Reisebericht: Rundreise Schweizer Seen: Bielersee, Neuenburgersee und Murtensee

08.07. – 13.07.2016, 7 Tage Rundreise Schweiz mit Biel – Schweizer Jura – La Chaux–de–Fonds – Bielersee – Broc – Gruyeres – Solothurn


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Das Seenland in der Schweiz liegt zwischen dem Juragebirge und der Zentralschweiz. Mit Bus und Fahrgastschiffen entdeckt man pittoreske kleine Orte mit langer Geschichte, schöne Landschaften und ein ungewöhnliches Museum der Zeitmessung.
Ein Reisebericht von
Peter Großer

Nordwest–Schweiz. Ein Reisebericht von Peter Großer

08.07.2016 – Anreise

Wenn man an die Schweiz denkt, sieht man zuerst die Alpen vor sich. Kein Wunder, sie bedecken 60 % des Landes, das nicht viel größer ist als Sachsen und Sachsen-Anhalt zusammengenommen. Weniger denkt man an den zweiten Gebirgszug, den Jura (10 %) und das Mittelland, das etwa 30 % der Fläche umfasst. Ein Teil des Mittellandes wird durch das Seenland am Fuße des Juragebirges gebildet und diese schöne Region der Schweiz ist unser Ziel. Angenehm ist, dass wir von einem zentralen Ort aus, die einzelnen Tagesziele gut erreichen können und dieser Ort ist Biel/Bienne. Es ist der einzige Ort der Schweiz, der offizielle einen Doppelnamen führt und in dem 2 Amtssprachen, das Französische und das Schweizerdeutsch, gleichberechtigt nebeneinander existieren und gesprochen werden.
Die Schweizer sagen immer: Wir sind ein armes Land, wir haben keine Bodenschätze. Wir haben nur Berge, Wasser und Luft, aber die verkaufen wir gut, an die ausländischen Touristen. Das ist natürlich Koketterie, denn schon an der Grenze, in Basel, sind große Werke der chemischen und pharmazeutischen Industrie zu sehen, 30 % der Exporte liefert allein die Pharmaindustrie. Und das Ziel Biel/Bienne ist ein Weltzentrum der Uhrenindustrie (Rolex und die Swatch-Gruppe, zu der auch Lange & Söhne in Glashütte gehören). Die „armen" Schweizer haben es also verstanden, aus wenigen Gramm Material große Werte zu schaffen.
Unser 4-Sterne-Hotel in Biel ist zentral gelegen und wir erreichen es, trotz des starken Feierabendverkehrs in der Schweiz, noch vor de, Abendessen.

09.07.2016 Biel – La Chaux–de–Fonds und Twann

Wir beginnen den Tag mit einer Stadtführung in der Altstadt von Biel. Die Gassen zeigen farbenfrohe Bürgerhäuser im Berner Stil mit weit vorragendem Dach und kleine Plätze mit Trinkwasserbrunnen, aus deren Becken sich Säulen erheben, die bunt bemalte Figuren tragen: die Gerechtigkeit, den Bannerherren, die vom Teufel versuchte Frau  oder einen Engel. Von der mittelalterlichen Stadtbefestigung sind Reste geblieben. Diese kleine Altstadt ist an diesem Vormittag sehr belebt. Lebensmittelhändler und Antiquitätenverkäufer haben ihre Stände aufgebaut und viel Besucher angelockt.
Wir aber fahren dann über die Taubenlochschlucht in den Jura hinein, in das Tal der Uhren. La Chaux-de-Fonds ist eines der Zentren der Uhrenindustrie und wir können vom 14. Stock eines Hochhauses sehr gut die planmäßige Anlage der Reißbrettstadt nach dem Stadtbrand von 1794 sehen: breite Straßen, große Fenster in den Häusern, in denen sich die Uhrmacherwerkstätten befanden und noch befinden. Im Ort wurde das Internationale Uhrenmuseum, eingerichtet, mit 4500 Exponaten das größte der Welt. Bei einer Führung lernen wir die Methoden der Zeitmessung, angefangen mit der Wasseruhr der Ägypter, kennen. Später ging es nicht nur darum, die Zeit immer genauer zu messen, sondern auch Schmuckstücke für Armgelenk oder das Wohnzimmer zu schaffen, um den Reichtum der Besitzer zu zeigen. Ein im Ort gefertigte Uhr kostet z.B. heute 700.000 CHF, da kommt noch die Mehrwertsteuer dazu. Muss man vielleicht nicht haben, aber mehr Zeit sollte man haben, um dieses wunderbare Museum länger zu genießen.
Bei der Abfahrt nach Neuenburg halten wir am Aussichtspunkt Vue des Alpes ehe wir entlang eines Teils des Neuenburger Sees zum Bielersee gelangen. 80 Winzer produzieren
an diesem See ausgezeichnete Weine von Weiß bis Dunkelrot. In Twann verkosten wir in einem Trüelkeller einige Proben. Es wurde eine lustige Fahrt in das nahe Biel.

10.07.2016. Estevayer–le–Lac  Gruyères – Broc


Heute sind wir auf der anderen Seite des Neuenburger Sees. Der kleine Ort Estevayer-le-Lac war als Fischerort und Umschlagsplatz für Salz aus dem fernen Burgund bekannt. 3 Schlösser hatte der kleine Ort, das größte besteht heute noch. Von der Stadtbefestigung sind große Teile und 7 Tore erhalten. Zentrum der Stadt ist die Kirche St.Laurent, in der ein reich verziertes geschnitztes Chorgestühl zu finden ist. Die Dominikanerkirche ist dagegen viel schlichter, im Kloster leben noch einige Dominikanerinnen. Die Umgebung von Estevayer war früher sehr sumpfig, kein Wunder, dass man den Fröschen ein eigenes Museum widmete. Es war ein angenehmer Bummel durch den Ort mit einer Stadtführerin, die manche Anekdote berichten konnte.
Dann entfernen wir uns vom See und kommen in die Voralpen. Immerhin ist der Hausberg von Gruyères, der Molessol,  über 2000 m hoch. Der kleine Ort, der früher Zentrum einer ganzen Grafschaft war, liegt auf einem Bergsporn und besteht eigentlich nur aus einem breiten Markt und einem Schloss. Prächtige Häuser aus gotischer und Renaissance-Zeit schmücken den Platz,
Berühmtester Bewohner der heutigen Zeit war der unlängst verstorbene HR Giger, der Erfinder der Aliens, von dem einige skurrile Werke ausgestellt sind.  Viele Besucher nutzen den herrlichen Sonn- und Sonnentag, um hier gut zu essen, natürlich meist das Käsefondue.
Und in der aufgeschmolzenen Käsemischung ist ein guter Teil Gruyère-Käse enthalten. Wir besuchen die von Touristen stark besuchte Käserei im Ortsteil Prigny. Es wäre allerdings wünschenswert gewesen, wenn die Käseleute nur wenige Kilometer weiter bei den Schokoladenleuten nachgesehen hätten, wie man Produkte Besuchern präsentiert. Wir erreichen die älteste Schokoladenfabrik der Schweiz, Cailler,  über abenteuerliche Wege, eine Radfahrerveranstaltung versperrt uns den direkten Zugang. Unser „Gesellschaftswagenfahrer" Gerald meisterte den Parcour zum Hintereingang des Fabrikgelände vorbildlich. Wir erleben eine sehr gute Präsentation der Geschichte der Schokolade, des Unternehmens und eine Verkostung mit vielen Proben. Geht doch.

11.07.2016 3–Seen–Rundfahrt – Murten

Das Seenland war in der Vergangenheit ein Sumpf und Überschwemmungsgebiet. Die Aare bringt aus dem Hochgebirge im späten Frühjahr so viel Wasser, dass Überschwemmungen unvermeidlich waren. An der Mündung in den Rhein bringt sie mehr Wasser an als der Rhein selbst. Im 19. Und 20.Jhdt. wurden deshalb die Seen zur Regulierung des Wassers herangezogen, die sog. Juragewässerkorrektion. Die Aare wurde in den Bielersee umgeleitet, die Abflüsse vergrößert und der Neuenburger See als Speicher einbezogen. Gleichzeitig wurde der Seepegel der nun verbundenen Seen abgesenkt und es entstand nach Trockenlegung des Großen Moos das größte Gemüseanbaugebiet der Schweiz.
Über die Verbindungskanäle kann unser Ausflugsschiff einem See in den anderen fahren. Am Bielersee sehen wird die Weinberge der 2 großen Gemeinden Ligerz und Twann, dann die Petersinsel, bekannt durch den Aufenthalt von J.J. Rousseau. Damals noch Insel, wurde sie durch die Absenkung des Seespiegels Halbinsel. Der Neuenburger See ist der größte See der Schweiz (Bodensee und Genfer See gehören nur zum Teil zur Schweiz).
Über den Broye-Kanal kommen wir zum kleinsten der drei Seen, dem Murtensee. Auf dem schiff erleben wir Schweizer Gastronomie, ein 3-Gänge-Menü mit vorzüglicher Bedienung. Über ein Audiophon bekamen wir viele Informationen zu den See, der Gewässerkorrektion und den Orten am See. Der kleine Ort Murten hat mit seiner Hauptgasse eine schöne Einrichtung: die durch gehenden Laubengänge, Arkaden die bei Sommerhitze oder Regengüssen eine wohltuende Einrichtung sind und zum Schaufensterbummel einladen.
Bei einer eigenen Führung konnte die „Elefantengasse" (hier wurde ein ausgebrochener Zirkuselefant mit einer eigens herbeigeholten Kanone erlegt) besichtigt das Schloss, das gotische Haus Rübenloch und malerische Bprgerhäuser fotografiert und der Wehrgang auf der Stadtmauer bestiegen werden. Auch Murten liegt am „Röstigraben", der Sprachgrenze und es ist kein Wunder dass der kleine Ort neben einer katholischen Kirche auch Kirchen für die deutschen und die französischen  Reformierten brauchte. Ganz nebenbei: Murten hat Weltgeschichte geschrieben. Hier wurde Karl der Kühne, Herzog des gewaltigen
Burgunderreiches 1476 zum zweiten Male durch die Eidgenossen vernichtend geschlagen. Kurz danach brach das Burgunderreich zusammen und die Landkarte Europa musste neu gezeichnet werden.

12.07.2016 Büren – Aarefahrt – Solothurn

Wir fahren mit dem Bus nach Büren, einem kleinen Ort an der Aare, die erstaunlich breit ist und schnell fließt. Schöne Bürgerhäuser und eine gedeckte Holzbrücke schmücken den Ort. Weiter fahren wir mit einem modernen Schiff, der „MS Rousseau" auf der Aare, kommen an Dörfchen vorbei, von denen Altreu besonders hervorsticht. Seit 1948 wurden Versuche zur Ansiedlung von Störchen unternommen und wie man auf den Dächern sieht, war das erfolgreich.
An der Schiffsanlegestelle in Solothurn werden wir wieder von einer guten Stadtführerin abgeholt. Solothurn ist etwas Besonderes: es war früher gut katholisch, die Botschafter Frankreichs residierten hier (und betrieben erfolgreich Anwerbungen von Söldnern für die Kriege Ludwig XIV) und es hat eine für die kleine Stadt riesige Kathedrale. Und es hat eine eigene Zahl, die Solothurn-Zahl: 11 Ratsherren gab es einmal und 11 Zünfte, 11 große Brunnen schmücken die Stadt (sie hat etwa 50), alle 11 Altäre kann man von einem Punkt in der Kathedrale aus sehen, zu der natürlich 3 x 11 Stufen hinaufführen, 11 Kirchen und Kapellen gibt es in der Stadt, der Kanton trat als 11. Kanton der Eidgenossenschaft bei,
es gibt eine Uhr mit nur 11 Stunden, das 11. Militärbataillon, eine Brauerei, die Elfer-Bier herstellt und und...Die Stadt hat noch bedeutende Reste der ursprüngliche mittelalterlichen Befestigungen mit 2 Stadttoren, aber auch Bastionen aus der Zeit Ludwig XIV, ein militärhistorisches Museum im Zeughaus mit dem „Züghusjoggeli", der Neugierige mit Wasser bespritzt, ein Figurinenspiel am Zeitglockenturm; prächtige Bürgerhäuser und natürlich diese große Ursenen-Kathedrale, hell und schlich im Vergleich zur prunkvoll ausgestatten Jesuitenkirche.
Fazit: Es stimmt, Solothurn ist die schönste Barockstadt der Schweiz.


13.07.2016 - Rückfahrt

Wie immer vergehen die wenigen Tage einer Reise wie im Fluge. Wir haben viele neue Eindrücke gesammelt  und unser Bild von der Schweiz hat sich erweitert. Natürlich reicht
die Zeit nicht aus, um auch nur annähernd zu erfassen, wie ein Schweizer sein Leben gestaltet, wie sein Verhältnis zur Heimat, zur Umwelt, zur Gesellschaft ist, mit welchen
Schwierigkeiten er sich beschäftigen muss und was wir bei etwas mehr Bescheidenheit
und Unvoreingenommenheit vom ihm noch lernen können. Wir lernen die Menschen nicht kennen, wenn sie zu uns kommen. Wir müssen zu ihnen gehen, um zu erfahren, wie es mit ihnen steht, sagt  Goethe. Es lohnt sich!
Mit vielen schönen Eindrücken von einem kleinen Teil dieses „kleinen" Landes kehren wir zurück. Und es ist gut zu wissen, dass das Schweizprogramm von Eberhardt Travel noch viele andere Regionen beinhaltet. Kommen Sie doch einmal wieder!    

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