Reisebericht: Die Hurtigruten Spitzbergen–Linie

14.06. – 29.06.2024, 16 Tage Hurtigruten–Kreuzfahrt mit MS Trollfjord ab/an Bergen – Vesterålen – Tromsö – Nordkap – Spitzbergen – Senja – Lofoten – Alesund


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Hurtigruten

Im Jahr 1893 vor mittlerweile 131 Jahren begann die Geschichte der „schnellen Route“ – Hurtigruten - entlang der norwegischen Küste. Kapitän Richard With eröffnete mit der „Vesterålen Dampskipsselskap“ und dem Dampfschiff „S/S Vesterålen“ eine erste ganzjährig betriebene Express-Boot-Linie. Fahrten im Winter waren ein absolutes Novum. Zu Beginn waren es neun Häfen von Trondheim nach Hammerfest.
Schnell wuchs die Linie nach Norden bis Kirkenes und Süden bis Bergen, zeitweise wurde die Route bis nach Spitzbergen und Stavanger verlängert.
Das Konzept und die Route waren sehr erfolgreich und für lange Zeit tatsächlich die einzige Möglichkeit den hohen Norden ganzjährig – auch im Winter – zu erreichen. Die Schiffe wurden größer, schneller, zuverlässiger – Anlegestellen wurden größer und komfortabler bis hin zu modernen Terminals.
Man möge bedenken, dass erste durchgehende Straßen in den Norden erst in der zweiten Hälfte des 20. Jh. fertiggestellt wurden und mit Nichten bei Schnee und Eis ganzjährig befahrbar waren. Die Hurtigruten oder auch Kystruten genannt verrichten bei fast jedem Wetter zuverlässig ihren Dienst – bis heute – und tragen damit einen wesentlichen Teil der Versorgungssicherheit Nordnorwegens bei.
Aus diesem Grund bezeichnet man diese Postschiffroute auch liebevoll als Reichsstraße Nummer 1 (man befindet sich in einem Königreich – daher Reichsstraße).
Den Hurtigrutendienst haben stets mehrere Reedereien bedient, bis im Jahr 2005 die letzten verbliebenen Reedereien fusionierten und das Unternehmen Hurtigruten ASA (AG) gründeten. Es war jedoch der politische Wille Norwegens ab dem Jahr 2016 diesen subventionierten Hurtigruten-Dienst wieder von zwei Reedereien ausführen zu lassen.
Per Ausschreibung gewann die Hurtigruten ASA sieben der elf Abfahrten, vier davon gingen an das Unternehmen Havila.
Durch diese Veränderung wurden auf einen Schlag vier Hurtigruten-Schiffe frei, während Havila vier neue Schiffe bauen ließ. Per Staatsvertrag war Havila verpflichtet die gesamte Crew der vier betreffenden Schiffe zu übernehmen. Die letzten beiden Schiffe konnten im Sommer 2023 ihren Dienst aufnehmen und den Fahrplan mit der täglichen Abfahrt in Bergen und Kirkenes komplettieren.
Doch was geschah mit den vier ausscheidenden Schiffen bei Hurtigruten? Das dienstälteste Schiff M/S Lofoten – Baujahr 1964 – wurde bedauerlicherweise verkauft – dient heute als Schulschiff und ist regelmäßig an der norwegischen Küste zu sehen.
Die Finnmarken wurde renoviert und in „M/S Otto Sverdrup“ umbenannt, sie fährt als Nordkapp-Express von Hamburg mit diversen Stopps zum Nordkapp. Otto Sverdrup war der Kapitän der Fram – langjähriger Begleiter von Fritjof Nansen unter anderem bei der ersten Grönlandquerung und der Fram-Expedition zum Nordpol – später war er selbst Exeditionsleiter auf der Fram.
Die M/S Midnatsol wurde umbenannt in M/S Maud – benannt nach der ersten Königin im modernen Norwegen – Ehefrau von König Håkon VII. – wiederum angelehnt an das historische Segelschiff „Maud“ – mit dem Roald Amundsen versuchte den Nordpol zu erreichen, dann damit die Nordost-Passage durchsegelte. Sie übernahm den Nordkapp-Express ab England.

M/S Trollfjord

Unser Schiff - die M/S Trollfjord blieb Trollfjord – da sie zunächst als Ersatzschiff an der norwegischen Küste verlieb. Nach einer umfangreichen Renovierung nahm sie Ihren Dienst als Svalbard-Express bzw. Spitzbergen Express auf.
Sie kam im Jahr 2002 zur Hurtigruten Flotte – absolvierte dort jahrelang den Liniendienst an der norwegischen Küste und wurde auch im Expeditionsdienst verwendet. Im Winter fährt sie ebenfalls als Nordkapp-Express ab Oslo ans Nordkapp.

Spitzbergen-Express

Die Idee des Spitzbergen-Express: Gäste schrieben über viele Jahre Ihr Bedauern, dass schönste Plätze an der norwegischen Gäste entweder gar nicht oder viel zu kurz angelaufen wurden. Mit dem neuen „Svalbard-Expressen“ soll diesen Wünschen in größtmöglichem Umfang Rechnung getragen werden.

Hurtigruten formuliert aus meiner Sicht als langjähriger Skandinavien-Reiseleiter tatsächlich eine „Diamant-Perlen-Kette“ der norwegischen Höhepunkt, bei der die ganz großen Namen nur eine untergeordnete Rolle spielen und dennoch als „die absoluten Höhepunkte Skandinaviens“ bezeichnet werden darf.
Ein ansprechendes „All-inclusive“ Konzept und ein sehr hohes Niveau an Service der gesamten Crew in allen Bereichen des Schiffes verdient aus meiner Sicht das Prädikat „unbedingt empfehlenswert“!
Hurtigruten beweist, dass es hinsichtlich Routenwahl, Schiffsausstattung und Service in der obersten Liga mitspielt.
Darüber hinaus bleibt sich Hurtigruten seinem Ur-Prinzip des Postschiffes treu, in dem es nicht als reines Kreuzfahrtschiff auftritt, sondern insbesondere auf dem Abschnitt Tromsø – Svalbard – Tromsø als echtes Versorgungsschiff Svalbards fungiert und sowohl Personen als auch Güter nach und von Spitzbergen zum norwegischen Festland befördert.

Spitsbergen, Spitzbergen oder Svalbard?

Eine Erklärung: Betrachten wir die norwegische Sichtweise:

Der gesamte Archipel mit seinen 400 Inseln und Schären wird „Svalbard“ genannt. Der Archipel erstreckt sich vom 74. bis zum 81. Breitengrad. Zu diesem Archipel zählt unter anderem auch die Bäreninsel (Bjørnøya), die südlichste Insel des Svalbard-Archipels.

Die größte Insel des Svalbard Archipels heißt „Spitzbergen“ auf Norwegisch „Spitsbergen“. Der Name geht auf den niederländischen Seefahrer Willem Barents zurück, der im 16. Jh. den Archipel entdeckte und inspiriert von den Bergspitzen diesen Namen wählte.

International betrachtet gibt es diese Unterscheidung nicht, so wird im Spitzbergen-Vertrag von 1925 und in der deutschen Sprache „Spitzbergen“ auch als Synonym für den gesamten Archipel verwendet.
Ein Reisebericht von
Martin Büchner
Martin Büchner

Tag 01 – 14.06.2024 Anreise nach Bergen

Mit Norwegian Air Shuttle erreichen die Gäste via Oslo die zweitgrößte Stadt Norwegens: Bergen. Per Bus-Shuttle geht es in die Innenstadt zum Hotel direkt dem UNESCO Weltkulturerbe Bryggen gegenüber gelegen, fußläufig zur Innenstadt.
Nach einer Stärkung und einem ersten Kennlernen bei einem Abendessen schließen wir den Abend und Ankunftstag mit der Auffahrt zum „Fløyen“ ab. Die berühmte Standseilbahn bringt uns im romantischen Licht der Abenddämmerung auf einen der sieben Hausberge Bergens.

Tag 02 – 15.06.2024 Einschiffung in Bergen

Ein Bustransfer bringt uns vom Hotel zum Jektvik Terminal, in dem die Einschiffung und Sicherheitsunterweisung für die M/S Trollfjord beginnt. Am frühen Nachmittag heißt es dann „den nordgående Svalbard-Express M/S Trollfjord er nå straks klar for avgang“ – „der nordwärts gehende Svalbard-Express ist zur Abfahrt bereit“.
Auf der regulären Postschiff-Strecke wird die folgende Strecke nachts befahren und ist selten bei Tageslicht befahren. Sehr Schade wie sich schnell zeigt, denn auch hier werden schon echte Highlights geboten.
Dazu zählen der enge Steinsund an der Mündung des Sognefjord ebenso, wie der Skatestraumen am Äußeren Nordfjord. Es handelt sich um einen kräftigen Tidestrom kurz vor Måløy. Dort befindet sich der Fels Hornelen (860 m) – es ist die höchste Felsklippe Europas. Der höchste Punkt der Klippe liegt gerade einmal in 500 Meter horizontalem Abstand zur Wasserlinie.
In atemberaubenden nordischen Licht umrunden wir die Halbinsel Kjerringa, das auch als Westkap bezeichnet wird, mit seinen über 400 Meter hohen Klippen. Es ragt in das berüchtigte Meeresgebiet Stadhavet hinein. An der schmalsten Stelle der Halbinsel baut man bereits an einem Schiffstunnel, um den Gefahren der aus drei Richtungen aufeinandertreffenden Winde und Meeresströmungen zu entgehen.

Tag 03 – 16.06.2024 Åndalsnes

In der Nacht verlassen wir die Provinz Vestlandet und erreichen Møre-og-Romsdalen. Dies wird wiederum in drei wichtige Bereiche gliedert Sunnmøre mit der Stadt Ålesund als Hauptort und Nordmøre mit der Klippfischstadt Kristiansund als Hauptort. Wie ein Keil schiebt sich Romsdal dazwischen, dessen Hauptort Molde ist.
Bekannt ist die Region für seine Kontraste zwischen den über 1.000 m. stellenweise fast 2.000 Meter Höhenunterschieden zwischen den Berggipfeln der Romsdalsalpen und den tiefen Fjorden.
Unser Hafen und erster Stopp dieser Reise heißt Åndalsnes. Der Ort liegt am Isfjord, einem Nebenfjord des Romsdalsfjord. Der Fluss Rauma mündet hier in den Fjord.
Åndalsnes ist Ausgangspunkt für eine Vielzahl an Attraktionen. Hier beginnt die Rauma-Bahn, dessen Strecke bis nach Dombås zu den schönsten Eisenbahnstrecken der Welt gezählt wird. Im gleichen Tal liegt Trollveggen, die höchste Felswand Nordeuropas mit gut 1.000 Meter senkrechtem Fels gehört sie zu den höchsten Felswänden Europas, der Gipfel liegt auf etwa 1.700 Meter Höhe, während die Talsohle auf Meeresniveau liegt. Teile der Wand sind 50 Meter überhängend.
Auch das Nachbartal ist weltberühmt weniger wegen des Namens „Isterdalen“, als vielmehr der Straße Fv 63, die sich hier als „Trollstigen“, über 400 Höhenmeter den Felsen hinauf windet vorbei an spektakulären Wasserfällen (Stigfossen mit 180 m).
Im Rahmen eines gebuchten Ausfluges wird die Straße befahren. Einige Gäste nutzten die Gelegenheit. Ohne zu Ahnen welches Privileg sich daraus ergeben hat. Wurde doch die Straße gerade erst wenige Tage zuvor von der Wintersperre geöffnet, so musste sie einen Tag nach uns wegen Steinschlag für den Rest der Saison 2024 gesperrt werden. Unsere Gäste hatten noch das Glück diese Strecke erleben zu dürfen.
Der andere Teil der Gruppe nutzte die Gelegenheit, die nicht weniger spektakuläre Romsdalengondola zu nutzen, eine der wenigen Seilbahnen in Norwegen. Diese Seilbahn brachte uns hinauf zum Hausberg Nesaksla (715 m). Wer trittsicher ist, kann von hier kleinere Bergtouren unternehmen. Unter anderem beginnt hier ein Wanderweg über den Bergrücken Romsdalseggen in dessen Verlauf man schnall gut 1.200 Höhenmeter erreichen kann, aufgrund der nördlichen Breite definitiv hochalpines Gelände. Wir nutzen die Gelegenheit für eine kurze Wanderung, ebenso machen wir uns erstmals mir der nordisch-arktischen Vegetation vertraut.
Wer es eher gemütlich mag, findet dazu ausreichend Gelegenheit um die Bergstation.
Am Nachmittag verlassen wir den Isfjord und folgen dem 94 km langen Romsdalsfjord. Wir passieren Molde, den Hauptort der Region.
Wir folgen der Hurtigruten-Linie durch den Julsundet, der mit 507 Meter Wassertiefe, die tiefste Stelle im Romsdalsfjord bildet, in Richtung offene Meeresstrecke der Hustadvika.
Bei Bud umrunden wir den nordwestlichsten Punkt der Romsdalenhalbinsel.
Von der Fahrrinne hat man einen Blick auf den „Atlanterhavsvegen“ – die Atlantikstraße. Ein gut 8 km langer Abschnitt der Fv 64, der über unzählige Schären, die mit zahlreichen Brücken verbunden sind, eine Straße durch den Atlantik bildet und die Öffnung des Lauvøyfjorden überwindet. Die Fv 64 stellt mit dem Atlanterhavstunnelen (Atlantiktunnel) eine Straßenverbindung zwischen Kristiansund und Molde her.
Es folgen eine Reihe Leuchttürme wie z. B. das Kvitholmen fyr, das Hestskjæret fyr und nicht zuletzt das Grip fyr, mit 44 Meter der zweithöchste Leuchtturm an der norwegischen Küste. Dieser markierte den Zugang zur Insel Grip, dem Ursprung des Klippfisches. Hier liegen die namensgebenden Klippen des Klippfisches, meist aus Kabeljau produziert in Südeuropa zu schmackhaftem Bacalao weiterverarbeitet. Gesalzen und drei Tage in der Sonne getrocknet stellt er ein wichtiges Exportprodukt dar für den irgendwann ein neuer Hafen gebaut werden musste, das heutige Kristiansund.
Wir verlassen die Provinz Møre-og-Romsdalen, passieren die Inseln Smøla und Hitra und erreichen damit die Provinz Trøndelag. Es geht hinaus auf die offene meist etwas unruhige Seestrecke Folda hin zum Vikna Archipel mit seinen 6.000 Inseln.

Tag 04 – 17.06.2024 Helgeland – Træna Archipel – Polarkreis

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Tag 05 – 18.06.2024 Lofoten: Reine

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Tag 06 – 19.06.2024 Tromsø – heimliche Hauptstadt der Arktis

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Tag 07 – 20.06.2024 Honningsvåg & Nordkapp

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Tag 08 – 21.06.2024 Seetag & Bjørnøya (Bäreninsel) – Mittsommer

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Tag 09 – 22.06.2024 Spitsbergen – Longyearbyen

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Tag 10 – 23.06.2024 Spitsbergen – Ny–Ålesund

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Tag 11 – 24.06.2024 Seetag

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Tag 12 – 25.06.2024 Insel Senja

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Tag 13 – 26.06.2024 Vesterålen: Stokmarknes & Lofoten: Svolvær

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Tag 14 – 27.06.2024 Helgeland – Brønnøysund – Torghatten

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Tag 15 – 28.06.2024 Ålesund – Hjørundfjord: Sæbo & Urke

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Tag 16 – 29.06.2024 Ausschiffung: Bergen – Weiterreise nach Oslo

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Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Infiziert von diesem traumhaften Land und unserer ersten Begegnung mit Martin vor 6 Jahren, haben wir mit hohen Erwartungen diese Reise gebucht. Unsere Erwartungen wurden übertroffen!!!...Es ist wirklich einmalig Spitzbergen zu sehen ,zu erkunden...eigentlich atemberaubend und so unwirklich diese Landschaft!!...und ohne Martin Büchner, unserem Reisebegleiter, hätten wir soviel nicht gewusst bzw.erfahren. Er hat ein unglaubliches Wissen und hat es wiedermal geschafft, uns 'sein' Land auf so schöne Weise nahe zu bringen. Die nicht untergehende
Sonne,muss man mal erlebt haben, spektakulär!!!!... Die Kabinen waren sauber und wurden auf Wunsch täglich gereinigt. Das Essen der Knaller, abwechslungsreich und für jeden Geschmack. Auf dieser Reise sind Getränke und sogar das Essen im gesonderten Restaurant inklusive.
Wir waren eine relativ kleine Gruppe von 10 Gästen, was ungemein positiv war. So tolle ,nette ,aufgeschlossene Menschen kennen lernen zu dürfen, was für ein Glück!!!....
Fazit: Die Reise war jeden Cent wert...es war eine unglaubliche Erfahrung, ob Schiff ,Ausflüge und Mitreisende....Danke Martin, für deinen unermüdlichen Einsatz uns alles zu erklären, Sagen zu erzählen, uns zu begleiten...Eberhardt kann sich wirklich glücklich schätzen, so einen Reiseführer zu haben. Wir wünschen Allen alles Gute, bleibt gesund und munter, vielleicht sehen wir uns mal wieder..Herzliche Grüße Sylvia und Hartmut...

Sylvia Schwoch
02.08.2024