Hauptstadt: Nikosia
Staatsform: Republik
Einwohner: 848.300 (Stand 2015)
Sprachen: Griechisch, Türkisch
Landesdaten
Zypern, griechisch Kypros (Κύπρος), türkisch Kıbrıs, englisch Cyprus, lateinisch Cuprum, ist eine Insel im östlichen Mittelmeer. Sie ist die drittgrößte Insel des Mittelmeeres und gehört geographisch zu Asien, wird politisch jedoch oft zu Europa gezählt. Die Insel ist politisch seit 1974 geteilt. Der größere Südteil wird von der Republik Zypern beherrscht, die völkerrechtlich die ganze Insel umfasst (außer den britischen Militärbasen). Der Nordteil steht jedoch unter Kontrolle der Türkischen Republik Nordzypern, welche nur von der Türkei anerkannt wird, die den Norden 1974 militärisch besetzte. Zwischen Nord- und Südteil liegt eine Pufferzone, die als „Grüne Linie“ („Green Line“/„πράσινη γραμμή“/„yeşil hat“) die Hauptstadt Nikosia teilt und von Friedenstruppen der Vereinten Nationen überwacht und verwaltet wird, der United Nations Peacekeeping Force in Cyprus (UNFICYP). Auf der Insel liegen zwei britische Militärbasen Akrotiri und Dekelia, die als Exklaven völkerrechtlich zu Großbritannien gehören. Für das Vereinigte Königreich war die Möglichkeit einer dauerhaften Nutzung der strategisch wichtigen Insel eine Vorbedingung für die Entlassung Zyperns in die Unabhängigkeit im Jahre 1960. Die Republik Zypern ist seit dem 1. Mai 2004 Mitgliedstaat der Europäischen Union (EU). Die EU bekräftigte den Herrschaftsanspruch der Republik Zypern über die gesamte Insel und sieht daher auch ganz Zypern als Teil des EU-Gebietes an; faktisch jedoch trat nach dem Scheitern des Referendums zum Annan-Plan am 24. April 2004 der Nordteil der Insel nicht der EU bei.
Geschichte
Die erste ständige Besiedlung Zyperns erfolgte in der Jungsteinzeit. In Aetokremnos wurden zwar epipaläolithische Befunde ausgegraben, eine länger andauernde Besiedlung ist jedoch nicht belegt. Die neolithische Besiedlung erfolgte im 9. Jahrtausend v. Chr. von Syrien aus. Das bekannteste Dorf der Jungsteinzeit ist Khirokitia bei Kalavassos, weitere Fundorte aus dem präkeramischen Neolithikum (PPNB) sind Kastros, Shillourokambos, Ais Yiorkis und Tenta. Seit der Bronzezeit belieferte Zypern das östliche Mittelmeer mit Kupfer. In der ausgehenden Bronzezeit entstanden auf Zypern Handelsstädte wie Enkomi, die in engem Kontakt mit der Levante standen. Den Hethitern und Ugarit war Zypern (oder ein Teil der Insel) als Alašija bekannt. Um 1200 v. Chr. kam die Insel unter mykenischen Einfluss. Lokal wurde Keramik hergestellt, die mykenische Vorbilder umsetzt, diese fand weiter Verbreitung in der Levante. Danach war Zypern Teil der assyrischen, ägyptischen und persischen Einflusssphäre. Das Königreich Salamis errang nach und nach die Vorherrschaft über die Insel. 332 v. Chr. gingen die Könige von Zypern zu Alexander dem Großen über und Zypern wurde in dessen Reich eingebunden. Nach dem Zerfall des Reiches gehörte Zypern zum hellenistischen Ptolemäerreich. 58 v. Chr. gelangte die Insel unter römische Herrschaft. Zypern blieb römisch und oströmisch/byzantinisch bis 1184, zuletzt unter Kaiser Isaak Komnenos. Die Kreuzritter und die Lusignans beherrschten die Insel bis 1489, anschließend gehörte die Insel bis 1571 zur Republik Venedig, danach zum Osmanischen Reich. 1878 verpachtete das Osmanische Reich die Insel an Großbritannien, das diesem im Gegenzug Unterstützung gegen einen Vorstoß der Russen zusagte. Mit dem Eintritt des Osmanischen Reiches in den Ersten Weltkrieg (1914) auf Seiten der Mittelmächte wurde die Insel von den Briten annektiert. Sie gehörte bis zum Inkrafttreten des Vertrags von Lausanne im Jahre 1923 formal noch der Türkei, die sie in besagtem Vertrag rückwirkend als seit 1914 durch Großbritannien annektiert anerkannte. 1925 wurde Zypern Kronkolonie. Zypern wurde am 16. August 1960 aufgrund des Abkommens von Zürich zwischen Großbritannien, Griechenland und der Türkei unabhängig. Nach Unruhen und Spannungen zwischen den Volksgruppen wurde im Jahr 1964 die United Nations Peacekeeping Force in Cyprus (UNFICYP) im Land stationiert, um eine Eskalation des Zypernkonflikts zu verhindern. Dies gelang jedoch nicht. In einem von der griechischen Junta unterstützten Putsch der Nationalgarde wurde 1974 Präsident Makarios gestürzt. Die nationalistisch orientierten Putschisten strebten die Angliederung an Griechenland an (Enosis). Als Folge von Pogromen und ethnischen Säuberungen und unter Berufung auf ihre Rolle als Garantie- und Schutzmacht der türkischen Inselbewohner intervenierte die Türkei und besetzte den Norden Zyperns. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen bekräftigte in seiner Resolution 353 die territoriale Integrität und Unteilbarkeit der Republik Zypern und verlangte den sofortigen Abzug der türkischen Truppen. Am 16. August 1974 wurde ein Waffenstillstandsabkommen geschlossen, die Friedenstruppe der Vereinten Nationen (UNFICYP) überwacht seitdem die Einhaltung des Waffenstillstandes, unter anderem durch regelmäßige Patrouillen an der Green Line genannten Waffenstillstandslinie. 1983 wurde im türkisch besetzten Nordteil der Insel die Türkische Republik Nordzypern proklamiert. Der UN-Sicherheitsrat erklärt die Proklamation in seiner Resolution 541 für völkerrechtswidrig. Die Türkei ist der einzige Staat, der die Türkische Republik Nordzypern anerkennt. 2003 wurde die Grenze zwischen den beiden Landesteilen erstmals wieder durchlässig, als die Öffnung der Grenzübergänge für beide Volksgruppen für Besuche im jeweils anderen Teil der Insel zum 23. April 2003 erfolgte. 2004 scheiterte jedoch der Annan-Plan zur Wiedervereinigung in einer Volksabstimmung an der Ablehnung im griechischen Teil Zyperns. Der Annan-Plan hatte für den griechischsprachigen Südteil Zyperns den Namen Griechisch-zyprischer Staat vorgesehen. Hätte der Plan auch im Südteil Akzeptanz gefunden, würde Zypern heute offiziell Vereinigte Republik Zypern heißen. Das türkischsprachige Pendant im Nordteil, auf dem heute die Türkische Republik Nordzypern errichtet ist, hätte den Namen Türkisch-zyprischer Staat erhalten. Die Türkische Republik Nordzypern hätte sich aufgelöst. Die heutigen Flaggen der Türkischen Republik Nordzypern sowie die des nach wie vor völkerrechtlich auch den Nordteil vertretenden Südteils von Zypern (also die Flagge der 1960 gegründeten Republik) wären Geschichte geworden. Aufgrund der Ablehnung des Annan-Plans im Südteil, bei der sich 76 % der griechischen Zyprer gegen den Plan aussprachen, wurde Zypern am 1. Mai 2004 als geteiltes Land Mitglied der EU. Für den Plan und dem daraus resultierenden Zusammenschluss der Insel stimmten 65 % der Bewohner des besetzten Teils. Die Türkische Republik Zypern bleibt bis heute eine international nicht anerkannte und isolierte Republik. Am 9. Januar 2007 rissen türkische Zyprer in Nikosia die Lokmaci-Barrikade, die seit 1967 das Symbol für die Trennung darstellt, als „Zeichen des guten Willens“ ein. Am 8. März 2007 wurde daraufhin von griechischen Zyprern die Barrikade auch auf der griechischen Seite niedergerissen. Bei einem Treffen am 21. März 2008 zwischen den Führern der griechischsprachigen und türkischsprachigen Volksgruppen, Dimitris Christofias und Mehmet Ali Talat, haben sich beide Seiten auf den sofortigen Beginn von Verhandlungen über eine Vereinigung der beiden Teile der Insel geeinigt. Seit dem 3. April 2008 ist in der Altstadt von Nikosia in der Ledrastraße die Grenze geöffnet.
Flora und Fauna
Zypern ist die waldreichste Insel im gesamten Mittelmeerraum. Schon in der Antike galt Zypern als die fruchtbarste unter den Inseln; sie war besonders bekannt für guten Wein und hochwertiges Olivenöl und konnte ihren Eigenbedarf an Getreide decken. Nach Eratosthenes war sie ehemals dicht bewaldet, sogar die Ebenen waren mit Wald bedeckt und konnten so nicht zum Ackerbau genutzt werden. Der Bergbau schaffte etwas "Abhilfe", der Wald wurde gerodet, um als Brennstoff für die Verhüttung von Silber und Kupfer zu dienen, weiteres Holz wurde für den Schiffbau gerodet, nachdem Kriegsschiffe den Handel gesichert hatten. Jeder konnte den Wald roden und das so gewonnene Land steuerfrei bebauen. Im Troodos – dem „Schwarzwald“ Zyperns – wachsen die endemischen Erlenblättrigen Eichen sowie Aleppo-Kiefern, Pinien, Platanen, Zedern und Steineichen. An den flach abfallenden Rändern des Troodos wurde die natürliche Flora größtenteils verdrängt von Apfel-, Birnen-, Pfirsich-, Mandel- und Nussbäumen sowie von Weinhängen. Im übrigen wird das Bild der Insel von Zypressen, Olivenhainen und Johannisbrotbäumen geprägt. Nicht weniger als 1.800 Blütenpflanzen sind bekannt. Der Frühling wird geprägt von Anemonen, Narzissen, Gladiolen, Iris, Goldwurz, Tulpen und Klatschmohn. Auch viele Arten von Orchideen kommen vor. Einige davon sind endemisch. Mit den ersten herbstlichen Regenfällen sprießen unter anderem Traubenhyazinthen, Weihnachtsstern und Hahnenfuß. Die ursprünglich aus Brasilien stammende und teilweise verwilderte Bougainvillea blüht das ganze Jahr hindurch. Heute sind nur noch etwa 17% der Insel (im Wesentlichen im Troodos und im Pentadaktylos) von Wald bedeckt. Eingriffe des Menschen, Beweidung mit Ziegen und häufige Waldbrände haben die Waldflächen vermindert. Heute bemüht man sich, den Waldbestand durch Neubepflanzung zu vergrößern. Das Überleben neu gepflanzter Bäume wird durch Wassermangel erschwert. Einige fremde Arten wurden eingeführt (verschiedene Arten von Tannen, Fichten, Akazien und Eukalyptus). Fossilien und archäologische Funde belegen, dass auf Zypern bis in die Nacheiszeit Zwergflusspferde und Zwergelefanten lebten, die bereits in der Jungsteinzeit ausgestorben waren. Schweine, Rinder, Ziegen, Damhirsche und Wildschafe sowie Füchse und Wildkatzen wurden von den ersten Bauern mitgebracht. Die Schafe verwilderten und leben, bekannt als Zypern-Mufflon, noch heute im Troodos und auf der Halbinsel Akamas. Die Zypern-Mufflons wurden im Laufe des 20. Jahrhunderts nahezu ausgerottet, der Bestand konnte zwischenzeitlich durch Schutzmaßnahmen gesichert werden. Die ebenfalls eingeführten Rinder verschwanden nach relativ kurzer Zeit und wurden erst im Endneolithikum wieder eingeführt. Meeresschildkröten legen an den Küsten der Halbinseln Akamas und Karpaz und von Varosha bei Famagusta ihre Eier ab; um ihre unbehinderte Fortpflanzung zu ermöglichen, verabschiedete die zyprische Regierung ein Schutzprogramm: Für die Dauer der Eiablage werden die Strände für Menschen gesperrt. Neben den im Mittelmeer üblichen Fischarten tummeln sich in den Küstengewässern im Osten der Insel auch Fische, die durch den Suez-Kanal aus dem Roten Meer ins Mittelmeer kamen, wie zum Beispiel Flötenfische (Fistulariidae) und Kaninchenfische (Siganidae). Die Vogelwelt Zyperns umfasst 340 Arten. Die Insel ist ein Durchzugsgebiet vieler Zugvögel: 46 Arten verbringen das ganze Jahr auf Zypern, 27 der Zugvogelarten nisten auf der Insel. Die Wälder des Troodos und die Höhenlagen des Pentadaktylos sind die vogelreichsten Gebiete: Unter anderem sind hier Buchfink, Fichtenkreuzschnabel, Chukarhuhn, Nachtigall und Seidensänger zu finden. Halsbandfrankolin, Häherkuckuck, Eleonorenfalke, Steppenweihe und Teichwasserläufer sind gesuchte Arten von "Birding-Tours". Schuppengrasmücke und Zypern-Steinschmätzer sind zyprische Endemiten. Im Salzsee bei Larnaka kann man im Winter Flamingos beobachten. Im Jahre 2006 wurde die Zypern-Maus (Mus cypriacus) entdeckt, eine Mäuseart, die schon seit mindestens 10.000 Jahren auf Zypern lebt. Sie hat einen größeren Kopf, größere Ohren, Augen und Zähne als alle anderen bisher bekannten Mäusearten.
Auf Zypern herrscht mediterranes Klima mit deutlich kontinentaler Ausprägung. Die Temperaturen sind höher als im nördlichen Mittelmeerraum und von der levantinischen Küste wehen oft heiße Wüstenwinde übers Meer. Das Mittelmeer um Zypern hat die höchsten Wassertemperaturen im gesamten Raum. Im Februar werden etwa 17 °C, im August um 28 °C erreicht. Regen fällt vor allem von Dezember bis April. Von Mai bis November ist es trocken und vor allem im Landesinneren zum Teil sehr heiß. Nikosia hat im Juli und August eine durchschnittliche Höchsttemperatur von 37 °C, was nur 2 °C unter der Temperatur in Dubai liegt, jedoch 8 °C wärmer ist als auf Mallorca. In Extremfällen steigt das Thermometer im Zentrum der Insel im Hochsommer auf 47 °C. An den Küsten ist es während des Sommers meist am Tag 30 bis 35 °C warm, in der Nacht kühlt es auf 20 bis 23 °C ab. Der Westen der Insel um die Stadt Paphos ist 2 bis 4 °C kühler als der Osten. Im Winter liegen die Temperaturen zwischen 15 °C und 20 °C am Tage, von Zeit zu Zeit auch darüber, selten darunter. Oberhalb von 1.500 m kann es Schnee geben, Frost ist auch im Flachland häufiger, an der Küste jedoch praktisch auszuschließen.
Im Norden Zyperns leben 256.644 (2006) und im Süden 766.400 (2005) Menschen. Hinzu kommen britische Militärangehörige (7500), weitere Zyprer (7000) in Akrotiri und Dekelia und 917 Angehörige der UNFICYP (Februar 2007). Danach beträgt die Bevölkerung Zyperns 1.038.461 Menschen. Die auf der Insel lebenden etwa 778.000 griechischen Zyprer machen etwa 72% der Bevölkerung aus. Die Zahl der türkischen Zyprer betrug im Jahre 2006 etwa 220.000; allerdings sind hierin auch enthalten die etwa 80.000 Türken, die erst nach der Invasion der türkischen Streitkräfte im Juli 1974 im besetzten Nordteil der Insel angesiedelt worden sind, sowie weitere etwa 40.000 auf Zypern stationierte türkische Soldaten. Heute leben im südlichen Teil der Insel etwa 2.000 türkische Zyprer, im nördlichen Teil der Insel, vor allem in Rizokarpaso, etwa 500 griechische Zyprer. Neben einem eigenen Dialekt des Neugriechischen (Zypriotisches Griechisch), Türkisch und Arabisch wird Englisch als Bildungs- und Verkehrssprache gesprochen. Seit der türkischen Invasion leben etwa 200.000 griechische Zyprer aus dem türkisch besetzten Norden als Flüchtlinge im Süden der Insel. Die türkischen Flüchtlinge aus dem Süden haben teilweise Ortschaften gegründet, deren Namen an ihre Heimatorte erinnern. Alle älteren türkischen Zyprer sprechen auch griechisch, in einigen Dörfern auf der Halbinsel Karpas wird die Schwarzmeer-Mundart pontisches Griechisch gesprochen. An der Nordspitze Zyperns gibt es Dörfer, deren maronitische Bevölkerung eine arabische Mundart spricht. Das in Kormakitis gesprochene Kormakiti-Arabisch ist in Wortschatz, Phonetik und Grammatik stark vom Griechischen beeinflusst. Die jungen Männer arbeiten heute aufgrund ihres Sonderstatuts (kein Militärdienst) weitgehend im Süden der Insel, während Frauen, Kinder und alte Menschen die Felder bestellen.
Der größte Teil der Bewohner, etwa 77%, sind orthodoxe Christen. Die Muslime stellen insgesamt 21% der Bevölkerung. Die östlich-orthodoxe Kirche von Zypern (auch „zyprisch-orthodoxe Kirche“) ist bereits seit dem Konzil von Ephesos im Jahr 431 autokephal und befindet sich in vollständiger Glaubensgemeinschaft mit den anderen orthodoxen Kirchen. Die türkischsprachige Bevölkerung ist zu 99% sunnitisch-muslimischen Glaubens. Etwa 1% der Bevölkerung gehört der römisch-katholischen Kirche des lateinischen Ritus an, sie gehören zum Patriarchat Jerusalem. Ungefähr ein weiteres Prozent der Einwohner ist ebenso in voller Einheit mit dem Papst, es sind die (katholischen) Maroniten, die auch den einzigen katholischen Erzbischof mit Sitz in Zypern aufweisen. Für beide Riten der Katholischen Kirche und zur diplomatischen Vertretung des Heiligen Stuhles gibt es eine eigene Apostolische Nuntiatur, die vom Nuntius für das Heilige Land mitbetreut wird.