Reisebericht: Genießerreise Nordspanien – Bilbao, La Rioja und Santiago

28.05. – 10.06.2024, 14 Tage Rundreise mit exklusiven Parador–Hotels in kleiner Reisegruppe: Bilbao – San Sebastián – La Rioja – Santander – Covadonga – Oviedo – Santiago de Compostela


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Spanien bedeutet: viele Völker in einem Staat. Das wird besonders im Norden des Landes deutlich. Auf einer Reise durch die nördlichen Provinzen des Landes können wir die Vielfalt einer Kultur mit allen Sinnen genießen. Vielfältige Landschaften, mittelalterliche Städte, Kirchen und Klöster auf dem Weg nach Santago de Compostela und die vielfältigen kulinarischen Genüsse des Landes erwarten uns auf dieser Reise.
Ein Reisebericht von
Gina Egenolf
Gina Egenolf

Dienstag, 28.05.1924a: Anreise nach Madrid

Fast alle Reiseteilnehmer der kleinen Reisegruppe treffen sich am Frankfurter Flughafen um von dort nach Madrid zu fliegen. Nur die Gäste aus Nürnberg fliegen früher und werden uns sicher schon bei unserer Ankunft in Madrid erwarten.
Alle Koffer kommen an und unser Fahrer erwartet uns auf dem Busparkplatz des Terminal 1. Dorthin müssen wir erst einmal laufen und es ist hier in Madrid ein wenig wärmer als in Deutschland. Man könnte es auch als heiß bezeichnen. Da der Flughafen Barajas ziemlich groß ist dauert es eine Weile bis wir an dem Busparkplatz ankommen.
Agustin, unser Fahrer für die ersten 2 Tage erwartet uns schon und wir finden auch schnell unsere Plätze. Wir haben einen großen Bus für 11 Personen, was der pure Luxus ist.
Es geht in Richtung Innenstadt und da gerade Berufsverkehr herrscht sind wir nicht ganz so schnell unterwegs.
Wir können nicht ganz an das Hotel heranfahren, da es in einer engen Straße liegt und so rollen wir unsere Koffer noch ein Stückchen von der Boulevardmeile Gran Via über eine belebten Platz in die Straße unseres Hotels. Es wartet auch nicht mit einer großen Reklametafel auf, sondern gibt sich eher bescheiden, jedenfalls von außen. Die Zimmer sind gut ausgestattet, geräumig und modern eingerichtet. Sie lassen keine Wünsche offen.
Im Hotel wartet auch schon der Rest der Gruppe auf uns und wir sind somit komplett. Ein halbes Stündchen nehmen wir uns für ein kleines Verschnaufen und dann geht es schon wieder los. Wir unternehmen einen kleinen Spaziergang an der Oper vorbei in Richtung Königspalast. Gegenüber grüßt die Almudaina-Kathedrale. Schon von Weitem sieht man die Hochhäuser an der Plaza Espana, die unser nächstes Ziel ist. Wir machen noch einen kleinen Stopp am Cervantes-Denkmal und dann ist schon Essenszeit. Wir laufen wieder am Senatsgebäude vorbei und biegen in eine kleine Nebenstraße ab, wo unser Restaurant liegt. Wir sind die einzigen Gäste heute an einem Dienstag. Das Essen ist reichlich, deftig und gut. Echt spanische Hausmannskost gekrönt von einem "Flan", eine typische Nachspeise Spaniens. Unser Restaurant hat wohl auch für seine gute traditionelle Küche einen Preis bekommen.
Schnell stellen wir fest, dass wir alle viele Dinge gemeinsam haben und die Gruppe einigt sich sehr schnell auf einen informellen Umgangston. Das Essen hebt die Stimmung und der erste Tag unserer Reise geht fröhlich zu Ende.


Mittwoch, 29.05.2024: Fahrt über Burgos in dass Weinland La Rioja

„Das Leben der Vögel hat seine Jahreszeiten. Eines Tages, ehe noch der Herbst die Blätter färbt, erfasst sie die Unruhe aufzubrechen.
Im Dasein des Menschen geht es ähnlich zu. Eines Tages bricht er auf. Irgendwohin. Zu einer Völkerwanderung, auf Pilgerfahrt, in den Krieg"

Mit diesem Zitat aus einem Buch des Reiseschriftstellers Helmut Domke, von unserer Reiseleiterin Gina vorgetragen, beginnt der heutige Tag unserer Rundreise durch Nordspanien, denn von Kriegen wird oft die Rede sein, aber auch von Enthusiasmus, Wiederstand, Mut und Verrat, Gier, Macht und Selbstaufgabe. Alles das birgt die Geschichte Spaniens und spiegelt sich in den Gebäuden, den Kathedralen, Profanbauten und der Kultur des Landes wieder. Der Mensch lebt aber nicht nur von diesen Dingen, sondern braucht auch ein anständiges Essen und ein Gläschen guten Wein dazu. Das alles werden wir auf unserer Reise durch die 8 nördlichen Provinzen Spaniens genießen können.
Wir starten von Madrid in Richtung Norden. Auf der Fahrt erfahren wir einiges über das Land, ihre Menschen und vor allem von der wechselvollen spanischen Geschichte bis in die heutige Zeit. Bis die heutige Herrscherdynastie der Bourbonen das Zepter von den Habsburgern übernahm wurde das Land von Iberern, Kelten, Römern und Mauren beherrscht. Die Reconquista, die Rückeroberung von den Mauren, begann hier im Norden im 8.Jh und vorher galt es die verhältnismäßig neue Religion des Christentums hier in Spanien zu verbreiten. Viele Wundertaten und Legenden begleiten die historische Geschichtsschreibung und auch manch Kuriosem werden wir begegnen. Den "Camino de Santiago", dem Pilgerweg zum Grab des Heiligen Jakobus, hier Santiago genannt, werden wir mehrfach kreuzen. Das beginnt schon in unserem ersten Ort heute, in der Stadt Burgos, wo die Geburtsstunde des heutigen Kastilien war. Sie wurde nach der Vereinigung von Kastilien und Leon auch Hauptstadt des christlichen Spanien.
Nachdem wir durch die Weite der Meseta, der kastilischen Hochebene, gefahren sind betreten wir um die Mittagszeit die grüne Stadt durch das Stadttor "Santa Maria", welches uns direkt zur Fassade der Kathedrale "Sta. Maria" führt. Bis zu unserer Eintrittszeit ist aber noch eine Weile zu überbrücken und so gehen wir jeder erste einmal ein wenig bummeln und füllen das kleine Loch im Magen. Auch die Statue des "El Cid" gilt es zu besuchen, die am Ende einer Platanenallee auf einem Sockel kampfesbereit das Schwert in den Himmel reckt. Er ist durch seine Erfolge im Kampf gegen die Mauren zum Nationalhelden avanciert und hat deshalb sein Grab in der Kathedrale bekommen, obwohl er in Valencia im Bett gestorben ist. Auch hat er als ziemlicher Haudegen auch mal für die Gegenseite gekämpft.
Die Besichtigung der Kathedrale ist einer der Höhepunkte des Tages. Sie ist nach den Kathedralen von Sevilla und Toledo das drittgrößte Gotteshaus Spaniens. Bei ihr galt es einen Niveauunterschied von 15 Meter zu überwinden, was raffiniert gelang. Sie wurde im 13.Jahrhundert geweiht und 300 Jahre später fertiggestellt. Herausragend sind die Portale, von den Plänen der Kölner Kathedrale inspiriert, das Kuppelgewölbe, die vergoldetet Treppe und eine skurrile Glocke, bei der eine Blechfigur den Mund aufreißt, und deshalb "Fliegenschnapper" oder "Papamoscas" genannt wird. Das Grabmal des "El Cid" ist eher schmucklos gehalten.
Der Bau wurde von Ferdinand III.(der Heilige) und Frau Beatrix von Schwaben in Auftrag gegeben. Ferdinand III. vereinigte im 13.Jahrhundert Leon, Kastilien, Asturien und Galicien zum unteilbaren auf den ältesten Sohn vererblichen Königreich.
Er legte den Grundstein für die Dominanz Kastiliens und gewann gegen die Mauren allmählich die Kontrolle der Christen über die Iberische Halbinsel zurück.
Die Besichtigung der Kathedrale nimmt mehr Zeit in Anspruch als gedacht und schon bald müssen wir wieder zu unserem Bus.
Wir fahren zu unserer ersten Übernachtung in das Parador Santo Domingo de la Calzada. Unser Gepäck wird hier vom Bus abgeholt und wir laufen ein Stück weit in die Altstadt von dem gleichnamigen Ort. Auch dieser hübsche Ort birgt eine Kathedrale mit einer skurrilen Besonderheit. Es gibt in ihr einen Hühnerkäfig. Einige von uns wollen sich davon selbst überzeugen und tatsächlich: in einem Käfig der erhöht angebracht ist befindet sich ein weißes Hühnerpaar, das wohl alle 3 Wochen ausgetauscht und ordentlich versorgt wird. Es gibt dazu eine Legende von davonfliegenden gebratenen Hühnern und einem lebenden Gehängten. Die ganze Geschichte bekommen wir erzählt und es wird vom "Hühnerwunder" gesprochen. Wir befinden uns eben auf einem Pilgerweg. Nun - Huhn bekommen wir heute abend nicht serviert, aber das deftige Fleischgericht lässt uns gesättigt in die Kissen sinken.


Donnerstag, 30.05.2024: La Rioja– Weinland und Wiege der spanischen Sprache – Klöster Suso und Yuso – Logrono – Weinverkostung

Heute morgen nach einem reichhaltigen Frühstück fahren wir weiter durch das Weinland des Rioja zu dem Fuß der Sierra de la Demanda. Das Gebirge hütet einen Teil des spanischen UNESCO geschützten Kulturerbes: die Klöster "San Millán de Cogolla" oder auch Yuso und Suso. Da es in der Nähe des Camino Francés liegt werden die Klöster auch von vielen Jakobspilgern besucht.
Mit einem dynamischen Führer besuchen wir erst das untere Kloster von Yuso. Es wurde von Benediktinermönchen gegründet und wird heute von den Augustinern verwaltet die sich um diesen Renaissancebau kümmern. Das allerdings barocke Portal zeigt den Heiligen Millán als Maurentöter. Es soll hier auch die älteste in spanisch verfasste Handschrift geben.
Anschließend fahren wir mit einem kleinen Bus hinauf in das höher gelegene Kloster Suso, welches das eigentliche Ursprungskloster ist. Beide verdanken ihre Gründung dem Heiligen Millán, der im 5.Jahrhundert hier lebte und sich schon in jungen Jahren in die Bergeinsamkeit zurückgezogen und viele Wunder vollbracht haben soll. Er soll ein sehr hohes Alter erreicht haben. Wir sehen den heute leeren Sarkophag des Mannes aus dem 11.Jahrhundert und die schliche Kirche welche romanische, westgotische und mozarabische Elemente in sich vereint. Die Schlichtheit des kleinen Klosters in dieser schönen Landschaft strömt eine besondere Atmosphäre aus.
Wir fahren wieder hinunter wo nach wenigen Minuten unser Fahrer Eusebio mit unserem Bus kommt.
Weitee geht es nach Logrono, einer weiteren Etappe auf dem Weg der Santiago-Pilger. Hier im Ort sieht man denn auch einige Pilgerherbergen, denn der Ort hat von der Pilgerbewegung profitiert. Er ist wegen einer Furt über den Ebro hier entstanden. Wir können hier die barocken Zwillingstürme der Kathedrale "Santa Maria de la Rodonda" betrachten und in dem nicht sehr touristischen Städtchen (außer die Jakobspilger) eine Kleinigkeit zu Mittagessen, sozusagen als Grundlage für unser noch kommende Weinprobe im Rioja-Gebiet.
Wir fahren nicht lange in das kleine malerisch gelegene Örtchen Laguardia, da wo sich die Weinkellerei "La Fabulista" befindet, eine der wenigen hier im Dorf. Die Tunnel, welche in den Stein gegraben wurden, liegen bis zu 6 m tief und wurden zur Verteidigung angelegt. Heute sind sie ideale Weinkeller.
Wir nehmen einen Fahrstuhl hinauf zum alten Dorf und gehen durch das mittelalterliche Stadttor. Nach ein paar Metern sind wir bei der Weinkellerei. Wir bekommen eine Erklärung zu dem Weingut und dem Herstellungsprozess und natürlich dürfen wir den Wein auch kosten, von dem uns der Geschmack vorher ein wenig erläutert wird. Ein typischer Snack lindert ein wenig die Wirkung des Weins.
Auf der letzten Etappe zurück zu unserem Hotel von gestern können wir am Wegrand noch einen kurzen Blick auf die traditionsreiche Bodega "Marquès de Riscal" werfen, die den Stararchitekten und Erbauer des Guggenheim-Museums in Bilbao, Frank O. Ghery mit einem spektakulären Hotelneubau beauftragten. Das Hotel wurde 2006 eröffnet und seine Titanhaut leuchtet schon von Weitem. Es gibt dort wohl ein SPA in dem man sogar eine Weintherapie machen kann.
Wir aber verbringen eine weitere Nacht in unserem Parador von gestern in der Nähe des Hühnerkäfigs in Santo Domingo de la Calzada.


Freitag, 31.05.2024: Hemingway Pamplona– Sommerfrische der Könige San Sebastian – Bilbao

Heute nach dem Frühstück heißt es Koffer laden und es geht weiter zu einem ebenfalls sehr bekannten Ort, nach Pamplona in Navarra. Die Stadt, welche auf einem 450 m hohem Plateau liegt und auf eine 2000-jährige Geschichte zurückblickt ist bekannt für ihr alljährlich im Juli stattfindendes Spektakel, dem Fest "Sanfermin". Der Höhepunkt dieses Festes ist das Treiben der Stiere unter waghalsigen Manövern durch die Stadt bis zur Stierkampf-Arena. Zahlreiche junge Amerikaner und auch andere Bewunderer Ernest Hemingway's kommen zu diesem Fest um ihren Mut zu beweisen und ihre Verehrung Ausdruck zu verleihen. Hemingway der hier in Spanien während des Bürgerkriegs als Kriegsberichterstatter weilte machte die Stadt mit seinem Erfolgsroman "Fiesta" weltberühmt. Der erste Weg führt uns denn auch in das Kaffee Iruna in welchem Hemingway seinen Welterfolg verfasst haben soll. Wir sind erstaunt, dass wir in diesem wirklich fantastischem Jugendstil-Kaffee alle Plätze und einen Café Solo für einen zivilen spanischen Preis erhalten.
Hemingway finden wir natürlich in der Bar, als Bronzeskulptur am Tresen sitzend- wer hätte das gedacht!
Wir gehen in Richtung Kirche und umrunden die Altstadt außerhalb der Stadtmauer um zur Stierkampfarena der Stadt zu gelangen, die wohl eine der größten der Welt sein soll. Diese wird heute noch genutzt und gerade finden Umbauten für ein Event statt. Den Rundgang beenden wir an dem Denkmal für die "Encierros", wie die Pflichtübung für den Stierauftrieb eigentlich genannt wird.
Wir fahren in das einstige Seebad der Aristokratie und des Bürgertums in der Zeit der Belle Époque nach San Sebastian. Es punktet durch seine herrliche Lage an „La Concha“, einer ca. 4 km langen muschelförmigen Sandbucht die von 2 Hausbergen eingerahmt wird. Der Ort war eine beliebte Sommerresidenz mit heute immer noch eleganten Promenaden und Villen.
Im Sommer zieht der Ort viele Hauptstädter an, ist es doch hier im Sommer ein wenig kühler als in der Hauptstadt.
Wir gehen aber erst einmal zu Mittag essen, was in einer Sidreria vorbestellt wurde. Natürlich mit einem zünftigen Cidre dem wichtigsten Getränk des Baskenlandes und einem wirklich hervorragendem Essen, was wir in der Üppigkeit gar nicht erwartet haben. Da hilft hinterher nur ein Spaziergang.
Wir laufen in Richtung Concha, einen Blick auf den schönen Strand und können in der Ferne den die Bucht begrenzenden Hausberg sehen. Wir schlendern am Casino vorbei und erkunden ein wenig die Altstadt, welche aber so alt gar nicht ist, denn der Ort in dem früher Walfang eine wichtige Rolle spielte und der mit der Ausfuhr von Wolle reich wurde, wurde von den Franzosen belagert und im Zuge der Befreiungskämpfe gegen Napoleon in Schutt und Asche gelegt. Deshalb hat man die Altstadt im Schachbrettmuster neu aufgebaut, was im 19.Jahrhundert modern war.
An der Jugendstil-Brücke werfen wir einen Blick auf das Kongresszentrum, welches Geschmackssache ist. Dann geht jeder noch seine eigenen Wege und wir treffen uns zur Abfahrt wieder am Busbahnhof, wo wir auch ausgestiegen sind.
Wir fahren weiter nach Bilbao, der Hauptstadt und dem wirtschaftlichen wichtigen Zentrum des Baskenlandes.
Es bleibt noch genug Zeit um im Hotel einzuchecken. Es hat eine hervorragende Lage am Fluss Nervion zwischen Guggenheim-Museum und Altstadt und wir können schon einen Blick auf diesen spektakulären Museums-Bau und die Brücke von Calatrava werfen, die in der Nähe des Hotels ist.
Zum Abendessen fahren wir mit unserem Bus zu einem Aussichtspunkt, dem "Artxanda-Berg" von dem wir einen guten Ausblick auf die Stadt Bilbao haben. Was von außen wie ein Ausflugsrestaurant wirkt entpuppt sich als Restaurant der gehobenen Küche mit sehr aufmerksamer Bedienung. Wir speisen hier vorzüglich und können auch den besonderen Weißwein der Region, den "Txakoli" kosten, von dem Eberhardt eine Runde spendiert. Der halbtrockene Weißwein schmeckt den meisten von uns sehr gut.
Nach dem Abendessen wartet ein Bergbahn-Abenteuer auf uns. In kurzer Zeit sind wir mit der betagten Zahnradbahn von 1915 nach unten zur Plaza Funicular gefahren, nicht weit von unserem Hotel entfernt. Heute sinken alle müde in die Kissen. Ein wieder angefüllter Tag geht zu Ende. Wir hoffen darauf dass wir morgen bei unserer Stadtbesichtigung schönes Wetter haben.


Samstag, 01.06.2024: Kultur– und Kunstgenuss in Bilbao – Guggenheim–Museum – baskische Tapas

Heute morgen treffen wir unsere Stadtführerin Mabel in der Rezeption des Hotels. Das erste Mal benutzen wir unsere Audio-Geräte die bei so einem Rundgang vieles Erleichtern.
Wir beginnen die Stadtbesichtigung mit unserem Bus und fahren als erstes bis zur Mündung der Ria in den Atlantik. Wir erfahren einiges über die Stadtgeschichte von Bilbao welches sich von einer schmutzigen Industriestadt seit der Krise in den 70er Jahren zu einer modernen Metropole entwickelt hat und noch dabei ist sich zu verändern. Nicht alle Spuren der Industriezeit sind verschwunden aber es gibt Pläne und Investitionen um mit den Umbauten fortzufahren. Viele private Investoren sind an dieser Transformation beteiligt. Trotzdem gibt es noch einiges aus der alten Zeit, was erhalten wird, denn vergessen möchte die Stadt ihre Vergangenheit nicht, hat doch besonders das Baskenland unter dem Bürgerkrieg in Spanien gelitten. Im Zuge der Franco-Diktatur entstand die ETA, welche im Jahr 2018 ihre endgültige Auflösung bekanntgab.
Die alte Schwebefähre "Puente Colgante" die wir besuchen ist schon etwas besonderes. Sie ist die älteste Hängebrücke der Welt an der die 1893 eingeweihte Schwebefähre ihren Dienst tut. Personen und Autos werden für kleines Geld von einem Ufer zum anderen befördert. Man kann auch über die Brücke laufen, wofür man allerdings schwindelfrei sein sollte. Der Entwurf der Brücke stammt von Alberto Palacio, der ein Schüler Gustaf Eiffels war. Ihm ist natürlich auch ein Denkmal gesetzt worden.
Wir fahren anschließend an mehreren modernen Gebäuden und der Universität vorbei in Richtung Innenstadt. Da Busse nicht mehr in die Altstadt fahren dürfen, werden wir von Eusebio, unserem Fahrer, in der Nähe abgesetzt und wir gehen zu Fuss weiter. Vorbei am Denkmal für die Treidlerinnen die die Schiffe in die Stadt ziehen mussten, geht es entlang ders Nervion in die Altstadt von Bilbao. Entlang der ehemaligen Entladestellen für die Schiffe, wo heute Marktstände aufgebaut sind, gelangen wir am Bahnhof vorbei zur Piazza Arriaga mit dem gleichnamigen Theater von 1890. Der Architekt war von der Pariser Oper inspiriert, der Namensgeber Arriaga ein Komponist der mit 20 Jahren an Tuberkulose starb. Wir laufen durch die Altstadt in Richtung "Mercado de la Ribera", die Markthalle, die 1929 in Form eines Schiffes im neoklassischen Stil errichtet wurde. Sie ist ein wahres Schlemmerparadies. Wir heben unseren Hunger allerdings noch etwas auf, haben wir später doch mehr Zeit. An der "Puente San Anton" kehren wir um und laufen an der Kathedrale vorbei zur Plaza Nuevo. Auch hier in Bilbao gibt es den Pilgerweg nach Santiago, allerdings begegnet man hier den Pilgern die sich für den Küstenweg entschieden haben.
An der Plaza Nuevo verabschiedet sich Mabel von uns und wir haben jetzt ein wenig Freizeit. Langsam bewegt sich jeder individuell direkt oder auf Umwegen in Richtung Guggenheim-Musem, das Bauwerk, welches maßgeblich zum Imagewandel der Stadt beigetragen hat. Der Wandel der Mitte der 90er-Jahre begann machte aus der Stadt mit zweifelhaftem Ruf, wegen der hohen Arbeitslosigkeit und Depression, eine Perle inmitten der spanischen Städte. Der Stararchitekt Santiago Calatrava schuf ein neues Flughafenterminal und die Brücke Zubizuri. Norman Foster übernahm die Neugestaltung der U-Bahnhöfe und das Guggenheim-Museum war das I-Tüpfelchen.
Und es geht wohl immer noch weiter. Für die derzeit größte Baustelle in Bilbao zeichnet sich die 2016 verstorbene irakische Architektin Zaha Hadit verantwortlich.
Wir haben ein Treffen vor "Puppy" verabredet, dem überlebensgroßen Hündchen vom Künstler Jeff Koons, welches zwei mal im Jahr ein neues Blumenkleid bekommt.
Allerdings geht genau zu dieser Zeit ein Wolkenbruch über Bilbao nieder und das ganze ist etwas versprengt. Das macht aber nichts, hat doch jeder seine Eintrittskarte schon erhalten und wer nicht dort ist geht individuell in das Museum. Es ist ein beeindruckendes Bauwerk, welches alle Konventionen sprengt. Ebenso die Innenräume und Exponate welche zu sehen ist. Ein riesiges Experimentierfeld der Architektur und Kunst. Jeder kann nach eigenem Geschmack diese Besichtigung machen, denn der nächste feste Termin ist erst unsere Verabredung zum Abendessen, welches diesmal im Rahmen einer "Pintxo-Tour" durch 3 unterschiedliche Lokalitäten von Bilbao stattfindet. Das Wetter ist inzwischen besser geworden und wir sind gespannt als wir uns am Abend treffen. Mabel hat diese Lokale ausgesucht und Gina, unsere Reiseleiterin, hat die Adressen dafür bekommen. Dann also los!
Wir haben nicht weit zu laufen um unsere erste Bar zu erreichen. Wir werden schon erwartet und wir müssen nicht lange auf unsere ersten Vorspeisen warten. Pintxo ist der baskische Name für Tapas, die ja eher im Zentrum und im Süden des Landes bekannt sind.
Nach dieser ersten Kostprobe ziehen wir weiter in die Nachbarschaft, wo es auch leckere Pintxos gibt. Heute abend findet ein Fußballspiel statt und natürlich sind die Basken wie alle Spanier Fußballbegeisterte. Langsam mit fortschreitendem Abend füllen sich die Straßen, denn man geht am Samstag aus. Bis zu unserer 3.Kneipe müssen wir ein wenig weiter laufen und dort steppt der Bär, schon als wir ankommen. Wir haben glücklicherweise für unsere Gruppe reservierte Plätze, denn es sind Himmel und Menschen unterwegs. Man hat das Gefühl ganz Bilbao ist unterwegs. Die Basken sind ein geselliges Völkchen, welches Feiern, Singen und Tanzen liebt, was schon immer so war aber durch die negative Berichterstattung über die ETA bis zur Jahrtausendwende bei der allgemeinen Bevölkerung weniger bekannt wurde. Wir haben den Abend jedenfalls genossen und gehen beschwingt in unser Hotel.


Sonntag, 02.06.2024: Laredo – Santona – Altamira – Santander

Heue morgen müssen wir ein wenig früher starten, denn wir sollen schon nach 09.00 Uhr in Santona sein, einem Städtchen welches bekannt für seine Sardinenfischerei und die Konservenfabriken ist. Von diesem Ort geht heute, wettertechnisch bedingt, die Schiffsfahrt entlang der Steilküste los. Das Wetter ist heute nicht ganz so schön und es nieselt ein wenig. Für eine Schiffsfahrt haben wir uns natürlich besseres Wetter gewünscht, aber das können wir nicht beeinflussen. Wir sind pünktlich in dem kleinen Hafen und so starten wir bald mit unserem Schiff welches aus Laredo, dem Nachbarort anreist.
Glücklicherweise ist das Schiff überdacht. Der Regen lässt auch langsam nach und wir können die beeindruckende kantabrische Küstenlandschaft vom Meer aus betrachten. Wir fahren zum Leuchtturm von "El Caballo" der lange nur schwierig von Land zu erreichen war bis man einen befestigten Treppenweg anlegen ließ, der aber auch einige schwindelerregende Passagen enthält. Wir entdecken Höhlen im Felsgestein. Sehr schnell geht die kurzweilige Fahrt vorbei und wir sind wieder in Santona.
Kurz ist der Weg zur Sardellenfabrik, bei der wir zur Besichtigung angemeldet sind. Da heute Sonntag ist, erklärt uns eine junge Angestellte mit Tablet und in "spanenglisch" (Gina übersetzt) das Verfahren der Sardellenkonservierung, was bei uns dazu führt, die Anchovis oder Sardellen in Zukunft mit dem nötigen Respekt zu verzehren, ist doch die Arbeit die solch eine Sardelle macht ein aufwendiges und zeitintensives Verfahren. Alle Arbeiten erfolgen in mühseliger Handarbeit. Natürlich können wir auch von den Sardellen kosten ebenso wie von einer Art Thunfisch, der ebenfalls hier in die Dose kommt.
Wir fahren zu dem nicht weit von Santona entfernten weiteren Höhepunkt dieser Reise. Wir wollen einen Blick in die Steinzeit werfen und die berühmte Höhle von Altamira besuchen, jedenfalls die Kopie davon. Die originale Höhle mit Malereien von vor über 15.000 Jahren ist schon lange für den Publikumsverkehr gesperrt und so wurde eine originale Kopie von ihr geschaffen. Wir haben ein Zeitfenster für ihren Besuch. Angegliedert ist ein anschauliches Museum, welches ein wenig von dem Leben in diesem Zeitenalter erläutert. Dann werden wir in die "Neue Höhle" eingelassen und wir sind wirklich erstaunt über die Felsbilder welche an die Decke gemalt sind, die also auf uns herabschauen. Eine ganz besondere Malweise stellt wohl 21 Bisons, jeweils eine Hirschkuh, ein Wildpferd und ein Wildschwein dar. Dominierende Farben sind Oker und Rottöne, die Konturen sind mit Kohle gezeichnet. Wir sind beeindruckt.
Es gibt verschiedene Theorien zur Bedeutung dieser Malereien aber bewiesen ist davon nichts.
Nach dieser Besichtigung fahren wir in Richtung Santander, der Hauptstadt Kantabriens. Die Stadt mit ihren eleganten Promenaden und weiten Stränden soll eine hohe Lebensqualität aufweisen, war sie doch auch die Sommerfrische von Alfons VIII. und seiner Frau Victoria Eugénie, die sich auf der Magdalenen Halbinsel 1912 ein Schloss erbauen ließen. Heute ist hier eine internationale Sommeruniversität untergebracht.
Ihre Anwesenheit gab auch der Entwicklung zu einem Seebad Vorschub.
Unser Hotel "Grand Hotel Sardinero" liegt am gleichnamigen Strand nicht weit entfernt von der Magdalena-Halbinsel mit vielen Schirmpinien und einem kleinem Zoo. Wir beziehen unsere Zimmer und haben für den Rest des Tages ein wenig Freizeit um die Seele baumeln zu lassen.
Am Abend treffen wir uns zu unserem gemeinsamen Abendessen.


Montag, 03.06.2024: Santander– Santanilla del Mar – Comillas – Cangas de Onis

Heute Morgen atmen wir noch einmal in der guten Seeluft tief ein, bevor wir weiterfahren zu einer wahren Perle von Stadt. Der Ort Santanilla des Mar liegt 4 km vom Meer entfernt in grüner Hügellandschaft. Im Mittelalter war der Ort Sitz einer Markgrafenschaft und auch eine wichtige Station auf dem Küstenpilgerweg nach Santiago. Es gibt in dem Ort 2 Hauptgassen mit über 30 Adelspalästen vom 15. bis zum 18.Jh. mit prunkvollen Wappenschildern. Hier geht jeder individuell seines Weges. Da heute Montag ist, haben die Kirche und auch andere Museen geschlossen. Aber das Foltermuseum und eine Kunstgalerie öffnen, trotz Montag, ihre Pforten. Nette kleine Kaffees und Restaurants prägen den Ort. Auch gibt es ein Parador, welches mitten im Ort liegt.
Am Nachmittag geht die Fahrt weiter in das nahe gelegene Comillas. Ein Sohn der Stadt emigrierte in jungen Jahren nach Kuba und erwirtschaftete ein großes Vermögen durch Gründung einer Überseereederei. Nach seiner Rückkehr erhielt er den Titel eins Markgrafen. Er ließ sich vom bekannten katalanischen Architekten Joan Matorell den neogotischen Sobrellano-Palast bauen und stiftete Geld für eine Universität. Wir aber wollen zu dem nahe gelegenen Gaudi-Palast "El Capricho", eines seiner ersten Werke seiner Karriere. Der Auftraggeber war ein Verwandter des Markgrafen der aber vor Vollendung dieses Bauwerkes starb und es somit nicht zu Ende bauen lassen konnte. Es ist interessant durch die durchdachten Räume zu laufen, den Wintergarten in der Mitte des Hauses zu sehen und die fröhlichen Sonnenblumenkacheln sowie andere Details wie der überhängende Balkon zu betrachten.
Jetzt ist es aber Zeit in Richtung der "Picos de Europa" aufzubrechen, denn wir werden die kommende Nacht am Fuss des Gebirges verbringen. Auch steht noch eine Höhlenbesichtigung an. Der bei Feinschmeckern bekannte Cabrales-Käse erhält seine besondere Note durch den Reifeprozess in einer Höhle. Vorher müssen wir aber erst einmal an Höhe gewinnen und wir erfahren, dass die eigentliche Straße gesperrt ist. Dieser Zufall beschert uns eine wunderbare landschaftlich schöne aber kurvige Fahrt durch Berglandschaft. Also sind wir über den Umweg nicht traurig. Auch ist unsere Verspätung in der Käserei kein Problem. Wir bekommen eine Führung und natürlich auch eine Kostprobe dieses Käses.
Danach fahren wir in Richtung unseres Paradors in Cangas de Onis, ein Örtchen welches wir morgen besichtigen werden, denn hier in der Nähe gibt es viel Historisches zu entdecken.


Dienstag, 04.06.2024: Picos de Europa– Wallfahrtsort Covadonga– Cangas de Onis

Heute verspricht der Tag sonnig zu werden, was sich natürlich für unseren Ausflug in die luftigen Höhen als günstig erweist. Wir fahren von unserem Parador in Cangas de Onis in den Wallfahrtsort Covadonga. Von einem großen Parkplatz werden wir von einem kleineren Bus in die Höhe gebracht. Wir fahren durch die pittoreske Gebirgslandschaft der Picos de Europa. Nach wiederholtem Umstieg geht es zu den Seen von Covadonga in ca. 1500 m Höhe. Die beiden Seen welche am Ende der letzten Eiszeit entstanden sind unterschiedlich tief und erstrahlen in leuchtendem Blau. Wir haben ca. 45 Minuten Zeit um zu Fuß zu einem etwas höher gelegenen Aussichtspunkt zu gelangen. Man blickt auf Felsen und Wiesen die eine lebendige Gebirgs-Flora aufweisen. In der Ferne sieht man Schäferbehausungen die sich ab Juni mit Leben füllen werden. Die transhumante Weidewirtschaft wurde wiederbelebt. Erst kommen die Kühe, die wir bei der Herfahrt schon gesehen haben und ein wenig später im Monat treffen auch die Schafe und Ziegen ein.
Wir werden von denselben Fahrzeugen wieder zum Parkplatz zurück gebracht. Zu Fuß besichtigen wir die Kirche von Covadonga und die Heilige Grotte in der Pelayo die Strategie gegen die Mauten ersonnen haben soll. Heute ist das Ganze eine Nationale Wallfahrtsstätte.
Mit unserem Bus fahren wir zurück nach Cangas de Onis zum Mittagessen und um uns die Puente Romano mit dem Siegeskreuz Pelayos an der Frontseite anzuschauen. Einige laufen von hier zurück zum Parador, andere ziehen wegen der Hitze den Bus vor.
Der Tag endet mit dem Abendessen im Parador.


Mittwoch, 05.06.2024: Von Oviedo der Hauptstadt Asturiens – entlang der Costa Verde

Nach dem Bergabenteuer führt uns unser Weg wieder zur Küste nach Ribadesella, einem kleinen Küstenort in dem sich nach ihrer Rückkehr aus der Neuen Welt Kubaner angesiedelt hatten. In Ribadesella angekommen stellen wir fest, dass der Bus nicht zum Aussichtspunkt fahren darf und ein Spaziergang zum Aussichtspunkt zu viel Zeit kosten würde. Wir beschränken uns auf ein Foto und fahren weiter zur Hauptstadt Asturiens nach Oviedo.
Hier treffen wir in der Innenstadt an einem markanten Punkt unsere Stadtführerin, die uns während des Rundgangs einiges über die Geschichte Asturiens und ihrem Liebling, wie sie selber sagt, "Carlos dem Keuschen", erzählt. Er blieb ohne Frau und Kinder und konnte sich ganz dem Wohle Asturiens widmen.
Wir besuchen den Dom mit seinem Schatz, einer Schatulle aus Achat und dem Siegeskreuz von Pelayo, das Original welches wir gestern als Kopie schon an der Brücke in Cangas de Onis gesehen haben. Wir sind beeindruckt angesichts dieser Kirchenschätze des Mittelalters.
Wir bekommen noch einen kurzen Eindruck vom neuen Teil der Stadt in dem es Jugendstil und Art Nouveau zu entdecken gibt. Dann laufen wir gemeinsam zu unserem Treffpunkt zurück wo uns unser Bus abholt.
Wir fahren weiter nach Aviles, wo der bekannte brasilianische Architekt Oskar Niemeyer das das Niemeyer- Zentrum erbauen ließ. Trotzdem ist Aviles ein wenig im Schatten geblieben und macht einen ruhigen Eindruck. Da wir alle einen Bärenhunger haben beleben wir das Geschehen durch eine Salatmahlzeit.
Im Ort fällt uns die Bronzeskulptur eines kleinen dicken Mädchens mit einem Kleid aus dem 17.Jahrhundert auf. Es handelt sich um "La monstrua de Avilés". Sie hieß Eugenia Martínez Vallejo und hatte wohl eine genetische Erkrankung die zu extremer Fettleibigkeit in jungen Jahren führte. Ihr Schicksal war es, dass der letzte Habsburger Karl II., der ebenfalls durch extreme Inzucht innerhalb der miteinander verwandten Herrscherfamilien schwer behindert war, sie als Hofnärrin in seinen Hofstaat aufnahm. Ein Schicksal welches sie mit kleinwüchsigen oder anderweitig andersartigen Menschen teilte. Sie wurde nur 25 Jahre alt, wahrscheinlich aufgrund ihrer Erkrankung. Ein Portrait von ihr von Juan Carreno de Miranda hängt im Prado von Madrid.
Nach dieser entspannenden Pause in Avilés fahren wir in Richtung Ribadeo, wo sich unser nächster Parador für eine Nacht befindet.


Donnerstag, 06.06.2024: Jakobsweg– Camino Frances– Wallfahrtsort Santiago de Compostela

Heute Morgen verlassen wir den Küstenort Ribadeo um zu einem Höhepunkt der Reise aufzubrechen.
Für die Jakobspilger bedeutete dieser letzte Streckenabschnitt, dass sie an ihrem Ziel in der Pilgerkirche von Santiago de Compostela am Grab des Heiligen Santiago angekommen sind.
So sehen wir auch bei der Einfahrt in Santiago zahlreiche Jakobspilger wie auch schon in anderen Orten unserer Reise. Wir umfahren die Altstadt und erreichen unser angenehmes Hotel welches am Rande der Altstadt und der Nähe der Kathedrale liegt.
Hier holt uns bald nach der Ankunft unser Stadtführer Francisco ab, der uns temperamentvoll auf den Rundgang vorbereitet welcher sich hauptsächlich in und an der Kathedrale abspielen wird. Sie soll die Gebeine des Heiligen Jacobus, einer der ersten Apostel von Jesus Christus, in ihrem Besitz haben (außer dem Kopf, der sich in Jerusalem befinden soll).
Wir nähern uns über die sog. "huertas", was Gärten bedeutet, der Kathedrale, die wie alle Kathedrale seit ihrer Gründung mehrfach umgebaut und restauriert wurde. Beeindruckend muss es sein, wenn bei Anwesenheit tausender Pilger das große Weihrauchfass durch die Kuppel schwingt.
Schnell vergeht die Zeit und nach der Besichtigung gehen wir alle noch zu einem Kaffee mit "Tarta de Santiago" eine wohlschmeckende Mandeltorte, in das Parador welches in einem ehemaligen Hospiz untergebracht ist. Das Gebäude wurde von Isabella der Katholischen 1492 nach ihrem Sieg über die Mauren in Auftrag gegenen. Danach geht jeder seine Wege.
Der Platz vor der Kathedrale hat sich inzwischen mit vielen Pilgern gefüllt die sich gegenseitig stolz ihre Pilgerurkunden zeigen die jeder erhält, der die letzten 100 km des Weges zu Fuß bewältigt hat.
Zwei von uns besuchen den Gottesdienst am Abend und berichten beim Abendessen davon. Das Weihrauchfass blieb ungenutzt, denn das soll nur bei bestimmten Gelegenheiten oder gegen Spende in Bewegung gesetzt werden.


Freitag, 07.06.2024: Weinverkostung im Weingebiet Rias Baixas, Combarro&die Hafenstadt Pontevedra

Heute beginnt unser zweiter Tag im grünen Galizien. Die sog. rias Baixas sind bekannt für den Weinanbau im Hinterland der Costa Verde.
Wir fahren durch grüne Landschaften und Weinberge zu unserem Besuch der "Bodegas Pazo Baion", ein modernes Weingut mit sehr alter Tradition. Moderne Skulpturen gehen mit den alten Gemäuern eine harmonische Verbindung ein.
Interessant ist auch die Geschichte der verschiedenen Vorbesitzer. Die Tatsache, dass sich darunter auch ein Drogendealer befand, führt zu der permanenten Unterstützung durch das Weingut von Drogenprojekten in der Region. Ende des letzten Jahrhunderts waren Drogenprobleme mit sog. harten Drogen in Galizien wohl besonders dringend.
Wir bekommen die einzelnen Stufen der Weinproduktion erläutert und dürfen am ;Ende auch davon kosten.
Weiter geht es zum kleinen Hafenort El Grove wo wir uns zu einer Schiffsfahrt einfinden sollen. Im Moment ist niemand da aber ein Verkäufer von Süßigkeiten versichert uns, dass wir richtig wären. Man kennt sich eben...!
Und richtig: der Mole nähert sich ein Partyschiff, wie es im ersten Moment scheint. Auf dem Deck tanzt eine nicht mehr ganz nüchterne spanische Meute in ungefähr unserem Alter zur lautstarken Musik. Sie verlassen nur zögerlich die einmal eroberte Tanzfläche und räumen den Platz für uns. Wahrscheinlich eine Firmenveranstalten, mutmaßen wir.
Mit uns checkt eine muntere spanische Schulklasse der jüngeren Jahrgänge ein. Also ruhig wird diese Fahrt nicht!
Wir fahren los, bekommen diverse Flaschen Wein, Wasser und Saft auf die Tische die uns zugewiesen werden und dann beginnt die Fahrt zu den zahlreichen Muschelgestellen die hier der Zucht von Miesmuscheln dienen.
Uns wird das Verfahren der Muschelzucht vom Band sogar in deutsch erklärt. Dann können wir Austern käuflich erwerben aber niemand von uns möchte Austern essen.
Nach einer Stunde Fahrt überbrücken wir lieber die Wartezeit auf unseren Bus in einem Kaffee mit kleinen Tapas.
Inzwischen ist es ungewöhnlich heiß geworden. 38 Grad Celsius zeigt mittlerweile das Thermometer. Wir fahren ein Stück weiter zu den Speichern von Comillas. Diese Speicher wurden früher zur Lagerung von Getreide und anderen Nahrungsmitteln genutzt. Heute sind viele romantische Restaurants und Bars in den kleinen auf Stelzen gebauten Häuschen untergebracht. Insgesamt ein idyllisches Ambiente.
In der sehr drückenden Hitze fahren wir weiter nach Pontevedra, einem kleinen Städtchen an einer Ria gelegen. Den Parador erreichen wir nach kurzem Fußweg. Dort ruhen wir aus oder schauen uns ein wenig im hübschen Ort um, wo gerade Festivitäten vorbereitet werden bevor wir unser Abendessen einnehmen.


Samstag, 08.06.2024: Besuch von Zamora– Stadt der Romantik

Heute Nacht hat es dauerhaft geregnet und die Temperatur ist um fast 20 Grad gesunken. Einige von uns sind etwas angeschlagen. Wir haben heute erst einmal eine längere Fahrt vor uns und so stört es nicht allzu sehr. Allerdings haben wir auf dem ersten Teil der Strecke dichten Nebel und wir können auch aufgrund der anfänglichen Verkehrsdichte nicht so schnell fahren.
Wir fahren vorbei an Ourense, ein Ort der wegen der heißen Quellen von den Römern gegründet wurde. Nach einer längeren Fahrt über die spanische Meseta biegen wir ab und überqueren die Ruta de la Plata, ein "breiter Weg", der oft mit Silberweg übersetzt wird, was es ja im spanischen auch heißt, allerdings ist der Name aus der arabischen Sprache abgeleitet und bedeutet "Breiter Weg".. Er wurde von den Römern angelegt und diente als Einfallstor für die Mauren und wurde natürlich ebenso von den Jakobspilgern genutzt.
Dann noch über einige schmale Wege und wir stehen vor den Ruinen des ehemaligen Zisterzienserklosters "Monasterio de Santa Maria de Moreruela". Gekrönt wird die Szenerie von zahlreichen bewohnten Storchennestern. Wir hören das Klappern der Storchenfamilien bei denen sich schon Nachwuchs in den Nestern eingestellt hat. Die bunten Wiesenblumen überall in der Ruine runden das romantische Ensemble ab.
Da die Anlage zur Mittagszeit geschlossen wird und der Wärter mit dem Schlüssel winkt, fahren wir weiter in Richtung der Stadt Zamora. Dort werden wir von einer Polizei-Eskorte mit unserem Bus durch die Fußgängerzone zu unserem Parador geleitet. Unser Fahrer hatte lediglich einen Anruf im Parador getätigt.
Dieser ist ein alter Adelspalast in dem die Hausherren, eine reiche kastilische Adelsfamilie, im Innenhof verschiedene historische Kopfreliefs erschaffen ließen.
Von römischen Gestalten der Mythologie bis zum Kaiser Carlos I. (Karl V.) ist alles vertreten.
Wir beziehen unserer Zimmer und gehen mit dem Stadtführer auf Tour, die im Hof des Paradors beginnt. Die Altstadt ist länglich auf einem Felsvorsprung errichtet mit einem Alkazar an einem Ende. Von dort haben wir einen Blick auf den Fluss. Wir sehen die Ruine einer römischen, zerstörten Brücke und einer mittelalterlichen, die als Fußgängerbrücke hergerichtet wird.
Die Besichtigung der romanischen Kathedrale, die uns von Eberhardt-Reisen als Extra spendiert wird, zeigt einige Besonderheiten ist doch der Ort auch bekannt für seine Prozessionen während der "Semana Santa".
Die Kathedrale birgt zahlreiche Prozessionsfiguren, die hier bewundert werden können. Ca. 40 Männer benötigt man für das Tragen eines Gestells welches die Figuren trägt.
Auch flämische Wandteppiche können wir bestaunen.
Wir laufen zurück zur Plaza Mayor und gehen dann unsere eigenen Wege. Der Abend schließt wieder mit einem guten Abendessen im stilvollen Ambiente.


Sonntag, 09.06.2024: Segovia, die Stadt der 1000 Perspektiven

Heute Morgen nach dem Frühstück geht es wieder mit Polizeieskorte aus der Stadt hinaus. Das scheint hier ein besonderer Service der Stadt zu sein.
Über die Autobahn vorbei an hügeliger Landschaft erreichen wir gegen Mittag das Städtchen Segovia, welches neben Toledo und Avila zu den 3 wichtigsten historischen Kleinstädten Kastiliens zählt. Hier steht der Palast der kastilischen Herrscher. Isabella die Katholische wurde in Segovia gekrönt.
Unser Hotel liegt am Fuß des Römischen Aquädukts, welches eine Höhe von 28 m hat und noch bis 1974 Wasser aus den Bergen in die Stadt leitete.
Glücklicherweise können wir schon im Hotel einchecken und jeder kann die Freizeit bis zu unserem Stadtrundgang individuell gestalten.
Am Nachmittag treffen wir David unseren Stadtführer. Bei unserem Rundgang fallen die zahlreichen mit Sgraffito verzierten Häuser und Paläste auf. Die Dekoration konnten sich reiche Händler leisten die ihr Vermögen im 16. Jahrhundert mit dem Wollhandel machten.
Auf einem Platz steht ein Held des Communeros-Aufstandes gegen Karl V. der jedoch niedergeschlagen wurde.
Wir besuchen die Kathedrale die von Karl V. in Auftrag gegeben wurde.
Beeindruckend ist das Gebäude aus dem 16.Jahrhundert das während der folgenden Jahrhunderte erweitert wurde.
Wir laufen weiter entlang des ehemals jüdischen Viertels in Richtung Alkazar, dem Königspalast. Er beeindruckt trotz seiner erst in neuerer Zeit rekonstruieren Räume.
Eigentlich hat der Palast einen Festungscharakter. Von hier können wir in die Landschaft auf mehrere Kirchen und Klöster schauen. Unter Anderem gibt es ein riesiges Hieronymiten Kloster welches wohl von den letzten 3 Klosterbrüdern dieses Ordens bewohnt wird. Mit ihnen stirbt der Orden aus.
Im Palast fallen zahlreiche Elemente im Mudejar-Stil auf, ein von der arabischen Dekorationskunst beeinflusster Stil der auch von den Christen teilweise übernommen wurde. Nach der Besichtigung laufen wir langsam durch das ehemals jüdische Viertel, die "juderia", in Richtung Hotel zurück.
Unseren letzten Abend verbringen wir im nahe gelegenen Restaurant bei einem guten letzten Abendessen mit der Gruppe.


Montag,10.06.2024: Rückflug von Madrid

Es hat die ganze Nacht geregnet und auch heute morgen weint der Himmel. Wahrscheinlich ist der Grund unsere Abreise. Aber wir hatten ja sonst sehr viel Glück mit dem Wetter und sind bis auf eine kleine Ausnahme trocken geblieben. Wir haben viel gesehen und konnten die Unterschiedlichkeit der Städte und Gebäude Nordspaniens bewundert. Es ist eine alte Kulturlandschaft mit kleinen und großen Wundern, phantastischen Kathedralen und liebenswerten Menschen, die keltische, westgotische, arabische und als altes Seefahrervolk und durch Heiratspolitik noch weitere Gene in sich tragen.
Wir kommen alle gut zum Flughafen bis auf die beiden Gäste die noch in Madrid bleiben.

Schlusswort

Der nördliche Teil Spaniens ist ebenso eine Reise wert wie der Süden! Davon haben wir uns bei dieser Reise überzeugen lassen.
Ich bedanke mich als Reiseleiterin bei allen Gruppenteilnehmern für die gute Laune und den Humor der auch bei weinendem Himmel nicht verloren ging (gab es auch wirklich nur am letzten Tag)! Ich freue mich, Euch alle wiederzusehen.
Liebe Grüße aus Bad Homburg
Eure Gina

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