Reisebericht: Wandern auf Sizilien – Ätna & Liparische Inseln

04.05. – 11.05.2012, 8 Tage Wanderreise in Italien und auf Sizilien – Ätna – Liparische Inseln – Lipari – Vulcano – Stromboli – Taormina (ca. 40 Wanderkilometer, je nach Stimmung der Vulkane)


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Wir haben getanzt - auf Ätna, Lipari. Stromboli und Vulcano. Auf Sizilien und den Äolischen Inseln gibt es Vulkane und andere Naturschönheiten zu entdecken ...
Ein Reisebericht von
Anne Sturm

Reisebericht

04.05.12 - Freitag - Flug nach Sizilien
„Tanz auf den Vulkanen“ - mit diesem Vorsatz starteten wir unsere Reise nach Sizilien und auf die Äolischen Inseln. Nachdem alle Transfers geklappt und auch alle übrigen Wanderfreunde unseren Treffpunkt am Flughafen Berlin-Tegel erreicht hatten, flogen wir am Morgen nach Catania. Obwohl der Abflug etwas spät und die Landung etwas holprig war, erreichten wir gut gelaunt die italienische Insel. Unser Fahrer erwartete uns schon am Flughafen und transferierte uns in unser erstes Domizil, das Hotel „Ariston“ im wundervollen Taormina. Die kurzfristige Umbuchung auf diese Unterkunft erwies sich als Volltreffer! Das „Ariston“ punktete nicht nur mit toller Ausstattung, auch die Lage war perfekt. Der Blick auf das strahlend blaue Mittelmeer war wunderschön und zu Fuß war man in 5 Minuten mitten in der Stadt. Dies nutzten wir gleich für einen ausgiebigen Stadtbummel durch die bunte Altstadt, wo sich Souvenirgeschäfte und hochklassige italienische Modeboutiquen aneinander reiten. Eine Portion italienisches Eis war bei diesem Spaziergang natürlich obligatorisch! Nachdem wir noch etwas Verpflegung für den nächsten Tag besorgt hatten, gingen wir langsam wieder zurück ins Hotel. Ein kleiner Begrüßungsdrink vor dem Abendbrot sollte uns auf eine tolle Woche mit abwechslungsreichen und teilweise atemberaubenden (im wahrsten Sinne des Wortes!) Wanderungen einstimmen.
 
05.05.12 - Samstag - Die Eroberung des Ätna
Der erste Vulkan wartet auf uns. Wir stärken uns an dem reichhaltigen Frühstücksbuffet, bevor zuerst mit dem Bus in Richtung Ätna aufbrechen. Als Glücksfall für unsere Gruppe entpuppt sich ein Wanderfreund, welcher seines Zeichens Geophysiker ist. Auf der Fahrt erzählt er uns viel über die Entstehungsgeschichte der Vulkane auf und um Sizilien, warum sie manchmal ausbrechen und manchmal eben nicht. Er erläutert die physikalischen Prozesse, die bei der Verschiebung der afrikanischen und eurasischen Platte von statten gehen und stimmt uns so wunderbar auf unsere erste Wanderung ein. Der Ätna ist schon auf der Fahrt von Taormina über Giarre und Zaffarena allgegenwärtig und fast immer in Sicht. Unser Bus schlängelt sich gemächlich die Serpentinen nach oben, es ist kaum Verkehr. Als wir oben ankommen begrüßt uns der Mongibello, der Berg der Berge, wie ihn die Sizilianer nennen, mit Sonne und starkem Wind. Von den sommerlichen Temperaturen am Meer ist nichts mehr zu spüren und so fangen wir an uns mit langen Hosen, Jacke und Mütze bergfest zu machen. Aufgrund des starken Windes fährt auch die Seilbahn nicht mehr, sodass wir an der Talstation auf knapp 2000m direkt in die Unimogs, großen Geländejeeps, einsteigen und nach oben fahren.  Auf 2600 werden wir „rausgeschmissen“, während die englische Reisegruppe bis ganz nach oben fahren kann - aber schließlich sind wir ja zum Wandern da. Hier bläst uns ein eisiger Wind ins Gesicht und wer noch nicht Alles, was im Rucksack ist angezogen hat, macht das spätestens jetzt. Unser Bergführer geht sicher voran und stellt uns unser Wandergebiet mit „Welcome on the moon!“ vor. Und genau so sieht es hier auch aus. Wir befinden uns oberhalb der Vegetationsgrenze, kein Grashalm wächst mehr in dieser unwirtlichen Region. Marco führt uns auf das erste Lavafeld, erklärt viel über das Eigenleben des Vulkans. Bei einem kurzen Stopp auf der Lavazunge des Ausbruchs vom April dieses Jahres will er demonstrieren, dass das Gestein auch über Wochen immer noch Wärme speichert. Allerdings scheint ihm auch hier Wind und Wetter ein Strich durch die Rechnung. Sobald ein Stein frei wird, kühlt er durch den Wind aus - der Vorführeffekt .  Unsere Wanderung führt uns weiter entlang der kargen Vulkanlandschaft, der eisige Wind pfeift uns ins Gesicht, jeder scheint seinen eigenen Gedanken nachzuhängen. Wir gelangen zum Torre del Filosofo und sehen erst hier wieder andere Touristen, die wohl den wärmeren Weg im Jeep bevorzugt haben. Das Gefühl in den Schlund des Monte Ätna zu blicken ist unbeschreiblich - die Naturkräfte die hier wirkten und noch heute wirken nicht vorzustellen. Wir verweilen, machen Fotos und trotzen größtenteils der Kälte. Das Gros unserer Gruppe macht sich auch zu Fuß auf den Rückweg, einige bevorzugen dann doch denn Jeep nach unten . Die Mittagspause beschert uns die seltene Aussicht in ein riesiges Lavatal und pünktlich zum Essen klart auch der Himmel auf, wir können fast bis Catania blicken. Und was nach der Mittagspause kommt ist nur noch purer Spaß. Nachdem wir noch einige Zeit quer zum Hang gelaufen sind, erreichen wir ein riesiges Feld mit Lavaasche und wir stürzen wie kleine Kinder nach unten - ein wunderbares Gefühl!!! Ich nehme an, der Aschestaub begleitet einige Wanderfreunde noch heute?! Ein kurzer Weg durch die seltsame Fauna am Fuße des Vulkans führt uns dann am Nachmittag wieder zu Talstation, die erste Wanderetappe ist geschafft!
 
06.05.12 - Sonntag - Lipari
Der 3. Tag startet früh. Wir fahren nach Milazzo zur Fähre, treffen dort unsere letzte Wanderfreundin, die uns schon mit einem Lächeln entgegen kommt, und setzen nach Lipari über. Alberto, unser Reiseleiter für die restliche Reise, begrüßt uns freundlich und führt uns erstmal ein bisschen durch das kleine Städtchen. Wir stoppen kurz im Hotel, erfrischen uns, wechseln das Schuhwerk und machen uns auf zur nächsten Wanderung. Diese beginnt gemächlich. Ein kleiner Bus fährt über schmale Serpentinen gen Quattropani, die Aussicht über die kleineren der Liparischen Inseln gleicht einem Blick ins Paradies - Alicudi und Filicudi erscheinen als grüne Farbtupfer in dem ansonsten blau glänzenden Meer. Es fällt schwer sich satt zusehen. Wir starten unsere Wanderung in dem kleinen Ort hoch über dem Wasser - und ahnen nicht, was uns erwartet. Alberto führt uns zuerst zielsicher zu einem wunderschönen Aussichtspunkt, bevor er uns fernab von jeglicher Zivilisation über die schmalen Wanderwege führt. Wir sind überrascht über die reiche Flora, während wir uns konzentriert unseren Weg bahnen. Teilweise müssen wir wirklich stark aufpassen, um nicht abzurutschen, dafür werden wir mit einem durchgehend atemberaubenden Panorama belohnt. Der Kontrast zwischen dem Grün der Pflanzen, dem azurblauen Meer und der strahlenden Sonne bricht jäh ab, als wir einen alten Steinbruch erreichen. Hier dominieren die Sandfarben und wir entdecken kleine Schwefellöcher, schließlich ist auch Lipari vulkanischen Ursprungs. Die Hitze wird langsam unerträglich, wir wandern weiter und klettern fast durch den Steinbruch nach unten. Alberto befreit unseren Weg von wuchernden Sträuchern, während wir jedes Schattenplätzchen genießen. Die Mittagspause fällt daher auch kurz aus. Über Stunden sehen wir keine Menschenseele. Erst als auch der Untergrund wieder aus alten Pflastern besteht, sehen wir wieder kleine Häuser und hier und da einen Menschen. Die Hitze zehrt an unserer Substanz. Noch dazu scheint sich Alberto  die Anstiege für den Schluss aufgehoben zu haben! Zum Ende der Wanderung fühlt es sich an, als ob wir jeden Meter der kleinen Inseln abgelaufen wären - und es fühlt sich gut an! Glücklicherweise hat unser Hotel einen Pool, sodass einige von uns nach der Ankunft noch etwas entspannen. Ein anderer Teil regelte das Ganze auf deutsche Art und Weise - mit einem kühlen Bier . Nach dem Abendbrot war dann relativ schnell niemand mehr in der Hotelanlage zu sehen - Vulcano wartete schließlich schon auf uns.
 
07.05.12 - Montag - Vulcano
Die Schmiede des römischen Gottes des Feuers wartet auf uns. Zeitig starten wir in einem kleinen Boot zur Nachbarinsel und werden eher unangenehm von dem typischen Schwefelgeruch begrüßt. Vulcano macht entgegen seinem Namen einen eher verschlafenen Eindruck, auch das Wetter ist den ganzen Tag über bewölkt. Nach dem ausgiebigen Sonnenbad vom Vortag sind wir darüber nicht wirklich böse, schließlich liegen die Flanken des Vulkans völlig ungeschützt und wir hätten in der prallen Sonne wandern müssen.
Wir starten an dem kleinen Hafen und folgen Alberto zunächst entlang einer staubigen Straße. Die Beschilderung weist nach links und so verlassen wir den Asphalt und laufen den leicht ansteigenden Schotterweg entlang, am Fuße des Vulkans. Wir schaffen den ersten leichten Anstieg und erleben auch die erste Überraschung - an einer unscheinbaren Hütte darf man erstmal Eintritt bezahlen! Etwas verärgert kramen wir natürlich ein bisschen Kleingeld zusammen und kaufen die Tickets. Beim Blick nach oben verfliegt der Ärger jedoch schnell, schließlich scheint zu dieser frühen Zeit kaum jemand auf den Vulkan wandern wollen. Der serpentinenartige Weg führt uns entlang der Flanke, mal laufen über festes Gestein, mal über feinen Sand - und immer schön bergan! Wir sind dankbar für einen Tag ohne Sonne. Je näher der Krater kommt, desto stärker wird auch der Schwefelgeruch und wer noch nicht wusste, woher dieser Geruch kommt, konnte es spätestens sehen, als wir den Rand des Kraters erreichen. Riesige Fumarolen steigen auf der nordöstlichen Seite gen Himmel, die Austrittsstellen sind vom Schwefel gelb gefärbt. Wie begeben uns einmal rundherum, blicken ehrfürchtig in den Schlund und trotzen dem leichten Regen. Am höchsten Punkt stoppen wir, genießen den Ausblick in den Krater auf der einen Seite und über die Liparischen Inseln auf der anderen Seite. Wir beobachten die Menschen „unten“ auf der Insel, die aussehen wie kleine Ameisen und suchen schon mal aus der Entfernung einen Weg vorbei an den Fumarolen. Aus der Nähe betrachtet sah natürlich alles ganz anders aus. Die Fumarolen haben eine unglaubliche Hitze, einen Weg gibt es nicht wirklich, aber es ist faszinierend, welche Farben an den Austrittsstellen entstehen. Für die Geologen und Geophysiker unter uns wohl eines der Highlights! Auf dem Rückweg halten wir dann erneut an der kleinen Hütte, diesmal allerdings zu einem kleinen Picknick. Es gibt frisches Brot, Schinken Käse und Tomaten und an der kleinen Bar holt sich auch jeder etwas Kühles zu trinken. Logischerweise ist das Laufen danach doch etwas schwerer, zum Glück müssen wir nur zur nächsten „Entspannungsoase“ - dem Schwefelbad. Wir stehen erstmal etwas skeptisch davor - baden? In dem stinkenden Zeug? Na klar! Einmal drin ist es einfach wunderbar. Die Wärme entspannt unsere beanspruchten Muskeln und auch der Spaßfaktor eines Schlammbads in Gruppe ist nicht zu verachten ;-). Zum Waschen gehen wir dann ins angrenzende Meer, den Geruch wird man leider nicht so ganz los… Wir verweilen noch etwas auf Vulcano, ehe wir wieder mit dem kleinen Boot nach Lipari übersetzen und viele erneut den Pool im Hotel nutzen.
Zum Abend wartet dann noch eine kleine Überraschung auf uns: Nachdem wir am Vorabend extra Pizza für uns bestellt hatten, fährt der Küchenchef nun groß auf - mehrere Pizzen werden frisch im Steinofen gebacken. Offensichtlich sehen wir sehr hungrig aus, schließlich können wir gar nicht so schnell essen, wie die Pizzen aus dem Ofen kommen. Das Dessert schafft dann kaum noch jemand von uns vollständig… Einzig der Grappa scheint noch etwas den Appetit anzuregen.
 
08.05.12 - Dienstag - Stromboli
Die nächste Insel erwartet uns, wir sind erneut gespannt, wie sich nun die Letzte der Äolischen Inseln präsentiert. Und natürlich wollen wir Vulkanausbrüche sehen, schließlich ist der Stromboli einer der wenigen noch tätigen Vulkane in dieser Region. Mit der Fähre gelangen wir über das heute wieder azurblau glänzende Wasser hinüber auf die Insel. Heute haben wir gleich am morgen die Wanderschuhe angezogen, sodass wir unsere erste Erkundungstour direkt vom Hafen aus starten. Der erste Stopp kommt dann für viele unerwartet schon nach 5min Fußweg. Wir halten an dem kleinen Platz an der Kirche, direkt neben der Bar, in welcher Ingrid Bergman schon im Film „Stromboli“ verweilte, und stimmen ein Geburtstagslied an! Passend dazu gibt’s kühlen Sekt und ein wunderschöne Aussicht - sicherlich ein Geburtstag, an den sich die Wanderfreundin gern zurückerinnert. Nach einer dann doch sehr ausgedehnten Pause machen wir uns wieder auf den Weg, begleitet von einem immer wiederkehrenden Donnergrollen, welches an die kleinen und großen Eruptionen des Vulkans  erinnert. Wir folgen Alberto entlang eines schmalen Wanderweges. Wie schon auf Lipari ist die Vegetation wahnsinnig vielfältig und Alberto muss schon tief in seinem Gedächtnis kramen, um uns alle Fragen nach Blumen, Sträuchern und kleinen Tieren zu beantworten. Wir laufen wieder quer zum Hang, allerdings gibt es immer mal wieder kleine Anstiege, die doch etwas an der Kondition zehren. Nach ca 2h Fußmarsch erreichen wir einen ersten kleinen Aussichtspunkt, von dem aus wir einen ersten Blick auf die Sciara del Fuoco erhaschen. Da sich die berühmte Feuerschlucht in Nebel hüllt, beschließen wir, einen noch höher gelegeneren Aussichtspunkt anzusteuern und begeben uns erneut auf einen schmalen Steinweg, welcher steil nach oben führt. Dort angekommen, wird unsere Mühe leider nicht belohnt. Wir hören zwar immer mal ein Donnergrollen, aber trotz geduldigen Wartens werden wir nicht mit einem sichtbaren Ausbruch belohnt. Da wir uns aber sicher sind, den Berg eh am folgenden Tag zu bezwingen, begeben wir uns auf Rückweg.  Am Observatorium machen wir noch einmal eine Pause und lassen bei Kaffee, Bier und Tiramisu die Feuerschlucht nicht aus den Augen, sondern beobachten aus sicherer Entfernung. Gestärkt machen wir uns wieder auf den Weg, diesmal Richtung „Villaggio Stromboli“ unserem Hotel für die nächsten Tage. Als wir den Ort erreichen, scheint es schon etwas griechisch - nahezu alle Häuser und Mauer sind weiß gestrichen, Fensterrahmen und Türen oftmals in Blau gehalten. Der Kontrast zum dunklen Vulkanstein und dem glänzenden Meer lässt einen dann schon etwas träumen.
Alberto führt uns sicher durch die verschlungenen Gassen und nach kurzer Zeit erreichen wir unser Hotel, welches direkt am Meer gelegen ist und mit einem wunderschönen Ausblick aufwartet. Wir nutzen den Rest des Nachmittags für kleine Besorgungen oder entspannen etwas an dem dunkelsandigen Strand. Das Highlight des Tages wartet dann allerdings erst nach dem Abendessen auf uns - ein Bootsfahrt hin zur Feuerschlucht! Erneut folgen wir Alberto entlang der verschlungenen Wege und landen irgendwie wieder am Hafen, an welchem nach kurzem italienischen Meinungsaustausch auch ein kleines Boot für uns bereit steht. Es ist der schönste Abend der Reise - wir fahren hinaus auf’s mehr, trinken Wein und genießen das Licht des Sonnenuntergangs. In der Dämmerung nähern wir uns immer mehr der Sciara del Fuoco und können tatsächlich und wirklich sehen, wie Lava in die Höhe geschleudert wird, verglüht und langsam nach unten fließt. Ein faszinierendes Naturschauspiel! Wir verweilen, halten die Fotoapparate gezückt und versuchen immer und immer wieder, eine Eruption in Bild festzuhalten - hat’s jemand geschafft???  Eher widerwillig registrieren wir, wie unser junger Bootsfahrer den Motor anwirft und wohl langsam aufbrechen möchte. Ich denke, wir alle hätten gern die halbe Nacht mit dieser Aussicht verbracht, Wein hätten wir ja noch genug gehabt . Da jedoch die Eroberung des Strombolis noch vor uns liegt, ziehen wir den direkten Weg zum Hotel vor.
 
09.05.12 - Mittwoch - Stromboli
Wir stehen auf und der erste Blick fällt auf das strahlend blaue Meer, welches direkt vor unseren Zimmern liegt. Es scheint ein schöner Tag zu werden, wer will kann das Frühstück auf der Terrasse genießen. Gestärkt begeben wir uns auf den Weg zu unserer letzten großen Etappe. Den ersten Zwischenstopp machen wir in der Nähe der kleinen Kirche. Hier haben die Bergführer Ihre Station, hier bekommen wir Helme, Mundschutz und wer will auch Wanderstöcke. Unser Guide Lorenzo spricht sehr gut deutsch und nimmt als Begleitung auch noch seinen treuen Hund mit. An einer Schautafel zeigt er uns kurz die Route, welche wir in den nächsten 5h laufen werden, erklärt einige Dinge, auf die wir achten müssen und verspricht ein gemächliches Tempo. Wir starten alle mit sichtlichem Respekt vor dem Berg, zumal der Himmel heut wolkenlos ist und nahezu der ganze Weg kaum Schatten bietet. Nach 5 Minuten Fußweg verlassen wir die Zivilisation und tauchen in die Welt des Vulkans ein. Wiederum ist der Weg sehr schmal und durch die hochgewachsenen Pflanzen links und rechts staut sich die Hitze. Unser Guide gibt während der Wanderung immer gern Auskunft über die verschiedensten Pflanzen, welches gerade den Wissensdurst der Damen in unserer Gruppe stillt. Apropos Durst: Nach 30Minuten Anstieg machen wir die erste Pause. Während wir unseren Wasserhaushalt auffüllen, erfahren wir viel Wissenswertes über den Vulkan, Lorenzo erklärt sehr kompetent und veranschaulicht den Aufbau durch Zeichnungen auf dem sandigen Weg. Kurz darauf verkleinert sich unsere Gruppe. Eine Wanderfreundin hört auf die Signale Ihres Körpers und kehrt mit Alberto um - bei der noch zu laufenden Route und der immensen Hitze eine völlig richtige Entscheidung, und auch für diese sollte man Respekt zollen! Wir steigen weiter bergauf, die Gruppe wird komischerweise immer ruhiger . Wir lassen die Vegetation hinter uns und laufen mittlerweile nur noch auf Geröll, Sand und Stein. Die erste kleine Belohnung bekommen wir dann schon kurz vor dem Gipfel - da kein Wölkchen am Himmel zu sehen ist, können wir in der Ferne den schneebedeckten Ätna sehen! Die Erholung dieser letzten Pause war leider bald verflogen, das letzte Stück hinauf führt fast nur durch losen Lavasand. Was am Ätna bergab wahnsinnig Spaß gemacht hat, ist bergauf eine ziemliche Quälerei und letztendlich sind wir heilfroh oben angekommen zu sein. Bevor wir die letzten Meter zum Krater zurücklegen, heißt es „Helme auf“, schließlich weiß man nie, wie stark die Eruptionen sind. Die letzten hundert Meter sind dann nicht mehr der Rede wert und so stehen wir wie Schulkinder in einer Reihe und Blicken hinunter in den Krater. Und wir werden für unsere Mühen belohnt! Beim ersten Ausbruch erschrecken wir noch leicht, als die Steine mit unglaublicher Geschwindigkeit und begleitet von Donnergrollen in die Luft geschleudert werden. Danach staunen wir einfach nur noch. Im Krater gibt es mehrere Risse, teilweise sieht man Feuer aus der Erde treten - die Naturkräfte sind einfach gewaltig! Immer wieder spukt der Stromboli Geröll in die Luft, immer wieder bestaunen wir das Schauspiel - bis Lorenzo uns zum Weitergehen ermahnt, schließlich darf man normalerweise nicht langer als 20Minuten am Krater stehen - diese Zeit haben wir weit überzogen!
Wie erwartet gestaltet sich der Rückweg schneller, jedoch nicht unbedingt angenehmer. Nach einem kurzen Weg setzen wir nicht etwa die Helme ab, sondern noch dazu den Mundschutz auf - das nächste Feld voller Lavasand wartet auf uns. Guide und Hund stürzen vor und wir hinterher - es geht so einfach, wenn es bergab geht! Durch die Sonne ist der Sand natürlich wahnsinnig trocken, sodass gerade die „Schlussläufer“ ordentlich Staub abbekommen und der Mundschutz sich als wirklich nützlich erweist. Wir erreichen relativ schnell wieder die Vegetationsgrenze. Die Büsche und Sträucher spenden zwar wieder Schatten, dafür steht zwischen den hochgewachsen Pflanzen dann die Hitze. Pünktlich, nach 5stündiger Wanderung, kommen wir wieder am Standort der Bergführer an. Einige von uns tauschen sich noch mit unserem Bergführer aus, geben gerne Trinkgeld für diese wirklich tolle Vulkanbesteigung. Der nächste Stopp ist - natürlich - Ingrid’s Bar und wir belohnen uns alle mit einem kühlen Bier, welches wir uns mehr als verdient haben! Im Hotel trifft sich noch der ein oder andere am Strand, manche schwimmen, manche entspannen ;-). Nach dem Abendbrot verabreden wir uns noch alle für ein gemütliches Zusammensitzen, reden, lachen, trinken und stellen fest, dass eine Wander-Reisebegleitung wohl immer ein Liederbuch dabei haben sollte. Es wurde ein langer, lustiger, einfach wunderschöner Abend!
 
10.05.12 - Donnerstag -Taormina   
Etwas wehmütig beginnen wir den vorletzten Tag unserer Reise. Wir verlassen die Äolischen Inseln, beobachten vom Hafen aus noch lange den Stromboli. Die Fährfahrt hinüber nach Milazzo verläuft ruhig und dauert etwas länger als geplant. Am Nachmittag erreichen wir Taormina und machen gemeinsam mit Alberto noch einen kleinen Stadtrundgang. Er führt uns nicht über den Corso Umberto, wir nehmen den Weg über die engen Gassen hin zum Stadtpark und genießen erneut den Ausblick hinüber zum Ätna. Man merkt Alberto an, dass ihm Stadtführungen mehr liegen als Wanderungen, kann er doch sein großes Wissen weitergeben. Es ist angenehm, mal nur im Schatten zu schlendern und sich an den vielfältigen Farben  und Formen der Pflanzen im Park satt zu sehen. Ein kleines 1-Mann-U-Boot zeugt von der bewegten Geschichte Siziliens und auch sonst sind überall kleine Statuen im Park verteilt. Wir genießen noch diesen einen ruhigen Tag vor der Abreise, laufen gemütlich durch die kleinen Gassen der Stadt und kaufen - natürlich- Eis!
Das letzte Abendessen der Reise ist einfach nur noch die perfekte Abrundung. Gemeinsam starten wir am Hotel Richtung San Leonardello, einem Agriturismo in der Nähe von Catania. Uns erwartet ein typisch sizilianisches Abendessen und ein Ausblick, der besser nicht sein kann - durch das große Tor können wir während des Essens den Ätna während des Sonnenuntergangs beobachten. Bei vielen wird da das Essen dann doch zur Nebensache. Es ist schön, noch einmal zusammenzusitzen und die Woche Revue passieren zu lassen. Doch leider wartet am folgenden Tag nur noch der Flieger gen Deutschland.
 
Bleibt festzuhalten, dass es eine einzigartige Wanderreise war! Jeder einzelne Wanderfreund hat auf seine persönliche Art viel Spaß in die Gruppe gebracht. Im Gedächtnis bleiben interessante Gespräche, herzliche Menschen und eine Wandertour, die sicherlich seines Gleichen sucht!

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