Reisebericht: Rundreise Sizilien und die Liparischen Inseln

21.10. – 28.10.2012, 8 oder 10 Tage Rundreise Taormina – Ätna – Syrakus – Villa Romana – Agrigent – Selinunte – Palermo – Madonie–Gebirge – Cefalù – Liparische Inseln – Nebrodi–Gebirge – Alcantara–Tal – Giardini Naxos


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Eine Sizilien-Reise von Taormina über Catania und Syrakus zum Ätna, von der Mosaikvilla Casale nach Agrigent und über Selinunte, Trapani und Erice nach Palermo, Monreale und Cefalu.
Ein Reisebericht von
Dr. Michael Krause
Dr. Michael Krause

Erster Tag, 21.10.2012

Die Reise begann wie immer mit pünktlicher Abfahrt und dem zuverlässigen Haustürtransfer von Eberhardt TRAVEL. Bald nach Ankunft aller Transferfahrzeuge am Flughafen Berlin-Tegel - Terminal C ist der Air Berlin, vorbehalten, Deutschlands zweitgrößter Fluggesellschaft - hatten wir die Vollzähligkeit - 36 Reisegäste - erreicht. Etwas früh waren wir alle aufgestanden, denn schon kurz nach acht Uhr sollte der Flug auf die süditalienische Ferieninsel starten. Etwa zwei Stunden vorab begann das Einchecken zum Air-Berlin-Flug, pünktlich war der Start und pünktlich landeten wir gegen 11.00 Uhr auf Sizilien!
Die größte Insel des Mittelmeeres erwartete uns voller Sonnenschein - und da wir recht früh auf Sizilien gelandet waren, konnten wir noch Erlebnisse für unseren ersten Ferientag erwarten.
Bereits beim telefonischen Vorab-Geplauder - einem besonderen Service des Eberhardt-Reiseleiters - hatte ich mich mit den Gästen über das Wetter und das Interesse an einem möglichen Sonderausflug nach Syrakus unterhalten. Da alle teilnehmen wollten, konnten wir auch gleich unseren sonnigen Ankunftstag nutzen. Unter leichtem Umbau des ausgeschriebenen Programms holten wir zunächst einen von einem anderen Flughafen „zugeflogenen" Reisegast im Hotel ab und besuchten am Nachmittag schon einmal Siziliens Ferienparadies Taormina.
Der Parkplatz dieser Ferienstadt ist in den Felsen gesprengt und unser Bus lieferte uns hier pünktlich gegen 13.00Uhr am Treffpunkt mit der örtlichen Reiseleitung ab: mit unserer örtlichen Reiseleiterin Gertraud fuhren wir mit dem Shuttlebus vom Parkhaus nach Taormina. Zunächst stand hier das antike Theater auf dem Programm, nach dem von Syrakus das zweitgrößte auf Sizilien und als „Teatro Greco" bezeichnet. Ungeachtet der griechischen Herkunft und Tradition ist der heutige Erhaltungszustand der des römischen Baues, über einem kleineren von den Griechen erbauten Theater errichtet. Erst beim Umbau in eine Arena im 2. Jahrhundert n. Chr. wurde der Zuschauerraum erweitert. Das Theater diente ursprünglich zur Aufführung von Schauspielen, später dann fanden nur noch Gladiatoren- und Tierkämpfe statt.
120 m lang, 50 m breit und 20 m hoch ist das eigentlich ältere griechische Theater in den Hang eingebettet - während römische Theater ansonsten freistehende Bauten waren. Die terrassenartig angelegte Tribüne, teilweise in den Fels geschlagen, bot einst Platz für etwa 5000 Zuschauer. Das Bühnengebäude, erst in römischer Zeit aus Ziegeln errichtet, zeigt zur Zuschauerseite eine zweigeschossige Schaufassade mit Nischen. Einst standen hier Statuen und Säulen - erst im 19. Jahrhundert wurde alles wieder teilweise restauriert. Die breite Öffnung gab und gibt den Blick frei auf den Ätna und die Bucht von Giardini-Naxos. Wir erlebten ein nahezu unvergleichliches Bühnenbild - getrübt allerdings durch die Tatsache, dass die Naturkulisse Ätna mehr zu ahnen als zu sehen war.
Nach Besuch des griechischen Theaters spazierten wir durch die immer noch mittelalterlich anmutende Stadt Taormina bis zum Hauptplatz mit einem unvergleichlichen Blick aufs Meer. Dann gab es Freizeit - und wir hatten Gelegenheit, entweder weiter die Stadt zu besichtigen und vielleicht bis zu Dom und Domplatz vorzudringen oder auszuspannen und vielleicht ein Eis oder ein „Cannolli" - eine mit süßem Quark gefüllten Teigrolle - zu genießen. Per Shuttlebus gelangten wir später wieder zum Busparkplatz und von hier zu unserem Hotel in Giardini Naxos. Das „Sant Alphio Garden" gehört mit seinen vier Sternen nicht nur zu den besten Hotels des Ortes, sondern bot uns auch in der Nachsaison tolles Quartier, nachdem die meisten  „Saisonhotels" rundum geschlossen waren.

Zweiter Tag, 22.10.2012:

Heute ging es in Richtung Süden, bei herrlichem Wetter. Gleich zu Anfang gönnten wir uns einen Fotostopp, denn nicht sehr oft lässt seine Majestät, der Ätna, Siziliens größter Berg, ein Gesamtfoto mit allein Einzelheiten im besten Licht zu.
Als zusätzliches Extra nahmen wir dann statt der schnelleren Autobahn direkt die Küstenstraße - denn hier bieten in Aci Trezzo, dem Schauplatz der alten Odyssee-Legende, die „Zyklopenfelsen" bis heute ein interessantes Fotomotiv! Busfahrer Angelo hielt am einzig möglichen Parkplatz und wir bekamen die herrlichen Felsen vor die Kamera! Der Legende zufolge soll der einäugige Zyklop Polyphem diese Felsen voller Wut dem fliehenden Odysseus nachgeschleudert haben.

Catania!

Nach dem Fotostopp erreichten wir bald unser erstes Ziel: Catania. Siziliens zweitgrößte Stadt ist nicht nur Industriestandort, sondern in ihrem barocken Erscheinungsbild auch ein Kleinod des Städtebaues. Dabei hat der nahe Ätna die Stadt immer wieder zerstört und letztlich auch für Catanias heutiges Aussehen gesorgt: nachdem 1669 ein Lavastrom die Stadt fast vernichtet und 1693 ein schweres Erdbeben selbst die Kathedrale zerstört hatte, errichtete man Catania vorwiegend im Stil des römischen Barock unter der Federführung des Baumeisters Giovanni Battista Vaccarini wieder. Beeindruckend spiegelt der zentrale Domplatz diese Epoche wieder, der die Stadt auch seit 2002 ihren Status als UNESCO-Weltkulturerbe verdankt. Wir sahen hier nicht nur den berühmten Elefantenbrunnen, das Wahrzeichen Catanias, sondern gingen auch durch die Altstadt mit ihren Kirchen- und Palastfassaden bis zum Castello Ursino, einer Stauferburg des 13.Jh., die beim großen Ätna-Ausbruch 1669 als einziges Gebäude auf einer Insel in der Lava stehen geblieben war. Dann jedoch spielte für die meisten ein Bummel über „la pescheria", den berühmten Fischmarkt von Catania, eine Rolle. Vielleicht ist DAS hier Europas exotischster Markt - neben Fisch in allen Größen und Variationen, vom fingernagelgroßen Weißfisch bis zum drei Meter langen Schwertfisch, finden sich Fleisch, Käse, Wurst, Gemüse und natürlich Obst in den Gassen, Plätzen und Straßen nahe dem Domplatz.
Gegen Mittag ging es weiter nach Syrakus - als von allen gebuchter Zusatzausflug ins Programm genommen. Der Bus brachte uns zunächst an den Rand der archäologischen Zone. Seit langem ist Syrakus ein Highlight auf der UNESCO-Weltkulturerbe-Liste - mit der Begründung, „dass die Orte und Bauwerke, die das Ensemble Syrakus/Pantalica bilden, eine einzigartige Ansammlung bemerkenswerter Zeugnisse der Mittelmeerkulturen über die Jahrhunderte an derselben Stelle darstellt." (Zitat wikipedia).

Steinbruch Syrakus

Weltbekannt ist der alte Kalksteinbruch, dessen bemerkenswerteste Abbau-Höhle vom italienischen Maler Caravaggio „Ohr des Dionysus" genannt wurde - in Anspielung darauf, dass der bekannte Tyrann von Syrakus hier drinnen aufgrund der besonderen akustischen Bedingungen Gespräche seiner inhaftierten Gegner abgehört habe. Das griechische Theater hier in der archäologischen Zone des antiken Syrakus gehört zu den tollsten historischen Objekten überhaupt, die ich je gesehen habe! Aber auch die Altstadt, das auf einer Halbinsel gelegene Ortigia, kann sich sehen lassen. An den Resten des Apollon-Tempels zeigen sich mehr als 25 Jahrhunderte Geschichte, der Dom von Syrakus ist aus dem noch fast völlig erhaltenen Athena-Tempel erbaut worden und die berühmte „Quelle der Arethusa" zeigt noch heute, wie und warum die Stadt einst mächtig werden konnte. Nachdem wir die einzigartige Atmosphäre der historischen Stadt ausgiebig genossen hatten, kehrten wir zu unserem Hotel zurück.

Dritter.Tag: 23.10.2012

Recht früh brachen wir bei herrlichem Wetter auf, um Europas wohl bekanntesten Vulkan zu erreichen. Bereits bei der Auffahrt  wurden die Gespräche immer leiser und weniger und als wir die Zone der verschiedenfarbigen Vulkanaschen kurz vor dem höchsten per Bus erreichbaren Punkt erreicht hatten, herrschte im Bus schon beinahe ehrfurchtsvolles Schweigen! Immer noch war herrliches Wetter und so entschlossen sich alle Reisenden, mit der Seilbahn noch 500 m weiter aufzufahren - bei 1935 m Höhe ü.M. liegt nämlich die Talstation der Ätna-Seilbahn! Sie ist nicht ganz billig, die Auffahrt, aber man wird mit einem Blick in die Unendlichkeit belohnt! Mehrere Dutzend Krater, alle einst verantwortlich für größere oder kleinere Ätna-Ausbrüche sieht man so ganz nebenbei und gleich nach Ankunft an der Bergstation kann man sich zwischen die alten Ascheströme wagen oder mit den UNIMOG-Allrad-Bussen noch ein paar Kilometer weiter fahren, bis man den alten „Pik der Philosophen" erreicht, wo vor ungefähr vierzig Jahren eine Eruption die Bergstation einfach „verschluckt" hatte. Bis heute ist es nicht möglich, eine Höhenangabe für Europas bekanntesten Vulkan zu machen, denn beinahe regelmäßig straft er die Messungen Lügen, sprengt seinen Kraterrand in die Luft und schüttet ihn an anderer Stelle neu auf.

Ätna

Wir hatten genügend Zeit für den Vulkan und dann noch für den Kauf des einen oder anderen unerlässlichen Souvenirs, wobei die „Süßigkeiten" vom Vulkanhang - Mandel-, Nuss- und Pistaziencreme - fast immer einen vorderen Platz einnehmen. Gegen Mittag, nach der Rückkehr zum Bus, gab es noch einen Fotostopp an einem der vielen Häuser, die der Vulkan vereinnahmt hatte - zwar gibt es viele davon, aber dieses ist besonders fotogen.

Mosaiken

Der Bus brachte uns nun nach Piazza Armerina, jener Stadt, die für ihre etwas außerhalb gelegene römische Villa mit phantastischen Bodenmosaiken berühmt ist. Gerade frisch restauriert, zeugen die etwa 2000 Jahre alten Mosaik-Kunstwerke auf mehr als 3.500 m² Fläche von Kunstfertigkeit, Einfallsreichtum und Solidität ihrer Errichter. Seit langem ist die Villa mit ihren unschätzbaren Kunstwerken, zu denen Jagdszenen, mythologische Stoffe und natürlich die berühmten „Bikini-Mädchen" gehören, Bestandteil des UNESCO-Weltkulturerbes. Führerin Giusy brachte uns in ihrer charmanten Art all diese Kunstwerke und die Intentionen der Künstler vergangener Epochen nahe, bevor wir zur Übernachtung in  unser Hotel nahe Agrigent fuhren,

Vierter Tag, 24.10.2012

Der heutige Tag begann mit dem Besuch in einer Dorfgemeinschaft in den Bergen nahe Agrigent. Die Kooperative von Sant Angelo Muxaro hat es geschafft, ihr urwüchsiges Leben inmitten der stets moderner werdenden Zeitläufe zu bewahren. Nach einstündiger Busfahrt trafen wir auf dieses funktionierende Gemeinwesen und wurden von der örtlichen Reiseleiterin Carmelinas, die lange in Deutschland gelebt hatte, herumgeführt. Handgeschöpften Ricotta-Quark, einen Tag gereiften Schafskäse und frisches Brot mit Olivenöl konnten wir verkosten, bevor die sizilianische Natur mit aller Härte zuschlug. Obwohl wir kurz Schutz in der Dorfkirche gesucht hatten, brach beim zweiten Teil des Rundganges ein Unwetter über uns herein: selbst die Hartgesottensten unter uns konnten sich nicht die Wassermassen vorstellen, die der gerade noch freundliche Himmel über Muxaro niedergehen ließ: die Straßen und Bürgersteige verwandelten sich in Sekundenschnelle zu reißenden Flüssen, die man einfach nicht überqueren konnte. Mehr als eine halbe Stunde dauerte es, bevor wir alle Mitreisenden in der Dorfgaststätte zum Mittagessen versammelt hatten - und jeder der später ins Restaurant Gelangten hatte seine ganz persönliche Erfahrung mit der Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Dorfbewohner gemacht. Einhellige Meinung: Der Wolkenbruch kam unerwartet, aber er gehört untrennbar nunmehr zum „Erfahrungsschatz Sizilien" dazu!
Nach dem leckeren Mittagessen und ein oder zwei „Grappa" - sizilianischem Tresterschnaps - zum Aufwärmen erreichten dann alle Reiseteilnehmer trockenen Fußes den Bus und wir fuhren zum Treffort im „Valle die Templi" bei Agrigent.

Valle dei Templi

Hier erwartete uns unser örtlicher Reiseleiter Mario Giangreco und schlug - wegen des immer noch drohenden Regens - zunächst einen Besuch im archäologischen Museum vor. Das war eine weise Entscheidung, denn hier bekamen wir eine kleine Einführung in die griechische Antike, bevor wir mit dem Bus zum Tempeltal fuhren und uns  - inzwischen regenfrei - die herrlichen Zeugnisse griechischer Baukunst zu Gemüte führten. Unvergessliche Fotos vom Concordia-Tempel, den alten byzantinischen Gräbern in der Felsenmauer der früheren griechischen Altstadt und der Reste der frühchristlichen Nekropolen belegen unseren Rundgang durch mehrere Jahrhunderte Geschichte. Nach kurzer Freizeit zum Postkartenkauf am Ende fuhren wir mit dem Bus zur Übernachtung nach Mazara del Valle und auch hier hatten wir nochmals fastr tropische Regen-Eindrücke.Fünfter Tag, 25.10. 2012:
Der heutige Tag würde ein weiterer toller Höhepunkt der Tour werden. Strahlender Sonnenschein stellte klar, dass uns heute kein Regen behelligen würde. Ein kleines Stück zurück in Richtung Agrigent liegt einer der sehenswertesten Orte und eine der ergiebigsten Fundstätten Siziliens. Selinunte zählte einst zu den wichtigsten griechischen Städten auf der größten Mittelmeerinsel und war nicht nur die einzige mit den Karthagern verbündete Stadt, sondern lange Zeit Siziliens wichtigster Kornlieferant. Die große, regelmäßig angelegte Stadt ging durch politische Wirren und kriegerische Ereignisse nieder und wurde wohl durch die Naturgewalten von Erd- und Seebeben endgültig zerstört.
Insbesondere die einstige Akropolis mit vier Tempeln, gut erhaltenen Terrassierungen und Befestigungen aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. und Überresten punischer Wohnhäuser, die auf Fundamenten griechischer Bebauung errichtet wurden, machen den Ort interessant - ganz abgesehen von den Tempeln und Fragmenten des sogenannten „Osthügels". Hier begannen wir, denn hier stehen die Reste des einstigen Hera-Tempels, in die wir hineingehen und gründlich den Aufbau griechischer Tempel studieren konnten. Kaum zu glauben, dass einst Goethe - von der griechischen Kulturvielfalt Selinuntes nichts ahnend, hier vorbeireiste, OHNE etwas zu besichtigen und dass aufgrund späterer hiesiger Funde die ganze Tempelarchäologie reformiert werden würde - denn hier fand man den Beweis, dass die alten Tempel nicht in hehrem Weiß, sondern bunt bemalt auf die Betrachter in der Antike wirkten.
Buschauffeur Angelo war nach Verlassen dieses historischen Ortes gerne einverstanden, einen kleinen Umweg zu fahren und ab Marsala der Küstenstraße zu folgen. Für die durch ihren Süßwein berühmte Stadt hatten wir leider keine Zeit, aber eine atemberaubende Fahrt am Wasser entlang, mit Blick auf die sonnenüberfluteten Yachthäfen und vor allem die weit ausgebreiteten Salinen, die ihre Befüllung mit Meerwasser durch historische Windmühlen erreichten, konnten wir, unterbrochen von einzigartigen Fotostopps - anbieten.
Tageshöhepunkt war zweifellos das „kleine" Mittagessen im Salinemuseum von Paceco bei Trapani. Mit vollendeter Gastfreundschaft, empfangen durch das Personal des „Salzrestaurants", konnten wir leckere Spezialitäten der einheimischen Küche verkosten - Sardinen und Käse, mit Gewürzen zubereiteten Tomatensalat und Gemüsehappen, frischgebackenes Brot und Oliven und Wein vom Fass  - es war Schlemmerei und Genuss pur! Viele Gäste betrachteten dann auch dieses gelungene Zwischenspiel als einen der großen Höhepunkte unseres Sizilien-Urlaubs - und davon gab es, weiß Gott, genügend!
Fast mussten wir uns „loseisen" vom gastlichen Saline-Restaurant, aber es wartete noch ein anderer Höhepunkt auf uns: Erice.
Von alters her ist die auf einem steilen Berg gelegene Stadt diversen Fruchtbarkeitskulten verpflichtet - Elymer, Karthager, Griechen und Römer erbauten hier Tempel zu Ehren ihrer Fruchtbarkeitsgöttinnen und kaum ein antiker Seefahrer versäumte es, den Liebesdienerinnen vom „Berg des Eryx" seine Aufwartung zu machen. Aufgrund der strategisch bedeutsamen Lage des Ortes behielt Erice auch später seine Bedeutung, auch wenn es als „Wallfahrtsort" in Vergessenheit geriet... Mehrere christliche Klöster und Kirchen, unter denen der zwar einfach wirkende, aber mit besonderer Kunstfertigkeit im arabisch-normannischen Stil verzierte Dom einen entscheidenden Platz einnimmt, bestimmen heute das Bild der am steilen Hang angelegten Stadt. Wir haben natürlich, im Sinne der Eberhardt- „Richtig Reisen!"-Philosophie, den Dom gemeinsam besucht, dann aber auch noch genug Zeit gehabt, um die Süßigkeiten zu verkosten, die die Stadt bereithält. Die Nonnen im nahen Kloster haben es in den vergangenen Jahrhunderten zu besonderer Kunstfertigkeit in der Herstellung von Marzipan-, Pistazien- und Mandelkuchen gebracht - und bis heute sind einige der Konditoreien des Ortes - z.B. die Pasticceria der Maria Grammatica - weithin berühmt für ihre Produkte.
Nach Besuch und Verkostung kehrten wir zum Bus zurück und fuhren - entlang der Nordküste Siziliens - zu unserem letzten Übernachtungsort: Campofelice della Rocca. Gewiß ist es nicht falsch, unser 4-Sterne-Domizil als „typisches Urlaubshotel" zu charakterisieren - mit großzügig eingerichteten Zimmern, einem gut gerüsteten Speisesaal, Kiesstrand und allen Einrichtungen, die ein „Südland"-Urlauber erwartet.Sechster Tag, 26.10.2012:
Der heutige Tag war eigentlich programmfrei an der Nordküste Siziliens und sollte Baden und Entspannung dienen, aber wer wollte, der konnte die sizilianische Hauptstadt Palermo und unweit von Ihr den berühmten Dom von Monreale besuchen.
Etwa um 9.00 Uhr trafen wir uns an der Durchgangsstraße von Palermo nach Monreale mit unserem örtlichen Reiseleiter Gino, der uns auch gleich die in Palermo und Monreale vorgeschriebenen Reiseleiter-Funk- Geräte verpasste. Das Touristenaufkommen ist in der Hauptsaison so gro´ß, dass sich die Reiseleiter gegenseitig überschreien - und das in verschiedenen Sprachen. Um das zu vermeiden, ist in vielen italienischen Städten der Funk vorgeschrieben: die Gäste empfangen über ein umgehängtes Gerät mit winzigem Kopfhörer die Erläuterungen, die der Reiseleiter in sein kleines umgehängtes Mikrofon spricht ... eine gelungene Lösung für ein altes Problem!
Ein paar Stufen führen vom Busparkplatz Monreale zum Dom - gesäumt von Händlern und Verkäufern, die ein nahezu mittelalterliches Bild der alten Stadt bieten. Die Besonderheit des Domes von Monreale liegt - neben seiner verschwenderischen Fülle an Wandmosaiken - in seiner Architektur als Wehr- und Kirchenbau. Niemandem entgeht der wehrhafte Aufbau mit Zinnen, Wehrplattformen und Wachtürmen - um so überraschender aber ist der Eindruck für denjenigen, der den Dom betritt: Mehr als 6000 m² Mosaiken, viele davon in Glas und Gold ausgeführt, beherrschen Wände und Decken des Bauwerkes. Wilhelm II., normannischer König von Sizilien, wollte mit seiner Kathedrale, die Wehr- und Memorialbau zugleich ist, einen Kontrapunkt zu den Bauten des unweit gelegenen Erzbistums Palermo schaffen, die Macht des Königs gegen die des Erzbischofs demonstrieren.
Herausgekommen ist ein einzigartiger Bau, in dem sich christlich-normannische Machtansprüche und Zeitgeschmack aufs Feinste mit arabisch-muslimischer Kunstfertigkeit, byzantinischer Tradition und traumhafter Ornamentik mischen! In der Hauptapsis ist Christus als Pantokrator (Weltenherrscher) dargestellt, sein goldenes Mosaik beherrscht den gesamten Innenraum. In den Medaillons des Bogens sind Christus, die Erzengel und die Propheten abgebildet. Darunter befinden sich Maria mit dem Jesuskind, neben ihr die Erzengel, die Apostel und vierzehn andere Heilige.
Die Goldgrund-Mosaiken des Mittelschiffs und der Westwand zeigen in zwei Reihen Szenen aus der Schöpfungsgeschichte und aus dem Leben der Stammväter Noah, Abraham, Isaak und Jakob. Vielfältig und nahezu unendlich sind hier im Dom die Anspielungen auf Schöpfungsmythen und Real-Geschichte.
Unbedingt sehenswert ist aber auch der noch hervorragend erhaltene Kreuzgang, letzter komplett erhaltener Rest des einstigen Benediktinerklosters von Monreale. Jeweils 26 spitzbogige Arkaden, getragen von sehr unterschiedlich ausgeführten Doppelsäulen, bilden diesen Kreuzgang, der mit seiner Säulengestaltung und deren teilweise herrlich erhaltenen Kapitellen einzigartig ist.  .
Nach dem Besuch von Monreale und etwas Freizeit ging es „hinunter" in das nur knapp 10 km entfernte Palermo. Die sizilianische Hauptstadt, an deren Erscheinungsbild Karthager, Griechen, Römer, Byzantiner, Araber, Normannen, Staufer und Spanier mitgewirkt haben, ist eine faszinierende Metropole, die immer noch arabisch-exotisches Flair ausstrahlt. Eine Stadtrundfahrt zeigte uns die wichtigsten Teile der Altstadt. Wir unterbrachen sie an der Kathedrale, dem bedeutendsten Kirchengebäude von Palermo. Errichtet im 12.Jahrhundert, erfuhr die Kirche im Lauf der Jahrhunderte mehrere Umbauten, wobei vor allem der am Ende des 18. Jahrhunderts bedeutsam war, bei dem sie eine Barockkuppel erhielt und ihr Inneres klassizistisch umgestaltet wurde. In diesem Bau zeigt sich eine interessante Verbindung deutscher und italienischer Geschichte: hier, in der Kathedrale von Palermo, befinden sich die Gräber der Staufer Heinrich VI. und Friedrich II. sowie seiner Mutter Konstanze von Sizilien. Natürlich haben wir uns diese historisch bedeutsamen Gräber ebenso angesehen wie die später eingebaute Sonnenuhr mit der interessanten Meridian-Linie.
Nach der Kathedrale setzen wir die Stadtrundfahrt fort und sahen noch die berühmte Kreuzung der „Quattro Canti" und den Pretoria-Brunnen, bevor wir am großen Theater hielten, um noch Freizeit und Einkäufe zu ermöglichen. Am Nachmittag waren wir dann zurück im Hotel und konnten noch gemütlich ein Bad im immer noch 23 Grad warmem Mittelmeer am hoteleigenen Strand nehmen.Siebter Tag:, 27.10.2012:
Noch einmal ging es heute auf Tour - in eine Gegend, die trotz ihrer unglaublichen Schönheit vielen Touristen gar nicht bekannt ist! Das Madonie-Gebirge ist gleichsam eine Fortsetzung des italienischen Apennin (das ist jenes langgezogene Gebirge, das Italien seine „Stiefelform" verleiht) und bildet ein Stück der Verbindungslinie Italien - Sizilien - Afrika. Immerhin über 1900 m hoch sind die höchsten Berge und in der Abgeschiedenheit der Landschaft hat sich so manche Tradition bewahrt. Zunächst besuchten wir die gleichsam an die Berge geschmiegten Orte Collessano und Isnello mit ihren verwinkelte Gassen und traditionellen Kirchen, bevor wir als Richtig-Reisen-Extra die berühmteste Wallfahrtskirche des Madonie-Gebirges aufsuchten. Das Kapuzinerkloster Gibilmanna verdankt seinen Namen sowohl  arabischer Tradition (Djebel = Berg) als auch der Tatsache, dass die Landbevölkerung aus einer hier heimischen Eschenart „Manna" gewinnt, einen als Süßigkeit und in der Medizin benutzten eingedickten Baumsaft. In dem hübschen, von einer mächtigen Burg beherrschten Ort Castelbuono hatten wir die Möglichkeit, in Brot eingebackenes Manna zu verkosten.
Gegen Mittag setzten wir von hier unsere Reise fort, um den letzten gro0en Höhepunkt von Sizilien zu erleben: Cefalu. Das Städtchen liegt malerisch am Meer, zu Fußen eines gewaltigen, schon von den Griechen verehrten Felsens. In fast alle Details hier kann man sich verlieben - in die schmalen Gassen, in denen die Zeit stehen geblieben scheint, in den feinsandigen, wenn auch meist windigen Strand, in den klotzigen Normannendom, der trotz einer gewissen Grobheit unendliche Würde ausstrahlt oder einfach in das historische Flair, das hier allgegenwärtig scheint. Ein kleiner Rundgang zeigte von jedem etwas und bescherte uns als besonderes Kleinod und Fotomotiv den alten arabischen Waschplatz im Stadttor, der in ganz Europa seinesgleichen sucht: Cefalu atmet Geschichte pur!
Wir hatten in diesem hübschen Ort noch etwas Freizeit, bevor wir nachmittags ins Hotel zurückkehrten - auch heute mit der Gelegenheit zum Bad im Meer, während uns aus der deutschen Heimat „Schreckensmeldungen" von Schneefall und Minusgraden erreichten...Achter Tag, 28.10.2012:
Heute hieß es, Sizilien „Lebewohl" zu sagen und in die Heimat zurückzukehren. (Ehrlich gesagt: Sehr motiviert waren wir nicht, sollte doch in Deutschland bereits der Winter eingekehrt sein und „bei uns in Sizilien" war es noch schön warm!) Angelo, unser Bus-Chauffeur, lachte denn auch, als ich ihm sagte, wie kalt es schon bei uns wäre. Sicher hat er mir nicht geglaubt - die Deutschen übertreiben immer etwas, denn wer fliegt freiwillig in ein Land mit Minusgraden, wo er gerade eben noch in Sizilien baden konnte und abends im Freien ohne Jacke sitzt?!
Der Abschied von Angelo war sehr herzlich, denn er hatte uns acht Tage durch den nicht immer einfach zu nehmenden sizilianischen Verkehr chauffiert. Mit ihm haben wir tolle Extras und Fotostopps hingekriegt und ihm verdanken wir letztlich die sichere und bequeme Ankunft an jedem unserer Urlaubsziele. Also - bis bald, Angelo!
Auf dem geschäftigen Flughafen Catania konnten wir sofort einchecken und auf unsere pünktlich startende Maschine warten. Auch bei der - immer noch pünktlichen - Ankunft in Deutschland klappte alles vorzüglich: die freundlichen Eberhardt-Haustürtransfer-Services  holten uns ab und wir erreichten schließlich unsere Ausgangsorte.Immer ist es „irgendwie Schade" sich von einer Reisegruppe zu trennen, die einem ans Herz gewachsen ist. Auch wenn ich mehr Busreisen in meiner Abfolge habe, so hat mich doch diese Flugreise total begeistert. Nicht nur wegen Ihnen allen (von denen ich hoffe, dass Sie das lesen!) sondern auch wegen der schönen Stimmung einer Reise, bei der alles gut geklappt hat, die NICHT in vollster Hochsaison gefahren wurde - mit lieben Mitreisenden, netten örtlichen Gastgebern und nicht überfüllten Sehenswürdigkeiten. Davon hatten wir viele und manches davon wird, so hoffe ich, Ihnen und mir im Gedächtnis bleiben!
Also - ich hoffe, Sie alle bald einmal wiederzusehen oder den, der jetzt diesen Bericht liest (und sich fragt, warum er denn noch immer keine Reiselust bekommen hat), einmal auf einer unserer Reisen kennenzulernen - vielleicht im sonnigen Italien.
Mit vielen lieben Grüßen
Ihr Dr.Michael Krause, Eberhardt-Studienreiseleiter.

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Sehr geehrter Herr Dr. Krause, wir möchten uns noch einmal ganz herzlich für Ihre Betreuung auf der Sizilienreise bedanken. Besonders gefreut haben wir uns über den ausführlichen Reisebericht. Das erleichtert uns die Zuordnung unserer fast 1000 Bilder ungemein. Für die Zukunft wünschen wir Ihnen viel Gesundheit und immer nette Reiseteilnehmer. Familie Munzert (aus dem Sechserpack)

C. und W. Munzert
12.11.2012