Reisebericht: Bahnerlebnis Schweiz – Glacier– und Bernina–Express

28.08. – 03.09.2016, Rundreise Schweiz: Davos – Pontresina – Zugfahrt mit dem Bernina–Express – Tirano – Fahrt mit dem Zug des Glacier–Express – Zermatt – Matterhorn – Säntis


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Erleben Sie eine der spektakulärsten Alpenüberquerungen - die Berninastrecke der Rhätischen Bahn. Sie verbindet den Norden und den Süden Europas in Schlangenlinien und ohne Zahnrad...!
Ein Reisebericht von
Katrin Deutschbein
Katrin Deutschbein

1. Tag – Sonntag, 28.08.2016: Anreise nach Davos (ab Dresden = 778 Bus–km)

Pünktlich um 6 Uhr morgens ging es am Dresdner Flughafen los. Die letzten Gäste stiegen heute am Autohof "Münchberg-Nord" in der Nähe von Hof zu und damit war unsere Reisegruppe mit 26 Personen komplett. Wie bei unseren Reisen üblich, legten wir im Abstand von jeweils etwa zwei Stunden eine Pause ein. So konnte jeder einmal etwas frische Luft schnappen beziehungsweise sich die Beine vertreten. Die Fahrt führte uns über Nürnberg und Ulm in Richtung Bodensee. Wir fuhren wenige Kilometer durch Österreich und am Nachmittag erreichten wir dann die österreichisch-schweizerische Grenze Mäder-Kriessern. Am frühen Abend kamen wir schließlich in Davos, unserem Übernachtungsort für die nächsten drei Nächte, an. Im modernen und gemütlichen 4-Sterne-Hotel "Hilton Garden Inn" wurden wir herzlich begrüßt. Jeder von uns war froh, nun angekommen zu sein. Manch einer nutzte die Zeit bis zum Abendessen noch für einen ersten kleinen Spaziergang.

2. Tag – Montag, 29.08.2016: Engadin–Rundfahrt (161 Bus–km)

Nach einem ausgiebigen Frühstück starteten wir unseren Engadin-Ausflug. Unsere heutige Fahrt führte uns über den Flüela-Pass vorerst ins Unterengadin. Das Engadin ist übrigens das Bündner Inntal. Im Engadin spricht man Rätoromanisch und dort sagt man En, wenn man vom Inn spricht. Zuerst führte uns die Fahrt durch die Ortschaften Susch, Zernez, vorbei an Zuoz und Samedan nach St. Moritz. Zahlreiche Baustellen prägten das Ortsbild, aber das ist im Sommer normal. Die meisten Touristen besuchen St. Moritz nämlich im Winter. Das hatte natürlich auch einen Vorteil für uns, denn so konnten wir ganz in Ruhe flanieren. Zum Glück für die Männer, hatten auch noch einige der teuren Geschäfte geschlossen und so musste niemand seine Kreditkarte zücken. Ich führte unsere Gäste bis zum sogenannten "Schiefen Turm", dem Rest einer alten Kirche aus dem Mittelalter. Dieser Turm ist eines der Wahrzeichen von St. Moritz. Für die meisten von uns ging es ganz einfach darum, St. Moritz zumindest mal gesehen zu haben, um mitreden zu können. Fast alle waren der Meinung, dass hier leider sehr viel von der Ursprünglichkeit verloren gegangen ist. Vorbei an den Oberengadiner Seen ging es nunmehr zum Julierpass hinauf. Dieser Pass bildet den Übergang vom Engadin nach Tiefencastel bzw. ins Rheintal. Durch das Oberhalbstein-Gebiet gelangten wir nach Tiefencastel und legten abschließend noch einen Fotostopp am imposanten Solis-Viadukt ein - dem mit 89 Metern höchsten Viadukt auf dem Netz der Rhätischen Bahn. Die Rückfahrt nach Davos führte uns durch das Landwassertal. Den restlichen Nachmittag nutzten wir zur individuellen Gestaltung, denn wir waren ja im Besitz der Davoser Gästekarte. Dieses spezielle Sommerangebot ermöglichte uns die freie Fahrt mit den hiesigen Ortsbussen und allen geöffneten Bergbahnen. So nutzten wir die Gelegenheit, mit der Schatzalpbahn in nur etwa vier Minuten zur 1.860 Meter hoch gelegenen Schatzalp zu fahren - von dort aus konnten wir einen schönen Blick auf die Landschaft Davos und die umliegenden Berge genießen. Unseren Gästen stand natürlich auch der Wellness-Bereich des Hotels zur Verfügung. Es gab so einiges zu erleben - für jeden war etwas dabei!

3. Tag – Dienstag, 30.08.2016: Fahrt mit dem Bernina–Express (191 Bus–km / ca. 60 Bahn–km)

Heute stand der nächste Höhepunkt dieser Reise, die Fahrt mit dem Bernina-Express, auf dem Programm. Mit unserem Bus ging es wiederum über den 2.383 m hoch gelegenen Flüela-Pass nach Pontresina. Dort stiegen wir in den Bernina-Express ein. Die Bernina-Linie ist übrigens die einzige Schweizerbahn, die offen über die Alpen führt. Sie wurde 1910 fertig gestellt und brachte uns von den Gletschern des Bernina-Passes auf 2.253 m ü. d. M. hinunter auf 429 m ü. d. M. nach Tirano. Während der Höhenunterschied zwischen Ospizio Bernina und Tirano 1.824 Meter beträgt, misst die Horizontaldistanz nur 22 Kilometer. Diese Höhendifferenz wird ohne Zahnrad-Strecken überwunden - trotz Steigungen von bis zu 70o/oo. Das ist das absolute Maximum, das eine Adhäsionsbahn noch nutzbringend bewältigen kann. Besonders raffiniert ist übrigens auch die Wahl der Linienführung. Sie ermöglicht nicht nur die Überwindung der immensen Höhenunterschiede, sie eröffnet dem Reisenden auch atemberaubende Ausblicke auf eine imposante Bergwelt, auf Gletscher und Täler. Gegen Mittag kamen wir nach einer etwa 2-stündigen Fahrt im Bernina-Express im italienischen Tirano an und die meisten von uns gingen zum Mittagessen ins Restaurant "Ai Portici". Einige von uns probierten hier - auf meine Empfehlung hin - eine Spezialität dieser Gegend, nämlich "Pizzoccheri". Das ist eine Mischung aus Buchweizennudeln, Spinat, Karotten, Knoblauch, Zwiebeln und das alles mit Butter und Käse überbacken. Dazu gab es für einige ein Glas Hauswein, natürlich aus dieser Gegend - dem milden Veltlin. Ein paar Gäste von uns nutzten auch noch die Gelegenheit und spazierten zur Wallfahrtkirche "Madonna di Tirano" - diese Kirche mit ihren herrlichen Fresken hatte heute sogar ihre Türen geöffnet, denn meistens ist sie über die Mittagszeit geschlossen - wie fast alle Geschäfte hier! In Italien pflegt man nämlich die Tradition der Siesta und ein altes römische Sprichwort sagt: "Zu dieser Zeit sind nur Hunde und Franzosen unterwegs...!". Für uns ging es am Nachmittag mit dem Bus zurück. Nach kurzer Zeit erreichten wir wieder den Grenzübergang Italien/Schweiz und anschließend erreichten wir Brusio, denn dort erlebt man eine wahre Einzigartigkeit - der Bernina-Express beschreibt hier eine Schleife über einen Kreisviadukt. 107 Meter ist er lang, und er dürfte zu den meistfotografierten Bauwerken der Rhätischen Bahn zählen. Diese 360-Grad-Kehre bringt wertvolle Höhenmeter, ein Griff in die Trickkiste der Bahnbauer, der sonst nur bei Kehrtunnels angewendet wird. Weiter hinauf ging es zum Lago di Poschiavo und durch die Ortschaften des Val di Poschiavo, einem italienisch-sprachigen Südtal des Kantons Graubünden, erreichten wir die Bernina-Passstraße. Diese ist gewöhnlich ganzjährig geöffnet und stellt die Verbindung zwischen dem Puschlav im Süden und dem Engadin im Norden dar. Damit ist der Pass gleichzeitig eine Sprachgrenze. Eine gelbe Tafel auf dem Pass signalisiert die Europäische Wasserscheide, das Wasser in Richtung Süden gelangt über die Flüsse Poschiavino, Adda und Po ins Adriatische Meer und das Wasser in Richtung Norden wird über den Inn und die Donau ins Schwarze Meer geleitet. Nach einem Aufenthalt auf dem Bernina-Pass ging es mit einem kurzen Stopp mit Blick auf den Morteratsch-Gletscher zurück über den Flüela-Pass nach Davos. Ein langer und erlebnisreicher Tag war zu Ende.

4. Tag – Mittwoch, 31.08.2016: Fahrt mit dem Glacier–Express (ca. 260 Bahn–km)

Das größte Erlebnis unserer Reise stand am 4. Tag an - die Fahrt mit dem "Glacier-Express"! Am Morgen verabschiedeten wir uns von unserem Buschauffeur Ingo, der allein mit dem Bus und unserem Gepäck die weite Strecke bis ins Wallis zurücklegte. Danach fuhren wir zunächst mit dem Ortsbus zum Bahnhof in Davos-Platz und weiter mit dem Regionalzug bis Filisur. Dort machten wir es uns dann in unseren Panoramawagen der 2. Klasse im Glacier-Express gemütlich - die Fahrt führte über Thusis, Chur, Reichenau, die Vorderrheinschlucht, Disentis, über den 2.033 Meter hohen Oberalppass, Andermatt, das Goms, Brig und Visp nach Zermatt. Die Bahnfahrt mit dem langsamsten Schnellzug der Welt dauerte für uns etwa sieben Stunden, aber keine Angst - niemandem von uns wurde langweilig. Das Landschaftsbild verändert sich ständig und es gibt verdammt viel zu sehen...! Zudem wurden wir zum Mittagessen mit einem kleinen Bauernteller verwöhnt, einer kalten Platte mit Salami (Salsiz), Käse und Brot. Mit durchschnittlich 35 km/h legt der Glacier-Express die Strecke von St. Moritz nach Zermatt zurück. Am Abend erreichten wir schließlich mit leichter Verspätung wegen kurzzeitiger technischer Probleme unser Ziel Zermatt und ein erster Blick auf das Matterhorn und die anderen umliegenden Berge erwartete uns. Gemütlich spazierten wir nunmehr zum Hotel "Perren", unserem Hotel für die nächsten zwei Nächte. Einige wenige von uns hatten Glück und sogar ein Zimmer mit "Matterhornblick"!

5. Tag – Donnerstag, 01.09.2016: Zermatt – Gornergrat

Heute hatten wir unseren freien Tag in Zermatt und das Wetter meinte es wieder einmal gut mit uns. Ein Großteil unserer Reisegruppe fuhr bereits am Vormittag mit der höchsten, frei im Gelände angelegten Zahnradbahn Europas auf den 3.089 Meter hohen Gornergrat - das Panorama und der Blick auf einige Viertausender war ganz einfach atemberaubend und unbeschreiblich! Auch für einen Spaziergang in Zermatt blieb noch genügend Zeit. Besonders interessant ist das alte Zermatt mit den typisch Walliser Holzhäusern. Diese Häuser stehen häufig auf sogenannten "Mäuseplatten" und dienten früher dazu, dass keine Mäuse an die Vorräte rankamen. So erlebte jeder diesen Tag nach seinen eigenen Vorstellungen. Am frühen Abend trafen wir uns im Hotel wieder. Alle Gäste waren bester Laune und mit einer unterirdischen Standseilbahn fuhren wir nunmehr zur Sunnegga hinauf. Wir befanden uns jetzt auf 2.288 Metern Höhe - Gornergrat und Matterhorn waren zum Greifen nah! Wir saßen auf der Terrasse und genossen einfach diese herrlichen Blicke, bevor wir ein typisch schweizerisches Essen erleben durften. Es gab Raclette - eine Käsespezialität mit Pellkartoffeln, grünen Gurken und Glaszwiebeln. Jeder konnte so viel essen, wie er wollte und wir konnten auch bei der Zubereitung zuschauen. Um Raclette zuzubereiten, wird übrigens ein großer halbierter Käse an der Schnittfläche erhitzt und die geschmolzene Oberfläche jeweils abgeschabt. Für die meisten von uns war es das erste Raclette-Essen des Lebens. Die Schweizer lieben Käse und das merkt man natürlich auch, wenn es um hiesige kulinarische Spezialitäten geht. Nachdem wir alle satt und zufrieden waren, ging es nach Zermatt zurück.

6. Tag – Freitag, 02.09.2016: Grimselpass – Luzern – Schwägalp (299 Bus–km / 5 Bahn–km)

Am nächsten Morgen mussten wir dann leider schon wieder Abschied nehmen von dieser Region. Mit dem Pendelzug fuhren wir nach Täsch. Dort, ca. 5 Kilometer nördlich von Zermatt, musste unser Bus parken, da Zermatt ein autofreier Ort ist. In Täsch angekommen, ging es dann gleich mit unserem Bus weiter. Mit unserem Gepäck war übrigens alles bestens organisiert, niemand musste sich darum kümmern. Unser Buschauffeur Ingo, das Hotel und letztendlich die Bahn kümmerten sich darum, dass alle Koffer rechtzeitig im Bus waren. Nach einer etwa 2-stündigen Fahrt über Visp, Brig und das obere Rhonetal erreichten wir den 2.165 Meter hohen Grimselpass. Auf der Passhöhe schauten sich die meisten von uns im Murmeltierpark um - wie niedlich! Am Nachmittag erreichten wir schließlich Luzern mit der berühmten Kapellbrücke. So konnten wir immerhin behaupten, die zwei meistfotografierten Bildmotive der Schweiz wahrhaftig gesehen zu haben! Die Kapellbrücke wurde übrigens in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts als Teil der Stadtbefestigung errichtet und hat ihren Namen von der benachbarten St.-Peters-Kapelle. Am Abend kamen wir an unserem letzten Übernachtungsort an - der etwa 1.300 Meter hoch gelegenen Schwägalp im Appenzeller Land. Diese Ruhe dort war einfach himmlisch...! Ein letztes gemeinsames Abendessen rundete diesen Tag ab.

7. Tag – Samstag, 03.09.2016: Heimreise (bis Dresden = 694 Bus–km)

Am Abreisetag ging es gleich früh mit der Säntis-Schwebebahn hinauf zum etwa 2.502 Meter hohen Säntis. Dort nahmen wir unser letztes Frühstück ein - sozusagen ein "Panorama-Frühstück" mit tollen Aussichten! Schade, dass uns danach nicht mehr sehr viel Zeit verblieb - wir hatten schließlich noch eine lange Heimreise vor uns. Zum Glück gibt es bei Eberhardt TRAVEL noch andere Reisen in die Schweiz, wo längere Aufenthalte auf der Schwägalp beziehungsweise auf dem Säntis vorgesehen sind.
Nach einer herrlichen Woche mit überwiegend grandiosem Wetter sollte es also nun wieder nach Hause gehen. Über Ulm und Nürnberg kamen wir kurz nach 20 Uhr am Dresdner Flughafen an. Die meisten unserer Gäste nutzten den zuverlässigen Haustürtransfer-Service von Eberhardt TRAVEL und somit erreichten wir ganz entspannt unsere Heimatorte.
Ein herzliches Dankeschön gilt an dieser Stelle auch unserem souveränen Buschauffeur Ingo, der uns jederzeit sicher gefahren hat!
Ich wünsche allen Mitreisenden an dieser Stelle nochmals alles Gute, Gesundheit und vor allem weiterhin viel Reiselust! Natürlich hoffe ich auf ein Wiedersehen auf einer meiner nächsten Reisen!
Ihre Reiseleiterin Katrin Deutschbein

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Kommentare zum Reisebericht

Nicht nur Wetterglück, vor allem ein wunderschönes Miteinander in diesen schönen Umgebungen, für uns (die "reifesten Teilnehmer" der Fahrt) ein Höhepunkt!
Danke! Vor allem unserer Super-Katrin.

Schneiders Inge und Hartmut
17.09.2016