Reisebericht: Rundreise in Spanien, Andorra und Südfrankreich

15.05. – 23.05.2024, 9 Tage Rundreise in Südwest–Europa durch drei Länder mit Barcelona – Figueres – Collioure – Gruissan – Carcassonne – Narbonne – Canal du Midi – Noilly–Prat–Destillerie – Fontfroide – Perpignan – Gelber Zug – Andorra – Montserrat


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Die Reise führte uns nach Katalonien. Nicht nur in dessen kulturelles und wirtschaftliches Herz Barcelona, sondern auch nach Frankreich, in dessen südlichstes Departement Roussillon - das, obwohl seit 1654 französisch, ethnisch und kulturell auch katalanisch ist. Katalanisch ist auch die Amtssprache von Andorra. So hatten wir ein verbindendes Element auf dieser Rundfahrt, die zudem in allen drei genannten Teilen zu Juwelen – zu Schönheiten der Natur und Monumenten des Weltkulturerbes führte.

Katalonien (Catalunya) im Nordosten Spaniens erstreckt sich von der Südseite der Ostpyrenäen bis ans Mittelmeer und ist eine politische Region Spaniens mit Autonomiestatut. Mit 32000 qkm ist es etwas größer als Belgien und etwas kleiner als NRW und fast genauso groß wie Burgund. Kulturell und geschichtlich erstreckt sich das Katalanische aber weiter: bis nach Valencia im Süden, über die Balearen, im Norden bis Andorra und das französische Roussillon. Mit 8 Millionen Einwohnern hat Katalonien etwa 16 % der Bevölkerung Spaniens, die Bevölkerungsdichte ist mit 234 E/qkm neun Mal so hoch wie im benachbarten Aragon. Die wirtschaftliche Stärke der hochindustrialisierten Region überschreitet den spanischen Durchschnitt erheblich.

Graf Wilfried der Behaarte (Guifré del pilos) begründete im 9. Jh. die Dynastie der Grafen von Barcelona. Um das Wappen rankt sich die Legende vom im Kampf verletzten Wilfried, in dessen Blut Kaiser Ludwig der Fromme 4 Finger tauchte und auf einem Schild „abwischte“, wodurch die 4 roten Streifen auf gelbem Grund entstanden. Ab 1137 gab es eine Staatsgemeinschaft mit dem westlich anschließenden Aragonien.

Ende des 15.Jh. wurden die Kronen Aragons und Kastiliens unter den sog. Katholischen Königen vereint. Katalonien blieb aber weitgehend eigenständig, dennoch ist seine „Mentalität“, wie behauptet wird, mit der strengen „Orthodoxie“ der Katholischen Könige und Karls V nie vereinbar gewesen, worin man auch einen Grund für das bis heute andauernde Konfliktpotenzial zwischen Kastilien und Katalonien sehen kann. Der deutlichere ist natürlich die Unterdrückung alles Katalanischen durch Franco. Katalonien war im Spanischen Bürgerkrieg 1936-39 Zentrum des Widerstandes gegen die Faschisten und hatte sogar eines der wenigen Beispiele einer anarchistischen Regierung. Die Sprache wurde verboten, alle Namen wurden „castellano“. Die wiedererlangte Autonomie nach Francos Tod 1975 hatte die Wirkung einer Wiedergeburt. Die Kultur blühte schlagartig wieder auf. Viele Namen wurden geändert, aus „Ramblas“ wurde „Rambles“, aus Figueras Figueres, aus Gerona Girona.

Dies sind einige Hintergründe für den starken Regionalismus, der in Katalonien herrscht. Man betrachtet sich als eigene Nation. Die Wahlen 2009, 2015 und 2017 können als Referenden über einen eigenen Staat gelten. Allerdings gingen 2017 auch 300.000 Katalanen für einen Verbleib bei Spanien auf die Straße. Bei den gerade stattgefundenen Wahlen erhielten die Separatisten eine schmerzliche Niederlage. Was nicht heißt, dass Barcelona und Katalonien nicht tatsächlich anders sind als Madrid und Kastilien. In Kastilien hat man den Stierkampf, in Katalonien Menschentürme (Castells) und Reigentänze (Sardana).







Barcelona, auf engem Raum zwischen Bergen und Meer gewachsen, ist mit 1,6 Mio. Einwohnern fast so groß wie Hamburg und halb so groß wie Madrid und Berlin. Es ist ein kulturelles Kraftwerk. Schon das Mittelalter schuf der Stadt des Hl. Georg (Jordi) etliche Kunstschätze. Doch es sind die Stadtplanung des 19. Jahrhunderts, die Weltausstellungen von 1888 und 1929 sowie die Olympiade 1992, die die Stadt entscheidend geprägt haben. Barcelonas Schönheit ist Architekten wie Puig i Cadafalch, Domenech i Montaner und Gaudí zu verdanken, um nur die Wichtigsten zu nennen. Sie sind Protagonisten des Modernisme, der katalanischen Entsprechung dessen, was in Wien Sezession, in Darmstadt Jugendstil und in Paris und Brüssel Art Nouveau genannt wurde. Schon ab 1880 trug der Modernisme zu einem Nationalstil bei. Barcelona war auch Schaffensort von Malern wie Miró und Dalí und auch Picasso, der hier früh wirkte. Ildefons Cerdà, der Stadtplaner des „Eixample“, jenes Stadtteils (1860 – 1910), der mehr als fünfmal so groß ist wie Barcelonas Altstadt, ist ebenfalls ein Name, der hier unbedingt genannt werden muss.

Das Barri Gothic ist das mittelalterliche Zentrum Barcelonas. Es wird von der berühmten Flaniermeile der Ramblas (Rambles, „Abschnitte“), die am Hafen bei der 70m hohen Kolumbussäule beginnt und 1,5 km bis zur Placa Catalunya verläuft, westlich begrenzt. Hier gab es die erste Stadtmauer, und die Rambles waren bis zur Pflasterung im 18.Jh. ein Sandweg, den die Befestigung hinterlassen hatte. Heute sind sie das touristische Zentrum Barcelonas, voller Gaukler, Geschäftsstände und Menschenmassen. Die heutigen Platanen sind 1859 gepflanzt.

Eng beieinander und etwas düster stehen die mittelalterlichen Bauten. Die Kathedrale La Seu und die Kirchen Santa Maria del Mar und Santa Maria del Pi (Pinienbaum) prägen die Altstadt, ähnlich wie der Königspalast mit seinem markanten Turm und der Palau de la Generalitat, aber auch heimelige Plätze. Es gibt auch mehrere Stadtpaläste, einer davon ist heute das Museu Picasso. Besonders das Frühwerk des Künstlers ist hier ausgestellt.

Der Parc Ciutadella bezeichnet den Ort, an dem die Bourbonen Teile der Altstadt abrissen, um die Zitadelle zu bauen, die dazu diente, Barcelona in Schach zu halten. Der verhasste Bau wurde 1869 geschliffen. Bis 1881 wurde hier ein Landschaftspark errichtet. Hier entstanden dann zur Weltausstellung 1888 eine Anzahl von Bauten, an denen bereits Gaudí und Domenech i Montaner beteiligt waren. Vieles der Ausstellungsarchitektur ist aber abgerissen.

Unweit der Altstadt finden sich bereits einige Highlights des Modernisme: Der Stadtpalast des Fabrikanten Güell (Gaudí, beg.1885) an der Rambles, der Palau de la Musica („Palast der Wiedergeburt Kataloniens“; „Garten Eden der katal.Musik“) von Domenech i Montaner (1905-08) und dessen Bauten im Hospital des Sta.Creu, ein Feuerwerk des Modernisme mit moderner Konstruktion, -beides heute Weltkulturerbe.

Die Placa Catalunya (mit dem Café Zürich, 1927) ist der nördliche Übergang der Altstadt zur Planstadt Eixample, mehr als fünfmal so groß wie die Altstadt (4,5x 3km), geplant von Ildefons Cerdà (1815-76). Sie macht das heutige Stadtbild Barcelonas wesentlich aus. Alle Straßen, bis auf einige Diagonalen, befinden sich parallel zum Meer oder rechtwinklig dazu. Es ergab Blöcke von jeweils 133,3m Seitenlänge. Durch die Abflachung der Ecken wurden auf jeder Kreuzung kleine Plätze geschaffen und das Abbiegen der Wagen erleichtert. Die Straßen sind mindestens 20m breit. Der Plan von 1859 wurde 1860-1910 realisiert, konzipiert für 175.000 Einwohner. Das wurden aber viel mehr, weil aus Spekulationsgründen nicht nur zwei Seiten eines Blocks bebaut wurden, sondern alle vier. Eckbauten wurden besonders hervorgehoben. Mit zusätzlich Pflastermosaiken, Straßenlaternen und Sitzbänken wurde ein Gesamtkunstwerk geschaffen.

Im Eixample entstanden über 150 herausragende Gebäude, besonders an der Prachtstraße Passeig de Gracia (So-NW) und der Granvia de les Corts Catalans (rechtwinklig dazu). Das sind u.a die Casa Mila (Gaudí 1905-11), Casa Batllò (1904-07, Gaudí), die Casa Lleo Morera („venezianischer Palast“,von Domenech i Montaner 1902-06) und 1898-1900 die Casa Amatller von Puig i Cadafalch (1867-1957). Zahlreiche Bauten schufen die drei Genies auch außerhalb von Barcelona.

Ein Höhepunkt der Eixample-Bauten ist natürlich die Kirche der Sagrada Familia, begonnen 1885, Plan erst 1906, bis heute nicht fertig. Sie soll 170m hoch werden und wirkt wie ein Gebäude aus einem Traum oder eines Fantasy-Comics.

Montjuic. Der Berg im Südwesten, der die Stadt dort vom Meer trennt, ist der Ort einer weiteren Fülle bemerkenswerter Bauten und Anlagen, die meistens mit der Weltausstellung 1929 zu tun haben. Steigt man von der Placa Espanya, die eher einen italienischen Eindruck macht (z.B. ahmen zwei dicke Türme den Campanile von Venedig nach), nach Süden an, bewegt man sich auf den mächtigen Palau Nacional zu, ein riesiges neoklassizistisches Gebäude, das das MNAC beherbergt, das Museum für katalanische Kunst mit über 260.000 Exponaten. Hier befinden sich u.a. viele der im Bürgerkrieg abgenommenen Fresken der romanischen Pyrenäen-Kirchen. Unterhalb befindet sich die Font Magica (Carles Buigas, 1929, ebenfalls Ausstellungsarchitektur) mit ihren Licht-und Wasserspielen, die aufgrund der noch immer anhaltenden dramatischen Dürre in Katalonien aber abgestellt sind. Aus dem Rahmen fällt hier der ehemalige Pavillon der Weimarer Republik von Mies van der Rohe (1929). Er ist absolute Avantgarde und verkörpert die besten Seiten der Klassischen Moderne. 1986 wurde er nachgebaut.

Hinter dem Nationalpalast befindet sich der olympische Montjuic. Sehenswert das 1992 umgebaute Olympiastadion von 1929, die „Schildkröte“ von Isozaki, der Telekommunikationsturm von Calatrava, außerdem die Fundacio Miró. Am Montjuic endet auch die Schwebebahn (1929-31), die vom Hafen kommt.

Die Belebung der Meeresfront hat viel mit der Planung für die Olympiade 1992 zu tun. Erst in der 1980er Jahren entdeckte man den Reiz, das Meer wieder ins Stadtbild einzubeziehen. Das ging auch anderen Städten so. Bis dahin verschlossen Industrie und Verkehrswege die optische Kontinuität. Straßen und Bahn verlegte man unterirdisch, und oberhalb finden sich nun breite Flanierplätze. Ehemalige Hafenbauten wandelte man um, so ehemalige Lagerhallen in das Museu d’Historia de Catalunya. Den alten Hafen (Port Vell) beherrscht heute ein riesiges Aquarium. Weiter östlich kommt man zu den Olympiabauten von 1992. Zwei Hochhäuser prägen hier die Optik, sowie der „Fisch“ (Peix) von Frank Gehry.

Bleibt noch die gegensätzliche Richtung, nach Norden, wo das Gelände schnell ansteigt. Auf dem Weg zum Parc Güell (1910-14 von Gaudí) und der Finca Güell (Gaudí 1884-87) mit dem Drachenportal kommt man auch noch an dessen Casa Vicens (1883-85) vorbei.
Ein Reisebericht von
Lutz Finkler
Lutz Finkler

Barcelona

Bereits am ersten Abend flanierten einige aus unserer Gruppe die Prachtstraße Avenida de la Reina Christina zu den Füßen des Montjuic hinauf.
Der 16.5. war der Tag der Stadtrundfahrt mit unserer örtlichen Reiseleiterin. Sie zeigte uns einige Bauten Gaudís sowie dessen Park Güell hoch über der Stadt und brachte uns Barcelona durch eine Fülle von Geschichten zu Bauten, Läden, Stadtplanung und alltäglichem Leben näher. Die Kirche Sagrada Familia mit ihrer auch physikalisch bemerkenswerten Konstruktion wollten allerdings auch noch zehntausend andere Besucher erfahren.
Die umgebaute Stierkampfarena an der Placa Espanya, in der Nähe unseres Hotels, beherbergt in ihrem Obergeschoss auch eine Reihe Restaurants, die durch einen futuristischen Aufzug zu erreichen waren. Sehr angetan waren die Gäste von einer Reihe von Tapas, gebracht von einem nahezu perfekten Servicepersonal.


17.5.24: Dalí, Port Bou und Collioure

Nach Figueres fährt man, wie wir auch, in erster Linie wegen der Monumente und Ausstellungsgegenstände, die Salvador Dalí seiner Heimatstadt hinterlassen hat. Der Künstler, geboren 1904 als Sohn eines Notars, hat hier ein ehemaliges Theater zum Museu Dalí umgebaut. Dalí studierte in Madrid, lernte dort Lorca und Bunuel kennen, siedelte danach nach Paris über, wo er Breton, den Verfasser des Surrealistischen Manifests (1924) sowie seine Landsleute Picasso und Miró traf. Den nach dem Ersten Weltkrieg aufkommende Surrealismus kann man vereinfachend mit „Traumbilder“ umschreiben. Die herkömmliche Malerei und Skulptur wurde nicht formal auseinandergenommen, sondern, unter Beibehaltung herkömmlicher Formensprache, inhaltlich „ad absurdum“ geführt, durch Dinge, die in der „realen“ Welt einfach nicht zusammen gehören. Jeder hat schon einmal Zeugnisse des Surrealismus gesehen, Dalís brennende Giraffe etwa oder seine zerrinnenden Uhren, oder die bizarren Figuren von Magritte oder Max Ernst. Es ist kein Wunder, dass Dalí sich intensiv mit Freuds Traumdeutung beschäftigte. In den 1940er Jahren siedelte Dalí mit seiner Muse Gala in die USA über. 1948 kamen sie hierher zurück, genauer ins 30 km östlich von Figueres am Meer liegende Port Lligat. Dort kann man ihr Domizil unschwer an dem riesigen Ei erkennen, das über dem Haus thront. Auch weiter südlich, im Schloss Pubol bei Girona, ist das Wirken des Künstlers zu besichtigen, z.B. in Form eines stelzenbeinigen Elefanten im Park, der durchaus Elemente des „Heiligen Waldes“, der Renaissanceanlage im italienischen Bomarzo, aufweist. 1974 wurde das Teatre-Museu Dalí in Figueres eröffnet. Dalí, der dann hier bis zu seinem Tod 1989 wohnte, verwandelte das Haus selbst in ein surrealistisches Projekt. Auch hier sieht man als erstes wieder Eier, auf dem „ Galathea“-Turm. Die rote Fassade des Gebäudes ist verziert mit tausenden von Kohlköpfen, -eine Remineszenz an die Muscheln der Fassade des Stadtpalasts de las Conchas in Salamanca. Flankiert wird der umgewandelte Altbau von einem Glastempel, entworfen 1970 von Emilio Pérez Pinero als letzte Ruhestätte Dalís. Die bekanntesten Exponate im Inneren des Museu sind die Mae-West-Installation von 1974, eine Übertragung des Gesichts des Filmstars ins Dreidimensionale, die „Apotheose“ von Dalí und Gala als barockes Illusions-Deckengemälde, die „Metamorphose des Narziss“ (Kopie einer Kulissengestaltung für ein Ballett an der Met 1941), und der „Regen-Cadillac“. Im Museum wurde es mitunter eng, weil auch zahlreiche Schulklassen Dalí auf sich wirken lassen wollten.
An der Küste der Costa Brava liegt Port Bou, der letzte Ort vor der französischen Grenze. Der Ort ist bekannt als Eisenbahn-Knotenpunkt mit einer Bahnhofshalle von 1929 (hier findet der Spurwechsel statt), aber auch als Ort des Freitodes Walter Benjamins am 26.9.1940, dessen Hoffnung, auf der Flucht vor den Nazis hier über Spanien das neutrale Portugal zu erreichen, zerstob. Spanien hatte die Durchreise verweigert. Walter Benjamin hatte die Geisteswelt der Weimarer Republik (und noch die seines Exils in Paris) entscheidend mitgeprägt, ähnlich wie Siegfried Krakauer, Theodor Adorno, Max Horkheimer, Rudolf Arnheim, Aby Warburg, Ernst Cassirer, Herbert Marcuse, Hannah Arendt, Franz Kafka, Thomas Mann und Bertolt Brecht. Was fällt auf? Bis auf die zwei Letztgenannten: alles Juden. Es gibt einen Eindruck davon, was deren Exil oder Vernichtung für einen Einschnitt ins Geistesleben Deutschland bedeutet hat. Neben dem Friedhof befindet sich die Installation „Passagen“, 1990-94 errichtet vom israelischen Künstler Dani Karavan (bezugnehmend auf Benjamins „Passagenwerk“, einer geistigen Durchdringung des Paris des 19.Jahrhunderts, aber auch anspielend auf Benjamins „Passage“, die hier ihr Ende fand). Ein Schacht aus rostfarbenen Metallplatten durchschneidet die Felsen und bricht dann plötzlich ab, geschlossen durch eine Glasplatte. Hier geht es nicht weiter. Dahinter das Meer, klar vor Augen und doch unerreichbar fern. Der dunkle Weg hinab erzeugt Beklemmungen, wäre das nicht das Licht am Ende…das doch nur ein Wunschbild bleibt.

Collioure, der Ort an der „roten Küste“ (Cote Vermeille) ist uralt und war schon immer der Hafen von Perpignan. Allerdings rissen die Franzosen 1659, nachdem das Roussillon französisch geworden war), die Altstadt ab, um das heute ortsbildprägende riesige Fort und dessen Schutzwälle, eine Erweiterung des Fort du Mirador von 1554 (jetzt gegen Spanien), zu errichten. Architekt ist auch hier Vauban, dessen Festungsbauten die gesamten französischen Grenzregionen (und darüber hinaus) prägen. Wir werden ihm erneut begegnen in Perpignan, beim Fort Liberia im Tal des Tech – aber auch die riesige Festung über Besancon und die Idealstadt Neu-Breisach an der deutschen Grenze z.B. gehören zu seinem Werk. 12 Bauten von ihm, darunter Fort Liberia, sind Weltkulturerbe. Collioure ist aber auch bekannt für seine Sardellenproduktion und vor allem als Künstlerort. Das intensive Licht und die damit verbundene Farbigkeit der Dinge, nirgends intensiver als hier (fand Matisse), lockte die Künstler wie ihn, Derain, Dufy u.a. an und prägte den „Fauvismus“ (von „wild“ – Gegenüberstellung expressiver Farben). In der Bar Hostellerie des Templiers trafen sie sich. Der Kirchturm des malerischen Ortes ist übrigens ein ehemaliger Leuchtturm.


18.5.24: Narbonne, Canal du Midi und Noilly Prat

Narbonne
Narbo wurde von den Römern gegründet 118 v.Chr. und war die eigentliche Kapitale der Provinz Gallia Narbonensis. Narbonne war damals größter Markt des südlichen Galliens und mit 40.000 Einwohnern fast so groß wie heute, aber im Gegensatz zu anderen französischen Orten (z.B.Nimes) ist kein Bauwerk aus der Zeit erhalten. Die malerische Stadt am Canal de la Robine (Nachfolger eines römischen Kanals) wird geprägt durch das festungsartige Ensemble aus Kathedrale und Erzbischöflichem Palast (heute Rathaus) mit seinen drei mächtigen Türmen aus dem 13. und 14.Jh.. Die Kathedrale St. Just steht mit einer Gewölbe-Scheitelhöhe von 40 m den großen nordfranzösischen Kathedralen nicht nach und übertrifft mit der Höhe sogar Chartres. Vergleichbar im Süden sind die Kirchen von Albi, Rodez und Clermont-Ferrand. Fertig geworden ist allerdings nur der Chor (wie in Beauvais und Le Mans), die Erweiterungen sind (s.auch Siena, dort sollte allerdings die komplette Kirche verdoppelt werden) nach dem Wirtschaftsniedergang u.a. durch die Pest 1347/48 abgestorben, wovon der interessante Torso im Westen zeugt. Auch dem unermüdlichen Violet-le-Duc, Architekt und Denkmalpfleger des 19. Jahrhunderts (Notre Dame und Ste Chapelle in Paris, Carcassonne), ist die Komplettierung nicht gelungen. Aus dem 14. Jh. stammen 5 Lanzettfenster und eine Alabastermadonna (1385), bemerkenswert sind auch eine Grablegung, das Grab des Kardinals Pierre de la Jugie und die Kapelle der Verkündigung (ehemaliger Kapitelsaal). Vor dem Rathaus verlief die Via Domitia, die Rom mit Spanien verband, gegenüber das Kaufhaus Aux Dames de France. Die Markthalle gibt einen Eindruck vom pulsierenden Leben des Südens.



Der Canal du Midi mit etwa 275 km Gesamtlänge heißt auch Canal des deux mers. Er verbindet das Mittelmeer mit Toulouse, wo er die Garonne erreicht, die wiederum in den Atlantik mündet. Ganz Frankreich ist von Kanälen durchzogen, meist aus dem 18.Jh., aber dieser ist mit der prominenteste. Wovon schon Caesar und Karl der Große träumten, gelang ab 1662 Pierre Paul de Riquet, geboren in Beziers 1604. Er schaffte es, Colbert (quasi Regierungschef unter Louis XIV) von der Finanzierung durch die Krone zu überzeugen. Trotzdem mit 2 Mio Livres verschuldet, starb er kurz vor Vollendung des Kanals, der heute Weltkulturerbe ist, 1680. Nach einem zügigen Marsch von einem halben Kilometer erreichten wir die Anlegestelle unseres Kanalbootes, wo wir über drei Stunden dann in gemächlicher Fahrt, auch durch spektakuläre Schleusen, und mit Essen und Wein die Seele baumeln lassen konnten.
Gegen Abend errichten wir Marseillan, wo wir eine Führung durch die spektakuläre Produktionsstätte des Wermuts Noilly Prat sowie natürlich eine Verkostung erhielten. Faszinierend die Lagerstätten der vielfältigen Zutaten des Getränks und der weite Platz, wo tausende Fässer in der prallen Sonne lagern, um dem Produkt seine speziellen Eigenschaften zu geben.


19.5.24: Carcassonne, Cantalauze und Fontfroide

Carcassonne, auch eine römische Gründung, soll die besterhaltene mittelalterliche Stadtanlage Europas sein, auf jeden Fall ist sie, gelegen auf einem Berg, eine der beeindruckendsten. Man muss allerdings wissen, dass diese Anlage im 19. Jahrhundert längst eine Ruine war und die Einwohner in die Ebene (die Unterstadt mit Schachbrett-Grundriss stammt auch bereits aus der Zeit ab 1245) umgesiedelt waren. Wir haben es zwar mit mittelalterlichem Material und Grundrissen zu tun, aber ohne das Zutun Violet-le-Ducs beim oft etwas zu „mittelalterlichen“ Wiederaufbau ist das heute Sichtbare nicht zu denken. Das alte, also das malerische Carcassonne mit seinem doppelten Mauerkranz und insgesamt 52 Türmen, heute im Südosten der Stadt, verfiel nach 1659, nachdem es als Grenzfestung ausgedient hatte. Das Ortsbild ist das Wesentliche hier, aber auch die Kathedrale St.Nazaire mit ihrer vollendeten Chorgotik („kleine Ste. Chapelle“) ist sehenswert. Sehenswert ist auch das Stadtschloss, das ein Museum zur Stadtgeschichte beherbergt und von dem aus auch ein Spaziergang auf den Mauern der Stadt möglich ist.
Auf teils abenteuerlichen Sträßchen, die auch einmal den Bus zu einer anspruchsvollen, nicht alle begeisternden Wende veranlassten, erreichten wir schließlich das Weingut Cantalauze, wo uns der noch jugendlich wirkende Winzer seinen ökologischen Betrieb erklärte und uns dann seine bemerkenswerten Weine probieren ließ.
Versteckt in der Einsamkeit der Corbières-Berge, gelegen im Tal und durchflossen von einem Gewässer, hat die Zisterzienserabtei „Kalte Quelle“ die idealen Voraussetzungen für die Gründung von Klöstern dieses Ordens (vgl. Fontenay in Burgund). Fontfroide war zwar ursprünglich Benediktinerabtei (1093), ging aber schon 1146 an den jungen Orden über. Die Abtei wurde schnell eine der bedeutendsten Niederlassungen der Zisterzienser im französischen Süden (nur das erste Tochterkloster im katalanischen Poblet wurde noch bedeutender, weil dies Grablege der aragonesischen Grafen und Könige wurde). Der Abt von Fontfroide wurde im 14.Jh. als Benedikt XII Papst in Avignon (auch beim Papstpalast kann man baulich den zisterziensischen Einfluss erkennen). Fontfroide galt im 13.Jh. auch als Bollwerk gegen die Katharer. Seit 1901 ist es Privatbesitz.
Zu sehen ist u.a. ein sehr zarter Kreuzgang (z.T. aber aus dem 17. u. 18.Jh.). Die Mönchskirche ist im Grunde schon eine Hallenkirche.


20.5.24: Perpignan, der Gelbe Zug und etwas von den Katharern

Wir fuhren nun zurück ins historische Katalonien, und zwar in dessen französischen Teil, das Roussillon, dessen Hauptstadt Perpignan ist (Autokennzeichen 66= Pyrenées orientales). Seit 1659 teilte der sog. Pyrenäenfrieden Katalonien in einen spanischen und einen französischen Teil. Den Konflikt zwischen den Katholischen Königen und den Katalanen, die seit dem späten 15.Jh. quasi Untertanen der nun kastilisch-aragonesischen Krone wurden und dadurch auch einen wirtschaftlichen Niedergang zu verkraften hatten, nutzte Frankreich aus und verleibte sich das Roussillon ein. Sofort wurden unter der Leitung von Vauban Bollwerke gegen die Spanier errichtet -in Perpignan selbst, in Collioure, in Villefranche de Conflent, in Montlouis und in Prats de Mollo. Und spanische Grenzburgen wie Salses (nördlich v. Perpignan) standen auf einmal mitten in Frankreich. Bis heute fühlen sich viele Südfranzosen als Katalanen und sind es zum Teil ja auch. Trotz der „Integrationsarbeit“ vor allem der französischen Jesuiten sind katalanisches Brauchtum wie Lieder und Tänze weit verbreitet, und in einem Europa der Regionen sind jetzt auch die meisten Straßenschilder zweisprachig. Fahren wir also nach „Perpinya“ (Der Name soll übrigens von der römischen Villa Perpiniani stammen).
Man sieht heute eine ganz normale südfranzösische Stadt mit Platanenalleen. Was aber hat es mit dem Palast der Könige von Mallorca auf sich, der südlich der Altstadt steht? Hier ist ein weiteres historisches Kuriosum zu bestaunen, für das Perpignan auch steht. Jacob I, König von Aragon mit 60 Jahren Regierungszeit, entriss Mallorca, Ibiza, Valencia und Murcia den almohadischen islamischen Statthaltern und verfügte per Testament 1272 neues Königreich: Mallorca. Hatte er noch von Montpellier aus regiert (auch das gehörte zu Katalonien-Aragon, fiel aber später), ließ sein Sohn Jacob II in Perpignan den Palast errichten, der schon 1285 fertig war. Perpignan als Hauptstadt von Mallorca blühte auf, es war auch die Zeit, als die Gotik ins Roussillon Einzug hielt. 1344 erfolgte die Rückgliederung ins Stammhaus Aragon, die Prosperität der Gegend aber dauerte noch lange an. 1349 erhielt Perpignan eine Universität, noch vor Barcelona. In diese Zeit fallen auch die Errichtung des Torhauses Castillet, die Börse, der Deputiertenpalast, das Rathaus und die Kirche St.Jean.
Der Palast der Könige von Mallorca, dessen Kernanlage 60x64 m misst, hat drei Innenhöfe. Im Großen Hof finden sich Galerien („Paradies“), mit Zugang zu einer Ober- und einer Unterkirche. Die Ausstattung ist leider verloren. 1408 residierte hier der Gegenpapst Benedikt XIII. Die umfangreichen Wehrbauten Vaubans von 1679 wurden Anfang 20.Jh. weitgehend geschliffen, sodass jetzt die ursprünglichere Szenerie wieder zu erkennen ist.
Das markante Torhaus zur Altstadt, Le Castillet von 1368, fast gleichzeitig mit der Pariser Bastille errichtet, beherbergt ein Museum für Volkskunst. Die Llotja (Loge) de Mar, die Börse (mit Gerichtslaube), errichtet 1397, verdoppelt 1540, mit Museum Hyacinthe Rigaud (Maler Ludwigs XIV), zeigt sich flamboyant (spätgotischer „Flammenstil“). Im Hof des Rathauses, dessen Bauzeit sich über mehr als drei Jahrhunderte erstreckt, findet sich Maillols bekannte Skulptur „La Mediterranée“. Der Palais de la Deputation von 1418 hat eine aufwendige Portalrahmung und Triforienfenster. Die Kathedrale St.Jean (1324-1509) hatte lange Baupausen. 1431-53 wurde der markante Kapitelsaal durch Sagrera errichtet, den man auch von Girona, Palma und dem Castel Nuovo in Neapel kennt. Von der Ausstattung ist ein „Devot Christ“ (1307?) zu nennen. Wie der vom Rheinland hierher kam, ist rätselhaft. Seit 1971 befindet sich der Sarkophag des mallorquinischen Königs Sanc auch hier.
Nur 50 km Luftlinie sind es vom Meer bis zum Mont Canigou (2784m), dem heiligen Berg der Katalanen in den Pyrenäen. Am 24. Juni jedes Jahres findet der entsprechende Feiertag statt, an dem überall am Berg Feuer entzündet werden. Er ist auch die zentrale Figur im Nationalepos der französischen Katalanen, das der Dichter Jacint Verdagner im 19.Jh. schrieb. Schon der aragonesische König Pere II soll 1285 eine Besteigung gewagt haben.

Oberhalb von Villefranche-de-Conflent prägt die Festung Liberia das Bild. Sie wurde von Vauban im Zuge der französischen Machtübernahme im 17.Jh. errichtet, nun gegen die Spanier.
Am Bahnhof von Villefranche startet der „kleine gelbe Zug“ (Tren Groc), auch „Kolibri“ genannt. Die Strecke wurde 1903-11 errichtet und verläuft auf z.T. atemberaubenden durch die Cerdagne, der Vorgebirgslandschaft nördlich der Pyrenäen. Steile Anstiege und rasante Abfahrten kennzeichnen die Strecke. Nach etwa 40 km erreicht man Mont Louis, wo sich eine weitere Festung befindet. Unweit auch das Laboratorium zur Erforschung der Solarenergie, Vorbild für das Solarkraftwerk Odeillo (Four solaire“) von 1983, das sich 5 km westlich befindet. Wir starteten allerdings in Font Romeu auf über 1700 m Höhe und fuhren hinunter nach Villefranche.

Noch: Katharer
Den Katharern, auch Albigenser (von Albi) genannt, sind wir schon in Carcassonne begegnet, wo sie einen Stützpunkt hatten, und in Fontfroide, dem Kloster, von dem aus ihre Verfolgung geleitet wurde. Am Fuße der Pyrenäen hatten sie ihre Burgen und Rückzugsgebiete. Leider befinden sich ihre Festungen, die noch heute wie Adlerhorste auf Bergen thronen, alle 50-70 km N und NO (Montsegur, Peyrepertuse, Quéribus, Puivert und Puilaurens). Soll man sie eine Sekte oder eine Reformbewegung nennen? Auf jeden Fall forderten sie – wie 300 Jahre später Luther- die katholische Kirche gehörig heraus. Katharos (griech.) heißt „rein“, die Katharer waren (ebenfalls wie Luther) gegen den Ablasshandel. Das bedrohte die katholische Kirche. Es war reine Machtpolitik, dass 1209 der „Kreuzzug“ gegen die Katharer begann, initiiert von Papst Innozenz III und mit der Hilfe des französischen Königs. Auch wenn die Katharer z.T. politischen Beistand bekamen (von Raimund VI) und Rückhalt in der Bevölkerung hatten, wurden sie besiegt. Als letztes fiel die Burg Quéribus 1255.
Wer Einblick in die Motive der mittelalterlichen „Kirchengegner“ erhalten will, dem seien die ersten 80 Seiten von Ecos „Name der Rose“ (1980) empfohlen. Dort ging es zwar um die Waldenser und alles im Roman fand hundert Jahre später statt, aber die Konstellationen sind ähnlich.


21.5.24: Die Pyrenäen und Andorra

Mit Helga, der andorranischen Führerin, verbrachten wir den ganzen Tag in einer atemberaubenden Natur. Mit dem Bus fuhren wir zwei Täler Andorras hinauf. Andorra liegt mitten in Pyrenäen, die sich über 450 km in Ost-west-Richtung erstrecken und die iberische Halbinsel vom Festlandseuropa trennen. Schroff steigen sie auf der französischen Seite an, sanfter in Spanien. Diese geografische Trennlinie ist aber keinesfalls eine der Kulturen. Auf beiden Seiten der Ostpyrenäen leben Katalanen. Die Romanisierung der Gegend erfolgte im 3.-5.Jh. und bereits Karl Martell, Neffe Karls des Großen, machte hier die Islamisierung wieder rückgängig. Das ist im Rolandslied besungen und Karl der Große ist sogar in der andorranischen Hymne verewigt.
Der Kleinstaat Andorra weist 65 Berge über 2000m auf. Seine Ortschaften, von denen die Hauptstadt Andorra la Vella mit 25.000 Einwohnern die größte ist, sind gelegen in einem Hochtal der Pyrenäen. Andorra ist er der „Zwerg zwischen Riesen“, hat 80.000 Einwohner und ist erst seit 1993 komplett souverän. Verteidigt wird er zu gleich Teilen von Spanien und Frankreich, in Person vom Bischof von La Seu d’Urgell und Macron. Amtssprache ist katalanisch. Andorra ist nicht in der EU, aber in der europäischen Währungsunion. Haupteinnahmequelle ist der Tourismus, wir sind also willkommen. Nur eine Minderheit der Einwohner sind auch Bürger des Landes. Man muss dazu einen Bürger oder eine Bürgerin des Landes heiraten, der (die) wiederum gesichertes Auskommen haben muss und nicht alkoholabhängig sein darf. Dennoch ist zollfreier Alkohol natürlich auch eine wichtige Einnahmequelle des Kleinstaates. Seit 1997 gibt es auch eine Universität, die aber nicht alle Fächer abdeckt. In der Fußball-Weltrangliste belegt Andorra den 164.Platz und liegt damit einen vor San Marino. Die Hauptstadt ist mit über 1000m über Meereshöhe europäisch die höchstgelegene.
In Andorra la Vella, als Stadt nicht gerade eine Schönheit, befindet sich immerhin die Casa de la Vall (1580), auch ein Museum, das wir besichtigten. Hier findet sich der alte Plenarsaal der Regierung. Andorra der Staat beherbergt auch über 100 romanische Pfarrkirchen, mit herber goldbrauner Architektur und schönen Glockentürmen. In Ordino findet sich das Museu Plandolit. Das Gebäude aus dem frühen 17.Jh. wurde errichtet für die Familie Areny-Plandolits, reich geworden als Lebensmittelhändler für die spanische Marine. Seit 1972 ist das Haus im Besitz des Staates Andorra und heute Natur-und Volkskundemuseum.


22.5.24: Andorra und Montserrat

Wir sahen auch das Kloster in Meritxell, Ort eines Marienwunders. Da dieses 1972 samt der Marienstatue abbrannte, ist heute vor allem der Neubau des katalanischen Architektenstars Ricardo Bofill interessant. Eine durchdachte Archietektur aus wiederkehrenden Bogenmotiven und dem Wechsel der Farben Weiß und Dunkelgrau.
Montserrat
Wir fuhren wieder in Richtung Barcelona, durch das romantische Tal des Segre, und das letzte Highlight dieser Reise lag in den Bergen westlich der Stadt. „Montserrat“ heißt etymologisch „gesägter Berg“, was die bizarren Formen des Bergzuges über dem Tal des Llobregat treffend beschreibt. Auch dies ist ein heiliger Berg der Katalanen. Hier gab es schon im 9.Jh. ein Heiligtum, dann einen romanischen Klosterbau im 12.Jh. Die neue Kirche wurde 1592 geweiht. Aus der Spätgotik stammt nur noch der Rest des Kreuzgangs, gestiftet von Papst Julius II. Architektonisch ist das, was man heute hier findet, nicht groß der Rede wert. Napoleon ließ das Kloster 1811 zerstören, ab 1858 erfolgte der Wiederaufbau durch Abt Muntales, auch das ein Akt der katalanischen „Selbstwerdung“. Die baulichen Anlagen sind also ein Zeugnis des 19. und 20.Jh. Am eindrucksvollsten ist aber die Lage des Klosters, das wie ein Adlernest wirkt. Entsprechend schwer kommt man hier mit dem Bus hinauf. Bis auf die „Schwarze Madonna“ sind die erhaltenen Kunstschätze nur noch in der hiesigen Pinakothek zu finden.
Die romanische Schwarze Madonna aus dem 12. Jh., die „Moreneta“, ist die Schutzpatronin Kataloniens. Der Evangelist Lukas soll sie erschaffen haben, wogegen zumindest stilkritisch einiges spricht. Die Legende sagt, dass diese Madonna genau hier ein Konvent wollte. Sie ließ sich nicht in die nahe gelegene Stadt bewegen, wurde bleischwer. Die Höhle, in der man sie angeblich fand, Sta. Cova, liegt etwas bergab, man kann sie mit einem Aufzug erreichen. Diese Höhle ist u.a. von Gaudí, dem Strengreligiösen, gestaltet worden. Heute ist die Madonna in einer erhöhten Kapelle im Ostteil der Kirche zu finden.
Da der Ort hoffnungslos tagsüber überlaufen ist, ist es schon sinnvoll, hier zu übernachten, um dann ganz spät oder ganz früh alles auf sich wirken zu lassen.


Rückreise





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