Reisebericht: Rundreise Polen – Schlesiens Schlösser

08.06. – 12.06.2024, 5 Tage Busreise in Polen mit Übernachtungen in vornehmen Herrenhäusern und Schlosshotels – Burg Tzschocha (Czocha) – Hirschberg (Jelenia Gora) – Piechowice – Schloss Fürstenstein (Ksiaz) – Schweidnitz (Swidnica) – Breslau – Brieg (Brzeg) – Moschen (Moszn


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Mit einer Gruppen von 30 Reisenden, machten wir uns auf den Weg Schlesien in Polen zu entdecken, seiner bewegten Geschichte auf den Grund zu gehen und dabei vor allem den wunderschönen Schlössern in der Region einen Besuch abzustatten. In den letzten Jahren wurden viele fast zerfallene Schlösser neu restauriert und erstrahlen heute im neuen Glanz. Da sich die Schlösser allein aus staatlichen Mitteln nicht finanzieren können, beherbergen viele der Schlösser auch Hotels und Museen, die somit weitere Einnahmequellen darstellen.




Das Besondere an dieser Reise ist auch, dass wir selbst in den Schlosshotels übernachtet haben und uns somit auch ein wenig wie die Schlossherrn fühlen konnten.


Ein Reisebericht von
Anna Jeske
Anna Jeske

1. Tag, 08.06.2024: Fahrt nach Schlesien – Glashütte Piechowice– Schloss Tzschocha

Am Morgen verließen wir nach Halten in Nossen, Dresden und Kodersdorf, Deutschland und überquerten bei Görlitz die polnische Grenze. Schlesien erstreckt sich heute südöstlich von Polen und kann auf eine bewegte Geschichte zurückblicken. Wichtig zu erwähnen ist hierbei, dass Schlesien nie ein bestimmendes politisches Zentrum war, sondern meist nur Objekt, um das sich wegen seiner günstigen Lage und seiner starken Wirtschaftskraft miteinander rivalisierende Nachbarn stritten.
So war Schlesien im Laufe der Jahrhunderte im Besitz der Polen, Böhmen, Habsburger und Preußen.
Vor dem zweiten Weltkrieg gehörte Schlesien zu Deutschland. Nach der Kapitulation der Deutschen am 08.05.2024 übergaben sowjetische Militärbehörden die Verwaltung der nachrückenden polnischen Miliz. Die Alliierten Deutschland für seine Rolle im 2. Weltkrieg bestrafen und sie die Konsequenzen spüren lassen. Unter großem Leid und schwersten Bedingungen
In den 1870er bis zum Beginn des zweiten Weltkriegs war Schlesien eine besonders wirtschaftsstarke Region. Zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen gehörte vor allem der Braunkohleabbau, der in Katowice sein Hauptzentrum hatte. Weitere wichtige Rohstoffe, die hier produziert und weiterverarbeitet wurden, waren Beton, Metall und Glas. Aus diesem Grund war unser erster Halt die Glashütte „Julia“ in Piechowice – einem Stadtteil von Jelenia Gora (Hirschberg). Die Geschichte des Betriebs reicht bis ins 19. Jahrhundert zurück. Die Glashütte ging aus zwei der größten Glashersteller hervor: der Josephinenhütte aus Szklarska Poreba (Schreiberhau) und der Glashütte von Fritz Heckert. Zu den wirtschaftlichen Hochzeiten gab es in der Region drei Glashütten. Die Hütte hat Vertreibung, Kommunismus und einen amerikanischen Betreiber überstanden. Heute sind die USA und Asien die wichtigsten Abnehmer. Über 80 % der Ware wird ins Ausland exporteiert. Bei einem Rundgang haben wir erfahren, wie die einzelnen Stücke zunächst entworfen werden und dann über das Brennen, Reinigen, Schleifen und Gravieren zu dem den gewünschten Produkt aus Glas werden.
Gebrannt wird das Glas in Formen aus Buchenholz, das Buchenholz besonders hitzeresistent ist. Diese Formen können dann für ca. 300 Anwendungen genutzt werden.
Nach dieser interessanten Führung setzen wir unsere Fahrt fort und fuhren zu dem Schloss Tzschocha. Zunächst legten wir wunderbar an einer Talsperre des Flusses Kwisa eine Mittagspause an. Im Schloss Tzschocha erwartete uns dann wieder eine Führung.
Das Schloss Tzschocha war im 13. Jahrhundert eine Verteidigungsfestung und beherbergt heue neben dem Museum ein Hotel und ein Konferenzzentrum. Es ist malerisch am Marklissa See gelegen. Das Schloss wurde im Jahr 1247 auf Anordnung des tschechischen Königs Waclaw I. erbaut. Seit 1319 haben dort die Piasten-Herzöge geherrscht. Im Jahr 1909 hat das heruntergekommene Schloss für 1,5 Millionen deutsche Mark der Dresdner Zigarren-Hersteller Ernst Gütschow gekauft. Mit Hilfe des Berliner Architekten stellte er sein historisches Aussehen aus dem Jahr 1703 wieder her.
Historiker nehmen an, dass sich zu Kriegszeiten dort die geheime Schule der Chiffriere der Abwehr befand. Nach dem Krieg wurde im Schloss ein Zentrum für die Offiziere der polnischen Abwehr eingerichtet. Während unserer Führung haben wir unter anderem den Festsaal, die Bibliothek, das Schaf- und das Arbeitszimmer besichtigt. Die Wände und Böden waren mit dunklem Holz verkleidet, und an den Decken fanden sich Stuckverzierungen und Kronleuchter. Während der Besichtigung, konnte man sehr gut nachvollziehen, warum das Schloss bereits Drehort für viele polnische Filme war.
Im Anschluss fuhren wir wieder Richtung Hirschberg und machten dabei einen Abstecher in dem Kurort Bad Warmbrunn mit seinem schönen Kurpark. Die Kurorte Bad Warmbrunn und Bad Flinsberg ziehen auch schon seit den 1870er Jahren Touristen an. Das Heilweiser und Moorbehandlungen, sollen besonders gut gegen Rheuma und Gelenkbeschwerden sein.
Währen der Fahrt erzählte uns Krzysztof etwas über die Legenden von Rübezahl. Rübezahl ist ein Berggeist, der im Riesengebirge lebt und verschiedene Gestalten annehmen kann. Zudem ist er in seinem Charakter sehr wechselhaft: er kann sehr gutherzig sein und hilfsbedürftigen Menschen helfen, manchmal ist er jedoch auch launisch und bösartig. Als Thron Rübezahls wird die Schneekoppe bezeichnet – mit 1603 Metern Höhe der höchste Berg im Riesengebirge.
Die Übernachtung für die erste Nacht war im Schlosshotel Stonsdorf vorgesehen. Der Schlossherr Rome Dzida hat das verfallene Schloss bei einer Fahrradtour entdeckt und wiederaufgebaut. Es beherbergt heute auch ein Hotel. Seine Ehefrau ist Architektin und Künstlerin und verkauft ihre Werke auch in dem Hotel.
Zudem wird in dem Schloss auch der bekannte Kräuterlikör Stonsdorfer gebrannt. Gleich nachdem unser Bus auf das Gelände fuhr, wurden wir von dem Schlossherrn schon begrüßt und mit einer Kostprobe des Stonsdorfers empfangen. Die neue Rezeptur schmeckt etwas fruchtiger und nicht mehr ganz so bitter. Im Anschluss erhielten wir unser Zimmerschlüssel. Ohne Zimmernummern war es etwas schwierig sein Zimmer gleich auf Anhieb zu finden: im Erdgeschoss befanden sich die Zimmer der Jahreszeiten, im ersten Stock die Zimmer, die nach Monaten benannt wurden und im 3. Stock trugen die Zimmer die Namen der Sternzeichen.
Am Abend erwartete uns ein schmackhaftes 3-Gang-Menü im Schlossrestaurant. Nach diesem ereignisreichen ersten Tag fielen wir am Abend alle müde in die Betten des Schlosshotels.


2. Tag, 09.06.2024: Hirschberger Tal – Schloss Fürstenstein – Friedenskirche Schweidnitz

Am Vormittag holten wir unseren Stadtrundgang durch Jelenia Gora fort. Jelenia Gora hat 80.000 Einwohner und ist somit auch als Hauptstadt des Hirschberger Tals zu sehen.
Ganz typisch für die schlesischen Städte ist, dass die Marktplätze schachbettförmig angelegt sich und sich im Mittelpunkt das Rathaus befindet. Der Marktplatz wird umrahmt von fachwerkhäusern. Die Häuser auf dem Marktplatz von Jelenia Góra haben Laubengänge, unter denen die Geschäfts- und Kaufleute ihre Waren präsentierten.
Da die Gottesdienste in der St.-Erasmus-und-Pankratius-Kirche und in der Gnadenkirche bereits beendet waren, hatten wir sogar die Möglichkeit einen Blick reinzuwerfen.
Im Hirschberger Tal, ist die Dichte an Schlössern besonders hoch und Krzysztof versuchte unterwegs mehrere Schlösser einzubinden. Insgesamt zählen zu dem Hirschberger Tal 30 Schlösser, von denen 11 bisher auch durch poilnische Fördermittel und private Investoren renoviert und saniert wurden. So beherbergt das Schloss Erdmannsdorf heute eine Grundschule und das Schloss Fischbach und Schildua sind vornehme Schlosshotels.
Am Schloss Schildau machten wir auch einem kurzen Fotostop, bevor wird weiter zum nicht einmal einen Kilometer entfernten Schloss Lomnitz fuhren.
Das Schloss Lomnitz befand sich in Besitz der Familie von Küster. Der letzte Eigentümer Mark Albrecht von Küster verstarb 1941 bei einem Flugzeugabsturz. Seine Witwe Constanze von Küster floh 1945 in den Westen. Nach der Wende erwarb der Enkel von Mark Albrecht von Küster – Ulrich von Küster - gemeinsam mit seiner Frau Elisabeth das beinahe zerfallene Schloss für den Preis eines Kleinwagens. Im Laufe der Jahre hat die Familie das Schloss und das Grundständig aufwendig renoviert und saniert. Das Hauptschloss beherbergt ein Museum und im kleinen Schloss ist das Schlosshotel untergebracht. Zudem hat das Schloss einen eigenen Hofladen und ein Leinengeschäft, das das größte innerhalb Polens ist. Generell hat die Leinenproduktion in der Region eine lange Tradition.
Nach der Mittagspause setzten wir unsere Fahrt ins Waldenburger Land fort,
Auf einem 400 Meter hohen Fels am Rande von Walbrzych (Waldenburg) thront das Schloss Fürstenstein (Ksiaz). Im Schlossinneren finden sich über 400 Räume und das Schloss ist von einem fast 300 Hektar großen Park umgeben. Die ursprüngliche Verteidigungsburg wurde am Ende des 13. Jahrhunderts von dem Piastenb-Fürsten Bolko I. erbaut und entwickelte sich im Laufe der Jahre zu einer fürstlichen Residenz.
Ab 1605 befand sich das Schloss die nächsten drei Jahrhunderte in Besitz der Familie von Hochberg. Eine besonders prominente Bewohnerin des Schlosses war die Fürstin Daisy von Pless – Tante des späteren Ministerpräsidenten Winston Churchill. Auf Schloss Fürstenstein lebte sie gemeinsam mit ihrem Mann Hans Heinrich XV. Fürst von Pless und ihren drei Söhnen. Unter ihrer Hand war das Schloss vor dem 1. Weltkrieg Treffpunkt des europäischen Hochadels. Durch das Schloss wird man durch einen Audioguide geführt, der das Leben auf dem Schloss und der Familie von Hochberg besonders anschaulich beschreibt. Der 1. Weltkrieg und die Wirtschaftskrise trieben die Familie in den Ruin.
Während des zweiten Weltkriegs wurde ein teil des Schlosses durch die paramilitärische Organisation Todt drastisch zerstört. Unter dem Schloss wurden durch die Gefangenen des Arbeitslagers Groß Rosen auf zwei Niveaus riesige Tunnel gebohrt. Bis heute ist unbekannt, welchen Zweck diese Tunnel erfüllen sollten. Man vermutet, dass hier Waffenfabriken oder chemische Labors entstehen sollten. Das Schloss Fürstenstein wurde als eines der Führer-Hauptquartiere vorbereitet. Nach dem 2. Weltkrieg wurde das Schloss von der Roten armee besetzt und erlitt in den kommenden Jahren wieder zahlreiche Zerstörungen. Erst in den 1950er Jahren wurde das Schloss durch die Woiwodschaft Oberschlesien abgesichert und wiederaufgebaut.
Als letzte Besichtigung heute stand die Friedenskirche Schweidnitz auf dem Programm. Ab 1526 wurde Schlesien 200 Jahre lang von den Habsburgern regiert. Zu diesem Zeitpunkt waren 90 % bereits zum evangelischen Glauben übergetreten. Die Habsburger versuchten die Schlesier zu rekatholisieren -machten aber auch Zugeständnisse und den Schlesiern wurden drei evangelische Kirchen zugestanden: in Glogau, Jauer und Schweidnitz.
Von diesen drei Friedenskirchen sind nur noch die in Schweidnitz und Jauer erhalten geblieben. Die Kirche von Glogau brannte im Jahr 1758 ab.
Beim Bau dieser drei Kirchen mussten jedoch zahlreiche Anforderungen erfüllt werden: Sie durfte nur aus Naturmaterialien, wie Holz Lehm und Stroh erbaut werden; der Bauplatz musste sich außerhalb des Stadtzentrums befinden und der Bau sollte innerhalb eines Jahres abgeschlossen sein. Zudem durfte kein Glockengeläut zum Gottesdienst laden. Erst die Altranstädter Konvention von 1707
brachte die Erlaubnis Türme und Glocken hinzuzufügen.
Die Friedenskirche fasst 7500 Personen und selbst die Skulpturen am Altar sind aus Holz geformt. An der Ausgestaltung des Innenraums waren zahlreiche Künstler aus der Region beteiligt. Im Innenraum der Kirche finden sich außergewöhnlich viele Szenen aus dem Evangelium, Wappen der Schlesischen Familie und Pflanzenornamente.
Hörenswert ist auch die Orgel der Kirche. Seit 2000 wird hier jedes Jahr im Sommer das Bach-Festival veranstaltet.
Nach einer abenteuerlichen Fahrt über Schleichwege, erreichten wir unser nächstes Schlosshotel für die kommenden Nächte – das Schlosshotel Brzezno (Groß Breesen).
Alle Zimmer waren wieder – wie in einem Schlosshotel üblich – komplett unterschiedlich eingerichtet. Aber gerade, dass jedes Zimmer nicht gleich ist, macht diese Übernachtungen auch so besonders und einzigartig.


3. Tag, 10.06.2024: Ausflug nach Breslau

Nach dem Hotelfrühstück im Schlosshotel Groß Breesen, machten wir uns auf den Weg in die Hauptstadt Niederschlesins – nach Breslau.
Unser erster Halt in Breslau war die Dominsel. Nur hier findet sich noch die Berufsgruppe der „Laternenanzünder". Jeden Abend werden die Laternen auf der Insel per Hand angezündet und in der Morgendämmerung wieder ausgemacht. Auch Autos sucht man auf der Dominsel vergeblich. Mittelpunkt der Dominseln ist der Dom, der sofort an seinen beiden Türmen zu erkennen ist. Im zweiten Weltkrieg wurden der Dom stark zerstört. Die beiden Türme mit einer Höhe von 91 Metern waren erst im Jahr 1991 erst vollständig wiederhergestellt.
Der Bau der Kirche begann im 13. Jahrhundert. In ihrem Inneren befinden sich zahlreiche Grabmale, Gedenktafeln und Kapellen, die verschiedene Stile vereinen.
Im Anschluss fuhren wir weiter zur Jahrhunderthalle, die sich genau gegenüber dem Breslauer Zoo befindet. Bei der Jahrhunderthalle handelt es sich um das einzige Gebäude Breslaus, das als UNESCO Weltkulturerbe eingetragen ist. Die imposante Halle wurde 1913 für die Jahrhundertfeier zur Erinnerung an den Breslauer Aufruf des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III in einer Rekordzeit von nur zwei Jahren aus Stahlbeton erbaut. Die Pläne des Baumeisters und Breslauer Stadtbaumeisters - Max Berg - sorgten damals für viel Furore. Die freitragende Kuppel erreicht eine Spannweite von 65 Metern. Darek erklärte uns, dass beim Bau dieser Kuppel sogar berücksichtig wurde, dass Beton sich ausdehnt und sie deswegen unter Rollen erbaut wurde. Vor der Jahrhunderthalle ragt die hundert Meter hohe Stahlkonstruktion „Iglica“ – zu deutsch die Nadel – in die Höhe.
Heute wird die Halle für Sportveranstaltungen, Konzerte und Messen genutzt. In den Ausstellungsräumen finden sich multimediale Tafeln, an denen sich die Geschichte der Jahrhunderthalle und ihrer umliegenden Gebäude zurückverfolgen lässt. Wir hatten Glück, dass wir kurz nach 12.00 Uhr die Dominsel erreichten und somit noch die Wasserspiele mit Musik bewundern konnten.
Unser nächster Halt war die Universität. Breslau ist eine junge Studentenstadt und zählt etwa 140.000 Studenten.
In dem Hauptgebäude der Breslauer Universität besichtigten wir die Aula Leopoldina, die sich im ersten Obergeschoss befindet. Hier trifft sich noch heute die akademische Gemeinschaft im Rahmen von Feierlichkeiten und wichtigen Ereignissen des Universitätslebens. Die Renovierungsarbeiten an der Aula Leopoldina wurden erst vor wenigen Monaten komplett abgeschlossen. Jetzt erstrahlt der Saal wieder im neuen Glanz.
Ihren Namen verdankt die Aula Leopoldina ihrem Stifter – Kaiser Leopold I. Entworfen wurde sie vom bekannten italienischen Architekten Christoph Tausch.
Das Innere besteht aus drei Bereichen: dem Podium, dem Auditorium und der auf Säulen gestützten Musikempore
Während des Spaziergangs, fällt unser Blick immer wieder auf die Erde, wo sich die kleinsten Mitbewohner Breslaus verstecken – die Zwerge.
Der Ursprung der Zwerge ist auf die 1980er Jahre in Polen zurückzuführen, als Polen sich im Umbruch befand und die Mitglieder der Breslauer Jugendpartei „Alternative in Orange" sich als Zwerge verkleidet über die bestehende Regierung lustig machten und somit ihre Rebellion zum Ausdruck brachten. Die Zahl der Zwerge, die sich in der Stadt verteilt sein sollen, variiert sehr. In und um Breslau finden sich aktuell ca. um die 500 Zwerge. Selbst vor unserem Schlosshotel in Groß Breesen findet sich ein kleiner Zwerg mit Golfausrüstung.
Auf dem Weg zum Rynek machten wir noch Halt am Gefängnis und an den Schlachtbänken. In dieser Gasse wird Kunsthandwerk verkauft und gleich am Eingang der Gasse ist den Schlachttieren zu Ehren ein Denkmal von seinen Verbrauchern erbaut worden.
Am Rynek endet unser abwechslungsreicher Stadtrundgang durch Breslau.
Jetzt konnte jeder die Freizeit für individuelle Erkundungen nutzen. Wer von den historischen Schlössern mal eine Auszeit haben wollte, konnte beispielsweise auf die Aussichtsplattform des Skytowers fahren. Dieser ist mit 205 Metern Höhe das höchste Gebäude Breslaus und das dritthöchste Polens. Nach dem man mit dem Fahrstuhl 49 Stockwerke in die Höhe gefahren ist, bietet sich einem ein tolles Panorama auf die gesamte Stadt.
Zu Abend aßen wir heute in der Traditionsgaststätte „Spiz“ direkt am Rynek. Als Vorspeise wurde uns in einem großen Brotlaib eine Pilzsuppe serviert, als Hauptgericht gab es Schnitzel mit Sauerkraut und Salzkartoffeln und als Dessert einen Apfelkuchen.
Sehr gesättigt und müde nach den vielen Eindrücken des heutigen Tages, verließen wir wieder die Großstadt und machten und wieder auf zu unserem Schlosshotel Groß Breesen, das völlig abgeschottet vom Großstadtlärm im Grünen liegt.


4. Tag, 11.06.2024: Piastenschloss Brieg und Schloss Moschen

Nach einem stärkenden Frühstück verließen wir heute wieder unser Schlosshotel Groß Breesen und fuhren in Richtung Süden. Brzeg (Brieg) befindet sich etwa 50 Kilometer südlich von Breslau. Unterwegs spielte Krzysztof einen kleinen Polnisch-Sprachkurs von dem Schauspieler und Entertainer Steffen Möller ab. Laut ihm sind die beiden wichtigsten Worte, die man als Tourist in Polen wissen muss „Przepraszam“ – Entschuldigung und „Trudno“ – schwierig.
Steffen Möller war anfangs als Lehrer in Polen tätig. Später spielte er in der polnischen Televonela „M jak Milosc“ einen deutschen Kartoffelbauern, der immer Pech in der Liebe hatte. Seine Erlebnisse in Polen beschreibt er in seinen Büchern über das Leben in Polen auf sehr unterhaltsame Weise.
In Brzeg (Brieg) angekommen, besuchten wir zunächst das Piastenschloss. Dieses war im Mittelalter fünf Jahrhunderte lang Herrschaftssitz der schlesischen Piasten.
Mit seinem reich verzierten Stadtportal gehört es zu den schönsten Renaissanceschlössern Schlesiens. Es wurde im Siebenjährigen Krieg zerstört und erst 1966 bis 1987 nach alten Plänen wieder aufgebaut.
Direkt am Haupteingang des Schlosses befinden sich schon die Stifterfiguren von Herzog Georg II. und dessen Frau Barbara von Brandenburg. Auf die Verbindung dieser Herrscherhäuser weisen die Allianzwappen der Piastenherzöge von Liegnitz-Brieg und der brandenburgischen Kurfürsten hin. Die Wandflächen sind mit figürlichen und pflanzlichen Ornamenten und mit Arabesken dekoriert.
Hat man dieses Tor durchschritten, gelangt man in den dreigeschossigen Arkadeninnenhof im Renaissancestil aus der Mitte des 16. Jh.
Das Schloss beherbergt heute ein Museum, das sich mit den Schlesischen Piasten befasst. Zudem sind viele Skulpturen und Bilder von regionalen Künstlern aus dieser zeit in dem Museum ausgestellt.
Im Anschluss an die Schlossbesichtigung, warfen wir auch einen Blick in den Festsaal. Hier fand gerade eine Generalprobe für die Auszeichnung der besten Grundschüler in den Bereichen Sport, Kunst und Musik statt.
Im Anschluss fuhren wir ca. anderthalb Stunden weiter zu unserem nächsten Programmpunkt für heute – dem Schloss Moschen.
Von außen sieht dieses wirklich aus wie ein Märchenschloss und es ist kein Wunder, dass hier jährlich die Harry Potter Rollenspiele stattfinden.
Der älteste Teil des Schlosses in Moschen stammt aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts und wurde im barocken Stil errichtet. 1866 kaufte der oberschlesische Magnat Hubert von Tiele-Winckler die Anlage. Aber erst sein Sohn Franz Hubert ließ sie nach einem Brand im Jahre 1896 in zu dem Schloss in seiner jetzigen Form umbauen. Der Ostflügel wurde im Stil der Burgenromantik mit Erkern und Rundtürmen neu errichtet. Dieser Umbau wurde im Jahr 1914 abgeschlossen. Das Schloss hat 99 Türme und 365 Zimmer haben. Im Vergleich zu den Schlössern, die wir bisher während dieser Rundreise besichtigt hatten, war dieses sehr modern eingerichtet und vereinte verschiedene Stile und Elemente.
Zurück im Hotel, wurden wir zum Abendessen heute von der Hotelmanagerin begrüßt. Zum Abendessen gab es heute eine Rote Beete Suppe, Kabeljau Filet aus dem Ofen und zum Dessert „Sernik Królewski“. Übersetzt heißt dies so viel, wie könioglicher Käsekuchen. Die meisten von uns kennen diesen Kuchen aber wahrscheinlich als „Russichen Zupfkuchen“.


5. Tag, 12.06.2024: Schloss Klitschdorg (Kliczkow) – Heimreise

Heute hieß es bereits Abschied nehmen von unserem Schlosshotel in Groß Breesen. Für den Vormittag stand jedoch noch ein letzter Programmpunkt für die Reise auf dem Programm: das Schloss Kliczkow (Klitschdorf). Dieses liegt etwas verborgen in der Landschaft der niederschlesischen Heide an der Kwisa. Das Schloss war eine der vielen Grenzfestungen, die Fürst Bolko I Surowy an der süd-westlichen Grenze des Fürstentums Schweidnitz-Jauer erbauen ließ und als Schutz vor tschechischen Angriffen dienen sollte.
Der erste Stamm, der fest mit dem Schloss Kliczkow verbunden war, war die Herrscherfamilie Rechenberg, die 300 Jahre lang über die Besitztümer herrschte. Die Familie Rechenberg war eine angesehene Familie und bekam im Jahr 1611 in dem Schloss beispielsweise Besuch von dem tschechischen König Maciej. Während des zweiten Weltkriegs wurde das Schloss stark beschädigt und gab es Erbstreitigkeiten. Daraus folgte, dass das Schloss für zwei Generationen in Besitz der Familie von Schellendorf bis 1703 überging. Zudem erlebte das Schloss viele Umbauten. So wurde im 19. Jahrhundert beispielsweise der neugotische Jenny Turm hinzugefügt.
Heute beherbergt das Schloss auch ein Schlosshotel. Der Wellness-Bereich ist im ehemaligen Pferdestall untergebracht. Während des Rundgangs wurden uns ein Hotelzimmer, der Theatersaal, der französische Salon, das Ritter Museum im Keller des Schlosses und viele weitere interessante Räumlichkeiten gezeigt.
Krzysztof begleitete uns noch nach Zgorgelec, wo wir uns von ihm verabschiedeten und für die interessanten und unterhaltsamen Tage mit ihm bedankten.
Am Nachmittag erreichten wir pünktlich unsere Ausstiege in Kodersdorf, Dresden Flughafen und am Betriebshof.


Schlusswort

Ich möchte mich bei allen Teilnehmern für die interessante Reise durch Schlesien mit seiner bewegten Geschichte und seinen geschichtsträchtigen Schlössern bedanken. Ich wünsche Ihnen allen weiterhin viel Freuden am Reisen und am Entdecken spannender Geschichten und Regionen.
Mit besten Grüßen
Anna

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