Reisebericht: Bahnerlebnisse in der Schweiz mit Panorama– und Dampfzügen

08.08. – 19.08.2024, 12 / 14 Tage Rundreise mit Davos – Bernina–Express – Glacier–Express – Zermatt – Grimselpass – Flüeli–Ranft – Brienzer Rothornbahn – Furka–Dampfbahn – Nostalgiebahn auf die Schynige Platte – Historischer Zug auf die Rigi


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Wir erleben bei Traumwetter eine einzigartige Reise mit Fahrten von 12 verschiedenen Bergbahnen und Busfahrten über fünf verschiedene Pässe. Bahnliebhaber kommen im Depot von der Rigi Bahn voll auf ihre Kosten, denn wir dürfen seltene Schätze bestaunen.
Ein Reisebericht von
Annette Probst-Weise
Annette Probst-Weise

Anreise nach Davos – 786 km

Unsere Reise beginnt pünktlich in Dresden. Wir fahren zunächst durch das Fichtelgebirge, die Fränkische Schweiz und weiter zum Bodensee. Am Nachmittag überqueren wir die Grenze zur Schweiz. Im Rheintal führt uns die Route an Liechtenstein und Sargans vorbei nach Graubünden, in den größten Kanton der Schweiz. Nun geht es durch das Prättigau nach Davos. Im Hotel Hilton Garden Inn werden wir bereits erwartet und können unsere schönen, großzügigen Zimmer beziehen. Den Tag beschließen wir mit einem leckeren Abendessen.

Mit dem Bernina–Express von den Palmen zu den Gletschern – 239 km Bus + 65 km Zug

Strahlender Sonnenschein weckt uns am Morgen. Gut gelaunt starten wir erwartungsvoll in den Tag. Heute werden wir erste Bahnfahrt erleben. Zunächst erklimmen wir mit dem Bus den Flüelapass. Weiter durch das Engadin entlang des Inn führt uns unser Weg nach Pontresina. Es bleibt Zeit für eine kleine Pause in Pontresina. Nun folgen wir der Bahnstrecke der Bernina-Linie. Sie bringt uns vorbei am Morteratsch-Gletscher, dem Lago Bianco über den Bernina-Pass auf 2.309 Meter Höhe. Auf der Passhöhe des Bernina-Pass in 2.309 Meter Höhe genießen wir die wunderschöne Sicht auf das Piz Palü und den Palü-Gletscher. Anschließen geht es hinab in das Puschlav und nach Tirano in Italien. Im italienischen Tirano auf einer Höhe von 429 Metern endet jetzt unserer Fahrt mit dem Bus. In dem italienischen Ort spazieren wir vorbei an Palmen und verschiedene mediterrane Pflanzen. Das echtes italienische Eis probieren die meisten Gäste. Anschließend steht der Bernina-Express für uns bereit. Im Panoramawagen, der 2. Klasse erleben wir nun die beeindruckende Bernina-Linie. Sie ist die einzige Strecke in den Alpen, welche offen, ohne Scheiteltunnel über die Alpen führt. Der erste Höhepunkt der Strecke erreicht der Zug kurz nach der Grenze zwischen Italien und der Schweiz: das Kreisviadukt in Brusio. Auf diesem einzigartigen Bauwerk gestattet es dem Zug einen Höhenunterschied von ca. 20 Metern in einem vollen Kreis zu überwinden. Dadurch ist es möglich, auf kleinstem Raum durch diese geniale Anlage dieses einzigartigen Viadukts eine Streckenausweitung zu erreichen. Jetzt führt die Route am Lago die Poschavio mit seinem smaragdgrünen Wasser zunächst nach La Prese und weiter nach Poschavio. Der Hauptort des Puschlav zeigt seine Schönheit mit den vielen Palazzi. Puschlaver, die im Ausland gearbeitet und damit sich entsprechendes Vermögen schaffen konnten, errichteten diese schönen Gebäude mit ihrem Reichtum. Auf einer faszinierenden Strecke über schwindelerregende Kehren und Kurven, durch Tunnel und über Viadukte klettert die Bahn nun hinauf zur Alp Grüm. Wir sehen den Palü-Gletscher und den Palüsee. Bei wunderbarer Sicht fahren wir am Lago Bianco und am Lej Nair mit ihren schönen türkisfarbenen Wasserflächen vorbei. Die Station Ospizio Bernina – deutsch Bernina-Pass – auf 2.253 Metern ist der höchste Bahnhof auf der Strecke der Rhätischen Bahn. Der Pass bildet die Sprachgrenze zwischen dem Engadin, wo deutsch und rätoromanisch gesprochen wird und dem italienischsprachigen Puschlav. Jetzt geht es weiter hinab, vorbei am Morteratsch-Gletscher, nach Pontresina. Ingo, unsere Chauffeur erwartet uns mit dem Bus. Über den Flüelapass reisen wir zurück nach Davos. Die Fahrt mit dem Bernina Express – unsere erste Bahnfahrt der Reise – war ein tolles Erlebnis.


Entdeckungsreise im Engadin – 158 km

Wir gehen bei herrlichem Sonnenschein auf Entdeckungsreise in das Engadin. Über den 2.383 Meter hohen Flüelapass fahren wir nochmals in das Inntal. Auch heute begeistert uns die einmalige Bergwelt Graubündens. Unsere Reise führt uns nach Zuos. In diesem kleinen Dorf im Inntal spazieren wir durch ein einmaliges Ensemble der typischen Engadiner Steinhäuser. Wir erblicken zum einen kleinere Bauernhäuser, aber auch beeindruckende Patrizier-Häuser reicher Händler begeistern uns. Die Bauernhäuser beherbergen die Wirtschaftsgebäude und den Wohntrakt unter einem Dach. Die Wohnräume lagen früher im höheren Teil des Hauses, welcher durch einen separaten Eingang erreichbar ist. Die ehemaligen Ställe, Scheunen und Vorratslager befinden sich in den unteren Geschossen des Hauses und sind durch große Tore erreichbar. Alle Gebäude sind aus Stein erbaut und haben dicke Mauern und tief eingelassene Fenster. Wunderschöne Sgraffitos an den Fassaden begeistern bis heute ihre Besucher. Die großen Häuser der ehemaligen Händler verfügen über mehrere Etagen und zum Teil riesige Lagerräume. In den einmaligen Baudenkmäler nbefinden sich heute Wohnungen, Hotels oder Büros. Die ehemaligen Wirtschaftsräume, wie Ställe und Scheunen, werden heute meist anderweitig genutzt. Anschließend fahren wir durch das Inntal nach St. Moritz. In St. Moritz unternehmen wir einen kurzen Rundgang durch den mondänen Kurort. Über die Rolltreppen geht es von St. Moritz Bad nach St. Moritz Dorf in das Zentrum des Ortes. Wir spazieren am berühmten Bardrutt’s Hotel Palace vorbei. Im Winter residieren im bekanntesten 5-Sterne-Hotel die Schönen und Reichen. Unser Weg führt uns durch die Fußgängerzone mit der berühmten Konditorei Hanselmann zum Rathaus. Reiseleiterin Annette erzählt die Geschichte, wie der Wintertourismus nach St. Moritz und in die Schweiz kam: Der berühmte Hotelier Johannes Bardrutt begrüßte vor über 150 Jahren in seinem Kulmhotel viele englische Gäste im Sommer. Auch im Winter wollte er sie gern in seinem Haus verwöhnen. Deshalb bot er vier seiner englischen Stammgäste eine Wette an: Er lud sie ein, im Winter nach St. Moritz zu reisen. Kost und Logis für die Zeit des Aufenthaltes von Ihnen würde er übernehmen, wenn es seinen Gästen gefiel. Falls sie nicht wohlfühlen würden, käme er selbstverständlich für die Reisekosten auf. Die Gäste hatten also nichts zu verlieren. Deshalb reisten sie zu Weihnachten an. Erst Ostern traten Sie, gut erholt und braun gebrannt, ihre Heimreise an. Damit war der Wintertourismus in der Schweiz angekommen. Am Nachmittag treten wir unsere Rückfahrt vorbei am Silvaplaner See und über den 2.284 Meter hohen Julierpass an. Am Pass gönnen wir uns noch eine Pause ein. Es entstehen wieder wunderschöne Fotos. Anschließend zeigt uns Ingo, unser Chauffeur seine ganzes fahrerisches Können. Sicher bewältigt er die zum Teil sehr engen Straßen durch die Ortschaften des Landwassertales. In Davos bleibt vor dem Abendessen noch Zeit zu einem Bummel durch den Ort.


Glacier–Express – mit dem langsamsten Schnellzug der Welt von Filisur nach Zermatt – 265 km Zug

Nach dem Frühstück verladen wir das Gepäck in den Bus und unser Chauffeur Ingo bringt uns zum Bahnhof Davos-Platz. Er fährt mit dem Bus über den San Bernadino-Tunnel und den Nufenenpass nach Täsch und bringt unser Gepäck ins Hotel. Mit dem Regionalzug geht unsere Reise zunächst nach Filisur. Hier beginnen wir unsere Fahrt im Panoramawagen der 2. Klasse des Glacier-Express. Der Glacier-Express gilt als langsamster Schnellzug der Welt. Für die 291 Kilometer lange Strecke bis nach Zermatt benötigt der Zug in etwas mehr als 8 Stunden Fahrzeit. Auf dieser beeindruckenden Reise erhalten wir interessante Informationen und Geschichten zur Strecke und deren Sehenswürdigkeiten über das Audio-System des Zuges. Schon gleich zu Beginn kurz nach dem Bahnhof Filisur erreichen wir einen ersten Höhepunkt auf der Route. Mit dem Zug fahren wir über das wohl bekannteste und eindrucksvollste Bauwerk auf der Bahnstrecke: Das 65 Meter hohe und 142 Meter lange Landwasserviadukt. Dieses einmalige Bauwerk überspannt mit einem kühnen Bogen im 100 Meter Radius das Landwassertal. Unsere Fahrt führt weiter durch die Landschaft des Prättigau nach Thusis und Reichenau. Bei Reichenau erblicken wir den Zusammenfluss von Hinterrhein und Vorderrhein zum Rhein. Danach treffen wir in Chur ein. Es beginnt eine eindrückliche Strecke hinein in die Rheinschlucht. Nach der letzten Eiszeit ereigneten sich in dieser Region riesige Bergstürze und erschufen die einmalige Schlucht. Bizarre Felsgebilde und imposante Wände erleben wir heute als den Swiss Grand Canyon. Eine Älplertasche mit Bergkäse und leckerer Trockenwurst aus Graubünden wird uns zur Mittagszeit gereicht. Aus der Ferne grüßt uns bereits das Benediktiner-Kloster in Disentis. Der Glacier-Express verlässt das Streckennetz der Rhätischen Bahn, auf dem der Zug ohne Steighilfen auskommt. In Disentis beginnt das Netz der Matterhorn-Gotthard-Bahn. Eine andere Lok wird vor den Zug gespannt. Ab jetzt unterstützen Zahnstangen und Zahnräder die Bahn bei den Steigungen. Der Glacier-Express überwindet nun einige Höhenmeter zum höchsten Punkt der Strecke auf den 2.033 Meter hohen Oberalppass. Unsere Blicke schweifen in die abwechslungsreiche Landschaft: die Bergspitzen haben zum Teil noch Schneehauben, die Gletscher schimmern bläulich im Sonnenlicht. Über einzigartige schwindelerregende Strecken aus Kehrtunneln und Serpentinen schlängelt sich die Bann 600 Meter hinab nach Andermatt und weiter in das Ursenen- und Hospental nach Realp. Am Bahnhof der Furka-Dampfbahn vorbei reisen wir durch den 15,6 Kilometer langen Furka-Tunnel. In Oberwald endet der Tunnel und wir fahren durch das liebliche Goms. In diesem Hochtal erkennen wir viele Dörfer mit den typischen dunklen Walliser Holzhäusern. Die Route führt in einem kühnen Kehrtunnel über einen größeren Höhenunterschied hinab nach Fiesch. Durch das Rhônetal geht es für den Glacier-Express nach Brig. Hier verlassen wir den Zug. Aufgrund der starken Unwetter im Juni ist die Bahnstrecke zwischen Visp und Zermatt noch gesperrt. Wir steigen in einen bereitstehenden Bus um. Er bringt uns durch das Visper- und Mattertal. Vorbei an St. Niklaus und Randa fahren wir hinauf nach Täsch. Hier steht ein Zug zur Weiterfahrt nach Zermatt bereit. Das Matterhorn begrüßt uns leicht wolkenverhangen. Wir spazieren zu unserem Hotel Simi. Mit einem leckeren Abendessen im Restaurant Swiss Chalet schließen wir den erlebnisreichen Tag ab.


Erlebnisse auf dem Gornergrat – Raclette–Abend auf Furi

Auch heute begrüßt und strahlender Sonnenschein. Wir freuen uns auf einen wunderbaren Tag. Gut gelaunt starten wir zu unserem Ausflug auf den Gornergrat.. Die Gornergratbahn bringt uns auf den Gornergrat in 3.089 Meter Höhe. Das Matterhorn mit 4474 Metern, die Douforspitze, die Monte Rosa Gruppe und die weiteren Viertausender mit ihren Gletschern erstrahlen mit ihren schneebedeckten Gipfeln im gleißenden Sonnenlicht. Wir sind im Angesicht dieser Naturschönheiten einfach nur überwältigt. Ausgiebig lassen alle Gäste die Zeit auf dem Berg auf sich wirken. Unsere Blicke schweifen auf dem Aussichtspunkt über diese erhabenen Gipfel, jeder findet seine Art für sich. Anschließend kehren alle mit unterschiedlichen Stopps individuell wieder zurück nach Zermatt. Einige Gäste legen einen Stopp an der Station Rothenboden ein und schauen am Riffelsee vorbei. Wir wollen gern die legendäre Spiegelung des Matterhorns sehen. Ein klein wenig ist es gelungen. Am Nachmittag bleibt Zeit zum Bummeln oder Erholen.
Am Nachmittag unternehmen wir einen kleinen Ortsrundgang durch Zermatt. Unser Spaziergang führt uns zuerst zum Denkmal für Alexander Seiler, dem großen Hotelier aus Zermatt. Weiter geht es zur englischen Kirche, welche im Jahr 1871 errichtet wurde. Diese ist eng mit der Erstbesteigung des Matterhorns verbunden. Wir besuchen den Kirchplatz und sehen das Haus der Familie Taugwalter, den Bergführern, welche an der Erstbesteigung des Matterhorns beteiligt waren. Anschließend sehen wir den neu gestalteten Murmeltier-Brunnen. Die Gäste streicheln die Murmeltiere auf dem Brunnen. Der Legende nach heißt es, dass man dann immer wieder nach Zermatt zurückkommt. Ich denke, dass es bei mir so ist. Untrennbar sind die Geschichte Zermatts und das Matterhorn mit seiner Erstbesteigung im Jahre 1865 verbunden. Im gesamten Ort finden wir Spuren dieser Bergbesteigung, ob in der englischen Kirche, auf dem Friedhof oder am heutigen Hotel Monte Rosa. Anschließend besuchen wir das alte Zermatt. Wir bestaunen die dunklen wettergegerbten Holzhäuser und Spycher, welche teilweise über 500 Jahre alt sind. Das Lärchenholz, aus dem die Häuser erbaut sind, ist sehr widerstandsfähig und muss nicht behandelt werden. Die dunkle, fast schwarze Farbe erhalten die Häuser durch die Witterungseinflüsse von Sonne und Regen. Am Beginn der Gasse erblicken wir den Brunnen, der zu Ehren von Ullrich Inderbinen errichtet wurde. Ulrich Inderbinen ist bedeutungsvoll für Zermatt. Er gilt als der älteste Bergführer der Welt. Er bestieg etwa 370 Mal das Matterhorn. Seine letztmalige Besteigung fand im Jahr 1990, als er bereits das 90. Lebensjahr erreicht hatte, satt. Bis zu seinem 95. Geburtstag führte er immer noch Gäste als Bergführer auf seine geliebten Berge. Im Jahr 2004 verstarb er im Alter von 104 Jahren.
Am Abend gehen wir zur Talstation des Matterhorn-Express. Wir fahren mit der Gondelumlaufbahn auf Furi. Auf der Terrasse vom gleichnamigen Bergrestaurant erwarten uns der Alphornspieler Martin mit seinen wunderbaren Melodien und das Restaurant-Team mit einem Glas Walliser Wein. Anschließend wird uns in der gemütlichen Gaststube Walliser Trockenfleisch und das typische Roggenbrot gereicht. Ein typisches Schweizer Gericht, das Raclette, bildet den Hauptgang. Den schmackhaften Käse spannt der Koch unter einer Heizspirale ein und so schmilzt die oberste Schicht. Diese streicht der Koch auf einen Teller ab und mit Pellkartoffeln und saurem Gemüse wird das Gericht serviert. Alle genießen dieses typische Gericht aus der Bergbauernküche und es schmeckt ausgezeichnet. Zum Abschluss des Menüs gibt es noch einen leckeren Obstsalat mit einem Schuss Kirchbrand. Mit Schweizer Folkloremusik begleitet ein Duo mit ihren Schwyzerörgeli den Abend. Viel zu schnell vergeht die Zeit und ein einmaliger, stimmungsvoller Abend mit wunderbaren Emotionen und Gefühlen in dieser herrlichen Bergwelt geht zu Ende. Die netten Bahnmitarbeiter schalten aus der Zentrale die Großgondel für uns ein und bringen uns ganz automatisch wieder gut ins Tal.


Abschied von Zermatt – Fahrt nach Flüeli–Ranft – 155 km

Es heißt leider Abschied nehmen von Zermatt und dem Matterhorn. Nach dem Frühstück bummeln wir zum Bahnhof. Mit dem Pendelzug der Matterhorn Gotthard Bahn geht es nach Täsch. Ingo, unser Chauffeur, ist mit dem Gepäck schon früher nach Täsch gefahren. Er hat das Gepäck bereits im Bus verstaut und wir beginnen unsere Panoramafahrt in die Zentralschweiz. Die Tour führt uns durch das Mattertal ins Rhônetal. Weiter geht unsere Reise durch das liebliche Goms, mit seinen hübschen Dörfern mit den typischen Walliser Holzhäusern. In Oberwald beginnt die Fahrt nach Gletsch, wo die Furka- und die Grimselpassstraße aufeinandertreffen. Ein atemberaubender Anblick eröffnet sich uns auf die beiden Straßen, die sich in kühnen Serpentinen die Berge hinaufwinden. Wir reisen über die besser ausgebaute Route auf den Grimselpass. In 2.165 Metern Höhe statten wir den Murmeltieren einen Besuch ab und entdecken schöne Fotomotive. Anschließend fahren wir ins Berner Oberland. Das Grimselgebiet stellt das Wasserschloss der Schweiz dar. In diesem Gebiet wird in neun Kraftwerken Energie aus der Wasserkraft erzeugt. Wir haben Zeit und besuchen die Aareschlucht. Diese beeindruckende Schlucht hat das Wasser der Aare in tausenden Jahren geschaffen. Wir spazieren durch dieses Naturwunder. Wir entdecken Gletschermühlen und beeindruckende, vom Wasser gestaltete Felsformationen. Alle sind beeindruckt, welche Kraft das Wasser hat und was es geschaffen hat.
Nun reisen wir ins Haslital, von wo die Straße gleich wieder ansteigt auf den 1.008 Meter hohen Brünigpass. Unsere Fahrt geht vorbei am Lungernsee und am Sarnersee hinauf nach Flüeli-Ranft. Im Hotel Flüematte werden wir herzlich begrüßt. Den Tag beenden wir mit einem leckeren Abendessen.


Ausflug auf den Pilatus und Rundfahrt mit dem Schiff auf dem Vierwaldstättersee – 50 km

Geplant war ein Ausflug nach Brienz und zum Brienzer Rothorn. Es gab jedoch am 12.08.2024 ein schweres Unwetter in der Region Brienz. Durch dieses wurde die Bahnstrecke der Brienzer Rothornbahn so schwer beschädigt, dass der Betrieb bis zum Ende der Saison 2024 eingestellt werden muss. Also habe ich ein Ersatzprogramm organisiert.
Wir fahren zunächst nach Alpnachstad. Dort ist für uns ein Wagen der Zahnradbahn für die Fahrt auf den Pilatus reserviert. Mit dieser Bahn geht es nun auf der steilsten Strecke der Welt mit bis zu 48 % Steigung auf den Berg in 2.132 Metern Höhe. Bei strahlendem Sonnenschein haben erleben wir eine atemberaubende Reise auf dieser einzigartigen Strecke. Die Bahn wurde bereits im Jahr 1898 erbaut. Wir staunen über die Leistungen der Erbauer, mit den zu dieser Zeit zur Verfügung stehen Arbeitsmitteln. Uns eröffnen sich immer wieder einmalige Blicke über den Vierwaldstättersee und die ihn umgebende Landschaft. Auf dem Berg angekommen, bleibt genügend Zeit, um sich umzuschauen. Einige unternehmen kleine Wanderungen auf dem Drachenweg, zum Oberhaupt oder auf den Esel. Uns liegen die Seen zu Füßen, wie der Vierwaldstättersee, der Sursee und der Sempacher See. Wir sehen Luzern und die Gipfel der Berner und Zentralschweizer Alpen. Allerdings verstecken sich Eiger, Mönch und Jungfrau in den Wolken. Am Mittag verlassen wir den Pilatus. Die Großgondel Dragon Ride und die Gondelumlaufbahn bringen uns zurück nach Kriens. Hier erwartet uns Ingo mit dem Bus. Wir fahren nach Luzern. Wir unternehmen eine Rundfahrt mit der Jacht Saphir der Vierwaldstättersee Schifffahrtsgesellschaft. Die Tour führt uns durch das Luzerner Becken. Über einen Audioguide erfahren wir viel Wissenswertes über die Uferzonen des Sees. Wir sehen die Villa, in der Richard Wagner gelebt hat, den Bürgenstock, mondäne Hotel und schöne Villen. Nach einer kurzweiligen Stunde legt die Jacht wieder an. Am Schwanenplatz erwartet uns Ingo mit dem Bus und wir kehren nach Flüeli-Ranft zurück.


Ausflug mit dem Gotthard Panorama Express – 71 km

Wir reisen mit dem Bus nach Luzern. Zunächst unternehmen wir einen kleinen Stadtrundgang. Unser Weg führt uns über die Kapellbrücke, das Wahrzeichen der Stadt. Wir erblicken die Bilder im Giebel der Brücke und die Spuren des Brandes vom 17.08.1993. Die schönen Bürgerhäuser und das Rathaus prägen die wunderschöne Ansicht der Stadt am Vierwaldstättersee. Wir spazieren zum Fritschi-Brunnen und zum Fritschi-Haus. Fritschi mit seiner Frau sind die Hauptfiguren der Luzerner Fasnacht. Es ist Zeit, zur Anlegestelle des Schiffes zu gehen. Wir gehen an Bord des Raddampfers „Stadt Luzern“. Auf dem historischem Schiff gleiten wir in der 1. Klasse über den See. Wir entdecken die Rigi, den Pilatus und die Mythen. Im Urnersee sehen wir den Schillerstein, die Rütli-Wiese, wo 1291 der berühmte Rütlischwur abgelegt wurde. Er gilt als Geburtsstunde der Schweiz. Weiter geht es vorbei an der Tellsplatte und der herrlichen Landschaft rund um den See nach Flüelen. Uns erwartet bereits der Gotthard Panorama Express. Wir steigen um in den Panoramawagen der 1. Klasse und unsere Reise in den Süden beginnt. Helen, die nette Reiseleiterin versorgt uns mit vielen interessanten Informationen zu der imposanten Bahnstrecke. Wir staunen über die Meisterleistungen der Erbauer der Strecke mit ihren vielen Viadukten, Kehrtunneln und dem 15 Kilometer langen alten Gotthard-Tunnel. Er wurde nach achtjähriger Bauzeit 1880 eröffnet. Über 3.000 Arbeiter waren unter widrigen Bedingungen am Bau des für damalige Zeiten einmaligen Baues beteiligt. Wir sind fasziniert. Die Fahrt endet in Bellinzona, der Hauptstadt des Kantons Tessin. Nach einem ganz kurzen Aufenthalt reisen wir mit dem EuroCity-Zug zurück. Die Route führt uns wieder über die alte Gotthard-Strecke. Die geplante Reise durch den Gotthard Basistunnel, den mit 57 Kilometern längsten Tunnel der Welt, ist nach dem schweren Unfall im August 2023 bis jetzt nicht wieder möglich. In Arth-Goldau endet die Fahrt. Ingo holt uns mit dem Bus ab und bringt uns zum Hotel zurück. Wir sind uns einige: Ein wunderbarer Tag klingt aus!


Ausflug auf die Schynige Platte – 104 km

Wir fahren nach dem Frühstück nochmals über den Brünig-Pass nach Wilderswil. Die nostalgische Zahnradbahn auf die Schynige Platte steht für uns bereit. Die Bahn wurde 1893 eröffnet. Im gemütlichen Tempo von nur 10 Kilometern pro Stunde klettert die Bahn auf ihren Schienen in unzähligen Windungen auf den 1.970 Meter hohen Berg. Wir genießen immer wieder neue Blicke über den Brienzersee und den Thunersee und Interlaken mit dem Hausberg Hader Kulm. Auf dem Berg spazieren wir durch den Alpengarten mit über 700 Pflanzen aus dem Alpenraum. Wir staunen über die zum Teil noch in voller Blüte stehenden Pflanzen. Wir wandern über den neuen Flower & Panorama Trail mit herrlichen Aussichten in die Berge. Eiger, Mönch und Jungfrau verstecken sich leider hinter einer Wolke. Im Restaurant nehmen wir einen kleinen Imbiss ein. Nach genügend Zeit zum Schauen bringt uns die Zahnradbahn zurück nach Wilderswil. Wir legen noch einen Stopp in Interlaken ein. Der bekannte Ferienort mit vielen Gästen aus aller Welt liegt zwischen dem Thunersee und dem Brienzersee und ist das Tor zur Jungfrau-Region. Wir spazieren durch den Ort oder genießen das Panorama vom Café in der 18. Etage des Hotel Metropol. Am späten Nachmittag reisen wir über den Brünig-Pass zum Hotel zurück.


Fahrt mit der Furka–Dampfbahn – 200 km

Heute lässt sich die Sonne nicht blicken. Über die Gotthard-Autobahn führt uns unsere Tour vorbei an Wassen zunächst in die Schöllenenschlucht zur Teufelsbrücke. Der Legende nach baten die Urner Bürger beim Bau der Brücke den Teufel um Hilfe. Als Lohn beanspruchte er das erste Lebewesen, welches über die Brücke geht. Der Teufel hoffte auf ein schönes, junges Mädchen. Aber die Urner schickten einen Ziegenbock als Erstes über die Brücke. Beleidigt zog der Teufel mit dem Bock fort. Im Hospental holte er einen riesigen Stein, mit dem er die Brücke zerstören wollte. Auf dem Weg traf er ein altes Mütterchen. Sie forderte den Teufel auf, doch eine kleine Pause einzulegen. Er stellte den riesigen Stein ab. Während der Teufel sich ausruhte, schlich das Mütterchen hinter den Stein und malte ein Kreuz auf den Stein. Dies erschreckte den Teufel und so steht der Stein bis heute am Eingang der Schöllenenschlucht. Die alte Steinbrücke und die Eisenbahnbrücke bieten ideale Fotomotive. Nach einem weiteren kurzen Stopp in Andermatt erreichen wir Realp. Dort beginnt unsere Fahrt mit der Furka-Dampfbahn. Wir freuen uns auf ein einmaliges Bahnerlebnis. Die Dampfbahn bringt uns über die imposante alte Furka-Bergstrecke. Nach der Eröffnung des Furka-Basistunnels 1981 erfolgte die Stilllegung der Strecke. Eisenbahnfans aus der ganzen Welt taten sich zusammen und gründeten einen Verein. Die einmalige Eiseinbahnstrecke wurde durch die Mitglieder in vielen Stunden ehrenamtlicher Arbeit wieder aufgebaut, instand gesetzt und erneut in Betrieb genommen. Viele engagierte Eisenbahnfreunde arbeiten in ihrer Freizeit dafür, dass die Bahn zur Freude vieler Touristen und Bahnbegeisterte von Realp weiter unterhalb des Furka-Passes bis nach Oberwald auf der Originalstrecke unterwegs sein kann. Während der Fahrt gibt es einen Stopp in Tiefenbach. Die Lok wird mit Wasser aufgetankt und die Fahrt wird fortgesetzt. Vor dem Furka-Scheiteltunnel gibt es eine weitere längere Pause. Die Lok wird auf der Drehscheibe per Hand von zwei Bahnmitarbeitern gedreht. Sie kann nur rückwärts bergab fahren. Auf der folgenden Fahrt erblicken wir das Bett des Rhône-Gletscher. In den vergangenen 15 Jahren ist der Gletscher sehr stark zurückgegangen. Wir sehen die Furka-Passstraße und die Grimsel-Passstraße. Beide sind wahre Meisterleistungen des Straßenbaus. Viel zu schnell vergeht die wundervolle Fahrt. In Oberwald erwartet uns Ingo mit dem Bus. Während wir mit dem Zug unterwegs waren, ist er mit dem Bus über den Furka-Pass gekommen. Nun reisen wir über den Grimselpass in 2.165 Metern Höhe. Nach einem kurzen Stopp erwartet uns Judith an ihrem Käsestand. Bei ihr probieren wir Alpkäse und einige Stücke Käse werden gekauft. Über den Brünig-Pass erreichen wir am Nachmittag wieder Flüeli-Ranft.


Ausflug mit dem historischen Zug auf die Rigi – 114 km

Leider ist das Wetter etwas schlechter geworden. Deshalb starten wir etwas später. Unsere Reise führt uns nach Arth-Goldau zum Bahnhof der 1871 erbauten Rigi-Bahn. Mit einem historischen Wagen geht es auf die 1.790 Meter hohe Rigi. Wir genießen die Fahrt, auch wenn die Sicht nicht so gut ist. Leider hängen dicke Wolken über den Bergen und das eigentlich tolle Panorama vom Säntis bis in die Berner Alpen zeigt sich uns nicht. Einige Gäste nehmen einen kleinen Imbiss ein. Nach unserem Aufenthalt treten wir die Rückfahrt nach Vitznau im neuen, im Jahr 2022 in Dienst gestellten Zug an. In Vitznau werden wir von zwei Mitarbeitern der Rigi Bahn erwartet. Sie öffnen für uns das Depot der Bahn. Wir sehen die Dampflok Nr. 17 und die Lok 7. Diese ist eine der wenigen Loks auf der Welt, die über einen stehenden Kessel. Sie wurde für das Jubiläum der Bahn im Jahr 2022 wieder restauriert und ist fahrtüchtig. In den vergangenen drei Jahren konnten Sonderfahrten mit dieser Lok gebucht werden. Wir bestaunen die historischen Waggons, welche alle noch im Einsatz sind. Wir erfahren, dass die Zahnstangen, welche als Steighilfen für die Bahn unumgänglich sind, original aus dem Jahr 1871 sind und immer wieder in einer aufwendigen Technologie aufgearbeitet werden. Wir sind fasziniert. Zum Schluss sehen wir noch die Drehscheibe, mit der die Wagen in das Depot gefahren werden, in Aktion. Auch diese ist mit einer einzigartigen Technik ausgestattet. Ingo erwartet uns bereits mit dem Bus und wir fahren nach Flüeli-Ranft zurück. Wir sind alle einer Meinung: Dieser Tag war trotz Regen der krönende Abschluss einer wundervollen Reise!


Heimreise – 814 km

Heute heißt es am Morgen schon wieder Abschied nehmen von der Schweiz. Mit wunderschönen Erinnerungen an faszinierende Bahnfahrten kehren wir begeistert zurück.

Schlusswort

Bei Ihnen, unseren lieben Gästen möchten wir uns recht herzlich bedanken für die schöne Zeit, die wir gemeinsam erleben durften. Sie waren eine wunderbare Reisegruppe. Wir erinnern uns gern an die einzigartigen Bahnfahrten, die vielen nette Gespräche mit Ihnen und Ihre Begeisterung für die Bahnen in der Schweiz. Es war wunderschön, Ihnen einige meiner Lieblingsecken in „meiner“ Schweiz zeigen zu dürfen. Vielleicht begegnen wir uns einmal wieder auf einer meiner Reisen in die Schweiz – wir würden uns sehr freuen! Bis dahin bleiben Sie gesund und reiselustig! Wir sagen Uf Wiederluege – Ihre Reiseleiterin Annette Probst-Weise und Ihr Chauffeur Ingo Puschmann

Kommentare zum Reisebericht

-eine sehr schöne Reise-
Der Reisebericht trifft voll die Darstellung der erlebnisreichen Reise. Vielen Dank der Reiseleiterin für die vielen Höhepunkte. Gern mal wieder.

Norbert Kupler
24.08.2024