Wenn einer eine Reise tut, dann kann er Wasser zählen So lautet die Verballhornung der bekannten Worte von Matthias Claudius. Wir konnten auf unserer Reise allerhand „Wasser zählen“: den Main, den Rhein, die Seine, die Garonne, die Dordogne, die Vézère, den Tarn, den Tarnon, die Jonte und den Allier-Fluss. Sicher habe ich einige vergessen. Die ausgezeichnete Reiseleitung und der ausführliche Reisebericht von Peter Großer bedürfen keiner Ergänzung, sie sind einfach zu loben. Deshalb nur stichpunktartig einige Bemerkungen: Für uns Leipziger begann die Reise in Jena, wo uns der Zubringer hinbrachte. Die Aral-Tankstelle am Stadtrand erwies sich als die falsche, die richtige lag auf der anderen Autobahnseite, wir fanden sie rechtzeitig. Die Geisterfahrerin kurz nach der Weiterreise brachte uns allen einen kleinen Nervenkitzel und Gesprächsstoff für die nächsten Kilometer im bequemen Reisebus. Bis Saarbrücken fuhren wir vorwiegend durch Wald, auch Lothringen bestand aus Autobahnsicht nur aus Wald. Die Champagne bot karges Hügelland mit Kugeln, Scheiben und Pyramiden am Straßenrand, damit die Autofahrer nicht einschlafen. Kunst mit nützlichem Nebeneffekt. Die erste Rast in Frankreich ließ uns ein paar Schritte über einen „Pique-Nique“-Platz wandern. Herrlich, die französische Sprache. Entgegen aller Befürchtungen waren die Hotelbetten recht breit und die Frühstücksangebote reichlich. Französische öffentliche Toiletten sind allerdings ein Kapitel für sich. Wir erlebten auf dieser Reise eine, die uns in völliger Dunkelheit einsperrte, die Tür verriegelte und dann ausgiebig und zentimeterhoch den Fußboden durchspülte. Erst danach ließ sich die Tür wieder öffnen. In Saint Émilion verlor ein Mitreisender seine Mütze, wir fanden sie. Wir fanden dort auch einen kleinen Weinverkauf. Auf meine Bitte nach zwei Glas Rotwein nahm mich die Kellnerin mit hinein und wies auf eine Reihe von etwa zwanzig Rotweinflaschen. Von links beginnend kostete das Glas sechs Euro, dann sieben, dann acht und so weiter. Den Rest ließ ich mir nicht zeigen und bleib bei zwei Gläsern für je sieben Euro. Sie schmeckten vorzüglich. Nicht auszudenken, wie gut der Wein von rechts außen geschmeckt hätte. Und was er gekostet hätte. Ein Mitreisender hatte vergessen, seinen Zimmerschlüssel abzugeben. Peter Großer wusste sofort Rat: Den Schlüssel einfach in den nächsten Briefkasten werfen, er würde dem Hotel zugeschickt. Ob das in Deutschland möglich wäre? Ich denke eher, dass bei uns ein Postbeamter den Schlüssel wegen grober Missachtung der geltenden Beförderungsbestimmungen und vor allem wegen fehlender Freimachung eher in den nächsten Mülleimer als zum Hotel befördern würde. Am dritten Tag erhielten wir Nachricht, dass sich zu Hause die Schwägerin ein Sprunggelenk gebrochen hatte und sechs Wochen an Krücken gehen muss. Was tun? Nichts, weiter an der Reise teilnehmen und in der nächsten Kirche sicherheitshalber eine Kerze spenden. Vielleicht hilft’s ein wenig bei der Genesung. Daheim kann man jetzt ohnehin nichts ändern. Das Tal der Vézère zeigte uns wider Erwarten kaum Touristen, und das bei diesen Sehenswürdigkeiten von Weltrang. Mitten in den Schulferien! Unglaublich. Bei uns wäre diese Gegend rammelvoll. Wo sind nur die ganzen Franzosen? In Sarlat beeindruckte nicht nur die unglaubliche Stadt, auch eine Zigeunerkapelle aus den Karpaten, die mitten in der Stadt melodische Weisen darbot, war ein Erlebnis. Die Stadt eine einzige Filmkulisse. Es hätte nicht gewundert, wenn plötzlich drei bis vier Musketiere um die Ecke geritten wären. An der Wehrkirche zu Rudelle stürzte eine mitreisende Dame und wurde in den nächsten Tagen wegen der kleinen Platzwunde am Kopf liebevoll umsorgt. So sehr, dass sie sich am Ende der Reise über das Bordmikrofon bei allen bedankte. Liebe Gesten von allen, das macht eine angenehme Reise aus. Bei Mittagsstopps ruhte unser zuverlässiger Fahrer nicht etwa, sondern band eine Schürze vor und bot zusammen mit seiner netten Frau Bratwürste, Suppen, Fettschnitten, Würstchen und natürlich Kaffee feil. Gut gekühltes Wasser und Bier gab es selbstverständlich stets während der Fahrt. Das ließ uns die fehlenden Caféhaus- und Gaststättenbesuche verschmerzen, die wegen der dichten Besichtigungspläne nicht realisierbar waren. Peter Großer berichtete genüsslich über den Roquefort-Käse. Die unangenehme Folge davon war, dass zum nächsten Frühstück der Roquefort stets alle war, weil ihn nun jeder probieren wollte. Wir waren erstmals auf solch einer Busreise dabei und staunten, wie oft andere mit Bus oder Kreuzfahrtschiff unterwegs waren. Von einem schnappte ich auf: „Im Mittelmeer haben wir mit dem Schiff alle Ecken gemacht, da gibt’s nichts Neues mehr zu sehen!“ Das war salopp gesagt und ist sicher ein wenig zu relativieren. Man kann auf einem mehrwöchigen Inselurlaub, wie es bisher unsere Vorliebe ist, sicher mehr sehen und erfahren als bei zweistündigem Landgang. Dass die meisten Prospekte nur in Französisch, Englisch und Spanisch angeboten wurden, war ärgerlich, aber im Blick auf die Geschichte auch verständlich. Wir Deutschen sind auch heute noch nicht überall sehr willkommen. Der Park in Clermont-Ferrand schloss laut Torschild um einundzwanzig Uhr. Aber bereits kurz nach halb Neun ertönte über eine Viertelstunde lang eine ohrenbetäubende Klingel, die alle Besucher aus dem Park trieb. Hier sorgte solch ein Lärm für Ordnung, in Deutschland hätten sicher einige deswegen ihre Stadt verklagt. Eine große Hochzeitsgesellschaft kam uns hupend entgegengefahren. Dahinter fuhr ein Auto mit einem Pferdeanhänger. Eine Mitreisende bemerkte trocken: „Da kommt die Braut!“ und der ganze Bus lachte. Eine andere setzte aber noch einen drauf mit dem Bemerkung: „Ja, wenn sie ein feines Brautkleid anhat mit einem steifen Petticoat darunter, da kann sie nicht sitzen und muss eben stehen“. Die kleinste Frau unserer Reisegruppe besaß die größte Kamera. Und das kleinste ehrliche Dankeschön ist besser als die größte bestellte Lobeshymne. Also, ein kleines ehrliches Danke¬schön an alle, die diese Reise organisiert und durchgeführt haben! Siglind und Werner Pollandt
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Datum | Messe | Ort |
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30.10. – 03.11.2024 | Reise & Caravan | Erfurt |
20.11. – 24.11.2024 | T & C | Leipzig |
10.01. – 12.01.2025 | Reisemesse | Chemnitz |
17.01. – 19.01.2025 | Reisemesse | Zwickau |
31.01. – 02.02.2025 | Reisemesse | Dresden |
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