Reisebericht: Rundreise in Spanien, Andorra und Südfrankreich

20.06. – 30.06.2018, 9 Tage Rundreise in Südwest–Europa durch drei Länder mit Barcelona – Figueres – Collioure – Gruissan – Carcassonne – Narbonne – Canal du Midi – Noilly–Prat–Destillerie – Fontfroide – Perpignan – Gelber Zug – Andorra – Montserrat


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Es sind Juwelen der Menschheit - die lichterfüllte Sagrada Familia in Barcelona, die kleinen romanischen Kirchen in Andorra, die technischen Meisterwerke in Frankreich vom Canal du Midi über den Gelben Zug bis zum gewaltigen Sonnenofen
Juwelen dreier Länder
22.06. - 30.06 2018
Ein Reisebericht von Peter Großer
Ein Reisebericht von
Peter Großer

Freitag, 22.06.2018

Von 5 verschiedenen Flugplätzen kommen die Gäste der Reisegruppe nach Barcelona. Nur die Dresden-Gruppe verspätet sich etwas, weil ein Flug nach Frankfurt ausgefallen war. Etwas ist immer, meint Tucholsky. Nur gut, dass Eberhardt Travel eine leistungsfähige eigene Flugabteilung hat und so konnte schnell auf einen Direktflug umgebucht und die neuen Tickets zum Flugplatz gebracht werden. Reichlich 2 Stunden dauerte der Flug. Zum Empfang in Barcelona gab es Tapas, eigentlich kleine Häppchen, aber in einer großen Vielfalt und dazu reichlich Wein. Es war auch nicht irgendeines der vielen Tapas-Restaurants sondern eines mit einer ganz besonderen Lage, ganz in der Nähe unseres komfortablen Pestana-Hotels. Katalonien hatte den traditionellen Stierkampf vor Jahren aufgegeben und die Arena an der Plata Catalunya in ein Einkaufszentrum umgewandelt, auf dessen Dach ein breiter Rundgang eingerichtet ist.Hier befindet sich auch unser Restaurant Quinto Quinta. Von der Terrasse sind die wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Barcelona zu sehen, die wie am folgenden Tag kennenlernen werden. Und zwischen der Plaza und dem Nationalmuseum begeistert  anschließend die Fuenta magica mit ihren Farbspielen und klassischer Musik unsere Gäste.

Sonnabend, 23.06.2018

Barcelona darf man wohl zu den schönsten Städten Europas zählen. Und auch zu den ältesten. Glauben wir einfach, dass sie Herkules gegründet hat, über 400 Jahre vor der Gründung der Stadt Rom.  Zwei Weltausstellungen und vor allem die Olympischen Spiele von 1992 haben das moderne Barcelona geprägt. Ihre Bauten am Fuße und auf der Flanke des Berges Montjuic besichtigen wir zuerst. Von der anderen Seite des Berges aus erblickt man das Meer und die umfangreichen Hafenanlagen, aber auch die modernen Neubauten an der Meeresfront, die die alten, zum Teil verkommenen Hafengebäude ersetzen. Barcelona hat sich mit der Olympiade dem Meer zugewandt. In der Nähe des Meeres liegt die Altstadt, das gotische Viertel, mit seinen engen Gassen und der mächtigen Kathedrale, die dem Heiligen Kreuz und der jungen Märtyrerin Eulalia geweiht ist. Wir lernen danach diedamals sehr moderne Stadterweiterung Il Eixample kennen, das Mitte des 19.Jhdt. durch den Stadtplaner und Sozialutopisten Ildefonso Cerdá konzipiert wurde und auch einige Bauten des Modernisme, der spanischen Spielart des Jugendstils beherbergt. Einige sind Weltkulturerbe der UNESCO, vor allem Bauten von Antoni Gaudi wie die Casa Mila (Perdrada, der „Steinbruch") oder die Casa Battlo. Auch Gaudi wollte, das Menschen sich in ihrer Umgebung wohlfühlen und konzipierte eine für seine Gönner Eusebi Güell eine Gartenstadt im Norden von Barcelona. Leider kam es nur zu 2 der geplanten 60 Einfamilienhäusern und einem Musterhaus, aber zurr kompletten Infrastruktur. Überall sieht man die Vorliebe Gaudis für die trencadis, die Mosaike aus Keramikscherben und anderen Bruchstücken, vor allem an der geschwungenen langen Bank am Hauptplatz. Unvollendet hinterließ Gaudi auch sein Hauptwerk, die Kirche Sagrada Familia., die einmal durch den 175 m hohen Jesusturm das höchste Bauwerk der Christenheit sein wird.  Gaudi vollendete noch die Geburtsfassade in symbolreichen, verspielten Stil des Modernisme mit vielen Anleihen aus der Flora und Fauna. Ganz anders die Passionsfassade im kantigen Stil seines Nachfolgers Soubirach. An der dritten Fassade, der Auferstehungsfassade wird noch jahrelang gearbeitet. Das Innere überrascht durch seinen Wald von Säulen und völlig neuer Lösungen für die Statik, aber vor allem durch seine Lichtfülle, die die bunten großen Glasfenster im den Innenraum erzeugen. Licht ist von hoher spiritueller Bedeutung, es kam in großer Fülle mit dem damals neuen Baustil der Gotik in die Kirchen und erreicht hier in der bereits geweihten Sagrada Familia einen neuen Höhepunkt. Die anschließende Freizeit verbringt jeder nach seinen eigenen Wünschen. Natürlich sind die Ramblas dabei, der berühmte Corso, an dem auch die bekannteste der 40 Markthallen Barcelonas liegt, die Bocqueria.

Sonntag, 24.06.2018

Katalonien hat viel bekannte Künstler hervorgebracht. Aber was soll man von diesen Salvatore Dali halten? In seiner Geburtsstadt hat er in einem ausgebrannten Theater ein Museum eingerichtet, in dem sich auch seine Grabstätte befindet. Er war zweifellos ein sehr begabter Maler, der sehr schnell vom Realismus und Impressionismus über Formen der modernen Kunst zum Surrealismus kam, der von französischer Literaten nach dem 1.Weltkrieg entwickelt wurde. Es ist das Reich der Träume, des Unwirklichen, des Unbewussten, der Schubläden mit den geheimen Sehnsüchten. Er hielt sich selbst für das große Genie, verstand es, Dollars zu machen und die Gesellschaft zu schockieren. In seinem Leben spielte Elena Decnova, die 10 Jahre ältere Ehefrau, Muse und Managerin, die er Gala nannte, eine große Rolle. Er stellte sie oft dar, meist sehr realistisch. Jeder konnte sich hier in der Fülle völlig unterschiedlicher Kunstobjekte ein eigenes Bild machen.
Dann zog die Landschaft der Emporda, der spanischen „wilden" Costa Brava, der Ausläufer der Pyrenäen und der französischen „leuchtend roten" Cote Vermeille vorbei.
Collioure ist wohl die Perle dieser Küste, Residenz der mallorquinischen Könige, Festung der Spanier und später der Franzosen, Fischereiort und Anchovisverarbeitung, beliebter Badeort und ein Aufenthaltsort der Künstler. 1904 entdeckten Henri Matisse und André Derain den Ort. „Es gibt in Frankreich keinen blaueren Himmel als in Collioure" fand er. Hier entwickelte er einen neuen Stil, setzte die Farbenpracht des Südens auf der Leinwand um. Andere Maler folgten. Wir bummeln am Strand entlang und durch die engen, malerischen Gassen.
Für die nächsten Tage übernachten wir in einer netten Hotelanlage in Gruissan.

Montag, 25.06.2018

Wir fahren durch das Land der Katharer. In Südfrankreich hatte sich diese dualistische Lehre von der materiellen Welt, durch den Teufel geschaffen, und der göttlichen reinen Welt der Seele rasend schnell verbreitet. Die Einheit der kirchlichen Lehre war bedroht, Diskussionen halfen nichts. 1209 begann der blutige Kreuzzug gegen die „Ketzer", der mit ihrer Ausrottung endete. Carcassonne, die stolze, scheinbar uneinnehmbare Festung fiel nach wenigen Tagen nach der Zerstörung der Wasserversorgung von außen. Diese Festungsstadt ist heute eines der größte Touristenanziehungspunkte in Frankreich. Der Ursprung reicht bis in keltische, römische und westgotische Zeit zurück. Gewaltig sind die Festungsanlagen. 2 Mauerringe mit 52 Türmen und Barbakanen schützen Stadt und das Grafenschloss, das ebenfalls noch von einem Mauerring umgeben ist. Die Besichtigung des Schlosses bietet einen guten Einblick in die mittelalterliche Wehrarchitektur und reichlich Fotomotive.
Das Land am Fluss Aude ist aber auch ein bedeutendes Weinland, das seit Jahrzehnten nicht nur billige Massenweine, sondern auch edle Tropfen hervorbringt. Wir konnten uns davon im Weingut Le Grand Moulin in Lezignan, Zentrum das Anbaugebietes Corbières, überzeugen. Den Weinanbau haben auch die Mönche eifrig betrieben, wenn ihnen auch nur ¼ Liter pro Tag gegönnt war. Aus dem Klosterimperium von Cluny der Benediktiner sind die Zisterzienser hervorgegangen, die sich- zumindest am Anfang- wieder der alten Regel „Orba et labora" besannen. Sie erbauten die Abtei Fontefroide, die dank der Übernahme durch den kunstsinnigen Gustav Fayet vollständig und gut erhalten ist. Wir erfahren viel über das Leben im Kloster, über die Einrichtungen für die 80....90 Mönche und die 200...250 Laienbrüder. Mit etwa 30.000 ha und 24 Außenstellen (Grangen) war es ein sehr großes Kloster, ein gewaltiger Landwirtschaftsbetrieb.
Bei einer kleinen Busrundfahrt sahen wir den weitläufigen Ort Gruissan, seinen alten Fischerort um eine Burgruine, das „Dorf", die Salzsteppe und das Meer, das Charles Trenet zu einem der bekanntesten französischen Chansons „La mer" inspirierte. Am Strand ist eine große Siedlung mit regelmäßiger Straßenanordnung aufgebaut, in der die bekannten Stelzenhäuser stehen, immerhin 1300, Sie sollen nicht, wie vor über 100 Jahren, wieder  einer Sturmflut zum Opfer fallen.

Dienstag, 26.06.2018

Nach der Eroberung Spaniens und Südfrankreichs durch die Römer entwickelte sich Narbonne zu einem wichtigen Ort an der Verbindungstraße Rom-Spanien (via Domitia), als bedeutender Handlungsplatz und Verwaltungszentrum, das zur Römerzeit fast so viele Einwohner hatte wie heute. Der spätere Reichtum veranlasste die Stadt, den Bau der größten Kirche Südfrankreichs im nordfranzösischen gotischen Stil zu beginnen. Später brachten der Niedergang des Hafens durch Versandung, Krieg, Pest und der Auszug der großen jüdischen Gemeinde so großen Geldmangel, dass der Bau eingestellt wurde. Erhalten sind der Chor mit der gewaltigen, nach Amiens, Köln und Beauvais größten Gewölbehöhe und Teile des Querschiffes. Wie viele Kirchen des Südens trägt die Kirche Bauteile der Festungsarchitektur.  Die Kathedrale ist Bestandteil einer ganzen Bischofsstadt mit Kloster und 2 erzbischöflichen Palästen.
Dann folgen Stunden auf dem Canal du Midi. Dieses bedeutendste Bauvorhaben seit der Römerzeit war die größte Baustelle des 17.Jhdt. Für die Verwirklichung des uralten Traumes der Verbindung von Mittelmeer und Atlantik (er verkürzt die Strecke um Spanien herum um 2500 km!) waren der Weitblick des Finanzministers Colbert, vor allem aber die Privatinitiative und Kostenbeteiligung des Salzsteuereintreibers Riquet aus Béziers und besonders auch der Fleiß der bis zu 12.000 Arbeiter, darunter 600 Frauen, maßgebend. Technische Erfindungen waren erforderlich und wurden angewandt, aber auch Maßnahmen einer frühen Form der Sozialversicherung. Die Schleusen waren zwar schon erfunden, aber Riquet löste als erster das Problem der Scheiteleinspeisung aus einem Staussee.  Wir erleben einige dieser Kunstbauten: In 6 Tagen wurde trotz Baustopp der Tunnel von Malpas durchgeschlagen. Vor Béziers gelangen die Schiffe über eine Schleusentreppe (von Fonserannes) zum Fluss Orb herab. Später wurde eine Kanalbrücke gebaut, über die wir in den kleinen Hafen von Béziers gelangen. Zur Verringerung der Wasserverdunstung und zum Schutz der Uferböschung ließ Riquet 60.000, manche sagen 100.000 Platanen pflanzen. Leider sind sie in weiten Teilen einer Pilzerkrankung zum Opfer gefallen. Der französische Staat investiert viel, um den ursprünglichen Charakter dieses Weltkulturerbes durch Neuanpflanzung wiederherzustellen.  Den Abschluss dieses Tages bildet eine Führung in den Räumen des bedeutenden Wermutherstellers Noilly Prat in Marseillan am Etang de Thau, einem großen Haff, in das der Canal du Midi mündet.

Mittwoch, 27.06.2018 .

Wir erreichen am Morgen Perpignan, Hauptort des katalanisch geprägten Roussillion: Die Stadt war ein Bollwerk Kataloniens /Aragon gegen Frankreich, später Frankreichs gegen Spanien. Die militärische Bedeutung verlor sie aber nach dem Pyrenäenfrieden von 1659, der bis heute andauert. Später wurde sie Heimat spanischer Bürgerkriegsflüchtlinge und Asylanten aus Nordafrika. Das trutzige Castillet erinnert noch an die aragonesische Vergangenheit. Die Straßen der Innenstadt sind mit Marmorplatten gepflastert. Sie führen zu Kathedrale, deren Inneres durch die mit Kapellen verbauten Seitenschiffen einen düsteren Eindruck macht. Seehandelsbörse und Rathaus markieren den Mittelpunkt des städtischen Lebens. Hier finden sich auch Statuen wohlproportionierter Modelle des einheimischen Bildhauers Aristide Maillol.
Eigentlich hätten wir an diesem Tag einen Teil des Weges nach Andorra mit dem Zug zurücklegen sollen. Aber Macrons Bemühungen zur Sanierung der hochverschuldeten Staatsbahn SNCF stoßen auf Widerstand der privilegierten „Cheminots" und das heißt in Frankreich Streik. Also auf schnellen Weg erst einmal nach Andorra. Der kleine Staat zwischen Spanien und Frankreich hat jetzt etwa 72.000 Einwohner, Andorraner und viele Fremde und ist nach Jahrhunderten der Isolation durch mit Autos statt Mauleseln gut zu erreichen. Als Kurt Tucholsky 1925 Andorra besuchte, hatte es 5.200 Einwohner. Er hat sogar ein eigenes Parlament für die 7 Gemeinden. Dieser Casa de la Vall
gilt unser Besuch, nachdem wir uns vorher aus einer Höhe von 1900 m am Roc del Quer
einen ersten Ausblick auf Andorra verschafft hatten. Eine winzige Altstadt, aber eine Neustadt voller Geschäfte und Banken, früher ein Einkaufseldorado für die Bewohner der Nachbarländer und aus aller Welt. Diese Attraktion schein doch geringer geworden zu sein. Aber ein landschaftlich wunderschönes Land, das 8 Millionen Gäste zum Wintersport oder für Wanderungen im Sommer anzieht. Wir übernachten im Tal der Valira d'Orient in einem komfortablen Hotel in Soldeu („Sonne Gottes") in 1800 m Höhe am Fuße eines der größten Wintersportzentren Europas, Granvalira.

Donnerstag, 28.06.2018

Heute lernen wir das Tal des zweiten Flusses kennen, der Valira du Nord, die sich mit „unserer" Valira in der Mitte des Landes vereinigt und als Valira durch die Hauptstadt Andorra la Vella in Richtung Spanien fließt. In der Gemeinde Ordino wurde das Haus des Eisenschmiedenbesitzer, angesehenen Politikers und Vaters von 17 Kindern Areny-Plandolit als Museum geöffnet. Es gibt einen guten Einblick in das Leben einer (sehr reichen) Familie in Andorra, die nicht auf Tabakschmuggel angewiesen war.
In Arinsal, einer Hochburg wilder Radfahrer, besuchen wir eine Likörfabrik, die ein junges Ehepaar aus dem Osten Deutschland betreibt. Das Sortiment reicht von fast 0 % bis 72 %, ist vielfarbig und erfreut sowohl Likör- wie auch Pastis- und Absinthfreunde.
Flaschenhals, Col de Botella, nennt sich ein Aussichtspunkt in 2069 m Höhe mit einem überwältigenden Panorama, einschließlich dem Blick auf Andorras höchsten Berg (Coma de Pedrosa, 2946 m). Die Straße in die Höhe löst nicht unbedingt bei jedem Chauffeur große Freude aus. Glücklicherweise führt vom Aussichtspunkt nur noch ein für Fahrzeuge gesperrter Schmugglerpfad nach Spanien, einer von 18, über die früher Tabak geschmuggelt, aber auch später spanische Bürgerkriegskämpfer und jüdische Flüchtlinge gebracht wurden. Im Ort Pal sind besonders gut die Häuser zu sehen, die offene Trockenböden für das Tabaktrocknen aufweisen.
Eine typische Einrichtung ist das Borda-Restaurant, ursprünglich meist ein Stall, umgebaut zu einer gemütlichen traditionellen Gaststätte mit sehr guten Speiseangebot. Wir überzeugen uns davon in der Le Borda del l'Avi in La Massana.
Das Santuari de Meritxell) ist das Lourdes von Andorra. An einem 8.September (1678) wurde für die im Schnee aufgefundene Statue der Gottesmutter eine kleine Kirche geweiht, an Stelle einer alten Kapelle geweiht, an einem 8.September (1873) erfolgte die Heiligsprechung der Madonna von Meritell, am Nationalfeiertag, dem 8. September (1972) brannte die Kirche ab und mit ihr die Statue der Madonna aus dem 12.Jhdt. Heute wird eine Kopie in einem modernen Heiligtum verehrt, das Ricoado Bofill mit Beziehungen zur Moderne, zur Natur Andorras und zu den Linien der Romanik schuf.
Den Abschluss bildete ein Stopp an einer der 44 wunderschönen romanischen Kirchen
Andorras, San Joan de Casellas, vielleicht die schönste.
Der Aufenthalt in Andorra, dieses Kleinod inmitten der Pyrenäen. war nur kurz, eigentlich zu kurz. Aber der nächste Tag wird wieder neue, schöne Eindrücke bringen.

Freitag, 29.08.2018

Nun ist es so weit. Wir fahren hinab in das Tal des Tet, haben aber ganz andere Ausblicke als später vom Zug. In Odeillo fotografieren wir das Forschungszentrum mit dem riesigen Sonnenofen (Four solaire). 53 große Spiegel lenken computergesteuert das Licht auf einen 54 m hohen riesigen Hohlspiegel, der es dann auf einen Brennpunkt richtet. Mit der" Kraft von 10.000 Sonnen" werden für Sekunden 3500 °C erzeugt. Die Anwendung reicht von Untersuchungen an Bremsbelägen für Formel-1-Fahrzeuge bis zur Erforschung von Materialien, die für Körper, die aus dem Weltall zurückkehren, notwendig sind und leider nur teilweise (wie die Hitzekacheln des Space Shuttle) friedlicher Anwendung dienen.
Im Mont Louis fahren wir an einer Zitadelle vorbei, natürlich wieder von Vauban erbaut und sehen den kleinen Feuerofen, von dem die Entwicklung ausging. Ein Aussichtspunkt an der Strecke gibt den Blick auf den Pont Gisclard frei, der ersten eisenbahnhängebrücke Europas.
Ein Obelisk erinnert daran, dass bei der Erprobungsfahrt der Zug aus den Schienen sprang und den Erbauer und 5 weitere Menschen in den Tod riss.
Noch einmal Vauban. Er hat die Festungsstadt Villefranche-en-Conflent weiter ausgebaut und darüber das Fort Liberia gesetzt. Ein malerisches winziges Städtchen im Schutz gewaltiger Mauern. Und hier steigen wie endlich in den Gelben Zug und genießen die wunderschöne Fahrt bis auf die Hochebene der Cerdagne. Aus den Fenstern werden Handys und Fotoapparate gehalten, Versuche, die Eindrücke zu konservieren. Die über 100 Jahre alte Bahn steigt über 1000 m Höhendifferenz zum höchsten Bahnhof der SNCF empor. Sie verzichtet auf das Hilfsmittel Zahnrad und erreicht es durch eine geniale
Streckenführung. Fast 2 Stunden braucht der Zug für die 35 km bis Font-Romeu.
Dann kehren wir wieder nach Spanien zurück und erreichen am frühen Abend das Bergmassiv des Montserrat, des „zersägten Berges", dem man 1000 Spitzen und Felsnadeln zuschreibt. „Mit goldner Säge sägten die Engelchen..." heißt es im Virolei, dem Lied des weltbekannten Knabenchors des Klosters Monserrat. Die erleben allerdings gerade ihre Ferienwochen. Lang ist die Geschichte dieses berühmten Klosters, an die Felsen gebaut, lang die Liste ihrer illustreren Besucher, reich die Schätze des Wallfahrtsortes und der Schatz der Legenden, darunter die der Auffindung der Moreneta, der schwarzen Madonna, der Schutzheiligen Katalonien. Da wir in einem guten Hotel im Kloster selbst übernachten, können wir am nächsten Morgen Kirche und Madonna besuchen, bevor der Strom der Wallfahrer aus Katalonien und der Kreuzfahrer aus den schwimmenden Städten im Hafen von Barcelona sich in das Kloster ergießt.

Sonnabend, 30.09.2018.

Mit dem Genießen der morgendlichen Stimmung auf dem Montserrat endet diese wunderschöne Reise. "Der Mensch wird nirgendwo seine Ruhe finden, außer im eigenen Montserrat" fand Goethe. Und Schiller meinte, der Monserrat sauge den Menschen von der äußeren Welt weg in die innere Welt hinein. Wie auch immer. Bald hat uns das geschäftige Treiben wieder, die Busfahrt nach Barcelona, der Trubel auf dem Flughafen, die Flüge in die Heimat.
Und noch einmal der schon zitierte Kurt Tucholsky:
Trudele durch die Welt.
Sie ist so schön, gib dich ihr hin,
und sie wird sich dir geben.

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