Reisebericht: Glacier– und Bernina–Express – die besondere Reise

05.09. – 11.09.2021, 7 Tage Premium–Bahnreise Schweiz im Panorama–Wagen mit Sils im Engadin – St. Moritz – Bernina–Express – Tirano – Glacier–Express – Pontresina – Val da Roseg – Zermatt – Pilatus


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Sankt Moritz und Zermatt waren die Höhepunkte dieser Tour. Aber das nicht allein! Romantische Zugfahrten mit dem Glacier- und Bernia - Express brachten uns die einmalige und unberührte Natur der Alpen näher. Eine Pferderkutschfahrt in das Val Roseg ließ uns die Zeit zurückdrehen. Unvergessliche Erlebnisse!
Ein Reisebericht von
Steffen Mucke
Steffen Mucke

Die Reise nach Graubünden

5.9.2021. Die Vorfreude hat ein Ende; endlich beginnt für uns der langersehnte Urlaub. Voller Optimismus und mit einer schönen Wetterprognose für die Schweiz starten wir in Dresden. An den Busfenstern zieht die heimische Landschaf vorüber; der Herbst ist da und fast alle Felder sind abgeerntet. Die Sonne ist unsere Begleiterin von Anfang an, sie strahlt über dem schönen Vogtland, bescheint die Anhöhen Frankens und lässt später auch das Ulmer Münster im richtigen Licht erscheinen. Ein Stau bringt uns zunächst auf einen anderen Kurs; als wir die Alpen erblicken und in Lindau anlangen, haben wir aber wieder die richtige Richtung gefunden. Flankiert von den Erhebungen der Vorarlberger Berge und später den schroffen Spitzen des Alpsteins, gelangen wir in das Rheintal. Nun geht es beständig aufwärts und bei Thusis verlassen wir das Tal um über Tiefencastel zum Julierpass aufzusteigen.
Langsam neigt sich die Sonne nun dem Horizont entgegen; ein letzter Fotostopp auf über Zweitausend Metern, dann geht es hinunter in das Engadin. Glitzernd empfängt uns der Silvaplana - See an dessen Ufer wir bald nach Sils - Maria gelangen. Hier, im schönen Hotel Edelweiss, werden wir nett begrüßt und wenig später lassen wir uns vom überaus üppigen Abendmenü verwöhnen.

Entdeckungen in Sankt Moritz

6.9.2021. Am frühen Morgen wallt noch Nebel durch das Tal; Wolken haben sich an den Bergen festgehangen, aber als die Sonne über den Bergen aufsteigt, vertreibt sie schnell das Gewölk und als wir kurz vor neun starten, wird das Engadin von einem schönen Licht bestrahlt. Direkt am Bahnhof wartet unsere Ortsführerin auf uns, mit ihr werden wir nun auf eine überaus wissenswerte Entdeckungsreise im Nobelort gehen. Zunächst aber fahren wir ins Bad und kosten von dem verjüngenden, sehr eisenhaltigen Wasser. Dann unternehmen wir eine kleine Rundfahrt und sehen vom Bus aus die wichtigsten Sportstätten des Ortes der zweimal Olympische Winterspiele austrug.
Nach diesen Entdeckungen vom Bus aus geht es nun zu Fuß nach Sankt Moritz und wir sehen all die mondänen Häuser, exklusiven Hotels und Nobelboutiquen für die der Ort so berühmt ist.

Mit Pferdestärken ins Val Roseg
13.10 Uhr. Nach etwas Freizeit sind wir von Sankt Moritz in nur wenigen Minuten nach Pontresina gelangt. Hier steht uns ein weiterer Höhepunkt dieser Reise bevor. Bald hören wir Hufgetrappel und zwei Kutschen biegen um die Ecke. Bei herrlichsten Sonnenschein und warmen Temperaturen geht es nun mit Pferdekraft ins Val Roseg. Hier gibt es keine Autos, nur Fußgänger, Radfahrer und uns auf der Kutsche. Gemächlich zieht der Wald vorbei; auf einer Weide grasen Kühe und wir genießen die romantischen Bergimpressionen mit allen Sinnen. Nach einer guten Stunde öffnet sich das schmale Tal und gibt den Blick frei auf eine grandiose Kulisse: Am Talschluss sind schneebedeckte Berge zu sehen, über allen ist ein blauer Himmel gespannt und lässt uns den Gletscher in einem eigenartigen Kontrast erblicken. In dieser schönen Natur gönnen wir uns Zeit zum Bummeln; im Gasthof wartet ein Kaffee auf uns und wir möchten den wunderbaren Ort gar nicht mehr verlassen. Aber, alles ist endlich; die Kutsche steht wieder bereit und noch einmal genießen wir mit allen Sinnen die gemütliche Fahrt mit den Pferden.


Mit dem Bernina – Express unterwegs

7.9.2021. Die Schweiz ist reich an schönen Bahnstrecken; wir haben uns für den heutigen Tag vorgenommen eine der attraktivsten des Landes kennenzulernen. Wir machen uns gegen halb zehn auf; wiederholt begleitet uns strahlender Sonnenschein auf der Tour. Nach dem Ort Pontresina geht es bergauf; dann, am Bernina – Pass, legen wir eine Pause ein um dann wieder abwärts nach Compocologno zu gelangen. Hier, im italienischen Teil Graubündens, wird am Nachmittag unsere Zugfahrt mit dem Bernina - Express beginnen; zunächst gönnen wir uns aber einen kleinen Imbiss. Bald hat das Warten eine Ende; das Geräusch des ankommenden Zuges ist bald zu vernehmen, schnell haben wir unsere reservierten Plätz eingenommen und nun kann diese attraktive Zugfahrt beginnen. Gleich nach der Abfahrt wartet der erste Fahrthöhepunkt auf uns. Kurz vor dem Ort Brusio verläuft die Fahrt durch das berühmte Kreisviadukt, ein Musterbeispiel Schweizer Ingenieurskunst. Nachdem wir einmal im Kreis gefahren sind, kommt der See von Poschiavo in Sicht. An seinem grünen Ufer entlang nähern wir uns bald dem Aufstieg der uns wieder zum Pass bringen wird. Über Serpentinen und durch Kehrtunnel geht es nun stetig bergan; das Tal entschwindet langsam unseren Augen und nun sind wir im alpinen Bereich angelangt. Die Bäume treten zurück und machen einer niederen Vegetation Platz; der schnelle Wechsel fasziniert bei dieser besonderen Fahrt. Hinter dem See sind die schneebedeckten 3 000er zu sehen, bald geht es an den Seilbahnen zu den bekannte Skigebieten vorbei und wenig später senkt sich die Strecke wieder ab.
In Sankt Moritz schließlich endet diese wunderschöne Fahrt; der Bus bringt uns zurück zum Hotel, hier erwartet uns noch einmal ein leckeres Menü. Morgen werden wir Abschied nehmen vom überaus gastfreundlichen Haus.


Faszination Glacier– Express – von Sankt Moritz nach Zermatt

8.9.2021. Der Abschied fällt aber nicht gar zu schwer denn heute steht eine weitere attraktive Zugfahrt an. Es gibt nicht viele Anbieter welche die komplette Tour mit dem Glacier - Express, und das noch auf der Originalstrecke, anbieten. Unsere Gäste kommen jedenfalls in den wunderbaren Panoramawagen Erster Klasse in eben diesen Genuss welcher unbeschreiblich ist, ich werde es aber dennoch versuchen.
Pünktlich verlassen wir den Bahnhof von Sankt Moritz; schnell sind wir in einer schönen Natur angelangt und auf dem UNESCO -Teil, der Albulastrecke angelangt. Grüne Wiesen, darüber schroffe Berge und immer wieder Tunnel – auf diese Weise eilen wir durch Graubünden. Noch vor dem Mittag langen wir in Chur an; hier wird die Lok umgespannt und nun, in anderer Fahrtrichtung, nehmen wir Kurs auf die Rheinschlucht. Der junge Fluss windet sich hier hindurch, wir tun es ihm gleich und genießen bei diesen Ausblicken ein schmackhaftes Mittagessen. Die Nachmittagssonne bescheint die zwei Türme der Klosterkirche von Sankt Martin. Hier im Bahnhof Disentis bekommen wir nun eine Zahnradlok vorgespannt; mit dieser speziellen Technik gelangen wir nun auf die Höhen des Oberalpasses auf über 2 000 Meter. Immer wieder erstaunlich was die Schweizer Bahnbauer ermöglichen! Doch bald geht es wieder zu Tal und wir langen im Kanton Uri an. Ein kurzer Halt in Andermatt und dann sind wir im Ursenental unterwegs. Runde 15 Kilometer Dunkelheit: Wir durcheilen den Furka - Basistunnel und als wir ihn wieder verlassen, begrüßt uns das Wallis mit Sonnenschein.
Wild schäumend begleitet uns nun die Rhone; wie sie zu Tal fließt so nehmen auch wir unseren Kurs. Immer wieder geht es mit dem Zahnrad hinunter und bei Brig haben wir fast die tiefste Stelle unserer Eisenbahnfahrt erreicht. Das ist dann bim Ort Visp soweit; hier biegen wir aber in das Seitental ein welches uns bis nach Zermatt bringen wird. Nun rücken die Berge ganz nah an die Streck heran; hier müssen wir den Kopf schon in den Nacken legen um im Panoramawagen bis ganz hinauf zu schauen. Über abenteuerliche Brücken und an schäumenden Wasserfällen vorbei, erreichen wir am Abend dann unser Ziel. Nach diesen besonderen Eindrücken bringt uns ein kurzer Fußmarsch zum Hotel, auch das Matterhorn begrüßt die neuen Gäste – dieser Tag der mit einem leckeren Diner und bei munteren Gesprächen beschlossen wird war für alle ein ganz besonderer.


Zermatt, das Dorf zwischen den 4 000ern

9.9.2021. Auch heute hat Petrus gute Laune; er schickt uns an diesem Vormittag erneut Sonnenschein – bestes Wetter um mit der Zahnradbahn zu den Höhen des Gornergrates aufzusteigen. Kurz nach neun beginnt die Fahrt; schnell gelangen wir aus Zermatt hinaus, die Häuser des Ortes verschwinden im Tal und wir kommen den Wolken immer näher. Aller Blick ist aber nach rechts gerichtet. Dort erscheint bald, von einem leichten Wolkengespinst eingehüllt, der Berg der Berge: das Matterhorn. Das ist aber nicht der einzige Blickpunkt; bald tauchen die 4 000er auf; in ewigen Schnee gehüllt glitzern sie magisch in der Sonne. Immer weiter geht es hinauf und oben, bei gut 3 000 Metern, endet unsere Fahrt. Hier, im Reich der Murmeltiere und Bergdohlen, auf dem Gornegrat, bietet sich dem Auge ein Panoramablick den man so schnell nicht vergisst! Rundum Schneeberge, unten zahlreiche Gletscher und über allem schweben weiße Wolken die Petrus uns als Dekoration an den blauen Himmel gehängt hat. Welche Wunder der Natur! Der Blick schweift in unendliche Ferne und die Frage stellt sich: Wie klein ist der Mensch im Angesicht dieser beindruckenden Natur! Das Auge mag sich gar nicht satt sehen daran, möge auch späteren Generationen dieser Blick vergönnt sein…
Da wir unser Hotel direkt in Zermatt haben, gibt es keinen Zeitdruck; jeder unserer Gäste kann bis zum Abendessen ausgiebig in dieser sonnenbestrahlten Natur weilen; auf den zahlreichen Routen auf Wanderschaft gehen oder aber nur sitzen und – genießen.
Der Nachmittag bietet noch die Möglichkeit für einen Bummel durch Zermatt; die Bahnhofstraße entlang, an den schönen Läden und urigen Restaurants vorbei bis zu Kirche um von hier einen Abstecher zum Bergsteigerfriedhof zu unternehmen, auch dieser Tag vergeht, wie alle schönen Tage zuvor, leider viel zu schnell…
Als sich unsere Reisegruppe beim Abendessen wiedergefunden hat gibt es viel zu erzählen.


Von Zermatt zum Pilatus – eine Nacht auf dem Berg

10.9.2021. Ja, die Stunden in Zermatt sind wie im Flug vergangen. An diesem Tag aber wird es noch ein ganz besonderes Erlebnis geben, eine Übernachtung auf dem sagenumwobenen Pilatus und in der luftigen Höhe der Schweizer Bergwelt, doch der Reihe nach!
Kurz vor neun hat sich unsere Gruppe am Bahnhof von Zermatt versammelt, der Pendelzug wird uns nach Täsch bringen, dort haben wir dann unseren Bus wieder.
Heute gestaltet sich das Wetter trüb und regnerisch. Als wir dann im Rhonetal unterwegs sind tröpfelt es. Doch das stört uns zunächst wenig; wir bestaunen dennoch die schönen Landschaften und die malerischen Orte mit den uralten Holzhäusern des Goms. Dann steigt die Straße an; rechts von uns ein mächtiger Geröllhaufen wo einst der Rhonegletscher seine Zunge zu Tal streckte und voraus einen atemberaubende Serpentinenstraße – es geht hinauf zum Grimselpass, erneut auf reichlich Zweitsausend Meter über dem Meer. Auch wenn überall graue Wolken über den Bergen hängen, der Anblick ist großartig und im Murmeltiergehege zeigen sich einige der possierlichen Nager.
Dann geht es hinunter in Hasletal; zahlreiche Stauseen säumen unsere Bahn; der Weg führt uns nun in die Zentralschweiz. Bald kommt der mächtige Pilatus in unser Blickfeld; jener zerklüftete Berg welcher in dunkler Vergangenheit die Menschen schreckte. Uns aber nicht; wir setzen uns in die Zahnradbahn, die steilste der Welt, und erklimmen mit ihr den Gipfel. Oben angelangt beziehen wir im runden Hotel schnell die Zimmer um danach auf Exkursion in der schroffen Bergwelt zu gehen. Kurz wird der Blick auf Luzern frei, dann ziehen wieder Wolken herauf und tauchen alles in Nebel.
Leider wird es an diesem Abend nichts mehr mit der Sicht; dennoch lassen wir uns das letzte gemeinsame Abendessen dieser Reise auf diesem besonderen Berg gut schmecken.


Abschied von der Schweiz und Heimfahrt

11.9.2021. Mitten in der Nacht werde ich munter, gehe ans Fenster und schaue hinab in Richtung Luzern. Die Wolken haben sich verzogen, der Nachthimmel zeigt sich sternenbesät und von unten glitzern mir die Lichtpünktchen der Orte entgegen. Es ist ein grandioser Anblick dem ich ein wenig Nachtschlaf opfere.
Als wir uns dann gegen acht zum Frühstück begeben ist wieder alles zugezogen; aber eine Stunde später, zur Abfahrt mit der Gondelbahn in Richtung Kriens, zeigt sich Petrus wieder von seiner besten Seite: Der Dunst hat sich verzogen und wir gleiten in strahlendem Sonnenschein über die grünen Wiesen am Fuße des Pilatus vom Gebimmel der Kuhglocken begleitet. Es ist eine letzte schöne Impression am Ende einer ereignisreichen Reise.
Unten wartet der Bus auf uns; mit ihm treten wir nun die Heimreise an. Solange wir uns noch in den Bergen bewegen, können wir in diesen Wundern der Natur schwelgen und in Gedanken noch einmal zurückgehen. Ja, es waren schöne Tage die wir gemeinsam erleben durften und mit diesen angenehmen Gedanken begeben wir uns nun wieder in den Alltag zurück…

Steffen Mucke


Schlusswort

Nach einer recht langen Zeit der Entbehrungen und dem Verzicht auf das Reisen, errinern wir uns der goldenen Worte:

Wenn uns etwas aus dem gewohnten Geleise wirft, so denken wir, alles sei verloren. Aber dafür beginnt nur etwas Neues und Gutes.

Leo Tolstoi

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