Reisebericht: Rundreise Frankreich – Südwest– und Zentralfrankreich

28.07. – 06.08.2012, 10 Tage Rundreise durch Frankreich von der Atlantikküste zu den Vulkanbergen der Auvergne mit Bordeaux – St. Emilion – Bergerac – Perigueux – Sarlat–la–Caneda – Lascaux – Rocamadour – Conques – Millau – Le Puy–en–Velay – Issoire – Clermont Ferrand – Para


  Bildergalerie   Druckversion (PDF)   Kommentare   zur Reise
 
Von Bordeaux die Dordogne aufwärts führte uns der Weg in's Perigord, die wildromantische Gorges du Tarn und in die Auvergne, das Land der Vulkane. Schliesslich landeten wir im lieblichen Burgund und kosteten den Wein. Unterwegs Kultur satt - versteht sich.
Ein Reisebericht von
Dr. Bernhard Rink

Reisebericht

Blog Zentral-Frankreich
Es gibt ein Gebiet in Frankreich, das zwischen den großen Transitrouten an der Atlantikküste und dem Rhône-Tal liegt und bisher nicht zu den touristischen Schwerpunkten gehört - das Zentralmassiv. Dieses zu erkunden hatten wir uns vorgenommen. Aber erst muss man ‚mal hinkommen. Der Weg ist weit von Dresden über Frankfurt/Main und Saarbrücken nach Paris bzw. Créteil. Glücklicherweise hatte es sich ein wenig abgekühlt und unterwegs gab es an der Strecke viel zu sehen und darüber zu berichten. Am nächsten Morgen brachte uns Frank mit dem Bus zum Gare Montparnasse, so dass wir quasi im Vorüberfahren noch eine kleine Stadtrundfahrt in Paris erlebten. Der Bahnhof ist einer der größten der französischen Hauptstadt und gut bewacht, wovon wir uns überzeugen konnten. Der TGV (für viele das erste Mal und deshalb ein aufregendes Erlebnis!) trug uns nach Bordeaux-St. Jean und weiter ging’s mit der Tram bis zur Esplanade des Quinconces, mit 12,6 ha der größte Platz Europas. Dort am Tourismusbüro erwartete uns Madame Christine und gemeinsam unternahmen wir zu Fuß eine Besichtigungstour durch jene große Stadt mit der bewegten Geschichte, die dem köstlichen und hochgelobten Wein, der in ihrer Umgebung wächst, so viel zu verdanken hat. Am Ufer der Garonne, nicht weit von der 500m langen Pont de Pierre lag sogar ein Kreuzfahrtschiff, dessen Ablegemanöver wir beobachten konnten. Es wurde schon wärmer und überhaupt waren die Temperaturen den Prognosen immer um ein paar Grad voraus. Da tat eine Verschnaufpause für Kaffee und Erfrischungen richtig wohl. Caf Napoléon - ein Faible unseres Reiseleiters. Hinterher waren alle erleichtert unser rollendes Zuhause wiederzusehen, das uns zum Hotel brachte.
Die kleine Stadt St. Emilion war so richtig das, wie man es sich nach vielen Filmen über Frankreich so vorgestellt hatte und am frühen Morgen waren auch noch keine Touristen (außer uns!) da. Unsere örtliche Führerin vom Touristenbüro sprach sehr gut Deutsch mit dem charmanten Akzent, den wir aus der Werbung kennen. Aber sie war auch inspiriert und übertrug das auf uns in den Katakomben und der grandiosen Felsenkirche. Gern hätten wir länger verweilt, aber uns erwartete schon eine Bootsfahrt auf der Dordogne, dem Fluss dessen Verlauf wir weiter folgen wollten. Die Gabarre ist ein alter Schiffstyp, der heute nur noch zu touristischen Zwecken genutzt wird. Stolzer Kapitän ist eine Frau, ebenso deren rechte Hand - und ein possierlicher Schiffshund ist auch an Bord bei der erfrischenden Flusspartie. Anschließend wurde in der Altstadt von Bergerac der irrtümlich mit ihr assoziierte Cyrano gesucht - wir wurden gleich zweimal fündig! Weiter ging’s nach Périgueux, der Hauptstadt des Périgord, wo wir die Kathedrale St. Front, eine byzantinische Kreuzkuppelkirche nach dem Vorbild von San Marco in Venedig bestaunten und auch einen Blick in den Treppenhaus-Innenhof eines der erhaltenen Renaissance-Bürgerhäuser werfen konnten. Unser gemütliches Hotel am Waldrand fanden wir wegen einer Straßensperrung erst nach einiger Mühe.
Am nächsten Morgen stand ein Punkt auf dem Programm, der für einige von uns der wichtigste der Reise war, die Besichtigung der berühmten Grotte von Lascaux - eines der frühesten Zeugnisse kultureller Aktivitäten des Menschen. Die ca. 20.000 Jahre alten, überaus lebendig wirkenden Tierdarstellungen beeindruckten uns zutiefst. Dabei störte es kein bisschen, das es sich um einen Nachbau des Originals, welches aus Gründen des Denkmalschutzes geschlossen ist, handelte. Hochachtung vor den Leistungen der Vorfahren war das vorherrschende Gefühl. Mittagsrast mit Blick auf die in den Felsen hineingebaute Maison forte de Reignac hat man auch nicht alle Tage. Sarlat-le-Canéda bot uns einen intakten Renaissance-Stadtkern und La Roque Gageac haute uns wegen seiner Lage an einer Engstelle des Dordogne-Tals einfach um. Da war es allerdings schon richtig heiß und etliche schauten mit Neid auf die im Fluss Badenden. Der wegen des Mikroklimas prächtig gedeihende „Exotische Garten“ trägt mit dazu bei, dass es sich um eines der schönsten Dörfer Frankreichs handelt.
So ähnlich klebt auch der Wallfahrtsort Rocamadour an einem Felsen. Der heilige Bezirk mit der Basilika Saint-Sauveur gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Nicht alle unterzogen sich der Anstrengung bis ganz zum Plateau hinaufzusteigen, aber wer es tat, konnte von den Mauern der alten Burg einen atemberaubenden Ausblick genießen. Conques liegt am französischen Teil des Jakobswegs (Via Podensis), wovon schon das Ortswappen aber auch die romanische Klosterkirche Sainte-Foy sowie die uralte, elegant geschwungene Pilgerbrücke beredtes Zeugnis ablegen. Hier hatten wir ein Erlebnis der besonderen Art mit einer temperamentvollen einheimischen Parkplatzanweiserin. Das Thema brücke begleitete uns an diesem Tag noch weiter, denn unser letztes Ziel hieß Viaduc de Millau. Ein echtes technisches Wunderwerk der modernen Architektur. Angesichts einer Länge von 2460 m und einer Höhe von bis zu 270 m verursacht die Überfahrt schon ein gewisses Kribbeln im Bauch. Leider war das Informationszentrum am Fuße der Brücke schon geschlossen, aber wir hatten am Parkplatz am oberen Ende schon eine Menge gelernt und so blieb wenigstens die Fotoperspektive von unten als beeindruckendes Erlebnis. Tatsächlich hatten einige Gäste von ihrem Zimmer im Hotel in der Mitte der platanenbestandenen, mediterran wirkenden, einst berühmten Handschuhmacherstadt aus einen ausgezeichneten Blick auf die Brücke.
Die Gorges du Tarn am nächsten Tag bescherte uns bei jeder Wendung neue Ausblicke: ob Felsstürze mit Stromschnellen, einsame Burgen und von der Zeit vergessene Weiler oder die hoch über uns kreisenden Adler und Geier. Sainte-Enimie ist das touristische Zentrum der Schlucht, wo sich u.a. zahlreiche Wassersportler tummeln. Unser Chauffeur und Reiseleiter haben die Gelegenheit zum Baden genutzt und es - nach eigener Aussage - genossen.
Weiter ging es dann in die tektonisch geprägte Auvergne. Die Statue der Notre-Dame de la France in Puy-en-Velay grüßt schon von weitem, wenn auch derzeit eingerüstet. In der Kathedrale zieht die „Schwarze Muttergottes“ seit Jahrhunderten Pilger an. Sie soll ursprünglich eine Darstellung der ägyptischen Göttin Isis gewesen sein, die der französische König Ludwig IX. mit dem Beinamen der Heilige 1294 von einem Kreuzzug mitgebracht hatte. In Issoire steht der größte Bau der auvergnatischen Romanik - Saint-Austremoine, dem man sich am besten von Osten nähert, wo die Staffelung der Baumasse am eindrucksvollsten wirkt. Für die Restaurierung des Innenraums wurde Anatole Dauvergne ob der kräftigen Farben und Stilistik viel kritisiert; schlicht hingegen ist die Krypta. Abends im Hotel in Clermont-Ferrand gab es dann „leichte“ Probleme mit dem Kassieren der Getränke - der Computer wollte nicht so, wie er sollte.
Am nächsten Tag gab es dann getrenntes Programm: einige nutzten die Gelegenheit, sich die Stadt näher anzuschauen; die meisten allerdings hatten den fakultativen Ausflug „Auvergne-Rundfahrt mit Vulcania“ gebucht- und kamen voll auf ihre Kosten. Der Themenpark Vulcania gibt einen unvergleichlichen Einblick in die Geschichte unserer Erde und die ungeheuren Kräfte, die dabei wirksam wurden. Gekonnt gemacht sind die zahlreichen Simulatoren, die einen diese mit allen Sinnen erfahren lassen. Die Auffahrt zum Puy-de-Dome konnten wir später mit der erst kürzlich eröffneten Panorama-Bahn unternehmen. Oben auf dem Berg, der sowohl den Kelten (Galliern) als auch den Römern heilig war, wovon imposante Rudimente eines ausgegrabenen Merkur-Tempels künden, erwartete uns ein unvergleichlicher Rundblick über die Kraterlandschaft der Auvergne. Die Gleitschirmflieger verschwanden dann, weil sich ein Gewitter ankündigte. Aber bis auf wenige Tropfen blieben wir verschont.
Vorbei an dem ominösen Kurort Vichy fuhren wir weiter in Richtung Burgund. Paray-le-Monial ist das Zentrum der Herz-Jesu-Bewegung innerhalb der katholischen Kirche. Als wir ankamen, fand gerade ein großes Treffen statt. Der gesamte Bezirk um die wuchtige romanische Basilika mi der Chorpyramide, die wir nach dem Ende der Messe auch von innen besichtigen konnten, macht einen sehr gepflegten Eindruck. Das Rathaus mit der reichverzierten Fassade aus der Renaissance war einst das Domizil eines Tuchmachers. Ihm gegenüber dient der Rest einer einstigen Kirche als Ausstellungssaal, wo wir sehr originelle moderne Mosaiken vorfanden. Wenn man heute in das beschauliche Cluny kommt, kann man sich kaum vorstellen, dass hier vor tausend Jahren das religiöse und geistige Zentrum Europas lag. Aber allein die Ausmaße der nur noch in wenigen Rudimenten vorhandenen gewaltigen Hauptkirche lassen einiges davon ahnen.
Beaune war eine der Residenzen der einst reichen und mächtigen Herzöge von Burgund und ist heute ein Zentrum des Weinbaus und -handels. Folgerichtig erlebten wir dort in einer Kellerei am Rande der Altstadt unsere obligate Weinverkostung, wo wir viel über die Besonderheit der köstlichen Gewächse der Region lernten. Den thematischen Abschluss des Tages und der gesamten Reise bildete die Besichtigung des weltberühmten Hôtel-Dieu oder Hospizes von Beaune. Nicolas Rolin, ein reicher Mann und mächtiger Politiker hat zusammen mit seiner Gemahlin dort um die Mitte des 15. Jahrhunderts ein Exempel für Wohltätigkeit geliefert, das auch für heute Vorbildcharakter haben sollte.
Voll von neuen Eindrücken aus einer der schönsten Gegenden des facettenreichen Frankreich machten wir uns am 10. Tag auf den rund 1000 km langen Heimweg, der uns noch durch das Elsass führte, dessen Anblicke viel Stoff zu Erläuterungen boten.
Eine Reise, an die sich wohl jeder gerne und lange erinnern wird.
Man sieht sich … bei Eberhardt
Wünscht Ihr Reiseleiter Dr. Bernhard Rink

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht