Reisebericht: Rundreise Sizilien und die Liparischen Inseln

02.05. – 09.05.2011, 8 oder 10 Tage Rundreise Taormina – Ätna – Syrakus – Villa Romana – Agrigent – Selinunte – Palermo – Madonie–Gebirge – Cefalù – Liparische Inseln – Nebrodi–Gebirge – Alcantara–Tal – Giardini Naxos


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Anfang Mai ist eine sehr gute Zeit Sizilien zu besuchen, es ist noch nicht zu warm und die Natur zeigt sich in einem saftigen grün.
Ein Reisebericht von
Maik Lüdeke

2. Mai 2011 – Ankunft in Sizilien

Der frühe Vogel fängt den Wurm. Unter diesem Motto starteten wir ins Abenteuer Sizilien. Bereits 6:15 Uhr trafen wir uns auf dem Flughafen in Berlin-Tegel. Unser zeitiges Erscheinen am Check-In Schalter sollte jedoch nicht belohnt werden. Die Dame am Schalter begann ihr Tagewerk ruhig und gemütlich. Erst als dann weitere zwei Mitarbeiter erschienen, durften wir unser Gepäck aufgeben. Als wir im Flugzeug saßen wurden wir darüber informiert, dass sich der Start um 25 Minuten verschieben soll, zum Glück kamen wir aber fast pünktlich in München an.
Der Aufenthalt in München gestaltete sich recht kurz, so dass wir gegen 12:50 Uhr in Catania landeten.
Der Ätna ohne Wolken
Da die Gruppe leider über zwei verschiedene Routen (einmal über München, einmal über Stuttgart) ankam, mussten wir uns ein wenig in Geduld üben, da die ?Stuttgarter" fast eine Stunde Verspätung hatten. Ein Fläschchen Wasser hat aber, denk ich, alle darüber hinweg getröstet. Alberto, unser Reiseleiter konnte sich nun endlich vorstellen und uns bereits auf der Fahrt ins Hotel ein Stück seiner Heimat zeigen. Wir konnten bereits einen Blick auf den majestätischen Ätna werfen, der mit seinen über 3300 m die gesamte Ebene überragt. Man möchte fast sagen, auf ihr thront. Das Abendbrot im Hotel Naxos war hervorragend und das Buffet mit vielen Köstlichkeiten gedeckt.

3. Mai 2011 Catania

Eigentlich sollte unsere Fahrt 8:29 Uhr beginnen, da aber die Technik bei einem Schloss den Geist aufgab, mussten wir warten bis dieses Problem behoben war. Aber bereits 8:49 Uhr konnten wir dann in Richtung Catania starten. Gegen 10 Uhr starteten wir in Richtung Pizza del Duomo. Da in der Kathedrale noch Gottesdienst war, konnten wir nicht sofort hinein. Kein Problem, wir ließen uns durch das bunte Treiben am Fischmarkt (Piazza Alonzo di Benedetto), direkt hinter dem Brunnen von Amenano, ablenken.
Seeigel und Muscheln
So viel Fisch (vor allem frischen) habe ich noch nie gesehen. Es gibt Schwertfisch, Tintenfisch auch Obst und Gemüse.
Danach dürfen wir in die Kathedrale. Es ist ein imposantes Bauwerk, das über die Jahrhunderte mehrmals umgebaut wurde. Als nächstes umrundeten wir das Castello Ursino. Diese Festung wurde, wie viele Gebäude in Catania, aus Lavagestein gebaut. Nach dem schweren Ausbruch des Ätna von 1669 und einem Erdbeben wurde dieses Castello um 10 Meter gehoben. Danach besichtigten wir kaum zählbare Kirchen, jede mit einer architektonischen Besonderheit. Als letzten Punkt erreichten wir das Amphietheater Romano, wo wir unseren anstrengenden Stadtrundgang durch Catania beendeten. Danach ging jeder noch etwas Essen, bevor wir zur auf die nächste Etappe nach Taormina aufbrachen. Alberto zeigte uns die verwinkelten Straßen dieser Stadt, um schlussendlich zum Teatro Greco zu gelangen. Von diesem, an sich schon beeindruckenden Amphitheater, hat man zusätzlich noch eine wundervolle Aussicht auf das Meer.
sehr schmale
Gasse in Taormina

Zum Abluss bummelten wir noch durch die ?Corso Umberto", der Hauptstraße, auf der unzählige Geschäfte ihre Waren feil bieten. Besonders interessant, sind die kleinen Nebengassen, von denen die schmalste gerade einmal einen halben Meter breit ist.
Danach ging es wieder in unser Hotel zu einem weiteren vorzüglichen Buffet, bei dem es sogar zum krönenden Abschluss Eis gab.

4. Mai 2011 – Ätna ~ Tanz auf dem Vulkan und Villa Romana

Heute gab es das Frühstück bereits ab 6:30 Uhr, da wir zeitig zum Ätna aufbrechen wollten. Gegen 8:00 Uhr fuhren wir zum Rifugio Sapienza. Dieser Ort liegt auf 1910 m und die Temperatur war schon auf dieser Höhe nur noch rund 12°C. Mit einer warmen Jacke und der Aussicht auf Sonne am Gipfel, fuhren wir mit der Seilbahn auf 2500 Höhenmeter. Von dort aus ging es mit riesigen Jeeps zum Gipfel auf knapp 3.000 m.
der Gipfel
Dort waren es nur noch drei Grad über Null, aber die Sonne empfing uns mit ihren wärmenden Strahlen. Mit einem Bergführer machten wir uns auf den Weg zu den Kratern. Der erste Krater war ein ?feuerspeiender" Krater, der im Wesentlichen Asche und Lava spuckt. Aus seinen 5 Schloten strömt Dampft aus, der an der Austrittsstelle noch über 300°C heiß ist. Die nächsten zwei Krater die wir betrachteten, wurden bei dem Ausbruch 2002/3 gebildet, als sich über 90.000 Tonnen Asche und Gestein, aus dem Erdinneren, dort ablagerte. Steine sammeln war natürlich obligatorisch. Gegen 13:00 Uhr fuhren wir dann glücklich, dass wir so zeitig oben waren und die Sonne auf dem Gipfel erleben konnten, weiter. Als nächstes ging es für uns weit in den Südwesten zur ?Villa Romana del Casale". Diese Villa wurde vermutlich im 4. Jhd. Nach Christus erbaut und zählt zum Unesco-Weltkulturerbe. Die gesamte Anlage erstreckt sich über 3.500 m², wovon leider nur ein kleiner Teil zu besichtigen ist, da der Rest schon seit längerem aufwendig restauriert wird. Der Erdrutsch im 12. Jhd. Hat für die ernorm gut erhaltenen Mosaike auf dem Boden gesorgt. Neben sehr imposanten Darstellungen des Circus Maximus und einiger Mythologien, ist der ?Raum der Bikini-Mädchen" sehr interessant. Es gab also schon weit vor unserer Zeit Kleidungsstücke die wir heute als Bikini bezeichnen würden.
Fußboden des Bikinizimmers

Es war inzwischen halb fünf geworden und wir begaben uns auf die letzte Etappe der heutigen Reise in das wunderschöne Hotel ?Baia di Ulisse". Vorbei kamen wir bereits an den grischichen Tempeln, denen wir uns aber erst morgen widmen werden.

5. Mai 2011 – Tal der Tempel und Selinunt

Heute ging es erst um 8:45 Uhr los, so dass wir genug Zeit hatten um aus zu schlafen, oder zumindest ausführlich zu frühstücken.
Nach einer kurzen Fahrt kamen wir bei den ersten Tempeln, des heutigen Tages an.
Beim Eintritt mussten wir zwar einen Euro extra bezahlen, dies war für eine Ausstellung von Bronzefiguren zwischen den Tempel, dieser war es aber Wert. Es sind riesige Plastiken, die einen durchaus zum Nachdenken anregen und sich sehr gut in die Szenerie einpassen. Begrüßt wurden wir von Mario, unserem Tempelführer.
Der Concordia-Tempel


Die erste Station war der Herakles-Tempel. Ein beeindruckendes Bauwerk, vor allem wenn man bedenkt, dass diese Steine bereits seit 2.500 Jahren an dieser Stelle stehen. Vorbei an altertümlichen Grabstätten gingen wir an der ehemaligen Stadtmauer entlang zum Wohl am Besten erhaltenen Tempel im Mittelmeerraum, dem Concordia-Tempel. 34 mächtige Säulen erheben sich in den Himmel und man fragt sich sofort, wie dieser Tempel in seiner Blütezeit, als er noch mit bunten Farben verputzt war, aus gesehen hat. Der Tempel verdankt übrigens seinen sehr gut erhaltenen Zustand dem Umstand, dass er im 6. Jahrhundert nach Christus zu einer Basilika umgebaut wurde. Die nächste Station. Von der Ferne, war der Hera-Tempel.
Nachdem wir die Straße überquert hatten, kamen wir zum letzten aber auch größten Tempel Siziliens. Der Tempel des olympischen Zeus hat ein Grundmaß von 56 x 113 m. Wenn man zwischen den noch vorhanden riesigen Gesteinsblöcken steht, kann man nur erahnen, wie gewaltig dieses Bauwerk gewesen sein musste. Interessant fand ich persönlich, dass diese Tempel nur für die Priester bestimmt waren, so dass kein Mensch, gläubig oder nicht, hinein durfte. Tat man es doch, wurde man an Ort und Stelle mit dem Tode bestraft.

Agricola
Nachdem unser guter Busfahrer Pasquale eine Weile mit einer Polizistin diskutiert hat, ging es weiter zum Mittagessen auf einer Art Bauernhof. Es gab Brot, Oliven, Olivenöl und Wein. Satt und zufrieden, sahen einige sich noch den Steinbruch hinter dem Haus an, aus dem die Steine für einige der Tempel, die wir heute früh besichtigt haben, stammten.
Um wieder auf die Straße zu gelangen musste Pasquale, unser Busfahrer, ein Kunstück mit dem Bus vollbringen. Eine Wendung auf einem Stück was uns allen als viel zu eng erschien, meistere er ohne einen Kratzer.
Als nächsten widmeten wir uns Selinunt. Diese Stadt, die immer noch zu einem Großteil unter einer dicken Schicht Erde und Staub begraben ist, war einst eine sehr reiche Stadt und in ihrer Blütezeit (zwischen 550 und 450 vor Christus) wurden acht! Tempel errichtet.
Wenn man, wie wir, in so einen Tempel steht und sich direkt neben eine der gigantischen Säulen stellt, bekommt man eine Ahnung was für eine architektonische Leistung (und natürlich auch die körperliche der Sklaven) die Errichtung eines solchen darstellt.
Reisebegleiter Maik Lüdeke


Alberto führte uns durch diese vorchristliche Stadt und zeigte uns bekannte und unbekannte Pflanzen und sogar ein Gebäude, welches bereits vor über 2.000 Jahren 3 Stockwerke besessen haben muss.
Ziemlich erschöpft, begaben wir uns auf den Weg ins Hotel.

6. Mai 2011 – Salzgewinnung

Heute stand unter anderem die Salzgewinnung auf dem Programm. Schon von weitem kann man die riesigen Flächen sehen, die mit Meerwasser gefüllt sind und welche dann durch die Sonne langsam austrocknen lässt. Dadurch gewinnt man Salz. Dieses Salz wird dann zu großen Salzbergen zusammen getragen und mit Tonziegeln abgedeckt. Als nächstes fuhren wir nach Èrice. Da dieser Ort auf ca. 750 Höhenmetern liegt, war es auch recht frisch. Wir besuchten die Kirche von Èrice und ließen uns von den verwinkelten Gassen gefangen nehmen. In einer Konditorei verkosteten wir Likör und Gebäck. (Hmmm lecker)
Mit Tonziegeln abgedeckter Salzberg


Danach ging es noch weiter hinauf zum Castello. Eine wunderbare Aussicht auf das Tal unterhalb von Èrice, konnten wir von dort oben genießen. Es tröpfelte zwar zwischendurch immer kurz, aber der Regen hielt sich zum Glück zurück.
Am Abend kamen wir in unserem Hotel für die nächsten drei Tage an. Wir wurden gleich sehr beeindruckend mit Livemusik und einem Galádinner begrüßt.

7. Mai 2011 – sizilianisches Hinterland

Heute fuhren wir ins Hinterland von Sizilien um ein wenig abseits der touristischen Pfade zu wandeln. Erste Station war Castellano. Hier besichtigten wir eine Kirche, die wie viele andere auf unserer Rundreise in ihrer Weise einzigartig war. Alberto gab sich alle Mühe uns jedes Detail zu erklären. Die obersten Sitzreihen z.B. stammen aus dem 16. Jahrhundert.
Auch das frei schwebende Holzkreuz zog unsere Aufmerksamkeit auf sich.

Ich persönlich fand die Fensterbilder imposant, da die Sonne einige direkt durchleuchtete. Unser nächster Halt war Castellebueno. Eine nette Polizistin regelte den Verkehr um unseren Bus herum, bis alle ausgestiegen waren. Um zu unserem nächsten Ziel zu kommen mussten wir auch wieder viele schmalle Gassen gehen, bis wir vor dem weltberühmten ?Flasconaro" standen. Diese Konditorei nutzt keinen klassischen Zucker, sondern ?Manne", dies ist eine Zuckerart, die aus der Rinde eines Baumes, der in dem Tal unterhalb von Castellbueno wächst, gewonnen wird. Dieses ?Manne" ist nicht so süß wie Zucker und schmeckt ausgezeichnet. Weiter ging es zum Castel. Die Kappelle in dem Castello strotzt nur so vor Figuren an den Wänden. Es ist auch hier wieder schwer das ganze mit Worten zu beschreiben, aber einen Hauch von Ehrfurcht verspürt man schon, vor den Erschaffern dieser einzigartigen Kunst.

Zum Mittagessen ging es auf ein ?Agritourismo". Dies sind typische Bauernhöfe, die sich ein zusätzliches touristisches Standbein geschaffen haben. Es erwarteten uns zwei nette Herren mit Gitarre und Akkordeon. Die musikalische Untermahlung hielt auch während des vorzüglichen Mittagessens an und wurde von Frau Späthe gekrönt, die sich auch das Akkordeon umschnallte und unter anderem den ?Holzmichel" zum Besten gab. Eine weitere Gruppe, die aus Italienern bestand, klatschte, wie natürlich auch wir, begeistert Beifall.
Wir fuhren weiter nach Cefalú um dort die mächtige Kathedrale, die die gesamte Stadt beherrscht, zu besuchen. Danach gab es Freizeit oder, wer wollte, einen Aufstieg weit über die Dächer der Stadt. Ein recht anspruchsvoller Weg führt uns auf ca. 80m über dem Meeresspiegel und kostete uns doch etwas Mühe. Die aber sofort mit einer atemberaubenden Aussicht entschädigt wurde. Bei genauerer Betrachtung konnten wir sogar, trotz des diesigen Wetters zwei der äolischen Inseln sehen.

8. Mai 2011 – Palermo und Monreale

Heute starteten wir bereits 8:15 Uhr in Richtung der Hauptstadt Siziliens - Palermo. Von dort aus ging es aber erst einmal weiter nach Monreale. Das Dorf, (alle Städte außer den Provinzhauptstädten heißen in Sizilien) ist eine recht belebte Stadt oberhalb des Tals, in dem Palermo liegt. Vor dem Dom, der unser erstes Reiseziel war, empfing uns eine Delegation von herausgeputzten Oldtimern, die um die Wette glänzten. Der Dom selbst ist im inneren über und über mit goldenen Mosaiksteinen bedeckt. Es sind echte Meisterwerke, die da an den Wänden und Decken zu finden sind. Man kann sich kaum vorstellen, wie viel Zeit das Fertigstellen dieses imposanten Haus Gottes gekostet haben muss. Der Kreuzgang war auch sehr beeindruckend, da fast sämtliche Säulen über und über mit Mosaiken verziert sind. Als nächstes ging es in Richtung Palermo. In der Cappella Palatina war vermutlich eine Taufe, so dass wir einen kleinen Spaziergang zu einer nahe gelenen Kirche machten. Dann durften wir uns endlich anstellen. :-)
Die Kapelle ist inmitten des jetzigen Parlamentsgebäudes des sizilianischen Regionalparlaments. Auch diese ist über und über mit Mosaiken ausgestattet, leider wollen auch noch andere hinein, so dass wir schnell weiter gehen müssen. Durch die Porta Nuova erreichen wir schließlich die Kathedrale von Palermo.  Hier herrscht aber kein Mosaik an den Wänden vor. An der Decke jedoch, ist ein wundervolles Gemälde, dass einen unwillkürlich an Michellangelo denken lässt und man mag sich kaum vorstellen, wie schwierig es gewesen ist, dieses Kunstwerk an eine so hohe Decke zu bekommen. Unser Bus setzte uns dann mitten Palermo ab und wir hatten Zeit durch die Straßen zu schlendern und uns das bunte Treiben an zu sehen. Danach ging es zurück ins Hotel.

9. Mai 2011 – Abschied von Sizilien

Die Zeit verging wie im Flug, so dass wir uns unversehens im Bus zurück nach Catania befanden und uns innerlich von der Sonneninsel Sizilien verabschiedeten. 18:30 Uhr kamen wir nach einem Zwischenstopp in Stuttgart an und wurden dann von den netten Chauffeuren nach Hause gebracht.

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