Statistische Fakten
Hauptstadt: Skopje
Staatsform: Parlamentarische Republik
Einwohner: 2.065.769 (Stand 2013)
Zeitverschiebung: Es gilt die mitteleuropäische Zeit/ Sommerzeit wie bei uns.
Sprachen: Mazedonisch, Albanisch
Nordmazedonien ist ein Binnenstaat in Südosteuropa. Nordmazedonien war seit 1946 die südlichste Teilrepublik Jugoslawiens und rief 1991, etwas später als Kroatien und Slowenien, seine Unabhängigkeit aus. Seit Dezember 2005 hat Nordmazedonien den offiziellen Status eines EU-Beitrittskandidaten. Um den Staatsnamen gibt es einen Namensstreit zwischen der griechischen und der mazedonischen Regierung. Die Republik nennt sich selbst "Republik Nordmazedonien". In die Vereinten Nationen wurde sie wegen griechischer Vorbehalte unter dem Namen "Ehemalige Jugoslawische Republik Nordmazedonien" (englisch Former Yugoslav Republic of Macedonia - FYROM) aufgenommen. Die Landesgröße beträgt 25 713 qkm.
Geschichte
Nur der südliche Teil der ehemaligen jugoslawischen Republik, also des heutigen Staates Nordmazedonien um Bitola, wurde in der Antike zur historischen Region Makedonien gezählt. Der nördliche Teil mit der Hauptstadt Skopje war in der Antike unter dem Namen Paionien bekannt, zur Zeit des Römischen Reiches befanden sich dort Teile der Provinzen Moesia Superior und Macedonia.
Kurzüberblick
- Ab 500 v. Chr. Besiedlung von einigen illyrischen Stämmen
- Im 2. Jahrhundert v. Chr. löscht Rom das antike Makedonien aus.
- Im 4. Jahrhundert n. Chr. Übergang der Macht an Byzanz.
- Einwanderung slawischer Stämme im 6. bis 7. Jahrhundert n. Chr.
- Vom 7. Jahrhundert Teil Bulgariens.
- Ende des 10. Jahrhunderts Teil des Ersten bulgarischen Reiches unter dem Zaren Samuil (976–1014) mit Hauptstadt Ohrid.
- 1131 - 1155 das Serbenreich dehnt sich bis Nordmazedonien aus, anschließend Herrschaft der Serben.
- 1187 - 1196 Teil des Zweiten Bulgarischen Reichs.
- 1392 Türken erobern Skopje, die Stadt gilt ab dann als Üsküp.
- Vom Beginn des 15. Jahrhunderts bis 1912 osmanische Herrschaft auf dem Gebiet der heutigen Republik Nordmazedonien.
- 1465 Aufstände gegen das osmanische Reich (u.a. auch 1565, 1689, 1876).
- 1878 Frieden von San Stefano (3. März): die Region Nordmazedonien geht bis Saloniki an Bulgarien.
- 1878 Berliner Kongress: die Region Maкedonien fällt an die Türkei zurück.
- Ende des 19. Jahrhunderts zunehmender Widerstand gegen die türkische Fremdherrschaft, Einfluss der benachbarten Nationalstaaten Bulgarien, Serbien und Griechenland, Gründung der Bulgarischen Makedonien-Adrianopeler Revolutionären Komitees (BMARK)
- 1903 Ilinden-Aufstand am 2. August (heute Nationalfeiertag Nordmazedoniens)
- 1912/1913: Balkankriege, Ende der türkischen Herrschaft, die Region Nordmazedonien wird zwischen Griechenland, Serbien und Bulgarien aufgeteilt. (Der serbische Teil wurde in Vardar-Nordmazedonien umbenannt)
- 1914–1918: Im Ersten Weltkrieg ist Vardar-Nordmazedonien von bulgarischen Truppen besetzt.
- 1919: Umbenennung der BMARK in Innere Mazedonische Revolutionäre Organisation (IMRO).
- 1918–1941: Vardar-Nordmazedonien wird Teil des Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (ab 1929 Königreich Jugoslawien).
- Von 1929 bis 1941 bildete aufgrund innenpolitischer Zwistigkeiten die heutige Republik Nordmazedonien zusammen mit Teilen des südlichen Serbiens administrativ die Vardarska banovina.
- 1941–1944: Im Zweiten Weltkrieg folgte die erneute bulgarische Besetzung. Errichtung einer Partisanenbewegung. Die kommunistischen Partisanen Jugoslawiens erkennen 1943 die Existenz einer eigenständigen mazedonischen Nation an.
- 1944: Erste ASNOM-Sitzung am 2. August im Kloster „Heiliger Prochor Pčinjski“. Gründung der jugoslawischen Teilrepublik Nordmazedonien.
- 1963: Erdbeben erschüttert die Hauptstadt Skopje.
- 1991: Staatliche Unabhängigkeit infolge des Zerfalls Jugoslawiens, Namens- und Symbolstreit mit Griechenland. Bulgarien erkennt als erstes Land die Republik Nordmazedonien unter derer verfassungsgemäßen Namen an.
- 1993: Aufnahme in die Vereinten Nationen (gleichzeitig konkludente Anerkennung durch die meisten EG-Staaten) unter dem Namen „ehemalige jugoslawische Republik Nordmazedonien“ bzw. „EJRM“ (englisch former Yugoslav Republic of Macedonia oder abgekürzt F. Y. R. O. M. bzw. FYROM).
- 1999: Aufnahme und Versorgung tausender albanischer Flüchtlinge aus dem Kosovo.
- 2001: Innenpolitische Krise, bürgerkriegsähnlicher Aufstand albanischer Nationalisten wegen zu geringer Rechte der Minderheit.
- 2001: Rahmenabkommen von Ohrid, welches mehr Rechte für die Albaner bietet. Anschließend abflauen der Krise.
- 2004: Übergabe des offiziellen EU-Beitrittsgesuches am 22. März 2004.
- 2005: Verleihung des EU-Kandidatenstatus an Nordmazedonien im Dezember.
Politik
Die Staatsform in Nordmazedonien ist laut der Mazedonischen Verfassung von 1991 eine Republik mit der Regierungsform einer parlamentarischen Demokratie. Die Verfassung wurde maßgeblich vom deutschen Altpräsidenten Roman Herzog und dem ehemaligen französischen Justizminister Georges Badinter ausgearbeitet und am 17. November 1991 verabschiedet. Seither wurde sie viermal (1992, 1998, 2001 und 2003) fortgeschrieben: 1992, um ausdrücklich zu erklären, dass das Land keine territorialen Ansprüche gegenüber Nachbarstaaten erhebt und nicht in die Souveränitätsrechte anderer Staaten oder in ihre internen Angelegenheiten eingreift (im Zusammenhang mit den Verhandlungen mit Griechenland wegen des Streits über den Namen des Landes und seine internationale Anerkennung), 2001 zwecks Einführung eines verfassungsrechtlichen Rahmens für die Umsetzung des Rahmenabkommens von Ohrid vom 13. August 2001 (Status der Albanischen Sprache). Das mazedonische Parlament (maz. sobranie, alb. parlamenti) wird alle 4 Jahre gewählt und besteht verfassungsgemäß mindestens aus 120 und höchstens aus 140 Mitgliedern, die durch allgemeine Direktwahl gewählt werden. Bisher hatte das Parlament in allen Legislaturperioden 120 Mitglieder. Das Staatsoberhaupt wird auf 5 Jahre gewählt. Das mazedonische Parteiensystem ist durch eine doppelte Polarität gekennzeichnet: einerseits eine ethnisch-nationale (slawisch-mazedonisch und albanisch) und andererseits eine politische (post-kommunistisch und antikommunistisch). Das antikommunistische Lager wird jedoch nur von der konservativen VMRO-DPMNE vertreten. Ebenfalls ist die VMRO-DPMNE die einzige Partei, die eine enge Anlehnung an den östlichen Nachbarn Bulgarien anstrebt.
Wirtschaft
Nordmazedonien war in der SFR Jugoslawien eines der wirtschaftlich rückständigsten Gebiete mit einer nur gering entwickelten Industrie und nur geringen Rohstoffvorkommen. Im Jahr 2000 wurden immer noch 9,7 % des Bruttoinlandsproduktes (BIP) in der Landwirtschaft erwirtschaftet und 31,6 % in der Industrie. Die Arbeitslosenquote verharrte mit 32,3 % auf weiterhin besorgniserregendem Niveau. Durch das im Vergleich zu anderen Transformationsstaaten relativ niedrige Wirtschaftswachstum der letzten Jahre (2,5 % im Jahr 2004) fiel die wirtschaftliche Entwicklung weiter zurück, mit einem Pro-Kopf-BIP von 3.659 USD ist Mazedonien einer der ärmeren Staaten Europas. Das Land litt unter den typischen Problemen eines post-sozialistischen Staates, z. B. einer ausgeprägten Korruption, einem zu großen Beamtenapparat und der Ineffizienz der industriellen Betriebe, sowie der wirtschaftlichen Blockade durch Griechenland. Nach Ansicht der EU-Kommission in ihrem "Fortschrittsbericht" 2009 sind diese Probleme durch die Reformpolitik behoben. Die hohe Arbeitslosigkeit stellt eines der wirtschaftlichen Hauptprobleme dar. Das Handelsbilanzdefizit ist hoch, die Einfuhren übertreffen die Ausfuhren um über 70 %. Ausgeglichen wird es überwiegend durch Transferzahlungen der im Ausland lebenden Mazedonier. Größter Direktinvestor im Lande ist Griechenland, dann folgen die Republik Zypern und Bulgarien. Im Prozess der Privatisierung wurden die größten und profitabelsten Unternehmen des Landes bereits verkauft. Verblieben sind nunmehr zahlreiche unrentable Unternehmen und Sanierungsfälle. Um ausländische Investoren dennoch anzulocken, führte Mazedonien zum 1. Januar 2007 eine sogenannte Flat Tax nach dem slowakischen Vorbild ein. Der Steuersatz beträgt für natürliche Personen und Körperschaften einheitlich 12 % und wird ab 2008 auf 10 % herabgesenkt. Thesaurierte (also einbehaltene) Gewinne werden überhaupt nicht besteuert. Wichtige Exportprodukte sind Nahrungsmittel, Getränke (v. a. Wein) und Tabak sowie Eisen und Stahl. Die bedeutendsten Zielländer sind Serbien (31,4 %), Deutschland (19,9 %), Griechenland (8,9 %) und Kroatien (6,9 %). Den größten Anteil am Import nach Mazedonien haben Griechenland (15,4 %), Deutschland (13,1 %), Serbien (10,4 %), Slowenien (8,6 %) und Bulgarien (8,1 %).