damit war die Verbindung zur Rhätischen Bahn hergestellt. Wiederum 16 Jahre später ist diese hochalpine Strecke im schwierigen Gelände elektrifiziert worden. Allerdings konnte die Strecke zwischen Oberwald und Realp wegen den extremen Klimabedingungen stets nur während des Sommers betrieben werden. So hat man dann zwischen diesen beiden Orten den Furka-Basistunnel gebaut, der im Jahre 1982 eingeweiht worden ist. Die alte Bergstrecke wurde damit aufgegeben und der Abbruch war beschlossene Sache. Bereits 1983 haben Bahn-Enthusiasten den Verein Furka Bergstrecke (VFB) gegründet. Mit bescheidenen Mitteln wurde begonnen, Strecke und Fahrzeuge zu sanieren. Aus Vietnam wurden alte Dampflokomotiven der Furka-Oberalp-Bahn in die Schweiz zurückgeholt, denn diese waren bereits 1947 in den Fernen Osten verkauft worden. Schrittweise gelang die Wiederherstellung der Strecke bis Gletsch. 1992 konnte die Strecke von Realp nach Tiefenbach neu eröffnet werden und bereits ein Jahr danach dampften die Züge wieder bis zur Station Furka. Und im Jahr 2000 war es dann endlich soweit – durch den 1,8 Kilometer langen Furka-Scheiteltunnel fuhren die Züge weiter ins Wallis bis nach Gletsch. Und Mitte August des Jahres 2010, also nochmals 10 Jahre später, war es erneut soweit – der letzte Streckenabschnitt hinunter nach Oberwald wurde feierlich eröffnet. Unser Bus erwartete uns in Oberwald und anschließend ging es weiter zur 2.165 Meter hohen Grimsel-Passhöhe. Hier schauten sich die meisten von uns im Murmeltierpark um - wie niedlich! Unser letztes Ziel sollte heute die Aareschlucht sein. In Innertkirchen angekommen, spazierte ein Großteil unserer Gäste durch diese gut begehbare und etwa 1,4 Kilometer lange Schlucht bis nach Meiringen, wo wir von unserem Bus abgeholt wurden. Am frühen Abend kamen wir mit tollen Erlebnissen im Gepäck nach Flüeli-Ranft zurück. Auch heute erwartete uns wieder ein schmackhaftes Abendessen in unserem familiengeführten Hotel "FlüeMatte".

4. Tag – Sonntag, 01.09.2024: Fahrt mit dem Dampfzug auf die Rigi und Besuch des Depots der Rigi Bahnen in Vitznau

Wir starteten unseren Tag in Arth-Goldau, zwischen dem Zugersee und dem Lauerzersee gelegen. Mit der Dampflok Nummer 16 schnauften wir von hier aus den Berg hinauf. Höchster Gipfel ist mit einer Höhe von knapp 1.800 Metern über dem Meer Rigi-Kulm, ein beliebtes Ausflugsziel. Der Berg wir oft auch als "Königin der Berge" bezeichnet und von hier aus schweiften unsere Blicke über unzählige Seen und ein Meer aus Gipfelzacken – Säntis, Glarner, Urner und Berner Alpen, fern im Westen ein paar Jurahöhen, im Nord-Westen die Vogesen, im Norden der Schwarzwald. Was für ein Glück, denn wir hatten auch heute wiederum den Wettergott auf unserer Seite. Zurück ging es mit Vitznau-Rigi-Bahn, der ältesten Zahnradbahn der Welt, denn bereits 1871 fuhr die erste Bergbahn Europas von Vitznau nach Rigi-Staffelhöhe – ein Meilenstein in der Geschichte der Rigi. Heute präsentiert sich der Berg mit ihren Zahnrad- und Seilbahnen als einzigartiges Bergbahn-Paradies – Einsteigen, Platz nehmen und die Fahrt ganz einfach genießen! Atemberaubende Aussichten sorgten dabei für ein imposantes Bahnerlebnis! Zurück in Vitznau, durften wir dann noch einen Blick in den Lokschuppen werfen, wo wir als Krönung des Tages die legendäre Dampflok Nummer 7 bewundern und kurz streicheln konnten. Zwei überaus kompetente Mitarbeiter der Rigi-Bahnen führten uns durch das Depot und erklärten uns viele technische und organisatorische Fakten rund um die faszinierende Bahngeschichte. Die Rückfahrt mit dem Bus führte uns später durch Weggis nach Küssnacht. Ganz in der Nähe befindet sich die berühmte "Hohle Gasse". Tja, durch diese hohle Gasse muss er kommen... Es führt kein anderer Weg nach Küssnacht... Wohl kein anderer Weg ist mit der Schweizer Geschichte so eng verbunden wie die Hohle Gasse, bei der sich Wilhelm Tell auf die Lauer gelegt hatte. Ist sein Meisterschuss mit der Armbrust, bei dem er seinem Sohn Walter aus 80 Meter Entfernung einen Apfel vom Kopf geschossen haben soll, noch weitgehend bekannt, wissen außerhalb der Schweiz nur wenige, dass es der Nationalheld bei der Hohlen Gasse auf den Landvogt Hermann Gessler abgesehen hatte. Was der einerseits begnadete Schütze, andererseits aber einfache Bergbauer nicht geahnt hätte: mit diesen beiden Schüssen, mit denen er erst seinen Sohn rettete und später die Bürger von einem Tyrannen befreite, entfachte er zugleich den Mut der Männer von Uri, Unterwalden und Schwyz. Sie hatten sich 1291 auf der Rütliwiese geschworen, sich von der Gewaltherrschaft der Habsburger Landvögte mit Gessler und Landenberg zu befreien. Nach diesem letzten Stopp des heutigen Tages gelangten wir vorbei an Luzern zurück nach Flüeli-Ranft.

5. Tag – Dienstag, 02.09.2024: Schynige Platte – Interlaken

Die Sonne lachte und ein wiederum schöner Tag lag vor uns! Zunächst fuhren wir über den Brünigpass ins Haslital und weiter über die südlich des Brienzer Sees entlang führende Autobahn bis Wilderswil, dem Ausgangspunkt unserer Zahnradbahn-Fahrt auf die Schynige Platte. Wer die Schynige Platte mit der Zahnradbahn besucht, fühlt sich wie in der "Belle Epoque". Die Nostalgiebahn legt die reichlich sieben Kilometer lange Strecke in 50 Minuten zurück. Die Holzbänke in den Zugwagen und das Rollmaterial aus dem 19. Jahrhundert erinnern an längst vergangene Zeiten. Während der Fahrt und auf dem Berg faszinierten uns eine wunderschöne Sicht auf Eiger, Mönch und Jungfrau! Oben angekommen, hatten wir die Qual der Wahl, denn es gibt zahlreiche Wandermöglichkeiten – die meisten Gäste wanderten entlang des Swiss Flower & Panorama Trails und entdeckten somit mit rund 800 Pflanzenarten eine einzigartige Blumenpracht im Alpenraum. Der Garten brachte uns die Schönheit, den Reichtum und die Geheimnisse der Alpenflora näher. Anschließend überraschte uns Eberhardt TRAVEL mit einem zusätzlichen Mittagessen, einer zünftigen Brotzeit mit verschiedenen Wurstspezialitäten und Alpkäse. Der Nachmittag stand ganz im Zeichen von Interlaken, dem touristischen Zentrum des Berner Oberlandes. Der Ort liegt auf einer Schwemmebene zwischen dem Thunersee und dem Brienzersee. Überragt von den drei mächtigen Bergen Eiger, Mönch und Jungfrau ist der Ferienort Ausgangspunkt für zahlreiche Aktivitäten. Bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde Interlaken für seine eindrückliche Bergwelt berühmt und von bekannten Zeitgenossen bereist, darunter Johann Wolfgang von Goethe und Felix Mendelssohn Bartholdy. Der Erfolg als Tourismusort wurde durch den Ausbau der Berner Oberland Bahnen 1890 und der Jungfraubahn 1912 noch angekurbelt. Entlang der Süduferstraße des Brienzer Sees und über den Brünigpass gelangten wir am frühen Abend zum Hotel zurück.

6. Tag – Dienstag, 03.09.2024: Schifffahrt auf dem Vierwaldstättersee – Fahrt mit dem Gotthard Panorama Express

Wir starteten unseren Tag in Luzern und unternahmen von hier aus mit dem Dampfschiff "Stadt Luzern", im Jahr 1928 von der Werft Sachsenberg Rosslau/Deutschland erbaut, eine etwa knapp 3-stündige Fahrt auf dem Vierwaldstättersee. Pünktlich am frühen Nachmittag erreichten wir schließlich Flüelen, den Ausgangspunkt unserer landschaftlich einmaligen Bahnfahrt mit dem Gotthard Panorama Express. Hier war alles bereits bestens vorbereitet und in einem eigens für unsere Gruppe reservierten Panoramawagen der 1. Klasse machten wir es uns gemütlich. Ganz komfortabel erlebten wir somit die grandiose Fahrt auf der historischen Gotthardstrecke mit diversen Kehrtunnels und Brücken bis nach Bellinzona im Tessin. Bereichert wurde diese Reise durch verschiedene Erlebnisse und Inszenierungen zur Entstehungsgeschichte der Gotthardbahn – ein absolutes Highlight! Nach einem kurzen Aufenthalt in Bellinzona ging es mit dem Regionalzug und durch den 57 Kilometer langen Gotthard-Basistunnel nach Arth-Goldau zurück, wo uns Evgenij mit unserem Bus erneut erwartete.

7. Tag – Mittwoch, 04.09.2024: Heimreise

Nach einer herrlichen Woche mit einem fantastischen Programm und gut gelaunt ging es also über Ulm und Nürnberg in Richtung Heimat. Der Wettergott war bei dieser Reise fast immer auf unserer Seite – auch diese Tatsache sorgte natürlich für das Gelingen dieser Reise! Wir kamen pünktlich um 20 Uhr am Dresdner Flughafen, dem Ausgangspunkt unserer Reise, an.

Schlusswort

Ein großer Dank gilt auch unserem Buschauffeur Evgenij, der uns jederzeit sicher gefahren hat!

Ich wünsche allen Mitreisenden an dieser Stelle nochmals alles Gute, Gesundheit und weiterhin viel Reiselust.

Danke für Ihr Vertrauen – es hat großen Spaß gemacht und ich freue mich auf ein Wiedersehen!
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Ihre/Eure Reiseleiterin Katrin Deutschbein

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